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    Lilli33 Top 100 Rezensent

    Aktiv seit: 29. Juni 2015
    "Hilfreich"-Bewertungen: 140
    86 Rezensionen
    Singer, N: Davor und Danach Singer, N: Davor und Danach (Buch)
    21.01.2019

    Fesselnde Dystopie

    Inhalt:
    Durch den Klimawandel ist Wasser knapp geworden. Nur im Norden gibt es noch genug. Die vierzehnjährige Mhairi, die einige Jahre mit ihren Eltern im Sudan gelebt hat, ist auf der Flucht nach Schottland, nach Hause zu ihrer Großmutter. Unterwegs trifft sie auf einen kleinen Jungen. Nimmt sie ihn mit, kommt sie langsamer voran. Lässt sie ihn allein zurück, wird er wohl sterben. Eine von vielen schweren Entscheidungen, die das Mädchen treffen muss, nur um am Ende festzustellen, dass auch in Schottland nicht mehr alles so ist, wie es mal war …

    Meine Meinung:
    Schon äußerlich ist dieses Buch ein Kleinod: ein wunderschönes Cover, bei dem die hintere Klappe so gearbeitet ist, dass sie um die Seiten herumliegt und diese schützt. Außerdem ist hier die Hälfte des Titels aufgedruckt, während auf dem eigentlichen Buchrücken die andere Hälfte steht. Dadurch kann man das Buch entweder mit dem „Davor“ oder mit dem „Danach“ ins Regal stellen.

    Auch inhaltlich lässt das Buch kaum etwas zu wünschen übrig. Die Geschichte einer Flucht wird aus Mhairis Perspektive in der Ich-Form erzählt, und zwar sehr authentisch. Man ist ganz nah an Mhairis Gedanken und Gefühlen dran, zumindest an denen, die sie nicht tief in sich, in der FESTUNG, eingeschlossen hat. Dort sind die Erlebnisse, die einfach zu schlimm sind, um sie herauszulassen, begraben. Aber nach und nach kommen sie natürlich ans Licht.

    Mir gefiel Mhairis Entwicklung sehr gut. Was sie auf ihrer beschwerlichen Reise erlebt, ähnelt stark dem, was auch die realen Flüchtlinge bei uns mitmachen müssen, Schikanen, Übergriffe, Diebstähle und vieles mehr. Es prägt sie in besonderer Weise. Immer wieder stellt sich die Frage, was Menschlichkeit ausmacht, ob man es sich leisten kann, Mitgefühl zu zeigen und zu helfen, oder ob man besser nur an sich denken sollte.

    Nicky Singers Schreibstil mit den recht kurzen, klaren Sätzen spiegelt Mhairis Zerrissenheit und Verzweiflung perfekt wider. So kommen die Emotionen direkt beim Leser an und man kann sich problemlos in die Protagonistin hineinversetzen.

    Fazit:
    „Davor und danach“ ist eine fesselnde Dystopie, die leider gar nicht so weit von unserer heutigen Welt entfernt erscheint. Das Buch gibt eine Menge Denkanstöße, lässt sich dabei aber locker lesen.
    Die Schneeschwester Maja Lunde
    Die Schneeschwester (Buch)
    01.01.2019

    Eine wunderschöne Geschichte für Kinder und Eltern

    Inhalt:
    Es sind nur noch wenige Tage bis Weihnachten. Heiligabend ist für Julian normalerweise der schönste Tag des Jahres, hat er doch an diesem Tag Geburtstag. Dieses Jahr wird er zehn Jahre alt, aber leider hat seine Familie offenbar kein Interesse an Weihnachten oder Geburtstag. Denn Julians Schwester ist gestorben und die Eltern wissen vor Trauer nicht ein noch aus.

    Da lernt Julian die lebenslustige Hedvig kennen, ein mysteriöses Mädchen, das Julian eine gute Freundin wird. Doch auch Hedvig kann manchmal traurig werden …

    Meine Meinung:
    Dieses Buch ist einfach wundervoll. Das beginnt schon mit der äußeren Erscheinung - ein wunderschönes Cover in rot-gold, das nicht nur auf dem Schutzumschlag zu bewundern ist, sondern auch auf dem inneren Bucheinband. Auch das Vorsatzpapier ist allerliebst und erst recht die herrlichen Illustrationen von Lisa Aisato, die die Handlung absolut genial in Farbe umsetzen. Es macht einfach Spaß, die wunderschönen Bilder zu betrachten und immer wieder neue Details darin zu entdecken.

    Die Geschichte ist sehr berührend. Es geht um Tod und Trauer, daher sollte man die Altersempfehlung ab 10 Jahren beherzigen und das Kind am besten auch nicht allein mit dem Buch lassen, sondern über das Gelesene sprechen. Da die Geschichte in 24 Kapitel unterteilt und in der Vorweihnachtszeit angesiedelt ist, eignet sie sich hervorragend, um in der Adventszeit jeden Tag ein Kapitel vorzulesen.

    Julian wünscht sich so sehr, dass seine Eltern wieder die alten werden. Es kommt ihm so vor, als würden zu Hause nur noch graue Kopien seiner Eltern leben, die nicht mehr lachen können und sich auch nicht wirklich für ihre noch lebenden Kinder interessieren. Der Junge versucht alles, um doch ein bisschen Weihnachtsstimmung zu schaffen.

    Obwohl das Buch sehr traurig ist und man die Tränen vielleicht nicht immer zurückhalten kann, ist es doch auch ein Buch, das Mut macht und das Hoffnung gibt.

    An dieser ergreifenden Geschichte mit den einzigartigen Illustrationen werden sicher ältere Kinder wie auch Erwachsene gleichermaßen Freude haben.
    Die Ballade von Max und Amelie Die Ballade von Max und Amelie (Buch)
    27.11.2018

    Leider nicht mein Fall

    Inhalt:
    Die einäugige Hündin Narbe lebt mit ihrem Rudel auf einer Müllkippe. Ihr Tag besteht aus dem ständigen Kampf ums Überleben. Bis eines Tages der schwarze Hund Max auf die Müllkippe kommt. Max ist ein Haustier, das seine Familie sucht. In freier Wildbahn könnte der sanfte Rüde wohl kaum überleben, und so nimmt sich Narbe seiner an. Zusammen machen sie sich auf eine abenteuerliche Reise zu Max’ Familie.

    Meine Meinung:
    Ich lese die Bücher von David Safier recht gerne, aber dieses hier war nicht so ganz mein Fall. Es ist eine ziemlich ernste Geschichte, die aus der Sicht einer wilden Hündin erzählt wird. Und obwohl ich diese Tierperspektive eigentlich mag, habe ich mich hier ab und zu damit quälen müssen. Manches kam mir einfach zu albern vor. Auch wurden Begriffe, die Narbe für Menschendinge benutzt, nicht immer konsequent verwendet. Da wurde dann plötzlich zwischendurch doch mal das normale Wort benutzt.

    Die Hündin Narbe war mir anfangs nicht sonderlich sympathisch, doch das ist kein Wunder. Sie ist misstrauisch und aggressiv. Sie muss erst lernen zu vertrauen, lernen, dass sie liebenswert ist und geliebt wird. Im Lauf der Geschichte entwickelt sie sich in dieser Hinsicht enorm weiter. Ihre positive Veränderung lässt sich Seite für Seite erlesen. Auch Max bleibt während des Roadtrips der beiden nicht derselbe. Der Rüde, der sich zu Beginn nicht zu wehren weiß, entwickelt einen heldenhaften Mut, den er in manch spannender Szene beweisen kann.

    Die Sprache wirkt zuweilen etwas poetisch und lädt zum Träumen ein, doch dafür muss man sich ganz auf diese tierische Geschichte einlassen können.

    "Darauf sahen wir beide zum Himmel, zu den Sternen, bis zur Unendlichkeit und noch viel weiter. Und angesichts der Unendlichkeit fiel es uns beiden nicht mehr schwer, an das Unmögliche zu glauben." (S. 211)

    Reinkarnation ist bei Safier ja häufiger das Thema, aber hier war es mir zu viel. Die entsprechenden Einschübe zerhacken die eigentliche Handlung unnötig. Mir hätte es besser gefallen, der Autor hätte sich auf die Ereignisse in der Gegenwart beschränkt und diese noch interessanter ausgeführt.

