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    Ele Top 100 Rezensent

    Aktiv seit: 06. Januar 2017
    "Hilfreich"-Bewertungen: 24
    139 Rezensionen
    Vriesekoop, B: Mulans Töchter Vriesekoop, B: Mulans Töchter (Buch)
    09.11.2018

    Kahle Zweige und Essensrestchen

    Mulans Töchter, Sachbuch von Bettine Vriesekoop, 240 Seiten erschienen im Pirmoni Verlag.
    Wie moderne Frauen das Gesicht Chinas verändern.
    Bettine Vriesekoop war eine, auf internationaler Ebene, erfolgreiche Tischtennisspielerin. Inspiriert durch die Begegnungen mit chinesischen Sportlerinnen entschied sie sich, nach ihrer aktiven Zeit, für ein Studium der Sinologie. In diesem Buch lässt sie verschiedene chinesische Frauen zu Wort kommen und bietet einen Einblick in ihren Alltag.
    Das Buch ist in 16 Kapitel eingeteilt, durch die zum Inhalt passenden Titel, erhält der Leser einen sehr guten Überblick. Am Ende ist ein sehr umfangreicher Anhang platziert, bestehend aus der Mulan- Ballade, einer Zeittafel der chinesischen Dynastien in chronologischer Reihenfolge, was sehr hilfreich war. Des Weiteren ein Glossar in dem die chinesischen Begriffe erläutert werden. Wenn darüber hinaus noch Fragen offen sind, dann helfen die weiterführenden Links am Ende. Eingefügte Bilder lockern die oft strenge Erzählung auf. Eigennamen und chinesische Ausdrücke erscheinen kursiv und werden dadurch herausgehoben.
    Das Buch liest sich wie ein Reisebericht, bei dem die Autorin mehr als 20 beeindruckende Frauen schwerpunktmäßig zum Thema Emanzipation und Sexualität interviewt. Gerne hätte ich mehr über moderne chinesische Frauen in der Familie z.B. als Hausfrau und Mutter erfahren. Auch über den Brauch des „Füßebindens“ hätte ich gerne mehr gewusst, da mich das Thema sehr interessiert. Stellenweise waren die Erzählungen schon sehr ausführlich und langatmig, trotzdem konnte ich das Buch flüssig und schnell lesen. Vriesekoop berichtet über eine lockere, dann auch wieder sehr puritanische Moral. Aufklärung in den Schulen findet nicht statt. Die Ein-Kind-Politik hat viele der Probleme geschaffen, die hier sehr eindringlich dargestellt werden. Frauen sind in der Minderheit und somit ein extrem rares Gut. Sie warten länger bis sie heiraten und sind wählerischer geworden, enden dann oft als Shengü (Essensrestchen), dadurch gibt es viele unverheiratete Männer (kahle Zweige). Die Scheidungsrate ist hoch, denn die jungen Leute sind als Einzelkinder aufgewachsen, die keine Fähigkeit entwickelt haben, einen selbständigen Part in einer Ehe zu spielen. Noch oft werden die Ehen von den Eltern des Paares arrangiert. Traditionelle chinesische Heldinnen wie Qiu Jin, die kommunistische Revolutionärin, oder Hua Mulan, die für ihren Vater in Männerkleidern in den Krieg zog, sind für die modernen Chinesinnen Vorbilder. Es hat sich viel geändert in China, leider nicht nur zum Guten für Frauen. Junge Chinesinnen haben noch einen weiten und schweren Weg vor sich, um sich zu emanzipieren.
    Dieses Buch kann ich den Lesern empfehlen, die sich für das Leben der modernen Frauen, die China verändern wollen, interessieren. Leider konnte mich dieses Buch nicht ganz erreichen, deshalb 3 von 5 möglichen Sternen.
    Man muss auch mal loslassen können Monika Bittl
    Man muss auch mal loslassen können (Buch)
    27.10.2018

    Enttäuschend

    Man muss auch mal loslassen können, Satire von Monika Bittl, 272 Seiten, erschienen im Knaur Verlag.
    Wie drei Frauen es nicht schaffen ihrem Leben ein Ende zu setzen.
    Charlotte, Wilma und Jessy haben beschlossen, sich umzubringen. Dass dieses Vorhaben nicht so einfach ist, auch wenn man es gemeinsam plant, müssen die drei bald einsehen. Bei ihren vergeblichen Versuchen, stoßen sie auf zwei glücklose Männer, die ebenso dilettantisch versuchen einen Raubüberfall zu unternehmen. In der Hoffnung von den Räubern getötet zu werden, drängen sie sich als Geiseln auf. In einer einsamen Waldhütte, beginnt das Chaos.
    Die Geschichte ist in kurze, knackige Kapitel aufgeteilt, jeweils mit einem fett gedruckten, vergrößerten Buchstaben beginnend. Jedes dieser einzelnen Kapitel ist in auktorialer Erzählform aus der Perspektive eines jeweiligen Charakters geschrieben, der in der Überschrift hervorgehoben wird. Dadurch werden am Anfang die handelnden Personen gut vorgestellt und die Ansichten der Charaktere werden verdeutlicht. Besondere Ausdrücke und Phrasen erscheinen kursiv gedruckt und heben sich dadurch vom übrigen Text ab.
    Dieses Buch hat mich leider nicht gefallen, zu Beginn war ich mehrfach versucht, die Lektüre einfach abzubrechen, es konnte mich weder fesseln noch spannend unterhalten, humorvoll, bzw. lustig fand ich das Geschriebene auch nur ganz selten. Da es sich um ein dünnes Buch handelt, habe ich mich sozusagen, weiter durch die Geschichte „gequält“.
    Mein Lieblingscharakter war Wilma, die schon etwas ältere, resolute Wirtin, der wegen Verstoß gegen das Nichtrauchergesetz, die Konzession für ihre Wirtschaft entzogen wurde. So ihrer „Lebensaufgabe“ beraubt, will sie, auch um ein Exempel gegen das Gesetz zu statuieren, aus dem Leben scheiden.
    Charlotte, ihren Grund für den gewählten Freitod kann ich noch am ehesten nachvollziehen, ein höchst aggressiver Bauchspeicheldrüsenkrebs.
    Und zuletzt Jessy, jung, schön, klug aber megagaga. Die, die Liebe ihres Lebens Jossip in ihrem tollen Boxspringbett beim Seitensprung erwischt. Diese Figur konnte ich am wenigsten leiden, ihr Argument zum Suizid kann ich überhaupt nicht verstehen. Ihre vulgäre Ausdrucksweise, war mit der Grund, warum ich die Lektüre abbrechen wollte, ihre Aussagen strotzten nur vor derben Ausdrücken, wie bitch, shit usw., ich bin in der Richtung nicht unbedingt empfindlich, aber ihre Sätze strotzten nur so davon. Sie ist aber die Figur, die sich im Verlauf der Geschichte am meisten weiterentwickelte.
    Ralle war auch noch ein guter Typ, Handwerker, der die häuslichen Angelegenheiten gerne seiner Gattin Gabi überlässt, denn er bringt ja schließlich das Geld ins Haus. Als das Geld langsam knapp wird beschließt er eine Tankstelle zu überfallen.
    Und zum Schluss noch Moritz, der mir auch unsympathisch war, ein Stotterer, rhetorisch versiert aber nur schriftlich. Der gegen den Kapitalismus und gegen seine reichen spießigen Eltern ankämpft. Ein weiterer Grund der mich gelangweilt hat, seine ausschweifenden politischen Ansichten. Die politischen Themen fand ich auch äußerst unpassend zum Plot.
    Keine Spannung vorhanden, voraussehbares Happy End, weder witzig, eher „komisch“, unnötige Längen, politisches Gerede, dilettantisch verübte Verbrechen, die nie aufgeklärt, bzw. geahndet wurden, was für mich absolut nicht nachvollziehbar ist.
    Ein guter Satz, den ich mir merken will: „Sterben kann gar nicht so schwer sein, das hat bisher noch jeder geschafft“. Deshalb, auch wegen des netten Covers, hier von mir 2 von 5 Sternen.
    Cohen, J: wundersame Mission des Harry Crane Cohen, J: wundersame Mission des Harry Crane (Buch)
    24.10.2018

    Susquehanna Santa

    Die wundersame Mission des Harry Crane, Roman von Jon Cohen, 536 Seiten, erschienen Im Insel Verlag.
    Seit Harry auf Bäume klettern kann, weiß er, wie man gut durchs Leben kommt. Man muss sich nur gut festhalten. Ein kleines Mädchen zeigt ihm wie man loslässt.
    Für Harry Crane gibt es zwei wichtige Dinge in seinem Leben, seine Frau Beth und Bäume. Als Beth überraschend stirbt, gibt er sich die Schuld an ihrem Tod, er beschließt in den Wäldern Pennsylvanias seinem Leben ein Ende zu setzen. Daran hindert ihm ein kleines Mädchen und ihre Mutter beide haben den Ehemann bzw. den Vater verloren. Oriana ist davon überzeugt, dass er nicht tot sondern nur verwandelt ist. Harry soll diesen Zauber brechen.
    Am Anfang des Buches gibt es zwei Erzählstränge, die sich schon bald zu einer Geschichte vereinen. Als Stilmittel hat Jon Cohen die auktoriale Erzählform gewählt. Dadurch entsteht ein umfassender Überblick über die Handlungen der einzelnen Charaktere. Lustige aber auch ernste Dialoge beleben die Erzählung, dies ist dem Autor auch durch seinen flüssigen und vor allem bildhaften Erzählstil gut gelungen. Solche Sätze z.B. Ihre Frisur, eine pikante Mischung aus Schaf und Stachelschwein, war das blanke Grauen. So hatte ich Setting und Personen stets vor Augen. Sehr gut gelungen fand ich die Platzierung des „Buches im Buch“. Die lustige Illustration und der in Schreibschrift geschriebene Text macht „Das Buch des alten Grum“ zu einem Eyecatcher im Text. 37 Kapitel in genau passender Länge und mit Kapitelzahlen überschrieben, helfen das Buch flüssig zu lesen. Erzählungen und Vorgelesenes erscheinen kursiv.
    Der Beginn des Buches hat mich sofort begeistert, die Trauer des Protagonisten und des Mädchens und ihrer Mutter haben mich sehr berührt. Es zeigt wie die Figuren auf verschiedenste Weise mit ihrer Trauer umgehen. Verdrängung, Flucht in die Märchenwelt und Schuldgefühle. Doch im weiteren Verlauf hatte das Buch doch unnötige Längen, die weniger unterhaltsam waren. Es wäre für eine gute Geschichte m.E. nicht notwendig gewesen, die Besteigung jedes einzelnen Baumes zu erläutern, die Baumthematik fand ich sowieso viel zu ausführlich und für den Plot nicht notwendig. Auch konnte ich das Verhalten, von Harry und Oriana nicht unbedingt nachvollziehen. Das Mädchen fand ich altklug und dickköpfig, und dass sich der Protagonist dem Diktat des Kindes so unterworfen hat, fand ich nicht realistisch. Bestechend in diesem Werk sind die Nebencharaktere. Zuallererst der heimliche „Held“ der Geschichte. Ronnie, der sich die Schuld an Deans Tod gibt, ein Tolpatsch und Trinker und doch eine Superfigur. Und auch die resolute Stadtbibliothekarin Miss Perkins, ein liebenswertes Faktotum in der Bücherei, eine Frau die nach jeder Enttäuschung aufsteht und weitermacht. Die Bösewichte Stu und Wolf waren gut gezeichnet. Alles in allem ist es m. M. nach ein Märchen für Erwachsene, dazu passt der böse Bruder von Harry „der böse Wolf“, der rote Mantel von Beth, oder der Sack mit Goldmünzen. Obwohl die Geschichte traurig beginnt mangelte es nicht an Situationskomik, als der Hund die Asche der Verblichenen wie Konfetti verteilte, musste ich unfreiwillig lachen. Ein Lieblingszitat habe ich auf Seite 118 entdeckt: "Die passende Lektüre hat noch jeden Schmerz gelindert". Das kann ich nur bestätigen.
    Dieses Buch eignet sich für Leser, die sich gerne märchenhaft verzaubern lassen wollen. Eine Leseempfehlung auch für Fans von „Happy Ends“. Von mir 3 Sterne.
    Remington, L: Scarlett (Scarlett 1) Remington, L: Scarlett (Scarlett 1) (Buch)
    14.10.2018

