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    mrs-lucky

    Aktiv seit: 25. Mai 2014
    "Hilfreich"-Bewertungen: 7
    73 Rezensionen
    Secret Protector, Band 1: Tödliches Spiel Secret Protector, Band 1: Tödliches Spiel (Buch)
    17.05.2020

    ein actionreicher Jugendthriller

    Lukas Crowe ist ein Einzelgänger, der im Alltag versucht möglichst wenig aufzufallen.  Als er auf einem Event zu einem aktuellen Computerspiel miterlebt, wie der Bruder der Profi-Gamerin Una Britcross, reagiert er blitzschnell und nimmt die Verfolgung der Entführer auf.
    Leider können diese entkommen, doch Lukas sagt Una seine weitere Hilfe zu und gerät nicht nur zwischen die Fronten eines Bandenkriegs sondern riskiert außerdem mehr als einmal sein Leben bei dem Versuch, ihren Bruder zu befreien.
    Das Buch ist ebenso tempo- wie actionreich und super dazu geeignet, auch lesefaule Fans von Filmen oder Games um risikofreudige Helden zum Lesen zu animieren. Lukas scheut kein Risiko, kennt sich mit Waffen ebenso aus wie mit schnellen Autos und Motorräder, er reagiert schnell, geht dabei aber auch überlegt und besonnen vor und ist gesamt eine sympathische Hauptfigur, die nicht zu draufgängerisch wirkt.
    Hier liegt in meinen Augen ein Schwachpunk des Buches, denn für seine 17 Jahre hat Lukas einen unglaubwürdig großen Erfahrungsschatz und reist schon etwas zu lange allein durch die Weltgeschichte. Derartige Details stören mich als Erwachsene aber vermutlich mehr als die anvisierte Zielgruppe der Jungen ab 12 Jahren.
    Der Fokus der Geschichte liegt klar in der rasant verlaufenden Geschichte, die Logik darf man nicht zu sehr hinterfragen, ähnlich wie bei vielen Actionfilmen kommen dem Helden einige Zufälle bei der Lösung des Falls zugute und tragen dazu bei, dass die Situation für ihn glimpflich ausgeht. Die Geschichte ist abwechslungsreich und angenehm zu lesen mit eher kurzen Sätzen und lebendigen Dialogen als Auflockerung. Aber auch wissenswerte Hintergrundinformationen kommen nicht zu kurz und sich geschickt in das Geschehen mit eingeflochten, zum Beispiel zu technischen Details wie dem Einsatz von Nanopartikeln im Motortuning, Tätowier-Techniken oder auch der Geschichte von Berlin, neben New Orleans und Dubai einem der Hauptschauplätze des Romans.
    Mein 13-jähriger Sohn zieht in der Regel eine Spielekonsole einem Buch vor, hier hat er aber tatsächlich beim Lesen die Zeit vergessen und mich am Ende gefragt, ob es noch mehr Bände davon gäbe, ein klarer Pluspunkt für dieses Buch.
    Der Sommer, in dem Einstein verschwand Der Sommer, in dem Einstein verschwand (Buch)
    24.03.2020

    eine stimmungsvolle Zeitreise mit kleinen Schwächen

    In ihrem aktuellen Roman „Der Sommer, in dem Einstein verschwand“ verbindet die schwedische Autorin Marie Hermanson eine Anekdote aus dem Leben des Nobelpreisträgers Albert Einstein mit einer unterhaltsamen Geschichte.
    Der Roman ist angesiedelt zur Zeit des 300.Gründungsjubiläums der Stadt Göteborg, die im Jahr 1923 mit einer großen Jubiläumsausstellung gefeiert wird. Im Sommer dieses Jahres soll Einstein dort in Göteborg seine Nobelpreisrede halten, nachdem er bei der Verleihung im Dezember 1922 nicht persönlich anwesend sein konnte. Doch Einstein trifft erst 2 Tage nach dem vereinbarten Termin in Göteborg ein. Was mag zu seiner Verspätung geführt haben?
    Der Roman entwickelt in Anlehnung an Eckpunkte aus Einsteins Biographie eine interessante und spannende Idee zu möglichen Ereignissen und entwickelt gleichzeitig ein stimmungsvolles Bild der 20er Jahre mit ihren widersprüchlichen Einflüssen.
    Eine Erzählebene folgt dabei der jungen Ellen Grönblad, die bei der offiziellen Zeitung zur Ausstellung erste Erfahrungen als Journalistin sammelt. Sie steht beispielhaft für einen Wandel im Weltbild der Frau, die beginnt sich zu emanzipieren aber dabei gleichzeitig angreifbar wird für sexistische Übergriffe. In dem Roman ist Ellen eine Schlüsselfigur um das Verschwinden Albert Einsteins, da sie ungewollt Zeugin wird von Verschwörungen um dessen Person und Kontakt aufnimmt zu der örtlichen Polizei.
    Eine andere Erzählschiene beleuchtet das private Leben Albert Einsteins und die Ablehnung, die ihm und seinen wissenschaftlichen Theorien entgegen gebracht werden, nicht zuletzt begründet auf seiner jüdischen Abstammung.
    Die Leichtigkeit der Erzählung täuscht manchmal über die schwerwiegenden Umstände der zum Teil dramatischen Entwicklungen hinweg. Und auch in den auf den ersten Blick unbeschwert wirkenden Schilderungen des damaligen Lebens und der Euphorie zur Jubiläumsausstellung verstecken sich Hinweise zu Gesellschaftskritik, zu den ungleichen Chancen in der damaligen Zeit und auch zu dem aufkeimendem Nationalismus.
    Es ist mir leicht gefallen, gedanklich in das Buch einzutauchen und mich von der Stimmung einfangen zu lassen. Der Roman beginnt ruhig und gibt den Hauptpersonen Zeit sich zu entwickeln, bevor die Spannung zunimmt und sich die Ereignisse zu einem rasanten Ende entwickeln. Gestört hat mich beim Lesen lediglich, die Naivität, die den Figuren überwiegend anhaftet. Insbesondere bei Albert Einstein hat mich sein oft unbeholfen wirkendes Agieren überrascht, ich weiß zu wenig über seine Persönlichkeit, um dies abschließend zu beurteilen, habe diese Charakterisierung aber als unpassend empfunden.
    Die Herren der Zeit Die Herren der Zeit (Buch)
    24.03.2020

    spannender Abschluss der „Trilogie der weißen Stadt“ mit einem raffinierten Plot

    Mit dem Thriller „Die Herren der Zeit“ findet Eva García Sáenz‘ „Trilogie der weißen Stadt“ einen gelungenen Abschluss.
    Knapp drei Jahre sind seit den Ereignissen des letzten Bandes „Das Ritual des Wassers“ vergangen, Inspector Unai López de Ayala alias „Kraken“ und Subcomisaria Alba de Salvatierra sind mit ihrer kleinen Tochter Deba zu einer Familie zusammengewachsen. Im September 2019 ist in Vitoria ein außergewöhnlicher Roman Stadtgespräch; er spielt gegen Ende des 12.Jahrhunderts vor dem Hintergrund historischer Ereignisse, fasziniert mit seinen lebendigen Schilderungen der Geschichte Vitorias und bietet reichlich Anlass zu Spekulationen, da der Autor sich hinter einem Pseudonym versteckt. Die Leser hoffen bei einer öffentlichen Lesung auf eine Auflösung des Rätsels, stattdessen sorgt der Fund einer Leiche für Aufregung.
    Als Kraken herausfindet, dass der Geschäftsmann ermordet wurde, und zwar auf dieselbe Art wie einer der Figuren in dem Roman „Die Herren der Zeit“ lässt ihn dieses Detail Schlimmes ahnen. Und tatsächlich kommt es zu weiteren grausamen Morden, die den Schilderungen des historischen Romans nachempfunden sind. Unais Geschick als Fallanalytiker ist gefordert, um dieses Rätsel zu lösen und weitere Opfer zu verhindern.
    Mir haben schon die ersten beiden Bände dieser Reihe aufgrund ihrer Komplexität und bildhaften Sprache sehr gut gefallen, dieser Abschlussband hat mich sogar noch mehr gefesselt durch seine besondere Mischung aus aktuellem Thriller und spannendem historischen Roman. Einige Kapitel aus dem Manuskript bilden eine Art Buch im Buch, lassen aus der Sicht des Conde Don Vela das historische Vitoria lebendig werden und erzählen eine nicht minder spannende Geschichte aus Intrigen und Machkämpfen. Unerwartete Wendungen und das raffinierte Vorgehen der Akteure sorgen für einen durchgehend hohen Spannungsbogen.
    Die Mordfälle der Gegenwart sind diesmal nicht ganz so unmittelbar an die Figur Unai Ayalas gebunden, dennoch wird er wieder privat in den Fall involviert und an seine Belastungsgrenzen gedrängt. Damals und heute sind die Morde sehr brutal, die Schilderungen sind dabei jedoch maßvoll weiden sich nicht an den Grausamkeiten.
    Die für meine Ohren sehr fremd klingenden baskischen Namen und Bezeichnungen stellen beim Lesen eine Herausforderung dar, die Vielzahl an Personen macht es nicht einfacher, doch auch diesmal konnte ich mich schnell in die Geschichte einfinden, das Glossar am Ende des Buchs sorgt ebenso für Übersicht wie das Verzeichnis der Personen und die Abbildungen der aktuellen und historischen Stadtkarten in den Klappen des Buchs.
    Ich habe das Buch mit Wehmut beendet, diese Reihe hat mir mit ihrer lebendigen Sprache und den außergewöhnlichen Geschichten sehr gut gefallen. Man spürt die ausführliche Recherche der Autorin, ich habe bei der Lektüre viel über das Leben in Vitoria und zu seiner bewegten Geschichte gelernt. Ich hoffe, dass nach diesem Erfolg vielleicht auch weitere Romane der Autorin ins Deutsche übersetzt und veröffentlicht werden.
    Das Haus der Frauen Das Haus der Frauen (Buch)
    03.03.2020

