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    mrs-lucky

    Aktiv seit: 25. Mai 2014
    "Hilfreich"-Bewertungen: 7
    73 Rezensionen
    Und damit fing es an Und damit fing es an (Buch)
    29.08.2016

    eine tragische und berührende Geschichte über die Suche nach Liebe und dem Glück:

    „Und damit fing es an“ von Rose Tremain ist ein bewegender und anrührender Roman, der gerade aufgrund seiner schlichten aber pointierten Sprache ans Herz geht.
    Der Roman erzählt aus dem Leben von Gustav Perle, der kurz nach dem 2.Weltkireg in dem kleinen Ort Matzlingen in der Schweiz aufgewachsen ist. Er wächst allein mit seiner Mutter in ärmlichen Verhältnissen auf, sein Vater ist nur wenige Monate nach Gustavs Geburt gestorben. Gustavs Mutter ist mit den Umständen ihres Lebens überfordert, so dass Gustav früh auf sich selbst gestellt ist und erkennen muss, dass er in seinem Leben nicht viele Ansprüche stellen darf. Nur mit seinem Freund Anton und dessen wohlhabenden Familie, erlebt er Freude und Fürsorglichkeit. Die gemeinsamen Sonntage beim Eislaufen und Antons Vorspielen am Klavier gehören zu Gustavs besonderen Glcksmomenten. Seine Mutter steht dieser Freundschaft mit einer jüdischen Familie ablehnend gegenüber, da sie in dem Engagement Gustavs Vater für jüdische Flüchtlinge den Grund für dessen Tod und ihren sozialen Abstieg sieht.
    Als Anton Matzlingen verlässt um Karriere zu machen, bricht für Gustav eine Welt zusammen. Erst spät bringen beide den Mut auf, sich aus den Zwängen der Konventionen zu lösen und zu ihrem eigenen Glück zu finden.
    Der Roman ist in drei Abschnitte unterteilt. Der erste erzählt von Gustavs Kindheit und dem Beginn der Freundschaft mit Anton, es folgt eine Rückblende zu Jahren kurz vor seiner Geburt und dem Kennenlernen seiner Eltern. Der dritte Abschnitt spielt einige Jahre später, als Gustav und Anton sich mit Anfang fünfzig in ihren Leben bereits etabliert haben.
    Die Schicksale Gustavs, seiner Eltern und auch Antons sind mir beim Lesen sehr nahe gegangen. Es ist nicht leicht zu ertragen, von Emilies Verbitterung zu lesen und von Gustavs verzweifelten Versuchen geliebt zu werden. Es ist teils deprimierend mitzuerleben, wie sie in den Zwängen die an sie gestellten Erwartungen zu erfüllen gefangen sind.
    Man muss sich auf das Buch einlassen, um alle Nuancen aufnehmen zu können. Die Sprache wirkt an seine Protagonisten angepasst oft einfach, und dennoch steckt zwischen den Zeilen einiges an Kritik der Zwänge der Gesellschaft sowie der politischen Neutralität der Schweiz nach dem 2.Weltkrieg. Gustavs Geschichte regt zum Nachdenken an und geht dabei ans Herz.
    Die Frau, die allen davonrannte Die Frau, die allen davonrannte (Buch)
    04.07.2016

    eine interessante Geschichte, aber sehr sprunghaft und teilweise langatmig erzählt

    Aganetha Smart ist stolze 104 Jahre alt, als sie in dem Altersheim, in dem sie seit einigen Jahren lebt, unerwarteten Besuch von zwei jungen Leuten bekommt, die sie zu einem Film über weibliche Athleten interviewen wollen. Im Alter von 20 Jahren hatte Agantha, eine kurzen Berühmtheit erreicht, als sie 1928 bei der Olympiade in Amsterdam für Kanada eine Goldmedaille in dem Lauf über 800m errungen hatte. Die jungen Leute entpuppen sich als entfernte Verwandte, und der gemeinsame Ausflug zu der Farm, auf der Aganetha aufgewachsen ist, lässt vielschichtige Erinnerungen an ihr Leben aufkommen.
    Die Autorin lässt Aganetha die Ereignisse in der Ich-Perspektive erzählen, so dass die Schilderungen sehr intensiv und persönlich erscheinen, der Leser aber auch nur ihre Sicht der Dinge kennen lernt. Es passt zu der Rahmenhandlung, das kleine Stichworte und Schlüsselreize sehr unterschiedliche Episoden in ihr Gedächtnis zurück rufen, für den Leser ist es nicht immer einfach, den Zeitsprüngen zu folgen. Vieles gerät in Aganethas Erinnerungen durcheinander, und sie gibt selbst zu, dass sie nicht immer sicher ist, ob sich die Ereignisse genau so zugetragen haben oder sie sich einfach nur an dieser Version der Geschichte erinnern will.
    Das Buch konnte nicht ganz meine Erwartungen wecken, vor einiger Zeit habe ich „ Als der Himmel uns gehörte“ von Charlotte Roth gelesen, der sich ebenfalls um die schwierigen Bedingungen einer Olympionikin zu Beginn des 20. Jahrhunderts dreht, und in dem mich die Geschichte der Hauptprotagonistin deutlich mehr berührt und gefesselt hat.
    Das mag mit an Aganethas Verbitterung liegen, die in dem gesamten Roman deutlich zu spüren ist. Ich habe die Schilderungen zeitweise als ermüdend und langatmig empfunden und war mehrfach versucht, das Buch zur Seite zu legen. Wie weit die Tragik Aganethas Geschichte geht, erfährt der Leser erst ganz am Ende des Romans, hier schließt sich der Kreis und erst im Nachhinein versteht man als Leser ein Stückweit ihre Beweggründe.
    Der Roman zeigt am Beispiel Aganethas auf, mit welchen Unbillen und Konventionen Frauen zu der damaligen zeit zu kämpfen hatten. Aufgrund der Schroffheit ihres Charakters konnte ich mit der Hauptfigur jedoch nicht wirklich warm werden.
    18 - Zahlen des Todes 18 - Zahlen des Todes (Buch)
    23.06.2016

    temporeicher Pageturner

    „18: Zahlen des Todes“ ist ein sehr spannend verfasster und temporeicher Thriller, der mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt hat.
    Mia Winter ist das Pseudonym von Stefanie Koch, die unter diesem Namen schon erfolgreich einige Krimis veröffentlicht hat. Dieser Thriller bildet den Auftakt zu einer vielversprechenden Reihe um die Ermittlerin Leana Meister und das Spezialistenteam vom LKA Düsseldorf.
    Leana Meistert kehrt nach 18 Jahren aus Südafrika nach Deutschland zurück. Die berufliche Belastung hatte ihr psychische Probleme und Schlafstörungen verschafft, ihre Ehe ist gescheitet, ihre Töchter bleiben beim Vater zurück, als Leana ihre neue Stelle bei einer Spezialeinheit des LKA in Düsseldorf antritt. Sie ist kaum angekommen, als eine Mordserie die Truppe in Atem hält. Vieles deutet schnell auf eine Frau als Serienmörderin hin, was eine ungewöhnliche Konstellation ist. Die Täterin geht planvoll, intelligent und skrupellos vor und bringt selbst die exquisit ausgestattete Spezialeinheit an ihre Grenzen.
    Mir hat die Mischung des Thrillers gut gefallen, hochtechnisierte Ermittlungsmethoden treffen auf Intuition und Bauchgefühl. Ein Täter ist nicht nur Täter, es wird auch beleuchtet, welche Umstände zu diesen extremen Handlungen führen. Auch der zwiespältige Einfluss der sozialen Medien bildet ein Thema des Thrillers, interne Spannungen innerhalb des Teams lockern die Geschichte auf.
    Allerdings bleibt vieles an der Oberfläche und die Charaktere wirken auf mich in einigen Punkten nicht wirklich glaubwürdig. Insbesondere Leana Meister wird zwar als labile Persönlichkeit dar gestellt, tritt hier aber eher als knallharte Ermittlerin auf, so dass man ihr ihre Vorgeschichte nicht wirklich abnimmt. Die Methoden und Mittel der Spezialeinheit sind beeindruckend, einige Szenarien und Aktionen wirken aber überzogen und unglaubwürdig, der Showdown etwas zu effektvoll.
    Cover und Titel sind zwar interessante Blickfänger, die Zahl 18 hat aber für die Geschichte eine viel geringere Bedeutung, als es Titel und Klappentext erwarten lassen. Insgesamt präsentiert sich der Auftakt zu dieser Reihe aber sehr vielversprechend, die Charaktere sind noch ausbaufähig. Ich werde mir den 2. Band „21: Zahlen des Todes“, der im Oktober erscheinen soll, auf jeden Fall vormerken.
    Fuchskind Fuchskind (Buch)
    11.06.2016