    Fazit:
    „Die Ballade von Max und Amelie“ ist eine nette Geschichte über die Liebe zweier Hunde, eine Geschichte über Vertrauen und Freundschaft, die sich natürlich auch auf Menschen übertragen lässt, mich aber leider nicht wirklich erreichen konnte.
    Muttertag Nele Neuhaus
    Muttertag (Buch)
    24.11.2018

    Klasse aufgebauter Kriminalroman voller Spannung

    Inhalt:
    Die Polizei wird zu einem Todesfall gerufen. Zufällig entdecken die Beamten auf dem Grundstück außerdem die sterblichen Überreste von drei Frauen, die dort vergraben waren. War der Tote etwa ein Serienmörder?

    Pia Sander, Oliver von Bodenstein und ihr Team müssen weit in der Vergangenheit suchen, um das Rätsel um die Knochen zu lösen.

    Meine Meinung:
    Dies ist bereits der 9. Band der Reihe um die Hofheimer Kommissare Oliver von Bodenstein und Pia Sander. Da der Kriminalfall in sich abgeschlossen ist, kann man ihn aber auch gut ohne Vorkenntnisse lesen. Was im Privatleben der Ermittler von Bedeutung ist, wird hier noch einmal erwähnt.

    Ich mag die Taunuskrimis von Nele Neuhaus sehr gerne, und der vorliegende Band ist für mich einer der besten. Die verschiedenen Handlungsstränge sind derart gekonnt miteinander verwoben, dass es der Autorin gelingt, die Lesenden lange Zeit über den Täter im Unklaren zu lassen, am Ende aber doch alles absolut schlüssig erscheint.

    Einmal angefangen, will man das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen. Es lässt sich aber auch sehr leicht lesen, ist fesselnd und die Personen wirken absolut authentisch. Amüsiert habe ich mich darüber, dass Neuhaus sich und ihre Leser mit kleinen Seitenhieben ein wenig auf die Schippe nimmt. Beklagten sich beim Vorgängerband „Im Wald“ viele Leser über zu viele Personen, so hat Neuhaus sich diesmal ein wenig zurückgenommen. Zwar nehmen auch hier wieder etliche Personen - tot oder lebendig - an der Handlung teil, durch ihre gute Charakterisierung behält man als Leser aber recht leicht den Überblick, wer wer ist. Auch das Personenverzeichnis zu Beginn des Romans hilft dabei.

    Kleine Einschübe aus Sicht des Täters geben einen Einblick in dessen kranke Psyche, ohne zu viel von seiner Identität zu verraten. So hat der Leser ausreichend Gelegenheit, mit zu raten und schließlich herauszufinden, welcher der möglichen Verdächtigen hier sein Unwesen treibt.

    Ein kleiner Wermutstropfen sind einige Logikfehler, die zwar keinen Einfluss auf die Handlung haben, mich aber trotzdem störten. Daher „nur“ 4,5 Sterne ;-)

    Die Reihe:
    1. Eine unbeliebte Frau
    2. Mordsfreunde
    3. Tiefe Wunden
    4. Schneewittchen muss sterben
    5. Wer Wind sät
    6. Böser Wolf
    7. Die Lebenden und die Toten Im Wald
    8. Im Wald
    9. Muttertag
    Bösland Bösland (Buch)
    15.10.2018

    Definitiv kein 08/15-Thriller

    Inhalt:
    Der dreizehnjährige Ben landet nach dem Mord an seiner Freundin in der Psychiatrie. Er ist total traumatisiert und kann und will sich nicht an die Tat erinnern. Nach seiner Entlassung versucht er, im Leben wieder Fuß zu fassen, bis ihn ein Ereignis dazu bringt, das damalige Geschehen mit Hilfe seiner Therapeutin aufzuarbeiten. Langsam kommen die Erinnerungen ans Tageslicht …

    Meine Meinung:
    Bernhard Aichners Schreibstil mag man oder man mag ihn nicht. Er schreibt recht minimalistisch. Ausufernde Beschreibungen findet man hier nicht. Der Autor beschränkt sich auf das Wesentliche, das oft sogar nur zwischen den Zeilen zu lesen ist. Ganze Kapitel bestehen aus reinem Dialog, wobei die einzelnen Reden nur jeweils mit Bindestrich abgesetzt sind. Ich mag dieses knappe, prägnante Schreiben sehr, und deshalb hat mich auch „Bösland“ leicht in seinen Bann ziehen können.

    Die Handlung ist durchweg spannend. Das Böse ist unterschwellig ständig zu erahnen, sodass ich quasi mit angehaltenem Atem durch dieses Buch gerauscht bin. Aichner hat immer wieder kleine Wendungen eingebaut, die ich so nicht vorhergesehen habe. Der Ich-Erzähler Ben war mir trotz oder vielleicht auch gerade wegen seiner psychischen Defizite von Anfang an sympathisch. Ich habe mit ihm gefühlt, als nach und nach seine Erinnerungen an das Böse und das „Bösland“ wieder einsetzten, denen er sich nicht gewachsen fühlte.

    Ein kleines Manko sind - wie schon bei der Toten-Trilogie - die vielen leeren Seiten in diesem Buch. Ich habe 105 ganz leere gezählt und 71, auf denen jeweils nur eine Kapitelüberschrift steht. Arme Bäume, die unnötig sterben müssen!
    Piccola Sicilia Daniel Speck
    Piccola Sicilia (Buch)
    10.10.2018

    Eine lesenswerte Familiengeschichte - leider mit Längen

    Inhalt:
    Ein alter Freund von Nina will ein Flugzeugwrack bergen, das den berühmten Rommelschatz enthalten soll. Da Ninas verschollener Großvater auf der Passagierliste stand, reist Nina zum Bergungsort vor Sizilien. Hier trifft sie auf die ältere Joëlle, die ihr eine faszinierende Familiengeschichte erzählt, nämlich die von Ninas Großvater Moritz, der nie aus dem Krieg heimgekehrt ist …

    Meine Meinung:
    Leider bildet die Geschichte um Nina und Joëlle nur die Rahmenhandlung für die vergangene Familiengeschichte. Mich interessiert nämlich meistens die Gegenwart viel mehr als das Vergangene. Insofern hat mich die Leseprobe ziemlich in die Irre geführt, denn diese erzählt praktisch nur von Nina. Mit ihr konnte ich mich gleich anfreunden, ich hätte gerne noch viel mehr von ihr gelesen, aber leider blieb sie im Verlauf des Romans dann doch recht blass.

    Den weitaus größten Teil der Erzählung nimmt die Geschichte von Moritz, Yasmina und Victor ab 1942 in Tunis ein. Yasmina und Victor leben in Piccola Sicilia, einem bunten Einwandererviertel in Tunis, wo Muslime, Juden und Christen in friedlicher Nachbarschaft wohnen. Man hilft sich gegenseitig während des Kriegs, versteckt die Verfolgten, wischt alle Unterschiede beiseite, sieht nur den Menschen. Eigentlich ein Paradies. Doch es wird auch gezeigt, wie der Krieg die Menschen verändert - nicht immer zum Guten. Es gibt hier vieles, worüber es sich nachzudenken lohnt. Einiges empfand ich allerdings auch als etwas kitschig.

    Daniel Speck hat es leider nicht geschafft, mich durchgehend zu fesseln. Viele Passagen empfand ich als ermüdend ausführlich, teilweise auch mit Wiederholungen. Hier kommt die Handlung nicht recht vom Fleck. In meinen Augen hätte dem Buch eine ordentliche Straffung gutgetan.

    Normalerweise mag ich offene Enden gar nicht. Hier hat es mich nicht gestört - im Gegenteil, ich fand es sehr gut, dass nicht alle losen Fäden aus erzählt wurden, sondern dass der Autor sich auf den Kern beschränkt hat.
    Das Haus der Mädchen Andreas Winkelmann
    Das Haus der Mädchen (Buch)
    25.09.2018

    Spannend, wenn auch etwas unrealistisch

    Inhalt:
    Leni kommt für ein Verlagspraktikum nach Hamburg. Hier lernt sie die lebenslustige Vivien kennen, die im selben Haus ein Zimmer gemietet hat. Als Vivien über Nacht spurlos verschwindet, macht Leni sich auf die Suche nach ihr und bringt sich dadurch in große Gefahr.