    Frauen kämpfen für Frauen in Not

    Auch in ihrem aktuellen Roman „Das Haus der Frauen“ macht sich die Autorin Laetitia Colombani wieder stark für die Rechte und Position der Frauen in der Gesellschaft. Diesmal steht eine besondere Einrichtung in Paris im Mittelpunkt, Der Palast der Frau, im Jahr 1926 gegründet von der Heilsarmee, um alleinstehenden und in Not geratenen Frauen einen Aufenthaltsort zu geben.
    Der Leser lernt diese Einrichtung durch die Augen der Anwältin Solène kennen, die nach einem tragischen Zwischenfall im Gericht einen Burn-Out erlitten hat und im Rahmen einer ehrenamtlichen Tätigkeit den Frauen in der Unterkunft als Schreiberin helfen möchte. Solène ist selbst noch psychisch labil und zunächst mit dem Misstrauen und der ablehnenden Haltung der Bewohnerinnen überfordert. Die Lebensumstände und tragischen Geschichten der Frauen sind Solène fremd, doch sie will nicht aufgeben und lernt ihr Vertrauen zu gewinnen. Indem sie sich auf die Schicksale der anderen einlässt, ändert sich ihr Blick auf die Gesellschaft. In ihrem früheren Leben als Staranwältin waren die Probleme der Frauen Lappalien, jetzt kann sie sich mit freuen über einen Betrag von 2 Euro, der einer der Frauen von einem Supermarkt zurückerstattet wird.
    Ein zweiter Handlungsstrang führt den Leser in die Vergangenheit zu Blanche Peyron, die ihr Leben in den Dienst der Heilsarmee gestellt hat und im Jahr 1925 in Paris mit unerschöpflicher Energie für den Erwerb und die Eröffnung des „Palast der Frau“ kämpft.
    Beide Handlungsstränge sind eng miteinander verwoben, in beiden wird der Leser mit tragischen und zum Teil anrührenden Schicksalen konfrontiert. Die Botschaft ist deutlich, der Kampf für die Rechte und die Freiheit von Frauen ist heute ebenso aktuell wie damals.
    Das Buch liest sich flüssig, es gibt einige sehr emotionale Momente, die berühren, insgesamt ist die Geschichte aber eher knapp gehalten und bleibt insbesondere bei den Hauptcharakteren nach meinem Eindruck etwas sehr an der Oberfläche. Obwohl harte Schicksale angesprochen werden, erscheint der Roman mit einem sehr verklärten Blick erzählt, was es mir schwerfallen lässt, Empathie zu entwickeln. Das mag auch an der eher beobachtend wirkenden Erzählweise liegen, die keine Nähe zu den Charakteren schafft. An die Komplexität und Faszination von „Der Zopf“ kommt dieser Roman leider nicht heran.
    Ein wenig Glaube Ein wenig Glaube (Buch)
    23.02.2020

    eine bittersüße Familiengeschichte um das Thema Glaube

    Nickolas Butlers aktueller Roman „Ein wenig Glaube“ widmet sich einem schwierigen Thema. Wieviel Glaube braucht der Mensch? Was macht den Glauben eigentlich aus, wo sind seine Grenzen? Butler lotet diese Fragen auf sehr sensible Weise aus anhand einer besonderen und teils schmerzlichen Familiengeschichte im ländlichen Wisconsin.
    Der 65-jährige Lyle Hovde führt mit seiner Frau Peg ein geruhsames Leben und eine harmonische Ehe. Lyle ist der Natur sehr verbunden und strahlt eine große Ruhe aber auch Offenheit aus. Seine Ehe mit Peg wurde auf eine große Probe gestellt, als sie den Tod ihres nur wenige Monate alten Sohnes verkraften mussten. Lyle hat zu dieser Zeit seinen Glauben an Gott verloren, ist seiner Frau zuliebe jedoch der örtlichen Kirchengemeinde treu geblieben und und findet Frieden in dem sonntäglichen Ritual des Kirchenbesuchs. Lyle ist glücklich, als ihre Tochter Shiloh nach einer Zeit der Entfremdung mit ihrem 5-jährigen Sohn Isaac nach Hause zurück kehrt. Die Idylle bekommt jedoch einen Riss, als Peg und Lyle erkennen, dass Shiloh zunehmend unter den Einfluss einer religiösen Sekte und ihres charismatischen Anführers und Pastors Steven gerät, den Lyle schnell als Scharlatan entlarvt.
    Peg und Lyle sind besorgt, als Steven Shiloh davon überzeugt, dass Isaac ein Glaubensheiler sei und er den Jungen benutzt, um neue Gemeindemitglieder anzuziehen und Spenden für die Kirche einzutreiben. Dennoch versucht Lyle zunächst die Situation zu akzeptieren, um seine Tochter nicht wieder zu verlieren, doch dann eskaliert die Lage und Lyle sieht sich zum hHandeln gezwungen.
    Obwohl der Roman in einem leichten Ton erzählt wird, wiegt das Thema umso schwerer. Lyle ist die Schlüsselfigur, er setzt sich bewusst mit seinem Glauben und dem seiner Mitmenschen auseinander. In dem Maße, in dem er seinen eigenen Glauben infrage stellt und in Grenzsituationen gerät, beginnt man auch als Leser über diese Fragen nachzudenken und seine eigene Position zu reflektieren.
    Schon in anderen seiner Romane hat mich Nickolas Butlers Stil begeistert, in einfache Worte und Geschichten derart viel Gewicht zu legen. Viele Szenen wirken intensiv nach, die Mischung aus bodenständigen Charakteren und philosophisch anmutenden Fragen machen den Charme und die Kraft der Geschichte aus, das ist eine Erzählkunst, die mich begeistert und gleichzeitig sehr nachdenklich stimmt.
    Qube Tom Hillenbrand
    Qube (Buch)
    18.02.2020

    ein tiefgründiger Science-Fiction-Thriller in einem komplexen Szenario

    In seinem Science-Fiction-Thriller "Qube" spinnt Tom Hillenbrand seine komplexe Zukunftsvision aus "Hologrammatica" weiter fort. Das Szenario ist in etwa das selbe, es sind 3 Jahre vergangen, in denen sich die Welt trotz der dramatischen Ereignisse im Jahr 2088 nicht wesentlich weiter entwickelt hat. Dennoch ist der Stil der Buches diesmal deutlich anders. Im Mittelpunkt der Geschichte steht unter anderm Fran Bittner, die auf KI-Gefahrenabwehr spezialisierte UNO-Agentin, die schon in "Hologrammatica" maßgeblich an der Abwendung einer Krisensituation beteiligt war. Sie ermittelt im Fall des auf offener Straße angeschossenen Investigativjournalisten Calvary Doyle und stellt fest, dass dieser an beunruhigende Informationen über den als Turing II bekannten Zwischenfall gelangt ist, bei dem die Menschheit durch eine außer Kontrolle gelangte KI bedroht war. Ist es möglich, dass eine weitere KI in einem Quantencomputer, einem sogenannten Qube, existiert und aktiviert werden kann? Fran Bittner liefert sich einen Wettlauf mit der Zeit, um diesem Geheimnis auf die Spur zu kommen und eine Katastrophe zu verhindern. Die von Tom Hillenbrand erschaffene komplexe Welt übt auch hier wieder eine Faszination aus mit ihren phantasievollen Szenarien und neuen Technologien wie dem Holonet und den Quants, deren Gehirndaten digitalisiert und in künstliche Körper, sogenannte Gefäße" hochgeladen werden können. Dieses Mal spielen auch Computerspiele eine zentrale Rolle, die im Jahr 2091 eine ganz andere Dimension angenommen haben als heute. Die Komplexität der Zukunftswelt macht einige Erklärungen notwendig, so dass insbesondere der Einstieg der Geschichte sehr techniklastig ausfällt und dem Leser einiges an Durchhaltevermögen abverlangt, bevor Tempo und Spannung anziehen. Während in "Hologramatica" die Krimi-Elemente überwiegen, steht nach meinem Empfinden in "Qube" der philosophische Gedanke um die Möglichkeiten und Gefahren einer KI mehr im Fokus. Dazu passen auch die märchenhaften Sequenzen einer Zwischengeschichte, die mich zunächst verwirrt hat und deren Bedeutung erst gegen Ende offenbart wird. Es gibt auch diesmal wieder spannende und actionreiche Szenen, ich habe jedoch ein wenig Galahad Singhs zum Teil sarkastische Art vermisst, der viel zum Charme von Hologrammatica beigetragen hat und von den neu auftretenden Charakteren nicht ganz aufgefangen werden kann. Dennoch haben mich auch in diesem Band die Geschichte und die Szenerie wieder schnell in den Bann gezogen, und dass, obwohl Science-Fiction nicht zu meinem bevorzugten Genre gehört.
    Doggerland. Tiefer Fall Doggerland. Tiefer Fall (Buch)
    03.02.2020