    ein ruhiger aber durchaus spannender Krimi

    „Fuchskind“ ist bereits der zweite Krimi um die Friedhofsgärtnerin Gesine Cordes, leider konnte mich die Fortsetzung nicht ganz so begeistern wie der erste Band „Kaninchenherz“.
    Die Reihe ist dadurch interessant, dass hier neben der Polizeiarbeit die Friedhofsgärtnerin und ehemalige Kripomitarbeiterin Gesine Cordes im Mittelpunkt steht. Während der erste Band seine Spannung in großen Teilen aus einem Fall ziehen konnte, der Gesine persönlich sehr emotional betrifft und ihre aktuelle Situation erklärt, bleiben diesmal die Figuren eher ein wenig blass. Der Novembernebel scheint auf die Figuren abzufärben, nicht nur Gesine sondern auch die Ermittlerin Marina Olbert wirkt streckenweise verzagt und zögerlich.
    Der Krimi kommt eher ruhig daher, dennoch ist er spannend aufgebaut, führt den Leser im Verlauf auf falsche Fährten, die Auflösung zeichnet sich erst gegen Ende der Geschichte ab.
    Wie schon im ersten Band gibt es zwei Fälle zu lösen, bei denen anfangs nicht wirklich klar ist, wie sie zusammen hängen. Gesine Cordes findet auf dem Friedhofsgelände ein ausgesetztes Baby und wird dadurch an den Tod ihres eigenen Sohnes vor 10 Jahren erinnert. Zeitgleich wird an der Bushaltestelle vor dem Friedhof eine nackte Frauenleiche entdeckt und der Pförtner wurde überfallen. Als dann auch noch Gesines Ex-Mann Klaus auftaucht, den sie seit mehreren Jahren nicht gesehen oder gesprochen hat, kommt Gesine emotional an ihre Grenzen.
    Dieser Krimi wird sicher nicht jedermanns Sache sein, aus meiner Sicht sollte man den ersten Band kennen, um Gesines Schicksal, ihre Probleme im Umgang mit Hannes und Marina Olbert sowie ihre Passion zu den Giftpflanzen richtig verstehen zu können. Die privaten Belange der Hauptpersonen nehmen einen großen Raum ein, die Auflösung der Fälle gerät dabei zeitweise ins Hintertreffen. Insbesondere die Polizeiarbeit gerät für meinen Geschmack etwas zu kurz, Marina Olbert tritt als Einzelkämpferin auf, die Mitarbeiter agieren derart im Hintergrund, dass ihre Ergebnisse zu oft wie Zufall wirken. Auch aus dem Motiv hinter den Taten hätte man etwas mehr machen können.
    Als Fortsetzung dieser ungewöhnlichen Reihe passt dieser Band jedoch und hat mich nicht zuletzt mit seinen spannenden Entwicklungen zum Ende der Geschichte durchaus gut unterhalten.
    Der Fünfzigjährige, der den Hintern nicht hochbekam, bis ihm ein Tiger auf die Sprünge half Der Fünfzigjährige, der den Hintern nicht hochbekam, bis ihm ein Tiger auf die Sprünge half (Buch)
    11.06.2016

    Nebel über Darjeeling

    Als erstes muss ich loswerden, dass ich den Titel des Buches mehr als unpassend finde. Der Verlag versucht hier ganz offenbar auf die Erfolgsschiene der Bücher eines anderen schwedischen Autors mit aufzuspringen, tut mit diesem Abklatsch dem Roman jedoch keinen Gefallen, weil so zum einen völlig falsche Erwartungen gesetzt werden, die Geschichten von Mikael Bergstrand um seinen Hauptprotagonisten Göran Borg jedoch einen ganz eigenen Stil und Charme besitzen.
    „Der 50-jährige, der den Hintern nicht hoch bekam …“ ist erzählt die Fortsetzung zu dem Roman „Der 50-jährige, der nach Indien fuhr und dort über den Sinn des Lebens stolperte.“. Während Göran Berg in ersten Band eher durch Zufall nach einer Midlife-Crisis in Indien landet und dort nach anfänglichen Schwierigkeiten und unter Mithilfe seines neuen Freundes Yogendra Thakur das Land lieben lernt, flieht Göran diesmal aus anderen Gründen erneut aus Schweden nach Indien, und diesmal kann er sich revanchieren und seinem Freund Yogi aus der Patsche helfen.
    Der Roman ist wie schon sein Vorgänger nicht unbedingt tiefgreifend, bietet mit seinem Wortwitz, viel Situationskomik und wundervoll gezeichneten Charakteren eine ausgesprochen unterhaltsame Lektüre. Die Figuren wirken lebensnah und zumeist trotz ihrer Ecken und Kanten sehr liebeswert. Die Ereignisse wirken leicht überspitzt, werden aber merkbar mit einem kleinen Augenzwinkern erzählt. Die Sprache ist bildhaft und die Erzählung weist trotz zum Teil ernster Themen immer eine gewisse Leichtigkeit auf. Das passt zum insbesondere zum Charakter Yogis, der Göran in vielen vertrackten Situationen mit philosophisch anmutender Spitzfindigkeit aufzeigt, dass man das Leben nicht immer zu ernst nehmen sollte und es mit ein bisschen Improvisation auch eine Lösung aus einer Misere gibt.
    Der Roman greift wie schon der erste Band auch einige der Schattenseiten und Probleme des Landes Indien auf, wirkt an diesen Stellen aufgrund der Leichtigkeit seines Erzählstils jedoch eher oberflächlich.
    Insgesamt habe ich mich gut unterhalten gefühlt, musste an vielen Stellen schmunzeln und insbesondere die Charaktere Yogi und seine Lakshmi sind mir im Verlauf richtig ans Herz gewachsen.
    Mann ohne Herz Camilla Grebe
    Mann ohne Herz (Buch)
    25.08.2015

    ein interessanter Krimi mit kleinen Schwächen

    Als ich begonnen habe "Mann ohne Herz" zu lesen, war mir nicht bewusst, dass dies bereits der vierte Band um die Psychologin Siri Bergmann ist. Die vielen Andeutungen zu Siris offenbar dramatischer Vorgeschichte ließen mich stutzig werden, und ein Blick in den inneren Klappentext verhalf zur Aufklärung. Obwohl es im Verlauf der Geschichte einige Erklärungen zu Siris Streit mit ihrer ehemaligen Freundin Aina gibt und dazu, weshalb sie neuerdings für die Polizei arbeitet, hatte ich das Gefühl, Siri als Charakter nicht wirklich greifen zu können. Ich denke, dass hier im Vorteil ist, wer die anderen Bände kennt und Siris persönliche Entwicklung besser nachvollziehen kann. Da Siri eine der wichtigsten Personen des Buches ist und ihr Privatleben eine große Rolle spielt, blieb bei mir immer ein gewisses Gefühl der Lücke.
    Ansonsten ist das Buch spannend geschrieben, man merkt ihm an, dass zumindest eine der Autorinnen über fundiertes Wissen aus dem Bereich der Psychologie verfügt.
    Ein skrupelloser und gut organisierter Mörder scheint wahllos und brutal zu morden, erst ist ein prominenter Schwuler sein Opfer, dann ein kleiner Junge. Die Tatwaffe bildet eine Verbindung zwischen den Morden jedoch nicht zwischen den Opfern. Da der Täter keine Spuren hinterlässt, tappt die Polizei im Dunkeln. Deshalb wird die Täterprofilgruppe der Stockholmer Polizei zur Hilfe geholt, zu der auch Siri seit neustem gehört. Diese verhört Zeugen und Beteiligte, um Verbindungen und Gemeinsamkeiten zwischen den Opfern zu finden und so dem Täter auf die Spur zu kommen.
    Der Krimi ist in mehrere Erzählebenen geteilt. Zum einen berichtet Siri aus der Ich-Perspektive ihre Sicht der Ereignisse, zum anderen werden in Rückblicken die Erinnerungen und Erlebnisse eines jungen Mannes dargelegt. Aber auch die Gedanken anderer Beteiligter werden in einigen Abschnitten aus ihrer jeweiligen Sicht geschildert und vermitteln auf diese Weise sehr eindringlich ihre Gefühle.
    Das Buch ist an einigen Stellen brutal ohne aber abstoßend zu wirken. Die Geschichte ist komplex aufgebaut, der Leser kann miträtseln und wird an einigen Stellen überrascht.
    Ich als Neueinsteigerin in die Reihe konnte lediglich mit der Hauptfigur Siri Bergman nicht wirklich warm werden und fand es störend, dass ihrer Person mit ihrer derzeitigen Labilität und Unsicherheit so viel Raum gegeben wird.
    Polanski, P: STRAFE Polanski, P: STRAFE (Buch)
    25.08.2015