    Die geheime Zutat

    Scarlett - Ein Löffelchen Geheimnis und der Duft von Magie, Kinderbuch von Laurel Remington, empfohlenes Lesealter 10 – 14 Jahre, 256 Seiten, erschienen im Carlsen Verlag.
    Scarlett findet neue Freunde im geheimen Kochclub.
    Die 13 jährige Scarlett hat es nicht leicht, ihre Mutter verheizt ihr gesamtes Teenager-Privatleben in einem Mummy-Blog. Das schlimmste was einem Teenager passieren kann. Doch eines Tages findet sie bei ihrer Nachbarin ein unheimliches Kochbuch. Sie findet in der betagten Rosemary Simpson eine Freundin und Mentorin, ihr Leben verbessert sich dadurch zusehends, ob das an der geheimen Zutat liegen könnte.
    Das Buch besteht aus 40 Kapiteln und einem Epilog, jedes Kapitel ist mit einer auf den Inhalt hinweisenden Überschrift versehen, die in Schreibschrift eingefügt ist. Außerdem erscheinen Briefe in Schreibschrift, eine einfachere Schrift hätte jedoch die Lektüre für die Altersgruppe leichter lesbar gemacht. Blogeintrage wurden durch eine andere Schrift kenntlich gemacht. Jeder Kapitelbeginn ist mit hübschen Zeichnungen verziert, Herzchen, Muffins, Törtchen usw. was für eine nette Idee. Lebhafte, humorvolle Dialoge machten die Lektüre unterhaltsam, die Protagonistin erzählt im Ich-Stil aus ihrer Sicht. Da meine 12jährige Nichte dieses Buch auch gelesen hat, kann ich aus erster Hand bestätigen, dass das empfohlene Lesealter hervorragend passt.
    Die Protagonistin und alle handelnden Charaktere waren sehr sympathisch, am Ende sogar der anfangs unbeliebte Abgeordnete Emory Kruffs. Die nervige Blogger-Mutter habe ich richtig liebgewonnen, eine absolute Lieblingsfigur die nette und hilfreiche alte Dame, Mr. Simpson die sich als wunderbare Mentorin entwickelt. Tolle interessante Charaktere waren die Mitglieder des geheimen Koch-Clubs allen voran natürlich die Protagonistin Scarlett. Ich fand es gut, dass im vorliegenden Buch auch ernstere Themen angesprochen werden Alter, Krankheit, Trauer und familiäre Probleme, die wurden sehr einfühlsam passend zur Zielgruppe aufgearbeitet das hat die Autorin hervorragend gemeistert. Viele Hindernisse und Aufregungen machen die Lektüre spannend und das traurige Ende, welches meine Nichte nicht so gut fand, war dennoch auch versöhnlich. Als besonderes Highlight ist auch noch das Rezept für die Zimt-Teilchen eingefügt. Da hätte ich mir noch mehr gewünscht. Während der gesamten Lektüre ist mir das Wasser im Munde zusammengelaufen und ich bekam richtig Lust darauf etwas zu backen. Eine deutliche Leseempfehlung und 4 Sterne.
    Baird, J: Queen Victoria Baird, J: Queen Victoria (Buch)
    13.10.2018

    Victoria, die Rose Englands, die Großmutter Europas

    Queen Victoria, Biografie von Julia Baird, 608 Seiten, erschienen im Konrad Theiss Verlag.
    Welche Frau steckt hinter dem Mythos dieser großen, entschlossenen Herrscherin, nach der eine ganze Epoche benannt wurde?
    Das Werk ist chronologisch aufgebaut und in 5 Teile gegliedert, die in 30 Kapitel unterteilt sind. Vor jedem Kapitel sind Zitate verschiedener Zeitzeugen aufgeführt, die sich auf das jeweilige Kapitel beziehen. Die einzelnen Teile sowie auch die Kapitel erscheinen unter einem sich auf den Inhalt zusammenfassenden Titel. Sehr viele Bilder, Fotografien und Landkarten sind eingefügt, so kann sich der Leser zu jeder Zeit das Geschriebene bildhaft vorstellen, es hat mir gut gefallen, z.B. die beschriebenen Personen an den passenden Stellen vor Augen zu haben. Der Stammbaum ganz zu Anfang hat mir sehr dabei geholfen, mich in den verzweigten Familienzusammenhängen zurechtzufinden, ihn habe ich des Öfteren zu Rate gezogen. Zwischen den Texten befinden sich Tagebucheinträge, Briefe und Zeitzeugenberichte, die nützlich waren die Gedanken und Taten der agierenden Personen besser zu verstehen. Welche Recherchearbeit die Autorin geleistet hat, erkennt man an den Quellenangaben und Anmerkungen am Ende die über 100 Seiten umfassen.
    Alexandrina Victoria wurde am 24. Mai 1819 an 5. Stelle der Thronfolge geboren. Nur ihr Vater Edward, der Herzog von Kent war sich sicher, dass seine Tochter einmal den Thron besteigen wird. Sie war ein unbeherrschtes und trotziges Kind und hatte unter der Bevormundung ihrer Mutter und derem Vertrauten, John Conroy sehr gelitten. Am 20. Juni 1837 starb ihr Onkel William IV. und Victoria war mit gerade 18 Jahren die Herrscherin über das britische Weltreich. Im Alter von 20 Jahren heiratete sie Prinz Albert von Sachsen Coburg und Gotha, den sie sehr geliebt hat. Sie bekam 9 Kinder und 42 Enkel, ihre Nachkommen bevölkerten die europäischen Königshäuser. Ihr Gemahl starb nach 20 Jahren glücklicher Ehe und Victoria trauerte über vier Jahrzehnte um ihn. Sie litt zeitlebens sehr stark unter Verlustängsten und überlebte 3 ihrer Kinder und einige Enkel. Albert hatte ihr viel von den Regierungsgeschäften abgenommen, er war in dieser Zeit der heimliche König. Doch nach jahrelanger Trauer wurde sich Victoria ihrer Stärke bewusst und die vermeintliche schwache Frau bewies der Welt was für eine zähe und streitbare Herrscherin sie ist. Sie verstand es politisch klug, energisch und diplomatisch zu taktieren, regelmäßig ging sie an die Grenzen ihrer Befugnisse und nicht selten darüber hinaus. Sie herrschte über ein Viertel des bewohnten Gebiets der Erde und über 400 Mio. Menschen. Unter ihrer Regierungszeit hat sich die Welt verändert. Elektrizität, Telefon, Dampfschiffe, im Rechtwesen, Frauenrechte und in der Medizin wurden Fortschritte gemacht. Sie hat für ihr Land wichtige Gesetze und soziale Verbesserung durchgesetzt und etliche Kriege gewonnen. Viele berühmte Männer und Frauen waren Zeitzeugen. Darunter Florence Nightingale, Dickens, Oscar Wilde, Mark Twain, Conan Doyle usw. Die historischen Persönlichkeiten sind hervorragend charakterisiert. Ihre Regentschaft dauerte 63 Jahre. Am 22. Januar 1901 erschütterte ihr Tod die Welt.
    Diese Biografie über die große, kleine Königin (sie war nur 1,50m groß) hat mir sehr gut gefallen. Ich fühlte mich hervorragend unterhalten, konnte das Buch kaum aus der Hand legen und habe viele neue Einsichten erhalten. Dass Victoria, Albert sehr geliebt hat, war mir bekannt, aber wie stark diese Liebe war, habe ich durch dieses Buch erfahren. Bis an ihr Lebensende trug Victoria Trauerkleider. Auch die Kapitel über das Ehe- und Familienleben waren äußerst informativ, wusste ich doch nicht, wie fest Albert die Zügel der Regierung in seinen Händen hielt. Viel habe ich, nicht nur über die europäischen Herrscherhäuser dieser Zeit, sondern auch über die damaligen Lebensumstände erfahren. Interessant fand ich den Bericht über die Weltausstellung 1851.
    Wer sich ein Bild über Victoria, ihre Politik und das viktorianische Zeitalter machen will, dem kann ich dieses unterhaltsame Werk nur empfehlen. Gute umfassende Biografie, gute Unterhaltung – 5 Sterne.
    Deutsches Haus Deutsches Haus (Buch)
    07.10.2018

    Ein Stück Zeitgeschichte

    Deutsches Haus, Roman von Annette Hess, 368 Seiten, erschienen im Ullstein-Verlag.
    Die junge Dolmetscherin Eva erlebt beim ersten Auschwitz-Prozess 1963 in Frankfurt, wie die Gräuel der Nazi-Zeit ins Bewusstsein der Bevölkerung gerückt werden.
    Eva Bruhns wird als Dolmetscherin zu einem Auftrag in das Büro des Generalstaatsanwalts gerufen. Eigentlich übersetzt Eva üblicherweise Wirtschaftstexte aus dem Polnischen. Obwohl sie am Anfang Schwierigkeiten hat, wird sie als Dolmetscherin zum ersten Auschwitz-Prozess in Frankfurt hinzugezogen. Trotzdem ihr Verlobter und ihre Eltern dagegen sind nimmt Eva diese Herausforderung an. Durch das im Prozess erlangte Wissen, verändert sich Evas Bewusstsein und sie bekommt eine Ahnung vom Umfang der Verbrechen. Und sie erkennt, dass ihre Eltern etwas verbergen.
    Das Buch gliedert sich in 4 Teile, zwar ohne Kapiteleinteilung aber dennoch in überschaubare Leseabschnitte aufgeteilt. Schlagfertige Dialoge und ein Gebet in hebräischer Schrift lockern die Lektüre auf, machten das Gelesene lebendig. Die Zeugenaussagen im Buch sind aus den Protokollen der Ausschwitz-Prozesse übernommen worden. Die Geschichte flüssig zu erzählen ist der Autorin sehr gut gelungen, da sie als Stilmittel die auktoriale Erzählweise wählt, dadurch kann sich der Leser stets der Sichtweise der einzelnen Charaktere bewusst werden, sie hat es ausgezeichnet geschafft in ihrem Buch Fakten und Fiktion zu verweben. Die Handlung ist flüssig und logisch aufgebaut. Eines kommt zum anderen, nichts wirkt gesucht oder konstruiert, die Botschaft ist tiefgründig und berührt die Seele. Dieses emotionale Buch hatte ich schnell gelesen und ich fühlte mich niveauvoll unterhalten, gut gemacht. Da es sich hier nicht unbedingt um leichte Kost handelt, musste ich das Buch einige Male erschüttert aus der Hand legen. Annette Hess ist bekannt als Drehbuchautorin durch ihre Erfolgsserien Weißensee und Ku‘damm 56 und 59. Auch als Romanautorin konnte sie mich mit vorliegendem Werk überzeugen.
    Meine Lieblingsfigur natürlich die Protagonistin Eva, sie machte in dieser Geschichte die größte Charakterveränderung durch. Ihre Entwicklung vom ahnungslosen Mädchen zur selbstbestimmten Frau, hat mir gut gefallen. Wie sie sich von der Bevormundung ihrer Eltern und ihrem Verlobten gelöst hat und ihren eigenen Weg ging, fordert mir unbedingten Respekt ab. Eine unangenehme Person fand ich ihre Schwester Annegret, die vermutlich unter dem erweiterten Münchhausen-Syndrom leidet, dass für sie in der Geschichte ein versöhnliches Ende herausspringt hat sie überhaupt nicht verdient. Ihr Verhalten zeigt m.E., dass die Erlebnisse in der Kindheit, die sie als die Ältere wohl bewusster wahrgenommen hat, sicher nicht spurlos an ihr vorüber gegangen sind. Die Eltern, renommierte Wirtsleute, die das „Deutsche Haus“ führen, handeln aus meiner Sicht, vermutlich aus Verdrängung oder Scham. Z.B. auf S. 39 sagt die Mutter: „ Das ist alles schlimm, was da war. Im Krieg. Aber man möchte das doch gar nicht mehr wissen. Dabei spiegelt sich auch der „Zeitgeist“, denn ein Zeitungsartikel aus dieser Zeit lautete: 70 Prozent der Deutschen wollen den Prozess nicht! (S.65). Die furchtbare Kriegszeit und die schlechte Zeit danach ist vorbei, das Wirtschaftswunder ist in vollem Gange. Mir hat auch sehr gut gefallen, wie die Autorin das Familienleben in den frühen 60igerJahren eingefangen hat. Gänsebraten, Frankfurter Kranz und Radioprogramm am Sonntagnachmittag 1963, der junge Mann, der seinen Antrittsbesuch bei den zukünftigen Schwiegereltern absolviert, die deutsche Gemütlichkeit dieser Zeit. Leider aber auch die Abhängigkeit der Frauen von ihren Ehemännern damals. Sogar ein Verlobter konnte seiner Braut verbieten zu arbeiten, das kann man sich heutzutage kaum mehr vorstellen. Jürgen Schoormann, Evas Zukünftiger, Sohn eines Unternehmers, war für mich auch nicht unbedingt ganz normal. Er wollte eine Frau die wie ein Hündchen gehorcht. Da kann ich gut nachvollziehen, dass Eva ihn zwar liebt, ihn aber nicht versteht. Mich hätte auch noch interessiert was aus David Miller geworden ist.
    Ich kann Iris Berben nur zustimmen: „Dieser Roman kommt genau zur richtigen Zeit.“
    Ich finde es ist wichtig, dass dieses Buch viele Leser findet und möchte eine uneingeschränkte Leseempfehlung aussprechen. Natürlich auch volle Punktzahl 5 Sterne.
    Ich, Santa Jay Kay
    Ich, Santa (Buch)
    28.09.2018