    Der Obdachlose Freddy Förster hat einen Mord beobachtet. Statt sich vom Mörder jagen zu lassen, versucht er, den Mörder zu finden.

    Meine Meinung:
    Die Story ist im Grunde sehr spannend und wird kurzweilig erzählt. Dabei wechselt der Autor zwischen verschiedenen Perspektiven hin und her. Diese sind ganz unterschiedlich, die einen eher etwas ruhiger, die anderen spannend oder nervenaufreibend. Das ist eigentlich eine ganz gute Mischung.

    Die Identität des Täters blieb für mich lange Zeit im Dunkeln. Leider konnte mich das Motiv nicht hundertprozentig überzeugen, das schien mir etwas weit hergeholt und abstrus. Hier hätte es vielleicht noch einiger klärender Worte bedurft.

    Im Großen und Ganzen handelt es sich bei „Das Haus der Mädchen“ um einen soliden Thriller, den man gut lesen kann. Er lässt aber noch etwas Luft nach oben.
    Ein Winter in Paris Ein Winter in Paris (Buch)
    24.09.2018

    Ein starker Roman muss nicht dick sein

    Inhalt:
    Victor zieht aus der Provinz nach Paris. Dort besucht er die Vorbereitungsklasse des Lycée D. für den „Concours“, die Aufnahmeprüfung für die französischen Elite-Universitäten. Als Außenseiter wird er von seinen Kommilitonen ignoriert. Kaum einer räumt ihm eine Chance ein, den Concours zu bestehen - auch er selbst nicht. Vereinsamt und unter dem enormen Druck, den die Lehrer machen, bringt er schließlich das erste Vorbereitungsjahr hinter sich. Nach den Ferien kommt Mathieu an die Schule - wie Victor ein Außenseiter. Es ergibt sich eine lockere Freundschaft zwischen den beiden jungen Männern, aus der vielleicht mehr hätte werden können. Ja wenn sich Mathieu nicht mitten in einer Unterrichtsstunde das Leben genommen hätte. Als Freund des Opfers steht Victor plötzlich im Rampenlicht. Er wollte dies nicht, aber trotzdem genießt er die Zuwendung der anderen. Auch zu Mathieus Vater entwickelt sich eine gewisse Beziehung.

    Meine Meinung:
    Mit „Ein Winter in Paris“ hat Jean-Philippe Blondel einen starken Roman geschaffen und zeigt damit, dass auch recht dünne Bücher eine tiefgreifende Geschichte erzählen können. Auf sehr einfühlsame Weise nähern wir Leser uns dem Protagonisten Victor, der seine Geschichte in der Ich-Form erzählt. Dank dieser Perspektive kann man tief in sein Inneres sehen, seine Einsamkeit spüren, seine Selbstzweifel nachvollziehen, seine Wünsche und Hoffnungen erkennen.

    Dieser Roman kommt auf leisen Sohlen daher und entwickelt dabei einen eigenartigen Sog. Die Atmosphäre an der Schule, die fast unmenschlich agierenden Lehrer und die verunsicherten Schüler erschienen mir äußerst plastisch. Mir war beim Lesen so, als würde ich alles selbst erleben und nicht nur aus der Ferne beobachten.

    Dabei beschränkt Blondel sich auf das Wesentliche. Ausschweifende Beschreibungen sucht man vergeblich. Gerade dadurch wirkt der Roman so dicht und eindringlich.

    Fazit:
    Ich kann diesen kleinen, aber feinen Roman nur empfehlen. Es ist eine berührende Geschichte über einen heranwachsenden jungen Mann, der seinen Platz im Leben sucht.

    Walter muss weg Walter muss weg (Buch)
    21.09.2018

    Herrlich verschrobene Figuren

    Inhalt:
    Nach 53 Jahren Ehe freut sich die 70-jährige Hannelore Huber auf ihr wohlverdientes Witwendasein. Endlich ist ihr Walter tot. Doch gerade als sie die Beerdigung so richtig genießen will, entdeckt man eine falsche Leiche im Sarg. Doch wo ist Walter? Ein ereignisreicher Tag nimmt in dem kleinen Dörfchen Glaubenthal seinen Lauf.

    Meine Meinung:
    Glaubenthal ist ein fiktiver Ort, den man laut Thomas Raab in Österreich oder Bayern ansiedeln könnte. Da der Autor in Wien lebt, habe ich für mich dieses kleine Streudorf nach Österreich gelegt, zumal auch ein paar österreichische Ausdrücke verwendet werden.

    Dieser „Kriminalroman“ lebt von seiner feinsinnigen schwarzhumorigen Sprache und den äußerst skurrilen Figuren. Ein wenig hat er mich an die Alpenkrimis von Jörg Maurer erinnert, nur mit weniger Krimi und dafür mehr Humor. Als Hörbuch könnte ich mir diesen Roman sehr gut vorstellen. In der entsprechenden Mundart vorgelesen hätte er sicher noch mehr Unterhaltungswert.

    Der Schreibstil von Thomas Raab hat mir zunächst ausgesprochen gut gefallen. Fast in jedem Satz versteckt sich ein Wortspiel, ein Witz oder eine irgendwie verdrehte Wendung. Man muss daher jeden Satz und jedes Wort genau lesen. Auf Dauer ist das aber recht anstrengend. Hier wäre in meinen Augen weniger mehr gewesen. Punktuell eingesetzter Humor hätte mich eher überzeugen können.

    Einige der beschriebenen Charaktere sind sehr gut gelungen. Allen voran Hannelore Huber, die stets grantige Alte, die froh ist, dass sie endlich allein ist. Die gar nicht erfreut ist, dass sich bei ihrer Suche nach der Leiche ihres Mannes der zehnjährige Lausbub Kurti und die fünfjährige altkluge Amelie an sie hängen. Doch im Lauf der Geschichte entdeckt sogar diese scheinbar hartherzige Frau einen weichen Kern in sich.

    Die kleine Amelie gefiel mir auch gut, sie bringt mit ihren Weisheiten frischen Wind in den Fall.

    Andere Figuren bleiben aber leider recht blass, zum Beispiel die ermittelnden Polizisten und andere Dorfbewohner, die eine wichtige Rolle spielen. Hier fand ich die überspitzte Darstellung einfach nur nervig.

    Für einen Krimi ist die Handlung sehr dünn und auch nicht richtig spannend. Wirklich ernst nehmen kann und soll man sie wahrscheinlich auch gar nicht. Aber das war mir einfach zu wenig, um mich begeistern zu können.

    Ich habe das Buch ganz gern gelesen, aber es fiel mir auch nicht schwer, es aus der Hand zu legen. „Walter muss weg“ ist wohl der 1. Band einer Reihe mit Hannelore Huber. Ob ich noch einmal einen Versuch wagen werde, weiß ich noch nicht.

    Loyalitäten Loyalitäten (Buch)
    16.09.2018

    Kurz, aber äußerst intensiv

    Inhalt:
    Théos Eltern sind geschieden und verfeindet. Der Zwölfjährige reibt sich zwischen den Fronten auf, sorgt mehr für die Eltern als diese für ihn. Zusammen mit seinem Freund Mathis flüchtet er sich in den Alkohol. Nur seine Lehrerin Hélène erkennt, dass mit dem Jungen etwas nicht stimmt. Doch kann sie ihm helfen?

    Meine Meinung:
    Wer meint, dass eine dramatische Geschichte einen riesigen Umfang braucht, wird von Delphine de Vigan eines Besseren belehrt. Sie verliert nicht viele Worte, doch jedes davon sitzt perfekt an der richtigen Stelle und drückt präzise aus, was passiert. So könnte man dieses Büchlein innerhalb kürzester Zeit lesen. Da es aber in der Wirkung doch sehr intensiv ist, empfehle ich, ab und an eine Pause einzulegen und die Handlung erst einmal zu verdauen.