    ruhige und atmosphärische Fortsetzung der Doggerland-Reihe

    Der zweite Teil der Doggerland - Reihe mit dem Untertitel „Tiefer Fall“ setzt ein nur wenige Wochen nach dem Ende des ersten Bandes „Fehltritt“. Kriminalinspektorin Karen Eiken Hornby, Hauptcharakter der Serie, hat sich von teils dramatischen Ereignissen der Vorgeschichte einigermaßen erholt, lediglich eine Hüfte quält sie noch mit Schmerzen. Sie verbringt die Weihnachtstage mit Familie und Freunden, als sie die Nachricht eines Todesfalls auf Noorö erreicht, der nördlichsten Insel des fiktiven Doggerlands, einer rauen Inselgruppe angesiedelt zwischen Dänemark und Großbritannien. Von der Fürsorge ihrer Lieben inzwischen ein wenig erschlagen, ist Karen dankbar, diesen Fall als verantwortliche Ermittlerin übernehmen zu können. Ein älterer Bewohner der Insel wurde am Weihnachtsmorgen von einer Klippe gestürzt aufgefunden. Sehr bald bestätigt sich die Vermutung, dass hier jemand nachgeholfen hat, die Suche nach einem Tatverdächtigen und einem Motiv gestaltet sich nicht nur aufgrund der Feiertage schwierig. Als nur wenig später bei der örtlichen Whiskybrennerei eine weitere Leiche aufgefunden wird, wachsen bei Karen die Befürchtungen, Mitglieder ihrer eigenen Familie, die von Noorö stammt, könnte in den Fall verwickelt sein. Aber auch in Karens privatem Umfeld taucht eine Krise auf, so dass sie an mehreren Fronten gefordert und an ihre Grenzen gebracht wird.
    Wie schon im ersten Band nimmt Karen Eikens persönliche Geschichte in dem Krimi einen breiten Raum ein, insbesondere in der ersten Hälfte des Buchs führt das zu einigen Längen. Die Wiederholung ihrer Vergangenheit ist für Neueinsteiger sicher wertvoll, um den Charakter der Hauptfigur zu verstehen, für mich war das etwas zu umfangreich und lähmend für den Fortgang der Geschichte. Erst im zweiten Teil kommt Spannung auf, das Tempo zieht kontinuierlich an bis zu dramatischen Entwicklungen gegen Ende.
    An dieser Krimi-Reihe hat mich auch diesmal wieder begeistert, wie lebendig, umfangreich und liebevoll die Autorin hier eine fiktive Welt gestaltet mitsamt ihren örtlichen und historischen Besonderheiten. Diesmal wirkt das raue Winterwetter etwas abschreckend, ansonsten möchte man am liebsten die Inselwelt Doggerlands in einer Urlaubstour erkunden. Karen Eiken Hornby ist ein glaubhafter Charakter, als Mensch interessant, in ihrem Job kompetent und engagiert. Dieser Band erreicht nicht ganz das Niveau des ersten Teils, hat mich dennoch im Verlauf zunehmend in den Bann gezogen und macht neugierig auf die Fortsetzung.
    1794 1794 (Buch)
    22.01.2020

    sprachgewaltiger, sehr düsterer 2. Teil der Trilogie

    Der Roman „1794“ ist der 2.Teil einer geplanten Trilogie und steht in Intensität und Sprachgewalt dem Debüt in nichts nach. Wie schon „1793“ wird auch dieser Band in 4 Teile untergliedert, die den Jahreszeiten Winter, Frühling, Sommer und Herbst folgen, und stellt eine Mischung aus historischem Roman und Krimi dar.
    Im ersten Teil steht der junge Erik Drei Rosen im Mittelpunkt; während seines Aufenthalts im Hospital schildert er aus seiner persönlichen Sicht die zum Teil dramatischen Ereignisse aus seiner Vergangenheit. Unter anderem hat es ihn im Alter von nur 14 Jahren auf die Insel Saint-Barthélemy verschlagen, damals schwedische Kolonie und Hochburg des Sklavenhandels. Dort lernt Erik nicht nur einiges über die Unbarmherzigkeit der Menschen, sondern trifft außerdem auf den in Schweden in Ungnade gefallenen Tycho Ceton, eine Begegnung, die Eriks Schicksal maßgeblich beeinflusst.
    Mickel Cardell ist nach dem Tod Cecil Winges, der seinem Leben einen neuen Sinn gegeben hatte, an einem Tiefpunkt angelangt. Als ihn eine Witwe um Rat bittet, deren Tochter in ihrer Hochzeitsnacht auf brutale Art getötet wurde, und er auf Cecils jüngeren Bruder Emil trifft, werden seine Lebensgeister wieder erweckt.
    Im dritten Teil gibt es ein Wiedersehen mit Anna Stina Knapp, während im 4. Teil die bislang teils lose erscheinenden Fäden zusammen geführt werden.
    Wie schon im ersten Band liegt der Fokus des Romans auch hier auf der historischen Stimmung der damaligen Zeit, während der Kriminalfall eher ein Beiwerk ist und ein weiteres Beispiel für die verschiedenen Formen, in der sich menschliche Abgründe personifizieren können.
    Die Stimmung ist im Jahr 1794 noch düsterer, das strenge Regime Reuterholms trägt vieles dazu bei. So hat er beispielsweise in der Stadt jegliche Farbe verboten, wer nicht vermögend genug ist, um sich darüber hinwegzusetzen, muss sich in grau kleiden, was diesem Jahr auch den Beinamen „Eisenzeit“ verliehen hat. Insgesamt spielt die Ungleichheit von Arm und Reich eine zentrale Rolle in dem Roman neben dem allgegenwärtigen Kampf zwischen Gut und Böse und dem zunehmenden Verfall der Moral. Die Bilder, die Natt och Dag dabei mit seiner lebendigen Sprache herauf beschwört, sind oft sehr drastisch und blutig und geraten mehrfach an die Grenzen des Ertragbaren.
    Auch wenn die Düsternis der Geschichte zum Teil abschreckend wirkt, hat mich die Trilogie nicht zuletzt aufgrund der bewegenden Schicksale Anna Stina Knapps und Mickel Cardells in den Bann gezogen. Das Ende ist in einigen Punkten offen gehalten und gibt eine Vorahnung für den Abschlussband.
    Das Ritual des Wassers Das Ritual des Wassers (Buch)
    27.11.2019

    ein spannender und sehr persönlicher neuer Fall für "Kraken"

    „Das Ritual des Wassers“, der zweite Band um den baskischen Inspector Unai Ayla alias Kraken, ist ebenso spannend wie sein Vorgänger und seine Geschichte noch eindringlicher durch die persönliche Betroffenheit der Hauptfiguren.
    Unai Ayla ist von den Folgen seiner Verletzung am Ende des ersten Bandes noch nicht genesen, als er von seiner Kollegin Estibaliz zu einer Mordermittlung hinzugezogen wird. Denn bei der Toten, die auf einem Berg in der Nähe Vitorias nach einem keltischen Ritual hingerichtet aufgefunden wurde, handelt es sich um seine erste Jugendliebe Annabel Lee. Annabel gemeinsam hat gemeinsam mit Unai und drei Freunden aus seiner Clique vor rund dreißig jahren ein paar Wochen in einem Jugendcamp verbracht. Als ein weiterer Mord geschieht erhärtet sich nicht nur der Verdacht, dass die Morde etwas mit den damaligen Ereignissen und Unais Clique zu tun haben könnte, zudem scheint der Mörder werdende Mütter und Väter ins Visier genommen zu haben. Dies könnte für Unai selbst eine Gefahr darstellen, denn seine Chefin und Geliebte Alba erwartet ein Kind von ihm.
    Der Krimi ist temporeich und komplex, die Ermittler verfolgen einige ins Leere gehende Spuren, Informanten halten sich bedeckt, Unais Gesundheitszustand körperlich und psychisch ist noch nicht auf der Höhe. Der Leser erfährt in Rückblenden Details aus den Ereignissen im damaligen Jugendcamp, die zum verstörend sind, zum anderen ein deutliches Bild der Spannungen und Beziehungen zwischen den Teilnehmern schafft.
    Wie schon im ersten Band spielt die Geschichte der Gegend eine große Rolle, diesmal sind es keltische Rituale, die den Schlüssel zur Lösung in sich bergen.
    Mir gefällt der Schreibstil der Thriller ebenso wie ihr Inhalt mit seiner Mischung aus Spannung, Dramatik, historischem Hintergrund aber auch der persönlichen Geschichte der Hauptfiguren.
    Ich würde die Bände um „Kraken“ und seine Kollegen als anspruchsvolle Psychothriller einsortieren. Aufgrund der für meine Zunge ungewohnten Namen und Ortsbezeichnungen, musste ich mich beim Lesen insbesondere anfangs etwas mehr konzentrieren, konnte dann aber schnell in die Geschichte eintauchen und wurde mehrfach von den Entwicklungen überrascht. Ich freue mich bereits jetzt auf den dritten Band, dessen Veröffentlichung für März 2020 angekündigt ist.
    In den Klauen des Falken In den Klauen des Falken (Buch)
    18.11.2019

    ein spannender 5.Band dieser temporeichen und düsteren Thriller-Reihe

    „In den Klauen des Falken“ ist der inzwischen 5.Band aus der Reihe um Zack Herry, im schwedischen Original passend zum roten Faden der Serie mit „Herkules-Serie“ untertitelt. Diese Thriller-Reihe ist nichts für schwache Nerven, die Handlung ist oft düster und brutal, die Sprache sehr direkt und schonungslos.
    In einer Stockholmer U-Bahn-Station wird Zack Herry Zeuge, wie ein junges Mädchen in einem Terrorakt zahlreiche Menschen bedroht und kaltblütig ermordet. Als sie droht, sich in die Luft zu sprengen und dabei weitere Unschuldige mit in den Tod zu reißen, kann Zack sie durch einen Schuss stoppen. Er ist irritiert, weil er den Eindruck hatte, direkt in ihrem Fokus zu stehen.
    Diese Tat geht Zack nahe, doch er hat wenig Zeit zum Verschnaufen. Ein Polizist, der an verdeckten Ermittlungen im Drogenmilieu beteiligt war, wird vermisst und kurz darauf brutal ermordet aufgefunden. Seine Kontaktperson fordert explizit Zack Herry als neuen Ansprechpartner bei der Polizei.
    Privat hat Zack noch immer nicht den anonymen Hinweis verdaut, ausgerechnet Olympia Karlsson sei seine leibliche Mutter. Den Kontakt zu Hebe hat Zack abgebrochen und stürzt sich Hals-über-Kopf in eine neue Liebesbeziehung. Doch schnell überschlagen sich die Ereignisse, es verdichten sich Hinweise, dass Zack im Zentrum der Ereignisse steht, und ein persönlicher Rachefeldzug treibt ihn in die Enge, während in Stockholm die Angst vor einem Terroranschlag wächst.
    Auch in diesem Band werden die Ermittler und insbesondere Zack Herry an die Grenzen ihrer persönlichen Belastbarkeit gebracht, die Freundschaft zu Abdul wird erneut auf eine harte Probe gestellt. Das Tempo ist hoch, die Geschichte komplex, die Schilderungen zum Teil schonungslos direkt und an der Grenze des Ertragbaren. Dennoch übt die Geschichte um Zack Herry eine gewisse Faszination aus, er ist die zentrale Figur der Reihe, manchmal Held und Antiheld zugleich.
    In diesem Band ist erstmals Anna Karolina als Co-Autorin mit dabei, die in nach meinem Eindruck als ehemalige Polizistin der Reihe zusätzliche Impulse und Tiefe gibt. Auch dieser Band ist wieder ein Page-Turner, der beim Lesen den Atem stocken lässt.
    Turton, S: Die sieben Tode der Evelyn Hardcastle Turton, S: Die sieben Tode der Evelyn Hardcastle (Div.)
    13.11.2019