    Ho ho ho Verwirrung

    Ich, Santa, Fantasy –Roman von Jay Kay, 324 Seiten, erschienen bei Even Terms Press/Eigenverlag des Schriftstellers.
    Die Erlebnisse des namenlosen Waisenknaben in einer Fantasie-Welt.
    Nach dem Tod seiner Mutter kommt der 16jährige Protagonist zu seinem Onkel Frank und den beiden Cousins Sebastian und Tobias. Eigentlich geht es ihm ganz gut dort, mit den beiden Cousins kommt er gut aus und die Jungs genießen viele Freiheiten. Die wichtigste Aussage als ihn sein Onkel begrüßt: „Halte dich an die Regeln und wir werden eine prima Zeit haben“. Der Onkel sammelt merkwürdige magische, bzw. auch mysteriöse Dinge aus der Vergangenheit und die wichtigste der Regeln ist, dass darüber mit Außenstehenden nicht gesprochen werden darf. Eines Tages lernen die Jungs auf einem Jahrmarkt den Steilwandfahrer Jules kennen, durch ihn beginnt der Kontakt mit der Fantasiewelt. Das ändert das Leben des Namenlosen total.
    Das Buch beginnt mit einem Santa-Gedicht in deutscher Sprache, welches mit gleichem Inhalt, am Ende in Englischer Sprache noch einmal abgedruckt erscheint. Eingeteilt in Intro, 30 Kapitel, Extro und am Ende, Anfang. Jedes Kapitel ist mit römischen Zahlen und drei Schlagworten überschrieben, die auf den Inhalt Bezug nehmen. Die lebhaften Wortwechsel lockern das Geschehen auf. Jay Kay hat es durchaus verstanden, sehr bildhaft zu erzählen, was mir sehr gut gefallen hat. Z.B. in der Szene, als der Protagonist das Haus seines Onkels erreicht, die Häuser mit den prächtigen Giebeln und Türmchen, die Haustür mit dem Löwenkopftürklopfer oder das Zimmer des Hausherrn, das alles war reines Kopfkino. Die Geschichte ist im personalen Stil erzählt, aus der Sicht des namenlosen Protagonisten.
    Zuerst einmal bin ich, auch wegen der Covergestaltung, von einem völlig falschen Inhalt ausgegangen. Das Buch wurde bei vorablesen.de beworben mit dem Slogan: Endlich! Die Wahrheit über Santa. Da ich vom Verlag einen Erklärungsbrief erhalten habe, dass es sich beim vorliegendem Buch nicht um eine Geschichte zum Thema Weihnachten handelt und auch die Leseprobe nicht unbedingt darauf hindeutete, habe ich dies auch nicht mehr erwartet. Trotzdem erhoffte ich mir anhand der Leseprobe auf eine Schicksals-Geschichte, die der Waisenjunge bei seinem Onkel erlebt. Evtl. mit hilfreicher Santa-Figur oder anderen Fantasy-Wesen. Als der Junge den Steilwandfahrer Jules kennenlernt wurde für mich die Geschichte undurchschaubar. Wer Jules oder die anderen Frauenwesen eigentlich genau sind, habe ich in keinster Weise kapiert. Es wurde auch, für mich zumindest, auch nicht ausreichend erklärt. Da konnte auch das Hierarchiemodell (schön gestaltet) über die Kongregation der Zeiten, nichts ändern. Zu meiner Verwirrung hat auch beigetragen, dass die einzelnen Fantasy-Figuren, mehrere Namen hatten. Soviel ist mir klar geworden, dass der Namenlose etwas suchen soll, was genau weiß ich nicht so recht, auch seine Aufgabe ist mir nicht so recht klar geworden. In wessen Rolle er am Ende, bzw. im, mit „Anfang“, betiteltem Ende geschlüpft ist, ist mir schon klar, aber welcher Sinn steckte dahinter? Ob Figuren, die im Buch getötet werden, wirklich tot sind, keine Ahnung. Alle handelnden Figuren außer Bastian waren äußerst unsympathisch, weil sie stets wage antworteten, dem Waisenjungen bei seiner Suche nicht besonders hilfreich waren, oder einfach nur ungerecht und böse. Auch der Protagonist wusste nie so recht was er eigentlich genau tut. Ganz am Ende kommen einige Kapitel, „Das verlorene Kirigami“ vermutlich eine Fortsetzung? Oder der Beginn eines Nachfolgerbandes? Oder gehört es noch zur vorliegenden Geschichte? Ich werde diese Geschichte keinesfalls weiter verfolgen und bin enttäuscht über die investierte Lesezeit und meine nicht erfüllten Erwartungen, schade. Von mir keine Leseempfehlung und 2 Sterne von möglichen 5, für die bildhafte Sprache und den interessanten Ansatz.
    Wie ich fälschte, log und Gutes tat Wie ich fälschte, log und Gutes tat (Buch)
    23.09.2018

    Witzig und bitterböse

    Wie ich fälschte, log und Gutes tat, Jugendroman von Thomas Klupp, 256 Seiten, erschienen im Berlin-Verlag.
    Der Teufelskreis aus Lügen und Schwindeleien spitzt sich immer weiter zu. Und was macht Benedikt Jäger – er schwindelt immer weiter und rast unaufhaltsam auf den Abgrund zu.
    Eigentlich alles easy in Weiden, das neue Schuljahr hat gerade erst begonnen, die Tennisjugend hat das Landesfinale gewonnen, die Anti-Drogenkampagne boomt, die Lady-Lions geben Charity-Barbecues und die Oberschule ruft eine Leistungsinitiative in den MINT-Fächern aus. Benedikt Jäger, ein Sohn aus einer Vorzeigefamilie und seine Freunde Vince und Prechtl verstehen es hervorragend zu feiern und nichts zu leisten. Seine defizitären Schulleistungen manipuliert er vorbei an den vielbeschäftigten Eltern. Schwindel und Betrug hält ihn gefangen und so verstrickt er sich immer tiefer in sein Netz aus Lügen die immer weitere Lügen nach sich ziehen. Kann das gutgehen?
    Das Buch beschreibt die Zeitspanne der ersten Schulwochen bis zu den Weihnachtsferien. Eine Erzählung im personalen Stil aus der Sicht des Protagonisten Benedikt Jäger. Eingeteilt in 13 Kapitel die mit einem Datum überschrieben sind. Beginnend am 13. September bis zum Epilog am 23. Dezember. Verschiedene Schriftarten, Wörter in Großbuchstaben, Smileys beleben das Schriftbild. Die deftigen, ja bitterbösen Wortwechsel, Anglizismen, fremdsprachliche Wörter und Sätze sowie Ausdrücke in Jugendsprache, brachten Lesespaß und lockerten die Lektüre auf. Der Autor beschreibt die Figuren und das Setting hervorragend, dadurch konnte ich mir die geschriebenen Szenen gut vorstellen. Die Handlung der Charaktere, sowie auch der Plot waren stets nachvollziehbar und plausibel. Die Spannung nimmt zum Ende hin richtig Fahrt auf und in einem Tag hatte ich das Buch gelesen. Gesellschaftsbeobachtungen und menschliche Innenansichten haben mir richtig Freude gemacht. Stets hatte ich ein Schmunzeln im Gesicht. Eigentlich mochte ich Beni richtig gerne, obwohl er es faustdick hinter den Ohren hat, seine Berichte über die ersten Erfahrungen mit Mädchen, über Schulereignisse, über die Feiern im Butterhof sind abwechslungsreich. Die Betrügereien, Unterschriftenfälschungen, seine Hackeraktivitäten und sonstige kriminellen Aktionen haben mich stellenweise entsetzt. Wobei er von seiner Mutter (…ein bisschen Biografie und Kinder aufhübschen) und auch seiner Großmutter nichts anderes erfahren hat. Selbst das Charity-Barbecue der Lions-Ladies, welches den Bau von Flüchtlingswohnungen unterstützen soll, findet zwischen Unterweltgrößen, Steuerhinterziehern und sonstigen Figuren der „besseren Gesellschaft“ statt, die selbst genug „Dreck am Stecken haben“. Die gesellschaftskritischen Ansätze fand ich geradezu genial, gut gemacht. Bei der Lektüre hatte ich ein zunehmend ungutes Gefühl, wohin das ganze wohl hinführen wird, denn spätestens beim Abitur oder wenn Beni ein Schuljahr hätte wiederholen müssen, wäre der ganze Schwindel endgültig aufgeflogen und so ist das dramatische Ende unabwendbar. Gerne hätte ich gewusst, wie das Schuljahr, die Sache mit Margarete und Benedikts Leben weitergeht. Die Geschichte war für mich nicht ganz zu Ende erzählt. Von mir 4 Sterne und eine gerne gegebene Leseempfehlung.
    Carver, T: Er will dein Herz Carver, T: Er will dein Herz (Buch)
    21.09.2018

    Ihr gemeinsamer 7. Fall

    Er will dein Herz, Thriller von Tanja Carver, 520 Seiten, erschienen im Ullstein-Verlag.
    DI Phil Brennan und seine Frau Marina Esposito ermitteln gemeinsam in ihrem 7. Fall.
    Gemma Adderly will, zusammen mit ihrer Tochter, ihren gewalttätigen Mann verlassen. Als eines Abends die Schmerzen und das Leid zu viel werden, beschließt sie in ein Frauenhaus zu flüchten, sie kommt aber niemals dort an. Einige Zeit später wird ihre Leiche gefunden, das Herz wurde entfernt. Ihre Tochter Carly hat überlebt und ist völlig verstört. Die Kriminalpsychologin Marina Esposito kümmert sich um die Kleine und auch ihr Ehemann, Phil Brennan wird in diesen Fall involviert. Bald zeichnet sich eine Mordserie ab. Gelingt es den beiden, ihre gemeinsamen Probleme zu lösen und miteinander den Serienmörder zu finden, der den Frauen die Herzen raubt?
    Das Buch besteht aus 97 spannenden und knackigen Kapiteln, die in sieben Buchabschnitte zusammengefasst sind. Jeder Abschnitt trägt einen zum Inhalt passenden Titel. Das Autorenduo besticht, auch wieder in diesem 7. Band über die beiden Ermittler, mit lebendigen und überzeugenden Dialogen. Kein Wort zu viel, keine unnötigen Ausführungen die vom überaus spannenden Plot ablenken. Der Thriller wird in mehreren Strängen erzählt, wobei in den einzelnen Szenen, verschiedene Charaktere im Fokus stehen. Das hat die Geschichte lebendig gemacht, besonders bereichert haben die Erzählstränge aus Sicht des Täters. Trotzdem ist die Identität des Mörders bis zum Schluss im Dunkeln geblieben, ich habe sehr gerne mit ermittelt. Obwohl ich zur Hälfte des Buches einen Verdacht hegte, schaffte es Carver durch eine zweite Spur einen weiteren Verdächtigen ins Spiel zu bringen. Stellenweise konnte und wollte ich das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen. Schon seit der Leseprobe habe ich mich auf die Lektüre gefreut und bin nicht enttäuscht worden. Der spannende mitunter brutale Thriller im Bereich Domestic Noir hat mir unglaublich gut gefallen. Einige Bücher aus der Brennan/Esposito – Reihe der Autoren kannte ich schon, den Vorgängerband habe ich nicht gelesen, trotzdem konnte ich der Erzählung bestens folgen.
    Auch als Einzelband ist es möglich „Er will dein Herz“ zu lesen, denn die familiären Probleme des Ermittler-Ehepaares werden ohne langweilig zu werden, gut erklärt und die Figuren durch gute Charakterisierung, dem Leser nahegebracht. Natürlich meine beiden Lieblingspersonen, Phil und Marina, ihre Ängste und Kummer wegen ihrer Trennung sind plausibel und nachvollziehbar nahegebracht worden, ich habe mit beiden gelitten und mich am Ende auch mit ihnen gefreut. Auch die anderen agierenden Charaktere waren gut gezeichnet, dazu greift Carver auch immer wieder auf ihr Privatleben zurück und versucht so, dem Leser die Personen näher zu bringen. Auch die Erzählung ist glaubhaft dargelegt worden. Jederzeit konnte ich mit Begeisterung dem Plot folgen. Wieder einmal haben es die Autoren geschafft, mich für ihren Thriller zu begeistern, vorliegende Geschichte steht in nichts den ersten Bänden nach. Unbedingt will ich nun meine Lücken füllen und die fehlenden Teile nachlesen. Auf den 8. Band „Jetzt gehörst du mir“, der nächstes Jahr im Januar erscheint, fiebere ich regelrecht hin. Eine unbedingte Leseempfehlung für Carver Fans und unerschrockene Leser die es gerne werden wollen. Und selbstverständlich 5 von 5 möglichen Sternen.
    Walter muss weg Walter muss weg (Buch)
    13.09.2018