    Eine raffinierte Geschichte mit einigen Überraschungen

    Dieses Buch ist schwer einzuordnen. Håkan Nesser ist als Verfasser von Kriminalromanen bekannt und tritt hier als Coautor auf, um die Identität Paula Polanskis wird ein Geheimnis gemacht. Ist dieses Buch ein Krimi? Das trifft es nicht wirklich, die Geschichte besitzt allerdings durchaus Elemente eines Psychothrillers, wenngleich diese erst gegen Ende des Buches deutlich werden. Ansonsten kommt in diesem Fall eher Nessers Talent zu Geltung, in seinen Büchern auch philosophische Betrachtungen unterzubringen.
    Hauptfigur dieses Romans ist ein Autor namens Max Schmeling. Er ist Mitte 60 und sehr überrascht, als er den Brief einen ehemaligen Schulkameraden erhält, zu dem er seit über 40 Jahren keinen Kontakt mehr hatte. Tibor Schittkowski ist unheilbar krank und bittet Max Schmeling um einen Besuch, da er für ihn etwas erledigen solle und ihm noch etwas schuldig sei. Schmeling zögert zunächst, dieser Kontakt regt ihn jedoch dazu an, sein eigenes Leben Revue passieren zu lassen. Längst vergessen geglaubte Ereignisse aus seiner Kindheit tauchen dabei auf, die Nesser in typischer Manier mit viel Selbstironie und Augenzwinkern schildert.
    Da es Tibor Schittkowski zu sehr anstrengt, Max Schmeling sein Anliegen zu erklären und die Gründe zu erläutern, gibt er ihm ein Manuskript mit, das er zu diesem Zweck vorbereitet hat.
    Es gibt also eine Art Buch im Buch, das sich mit der Lebensgeschichte Tibor Schittkowskis beschäftigt und aufgrund einer gemeinsamen Bekannten weitere Erinnerungen bei Schmeling wach ruft.
    Der Großteil des Romans besteht aus amüsanten Anekdoten aus dem Leben der beiden Hauptprotagonisten. Die Geschichte plätschert sanft dahin und besticht in erster Linie durch den Erzählton, der stets von einem leichten Augenzwinkern begleitet ist. Die eigentliche Raffinesse des Romans offenbart sich dem Leser erst kurz vor dem Ende. Erst jetzt wird deutlich, wie komplex diese so unscheinbar und unschuldig dahin plätschernde Geschichte ist.
    Mir haben Idee und Umsetzung der Geschichte sehr gut gefallen, sie ist ebenso raffiniert angelegt wie sprachlich ausgefeilt umgesetzt.
    Die Rote Burg Die Rote Burg (EPB)
    07.07.2015

    tolle Idee, leider in der Umsetzung sehr schwerfällig

    Der Krimi „Metropolis Berlin: Die rote Burg“ spielt vor reizvoller Kulisse im Berlin des Jahres 1926. Zu dieser Zeit liefen die Ermittlungsarbeiten noch deutlich anders ab als heute, wo technische Methoden zur Unterstützung und Beschleunigung eingesetzt werden können. Leider überträgt sich die Langatmigkeit der Ermittlung auf den gesamten Krimi, er zieht sich streckenweise sehr zäh dahin, es kommt nicht wirklich Spannung auf.
    Dabei beginnt die Geschichte mit einer ebenso spannenden wie gruseligen Szene. Als im Zirkus Busch der Wärter morgens seine Löwen füttern will, macht er eine furchtbare Entdeckung. Ein Mann wurde dem Löwen regelrecht zum Fraß vorgeworfen. Kommissar Martin Forster steht vor schwierigen Ermittlungen, schon die Identifizierung des Opfers ist unter damaligen Bedingungen eine Herausforderung. Es ist viel Intuition gefordert, oft hilft der Zufall nach oder es werden Informanten geködert. Viele der Ermittlungserfolge unterliegen jedoch eher dem Zufall als dem Geschick des Kommissars. Einschneidende Hinweise bekommt der Kommissar beispielsweise von einer selbsternannten Wahrsagerin. Sein Assistent Roth wirkt oft überlegter und intelligenter als Forster.
    Das Flair Berlins in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts ist gut eingefangen, die Charaktere wirken jedoch sehr farblos bis klischeehaft, die Dialoge habe ich oft als sehr steif und hölzern empfunden. Ebenso wie bei seinem zahlreichen Liebschaften geht Martin Forster auch mit den Verdächtigen eher unsensibel um. Darunter sowie unter der Langatmigkeit der Geschichte, leidet der Krimi, es kommt keine wirkliche Spannung auf.
    Interessant finde ich wiederum, dass die Handlung dieses Buches mit zwei weiteren Romanen verknüpft ist. Einige Personen und Szenen aus „Die rote Burg“ tauchen auch in „Das Palais Reichenbach“ von Josephine Winter sowie in „Champagner, Charleston und Chiffon“ von Ulrike Bliefert auf. Der Leser des ebooks bekommt die Möglichkeit, an diesen Stellen in die anderen beiden Bücher hinein zu schnuppern. Das ist eine geschickte Werbung aber auch eine tolle Idee, das Potential eines ebooks auszuschöpfen.
    Die dritte Stimme Die dritte Stimme (Buch)
    28.06.2015

    Ein weiterer spannender Fall für Olivia Rönning und Tom Stilton

    Auch dieser zweite Band um Olivia Rönning und den ehemaligen Kommissar Tom Stilton war wieder ein ausgesprochenes Lesevergnügen. Die Geschichte ist spannend erzählt und komplex aufgebaut, dazu kommen interessante Charaktere. „Die dritte Stimme“ spielt zeitlich eine Weile nach dem ersten Band, knüpft aber in einigen Punkten an dessen Geschichte an. Für Neueinstiger gibt es ein paar Erläuterungen, um die Zusammenhänge und die Entwicklung der Charaktere vollständig zu verstehen, ist es aber durchaus von Vorteil, die Vorgeschichte zu kennen. Es gibt ein Wiedersehen mit vielen Personen, die schon in „Springflut“ eine Rolle spielten, diesmal gibt es unter anderem einen tieferen Einblick in das Leben von Abbas und Tom Stilton.
    Ansonsten gibt es gleich zwei Mordfälle zu klären. In Marseille wurde eine Frau brutal ermordet und in einem Naherholungsgebiet verscharrt, in Stockholm hat sich sich der Zollbeamte Bengt Sahlmann erhängt. Er wird von seiner Tochter Sandra gefunden, die Olivia von früher kennt, als sie für Sandra die Babysitterin war.
    Olivia hat zwar gerade beschlossen, ihre Polizeikarriere an den Nagel zu hängen, für Sandra zeiht sie dennoch ein paar Erkundigungen ein, als es Anzeichen dafür gibt, dass es deren Vater doch keinen Selbstmord begangen hat sondern ermordet wurde.
    Tom Stilton dagegen wird von Abbas gebeten, mit ihm nach Marseille zu reisen, nachdem er in der ermordeten Frau eine frühere Freundin erkannt hat. Außerdem hat Tom immer noch eine Rechnung aus der Vergangenheit offen.
    Die Handlung ist komplex und verschachtelt mit unerwarteten Wendungen und Entwicklungen, dennoch hatte ich nie das Gefühl, den Überblick zu verlieren. Die Autoren ziehen geschickt an den Fäden, um das Ganze zu einer runden Geschichte werden zu lassen.
    Auch in diesem Band stellt die Vielschichtigkeit der Charaktere mit ihren ganz eigenen Sorgen und Problemen einen besonderen Reiz des Buches dar. Mir gefällt die Mischung sowohl sprachlich als auch inhaltlich. Das Ende lässt wie schon beim ersten Band ein paar Fragen offen und macht neugierig auf die Fortsetzung der Reihe.
    Nun ruhet sanft Nun ruhet sanft (Buch)
    24.06.2015