    ein spannendes Verwirrspiel in einem Krimi mit einigen mystischen Elementen

    Der Kriminalroman „Die sieben Tode der Evelyn Hardcastle“ des britischen Autors Stuart Turton ist mindestens so ungewöhnlich, wie es der Titel vermuten lässt.
    In einem alten und herunter gekommenen Herrenhaus hat sich eine Schar von Gästen versammelt. Es sind genau die Gäste, die bereits 19 Jahre zuvor während einer Feier auf Blackheath House zu der anwesenden Festgesellschaft gehörten, als dort Thomas Hardcastle, der Sohn der Gastgeber ermordet wurde. Am Morgen des großen Balls erwacht ein Mann im Wald in der Nähe des Hauses und kann sich weder an seinen Namen erinnern noch daran, wo er sich befindet und weshalb. Lediglich der Name „Anna“ schwirrt in seinen Gedanken herum. Nach und nach erfahren der Leser und die Hauptfigur, dass es sich bei dem Mann um Aiden Bishop handelt, der auf Blackheath diesen einen Tag vor dem Maskenball nicht nur immer wieder aufs Neue erlebt, sondern dass er diesen Tag noch dazu in den Körpern 8 verschiedener Personen (Wirte) durchlebt. Dieser Schleife kann er nur dann entkommen, wenn er am Abend schlüssig belegen kann, wer der Mörder Evelyn Hardcastles ist, der Tochter des Hauses. Es entspinnt sich eine ebenso verwirrende wie faszinierende Geschichte, wenn der Charakter der Hauptfigur mit der Persönlichkeit ihrer Wirte verschmilzt, sich ihre Fähigkeiten zu nutzen machen kann aber andererseits auch durch ihre Defizite oder Hitzköpfigkeit gebremst wird. Das Handlungsgerüst des Tages ist vorgegeben, er läuft im Grunde immer gleich ab, dennoch wird die Geschichte nicht langweilig. Es kommen immer neue Details ans Licht, die Sprünge in den Geschehen sowie die Vielzahl an Personen nicht nur unter den Gästen, sondern auch dem Personal erfordern insbesondere beim Hören des Hörbuchs einiges an Konzentration, um nicht den Faden zu verlieren. Auch die verschiedenen „Wirte“ Aiden Bishops sorgen mit ihren unterschiedlichen Persönlichkeiten für Abwechslung und spannende Wendungen.
    Man muss bereit sein, sich bei diesem Buch auf die mystische Schiene einzulassen, und darf nicht erwarten zu verstehen, wie diese extreme Version des „Und täglich grüßt das Murmeltier“-Variante funktioniert. Dann wird man mit einer faszinierenden und komplexen Geschichte belohnt, die in der Hörbuch-Version von Frank Stieren überzeugend in Szene gesetzt wird. Man kann eintauchen in eine fremde Welt, die mehr zu bieten hat als nur einen ungeklärten Todesfall. Es gibt einige Einblicke in die Abgründe der menschlichen Seele, dazu spielen Themen wie Liebe, Eifersucht und Intrigen eine tragende Rolle. Mich haben die 18 Stunden Hörbuch ausgesprochen gut unterhalten.
    Der Kastanienmann Der Kastanienmann (Buch)
    04.11.2019

    Ein düsterer und spannender Krimi um einen psychopathischen Mörder

    Als ich gesehen habe, dass Søren Sveistrup Drehbuch Autor der spannenden dänischen Krimireihe um Kommissarin Lund ist, war für mich klar, dass ich unbedingt auch seinen Debütroman „Der Kastanienmann“ lesen muss.
    Die Geschichte spielt in Kopenhagen, wo an einem stürmischen Herbsttag auf einem Spielplatz die verstümmelte Leiche einer jungen Frau aufgefunden wird. Ein rätselhaftes Detail ist die in ihrer Nähe platzierte Figur eines Kastanienmannes. Wenig später stellt sich dazu heraus, dass sich auf einer der Kastanien der Fingerabdruck der vor einem Jahr entführten und ermordeten Tochter der dänischen Sozialministerin befindet. Wie kann das sein, wo der mutmaßliche Täter doch überführt und verurteilt wurde? Naia Thulin hat es nicht leicht, dieses Rätsel aufzuklären, zumal der ihr neu zu geteilte Partner sich sehr im Hintergrund hält. Mark Hess, ein ausgebrannter Europol-Mitarbeiter, der nach einer Verfehlung nach Kopenhagen zurückbeordert wurde, ist zunächst zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Erst als ein weiterer Mord geschieht und ein weiteres Kastanienmännchen auftaucht, steigt er in die Ermittlungen ein, allerdings fällt es sowohl Thulin als auch Hess schwer, dem anderen zu Vertrauen, so dass sie jeder ihren eigenen Weg gehen.
    Die wechselnden Erzählperspektiven sorgen für Abwechslung und halten den Spannungsbogen hoch. Trotz Rückblenden in die Vergangenheit weiß der Leser wenig mehr als die Ermittler und folgt diesen auf ihren Fährten, die trotz hohen Einsatzes immer wieder zu Rückschlägen führen.
    Mir hat der Thriller sprachlich und inhaltlich gut gefallen, die Charaktere von Naia Thulin und Mark Hess sind noch ausbaufähig, allerdings finde ich es grundsätzlich besser, wenn bei einem Krimi oder Thriller der Fall im Vordergrund steht und nicht das Privatleben der Ermittler. Die Stimmungen und Zweifel der verschiedenen Figuren sind meiner Meinung nach gut einfangen. Es gibt ein paar grausame Szenen und Details, diese sind aber eher zurückhaltend beschrieben und lassen genügend Raum für Kopfkino. Das düstere Herbstwetter unterstreicht das Nordic-Noir-Feeling, wie in vielen skandinavischen Krimis ist in den Plot einiges an sozialer Gesellschaftskritik mit eingeflochten.
    Für mich ist „Der Kastanienmann“ ein gelungener Thriller, der mich immer wieder überrascht hat und der Lust darauf macht, mehr von diesem Autor zu lesen.
    Tagebuch meines Verschwindens Camilla Grebe
    Tagebuch meines Verschwindens (Buch)
    07.10.2019

    Ein spannender Thriller, in dem vieles ganz anders ist, als es anfänglich scheint

    In dem kleinen Ort Ormberg haben Malin und ihre Freunde vor acht Jahren bei einer Geröllhalde ein Kinderskelett gefunden. Aber da niemand wusste, wer das kleine Mädchen war und niemand es als vermisst gemeldet hat, blieben die intensiven Ermittlungen erfolglos.
    Jetzt ist Malin als Polizistin in ihr Heimatdorf zurückgekehrt mit und wird erneut mit diesem Fall konfrontiert. Nach der Abschaffung der Verjährungsfrist für Mord, wird der Tod des Mädchens noch einmal untersucht. Bereits zu Beginn der Untersuchung verschwindet die Verhaltensforscherin Hanne, die als Unterstützung bei den Ermittlungen mitarbeitet. Als sie im Wald aufgegriffen wird, kann sich niemand erklären, was passiert ist, Hanne selbst, kann sich an den Verlauf der letzten Tage nicht erinnern. Auch von Hannes Partner und Lebensgefährten Peter Lindgren, der ebenfalls mit dem Fall gearbeitet hat, gibt es keine Spur.
    „Tagebuch meines Verschwindens“ ist eine Geschichte, die aus drei Perspektiven von drei Menschen erzählt wird, die alle mit ihren geheimen Dämonen ringen. Malin, die geprägt von ihrer Vergangenheit in die Heimatstadt zurückkehrt, Hanne, die ihre Krankheit vor der Umwelt zu verbergen versucht und Jake, der sich komisch und irgendwie falsch fühlt. Dazu kommt das fiktive Dorf Ormberg als düstere und winterkalte Kulisse. Im Ort sind alle Läden und Fabriken geschlossen, den übrig gebliebenen verbitterten Bewohnern stößt das in den ehemaligen Gebäuden des Trikot-Königs ansässige Flüchtlingslager sauer auf, sie betrachten die wechselnden fremden Bewohner mit Argwohn und stehen ihnen feindlich gegenüber. Selbst Malin geht es nicht viel anders, auch in ihrem Kopf haben sich Vorurteile den Flüchtlingen gegenüber festgesetzt, gleichzeitig löst die Rückkehr nach Hause eine Flut von Gedanken über ihr eigenes Leben aus und macht es ihr schwer, unvoreingenommen die Ermittlungen anzugehen.
    Camilla Grebe hat nicht nur einen Krimi geschrieben, sie möchte mit dieser Geschichte den Leser sensibilisieren, sich in die hinein zu versetzen, die als Fremde in unser Land kommen. In ihrem Kommentar am Ende des Buches zitiert sie einen Ausspruch ihrer Krimifigur Malin, der mich während der Lektüre schon sehr bewegt und nachdenklich gestimmt hat. "Du könntest die sein, die vor Krieg und Hunger geflohen ist, sagt Andreas zu Malin." Dieser Satz gilt nicht nur Malin, sondern allen von uns. Es ist immer einfacher, dem zu Misstrauen, den man nicht kennt, als sich einzugestehen, sich im eigenen Menschenverstand getäuscht zu haben.
    Der Krimi ist ganz anders, als ich es erwartet hätte, Hanne spielt eine deutlich kleinere, aber dennoch bedeutsame Rolle im Vergleich zu dem ersten Band „Wenn das Eis bricht“. Mir gefällt die komplexe und tiefgreifende Geschichte, der Verlauf hat mich an vielen Stellen überrascht, ich werde der Reihe auf jeden Fall treu bleiben und habe erfreut gesehen, dass im schwedischen Original Ende des Jahres bereits Teil 4 um die Profilerin Hanne veröffentlicht wird.
    Die Bibliothek der flüsternden Schatten - Bücherkrieg Akram El-Bahay
    Die Bibliothek der flüsternden Schatten - Bücherkrieg (Buch)
    07.10.2019