    Versöhnliches Ende

    Walter muss weg, Kriminalroman von Thomas Raab, 384 Seiten erschienen bei Kiepenheuer & Witsch.
    Die Huberin ermittelt in ihrem ersten Fall.
    Walter Huber und seine Gattin Hannelore, genannt Hanni wurden gegen ihren Willen und auf Wunsch seines Vaters miteinander verheiratet. Die beiden führten eine unglückliche Ehe, die auch noch kinderlos blieb. Wen wundert es wenn sich die Hanni freut, als Walter endlich das Zeitliche segnet? Bei der Beisetzung jedoch geht so einiges schief, eine andere „Leich“ ist im Sarg und die Dorfgemeinschaft, wie auch die Polizei fragt sich: „Wo ist eigentlich Walter?“ Doch die Huberin gibt keine Ruhe und so kommt sie ihrem „Verblichenen“ letztendlich auf die Spur.
    Das Buch ist in 58 Kapitel gegliedert, die wiederum in 8 Teile zusammengefasst sind. Die Kapitel, wie auch die Teile sind mit einer zum Inhalt passenden Überschrift versehen. Lustige Szenen ließen mich durchaus schmunzeln, sarkastische Dialoge, schwarzer Humor und altkluger Kindermund belebten die Erzählung. Gedachte Monologe, laute Wortwechsel und dazwischen Schlagertexte sind kursiv gedruckt. Verfasst im auktorialen Stil, abwechselnd aus der Sicht von Hanni, den Ermittlern und anderen Charakteren.
    Es fiel mir unglaublich schwer, dieses Buch zu lesen, was am ungewöhnlichen Schreibstil des Autors lag. Sätze wie: „ Und dort steht er jetzt. Regungslos. Der alten Huber gegenüber. Wie der lebende Beweis, warum >Hund< generell als Steigerungsstufe in Richtung >Noch schlechter als ohnedies schon< herhalten muss. Elend. Hundeelend. Gemein. Hundsgemein. Schwer. Hundig. Gebraucht. ScHund. (S.83) machte mir die Lektüre unsäglich schwer, immer wieder habe ich das Buch aus der Hand gelegt – es konnte mich überhaupt nicht fesseln. Manchmal musste ich die Sätze, immer wieder durchlesen, ohne daraus schlau zu werden. Nach ca. der Hälfte des Buches habe ich solche Sätze einfach ignoriert. Der Plot ist m.E. schon sehr weit hergeholt und schwer nachvollziehbar. Das Ende hat mich aber halbwegs versöhnt, es zeigt, dass Walter doch kein so ganz schlechter Mensch war, deshalb auch meine Bewertung. Die Protagonistin, Hannelore Huber, hat es ihr Lebtag nicht leichtgehabt und ist deshalb vermutlich so kauzig- komisch. Die kleine Amelie besticht durch ihre Direktheit, Altklugheit und ihre Interpretation verschiedener Wörter (z.B.Witzki, statt Whisky). Die „ermittelnden“ Beamten, zum Einen Swoboda, der sich keine Namen merken kann und Kollegin Unterberger-Sattler, blieben im Dunkeln, es war keinerlei Ermittlungsarbeit auszumachen. Andere Charaktere z.B. den „Bürgerdoktor“ Stadlmüller fand ich unsympathisch und der Pfarrer Ullrich Feiler hat wohl auch ein paar Leichen im Keller z.B. in Bezug auf Hanni. Warum ein Wolf in der Geschichte so eine große Rolle spielt, hat sich mir auch nicht erschlossen. Einen weiteren Fall mit der Huberin wird es für mich nicht geben. Drei Sterne.
    Der Abgrund in dir Der Abgrund in dir (Buch)
    08.09.2018

    Abgrund verfehlt

    Der Abgrund in dir, Thriller von Dennis Lehane, 528 Seiten, erschienen im Diogenes-Verlag.
    Bei einem Einsatz in Haiti, bekommt die Fernsehjournalistin Rachel Child vor laufender Kamera einen Nervenzusammenbruch, was ihr weiteres Leben entscheidend verändert.
    Rachel ist eine sehr erfolgreiche Fernsehjournalistin, die hin und wieder von Panikattacken ereilt wird. Bei einem wichtigen Einsatz in Haiti erleidet sie einen Nervenzusammenbruch. Ihre Karriere, ihre Ehe, ihr bisheriges Leben – alles zerstört, sie kann kaum noch ihre Wohnung verlassen. Doch dann begegnet sie Brian Delacroix, der sie mit Liebe und Geduld aus ihrer Einsamkeit herausholt. Für Rachel beginnt ein neues Leben, doch während sie ihn auf einer Geschäftsreise wähnt, sieht sie ihn zufällig in der Stadt. Die Journalistin macht sich auf die Jagd nach der Wahrheit.
    Ganz am Anfang ist eine Strophe des Liedes „Since I fell for you“ von Buddy Johnson und ein Zitat von Descartes passend zur Story eingefügt. Das Vorwort beschreibt eine Szene aus der Mitte des Buches. Bestehend aus drei Teilen, die sich in 35 lange Kapitel gliedern, jedes davon mit einer, dem Inhalt zusammenfassenden, Überschrift versehen. Lehane wählte den auktorialen Schreibstil und verwendet lange schwierige Sätze, die das Geschehen jedoch äußerst bildhaft schildern.
    Leider sind das Buch und ich keine Freunde geworden. Zuerst hatte ich schon Schwierigkeiten überhaupt in die Erzählung hineinzufinden. Lehane beginnt seine Story mit der Beziehung zwischen Rachel und ihrer Mutter, die der Tochter bis zu ihrem Tod nie den Namen ihres leiblichen Vaters genannt hat. Ein Drittel des Buches schildert Rachels Suche, sie findet ihren Ziehvater der sich sehr früh von ihrer Mutter getrennt hat, auch den Namen ihres leiblichen Vaters. Und dann – war‘s das.
    Ellenlange Monologe, große Worte zugegeben in hervorragendem Stil, insgesamt einfach zu weit ausgeholt um zum Punkt zu kommen. Ein Beispiel, Rachels Ziehvater JJ, seitenlange Erklärungen von seine Studien über die Form der amerikanischen Landschaft, oder sein Buch über Luminismus, all dies hatte mit der Handlung rein gar nichts zu tun. Etwas Spannung erlebte ich erst am Schluss und selbst das Ende fand ich zu abrupt, da hätte ich gerne noch ein wenig mehr erfahren. Für einen Thriller war mir das zu wenig. Die Handlung war für mich nicht immer nachvollziehbar. Z.B. schreibt der Autor Die Kugel traf sie im Rücken, zerschmetterte ihr Rückgrat…. Ein paar Zeilen weiter agiert die Protagonistin ganz normal weiter, kein Hinweis ob sie sich dieses Szenario im Schrecken nur vorgestellt hat. So als ob die Szene gar nicht vorhanden gewesen wäre. Die Charaktere handelten oft unlogisch und widersprüchlich. Von den Personen hat mir keine einzige gefallen, auch nicht die Protagonistin, Im ersten Teil habe ich noch mit ihr gefühlt, im Laufe der Geschichte wurde sie mir immer unsympathischer. Es gab genügend schöne Worte und Beschreibungen im Buch die sehr bildhaft beschreiben, die haben mir Freude gemacht, insgesamt ließ sich das Buch tatsächlich flüssig lesen.
    Ich finde es schade, dass Dennis Lehane aus seiner guten Idee nicht mehr machen konnte. Von mir keine Leseempfehlung und 2 von 5 möglichen Sternen.
    Königskinder Alex Capus
    Königskinder (Buch)
    28.08.2018

    Geschichte in der Geschichte

    Königskinder, Roman von Alex Capus, 176 Seiten erschienen im Hanser – Verlag.
    Ein armer Kuhhirte und eine reiche Bauerntochter überwinden alle Grenzen und Hindernisse für ihren Traum von einem gemeinsamen Leben.
    Max und Tina ein langjähriges Ehepaar geraten auf einem Alpenpass in Schneeverwehungen und bleiben stecken, so müssen die beiden eingeschneit kurz unterhalb der Passhöhe die Nacht im Wagen verbringen. Damit die Zeit schneller vergeht beginnt Max eine Geschichte zu erzählen. Die genau dort in den Bergen beginnt und schon Jahrhunderte zurückliegt. Die Geschichte vom Hirten Jakob und seiner geliebten Marie, die Tochter eines reichen Bauern vom Greyerzer Land. Zuerst beginnt Jakob seinen Kriegsdienst und gerät an den Hof Ludwig des XVI. Gibt es eine gemeinsame Zukunft für das Liebespaar?
    Eine Erzählung in zwei Zeitebenen und zwei verschiedenen Erzählsträngen, bildhaft, emotional, mit vielen ausgefeilten Dialogen, Alex Capus hat es geschafft mich zu fesseln. Die Landschaftsbeschreibungen ziehen den Leser hinein in die Geschichte. An einem Nachmittag habe ich die mitreißende Geschichte geschafft, einmal angefangen konnte und wollte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Sei es die Gegenwartsgeschichte, aber auch die Geschichte im 18. Jahrhundert, beides hat mit gleich fasziniert und auf ein gutes Ende hoffen lassen. Die Geschichte lebendig zu erzählen ist dem Autor hervorragend gelungen, da er als Stilmittel die auktoriale Erzählweise gewählt hat. Zu jeder Zeit konnte ich dem Plot folgen und die Handlungen der Charaktere nachvollziehen. Die beiden Erzählstränge fügen sich lückenlos und flüssig ineinander.
    Die Personen sind sehr plastisch beschrieben und der Leser ist stets nah dran am Geschehen. Max und Tina – das sympathische Ehepaar, streitet über Kleinigkeiten, ist sich aber im Großen und Ganzen einig. Auch Jakob und seine Marie, habe ich lieb gewonnen, habe mit ihnen gestritten, gehofft und geliebt. Wobei die Figur Marie einzig ein wenig blass geblieben ist, gerne hätte ich ihre Gefühle, in der langen Wartezeit auf ihren Jakob, erfahren. Absolut begeistert war ich über den wortgewaltigen und umgangssprachlichen Erzählstil Capus. Z.B auf Seite 39.“Fehlt nur noch, dass sie sich einen Finger in den Mund steckt, das hirnlose Ding. Und der ungewaschene Sennenbub, dieses Inzuchtbürschchen aus dem hintersten Alpental am Arsch der Welt.“ Auch die Beschreibung der Königsschwester Elisabeth oder des Kastraten fand ich genial. Tolle Figuren in einer meisterlichen Erzählung. Nebenbei habe ich auch so einige interessante Details aus der Geschichte mitbekommen, die Naturkatastrophe 1783 in Island, bei der ein Ausbruch des Laki-Kraters verheerende Klimafolgen und Missernten für ganz Europa auslöste. Die erste Ballonfahrt eines Hammels, einer Ente und eines Hahns durch die Brüder Mongolfier oder der Beginn der französischen Revolution mit dem Marsch der Poissarden auf Versailles. Es war das erste Buch von Alex Capus, welches ich gelesen habe, aber ganz sicher nicht das letzte. Ich bin begeistert.
    Meine Empfehlung für Capus Fans und für Leser die sich gerne auf kurzweilige und niveauvolle Weise unterhalten lassen. Wohlverdiente und gerne gegebene 5 Sterne – volle Punktzahl.
    Leuchtenberg, C: I love you heißt noch lange nicht Ich liebe Leuchtenberg, C: I love you heißt noch lange nicht Ich liebe (Buch)
    25.08.2018