    spannend und überraschend

    „Nun ruhet sanft“ ist bereits der 7.Band aus Inge Lönigs Krimireihe um den Münchner Ermittler Tino Dühnfort und ebenso spannend wie seine Vorgänger.
    Diesmal wird Tino Dühnfort an einen besonders grausamen Tatort gerufen. Eine Frau und ihre beiden kleinen Kinder wurden brutal erschossen und das Haus der Familie anschließend in Brand gesteckt. Der Ehemann und Vater ist verschwunden und gilt schnell als Tatverdächtiger. Kann ein Familienvater seine eigenen Kinder derart grausam hinrichten? Kommissar Dühnfort ist fassungslos und umso mehr erschüttert, als er gerade erst von seiner Freundin Gina erfahren hat, dass er bald selbst Vater wird. Als Tom Sassen nach Hause zurück kehrt und einen Schock erleidet, nimmt Dühnfort ihm diese Reaktion nicht ab, da er in ihm den Täter sieht. Dieser Fall ist eine harte Nuss für Dühnfort, da viele Umstände und Indizien auf Tom Sassen als Täter hindeuten, dieser die Tat jedoch hartnäckig leugnet, und es keine eindeutigen Beweise gibt. An Dühnfort nagt zusätzlich, dass vor einigen Jahren in einem ähnlich gelagerten Fall der mutmaßliche Täter vor Gericht mangels eindeutiger Indizien frei gesprochen wurde. Das soll ihm diesmal nicht wieder passieren.
    Obwohl die Ermittlungen im Laufe der Geschichte auf der Stelle treten, wird der Fall nie langatmig. Der Leser weiß mehr als die Polizei, denn in kursiv gedruckten Abschnitten bekommt er Einblick in die Beweggründe des Täters. Aber auch der Leser kann nur spekulieren, wer hinter der Tat steckt und erlebt einige Überraschungen.
    Als Fan der Reihe habe ich alle Bände gelesen, und auch diesmal gefällt mir wieder die ausgewogene Mischung. Der Fall ist komplex und enthält überraschende Wendungen, die Charaktere sind glaubhaft und interessant angelegt. Es ist schön, nebenbei die private Geschichte Tino Dühnforts mitzuverfolgen, er wirkt als Ermittler sympathisch und menschlich. Das Privatleben rundet die Geschichte ab, ohne zu sehr in den Vordergrund gestellt zu werden, so dass diese Passagen die Spannung nicht zu sehr unterbrechen.
    Der Krimi ist nicht herausragend, bietet aber spannende Unterhaltung und bekommt deshalb von mir 4 Sterne und eine klare Leseempfehlung.
    Als der Himmel uns gehörte Charlotte Roth
    Als der Himmel uns gehörte (Buch)
    24.06.2015

    Albi mit dem Bogen lässt Geschichte lebendig werden

    Vielleicht war es ganz gut, dass ich eher zufällig über diesen Roman gestolpert bin, Frauenliteratur ist nicht gerade mein bevorzugtes Genre. So aber konnte mich diese emotionale und feinfühlig erzählte Geschichte sehr berühren und positiv überraschen.
    Der Klappentext ist ein wenig irre führend, stellt er doch Jennifer Feldman in den Vordergrund, deren Traum von einer Teilnahme an der Olympiade 2012 in London durch ihre wiederkehrenden Panikattacken gefährdet ist. Jennifers Geschichte bildet jedoch nur den kleineren Teil des Romans, die eigentliche tragische Heldin der Geschichte ist Jennifers Urgroßmutter Alberta, deren Familiengeschichte den größeren Raum einnimmt. Das Buch ist in 11 Teile gegliedert, die abwechselnd von Jennifers Vorbereitungen für die Olympiade 2012 erzählen und von der Familiengeschichte Alberta Berhards. Jennifer erfährt erst jetzt, dass ihre Urgroßmutter nicht nur deutsche Wurzeln besitzt, sondern sogar selbst einmal an einer Olympiade teilgenommen und ein Goldmedaille gewonnen hat, und zwar 1936 in Berlin im Bogenschießen.
    Alberta ist fast 100 Jahre alt, als Jennifer sie auf ihrem Landsitz besucht und Einblick in ihre Familiengeschichte bekommt.
    1932 darf Alberta ihren Vater, der im Radio als Sportreporter arbeitet, zu den olympischen Spielen in Los Angeles begleiten. Auf dieser Reise lernt sie nicht nur den begabten Springreiter Hannes von der Weydt kennen, sondern auch den britischen Adligen und Sonnyboy James Seaton-Carew, der dort ebenfalls beim Springreiten antritt. Beide Männer werden in Albertas Leben noch eine große Rolle spielen. Mit der Machtergreifung der Nazis beginnt eine schwierige Zeit in Deutschland, die deutschen Sportler für Olympia 1936 werden zur Propaganda missbraucht, auch „Albi mit dem Bogen“ muss einige Kompromisse eingehen, um ihren Traum verwirklichen zu können. Charlotte Roth geht in diesem Roman anhand der Geschichte Albertas, ihrer Familie und einiger anderer einflussreicher Personen sehr einfühlsam auf die sich verändernden Stimmungen und Verhältnisse im sich wandelnden Deutschland ein. Es kommt gut zur Geltung, wie schwierig das Leben damals war, und wie schwierig, sich dem Einfluss Nazi-Deutschlands zu entziehen oder gar zu widersetzen. Der Fokus bleibt jedoch auf den Hauptpersonen und deren teils tragischen Schicksalen und erschint so manchmal eher oberflächlich.
    Die Charaktere und auch viele Szenen wirken jedoch sehr lebendig, Alberta ist ein sehr positiver Mensch und zieht die Sympathien auf sich, so dass ich an vielen Stellen mit ihr mitgefiebert und gelitten habe.
    Gegen Ende wirkt die Geschichte sehr gerafft und driftet dann doch etwas sehr ins Pathetische ab, findet aber insgesamt einen runden Abschluss.
    Für mich war das Buch eine positive Überraschung, die Geschichte hat mich auch dann weiter beschäftigt, wenn ich das Buch weg gelegt habe. Es hat mich zum Nachdenken angeregt, wie ich mich wohl in der damaligen Zeit entschieden und verhalten hätte. Ich werde mir die Autorin auf jeden Fall merken, da mir ihr Stil sehr gut gefallen hat und dieser Roman die Geschichte lebendig hat werden lassen.
    Vielleicht mag ich dich morgen Mhairi McFarlane
    Vielleicht mag ich dich morgen (Buch)
    26.05.2015

    Spritzig erzählt aber insgesamt zu oberflächlich und vorhersehbar

    „Vielleicht mag ich Dich morgen“ von Mhairi McFarlane ist ein locker erzählter Liebesroman, der Fans des Genres Frauenroman ein unterhaltsames Lesevergnügen bereiten wird. Das Buch ist ansprechend geschrieben, wenn auch nicht unbedingt anspruchsvoll.
    Aureliana hatte in ihrer Schulzeit aufgrund ihres Übergewichts und ihres Aussehens sehr unter Mobbing zu leiden. Ein absoluter Tiefpunkt war eine Schulfeier, bei der ihr Schwarm James Fraser in ihr Hoffnungen geweckt und sie um ein Duett auf der Bühne gebeten aber letztendlich nur bloß gestellt hat.
    16 Jahre später hat Aureliana nicht nur viele ihrer Pfunde verloren, sondern ist auch zu einer Schönheit mutiert und lebt als erfolgreiche Geschichtsprofessorin in London. Um die Verwandlung abzurunden, hat sie ihren Namen geändert und nennt sich jetzt Anna. Lediglich ihr Selbstbewusstsein ist bei dieser radikalen Wandlung auf der Strecke geblieben. So zögert sie, bei einem Klassentreffen ihren Peinigern von damals gegenüber zu treten. Doch mit Erstaunen stellt sie fest, dass niemand sie erkennt und auf die Idee kommt, hinter der attraktiven Anna könne die hässliche Aureliana von damals stecken. Als Anna und James dann auch noch beruflich miteinander zu tun bekommen, wittert Anna ihre Chance zur Rache, entdeckt aber bald ganz ungewohnte Seiten an ihrem Erzfeind.
    Die Geschichte ist locker erzählt, der Wortwitz, lebhafte Dialoge und einige amüsante Szenen machen einige Schwächen wett. Abgesehen von dem eher unrealistischen Aufhänger von der Verwandlung des hässlichen Entleins in einen schönen Schwan, bedient die Geschichte für meinen Geschmack zu viele Klischees und ist in weiten Teilen sehr vorhersehbar. Die Charaktere bleiben eher blass, die Hauptperson Anna wirkt aufgrund ihrer Vergangenheit und ihrer natürlichen und zurück haltenden Art sympathisch, aber auch ihre Person sollte man nicht hinterfragen, da sie sonst wenig schlüssig und glaubwürdig wirkt. Allerdings bin ich nicht wirklich ein Maßstab, da Liebesromane nicht zu meinen Favoriten gehören. Fans der ChickLit-Richtung werden sich mit dieser durchaus spritzigen Erzählung vermutlich deutlich mehr amüsieren als ich.
    Tochter der Angst Tochter der Angst (Buch)
    25.05.2015