    Die Autorin entwickelt ein komplexes Netz von Loyalitäten, in denen die Charaktere einerseits geborgen, aber vor allem auch gefangen sind. Es stellt sich den Protagonisten immer wieder die Frage, ob sie das Richtige tun. Oder ob es besser ist, aus den richtigen Gründen eventuell etwas Falsches zu tun, als einfach stillzuhalten und zuzusehen, wie ein Mensch zugrunde geht.

    Aus verschiedenen Perspektiven wird dieses Dilemma betrachtet. Hierbei spielt natürlich Théo eine große Rolle, der sowohl seine Mutter als auch seinen Vater liebt und keinen von ihnen bloßstellen will. Aber auch seine Lehrerin Hélène ist eine vielschichtige Figur, die mit ihrer eigenen Vergangenheit zu kämpfen hat und vom Kollegium wenig Unterstützung erhält. Mathis will seinen Freund nicht verraten, sorgt sich aber um ihn. Cécile, Mathis’ Mutter, schließlich kümmert sich vorrangig um sich selbst und um ihren eigenen Sohn als um dessen Freund.

    So spitzt sich die Handlung immer mehr zu. Ich habe beim Lesen fast den Atem angehalten, weil ich so in dieses Drama versunken war und dabei untätig auf dem Sofa sitzen musste, anstatt eingreifen zu können.

    Manche Leser werden den Schluss vielleicht als zu offen empfinden - für mich war er perfekt.
    Kelly, E: Vier.Zwei.Eins. Kelly, E: Vier.Zwei.Eins. (Buch)
    07.09.2018

    Zu Beginn etwas langweilig, später überraschend

    Inhalt:
    Auf einem Festival in Cornwall meint die junge Laura eine Vergewaltigung beobachtet zu haben. Der Mann streitet dies vehement ab. Beim Prozess sagt Laura zugunsten des Opfers Beth aus, aber nach und nach kommen ihr Zweifel, zumal sich Beth zu einer Bedrohung für Laura und ihren Freund Kit entwickelt …

    Meine Meinung:
    Mir gefiel die zweigeteilte Erzählung recht gut. Ein Handlungsstrang berichtet über die Ereignisse zur Sonnenfinsternis 1999 in Cornwall, der zweite Strang spielt 2015, als Kit allein zu einer Sonnenfinsternis auf den Färöern aufbricht, während die schwangere Laura allein zu Hause in London bleibt. Die beiden sind untergetaucht, um nicht mehr von Beth gefunden zu werden, die offensichtlich mittlerweile eine Bedrohung darstellt.

    Die Ausgangssituation fand ich noch sehr interessant, die Frage, was ist wirklich passiert. War es eine Vergewaltigung oder nicht? Und wie kam es dazu, dass sich das junge Paar von Beth bedroht fühlt? Doch dann plätschert die Geschichte ein wenig vor sich hin. Es passiert nichts wirklich Aufregendes. In der zweiten Hälfte des Buches wird es dann spannender. Langsam kristallisiert sich eine Entwicklung heraus, mit der ich nie gerechnet hätte und die mich vollkommen überraschend kalt erwischt hat.

    Die Protagonisten fand ich alle nicht sonderlich sympathisch, obwohl sie teilweise als liebevoll und fürsorglich dargestellt werden. Aber da war immer noch etwas im Hintergrund, das mich auf Abstand hielt. So konnte ich auch leider gar nicht richtig mit fiebern, weil mir die Figuren einfach nicht wirklich wichtig waren.

    Der Roman lässt sich schlecht in ein Genre einordnen. Wer allerdings einen klassischen Thriller oder Kriminalroman erwartet, wird enttäuscht werden.
    Das Jahr, in dem Dad ein Steak bügelte Rachel Khong
    Das Jahr, in dem Dad ein Steak bügelte (Buch)
    04.09.2018

    Erinnerungen

    Inhalt:
    Als Ruths Verlobter sich kurz vor Weihnachten von ihr trennt, fällt es ihr nicht allzu schwer, der Bitte ihrer Mutter nachzukommen, für ein Jahr wieder nach Hause zu ziehen, um sich um den dementen Vater zu kümmern. Im Lauf dieses Jahres nähert sie sich nicht nur wieder ihren Eltern an, sondern findet auch zu sich selbst.

    Meine Meinung:
    Der Titel dieses Debütromans von Rachel Khong und der Klappentext haben mir einen berührenden und humorvollen Roman über einen Alzheimerkranken suggeriert. Teilweise steckt das auch zwischen den Buchdeckeln, aber leider nicht in dem Ausmaß, in dem ich es erwartet hatte.

    Besonders zu Anfang hadert die dreißigjährige Ruth stark mit sich selbst und denkt mehr über ihre gescheiterte Beziehung mit Joel nach, als dass wir etwas über ihren Vater, der an Alzheimer erkrankt ist, erfahren würden. Meiner Meinung nach hätte es dem Buch besser getan, wenn die Autorin sich auf einen Aspekt ihrer Geschichte konzentriert hätte. So fehlt es dem recht dünnen Buch einfach an Tiefe.

    Auch die Form der Erzählung sorgt nicht unbedingt für eine Vertiefung des Geschehens. Es werden einzelne Tage herausgegriffen und mit Datum überschrieben, ähnlich einem Tagebuch, allerdings nicht so persönlich erzählt, wie man das bei einem Tagebuch machen würde. So ist der Roman keine durchgehende Erzählung, sondern eher eine Aneinanderreihung von einzelnen Augenblicken, einzelnen Erinnerungen, die zum Teil nur wenige Zeilen lang sind.

    Die erste Hälfte des Buches fand ich fast ein wenig belanglos, in der zweiten Hälfte kann man dann allerdings sehr schön den zunehmenden Verfall von Howard verfolgen. Obwohl die Situation im Großen und Ganzen sehr bedrückend ist, zieht sie den Leser nicht runter, da jede Menge Situationskomik darin steckt, worüber man einfach immer wieder schmunzeln muss.
    Slow Horses Slow Horses (Buch)
    29.08.2018

    Erst zäh, dann spannend

    Inhalt:
    Slow Horses werden die ausgemusterten MI5-Agenten genannt, die im Slough House ein tristes Dasein fristen, Müll durchstöbern, Telefonate transkribieren und sonstige unnötige Aufträge erledigen müssen. Als ein junger Mann entführt ist, wittern die „lahmen Gäule“ ihre Chance, sich zu beweisen …

    Meine Meinung:
    Nach einem spannenden Anfang, in dem man den jungen Agenten River Cartwright dabei beobachten kann, wie er einen Auftrag gnadenlos vermasselt, bricht die Spannungskurve leider abrupt wieder ab. Auf den folgenden ca. hundert Seiten werden erst mal alle involvierten Personen in einer überbordenden Ausführlichkeit beschrieben, ohne dass etwas Großartiges passiert. Nach etwa einem Viertel des Romans ist erstmals von dem im Klappentext angekündigten Fall, der Entführung eines jungen Mannes, die Rede. Doch läuft das weiterhin nur ganz entfernt im Hintergrund ab, während im Vordergrund immer noch die Agenten beschrieben werden. Das war mir viel zu ausführlich und hätte es für das Verständnis der Story auch nicht gebraucht.

    Nachdem ich das halbe Buch durchgehalten hatte, wurde ich endlich belohnt. Nun nimmt der Fall immer mehr Fahrt auf, steigert sich quasi von Seite zu Seite, wird immer spannender und undurchsichtiger, um sich schließlich überraschend zu klären.

    Auf Englisch sind bereits sechs Bände der Jackson Lamb-Reihe erschienen, wobei ich mir gut vorstellen kann, dass die nächsten Bände nun gleich mit mehr Tempo losgehen, da man die Charaktere jetzt ja schon zur Genüge kennt.

    Der Schreibstil hat mir recht gut gefallen. Er steckt voller Sarkasmus und schöner Formulierungen. Manche Dialoge sind richtig spritzig und witzig, sodass man beim Lesen auch immer wieder mal grinsen und schmunzeln muss.

    Fazit:
    Mein Eindruck von „Slow Horses“ ist also ziemlich gespalten. Nach einem sehr zähen Anfang wird es spannend. Der Schreibstil ist gut. Aber ob ich die Reihe weiter verfolgen werde, ist noch ungewiss.