    Gegensätze ziehen sich an


    I love you heißt noch lange nicht ich liebe dich, Jugendroman von Cleo Leuchtenberg, 336 Seiten, erschienen im Oetinger Jugendbuchverlag.
    Badboy und Eisprinzessin, zwei Gegensätze treffen aufeinander, kann es ein Happy End für die Beiden geben?
    Lilly kommt aus einer wohlhabenden Familie, die Schauspielschülerin konnte sich einen Traumjob ergattern, Synchronsprecherin für die Hauptdarstellerin in einer Hollywoodfilmproduktion, dabei hat sie gerade einen großen Kummer zu verarbeiten, Erik ihre erste große Liebe hat sich mit einer anderen verlobt. Im Aufnahmestudio trifft sie auf Ben, den Badboy, der die männliche Hauptrolle spricht. Er hat große Probleme, mit seinen Eltern, mit seiner Wohnsituation und kein Geld. Schon zu Beginn der Synchronaufnahmen fühlen sich die beiden zueinander hingezogen, es dauert lange bis sie es sich eingestehen. Es gibt viele Hindernisse zu überwinden. Können die Beiden zueinander finden?
    Zu Beginn, als Auftakt sozusagen ist eine Email platziert „Synchronsprecherin gesucht“. Der Leser weiß was ihn erwartet. Das Buch ist in 38 überschaubare Kapitel eingeteilt, in Ich – Form, abwechselnd aus der Sicht von Ben bzw. Lilly, überschrieben mit den jeweiligen Namen, wobei bei jedem der Charaktere, eine andere Schriftart gewählt wurde. Dadurch ist gewährleistet, dass der Leser sofort merkt, welche Figur gerade erzählt. Durch die wechselnden Erzählperspektiven ist es leicht die jeweilige Person, ihre Gedanken und Charaktereigenschaften kennenzulernen. Hinter Cleo Leuchtenberg verbirgt sich ein Autorenduo das so harmonisch zusammenarbeitet, dass man gar nicht merkt, dass es sich um zwei Autoren handelt. Der bildhafte Schreibstil des Autorenduo machte es wirklich leicht, die Erzählung wie ein Bild vor meinen Augen ablaufen zu lassen, z.B. auf Seite 261 "Gamse lächelte, und ihre Augen waren so schön und so groß und so braun wie die von Seri. Ich musste an Schokoladenpudding denken." Lebhafte Dialoge und umgangssprachliche Ausdrücke, sorgen dafür, dass das Buch flüssig zu lesen ist. Gestört hat mich zu Beginn der Geschichte, der in gesonderter Schrift gedruckte Auszug aus dem Dialogbuch. Das habe ich über Seiten hinweg quergelesen. Denn bei der Schilderung der Arbeiten im Tonstudio, sind dieselben Dialoge wieder gesprochen worden, das war unnötig. Sehr interessant an der Geschichte war, dass dem Leser ein guter Einblick in die Technik der Synchronisation eines Films gewährt wird. Die Geschichte war zu jeder Zeit nachvollziehbar, die Personen handelten logisch. Meine Lieblingsfigur war Ben, er hat ein schweres Leben und konnte seinen „Badboy“ nicht immer hinter seiner ruppigen Art verstecken, immer wieder kommt sein sympathischer Charakter zum Vorschein. Eisprinzessin, nennt Ben Lilly insgeheim. Ich finde der Name passt gut zu ihr, außer ihrem Liebeskummer hat sie keine weiteren Sorgen. Die Spannung war verhalten, aber einem Jugendroman durchaus angemessen. Einige Szenen z. B. am Ende hätte ich mir besser herausgearbeitet gewünscht. Alles in allem eine gute und romantische Unterhaltung. Knappe 4 Sterne.
    Die Elternsprecherin Die Elternsprecherin (Buch)
    22.08.2018

    Humorvoll und nett

    Die Elternsprecherin, Familienroman von Laurie Gelman, 352 Seiten, ein Mira Taschenbuch.
    Die humorvolle Erzählung einer „etwas anderen“ Elternsprecherin.
    Jennifer Dixon, lässt sich von ihrer Freundin Nina überreden, in der Vorschulklasse an der William H. – Taft Grundschule ihres Sohnes Max, das Amt der Elternsprecherin zu übernehmen. Sie hat dieses Amt bei ihren beiden, nun schon am College studierenden Töchtern bereits ausgeübt und ist sehr erfahren in diesem Job. Mit großer Energie und auf witzige Weise greift sie das Amt an und schon mit ihrer ersten humorvollen Email fühlen sich einige Eltern „auf den Schlips“ getreten. Jenn befindet sich mitten in der midlife-crisis und deshalb sind diese Elternvertreterin-Schwierigkeiten nicht ihre einzigen. Doch mit ihrer heiteren durch nichts so leicht zu erschütternden Art, „rockt sie das turbulente Jahr und findet neue Freundinnen.
    Das Buch ist in 24 überschaubare Kapitel aufgeteilt, die in Schreibschrift betitelt sind. Dazwischen und das ist der Punkt, der die Story aufpeppt und lebendig macht, die manchmal schon etwas sehr speziellen, lustigen Emails die zwischen den Eltern hin- und hergehen. Die Kapitel sind im Ich-Stil aus Sicht der Protagonistin verfasst. Besondere Phrasen, Ausdrücke und Gedanken sind kursiv gedruckt und machen, zusammen mit den spritzigen Dialogen eine lebhafte Erzählung, die ich in zwei Nachmittagen gelesen hatte. Dabei habe ich mich gut unterhalten und musste zwischendurch innehalten und schmunzeln. Ich konnte nur feststellen, ja so ähnlich ist es auch bei uns in der Grundschule zugegangen. Die verschiedenen Elterntypen sind gut beschrieben, die Helikopter-Eltern, die Allergiker-Mutti, die Besorgten, die Coolen und die Spießer, Laurie Gelman weiß wovon sie spricht , sie hat das Amt der Elternsprecherin selbst fünf Jahre ausgeübt. Anfangs dachte ich mir, darf man denn mit den Eltern wirklich so reden? Aber es zeigt sich, man kann und lustig ist es auch noch. Obwohl Jenn, dann die Konsequenzen zu spüren kriegt. Die Handlung ist flüssig und logisch aufgebaut. Eines kommt zum anderen, nichts wirkt gesucht oder konstruiert. Die Charaktere sind so plastisch beschrieben, dass man sie sich gut vorstellen kann, besonders die Protagonistin Jennifer war mir sympathisch, eine Frau Ende vierzig, die mit ihrem Nesthäkchen noch einmal die aufregende Grundschulelternzeit genießt, die aber meiner Meinung nach, schon einige Probleme mit dem „Älterwerden“ hat. Ihre sportlichen Anstrengungen, einschließlich Personal-Trainer, der sie für einen Schlammlauf fitmachen soll, bzw. der Flirt mit dem High-School Schwarm Mr. „Eristjasoeinhottie“ fand ich manchmal ganz schön übertrieben. Auch wie die Supermama“, die ganze Familie, den Haushalt, die Probleme ihrer fast erwachsenen Töchter mit links meistert, ging m.E. einfach viel zu glatt. Spannung habe ich hier nicht erwartet, war auch kaum vorhanden. Insgesamt habe ich mich aber gut unterhalten und wer nicht zu viel erwartet, wird die Lektüre auch genießen. Von mir 3 Sterne.
    Der Schatten Melanie Raabe
    Der Schatten (Buch)
    18.08.2018

    Pratermord

    Der Schatten, Thriller von Melanie Raabe, 412 Seiten, erschienen im btb-Verlag.
    Am 11. Februar wirst du am Prater einen Mann namens Arthur Grimm töten. Aus freien Stücken. Und mit gutem Grund.
    Die Journalistin Norah Richter hat sich von ihrem Freund Alex getrennt sie bricht ihre Zelte in Berlin ab, ergreift ein Jobangebot und zieht nach Wien. Dort ist Norah anfangs ziemlich einsam, nur mit ein paar Freunden und ihren Kollegen hat sie Kontakt. Auch in ihrer noch nicht eingeräumten Wohnung fühlt sie sich nicht wohl, dann beginnt das Unheimliche, Sachen verschwinden, andere Dinge tauchen plötzlich auf, ihre Nachbarin sieht ihrer verstorbenen Freundin ähnlich, unmögliche Zufälle verängstigen sie, ihre Freunde wenden sich scheinbar grundlos von ihr ab. Und eines Tages diese unheimliche Begegnung in der Fußgängerzone. Eine Obdachlose weissagt ihr, dass sie am 11. Februar einen Mann töten wird.
    Das Buch beinhaltet 66 kurze Kapitel, die oft mit einem Cliffhanger oder einer besonders spannenden Situation enden, der Leser muss also unbedingt weiterlesen. Zwischen den Kapiteln sind in anderer Schrift deutlich gemacht, die Gedanken und Erinnerungen einer anderen Person eingefügt. Briefe und besondere Textstellen sind kursiv abgedruckt. Noch vor dem Prolog steht der Songtext „Bachlorette“ von Björk und das Gedicht „In the desert“ von Stephen Crane. Die Geschichte ist im auktorialen Erzählstil verfasst. Die Autorin überzeugt mit ihrem bildhaften Schreibstil, z.B. auf S. 10 „Dort! Die Gestirne mit dem feinsten Pinsel auf das Himmelszelt gesetzt“. Oder auf S. 319: „Zu ihrer Rechten befand sich ein Kettenkarussell, und wie es so verlassen dalag, wirkte es wie eine bunt behängte Trauerweide“. Das Setting ist sehr eindrucksvoll beschrieben und zieht den Leser hinein in die Geschichte. Die Autorin hat m. M. nach Wien als Handlungsort sehr gut gewählt, denn die Stimmung des Buches passt hervorragend zur morbiden Stimmung der österreichischen Hauptstadt, dadurch wird eine tolle Atmosphäre geschaffen.
    Dieses Buch hat mir außerordentlich gut gefallen, ich bin nur so durch die Seiten geflogen, konnte es kaum aus der Hand legen, die Spannung die zu Beginn aufgebaut wird hat sich bis zum letzten Punkt am Ende gehalten. Viele Wendungen und die finale überraschende Lösung haben mich verblüfft. Ich konnte der Handlung zu jeder Zeit folgen. Die Personen handelten nachvollziehbar. Die Protagonistin Norah ist eine taffe Frau, gut in ihrem Job, selbständig und sympathisch. Die Autorin hat es dennoch geschafft, mich stellenweise zweifeln zu lassen, ob sich die Vorkommnisse nicht nur in der Fantasie der Protagonistin abspielen. Ich würde vorliegendes Werk unbedingt als „Psychothriller“ bezeichnen. An einigen Stellen ist es mir wirklich eiskalt den Rücken hinuntergelaufen. Da ging Kopfkino ab. Ständig hatte ich ein unheimliches Gefühl. Besonders bemerkenswert fand ich folgende Stelle: Das Gesicht…sah grimmig und düster aus, wie die Fotos auf den Fahndungsplakaten der RAF-Leute, die in ihrer Kindheit noch in den Poststellen gehangen und ihr eine Heidenangst eingejagt hatten. Genau diesen Satz habe ich, schon vor der Lektüre dieses Thrillers, oft selbst gebraucht. Genau das Gefühl kenne ich aus eigener Erfahrung. Da war ich verblüfft. Ständig habe ich mir Gedanken gemacht, Konstrukte gesponnen, wer ist die mysteriöse Person die Norah stalkt? Wer steckt dahinter? Und auch – tut sie es wirklich?
    Etwas hat mich nachdenken lassen, zum Anfang wird dem Leser nicht ganz klar wie viel Zeit bis zum 11. Februar bleibt, man nimmt wahr, dass es sich in der kalten Jahreszeit abspielt, bis zu einem Punkt an dem es bis zum 11. Februar nur noch einige Tage sind, ich vermute, dass dies ein weiteres Stilmittel der Autorin ist. Auch ist Norah Richter in vorliegendem Thriller die fast einzig agierende Person, sämtliche Freunde, Kollegen Nachbarn usw. sind nur „Statisten“, das hat mich sehr beeindruckt.
    Alles in allem kann ich für diesen Thriller nur mein uneingeschränktes Lob aussprechen. Ich habe ihn genossen, wurde gut unterhalten, Gruselfaktor ist auch vorhanden. Eine uneingeschränkte Leseempfehlung. Und hervorragende 5 Sterne – die volle Punktzahl.
    Lost in Fuseta - Spur der Schatten Lost in Fuseta - Spur der Schatten (Buch)
    18.06.2018