    ein emotionsgeladener Thriller

    "Tochter der Angst" ist bereits der zweite Roman, den ich von der Autorin Alex Berg gelesen habe und hat mich ebenso wie "Dein totes Mädchen" von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt.
    Bei vielen Autoren gibt es wiederkehrende Hauptcharaktere oder Schauplätze, bei Alex Berg ist dies nicht so. Es hat mich fasziniert, wie unterschiedlich die Geschichten sind, und dennoch bleibt die Autoren ihrem Stil treu. Auch bei "Tochter der Angst" steht wieder eine Frau mittleren Alters im Mittelpunkt, und ein düsteres Familiengeheimnis trägt am Ende zur Auflösung der Geschichte bei. Diesmal ist einer der Hauptcharaktere die Hamburger Oberärztin Marion Sanders, die nach Paris reist, um sich auf einen Auslandseinsatz bei Ärzte ohne Grenzen vorzubereiten. Sie wohnt bei der Familie Bonnier, die sie seit ihrer Kindheit kennt. Nach dem frühen Tod ihrer Mutter war Louise Bonnier für Marion eine wichtige Bezugsperson.
    Ein weitere Verwandter, Jean Morel, hat bei den Bonniers gerade das syrische Flüchtlingsmädchen Zahra untergebracht. Zahra ist verstört und traumatisiert, findet jedoch allein zu Marion Vertrauen. Diese ist gerade selbst durcheinander, weil sie auf einige Ungereimtheiten in ihrer Familiengeschichte gestoßen ist, nimmt sich jedoch des Mädchens an, ohne zu ahnen, dass diese ein Spielball in internationalen Verwicklungen ist.
    Die Geschichte überzeugt unter anderem durch ihre emotionale und bildhafte Sprache. Die Charaktere wirken glaubhaft und authentisch. Dazu kommt ein komplexer Aufbau der Geschichte mit unerwarteten Wendungen und dramatischen Entwicklungen. Neben dem Handlungsstrang um Marion Sanders spielen sowohl Jean Morel als auch ein Ermittler des auswärtigen Amtes namens Claude Baptiste in der Geschichte eine wichtige Rolle.
    Während ich "Dein totes Mädchen" eher als Psychodrama oder Spannungsroman ein geordnet habe, findet man bei "Tochter der Angst" deutlich mehr Elemente eines politischen Thrillers. Mir gefällt die Komplexität der Bücher Alex Bergs sehr, ebenso wie die überzeugende Art, mit der sie die innere Zerrissenheit darstellt, die einigen ihrer Charaktere inne wohnt. Dies wird bestimmt nicht der letzte Roman gewesen sein, den ich von dieser Autorin lesen werde.
    Das Mädchen, das rückwärts ging Das Mädchen, das rückwärts ging (Buch)
    27.04.2015

    Bewegend aber zu spirituell, um wirklich glaubhaft zu sein

    „Das Mädchen, das rückwärts ging“ erzählt eine tragische und bewegende Geschichte, im Verlauf gewinnen jedoch spirituelle Themen eine zu große Bedeutung und nehmen dem Buch viel an Glaubhaftigkeit.
    Das Buch ist nicht einfach zu rezensieren, ohne zu viel zu verraten, aber ich werden dennoch versuchen, meine Meinung abzubilden.
    Es ist eine Geschichte über das besondere Verhältnis und die besondere Verbindung zwischen Mutter und Tochter. Beth lebt nach der Trennung von ihrem Mann Paul allein mit ihrer Tochter Carmel in einem kleinen Häuschen in Norfolk in England. Carmel ist ein intelligentes Mädchen, wirkt mit einigen ihrer Gedanken reifer als andere 8-jährige, ist auf der anderen Seite aber oft verträumt und vergisst neben sich die Wirklichkeit.
    Das Buch gibt abwechselnd Einblicke in die Welt und sie Sichtweise von Beth und Carmel. Gerade anfangs sind die Stimmungsbilder sehr intensiv, Mutter und Tochter schildern sehr emotional ihre Eindrücke von ihrem Leben und ihren Unternehmungen. Erstaunlich sind ihre teils sehr unterschiedlichen Empfindungen und Wahrnehmungen.
    Nachdem Beth ihre Tochter bei dem Besuch eines Irrgartens bereits einmal verloren glaubte, passt sie besonders auf Carmel auf. Doch diese versteht die Einengung durch ihre Mutter nicht, und während eines Geschichtenfestivals passiert es dann, im Gedränge und im Nebel verlieren sich die beiden, Beth verzweifelte Suche bleibt erfolglos.
    Die Last dieses Verlustes lähmt Beth und treibt sie gleichzeitig zu einer unermüdlichen Suche an. Beth Nöte und Ängste werden in einer sehr bildhaften Sprache eingefangen, der Leser leidet und hofft mit ihr.
    Im weiteren Verlauf nehmen in der Geschichte jedoch spirituelle Themen einen für meinen Geschmack zu großen Raum ein. Christliche Sekten spielen ein große Rolle und beispielsweise Wunderheilungen. Damit kann ich persönlich nichts anfangen und die Themen werden für mich zu wenig kritisch beleuchtet. Die Figuren werden dadurch für mich weniger glaubhaft, ich kann mich nicht mehr mit ihnen intensivieren. Das mag auch am Aufbau des Buches liegen, der Momentaufnahmen aus dem Leben der Hauptfiguren abbildet und wenig Raum für Erklärungen lässt.
    Trotz der Intensität der Bilder und Stimmungen, bleibt das Buch an vielen Stellen oberflächlich und lässt am Ende einige Fragen offen, nach einem sehr starken Einstieg hat es mich im Verlauf doch eher enttäuscht.
    Apfelblütenzauber Apfelblütenzauber (EPB)
    27.04.2015

    Erfrischender Stil, aber etwas vorhersehbar

    Apfelblütenzauber ist ein erfrischender Roman, der sich um Liebe dreht, um Freundschaft aber auch darum, dass man seine Träume niemals ganz aus dem Blick verlieren sollte. Nebenbei ist er aber auch eine Liebeserklärung der Autorin an das "Alte Land", das größte zusammenhängende Obstanbaugebiet Deutschlands vor den Toren der Hansestadt Hamburg.
    Leonie ist gerade 41 Jahre alt geworden und hat sich mit ihrem Leben gut arrangiert. Mit ihren Freundinnen Nina und Stella teilt sie sich die Wohnungen einer Stadtvilla in Hamburg Eimsbüttel, und sie ist glücklich in ihrem Job als Teamleiterin im Restaurant von Ninas Freund Alexander. Nur in der Liebe herrscht seit längerer Zeit Flaute.
    Doch plötzlich brechen mehrere Stützen ihres Lebens gleichzeitig zusammen. In der Ehe ihrer Eltern, die im alten Land einen großen Obsthof betreiben, kriselt es, da ihre Mutter lange gehegte Träume verwirklichen möchte und sich für geraume Zeit auf Reisen begeben. Der Pachtvertrag für das Restaurant läuft aus, und da das Haus danach abgerissen werden soll, steht Leonie plötzlich ohne Job da. Als wäre das nicht genug, droht auch noch die Wohngemeinschaft zu zerbrechen.
    Leonie kommt zunächst auf dem Hof ihrer Eltern, in der vertrauten Umgebung erkennt sie schnell, dass hier ihre eigentlichen Wurzeln liegen. Und dann tauchen auch noch kurz nacheinander gleich zwei Männer in ihrem Leben auf, die ihr den Kopf verdrehen.
    Die Geschichte ist herzerfrischend und aufgrund der bildhaften Sprache leicht und flüssig zu lesen. Wie für dieses Genre nicht unüblich bleibt die Geschichte trotz der angesprochenen Probleme eher oberflächlich. Da im Hintergrund genügend Kapital vorhanden ist, sind die Probleme Leonies und ihrer Freundinnen schnell gelöst.
    Insbesondere die bildhafte Sprache und die liebevollen Schilderungen der Region machen das Buch lesenswert und bieten eine kurzweilige Unterhaltung. Die Charaktere sind liebenswert, sie wirken mit ihren Ecken und Kanten authentisch. Dazu gibt es noch ein paar leckere regionale Rezepte, die das Buch und die Atmosphäre abrunden. Den Vorgängerroman „Eine Villa zum Verlieben“ kenne ich nicht, hatte aber nicht das Gefühl, dass mir Hintergrundinformationen fehlen.
    Alles Licht, das wir nicht sehen Alles Licht, das wir nicht sehen (Buch)
    16.04.2015