    spannender Abschluss eines märchenhaften Fantasy-Abenteuers

    „Bücherkrieg“, der dritte Band aus Akram El-Bahays Reihe um „Die Bibliothek der flüsternden Schatten“, bietet einen spannenden Abschluss der Trilogie.
    Die Handlung schließt direkt an das Ende des Vorgängerbandes „Bücherkönig“ an. Die Fabelwesen, die erfolgreich aus der Gefangenschaft in der Bücherstadt Paramythia befreit wurden, sind in der Nähe des Berges, der auch „Tor zum Himmel“ genannt wird, versammelt und beraten über ihre Zukunft und ihr weiteres Vorgehen, während Kani Thalia, die steinerner Wüstenhexe auf dem Gipfel des Berges, um Rat fragt. Noch befinden sich die Fabelwesen nicht in Sicherheit, denn die dunkle Sahira Layl ist im Besitz des Buches mit den Geheimen Namen, das sie befähigt, die Fabelwesen in neue Büchergefängnisse hinein lesen zu lassen und der Herrschaft des Weißen Königs zu unterstellen. Sam wird als ehemaliger Dieb dazu bestimmt, in die Stadt einzudringen, um das Buch an sich zu bringen, während der Bücherkönig Nusar mit seiner Armee die Stadt Mythia angreift. Dieser Plan klingt simpel, doch Layls Macht und Gerissenheit stellt die Verbündeten auf eine große Probe.
    Wie schon in den ersten beiden Bänden haben mich auch hier wieder die bildhafte Sprache und die märchenhafte Welt, die Akram El-Bahay mit seinen Worten erschaffen hat, restlos begeistert. Die Geschichte ist sehr komplex, es hat den Einstieg in den Abschlussband erleichtert, dass auf den ersten Seiten ein paar Rückblenden eingebaut wurden, die die Erinnerung an die Vorgeschichte aufleben lassen. Während insbesondere im ersten Band viele Beschreibungen das Buch dominieren, in dem die märchenhafte Welt zum Leben erweckt wird, überwiegen hier die Aktionen und Hintergrundinformationen, die wichtig sind, um die Geschichte der Fabelwesen und das Wirken der Sahiras zu verstehen. Aber auch hier entfachen die Beschreibungen der vielfältigen Kreaturen und fremdartigen Szenerien immer wieder das Kopfkino und haben vor meinem inneren Auge faszinierende Bilder aufleben lassen.
    Die Stimmung ist zum Teil düster und bedrückend entsprechend der sich zuspitzenden Lage der Fabelwesen aber auch der Bewohner Mythias. Mir hat es auch hier wieder gefallen, wie lebendig die Charaktere wirken und wie diese Raum bekommen, sich weiter zu entwickeln. Viele Dialoge und auch trotz der überwiegend ernsten Situation ein paar humorvolle Elemente lockern die Geschichte auf, neben spannenden Szenen gibt es viele nachdenkliche Momente. Das Miteinander der verschiedenen Kreaturen lässt sich durchaus auf unsere multi-kulturelle Gesellschaft projizieren.
    Das Ende wirkt einerseits abgerundet, ist in meinem Augen allerdings ein wenig zu märchenhaft positiv gestaltet. Ansonsten hat mich hat dieses epische Fantasy-Abenteuer rundum überzeugt.
    Die Stille des Todes Die Stille des Todes (Buch)
    13.08.2019

    ein temporeicher und spannender Thriller aus Spanien

    Eva García Sáenz‘ neuer Thriller „Die Stille des Todes“ ist für mich eine der Entdeckungen dieses Jahres. Die Geschichte ist vielschichtig, temporeich und sehr lebendig geschrieben.
    Der Thriller spielt in Vitoria, der Heimatstadt der Autorin im spanischen Baskenland. In vielen kleinen Details und geschichtlichen Hintergründen spielgelt sich ihre Verbundenheit zu dieser Region wieder.
    In dieser Geschichte ist Vitoria Schauplatz einer grausamen Mordserie, die die ganze Stadt in Angst und Schrecken versetzt. In einer Kathedrale werden die Leichen eines nackten Paares entdeckt, die dort jeweils Hände an Wange des anderen abgelegt wurden. Beide sind gleichalt, haben ansonsten keine Beziehung zueinander. Erschreckender Weise gleicht diese Tat einer Mordserie, von der Vitoria 20 Jahre zuvor heimgesucht wurde, und deren Täter seit 20 Jahren im Gefängnis sitzt.
    Der Fallanalytiker Unai Ayala wird mit der Lösung des Falls betraut, eine Aufgabe, die er mit Ehrfurcht annimmt, denn es war dieser Fall, der ihn damals zum Eintritt in den Polizeidienst bewegt hat.
    Der Druck auf die Ermittler ist hoch, es kommt schnell zu einem weiteren Mordfall und es drängt sich immer mehr die Frage auf, ob der verurteilte Täter unschuldig in Einzelhaft sitzt.
    Die Geschichte hat mich schnell in den Bann gezogen, mir gefällt die Atmosphäre, die Hauptfigur Inspector Unai López de Ayala alias Kraken ist mit seiner sensiblen Art ein Sympathieträger. Der Fall um die Doppelmorde ist sehr komplex, da der Roman in erster Linie aus der Sicht Unais erzählt wird, ist man als Leser dicht am Geschehen dran und wird mir ihm auf die verschiedenen oft falschen Fährten geführt.
    Durch Rückblenden in die 70er Jahre erfährt der Leser einiges über die Hintergründe zu involvierten Familien, der Leser gewinnt einen Wissensvorsprung gegenüber den Ermittlern, dennoch gibt es immer wieder überraschende neue Details, die Aufklärung lässt bis kurz vor Ende der Geschichte auf sich warten.
    Mich hat das Buch sowohl inhaltlich als auch stilistisch begeistert, es hebt sich erfreulich ab aus der Masse von Thrillern und Krimis. Spannung wird aus dem Zusammenspiel der Figuren und den intelligenten Spielchen generiert, die der Täter mit den Beteiligten spielt. Trotz grausiger Morde ist das Buch erfreulich unblutig und verzichtet darauf, sich an grausamen Details auszuweiden, wie man es leider in vielen Thrillern findet. Nebenbei habe ich viel über die Stadt Vitoria, ihre Geschichte und die der umliegenden Region gelernt aber auch über die Lebensweise der Basken. Mich fasziniert zum Beispiel, wie fest viele der Einwohner offenbar mit ihrer Stadt und deren Traditionen verwurzelt sind, wie wichtig die „Cliquen“ im Alltag für die Einzelnen sind.
    „Die Stille des Todes“ ist der Auftakt zu einer Trilogie um Inspektor Ayala, ich freue mich schon sehr auf die Veröffentlichung des zweiten Bandes „Das Ritual des Wassers“ im Oktober 2019.
    Harz Ane Riel
    Harz (Buch)
    24.07.2019

    eine außergewöhnliche Geschichte, bewegend und verstörend zugleich

    Es wundert mich nicht, dass „Harz“ von Ane Riel in Skandinavien alle Krimipreise abgeräumt hat. Die Geschichte ist ebenso außergewöhnlich wie der eindringliche und zugleich einfühlsame Schreibstil der Autorin. Es gibt kaum ein Buch, dass mich derart zu Tränen gerührt hat, wie die letzten Kapitel dieses Buchs. Ich habe mich anfangs gefragt, ob ich es nicht eher als Roman einordnen würde, statt als Thriller, doch insbesondere gegen Ende nimmt die Spannung stark zu, die aus der psychologischen Dichte der Ereignisse und Umstände generiert wird.
    Im Mittelpunkt steht die sechsjährige Liv, die in vielen Kapiteln aus der Ich-Perspektive die Geschichte schildert. Sie lebt mit ihrem Vater Jens Haarder, Mutter Marie und einigen Tieren auf einem abgeschiedenen Teil einer Insel. Offiziell hat ihr Vater sie seit ihrem sechsten Lebensjahr für tot erklären lassen, da er befürchten musste, die Behörden könnten sie ihm wegnehmen. Die Familie lebt isoliert auf der Insel, einzig Vater Jens hält zunächst noch über seine Geschäfte Kontakt zu Bewohnern der Hauptinsel, zieht sich jedoch zunehmend in sein Refugium zurück. Als Teenager hat Jens den unerwarteten Tod seines Vaters nicht verkraftet, zu dem er eine außergewöhnlich enge Bindung unterhielt. Er hat eine ausgeprägte Verlustangst entwickelt, sammelt unkontrolliert Gegenstände an und versucht tote Lebewesen in Harz zu konservieren wie die in Bernstein eingeschlossene Ameise, die er von seinem Vater geerbt hat.
    Insbesondere die Passagen aus der Sicht Livs, die mit kindlicher Naivität ihr Leben schildert, ihr so natürlich wirkendes Vertrauen in das Handeln ihrer Eltern, ist oft ebenso anrührend wie befremdlich und erschütternd. Jens und Marie sind zunehmend vom Alltagsleben überfordert, dennoch versuchen sie beide verzweifelt, ihre Tochter auf das Leben vorzubereiten und sie gleichzeitig vor der Welt draußen abzuschirmen. Liv ist noch zu klein, um die Lebensumstände ihrer Familie in frage zu stellen, auch wenn sie aus Streifzügen in die Hauptinsel und aus Romanen eine andere Wirklichkeit kennen lernt. Es ist verstörend, von den grausamen Handlungen Jens’ zu lesen und gleichzeitig zu wissen, dass er nicht aus Boshaftigkeit handelt, sondern eher Verzweiflung hinter ihnen steckt und in gewisser Weise auch Liebe zu seiner Familie. Liv, deren Name übersetzt „Leben“ bedeutet, ist in ihren jungen Jahren von einer viel zu sehr durch den Tod geprägten Atmosphäre umgeben.
    Ane Riel versteht es meisterhaft, die Stimmungen einzufangen, sie wertet nicht direkt, und doch schwingt deutliche Kritik mit an den Bewohnern der Hauptinsel, die zwar ahnen, dass bei Familie Haarder einige seltsame Dinge zugehen und Jens zunehmend verwahrlost, sie erfinden jedoch lieber wilde Geschichten, statt ihre Hilfe anzubieten.
    Die Spannung der Geschichte baut sich langsam auf und erreicht gegen Ende ihren Höhepunkt, als Jens’ Besessenheit droht, in einer Katastrophe zu enden.
    Mit rund 300 Seiten ist das Buch nicht lang, die Intensität seiner Geschichte macht es jedoch in meinen Augen zu etwas besonderem, ich werde mir die Autorin auf jeden Fall merken.
    Opfer Bo Svernström
    Opfer (Buch)
    23.07.2019