    Leander Lost ermittelt weiter

    Lost in Fuseta II – Spur der Schatten, Portugal-Krimi von Gil Ribeiro, 390 Seiten, erschienen bei Kiepenheuer & Witsch.
    Der Hamburger „Austausch-Kriminaler“ Leander Lost ermittelt in seinem 2. portugiesischen Fall.
    Leander Lost ist etwas Besonderes, ein Asperger-Autist, Eidetiker, liebenswerter Hamburger Kommissar in Diensten der portugiesischen Policia Judicária. Zusammen mit Sub-Inspektor Graciana Rosado und Carlos Esteves ermittelt er in seinem neuesten Fall. Eine Kollegin ist verschwunden. Als sie tot aufgefunden wird, wird an der Algarve wieder auf Hochtouren kriminalisiert, durch seine eidetischen Fähigkeiten ist er eine Bereicherung für die portugiesischen Kollegen, können sie zusammen den neuen Fall lösen?
    Ich habe Lost in Fuseta I, als Hörbuch gehört und mich schon sehr auf den neuen Band gefreut. Durch meine Vorkenntnisse war ich mit „Land und Leuten“ schon vertraut und konnte mich von Anfang an auf den neuen Fall einlassen, zwar ist es nicht zwingend notwendig, den Vorgängerband zu kennen, aber es erleichterte mir die Lektüre enorm. Die Spannungskurve steigt langsam ich konnte dem Plot jederzeit folgen. Ribeiro spart nicht mit kursiv gedruckten portugiesischen Redewendungen, Straßen, Landschaften Speisen und Namen. Damit habe ich mich schwer getan, das Hörbuch fiel mir leichter. Für meinen Geschmack hätte ich so manchen Ausdruck gerne übersetzt gehabt, dies mag ich bei italienischen Phrasen gerne, hier war es mir fremd und störte m. M. nach den Lesefluss. Die Handlung geht über einen Zeitraum von sieben Tagen, die auf 34 Kapitel aufgeteilt sind, das war hilfreich, weil sehr übersichtlich. Der Plot teilt sich in zwei Erzählstränge, die der Autor im auktorialen Erzählstil verfasste. Der Haupt-Teil aus der Sicht der Ermittler und ein Nebenstrang. Dieser beschreibt das Tun der Entführer. Und genau hier hatte ich am Anfang Probleme, mit diesem Geschehen und den Personen konnte ich zu Beginn so gar nichts anfangen. Nach zwei Dritteln des Buches klärt sich der Sachverhalt und ab da konnte mich die Handlung erst so richtig fesseln und mitreißen. Insgesamt erfährt der Leser sehr viel über Asperger-Autisten und wie sie das Leben sehen, das zeugt von fundiertem Fachwissen des Autors, ich hätte aber lieber mehr über die Arbeit der Kriminaler und über Täter und Opfer erfahren, nebenbei erhält der Leser auch noch einen kleinen Einblick in die koloniale Vergangenheit Portugals. Die handelnden Personen waren hervorragend charakterisiert und liebevoll gezeichnet. Natürlich war Leander meine Lieblingsperson, der Protagonist ist wirklich ein sehr liebenswerter Mensch, der so offen und ehrlich und in manchen Situationen auch mal unbeholfen agiert, woraus sich so manche nette Situationskomik ergab. Mit seiner Inselbegabung, seinem fotografischen Gedächtnis konnte er wieder einmal viel zur Lösung des Falls beitragen, er scheint sogar mit „Familienanschluss“, erfolgreich in Portugal angekommen zu sein. Die Sub-Inspektoren Rosado und Esteves sind äußerst sympathisch ich mochte beide richtig gerne. Obwohl ich Teil zwei schwächer als den ersten fand, hoffe ich, dass es an der Algarve noch so manchen Fall zu lösen gibt, gerne bin ich wieder mit dabei. 4 von 5 möglichen Sternen.
    Sommernachtstod Sommernachtstod (Buch)
    13.06.2018

    Wo ist Billy?

    Sommernachtstod, Kriminalroman von Anders de la Motte, 432 Seiten, erschienen bei Droemer & Knaur.
    Vor zwanzig Jahren ist ein kleiner Junge verschwunden, kann der Fall nach so langer Zeit noch gelöst werden?
    An einem Sommerabend verschwand Billy, der Bruder Veras, spurlos. Seitdem sind zwanzig Jahre vergangen. Im Stockholmer Therapiezentrum, in dem Vera arbeitet, erscheint eines Tages ein neuer Patient, Isak. Seine Geschichte erinnert Vera stark an den Fall ihres kleinen Bruders. Schon bald wird klar, Isak scheint etwas über das Verschwinden von Billy zu wissen. Um endlich Klarheit zu erlangen will Vera auf eigene Faust herausfinden was genau damals passiert ist. Bei der Suche nach ihrem Bruder kehrt Vera in ihr Heimatdorf zurück. Dort stößt sie auf eine Mauer des Schweigens und des Misstrauens.
    Schon mit dem Prolog hat es de la Motte geschafft mich zu fesseln, die Spannungskurve steigt langsam aber dennoch stetig an. Die letzten 100 Seiten habe ich in einem Durchgang gelesen, ich musste einfach wissen, was damals passiert ist. Gekonnt hat der Verfasser es erreicht, dass ich bei einigen gefährlichen Szenen, die Vera erlebte, Gänsehaut bekam. Bis zur letzten Seite konnte ich nur rätseln was mit Billy passiert ist. Keiner der Charaktere blieb von meinen Verdächtigungen verschont. Das Ende war überraschend und hat mich zutiefst bewegt, hervorragend gemacht. Der Schriftsteller bedient sich dem personalen Erzählstil, es handelt sich um zwei verschiedene Erzählstränge in zwei Zeitebenen in der Gegenwart aus der Sicht Veras und 1983 aus der Perspektive von Krister Månsson, dem damaligen ermittelnden Polizeichef. Der Wechsel zwischen den Zeitebenen, ermöglicht ein flottes Lesetempo, dazu tragen Cliffhänger am Ende der Kapitel bei. Zwischen den 33 Kapiteln befinden sich kursiv gedruckte Liebesbriefe, von denen ich anfangs dachte, dass sie aus der Feder Veras stammen. Diese Liebesbriefe und auch der Prolog sind eine äußerst geschickte Art, den Leser auf eine total falsche Fährte zu führen. Auch ich bin dem Autor auf den Leim gegangen, chapeau. Jederzeit konnte ich dem Geschehen folgen. Die Charaktere sind so plastisch beschrieben, dass man sie sich gut vorstellen kann, sie handelten zu jeder Zeit logisch und nachvollziehbar, wenn dies auch manchmal erst später klar wird. Der Plot ist wirklich äußerst raffiniert und durchdacht inszeniert. Die Protagonistin Vera erschien mir anfangs etwas seltsam, ich habe sie aber, aufgrund ihres Mutes und ihres Durchhaltevermögens zum Ende hin gut leiden mögen. Einer meiner Lieblingscharaktere war der etwas glücklose Polizeichef Krister Månsson, ihm hätte ich es gegönnt, wenn er den Fall damals schon hätte lösen können. Sehr gut beschrieben fand ich die Figur des „Familienpatriarchen“ Harald Aronsson. Ein richtiger Unsympath der mit Macht und Geld, nicht nur die Geschicke der Familie in den Händen hält, sondern auch wie ein König über das ganze Dorf herrscht. Eine hervorragende Unterhaltung, ein spannender Krimi und eine traurige, emotionale Familiengeschichte. Eine Leseempfehlung und volle Punktzahl, 5 Sterne.
    Die Schönheit der Nacht Die Schönheit der Nacht (Buch)
    06.06.2018

    Sich finden

    Die Schönheit der Nacht, Roman von Nina George, 315 Seiten, erschienen bei Droemer Knaur.
    Eine Geschichte vom Werden, vom Versteinern und vom Aufbrechen übers Frau sein und frei sein.
    Seit ihr Sohn Nico erwachsen ist, haben Claire und Gilles nicht mehr viele Gemeinsamkeiten. Sie schlafen getrennt, Gilles hat verschiedene Affären und auch Claire verbringt anonyme, amouröse Stunden mit fremden Männern. Nach einem dieser Treffen trifft sie im Hotelflur auf Julie. Am selben Abend will Nico Claire und Gilles Sohn, den Eltern seine neue Freundin vorstellen. Und Claire fällt aus allen Wolken, es ist die junge Frau vom Hotelflur – Julie.
    Soweit die Leseprobe, ich war sofort von dieser Geschichte begeistert. Ein Frauenroman, eingeteilt in 33 Kapitel, die französischen Phrasen, Liedzeilen, bzw. die Gedanken der Charaktere sind kursiv gedruckt und heben sich deutlich ab. Anfangs war ich hellauf begeistert von der wunderbaren Sprache, der bildhaften Beschreibung und der Lebhaftigkeit der beschriebenen Dialoge. Bis ich mit der Zeit realisiert habe, dieses Buch hat eine äußerst schwache Handlung, die Spannung die ich mir anfangs erhofft habe blieb jedoch äußert flach. Zwar konnte ich der Handlung folgen und sie auch nachvollziehen. Jedoch blieben mir die Beweggründe der Charaktere oft verschlossen. Zu jeder Zeit konnte ich die Lektüre unterbrechen, das Buch auch einige Tage aus der Hand legen. Dabei hat mich aber die Sprache, mit der Nina George Bilder vom Meer, Häusern, Landschaften und Stimmungen „gemalt“ hat, total überwältigt. Wenn ich zu lesen begonnen habe, meist gleich viele Seiten. Die Sprache der Autorin hat alle meine Sinne beschäftigt, Gefühle Gehör, sehr oft werden Lieder und Tänze erwähnt, oder die Geräusche der Natur. Die Schilderung vom Geschmack der Speisen oder von Weinen, all das hat mir sehr gut gefallen.
    Mit Claire, der Professorin für Verhaltensbiologie konnte ich mich absolut nicht identifizieren. Sie ist die Versteinerte, die Felsin. Ich finde, für eine Frau die so erfolgreich, klug, gut aussehend und nicht unvermögend ist. Ist sie mit ihrem Leben einfach viel zu unzufrieden. Eine Frau an der man sich wehtun konnte wenn man ihr zu nahe kam. Auch ihre Ansichten über ihre Mutterschaft fand ich unmöglich, mehrmals wird im Buch betont, dass sie nie ein Kind wollte. Wie sie Schwangerschaft und Muttersein als Last empfand. S. 34/35 Der Körper fremdbenutzt, die Seele wird auseinandergerissen und ein Teil von ihr gehört dem Kind und geht mit ihm, egal wohin, für immer. Oder S. 67. Und wie ihr Sohn da so saß, wurde ihr bewusst, dass er sie als Frau ohne Frausein sah. So wie alle Söhne dies tun…. und doch war es so ungerecht, dass Claire ihrem Sohn am liebsten eine Ohrfeige gegeben hätte, stellvertretend für alle Mütter. Auch die psychologischen Analysen und Gedanken der Protagonistin über Verhaltensweisen ihrer Gegenüber, waren m. M, nach zu ausschweifend, zu langweilig. Die Person Julie fand ich interessant, ihre Ängste waren für mich eher nachvollziehbar sie hat im Laufe der Geschichte die größte charakterliche Wandlung durchgemacht. Die männlichen Charaktere sind im vorliegenden Roman sehr schlecht „weggekommen“ gerne hätte ich etwas mehr über Gilles erfahren, auch Nicolas der Sohn des Paares blieb relativ blass. Das Ende der Geschichte fand ich schön. Trotz einiger Kritikpunkte bin ich froh, das Buch gelesen zu haben. Schon der schönen Sprache wegen. Von mir 3 von 5 Sternen.
    Nachtwild Nachtwild (Buch)
    30.05.2018