    Die bewegende Geschichte zweier junger Menschen während des 2.Weltkriegs

    Hierzulande ist der Autor Anthony Doerr noch weitgehend unbekannt, während er in Amerika mit dem Original seines Romans „Alles Licht, das wir nicht sehen“ bereits seit einiger Zeit auf der Bestsellerliste steht. Nachdem ich diesen Roman lesen durfte, kann ich mich der Begeisterung über diesen Autor nur anschließen. Sein Stil ist bemerkenswert und zeugt von einer großen Beobachtungsgabe für die Menschen und ihre Gefühle. Anthony Doerr verwendet an vielen Stellen eine bildhafte, poetische Sprache, die den Leser, Landschaften aber auch Farben und Gerüche in einem völlig neuen Licht sehen lassen.
    Dieser Stil passt wunderbar zu der Geschichte, die er in diesem Roman erzählt. Der Roman spielt zur Zeit des 2.Weltkriegs beziehungsweise beginnt in der Zeitspanne davor und beleuchtet die Ereignisse aus der Sicht zweier Jugendlicher. Da ist zum einen der Waisenjunge Werner Hausner, der mit seiner jüngeren Schwester Jutta in einem Waisenhaus im Ruhrgebiet behütet aber unter vielen Entbehrungen aufwächst. Werner ist technikbegeistert und bringt sich selbst viel über Radio- und Sendetechnik bei. Ein Offizier aus dem Ort wird auf sein Talent aufmerksam und ermöglicht ihm den Zugang zu einer Eliteschule der Nazis. Über diesen Weg gelangt er auch an die Front des Krieges, zunächst im Osten, später in Frankreich.
    Der zweite Handlungsstrang dreht sich um das französische Mädchen Marie-Laure, das allein mit ihrem Vater in Paris lebt. Marie-Laure leidet an angeborenem grauem Star und ist bereits im Alter von sechs Jahren völlig erblindet. Einen großen Teil ihrer Kindheit verbringt sie bei ihrem Vater in dem Museum, in dem er arbeitet und findet Sicherheit in der kleinen Welt, in der sie sich bewegt. Als Marie 12 Jahre alt ist, wird es in Paris zu unsicher, und ihr Vater bekommt den Auftrag, einen wertvollen Edelstein des Museums, das Meer der Flammen, um den sich einige Sagen ranken, in Sicherheit zu bringen. So kommt Marie-Laure mit ihrem Vater zu dessen Familie nach Saint-Malo und erlebt dort die grausamen Folgen des Krieges.
    Der Roman bildet einzelne Szenen aus den Leben seiner Hauptpersonen ab in Form kleiner Momentaufnahmen. Er beobachtet und beschreibt aus der Sicht seiner Figuren. Gerade die Kinder besitzen dabei eine oft unverfälschte und unvoreingenommene Sicht der Dinge. Insbesondere bei Marie-Laure, die aufgrund ihrer Blindheit eine ganz eigene Wahrnehmung der Dinge besitzt, kommt das Talent des Autors für seine bildhafte und einfühlsame Sprache zum Tragen.
    Nicht nur die Handlungsstränge wechseln sich ab, sondern es gibt auch Zeitsprünge zwischen einem Hauptteil der Erzählung, der Bombardierung Saint-Malos im August 1944, bei der einige Fäden zusammen laufen, und den Rückblicken in die Zeitschiene ab 1934 mit den Entwicklungen bis zum Höhepunkt 1944. Das klingt verirrender als es ist, zudem gibt es eine detaillierte Inhaltsübersicht, die die Zeitebenen verdeutlicht.
    Ich bin sehr froh, auf dieses Buch aufmerksam gemacht worden zu sein und werde es auf jeden Fall meinen Kindern zu Lesen geben, wenn sie alt genug sind und sich mit dem Thema 2.Weltkrieg beschäftigen.
    Sicher bedient das Buch einige Klischees, hier sind aber weder alle Deutschen böse noch gehören alle Franzosen zu den Guten. Das Buch setzt voraus, das der Leser über die geschichtlichen Zusammenhänge und die Ideologien der Nationalsozialisten informiert ist, zeigt aber auf sehr eindrucksvolle Weise die Auswirkungen auf das Leben der Menschen und ihre Empfindungen.
    Winter, J: Lotusblut Winter, J: Lotusblut (Buch)
    26.03.2015

    Ein spannender Krimi mit Einblicken in die faszinierende Welt der tibetischen Kultur

    „Lotusblut“ ist der zweite Thriller aus der Feder von Judith Winter um das Frankfurter Ermittlungsteam Emilia Capelli und Mai Zhou. Auch diesmal gibt es wieder einen spannenden Kriminalfilm gewürzt mit kleinen Konflikten in dem Team, bei dem italienisches Temperament auf asiatische Zurückhaltung trifft.
    Diesmal spielt Asien auch ein zentrales Thema in dem Fall, den die beiden lösen sollen. In einem Frankfurter Luxushotel wird ein Unternehmer-Ehepaar brutal ermordet, ein 10-jähriges Mädchen mit tibetischen Wurzeln kann dem Täter entkommen. Das Mädchen gibt Em und Zhou einige Rätsel auf. Wer ist sie? Woher kommt sie? Und weshalb will der Mörder sie töten? Welche Rolle spielt der Onkel des Mädchens? Dann tritt auch noch das BKA auf den Plan und will Em und Zhou an weiteren Befragung der Zeugen hindern, aber das lässt Em nicht so einfach auf sich sitzen, dafür steckt sie schon zu tief in der Sache drin.
    Die Geschichte ist abwechslungs- und wendungreich erzählt, der Leser tappt bis zum Ende im Dunkeln über die Zusammenhänge. Allein das tibetische Mädchen Kaylin bietet mit ihrer besonderen Art und Geschichte einen faszinierenden Mittelpunkt der Geschichte.
    Wie schon im ersten Teil „Siebenschön“, bieten die Gegensätze von Em und Zhou einiges Konfliktpotential und lockern die Geschichte auf. Im ersten Band gung es zwischen ihnen erst einmal ums Kennenlernen und Einschätzen der Stärken und Schwächen der Partnerin, diesmal herrscht schon mehr Vertrauen, trotzdem herrscht nicht immer Einigkeit, da beide auf ganz unterschiedlichen Wegen an die Ermittlungen heran gehen. Für beide bietet der Fall eine Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte und Persönlichkeit, die private Seite der Ermittlerinnen nimmt jedoch keinen zu großen Teil ein, sondern ist geschickt mit dem Fall verwoben. Der Fall ist komplex, der Spannungsbogen durchweg hoch, lediglich das Ende hätte etwas spektakulärer ausfallen können.
    Jagd Jagd (Buch)
    26.03.2015