    Der Abgrund in dir Der Abgrund in dir (Buch)
    29.08.2018

    Gemischte Gefühle

    Inhalt:
    Elizabeth Childs hat ihrer Tochter Rachel nie den Namen ihres Vaters verraten. Als Elizabeth stirbt, heuert Rachel einen Privatdetektiv an, um ihren Vater zu finden. Doch die Informationen, die sie über ihn hat, sind dürftig.

    Rachel macht sich einen Namen als Reporterin. Nach einem traumatischen Erlebnis auf Haiti ist sie psychisch am Ende. Da tritt nach vielen Jahren ein alter Bekannter wieder in ihr Leben und krempelt es von Grund auf um …

    Meine Meinung:
    Ich war mir nicht sicher, was ich bei diesem Roman erwarten durfte. Sollte es ein biografischer Roman sein, eine Liebesgeschichte oder ein Thriller?

    Auf den ersten ca. 300 Seiten lernen wir Rachel kennen, in aller Tiefe und von allen Seiten. Das ist ganz interessant, aber leider nicht besonders spannend. Man hätte hier gut 200 Seiten kürzen können, ohne dass wesentliche Teile fehlen würden. Allein der tolle Schreibstil Dennis Lehanes hat mich zum Weiterlesen animiert. Und der erste Satz, der noch eine spannende Handlung verheißen hatte:

    „An einem Dienstag im Mai, im Alter von sechsunddreißig Jahren, erschoss Rachel ihren Mann.“ (S. 7)

    Nach über der Hälfte des Buches ist es dann endlich so weit und es kommt Schwung in die Handlung. Rachel macht eine Entdeckung, die ihr Leben komplett auf den Kopf stellt und in deren Folge sie ihren Mann erschießt. Warum und wieso, will ich hier nicht verraten. Die Spannung steigt nun kontinuierlich an. Die Handlung wird actionreich und rasant. Eine Wendung folgt der anderen, sodass man bald nicht mehr weiß, wem man noch vertrauen kann und wem besser nicht.

    Vieles, was anfangs über Rachels Psyche geschrieben wurde, ist nur schmückendes Beiwerk, einiges spielt nun im Thrillerteil eine Rolle. Etliche ihrer Handlungsweisen konnte ich aber trotzdem nicht nachvollziehen.

    Fazit:
    Insgesamt war mir dieser Roman zu gespalten bzw. beinhaltete zu viele Längen gerade in der ersten Hälfte. Der Teil, den man wirklich als Psychothriller bezeichnen kann, hat mir recht gut gefallen, da er unheimlich spannend und immer wieder überraschend ist.
    James, V: Dark Palace - Zehn Jahre musst du opfern James, V: Dark Palace - Zehn Jahre musst du opfern (Buch)
    24.08.2018

    Eine vielseitige Geschichte

    Inhalt:
    Wir befinden uns in England. Alle Menschen müssen im Lauf ihres Lebens zehn Jahre als Sklaven arbeiten. Alle Menschen außer den „Ebenbürtigen“. Diese Adligen besitzen Geschick, eine Art Magie, und regieren das Land.

    Familie Hadley will ihre Sklavenjahre zusammen auf dem Anwesen der Jardines ableisten. Das halten sie für angenehmer als die Arbeit in den Fabriken der großen Sklavenstädte. Aber erstens kann man sich täuschen und zweitens kommt sowieso immer alles anders, als man denkt …

    Meine Meinung:
    Aufgrund des lebendigen Schreibstils von Vic James und der detaillierten Erzählung kann man schnell in die Handlung eintauchen und sich gut zurechtfinden. Es ist leicht, mit den Hadleys zu sympathisieren - sie sind eine wirklich nette Familie. Umso mehr tat es mir leid, als ihr Plan nicht so gut aufging, wie sie sich das vorgestellt hatten. Vor allem den sechzehnjährigen Luke trifft es hart, während die zehnjährige Daisy scheinbar das große Los gezogen hat. Und Abi verliebt sich sogar in einen Jardine …

    Die Autorin hat eine Menge Gesellschaftskritik in diesen dystopischen Roman gepackt und daraus eine spannende Handlung gestrickt. Von Rebellion über Intrigen bis zu Romantik ist alles enthalten. Die Geschichte ist also sehr vielseitig und alles andere als langweilig.

    Besonders Luke hat mir gut gefallen. Er macht eine tolle Entwicklung durch und wächst im Lauf der Geschichte über sich selbst hinaus. Sehr spannend fand ich auch einige andere Figuren, bei denen man nicht gleich wusste, wer hinter ihnen steckt und welche Intention sie haben. Besonders der jüngste der Jardine-Brüder, Silyen, bleibt bis zum Schluss undurchsichtig.

    Es wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, meist sind die Wechsel mit kleinen Cliffhangern versehen, was die Spannung hoch hält. Allerdings gibt es oft Zeitsprünge in der Erzählung einer Person, sodass man das in der Zwischenzeit Geschehene erst im Rückblick erfährt oder sich selbst zusammenreimen muss. Das hat meinen Lesefluss ein wenig unterbrochen.

    Bei diesem Buch handelt es sich um Band 1 einer geplanten Trilogie. Ich bin jetzt schon gespannt, wie es in Band 2 weitergeht, denn Band 1 endet mit einem fiesen Cliffhanger und vielen offenen Fragen.
    Hazel Wood Melissa Albert
    Hazel Wood (Buch)
    20.08.2018

    Ein ganz besonderes Märchen

    Inhalt:
    Die siebzehnjährige Alice war ihr ganzes Leben lang auf der Durchreise. Sie blieb mit ihrer Mutter Ella immer nur so lange an einem Ort, bis sie wieder mal vom Unglück eingeholt wurden - als ob ihnen ein Fluch anhängen würde. Als Alice’ Großmutter Althea Proserpine, die Verfasserin des berühmt-berüchtigten Buches "Märchen aus dem Hinterland“, stirbt, hofft Ella, dass damit der Fluch gebrochen ist. Doch da wird Ella entführt und Alice bleibt nichts anderes übrig, als zusammen mit dem ebenso hilfsbereiten wie undurchsichtigen Ellery Finch auf Hazel Wood, dem mystischen Anwesen ihrer Großmutter, nach Ella zu suchen. Dabei stößt sie auf die Anfänge ihrer eigenen Geschichte …

    Meine Meinung:
    Am Anfang hat mich das Buch sofort gefesselt. Es beginnt sehr mysteriös und ungewöhnlich. Trotz ihrer Ecken und Kanten gefiel mir die Ich-Erzählerin Alice sehr gut. Ihre plötzlichen unerklärlichen Wutanfälle machten die Figur für mich sehr interessant. Sympathisch fand ich dabei, dass Alice stets versucht, ihre Wut in den Griff zu bekommen und niemandem zu schaden.

    Auch ihr Abenteuer-Partner Ellery Finch war ganz nach meinem Geschmack, ein netter Junge, der so ganz anders ist als Alice und offensichtlich auch andere Interessen verfolgt, aber Alice trotzdem bei ihrer Suche nach ihrer Mutter unterstützt.

    Die beiden tauchen in eine Märchenwelt ein, die sich stark von den Märchen zum Beispiel der Gebrüder Grimm unterscheiden. Sie sind düster und brutal, nichts mit „ … und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.“ Kein Wunder, dass Ella immer verhindert hat, dass Alice die bösen Märchen ihrer Großmutter zu lesen bekam.

    Melissa Alberts Schreibstil war für mich etwas gewöhnungsbedürftig. Ich fand die Beschreibungen äußerst detailliert. Das waren mir stellenweise echt zu viele Details und zu wenig, was die Handlung voranbrachte, sodass ich öfter mal den roten Faden suchen musste.

    Trotzdem hat mir dieser märchenhafte Roman sehr gut gefallen, denn die Idee dahinter ist einfach toll und noch nicht verbraucht. Mit einer fulminanten Wendung hat die Autorin mich eiskalt erwischt. Es ist zwar im Rückblick nichts wirklich Überraschendes, aber zu diesem Zeitpunkt hatte ich einfach absolut nicht damit gerechnet, dass sich die Geschichte in diese Richtung entwickeln könnte.