    spannendes und wendungsreiches Thrillerdebüt

    Der schwedische Journalist und Autor Bo Svernström beweist mit seinem Debüt, das im Juli 2019 unter dem Titel „Opfer“ im Rowohlt-Verlag erschienen ist, dass er vom Schreiben von Thrillern einiges versteht. Die Geschichte ist spannend und wendungsreich mit einem außergewöhnlich psychopathischen Täter.
    Dieser Band ist der Auftakt zu einer neuen Reihe, dennoch beginnt er ohne ausschweifende Einleitung oder Vorstellung der Hauptcharaktere direkt mit dem Fund eines grausam gefolterten Mannes in einer Scheune unweit von Stockholm. Aufgrund der Misshandlungen hält die Polizei das Opfer zunächst für Tod, muss dann aber mit Entsetzen feststellen, dass der Mann trotz der erlittenen Qualen am Leben ist.
    Kommissar Carl Edson und sein Team von der Reichsmordkommission haben kaum mit den Ermittlungen begonnen, als auch die Presse auf den Fall aufmerksam wird. Alexandra Bengtson arbeitet in der Redaktion des Aftonbladet, einer Zeitung, für die der Autor selbst einige Jahre tätig war. Die kriminelle Vergangenheit des Mannes, der bald darauf im Krankenhaus verstirbt, lässt auf einen Racheakt im Drogenmilieu oder aus persönlichem Hintergrund schließen. Während die Ermittler im Dunkeln tappen, tauchen innerhalb kurzer Zeit weitere zum Teil grausam gefolterte Mordopfer auf, die scheinbar wahllos ausgewählt wurden.
    Während der erste Teil des Buches aus beobachtender Perspektive erzählt ist und überwiegend den Polizeiermittlungen folgt, folgt der zweite Teil Alexandra Bengtson zum Teil im Berichtstil von den Ereignissen erzählt sowie von Erinnerungen aus der Vergangenheit, die dadurch hervorgerufen werden.
    Es wird schnell klar, dass vieles nicht so ist, wie es auf den ersten Blick scheint. Unerwartete Wendungen sorgen für Spannung, wer beim Lesen auf Details achtet, kann einige der Zusammenhänge erahnen und wird dennoch die eine oder andere Überraschung erfahren.
    Das Buch liest sich flüssig, die Schilderungen der grausamen Morde werden sachlich und nicht zu detailliert geschildert, dennoch ist der Thriller nichts für schwache Nerven. Insbesondere der Mittelteil aus der Sicht Alexandras ist atmosphärisch sehr dicht und wirkt aufgrund der Nähe an der Figur sehr beklemmend.
    Während der Hintergrund der Morde und der psychopathische Charakter des Täters ausführlich und glaubhaft ausgearbeitet sind, bleiben die Figuren der Polizisten eher vage. Carl Edson ist wie so viele Kommissare eine eher einsame Figur mit Bindungsschwierigkeiten. Sein Privatleben spielt zumindest am Rande eine Rolle, über seine beiden Kollegen erfährt der Leser noch weniger, insbesondere Simon Jern mit seinen Ermittlungen im Alleingang bleibt sehr undurchsichtig. Hier gibt es für die geplanten weiteren Bände der Reihe noch Potential.
    Mir hat der Thriller mit seiner komplexen Geschichte und Atmosphäre gut gefallen, zumal ich während der Lektüre gerade in der Umgebung Stockholms meinen Urlaub verbracht habe. Die Bilder von den Schauplätzen sind umso deutlicher, wenn man beim Lesen ein klares Bild davon hat. Beispielsweise musste ich schmunzeln, als Alexandra auf dem Parkplatz vor einem Einkaufszentrum in Elskilstuna anhält, um sich zu beruhigen und mir klar wurde, dass wir vormittags genau an diesem Einkaufszentrum bummeln waren.
    Die stille Tochter Die stille Tochter (Buch)
    11.06.2019

    Anfangs etwas langatmige Spionagegeschichte aus Norwegen zu Zeiten des kalten Krieges

    Mit seinem aktuellen Thriller „Die stille Tochter“, dem 4. Band aus der Reihe um den Osloer Ermittler Thommy Bergmann, begibt sich Gard Sveen ein Stück zurück zu seinen Wurzeln. Der Autor, der lange als Berater im norwegischen Verteidigungsministerium tätig war, kennt sich aus in der Welt des Spionage- und Geheimdienstes, was sich schon in seinem erfolgreichen Debüt „Der letzte Pilger“ deutlich gezeigt hat.
    Die aktuelle Geschichte reicht zurück in die Zeit des kalten Kriegs und beginnt mit der Ermordung des als Spion verurteilten Arvid Storholt. Dessen Geschichte erinnert stark an die des in den 80er Jahren in Norwegen überführten Spions Arne Treholt, wobei dieser Bezug in Deutschland vermutlich wenig bekannt sein wird.
    Thommy Bergmann wird durch einen anderen Fall auf Arvid Storholt aufmerksam. Einige Zeit vor dessen Tod wird in einem See die Leiche einer jungen Frau gefunden mit unbekannter Identität. Jan Amundsen vom norwegischen Geheimdienst ist überzeugt, dass es sich bei der Toten um Christel Heinze handelt, eine ehemalige DDR-Bürgerin, die nach ihrer Flucht in den Westen in Norwegen gelebt hat und von Arvid Storholt für den KGB angeworben wurde. Amundsen weiß von Thommy Bergmanns Spürsinn und Hartnäckigkeit in seinen Ermittlungen, so dass er diesen von allen anderen Verpflichtungen befreit und auf diesen Fall ansetzt.
    Der Fall ist komplex, der Leser erfährt in Rückblenden aus der Sicht Christel Heinzes viel über die Praktiken des KGBs aber auch des westlichen Geheimdienstes.
    Thommy Bergmann wird schnell klar, dass einige Personen Teile der Wahrheit zu verschleiern versuchen, es ist seinem Spürsinn und seiner Respektlosigkeit vor Restriktionen zu verdanken, dass er die Fäden im Verlauf der Geschichte entwirrt.
    Der Roman beginnt langsam, es fällt mir schwer, von einem Thriller zu sprechen, ein Spannungsbogen baut sich erst gegen Ende des Buches auf. Die Geschichte ist komplex, sie konnte mich jedoch nicht so in den Bann ziehen wie „Der letzte Pilger“. Die Figuren bleiben seltsam blass, Christel Heinze als eine der zentralen Figuren wirkt in ihren Emotionen zu sehr wie betäubt, als dass ihre Geschichte mich hätte bewegen können. Die wechselnden Zeitebenen und Erzählperspektiven lockern die Geschichte auf, anfangs gibt es jedoch viele Erklärungen, Gedanken und Gespräche, so dass man etwas Durchhaltevermögen braucht, bevor der Roman Fahrt aufnimmt. Insgesamt gefällt mir der sprachliche Stil Gard Sveens weiterhin gut ebenso wie seine Hauptfigur Thommy Bergmann mit seinen intelligenten Ermittlungsansätzen und seinem manchmal unorthodoxen Handeln. Ich hoffe, dass der Autor wieder zu der Intensität und Erzähldichte seines Debüts zurückfindet.
    Schreiner, J: One-Pot-Challenge Schreiner, J: One-Pot-Challenge (Buch)
    22.05.2019

    interessantes Konzept, abwechslungsreiche Gerichte für experimentierfreudige Köche