    Terror im Zoo

    Nachtwild, Thriller von Gin Phillips, 310 Seiten, erschienen im dtv-premium-Verlag.
    Eine Jagd auf Leben und Tod. Joan und ihr kleiner Sohn erleben ein Attentat im Zoo.
    Joan und ihr 4jähriger Sohn Lincoln, sind im Zoo. Sie müssen sich beeilen, denn bald ist Ende der Öffnungszeit. Als sie zu den Ausgängen kommen, hören sie Schüsse und sehen leblose Körper auf den Wegen liegen. Joan wird klar, dass sie ihr Leben und das ihres Sohnes nur retten kann, wenn sie den Kampf um Leben und Tod aufnimmt. Die Mutter wächst über sich hinaus um ihr Kind zu retten. Kann sie diesen Kampf gewinnen?
    Bei vorliegendem Werk handelt es sich um den ersten Thriller aus der Feder der Autorin. Was ich sehr gut fand und so noch nie gelesen habe war, dass es sich hier um eine Echtzeiterzählung handelt. Das Geschehen umfasst einen Zeitraum von 16 Uhr 55 bis 20 Uhr 05. Also knapp 3 Stunden voller Spannung, geschildert aus der Perspektive der Protagonistin Joan. Die einzelnen Kapitel sind auch mit der Zeitangabe versehen. Dazwischen gestreut befinden sich einzelne Kapitel mit einer Raute kenntlich gemacht, aus der Sicht verschiedener Charaktere im personalen Stil. Ungern habe ich das Buch aus der Hand gelegt, denn die Spannung die schon auf den ersten Seiten beginnt, steigert sich bis zum furiosen Ende auf der letzten Seite. Leider hat mich dabei gestört, dass m. M. nach die ausführlichen Rückblicke und Abschweifungen, der Protagonistin der Spannung eher abträglich waren und den Lesefluss gestört haben. Zu jeder Zeit konnte ich der Erzählung folgen, die Autorin hat es raffiniert geschafft, durch ihren bildhaften Erzählstil, das Szenario, in meinem Kopf zu Bildern werden zu lassen. Sehr gut könnte ich mir diesen Thriller als Film vorstellen. De Personen waren zum größten Teil authentisch, gut charakterisiert und handelten nachvollziehbar. Ich hätte aber gerne mehr über die Figur Robby erfahren, der so wie ich es interpretiert habe, eine Intelligenzminderung hatte und bei dem Terrorakt einfach nur Mitläufer war. Die Beweggründe für das Attentat und der Planer Destin blieben völlig im Dunkeln. M. E. kommt der kleine Lincoln, 4 Jahre alt, in der Geschichte viel zu altklug daher. Sein Alter und sein Wissensstand, wie auch Wortschatz, passten nicht zusammen. Joan war eine tolle Figur, durch sie hat die Autorin deutlich gemacht, zu was eine Mutter fähig ist, wenn sie ihr Kind beschützen will. Deutlich ist sie im Laufe der Geschichte über sich selbst hinausgewachsen. Auch die Figuren Kailynn eine Angestellte im Zoo und Margaret, die ehemalige Lehrerin von Robby waren mir sehr sympathisch und bereicherten die Story. Ich kann dieses Buch guten Gewissens empfehlen und vergebe 4 von 5 möglichen Sternen.
    Kühn hat Ärger Kühn hat Ärger (Buch)
    26.05.2018

    Bonsaiparkett und Schnippikäse

    Kühn hat Ärger, gesellschaftskritischer Kriminalroman von Jan Weiler, 400 Seiten, erschienen im Piper-Verlag.
    Martin Kühn ermittelt wieder, sein 2. Fall.
    Martin Kühn Kriminal-Hauptkommissar aus München kommt nach einem Burnout wieder an seinen Arbeitsplatz zurück. Amir, der Sohn libanesischer Einwanderer wurde an einer Bushaltstelle tot aufgefunden. Der Junge wurde zu Tode geprügelt und einfach liegen gelassen. Kühn und seine Mannschaft machen sich auf die Suche nach dem Täter. Dabei ermittelt er auch bei den sogenannten „Reichen und Wohltätigen“ der Münchner Schickeria. Dabei hat er genügend private Probleme, der Titel des Romans könnte auch „Kühn hat Sorgen“ lauten. Kann der Schuldige am Tod des libanesischen Jugendlichen gefunden werden?
    Zuerst einmal, dieses Buch hat mich komplett überwältigt, immer wieder musste ich innehalten und über das Gelesene nachdenken. Oft habe ich mich erwischt, wie ich innerlich den Kopf geschüttelt habe oder zustimmend nicken musste. Dabei handelt es sich hier nicht um einen normalen „Krimi“ im Whodunit-Stil, sondern vielmehr um eine gesellschaftskritische Milieustudie. Der Plot teilt sich in 16 Kapitel, durchgehend mit einem zusammenfassenden Titel überschrieben. Allein Kapitel 14 hebt sich von den anderen ab, hier handelt es sich um das Wortprotokoll einer Vernehmung, toll gemacht! Jan Weiler hat für seinen Roman den auktorialen Erzählstil gewählt. Viele Dialoge und bildhafte Beschreibungen von Setting und Personen machen die Geschichte lebendig. Weilers clevere ironische Gesellschaftsbeobachtungen und menschliche Innenansichten sind genial. Stetig steigert sich die Spannung ich habe mit Kühn zusammen recherchiert, den Täter gesucht und am Ende konnte ich es kaum mehr ertragen. Ab da bin ich nur so durch die Seiten geflogen bis die erschütternde Wahrheit ans Licht kam. Dass Jan Weiler auch humoristisch kann, kennt man aus seinen anderen Büchern, aber auch in vorliegender Geschichte musste ich schmunzeln, z.B. auf S. 224 …Klaubers Gebiss sah aus wie der stark bemooste Eingang zu einer karpatischen Waldhöhle… Für die Lektüre von Kühns 2. Fall ist die Vorgeschichte des 1. Teils nicht notwendig, trotzdem werde ich sie mir im Nachhinein noch „gönnen“. Ohne zu spoilern ist es schwierig, dieses geniale Buch genügend zu würdigen. Die Beschreibung der Familie van Hauten fand ich faszinierend. Eine Familie für die sich das Meer teilt. Die Gutmenschnummer, die Elfie van Hauten abzieht, der Vater Claus – das menschgewordene Upgrade, so ähnlich kenne ich es auch aus meinem Wohnort, scheint den Autor auch zu beschäftigen, da kann ich seiner Sicht nur zustimmen. Zu jeder Zeit konnte ich dem Geschehen folgen, die handelnden Personen agierten plausibel und nachvollziehbar. Meine Lieblingsfigur natürlich der Protagonist Kühn, ein hervorragender Ermittler, mit toller Menschenkenntnis und sozialer Kompetenz. Leider aber, gerade im familiären Bereich unsicher und gegenüber seiner eigenen Gesundheit sogar leichtsinnig. Die Figur Amir und auch Julia mochte ich sehr gerne, wobei mir die restlichen van Hautens zu glatt, zu schön und zu perfekt waren, nicht weil der Autor sie so beschrieben hat, sondern weil ich solche Menschen im richtigen Leben auch nicht leiden kann. Das vorliegende Buch kann ich wirklich nur empfehlen, man bekommt sehr viel in einem einzigen Buch, dazu noch gute Unterhaltung. Nur eine Frage blieb bei mir offen. Was ist Schnippikäse? Volle Punktzahl 5 Sterne, was sonst?
    Ans Meer René Freund
    Ans Meer (Buch)
    21.05.2018

    Mit dem Bär ans Meer

    Ans Meer, Roadmovie von René Freund, 144 Seiten, erschienen im Deuticke-Verlag

    Ein Roadtrip ans Meer mit dem Linienbus.

    Anton ist ein sympathischer Typ, Busfahrer und ein wenig verliebt in Doris. Ihr will er imponieren und da er sowieso vermutet, dass es sein letzter Arbeitstag bei dem Busunternehmen ist, beschließt er der totkranken Carla ihren vielleicht letzten Herzenswunsch zu erfüllen. Er beschließt kurzerhand mit dem Linienbus ans Meer zu fahren.

    Hier handelt es sich um ein emotionsgeladenes Buch, eine Geschichte über Mut und etwas für andere zu wagen, ohne an die Konsequenzen für sich selbst zu denken. Kaum hatte ich zu lesen begonnen, war ich mitten drin und konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen, bis die letzte Seite gelesen war. 55 Kapitel angenehm gegliedert, mit berührenden und auch witzigen Dialogen, im auktorialen Schreibstil hat mich René Freund bezaubert. Seine bildhaften Erzählungen gaben mir das Gefühl ich bin dabei, ein Teil der Reisegruppe. Die Figuren sind so lebendig geschildert, ich meinte sie schon ewig zu kennen und habe mit ihnen geweint und gelacht. Besonders gefallen haben mir die beiden Mädchen Helene und Annika, besonders Annika die Tochter der krebskranken Carla ist ein unglaublich tapferes und beherztes Mädchen. Meine Lieblingsfigur natürlich Anton Spitzname Bärli, gemütlich gutmütig und schüchtern was Frauen angeht – trotzdem ein stiller Held, zwar kein Traummann aber ein Fels in der Brandung, auch für seine Doris. Eine wunderbare Frau auch Carla, tapfer und mutig, ihr habe ich es gegönnt, dass sie sich ihren letzten Wunsch erfüllen konnte. Einzig Mechthild, Antons Mutter, war nervig, eine Gefängniswärterin und Kontrollfreak aber hauptsächlich denke ich aus Sorge um ihren Sohn. Am Ende der Lektüre hat man nicht nur ein berührendes und wundervolles Buch gelesen, sondern bekommt auch noch etwas mit für danach. Etliche Zitate hab ich mir aufgeschrieben. Z.B. „Mutig ist nicht der, der keine Angst hat, sondern der, der seine Angst überwindet.“ Oder dieses: „"Ein Held ist jemand, der etwas tut, obwohl er weiß, dass es ihm schadet". Dem Plot konnte ich zu jeder Zeit folgen und die Figuren handelten stets plausibel. Abwechselnd habe ich geschmunzelt oder geweint. Ein Buch, das sich hervorragend als Geschenk eignet. Nur Eines hat mir an diesem Buch nicht gefallen, es war viel zu schnell gelesen! Sicher werde ich diesen Roman noch öfter zur Hand nehmen. Meine Empfehlung für die Leser, die Roadmovies genießen, die gefühlvolle Bücher lieben und für Menschen die ein ganz besonderes Geschenk suchen. Dafür von mir sehr gerne, 5 Sterne!
    Der Zopf Der Zopf (Buch)
    17.05.2018

    Mutige Frauen


    Der Zopf, Roman von Laetitia Colombani, 288 Seiten, erschienen bei S. Fischer.
    Drei Frauen, drei Leben, drei Kontinente – ein Zopf.
    Dies hier ist die Geschichte von drei Frauen die unterschiedlicher kaum sein können. Smita in Indien als Abschaum der Menschheit geboren, versucht mit allen Mitteln ihrer Tochter Lalita ein besseres Leben zu ermöglichen. Giulia die Italienerin versucht nach dem Tod ihres Vaters das Familienunternehmen zu retten, schließlich Sarah aus Kanada, eine erfolgreiche Anwältin erfährt von ihrer schweren Erkrankung. Drei Schicksale, die auf den ersten Blick völlig unterschiedlich sind und sich am Ende doch zu einem kunstvoll geflochtenen Zopf verbinden.
    Die Handlung des Buches wird durch Prolog und Epilog zusammengefügt. Der Plot gliedert sich in drei Erzählstränge, jeder Strang - die Geschichte einer starken Frau. Die einzelnen Kapitel sind mit dem fettgedruckten Namen der jeweiligen Protagonistin und dem Ort der Handlung überschrieben, das erleichtert dem Leser die Orientierung. Zwischen den Kapiteln sind Gedichte, passend zur Erzählung, in kursiver Schrift eingefügt. Auch fremdländische Wörter und Ausdrücke sind kursiv hervorgehoben. Für den interessierten Leser sind die Quellenangaben am Ende abgedruckt. Laetitia Colombiani hat als Erzählstil die auktoriale Weise gewählt. Trotz spärlicher Dialoge handelt es sich hier um ein äußerst lebendiges Werk, die Autorin besticht durch ihren lebhaften und bildmalerischen Erzählstil, ich konnte mir das Setting sowie die beteiligten Personen hervorragend vorstellen, zu jeder Zeit konnte ich der Handlung folgen und die Charaktere handelten stets plausibel und nachvollziehbar.
    Das vorliegende Werk hat mich in seiner spannungsgeladenen emotionalen Dramatik unglaublich beeindruckt. Eine hervorragende Idee und mit genialem, bildhaftem Schreibstil perfekt ausgeführt. Ich habe zu Lesen begonnen und das Buch erst aus der Hand gelegt, als es fertig gelesen war. Die Schicksale der Hauptpersonen haben mich bis ins tiefste Herz berührt. Smita, die Inderin war mein Lieblingscharakter, als „Dalit“, also Unberührbare geboren und somit außerhalb jeder Kaste. Jenseits von allem, unwürdiger Abschaum der Menschheit, sie muss die Fäkalien der kastenzugehörigen Inder mit bloßen Händen beseitigen, da es in Indien keine Toiletten gibt. Zusammen mit ihrem Mann und ihrer Tochter lebt sie in einer Hütte, die Familie ernährt sich von Ratten die ihr Mann auf den Feldern der Jats fängt. Dieses würdelose Leben will sie ihrer Tochter Lalita ersparen deshalb, soll diese Lesen und Schreiben lernen. Eines Tages nimmt sie ihre Tochter und macht sich auf den Weg in ein besseres Leben. Giulia aus Palermo ist die Tochter des Perückenmanufakturbesitzers Lanfredi. Als ihr Vater einen schweren Unfall erleidet, muss sie feststellen, dass die Firma vor dem Ruin steht. Um die Frauen, die in der Manufaktur arbeiten und ihre Mutter und Schwestern zu retten, muss sie handeln. Die dritte im Bunde ist die kanadische Anwältin Sarah, Mutter von drei Kindern, zweimal geschieden, Partnerin in einer renommieren Anwaltskanzlei in Montreal. Eine Kriegerin, eine Powerfrau für die immer ihre berufliche Kariere vor Ehe und Kindern kam. Dann erfährt sie plötzlich, dass sie sehr schwer krank ist und sie beginnt zu kämpfen. Oberflächlich betrachtet, haben diese drei Frauenschicksale nichts miteinander zu tun, doch wie bei einem Zopf fügt sich das ganze am Schluss gekonnt zu einem kunstvollen Ganzen. Wie passend dieser Titel! Dazu ein wunderschönes Cover! Meine uneingeschränkte Leseempfehlung und volle Punktzahl, 5 wohlverdiente Sterne.
    Wahrheit gegen Wahrheit Wahrheit gegen Wahrheit (Buch)
    05.05.2018