    „Hazel Wood. Wo alles beginnt“ kann als Stand alone gelesen werden, denn die Handlung ist erst einmal abgeschlossen. Albert schreibt aber bereits den Fortsetzungsband für alle, die noch nicht genug Märchen hatten.
    Children of Blood and Bone Tomi Adeyemi
    Children of Blood and Bone (Buch)
    19.06.2018

    Viel Hype um ein durchschnittliches Buch

    Inhalt:
    Vor elf Jahren musste die damals sechsjährige Zélie mit ansehen, wie die Soldaten des Königs ihre Mutter töteten, weil sie eine Maji war, eine Magierin. Denn die Magie sollte im ganzen Land ausgerottet werden. Doch in einigen Kindern schlummert sie noch, in den sogenannten Divînés wie Zélie. Als Zélie zufällig ein magisches Artefakt berührt, erwacht die Magie in ihr. Zélie ist von den Göttern ausersehen, die Magie in die Welt von Orisha zurückzubringen. Kann ihr das gegen alle Widerstände gelingen?

    Meine Meinung:
    Tomi Adeyemi verarbeitet in ihrem Debütroman Mythen aus der nigerianischen Heimat ihrer Vorfahren. Sie will mit ihrer Geschichte gegen die Unterdrückung der Schwarzen durch die Weißen angehen, denn die Divînés und Maji sind dunkelhäutig, während die Königsfamilie und der Adel hellhäutig sind. Es steckt also eine gute Absicht dahinter - leider ist die Umsetzung nicht so gut geglückt.

    Der Schreibstil ist größtenteils einfach, zuweilen auch leicht poetisch und eigentlich ganz angenehm zu lesen. Leider haben sich immer wieder ein paar für das Setting absolut unpassende Ausdrücke eingeschlichen, zumindest in der deutschen Übersetzung. Auch sonstige Ungereimtheiten, logische Lücken und Fehler sind vorhanden.

    Die Erzählperspektive wechselt zwischen Zélie sowie dem Prinzen Inan und der Prinzessin Amari, die jeweils in der Ich-Form erzählen. Normalerweise führt die Ich-Erzählung dazu, dass man genau weiß, was im Protagonisten vorgeht. Nicht so bei diesem Buch. Viele Gedanken und Gefühle bleiben trotzdem unklar und unverständlich. Alle drei Erzähler entwickeln sich im Lauf des Romans weiter, zum Guten, aber auch zum Schlechten.

    Die Welt, in die Adeyemi uns entführt, ist interessant und anders als unsere Welt. Doch konnte ich mir etliche Dinge nicht wirklich vorstellen, weil die Beschreibungen trotz der vielen Seiten eher dürftig sind. Vor allem zur Magie hätte ich mir noch viel mehr Erklärungen gewünscht, sie wirkt ab und an doch ziemlich nebulös und wenig nachvollziehbar.

    Die Handlung geht einerseits rasant voran, andererseits ergeben sich aber auch immer wieder Längen. Es gibt sehr viele sehr blutige Kämpfe und grausame Handlungen. Im Film macht das sicher mehr Eindruck als im Buch, und ich kann gut verstehen, dass die Filmrechte bereits verkauft sind.

    Der Handlungsverlauf ist relativ geradlinig, es gibt nur wenige Überraschungen. Und wenn sich den Helden schon mal Hindernisse in den Weg stellen, schaffen sie es in der Regel recht leicht, diese beiseite zu räumen.

    Der Spannungs“bogen“ geht auf und ab und gipfelt in einem furiosen Showdown am Schluss, der mich ratlos und leicht frustriert mit einem bösen Cliffhanger zurückließ. Wann der 2. Band der geplanten Trilogie auf Deutsch erscheinen wird, wissen die Götter.
    Olga Bernhard Schlink
    Olga (Buch)
    04.06.2018

    Das war mir zu wenig

    Bernhard Schlink hat seinen neuen Roman in drei Teile geteilt. Im ersten Teil wird über Olgas Kindheit und Jugend berichtet und darüber, wie ihre Liebe zu Herbert beginnt. Eine Liebe, die nicht sein darf und die immer wieder getrennt wird. Olga arbeitet schließlich für eine Familie, mit deren Sohn Ferdinand sie eine Art Freundschaft verbindet. Ihm erzählt sie von ihrem Leben, von Herbert und seinen Abenteuern. Und er berichtet uns über Olgas zweite Lebenshälfte. Schließlich gelangt er in den Besitz von Briefen, die Olga an Herbert geschrieben hat. Diese Briefe bilden Teil drei des Romans.

    Die Handlung erstreckt sich ab dem Ende des 19. Jahrhunderts bis in die Gegenwart. An Olgas Seite reisen wir Leser durch die deutsche Geschichte. Kolonialkriege, 1. und 2. Weltkrieg werden kurz gestreift. Auch die Entwicklung der Gesellschaft wird deutlich, Klassengegensätze, Machtlosigkeit der Frau und vieles mehr.

    Olga erweist sich als stark und unbeugsam trotz aller Widrigkeiten. Nur leider kam ich ihr nicht nahe. Die Erzählung ist einfach zu distanziert und zu trocken. Erst die Briefe im letzten Teil des Romans bergen Gefühle. Auch der Ich-Erzähler Ferdinand blieb mir fremd. Er wirkt ziemlich blass, mein Bild von ihm ist schemenhaft.

    Die Sprache empfand ich als sehr schön und zur Zeit passend. Aber die Erzählweise war mir einfach zu minimalistisch, zu distanziert und zu emotionslos. Fast wirkte das Buch auf mich wie das Grundgerüst eines Romans, der noch ausgeschmückt werden muss. Das war mir einfach zu wenig.
    Lankers, K: Zurück auf Gestern Lankers, K: Zurück auf Gestern (Buch)
    01.06.2018

    Eine humorvolle und spannende Geschichte

    Eine humorvolle und spannende Geschichte

    Inhalt:
    Claire und Lulu sind beste Freundinnen. Als Claire zu ihrem 15. Geburtstag einen Anhänger von ihrer Oma erbt, mit dem man die Zeit zurückdrehen kann, nutzen die beiden Mädchen dies gern, um peinliche Situationen oder missratene Klassenarbeiten abzuwehren. Doch nicht immer ist die zweite Chance besser. Und bald steht Claires und Lulus Freundschaft auf dem Spiel. Als jemand hinter dem Zeitumkehrer her ist, wird es sogar richtig gefährlich …

    Meine Meinung:
    Mit ihrem frischen und lebendigen Schreibstil konnte Katrin Lankers mich begeistern. Als Leserin begleitet man Claire und Lulu durch viele komische Situationen, die so humorvoll dargestellt sind, dass man einfach grinsen muss. Aber auch manche ernsthaften Probleme werden angesprochen wie z.B. Arbeitslosigkeit der Eltern, Probleme in der Schule oder die ungeliebte Stiefmutter bzw. Stiefschwester. Natürlich darf auch das erste Verliebtsein nicht fehlen. Und so werden sich viele Mädchen in den Protagonistinnen wiederfinden und mit ihnen mit fiebern. Und jede wird sich wünschen, auch eine so tolle Freundin wie Claire oder Lulu zu haben.

    Fazit:
    Für die Zielgruppe der 12-15-jährigen Leserinnen ist dieses Buch perfekt. Es bietet einige Stunden tollen Lesespaß und eine Geschichte über eine großartige Freundschaft.
    The Wife Between Us The Wife Between Us (Buch)
    15.05.2018

    Ein gelungenes Verwirrspiel

    Inhalt:
    Vanessas Ehe mit dem charismatischen Richard ist gescheitert. Doch Vanessa hat nur ein Ziel: Richards erneute Heirat zu verhindern.

    Nellie ist glücklich. Ausgerechnet in sie hat sich der gut aussehende und wohlhabende Richard verliebt. Sie hofft, nun endlich mit ihrer Vergangenheit abschließen zu können, doch Richard darf ihre Geheimnisse nicht erfahren.

    Meine Meinung:
    Der Schreibstil von Greer Hendricks und Sarah Pekkanen hat mir gut gefallen. Er ist sehr geschmeidig und lässt einen gut vorankommen.