    Von One-Pot-Gerichten und den entsprechenden Kochbüchern hatte ich schon gehört, mich aber nie näher damit beschäftigt, obwohl ich als berufstätige Mutter mit drei Teenager-Kindern immer auf der Suche nach Rezepten für schnelle und leckere Mahlzeiten bin. Hier hat mich das Konzept angesprochen, dass verschiedene Köche jeweils um eine Hauptzutat herum ganz unterschiedliche Gerichte vorstellen.
    Das Buch umfasst 192 Seiten, ist aber mit vielen Bildern gestreckt, und enthält insgesamt lediglich 60 Rezepte, was aber auf den ersten Seiten klar kommuniziert wird.
    Von Gemüse über Nudeln und Fisch bis hin zu deftigen Fleisch-Gerichten ist alles dabei, die Zutatenlisten sind überschaubar, und soweit ich es bisher überblicken kann in gut sortierten Supermärkten problemlos zu erwerben. Die Arbeitsschritte sind nicht bildlich erklärt aber gut verständlich, es gibt eine Angabe über die Zubereitungsdauer und die enthaltenen Kalorien. Die Mengen sind jeweils für 2 Personen ausgelegt, da wird es bei unseren 5 Personen in Topf oder Pfanne etwas enger, da die Portionen großzügig bemessen sind, können viele Gerichte durchaus erweitert werden.
    Die Zubereitungszeiten variieren stark, es gibt viele schnelle Gerichte, die nach einer halben Stunde fertig auf dem Tisch stehen, insbesondere bei deftigeren Fleisch- und Schmorgerichten, dauert es auch mal bis zu drei Stunden.
    Wie in vielen Kochbüchern werden nicht alle Rezepte jeden Geschmack treffen, so kürt auch „Jumbo“ als Moderator in keiner der Kategorien einen Gewinner sondern stellt die Besonderheiten der Gerichte in den Vordergrund. Das nimmt in dem Buch zwar einigen Raum ein, erleichtert aber den Überblick über die Gerichte und die Auswahl.
    Neben Klassikern wie Chili-Con-Carne, Kartoffelsuppe, Mac’N Cheese oder Schnitzel, bei denen man durchaus etwas genauer hinsehen sollte, gibt es auch ausgefallenere Kreationen wie Brokkoli-Risotto, Hähnchen-Tajine oder Süßkartoffelsalat mit Cranberrys und Pecannüssen.
    Die bislang ausprobierten Rezepte waren ein voller Erfolg und wirkten geschmacklich abgerundet. 19,99 Euro sind ein stolzer Preis, dafür ist das Buch mit den Vorankündigungen der einzelnen Köche und Jumbos Kommentaren zu sehr aufgebauscht, ich gebe 4 von 5 Sternen.
    Das Verschwinden der Stephanie Mailer Das Verschwinden der Stephanie Mailer (Buch)
    21.05.2019

    brillante Mischung aus Krimi und Erzählung

    „Das Verschwinden der Stephanie Mailer“ ist für mich das erste Buch von Joël Dicker, nach der Lektüre kann ich die Begeisterung über sein Erzähltalent verstehen und freue mich schon darauf sein Debüt „Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert“ bald als Hörbuch genießen zu können.
    Zum Inhalt: Vor 20 Jahren wurde in der amerikanischen Kleinstadt Orphea am Tag der Premiere des Theaterfestivals der Bürgermeister mit seiner Familie und eine Joggern vor seinem Haus erschossen. Dieser 4-fach Mord wurde unter anderem von Jesse Rosenberg und seinem Partner Derek Scott aufgeklärt, 20 Jahre später meldet sich die Journalistin Stephanie Mailer bei Jesse, die offenbar über andere Informationen verfügt. Bevor Jesse Rosenberg Details zu ihrem Verdacht erfahren kann, verschwindet sie spurlos. Als kurz darauf in Orphea eine weitere Leiche auftaucht, beginnt Jesse zu ahnen, dass tatsächlich mehr hinter der Geschichte steckt, er beginnt mithilfe seines alten Freundes und der Polizistin Anna Kanner, die neu in Orphea ist, den Fall neu aufzurollen, auch wenn er damit alte persönliche Wunden aufreißt.
    Der Roman ist inszeniert wie ein Puzzlespiel mit vielen falschen Fährten, der Leser tappt über die Zusammenhänge und die tatsächlichen Tathergänge ebenso im Dunkeln wie die Ermittler. Die Kapitel wechseln zwischen verschiedenen Zeitebenen und unterschiedlichen Erzählperspektiven. Im Jahr 2014 zur Zeit der aktuellen Ermittlungen werden die Tage in einer Art Countdown zur Premiere der 20. Auflage des Theaterfestivals herunter gezählt, das eine Art roten Faden des Romans darstellt. Während manche Kapitel an eine Reportage erinnern, sind andere Abschnitte sehr persönlich gehalten oder lassen durch viele Dialoge das Geschehen lebendig werden.
    Das Buch bietet eine brillante Mischung aus Krimi und Erzählung, es beschäftigt sich nicht nur mit der Lösung eines Mordfalls sondern karikiert auch das Leben und Sozialgefüge in der Kleinstadt Orphea, indem es in den Biographien einiger Bewohner zum Teil sehr skurril anmutende Begebenheiten und Entwicklungen zum Vorschein bringt. In seiner Überzeichnung und seiner Satire erinnert mich der Roman an Filme der Brüder Ethan und Joel Coen. Die Vielzahl an Charakteren ist anfangs verwirrend, es gibt am Ende des Buches eine Auflistung der wichtigsten Figuren, damit der Leser nicht den Überblick verliert.
    Mir hat der Roman sehr gut gefallen, auch wenn der Autor in einigen Punkten den Bogen meiner Meinung nach etwas sehr überspannt hat. Kirk Harvey und sein Theaterstück habe ich mit der Zeit als nervtötend empfunden, die Auflösung der Geschichte hatte für mich ein paar Verwicklungen zu viel.
    Deutsches Haus Deutsches Haus (Buch)
    09.11.2018

    ein wichtiger Teil deutscher Geschichte wird lebendig

    Eva Bruhns ist Anfang 20, lebt wohl behütet mit ihrer Familie in einer Wohnung über der titelgebenden Gastwirtschaft ihrer Eltern in Frankfurt am Main und steht kurz vor der Verlobung mit dem Unternehmersohn Jürgen. Eva zweifelt manchmal, ob der biedere Jürgen wirklich der Richtige für sie ist, aber sie fügt sich den Erwartungen und die Verbindung bietet ihr einen gesellschaftlichen Aufstieg. Als gelernte Dolmetscherin für Polnisch wird Eva kurzfristig zur Übersetzung einer Zeugenaussage hinzu gerufen. Erst, als sie am nächsten Morgen in den Tageszeitungen über die Ankündigung der bevorstehenden Auschwitz-Prozesse liest, wird ihr klar, womit sie am Vortag konfrontiert wurde. Da sie zuvor nie etwas von Auschwitz gehört hat, sucht sie das Gespräch mit ihren Eltern, doch diese reagieren abweisend und raten ihr ebenso wie ihr Verlobter davon ab, sich für den Prozess engagieren zu lassen. Eva folgt jedoch ihrem Bauchgefühl, will sich nicht bevormunden lassen und nimmt die Stelle als Dolmetscherin an. Im Verlauf des Prozesses, der sich über 20 Monate hinzieht, gibt sie vielen der Zeugen ihre Stimme und wird in eine Geschichte hinein gezogen, die nicht nur ihr Weltbild verändert sondern auch in unerwartetem Maß zu ihrer eigenen Geschichte wird. "Deutsches Haus" ist der erste Roman von Annette Hess, die sich bislang als Drehbuchautorin erfolgreicher Fernsehserien einen Namen gemacht hat. Man merkt dem Buch an, dass sie darin geübt ist, Geschichte und Geschichten lebendig werden zu lassen. Die Sprache ist der Zeit der 60er Jahre angepasst, die gesellschaftlichen Zwänge, das bürgerliche Spießbürgertum und das bewusste Verdrängen der eigenen Geschichte werden auf beklemmende Weise präsent. Beim Lesen werden die Figuren vor dem inneren Auge lebendig, die Beschreibungen von Schauplätzen und Charakteren sind zwar oft knapp aber dabei sehr präzise. Insbesondere die Szenen im Gerichtssaal verfügen über eine Intensität, die mich beim Lesen fast die Luft haben anhalten lassen. Die Autorin hält sich mit Wertungen zurück, sie beleuchtet die Ausmaße der Verbrechen und des Prozesses durch die Augen der zunächst unbedarften Eva, der Leser spürt durch sie das Unbehagen das entsteht durch das Bestreben vieler Beteiligter, ihre Schuld oder Mitschuld an den Vorgängen abzustreiten. Annette Hess hat sich im Vorfeld des Romans intensiv mit dem Verlauf und den Aussagen der Frankfurter Prozesse beschäftigt, anhand des Schicksals Evas und ihrer Familie lässt sie diesen wichtigen Teil der deutschen Geschichte wieder aufleben und stimmt gleichzeitig nachdenklich auch über unseren heutigen Umgang mit aktuellen politischen Entwicklungen.
    Bücherkönig - Die Bibliothek der flüsternden Schatten Akram El-Bahay
    Bücherkönig - Die Bibliothek der flüsternden Schatten (Buch)
    10.09.2018

    Eine Fortsetzung, die es in sich hat

    „Bücherkönig“, der zweite Band aus Akram El-Bayids Reihe um die Bibliothek der flüsternden Schatten, entführt den Leser erneut in die fantastischen Welten von Mythia und die in den Tiefen von Paramythia verborgenen Geheimnisse. Die Handlung knüpft nahtlos an die Ereignisse des ersten Bandes an, den man zum Verständnis der Geschichte kennen sollte, um die Ereignisse und Entwicklungen zu verstehen. Während der Band „Bücherstadt“ in großen Teilen eine Einführung in die Besonderheiten der Stadt und ihrer riesigen unterirdischen Bibliothek darstellt, werden in der Fortsetzung einige der Geheimnisse enthüllt und die Charaktere in zum Teil gefährliche Abenteuer verwickelt.
    Dieser Band beginnt nach einem kurzen Prolog gleich mit einer spannenden Szene, dennoch kam beim Lesen bei mir schnell die Erinnerung an die Hauptfiguren Samir und Kani zurück wie an einige der fantastischen Wesen, die sie aus Paramythia befreit hatten. Schnell entstanden wieder leuchtende Bilder vor meinem inneren Auge und ich war erneut von der Geschichte in den Bann gezogen. Auch hier begeistert mich wieder Akram El-Bayids Erzählstil, der sich der Szenerie und den unterschiedlichen Charakteren anpasst.
    Die Rolle Kanis gewinnt zunehmend an Bedeutung, einige Szenen werden aus ihrer Sichtweise geschildert, die wechselnden Erzählperspektiven generieren zusätzliche Tiefe. Auch die Rollen anderer Figuren wurden ausgebaut und sorgen bei aller Dramatik für Situationen zum Schmunzeln. Insgesamt gefällt es mir an dem Buch gut, dass nach Momenten mit viel Action die Spannung mit ruhigeren Situationen und nachdenklich stimmenden Dialogen etwas heruntergeschraubt wird, auch der Humor kommt nicht zu kurz.
    Gegen Ende dieses Bandes entwickelt sich die Geschichte jedoch in eine sehr von Kampfszenen dominierte Richtung, die ich persönlich nicht mag. Die Entscheidungen und Aktionen mögen zwar wichtig sein für den Verlauf der Trilogie, mir als Leser erschienen sie zu überstürzt und nicht passend zu den Charakteren Kanis und Samirs, die eher von Besonnenheit und Rücksichtnahme auf das Leben anderer geprägt war, zumindest nach meinem Eindruck. Samir wirkte im Laufe der Zeit reifer, verantwortungsbewusster, gegen Ende scheinen die Leben einzelner zunehmend bedeutungsloser zu werden, gleichzeitig mit der wachsenden Brutalität verliert die Geschichte ihren märchenhaften Charme. Ich werde mir genau ansehen, was der Klappentext des dritten Bandes verheißt, wenn dieser so weiter geht, wie der zweite Band endet, dann ist das kein Buch mehr für mich. Inzwischen hat mein 16-jähriger Sohn begonnen die Reihe zu lesen, vielleicht ist das eher nach seinem Geschmack.
    Das rote Adressbuch Sofia Lundberg
    Das rote Adressbuch (Buch)
    03.09.2018