    Komplex, aber es fehlt an Spannung

    Als ich das Buch zu Ende gelesen hatte, blieb erst einmal eine gewisse Ratlosigkeit. Das war es jetzt? Fand ich das Buch gut? Ist die Geschichte spannend?
    Wer die Reihe um Annika Bengtzon kennt, der weiß, dass Liza Marklund am Ende ihrer Geschichte gerne ein paar Fragen offen lässt. „Jagd“ ist bereits der 10 Band, ich hatte bisher nur zwei schon etwas ältere Folgen gelesen. Auch diesmal geht es um einen rätselhaften Fall, den die Journalistin Annika Bengtzon parallel zur Stockholmer Polizei aufzulösen versucht. Ein Politiker wurde in seinem Haus grausam gefoltert, seine Ehefrau ist spurlos verschwunden.
    Die Geschichte ist komplex aufgebaut, der Leser muss ganze 6 Handlungsstränge sortieren. Ein Hauptteil dreht sich um die Journalistin Annika Bengtzon, ihre Recherchen zu dem Fall und ihr Privatleben. Später kommen noch ihre Erkenntnisse zu einem alten Vermisstenfall hinzu, mit dem ihr Chef Anders Schyman zu tun hat, um den sich ein weiterer Handlungsteil dreht. Schyman wird wegen einer mehrere Jahre alten Reportage über das Verschwinden einer schwedischen Unternehmerin im Internet diffamiert und angegriffen. Die Polizei wird in erster Linie von Nina Hoffmann vertreten, die bereits in einem der früheren Krimis eine Rolle spielte, nach einigen Jahren der Weiterbildung als Profilerin zur Stockholmer Polizei zurück kehrt und in dem Fall um den gefolterten Politiker ermittelt. In einem weiteren Handlungsstrang bekommt der Leser Einblicke in die Gedanken des Täters. Dann gibt es noch kurze, kursiv gedruckte Absätze mit Gedanken von Nora, der verschwundenen Ehefrau des Politikers, sowie als 6. Handlungsteil die Sicht von Annikas Exmann auf die Geschehnisse. Diesen Teil fand ich eher überflüssig, weil er zur Aufklärung der Fälle und der Entwicklung der Geschehnisse wenig bis gar nicht beiträgt, sondern nur die düstere Stimmung weiter verstärkt.
    Diese Stimmung ist auch der Punkt, der mich an dem Buch am meisten gestört hat. Die Stimmung aller beteiligten ist düster bis depressiv. Keiner der beteiligten Personen ist ansatzweise glücklich in seinem Leben. Jimmy, Annikas Lebensgefährte sagt in einem Abschnitt: „Kein Leben ist normal. Jedes ist eine endlose Bewältigung von Krisen. Wenn gerade nichts mit den Kindern ist, macht der Körper Zicken, oder es gibt Schwierigkeiten auf der Arbeit. Der Rest sind nur die Pausen dazwischen.“
    Die negative Grundstimmung lässt die eigentliche Handlung manchmal sehr in den Hintergrund treten, dabei werden brisante Themen angeschnitten wie die internationalen Verwicklungen im Bereich der Geldwäsche und Meinungsmanipulationen in Presse und Internet.
    Der Fall ist wie gesagt komplex und sprachlich wie immer überzeugend. Da es sich diesmal rein um die Aufklärung zurückliegender Ereignisse handelt, ist der Spannungsbogen sehr gering, es passiert nichts wirklich dramatisches. In meinen Augen ist das nicht unbedingt der überzeugendste Krimi Liza Marklunds. Es wirkt ein wenig so, als hätte sie hier zu viel auf einmal in einem Buch unterbringen wollen.
    Arendt, J: Sündenbock Arendt, J: Sündenbock (Buch)
    18.03.2015

    Schöffin Ruth Holländer und zwei Ehedramen

    „Sündenbock“ ist der zweite Band aus der Feder von Judith Arendt um die Schöffin Ruth Holländer, für mich war es der Einstieg in die Reihe. Auch wenn ich den ersten Band nicht kenne, bin ich problemlos in die Reihe hinein gekommen. Zu Beginn der Geschichte werden die wichtigsten Charaktere und Zusammenhänge schnell klar. Ruth Holländer ist 50 Jahre alt und wurde vor etwa einem Jahr als Schöffin an das Berliner Landgericht berufen. Es ist nicht immer leicht für sie, die Termine dort war zu nehmen, da sie selbstständig ist und alleine ein kleines französisches Bistro betreibt. Ruth ist ihr Ehrenamt jedoch sehr wichtig, und diesmal wird sie für einen Fall eingesetzt, der sie besonders erschüttert, und der ihr auch außerhalb des Gerichtssaals keine Ruhe lässt. Der Rentner Jürgen Dombroschke soll seine an Parkinson erkrankte Frau vergiftet haben. Besonders erschütternd ist die Tatsache, dass er es nach dem Tod seiner Frau nicht fertig gebracht hat, ihr Ableben zu melden, sondern mehr als 2 Wochen mit der Leiche in der Wohnung verbracht hat. Der Leser bekommt in Rückblenden Einblicke in das Leben des Ehepaars Dombroschke und erfährt Stück für Stück, dass nicht alles so harmonisch war, wie es nach Außen schien. Gar nicht zu der Geschichte scheint zunächst der Handlungsstrang um die Obdachlose Elena zu passen, der zwischendurch auftaucht, am Ende löst sich jedoch alles schlüssig auf.
    Der Krimi verläuft zunächst ruhig, der Fall um Jürgen Dombroschke geht neben Ruths privaten Problemen und Nebenhandlungen unter, gegen Ende gibt es dann jedoch einige hochdramatische Entwicklungen und Überraschungen. Diese Reihe ist etwas Besonderes, weil die Geschichte aus anderer Sicht erzählt wird, das ist aber gleichzeitig auch seine Schwäche. Ruth steht mit ihren familiären Verwicklungen und ihrer problematischen Beziehung zu Staatsanwalt Hannes Eisenrauch etwas zu sehr im Vordergrund, das lässt wenig Spannung aufkommen. Dabei wird gerade die Geschichte um das Ehepaar Dombroschke sehr einfühlsam geschildert, ihr Schicksal hat mich ebenso wie die Auflösung am Ende sehr berührt. Der Fall ist bewegend und schlüssig, insgesamt würde ich das Buch aber eher als seichten Krimi einstufen.
    Das Blubbern von Glück Das Blubbern von Glück (Buch)
    23.12.2014

    Eine wunderbare Geschichte über ein außergewöhnliches Mädchen

    Candice Phee ist 12 Jahre alt und lebt mit ihrer Familie in Albright in Australien. Nach einigen Schicksalsschlägen haben ihre Eltern sich in Trauer und Depression zurückgezogen, so dass Candice oft auf sich allein gestellt ist. Candice selbst ist in ihrer Art und ihrer Auffassungsweise anders als ihre Klassenkameraden, dort ist sie eine Aussenseiterin und hat keine Freunde. Als sie für die Schule einen Aufsatz verfassen soll, in dem sie zu jedem Buchstaben des Alphabets einen Absatz über sich selbst schreiben soll, wird schnell klar, dass es eine Mange gibt, von dem sie erzählen und das sie los werden möchte.
    Während sie von ihrer Familie und ihrer Vergangenheit schreibt, wird ihr zudem bewusst, wie unglücklich alle Familienmitglieder schon seit langem sind, und dass sie daran dringend etwas ändern muss. Es soll in ihrer Familie das Glück wieder einziehen. Da Candice ein eher ungewöhnliches Mädchen ist, geraten auch ihre Versuche, ihre Familie wieder zusammen und zum Lachen zu bringen, sehr ausgefallen und besonders.
    Mir hat das Buch sowohl inhaltlich als auch stilistisch sehr gut gefallen. Da das Buch aus Candice Aufsatz besteht, wird die Geschichte aus ihrer Perspektive erzählt. Dialoge lockern die Geschichte ebenso auf, wie Abschriften der Briefe, die Candice regelmäßig an ihre Brieffreundin in Amerika schreibt, obwohl sie noch nie eine Antwort darauf bekommen hat.
    Diese Hartnäckigkeit ist nur eine der bemerkenswerten Eigenschaften Candices, die sie und dieses Buch so liebenswert machen. Candice ist von einer bestechenden Ehrlichkeit und Offenheit, mit der sie andere Menschen manchmal vor den Kopf stößt aber auch zum Nachdenken und ungewollt zum Lachen bringt. Candice ist sich bewusst, dass sie anders ist und denkt als ihre Mitschüler, spricht aber offen über ihre Schwächen, die sie für sich als gegeben akzeptiert. Sie ist manchmal verstörend direkt und sagt selber von sich, sie könne nicht anders, als die Wahrheit zu sagen, andererseits zeigt sie mit einigen ihrer Aktionen wie viel Einfühlungsvermögen sie besitzt.
    Candice Schilderungen haben mich zum Lachen gebracht und dann wieder zu Tränen gerührt. Das Buch hat mich an vielen Stellen zum Nachdenken gebracht, ich bin nicht sicher, ob die Altersempfehlung ab 10 Jahren wirklich passend ist. Das Buch ist komplex, Candices Ausdrucksweise ist für eine 12-jährige sehr anspruchsvoll. Für Eltern bringt die Geschichte vermutlich mehr Erkenntnisse und Einblicke als für Kinder.
    Deiner Seele Grab Deiner Seele Grab (Buch)
    22.06.2014