    Das Buch ist in drei Teile gegliedert. Im ersten Teil wechselt die Erzählperspektive immer wieder zwischen Vanessa in der Ich-Form und Nellie in der 3. Person. Die eine ist eine gebrochene Frau, die sich gehenlässt. Die andere freut sich auf ihr neues Leben an Richards Seite, auch wenn sie dafür ihre Freunde und ihren Beruf aufgeben muss. Leider zieht sich dieser erste Teil ziemlich in die Länge, denn ich konnte diesen beiden Charakteren nicht allzu viel abgewinnen. Vanessa wirkt hysterisch und hochgradig eifersüchtig, und Nellie war mir zwar ganz sympathisch, schien mir aber auch irgendwie zu klein und verhuscht, um für mich interessant zu sein. Liebesgedöns und Eifersuchtsdrama ist einfach nicht so meins. Aus den gemachten Andeutungen ergab sich für mich viel mehr die Frage, wer ist eigentlich Richard? Über ihn erfährt man zunächst recht wenig.

    Endlich, nach knapp 200 Seiten, gibt es dann eine überraschende Wendung. Mit einer Wendung in diese Richtung hatte ich absolut nicht gerechnet, aber wenn man aufmerksam liest, erkennt man schon früh, dass etwas kommen muss.

    Ab hier kam für mich zum ersten Mal Spannung auf. Und es blieb dann auch bis zum Schluss spannend und versöhnte mich mit dem etwas zähen Anfang. Stück für Stück wird die Vergangenheit zusammengesetzt. Man bekommt dadurch ein vollkommen neues Bild der beteiligten Personen. Das fand ich sehr interessant und auch gut gemacht. Ich war nun ganz an der Seite der Protagonistinnen angekommen und habe mit ihnen und um sie gebangt.

    Eine kleine Überraschung am Ende, fast schon nach dem Ende, war für mich das I-Tüpfelchen, das mich das Buch zufrieden zuschlagen ließ.
    Sommernachtstod Sommernachtstod (Buch)
    14.05.2018

    Unterschwellige Spannung

    Inhalt:
    Im Sommer 1983 verschwindet der vierjährige Billy spurlos aus dem elterlichen Garten. Die Familie zerbricht an dem Unglück. Billys Schwester Veronica arbeitet zwanzig Jahre später als Therapeutin. Als der neue Patient Isak gewisse Andeutungen macht, wird Veronica hellhörig und beginnt nachzuforschen. Doch bei dem Versuch herauszufinden, was mit Billy geschehen ist, stößt sie in ihrem Dorf auf Widerstand.

    Meine Meinung:
    Anders de la Mottes Schreibstil ist sehr angenehm. Obwohl anfangs die Spannung nicht besonders hoch ist, vermag die eindringliche Sprache die Lesenden zu fesseln. Durch den Wechsel zwischen den zwei Zeitebenen - 1983 aus der Perspektive des ermittelnden Polizeibeamten Krister Månsson, zwanzig Jahre später aus der Sicht von Veronica - weiß man als Leser*in zuerst etwas mehr als die beiden Protagonisten, doch auch wieder nicht so viel, dass man sich wirklich einen Reim auf die ganzen Ereignisse machen könnte.

    Nach und nach werden die Puzzlestückchen zusammengesetzt. Aber was wirklich mit Billy geschah, erfährt man erst am Schluss. Meines Erachtens hat man auch keine Möglichkeit, gänzlich auf die wirklich überraschende Auflösung des Falles zu kommen.

    Veronica mochte ich nicht unbedingt. Zwar kann ich nachvollziehen, warum sie so geworden ist, aber sympathisch macht sie mir das nicht. Leider nervte sie mich manchmal ziemlich. Trotzdem hat es mich interessiert, ob es ihr gelingen würde, ihren Bruder oder seinen Mörder zu finden.

    Was mir sehr gut gelungen erscheint, ist die Darstellung der sozialen Beziehungen in dem kleinen Dorf, in dem alles geschah. Wer sind die Starken, wer die Schwachen? Wer hat das Sagen, und wie weit geht der Gehorsam der anderen? Das war wirklich sehr interessant zu beobachten und wirkt auch sehr realistisch.

    Fazit:
    „Sommernachtstod“ ist ein relativ ruhiger Kriminalroman, der mir vor allem aufgrund der guten Herausarbeitung des sozialen Gefüges mit all seinen Abgründen gut gefallen hat. Atemberaubende Spannung darf man nicht erwarten, diese baut sich erst gegen Ende auf.
    Für immer ist die längste Zeit Für immer ist die längste Zeit (Buch)
    28.03.2018

    Traurig, witzig und emotional, aber auch etwas kitschig

    Inhalt:
    Maddy ist vom Dach der Bibliothek gestürzt. Sie hinterlässt ihren Ehemann Brady und ihre sechzehnjährige Tochter Eve, die von dem Selbstmord wie vor den Kopf gestoßen sind und nach den Gründen suchen. Erst jetzt, wo Maddy fehlt, merken sie, was sie an ihr hatten …

    Meine Meinung:
    „Für immer ist die längste Zeit“ ist der Debütroman von Abby Fabiaschi und sehr locker zu lesen. Trotz des ernsten Themas ist der Roman auch mit Humor gespickt. Neben der Trauerbewältigung gibt es viele hoffnungsvolle Momente. Für die ein oder andere Leserin kann das Buch durchaus auch ein bisschen Trost bieten.

    Abby Fabiaschi arbeitet mit verschiedenen Perspektiven. Regelmäßig wechselt sie zwischen Maddy (quasi als Geist), Eve und Brady. Das finde ich sehr gelungen, denn so erhält man einen guten Einblick in die drei Protagonisten und kann ihre Entwicklung sehr schön verfolgen. Und eine Entwicklung machen sie alle drei durch. Im Lauf der Zeit erfahren sie Dinge, die ihre Einstellung stark verändern. Eve und Brady wird zum Beispiel beim Lesen von Maddys Tagebuch immer klarer, dass sie Maddys Rolle in der Familie nie ausreichend gewürdigt haben. Erst jetzt, wo Maddy tot ist, verstehen sie, wie Maddy für sie gesorgt hat und dass sie Maddys eigene Bedürfnisse nicht gesehen haben.

    Mir ist ein Unrecht geschehen, ich wurde betrogen um ein Geschenk, das vor meiner Nase lag, als ich zu egoistisch war, um es zu öffnen. (Eve bei 23% des E-Books)

    Maddy lässt sich allerdings auch durch den Tod nicht davon abhalten, sich um ihre Familie zu kümmern. Sie kann zwar nicht physisch eingreifen, doch gelingt es ihr immer wieder, ihren Lieben Botschaften einzuflüstern oder ihnen ein Gefühl von Wärme zu schicken. Sehr witzig fand ich dabei, wie Maddy eine neue Frau für Brady und damit eine neue Mutter für Eve sucht. In der Grundschullehrerin Rory hat sie eine wunderbare, warmherzige Person gefunden, die für Maddys Zwecke optimal erscheint.

    Eve und Brady haben nicht nur mit ihrer Trauer zu kämpfen, sondern auch mit Schuldgefühlen, steht doch ständig die Frage nach dem Warum im Raum. Zudem hatten sich die beiden mit Maddy in ihrer Mitte etwas entfremdet und müssen nun versuchen, wieder eine Familie zu werden und sich aufeinander einzulassen.

    Dies alles wird von der Autorin sehr authentisch dargestellt und mit vielen Lebensweisheiten ausgeschmückt. Man kann auf jeden Fall auch selbst etwas nachdenklich werden und mal die eigene Familie unter die Lupe nehmen.

    Im Mittelteil hätte etwas Spannung dem Roman gutgetan. Aber wenigstens sind am Schluss alle Fragen geklärt, sodass man das Buch zurfrieden zuklappen kann.
    Fliegende Hunde Fliegende Hunde (Buch)
    07.03.2018

    Wenn Träume nicht wahr werden

    Wenn Träume nicht wahr werden

    Inhalt:
    Oksana und Lena sind 16 Jahre alt und beste Freundinnen - sogar mehr als das. Sie leben in Krylatowa, einem tristen (fiktiven) Vorort von St. Petersburg, der ihnen wenig Perspektive bietet. Doch beide träumen von einem besseren Leben, von Liebe und Anerkennung. Als Lena zum Modeln nach Shanghai geht, nimmt Oksana den Kampf gegen ihre überflüssigen Pfunde auf und kniet sich mit Leib und Seele in die sogenannte Leningrad-Diät, die sich an den Gegebenheiten während der Blockade der Stadt im 2. Weltkrieg orientiert.