    eine bewegende Reise durch eine besondere Lebensgeschichte

    Mit ihrem Debütroman „Das rote Adressbuch“ hat die schwedische Autorin Sofia Lundgberg nicht nur eine Hommage an ihre verstorbene Großtante veröffentlicht, sondern auch ein sehr persönliches Buch, in das viele ihrer eigenen Erfahrungen und Gedanken eingeflossen sind. Man merkt der Geschichte an, dass ihr die Hauptfiguren sehr am Herzen liegen, so liebevoll, wie dieses gezeichnet sind. Sie schildert die Ereignisse, wie sie gewesen sein könnten und hält sich dabei mit Wertungen sehr zurück, was dem Leser Raum gibt, sich seinen eigenen Gedanken zu machen.
    Als Rahmen der Geschichte dient das Titelgebende in rotes Leder gebundene Adressbuch von Doris Alm. Inzwischen 96 Jahre alt, hat sie dieses Adressbuch, das sie 1928 von ihrem Vater zu ihrem 10 Geburtstag geschenkt bekam, viele Jahre lang begleitet. Inzwischen sind die meisten Menschen, die hier ihren Eintrag gefunden hatten, verstorben, so dass ihr Name von Doris durchgestrichen und mit dem Zusatz „tot“ versehen wurde. Nach einem bewegten Leben ist Doris als einizig nahestehende Person die Enkeltochter ihrer Schwester verblieben, die mit ihrer Familie auf der anderen Seite der Weltkugel in Kalifornien lebt und mit der sie in erster Linie über Skype in Kontakt steht. Die Einträge in ihrem roten Adressbuch wecken bei Doris viele Erinnerungen und Geschichten, die sie für Jenny aufschreibt, damit ihre Erlebnisse nicht völlig in Vergessenheit geraten. Während Doris in der Gegenwart zunehmend an Kraft verliert, nimmt sie in ihren Erinnerungen den Leser mit auf die Reise durch ihr teils aufregendes, teils entbehrungsreiches Leben. Kapitel aus Gegenwart und Vergangenheit wechseln sich ab, da die Geschichte in chronologisch erzählt wird und die Abschnitte aus der Vergangenheit meist mit dem Namen der im Mittelpunkt stehenden Person betitelt sind, verliert man beim Lesen nie den Überblick.
    Es gab im Leben der Autorin eine Großtante mit Namen Doris, die ihr unter anderem ein Adressbuch mit vielen durchgestrichenen Namen hinterlassen hat. Das Leben von Doris aus dem Buch wurde deutlich ausgeschmückt und erzählt so eine bewegende Geschichte, die mit großer Intensität die Lebenserfahrung einer älteren Person darstellt und darauf aufmerksam machen möchte, dass wir eben diese deutlich mehr wertschätzen sollten.
    Der Alphabetmörder Lars Schütz
    Der Alphabetmörder (Buch)
    25.06.2018

    spannendes Thrillerdebüt

    Lars Schützs Debüt, das im Juni im Ullstein-Verlag erschienen ist, erzählt auf 384 Seiten eine spannende und temporeiche Geschichte, die mir sehr gut gefallen hat.
    Im Westerwald wird in einem Gehege eines Wildparks eine grausam zugerichtete Leiche aufgefunden, ein laienhaft eintätowiertes „A“ lässt die Ermittler gleich auf eine gezielte Tat schließen. Nahezu zeitgleich wird wenig entfernt eine weiter Leiche aufgefunden, auch diese mit einer Tätowierung gezeichnet. Diesmal ist es der Buchstabe „B“, offensichtlich treibt hier ein Serienmörder ein perfides Spiel. Jan Grall und Rabea Wyler, Profiler des LKA in Frankfurt, werden zur Unterstützung der schnell eingerufenen SOKO „Alphabetmörder“ hinzugezogen. Für Jan Grall ist es die Rückkehr in die Heimat seiner Jugend, die er einige Jahre zuvor nach einschneidenden Ereignissen fluchtartig verlassen hat, neben der Lösung des Falls hat er mit seinen eigenen Dämonen zu kämpfen. Die Zeit drängt, denn es wird nicht nur eine weitere Leiche mit dem Buchstaben „C“ gefunden, sondern vor Jan Gralls Hotelzimmer wird der Buchstabe „Z“ als drohende Botschaft auf die Wand gemalt.
    Der Thriller dreht sich um eine Serie von sehr brutalen Morden, die Schilderungen der Taten sind jedoch moderat gehalten, verzichten auf blutrünstige Details und lassen viel Raum für Kopfkino, was mir positiv aufgefallen ist, da ich seitenweise brutale Schilderungen von Gewalt als abstoßend und unangemessen empfinde. Es gibt wechselnde Spuren, verschiedene Personen verhalten sich verdächtig, heiße Spuren erweisen sich als Finte. Der Leser rätselt mit, die Charakterisierung der Hauptfiguren habe ich als gelungen und nachvollziehbar empfunden, der zunehmende Druck und die zeitweise Frustration wirken fast greifbar. Die psychopathische Figur des Täters kommt allerdings in meinen Augen etwas kurz, seine Beweggründe werden fast ausschließlich von Außen analysiert, Nähe zu den Taten entsteht nur durch Szenen, in denen ein gefangenes Opfer sein Martyrium beschreibt. Die Motivation zu den Taten in diesem Ausmaß habe ich als nicht wirklich plausibel empfunden, die Geschichte ansich ist aber komplex und spannend erzählt. Jan Grall als zentrale Figur ist ein interessanter Charakter, über den man in diesem Band einiges erfährt, er dürfte aber auch in Folgebänden für die eine oder ander Überraschung gut sein. Ich werde den Autor und diese Thrillerreihe im Auge behalten.
    Der einsame Bote Der einsame Bote (Buch)
    18.06.2018

    spannender aber eher knapper Fortsetzungsband zu Teufelskälte

    „Der einsame Bote“ von Gard Sveen ist der insgesamt dritte Band um den norwegischen Ermittler Tommy Bergmann und die direkte Fortsetzung des Krimis „Teufelskälte“. Er wird zwar von den Ullstein Buchverlagen beworben als geeignet für Fans und Neueinsteiger, in meinen Augen baut dieser aktuelle Band aber stark auf der Vorgeschichte auf. In „Teufelskälte“ hatte Tommy Bergmann mit grausamen Morden an jungen Mädchen zu tun, deren Serie seit seinem Einstieg bei der Polizei beschäftigt. Am Ende ist der Fall nur scheinbar gelöst, denn es tauchen Hinweise auf, dass der Verdächtige Jon-Olav Farberg nicht wie gedacht ums Leben gekommen ist, sondern erneut ein junges Mädchen gekidnappt hat. Tommy Bergmann steht mit seinen Zweifeln jedoch allein da, seine Kollegen bei der Polizei und die Staatsanwaltschaft wenden sich von ihm ab, ihm droht eine Suspendierung, wenn er seine Ermittlungen nicht einstellt. Doch Tommy sieht eine Chance, dass die 13-jährige Amanda noch lebt, eine Spur zu einer Sekte, die in grausamen Ritualen junge Mädchen opfert, weckt in ihm die Hoffnung, den Fall doch noch lösen und weiter Morde verhindern zu können. Im Alleingang reist Tommy nach Litauen und gerät dort in einige brenzlige Situationen, er zieht lediglich seine Kollegin Susanne Bech ins Vertrauen, die aufgrund von Hinweise zu weiteren Morden zunehmend an Tommys Theorie glaubt.
    Im Gegensatz zu den ersten beiden Bänden ist dieser Krimi mit 304 Seiten eher kurz, dies macht sich auch in der Komplexität bemerkbar und trägt zu dem Eindruck bei, lediglich eine Fortsetzung zu sein. Als Fan der Reihe waren mir die Charaktere weitgehend bekannt, trotz kurzer Rückblenden auf die Vorgeschichte dürfte es Neueinsteigern aber schwer fallen, die Anspielungen und Nuancen der Persönlichkeiten zu verstehen. Im Verlauf der Geschichte gibt es jedoch auch hier einige falsche Fährten und unerwartete Entwicklungen ebenso wie einen actionreichen Showdown. Der Fall um die ermordeten Mädchen ist diesmal gelöst, es gibt jedoch auch diesmal einige los Fäden insbesondere um die Hauptfigur Tommy Bergmann, die auf einen weiteren Band hoffen lassen, der hoffentlich an die Qualität der Vorgänger anknüpfen kann.
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