    Leider diesmal nur Mittelmaß

    „Deiner Seele Grab“ ist bereits der 6.Band der Krimireihe um Kommissar Tino Dühnfort. Ich habe im Laufe der Zeit alle Bände gelesen, dieser liefert im Gegensatz zu einigen Vorgängerbänden leider nur Mittelmaß.
    Die Geschichte an sich ist komplex, der Fall verzwickt, dennoch will nicht wirklich Stimmung aufkommen. Der Einstieg ist noch turbulent, in einem kurz vor dem Abschluss stehenden Fall wird Dühnfort von der Verdächtigen in Misskredit gezogen. Dann folgen langatmige Einführungen weiterer Beteiligter bevor der erste Mord geschieht; eine alte Frau wird in ihrer Wohnung erschlagen, der Täter inszeniert den Tod und outet sich als „Samariter“, der alte Menschen von ihrem Leiden erlösen und vor dem Dahinsiechen in Pflegeheimen bewahren will. Auch als ein zweiter Mord geschieht, tappt die Polizei lange im Dunkeln.
    Die Geschichte ist einerseits komplex aufgebaut, die Auflösung gegen Ende kommt durchaus überraschend, dennoch konnte mich dieser Band nicht begeistern. Es werden viele heikle Themen angerissen wie Pflegenotstand, Menschenhandel, Zwangsprostitution, Ausbeutung illegaler Arbeitskräfte oder Gewalt innerhalb der Familie. Diese Themen werden allerdings nur sehr oberflächlich abgehandelt und ziehen dabei die Geschichte so auseinander, dass kein konstanter Spannungsbogen aufkommt. Außerdem hat es mich gestört, dass die Auflösung des Falls am Ende kein Ermittlungserfolg ist, sondern durch Zufälle und Geistesblitze des Kommissars zustande kommen. Das nimmt dem Krimi die Glaubwürdigkeit.
    Wie alle Folgen ist auch dieser Band in sich abgeschlossen, es ist allerdings durchaus hilfreich die Vorgeschichten zu kennen, um Dühnforts Handlungs- und Denkweise zu verstehen. In diesem Band kommt sein Privatleben sehr kurz, ein Neueinsteiger wird sich kein deutliches Bild von seinem Charakter machen können.
    Da Inge Löhnig in den ersten Bänden gezeigt hat, dass sie bessere Krimis schreiben kann, werde ich Tino Dühnfort noch eine Chance geben und hoffe auf eine spannendere nächste Geschichte.
    Meine Produktempfehlungen
    • Ein dunkler Sommer Ein dunkler Sommer (Buch)
    Sie ging nie zurück. Die Geschichte eines Familiendramas Sie ging nie zurück. Die Geschichte eines Familiendramas (Buch)
    10.06.2014

    Aufarbeitung einer Familiengeschichte

    Mit ihrem autobiografischen Roman „Sie ging nie zurück“ verarbeitet die Autorin Emma Brockes die erschreckende und zugleich faszinierende Geschichte der Familie ihrer Mutter Paula.
    Emma wächst sehr behütet mit Mutter und Vater in der Nähe von London auf. Sie weiß, dass ihre Mutter mit Anfang zwanzig aus Südafrika nach England gekommen ist, und ab und an deutet ihre Mutter an, dass sie ihr irgendwann ein paar Geheimnisse aus ihrem Leben anvertrauen will. Erst wenige Tage vor ihrem Tod erzählt Paula ihrer Tochter, dass sie damals in Südafrika ihren Vater hatte verhaften lassen, um ihre Halbgeschwister zu schützen, er sei aber frei gesprochen worden. Zu weitergehenden Erläuterungen ist sie nicht in der Lage.
    Emma reicht das nicht, so dass sie nach dem Tod ihrer Mutter beginnt zu recherchieren sowie Kontakt zu den Halbgeschwistern und alten Freunden ihrer Mutter in Südafrika aufzunehmen. Auf ihrer Reise dorthin erfährt Emma viele schreckliche Details aus der Vergangenheit ihrer Familie, lernt aber auch faszinierende Menschen kennen und muss feststellen, dass hinter der Fassade, die ihre Mutter in England errichtet hat, noch eine ganz andere Paula steckt.
    Das Buch ist sehr persönlich nicht nur aufgrund der privaten Fotos, mit denen es illustriert ist, dennoch spürt man eine emotionale Distanz, die Emma vermutlich von ihrer Mutter geerbt hat.
    Die Geschichte wird in vielen Rückblenden und anhand von Anekdoten aus der Vergangenheit erzählt. Die Autorin kennt die Personen aus der Familie und dem Umfeld ihrer Mutter seit ihrer Kindheit, für mich als Leser war es manchmal schwierig, den Überblick zu behalten und die Zusammenhänge zu erschließen. An vielen Stellen bleibt die Geschichte oberflächlich, an anderen Stellen werden Geschichten detailliert geschildert, deren Sinn für die Erläuterungen der Vergangenheit sich mir nicht erschlossen haben und vermutlich nur für die Autorin eine Bedeutung besitzen. Emmas Mutter ist sicher eine bemerkenswerte Persönlichkeit und für Emma ist die Aufarbeitung wichtig, für den Leser wird es allerdings stellenweise zäh und langatmig. Wie ihre Mutter tut sich auch Emma schwer, die Wahrheit tatsächlich auszusprechen und anzunehmen. Das Buch ist eine zu persönliche Aufarbeitung, die den Leser nicht wirklich einbezieht und berühren kann.
    ZERO - Sie wissen, was du tust ZERO - Sie wissen, was du tust (Buch)
    25.05.2014

    Wollen wir die totale Überwachung?

    In seinem Roman „Zero“ zeigt Marc Elsberg auf, wo die Entwicklung der Datennutzung im Internet hin gehen könnte. In seiner Vision hat die Firma „FreeMee“ den Spieß umgekehrt und lässt die User mit der Freigabe ihrer Daten Gewinne machen. Je mehr sie von sich preis geben, umso mehr „Frees“ bekommen sie, die sie in bares Geld umwandeln oder für die Nutzung der ActApps verwenden können. Mithilfe dieser Apps und technischem Zubehör wird den Usern ein besseres und erfolgreicheres Leben versprochen.
    Der Internetaktivist ZERO steht dem kritisch gegenüber und warnt die Menschen durch spektakuläre Videos und Aktionen.
    Als während der Nutzung von FreeMee und einer Datenbrille ein Junge ums Leben kommt,
    wird auch die Journalistin Cynthia Bonsant auf FreeMee aufmerksam. Ihre Tochter Vi war bei dem Mord dabei, ist mit dem Opfer befreundet und nutzt ebenfalls intensiv FreeMee. Bei ihren Recherchen lernt Cynthia bald nicht nur die Vorzüge von Datenbrillen und FreeMee-Apps kennen, sondern erfährt am eigenen Leib die Bedrohung, die von lückenloser Daten- und Kameraüberwachung ausgeht.
    Ich sebst nutze zwar das Internet als Informationsquelle und zum Shoppen, versuche aber bewusst mit meinen Daten umzugehen und meide soziale Netzwerke. Obwohl ich mich für informiert halte, haben mich einige in dem Buch angesprochene technische Möglichkeiten überrascht. Zunächst habe ich die Verstellung als abstrus eingestuft, dass Menschen freiwillig ihre Daten verkaufen und ihr Leben von Computerprogrammen bestimmen lassen. Aber wenn ich mir ansehe, wie freizügig schon jetzt viele Leute ihr Leben im Interner darlegen und von ihren Smartphones abhängig sind, rückt das in „Zero“ gezeichnete Bild näher. Alle Welt regt sich über den Abhörskandal der NSA auf, aber wieviele haben danach ihren Umgang mit Mails und Handy verändert?
    Das Buch zeigt geschickt die Verlockungen und Gefahren der Entwicklungen im Internet, der Datenauswertung und Kameraüberwachung auf und bietet viel Stoff zum Nachdenken. Es bleiben aber auch viele Fragen offen, einige Entwicklungen und Reaktionen sind für mich nicht nachvollziehbar. Den Hauptpersonen des Buches werden nur sehr oberflächlich beschrieben und handeln oft auch so. Insgesamt konnte mich das Buch nicht so sehr überzeugen wie der Vorgänger „Blackout“ den ich als komplexer und spannender in Erinnerung habe. Das mag aber auch ein Stückweit daran liegen, dass ich dem Thema an sich eher ablehnend gegenüber stehe und mich deswegen nicht betroffen fühle.
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