    Meine Meinung:

    "Seit der ersten Klasse gingen Oksana und Lena Ranzen an Ranzen in die Schule, teilten eine Schulbank, Schokolade, Sorgen und Grippeviren. (S. 11)2

    Oksana und Lena sind zwei ganz normale Mädchen mit ganz normalen Teenagerproblemen. Die eine findet sich zu dick, die andere träumt davon, reich und berühmt zu werden. Und beide sehnen sich nach Liebe und nach Zärtlichkeit. Ihre Freundschaft ist für sie verwirrend, und so ist es vor allem für Lena eine Flucht nicht nur aus Krylatowa, sondern auch aus der engen Beziehung zu Oksana, als sie für einige Monate nach China geht. War es nur „eine Phase“, was sie mit Oksana verband? In Shanghai will Lena dies herausfinden, den Mann fürs Leben kennenlernen und Karriere machen. Die Realität sieht leider anders aus - die jugendlichen Models werden wie Ware behandelt und finden sich am Rand der Prostitution wieder.

    In der Zwischenzeit lenkt Oksana sich mit einer abstrusen Diät ab, meldet sich im entsprechenden Online-Forum an und gerät immer tiefer in diesen Sumpf, bis es fast zu spät ist.

    Geschickt springt Wlada Kolosowa zwischen Oksana und Lena, zwischen Krylatowa und Shanghai hin und her, zeigt Parallelen und Unterschiede auf und gibt den Lesenden so ein gutes Bild von den zwei Protagonistinnen. Sie sind beide nicht unbedingt sympathisch, aber auch nicht unsympathisch. Sie haben auch ihre Fehler und Marotten. Insofern ist die Erzählperspektive mit der 3. Person gut gewählt, denn man möchte sich weder mit der einen noch mit der anderen identifizieren, sondern bleibt lieber ein bisschen auf Distanz. Mitleiden und mitbangen kann man aber mit beiden, denn man kann sie leicht ins Herz schließen.

    Der Schreibstil der Autorin passt sehr gut zur Handlung. Er ist relativ klar und eindringlich und vermittelt die beschriebene Atmosphäre sehr gut. So wirken die Charaktere und auch die ganze Handlung sehr authentisch.

    Mir hat dieses Buch sehr gut gefallen. Es hat mich gefesselt, berührt, beeindruckt und wird mir sicher noch einige Zeit im Kopf bleiben. Nur blieb mir vieles zu offen - hier hätte ich mir mehr Klarheit gewünscht. Ein paar Seiten mehr wären schön gewesen.
    Kühn hat Ärger Kühn hat Ärger (Buch)
    01.03.2018

    Sehr unterhaltsam

    Inhalt:
    Nach der Rückkehr in den Job hat Martin Kühn Probleme an allen Ecken und Enden. Seine Ehe scheint abgekühlt, seine Kellerwände sondern Gift ab, seine Kolleg*nnen machen Stress. Ein Todesfall, in dem er ermittelt, führt ihn in eine unglaubliche Gesellschaftsschicht, die Kühn zum Nachdenken bringt.

    Meine Meinung:
    Dies ist der 2. Band der Reihe um den Münchner Kommissar Martin Kühn. Man kann ihn gut ohne Vorkenntnisse lesen, allerdings werden hier Details aus dem 1. Band verraten, sodass man diesen lieber vorher als danach lesen sollte.

    Ich kannte von Jan Weiler bisher nur zwei seiner humorvollen Bücher, die mir auch gut gefallen haben. Als ich nun in der Buchbeschreibung und Leseprobe von einem Kommissar las, ging ich automatisch davon aus, dass es sich bei „Kühn hat Ärger“ um einen Kriminalroman handelt. Doch das trifft nur bedingt zu. Es gibt zwar einen Kriminalfall bzw. sogar zwei, doch stehen sie nicht im Vordergrund.

    Viel intensiver als die polizeilichen Ermittlungen beschreibt Jan Weiler Martin Kühns Privatleben, seine Kolleg*innen sowie verschiedene Gesellschaftsschichten. Midlife crisis, Bauschäden, Migranten, Neonazis und Krankheit sind die Themen, die Martin Kühn umtreiben. Dies ist alles recht unterhaltsam zu lesen, für einen Gesellschaftsroman fand ich es allerdings nicht tiefgründig genug, für einen Kriminalroman spielt noch zu viel anderes mit hinein.

    Trotzdem habe ich den etwas schrulligen, irgendwie aber doch sympathischen Kühn gerne begleitet und habe mich von dem angenehmen Sprachstil bezaubern lassen.

    Fazit:
    „Kühn hat Ärger“ lässt sich nicht in ein Genre pressen. Der Roman bietet von vielem etwas, von nichts alles. Er ist gute Unterhaltung und spricht viele wichtige Themen an, ohne dabei allzu sehr in die Tiefe zu gehen.

    Die Reihe:
    1. Kühn hat zu tun
    2. Kühn hat Ärger
    Harper, J: Rache der Polly McClusky Harper, J: Rache der Polly McClusky (Buch)
    23.02.2018

    Ein packender Roadtrip

    Ein packender Roadtrip

    Inhalt:
    Als Nate aus dem Gefängnis kommt, weiß er nur, dass er seine Tochter beschützen muss, denn sie steht seinetwegen auf der Todesliste der mächtigen Gang Aryan Steel.

    Die elfjährige Polly staunt nicht schlecht, als ihr Vater sie von der Schule abholt, der doch eigentlich im Gefängnis sein sollte und den sie seit vielen Jahren nicht gesehen hat. Sie ist vor Angst ganz starr. So bleibt ihr nichts anderes übrig, als mit ihm zu gehen.

    Die beiden erleben einen Roadtrip der besonderen Art, in dessen Verlauf sie sich gegenseitig annähern.

    Meine Meinung:
    Eins ist klar: „Die Rache der Polly McClusky“ ist kein 08/15-Thriller. Nur wer sich auf das Besondere einlässt, wird hier den vollen Lesespaß haben, ähnlich wie zum Beispiel bei der Toten-Trilogie von Bernhard Aichner.

    Mich konnte Jordan Harper mit seinem Debütroman von der ersten Seite an fesseln und für seinen stakkatoartigen Schreibstil und die ganze zugegebenermaßen ein wenig abstruse Geschichte begeistern. Dass es dabei nicht immer hundertprozentig realistisch zugeht, störte mich überhaupt nicht. Wichtig war mir, dass die Handlung in sich stimmig ist und die Atmosphäre des Gangstermilieus authentisch wirkt.

    Harper schreibt so eindringlich, dass bei mir sofort das Kopfkino ansprang. Beim Lesen lief ein rasanter Film in Farbe und 4D vor meinem inneren Auge ab. Dies kommt sicher nicht von ungefähr, denn Jordan Harper ist Drehbuchautor (z.B. „The Mentalist“ und „Gotham“). Er arbeitet zur Zeit auch bereits am Drehbuch zu Polly McClusky, da sich die Romanvorlage geradezu für eine Verfilmung anbietet.

    Teile der Handlung sind zwar nichts wirklich Neues, sondern erinnern ein wenig an „Thelma und Louise“ oder an „Bonny und Clyde“. Doch wer solche Roadmovies mag, wird hier bestens unterhalten.

    Mir gefiel neben der sehr spannenden Handlung auch die Charakterentwicklung der Protagonisten. Während Nate Polly immer mehr in sein Herz schließt, wird aus dem zurückgezogenen Kind, das ohne seinen Teddybär nirgends hingeht, ein knallhartes Mädchen, das den Erwachsenen in mancher Hinsicht überlegen ist.

    Fazit:
    „Die Rache der Polly McClusky“ ist ein sehr spannender Thriller der besonderen Art, der mit liebenswürdigen Protagonisten und einem rasanten Schreibstil punkten kann.
    26 bis 50 von 86 Rezensionen
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