    Mein Mann der Schläfer

    Wahrheit gegen Wahrheit, Agententhriller von Karen Cleveland, 352 Seiten, erschienen im btb-Verlag
    Debütroman von Karen Cleveland, die selbst acht Jahre für die CIA als Analystin tätig war.
    Vivian Miller ist Spionage-Abwehr-Analystin bei der CIA, hat 4 Kinder und einen Ehemann, Matt. Die beiden führen eine harmonische Ehe, Matt ist ein toller Vater und liebevoller Gatte. Endlich ist der Tag gekommen, auf den Vivian schon seit Monaten hinarbeitet. Ein von ihr entwickelter Algorithmus soll mutmaßliche russische Spione enttarnen. Im Computer eines russischen Agentenbeauftragten stößt sie auf 5 Schläfer, die in den USA operieren. Einer davon kommt ihr sehr bekannt vor. Ihre Ehe, ihr Familienleben und ihr Job – plötzlich ist alles in Gefahr.
    Das Buch ist in 25 Kapitel aufgeteilt. Jedes Kapitel ist mit einem Stern, in dem sich die Kapitelzahl befindet, überschrieben. Russische Redewendungen und wichtige Textstellen sind kursiv gedruckt und damit deutlich hervorgehoben. Die Geschichte wird aus der Sicht der Protagonistin in der Ich-Perspektive erzählt, damit fiel es mir leicht, mich in die Gedanken und Gefühle der Hauptperson hinein zu versetzen. Schlagfertige Dialoge, z.B. von den Kindern machen die Erzählung sehr lebhaft. Mir hat es gut gefallen, das die Autorin, Viv immer wieder in der Zeit zurückblicken ließ, das erklärte den Sachverhalt hervorragend, lässt den Leser die Situation besser verstehen und führte dazu, ganz nah an den Charakteren „dran“ zu sein. Bei vorliegendem Werk handelt es sich nicht um einen Agenten-Thriller im klassischen Stil. Wohl eher um ein Familien-Drama im Agentenmilieu. Der Einstieg mit einem Knall, hat mich sofort in die Geschichte hineingeworfen und die Spannung konnte sich steigern um nach einer, für mich unvorhersehbaren Wendung, fulminant zu enden. Dem Plot konnte ich zu jeder Zeit folgen und er war logisch aufgebaut. Aber mit den Charakteren hatte ich einige Probleme. Vivian eine kluge Frau Agentin und Computerspezialistin war einfach naiv, stellenweise sogar dumm. Während der „Rückblicke“ wird dem Leser ganz deutlich vor Augen geführt, wie Matt sie beeinflusst hat. Gerade bei diesem Beruf, den sie ausübt sollte man in dieser Hinsicht nicht so blauäugig sein. Matt wurde mir im Laufe des Buches immer unsympathischer, ein Lügner und Manipulierer. Ich hätte ihm kein einziges Wort mehr geglaubt, doch immer wieder geht sie ihm auf den Leim. Schon am Anfang ist Viv ihr Leben als große Lüge vorgekommen und immer wieder hat sie sich sein Verhalten schöngeredet. Sehr gut beschrieben waren jedoch die Ängste und Zweifel der Mutter, die für ihre Kinder sogar töten würde. Im Ganzen habe ich mich aber gut unterhalten und konnte das Buch schnell weglesen. Dass das Buch verfilmt wird, kann ich mir sehr gut vorstellen. Von mir 4 Lesesterne.
    Nichts ist gut. Ohne dich. Lea Coplin
    Nichts ist gut. Ohne dich. (Buch)
    29.04.2018

    Einfach ist für Anfänger

    Nichts ist gut. Ohne dich., Jugendroman von Lea Coplin, 352 Seiten, erschienen bei dtv junior.
    Romantischer und emotionaler Liebesroman, Zielalter 14 Jahre.
    Jana ist 18 Jahre alt. Als sie 12 war ist ihr Bruder Tim durch einen Verkehrsunfall ums Leben gekommen. Leander ist damals das Unglücksauto gefahren, seitdem sind 6 Jahre vergangen, in denen die Beiden nichts voneinander gehört haben. In dieser Zeit haben Janas Eltern und ihre Schwester ihr vermittelt, dass sie Leander hassen muss. Dabei war er damals wie ein großer Bruder für sie und sie hat sogar für ihn geschwärmt. Plötzlich steht Leander wieder vor ihr. Kann Jana ihm verzeihen und könnte noch mehr daraus werden?
    Dieser Roman ist für Jugendliche ab 14 Jahre gedacht und wenn ich daran zurückdenke was ich damals gerne las, wäre es vermutlich eines meiner Lieblingsbücher gewesen. Hervorragend geeignet für die ersten romantischen Vorstellungen von Liebe, Verlust und Schuld. Und trotzdem finde ich, dass die Teenager mit dieser Lektüre nicht überfordert werden. Obwohl ich nicht in die Zielgruppe gehöre hat mir die Lektüre wirklich gut gefallen.
    Eingeteilt in 60 überschaubare Kapitel, die abwechselnd aus der Sicht der Protagonisten Jana und Leander in personalem Erzählstil verfasst wurden, was mir enorm dabei geholfen hat, die jeweilige Sicht des Geschehens aus verschiedenen Perspektiven zu erfahren. Zu meiner Überraschung war dem Vermieter und Freund von Leander, Max, ein Kapitel gestattet. Am Kapitelanfang ist auch eine notizähnliche Datumsangabe, dafür bin ich sehr froh, da ich mich dadurch im Zeitablauf hervorragend zurechtfinden konnte. Lea Coplin hat einen angenehmen, bildhaften Erzählstil, z. B. ich schwitzte wie ein Eiswürfel, dadurch lief der Plot wie ein Film in meinem Kopf ab. Schlagfertige, lebendige Dialoge und ein fettgedruckter SMS-Austausch machten die Erzählung erfrischend lebendig. Die Schilderung über die Krankheit und das Schicksal von Leanders Mutter waren dem Alter der Zielgruppe hervorragend angepasst, ohne zu überfordern. Auch die Schilderung der ausgetauschten Zärtlichkeit hat die Autorin mit tollen Worten hinbekommen. Romantisch, aufregend aber niemals peinlich oder zu gewagt. Die Hauptcharaktere Leander und Jana habe ich beide gerne gemocht, sie waren durchgehend sympathisch und ihr Handeln stets nachvollziehbar. (S. 270 Ich hasse es, den Jungen zu lieben, der meinen Bruder getötet hat). Auch Leanders Mama habe ich geliebt. Im inneren der vorderen Umschlagseite, sind die Lebensweisheiten, die sie ihrem Sohn mitgibt, in Form von aufgedruckten Notizzetteln abgebildet. Einige Textstellen haben mich stark beschäftigt. Z.B. auf S. 244 Das Leben ist verdammt kurz, der überwiegende Teil davon ist beschissen, und der Rest… den sollten wir so unvergesslich wie möglich gestalten. Gar nicht gemocht habe ich die Schwester von Jana, Marie, die mir im Verlauf des Buches immer unsympathischer wurde. Sie troff vor Moral und hatte selbst genügend „Dreck am Stecken“. Ein Buch hervorragend geeignet für das angegebene Lesealter, wobei ich mir vorstellen kann, dass mitlesende Mütter genau so viel Lesevergnügen bei der Lektüre haben werden. Eine gerne gegebene Leseempfehlung und verdiente 5 Sterne.
    Für immer ist die längste Zeit Für immer ist die längste Zeit (Buch)
    25.04.2018

    "Die Liebe höret nimmer auf"

    Für immer ist die längste Zeit, Familienroman von Abby Fabiaschi, 368 Seiten erschienen bei Fischer Krüger.
    Ein unvergesslicher, emotionaler und tröstender Roman über den Tod einer Mutter und die Gefühle ihrer Familie in der ersten Zeit danach.
    Madelines Leben ist zu Ende. Sie ist mitten aus dem Leben und dem ihrer Familienangehörigen gerissen worden als sie eines Tages vom Dach der Bibliothek stürzt. War es Selbstmord? Maddy kann von da, wo immer sie jetzt auch ist, auf ihre Lieben herabsehen. Ihre Möglichkeiten in das Schicksal ihres Mannes Brady und ihrer Tochter Eve einzugreifen sind beschränkt. Mit der Liebe, dem Lachen und den Gedanken die sie sendet, versucht sie eine liebevolle Frau und Mutter für die Beiden zu finden. Doch Maddy spürt dass sie sich allmählich immer weiter von den Beiden entfernt, ihre Zeit wird knapp.
    Das vorliegende Werk ist in 17 Kapitel gegliedert. Jedes Kapitel teilt sich in drei Teile, abwechselnd jeweils aus der Sicht der Hauptfiguren und in der Ich-Form geschrieben. Dies ist eine gute Idee der Autorin um aufzuzeigen, wie Trauer, Unbegreifen und Schuldgefühle von den jeweiligen Personen empfunden werden, das hat mir außerordentlich gut gefallen. Durch Situationskomik und lebendige Dialoge und auch Sequenzen tiefster Traurigkeit, zeigt Abby Fabiaschi die ganze Skala der Gefühle auf. Einfühlsam erzählt die Verfasserin, wie sich der Ehemann Vorwürfe macht, dass er nie gemerkt hat, wie unglücklich seine Frau in dieser Ehe war und hadert mit seinen vermeintlichen Fehlern. Aber auch Eve sucht die Schuld an diesem Suizid bei sich. War sie immer nur auf ihr persönliches Wohl bedacht? Warum hat sie ihrer Mutter niemals ihre Liebe gezeigt? Ein Brief in Schreibschrift gedruckt, die Tagebucheintragungen von Maddy kursiv und ihre Lebensweisheiten in anderer Schrift und grau unterlegt verdeutlichen diese besonderen Textstellen sehr auffällig. Häufig musste ich laut lachen und Minuten später konnte ich die Tränen nicht mehr zurückhalten. Ich kann aus diesem Buch sehr viele Lebensweisheiten mitnehmen und habe auch öfters an den Tod meiner eigenen Mutter denken müssen. Besonders gefallen hat mir ein Zitat auf S. 339: „ Als Eve kam, entdeckte ich, dass Liebe Stufen hat und das die Mutterschaft der Gipfel ist“. Auch ein Zitat von Seite 171 habe ich mir aufgeschrieben: „Wir kommen nicht allwissend auf die Welt.“
    Die Charaktere handelten alle pausibel und ich konnte ihre Worte, Gedanken und Taten zu jedem Zeitpunkt nachvollziehen. Die Figuren machen ausnahmslos eine positive charakterliche Veränderung durch. Ich konnte der Geschichte zu jeder Zeit folgen. Am Ende gibt es durch eine überraschende Wendung auch noch eine Erklärung für Madelines Tod. Mir hat es gefallen, dass im Epilog die Lebenssituationen der einzelnen Personen erläutert werden. Es bleiben somit keine offenen Fragen übrig.
    Ich habe den Roman an einem Tag weggelesen, es gab keine Stelle an dem ich das Buch einmal aus der Hand hätte legen können. Ich habe gelacht und geweint und mich hervorragend unterhalten.
    Ich kann mir auch vorstellen, dass dies eine geeignete Lektüre für Menschen wäre, die einen lieben Angehörigen verloren haben, ich persönlich konnte viele tröstende Gedanken in mein eigenes Leben mitnehmen. Eine wunderschöne Geschichte.
    Eine uneingeschränkte Leseempfehlung und gerne gegebene 5 Lesesterne.
    51 bis 75 von 139 Rezensionen
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