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    gaby2707 Top 100 Rezensent

    Aktiv seit: 24. August 2013
    "Hilfreich"-Bewertungen: 36
    170 Rezensionen
    Hochzeitsglück auf Gracewood Hall Sandra Rehle
    Hochzeitsglück auf Gracewood Hall (Buch)
    26.06.2020

    Mein erster Besuch in „Gracewooh Hall“ ist nicht mein letzter – ich komme wieder

    Endlich ist es soweit - Melinda Miller wird ihren Andrew heiraten. Die Hochzeitsvorbereitungen könnten so entspannt sein, würde nicht dauernd ihre beste Freundin Candice Cliffton alles infrage stellen. Melinda ist fix und fertig und auf Anraten ihrer Mutter besucht sie ein schickes Ayurveda Hotel in der Schweiz um ihren „Hochzeitsglow“ zu bekommen. Hier öffnet ihr die Geschäftsführerin Marie die Augen, Melinda beginnt zu verstehen, zu sich selbst zurück zu kommen und wird endlich zu der jungen Frau, die Andrew immer in ihr gesehen hat.

    „Hochzeit auf Gracewood Hall“ ist schon der vierte Band der „Gracewood-Hall“-Reihe. Trotzdem war ich sofort mitten drin in der Geschichte und hatte nicht den Eindruck, dass ich etwas verpasst habe. In Fußnoten weist die Autorin immer mal wieder auf die Vorgängerbände hin, wenn sich etwas überschneidet.

    Melinda kommt am Anfang sehr zickig und überheblich rüber, zeigt aber auch, dass sie sehr verletzlich ist. Seit je her wollte sie zu den höheren Kreisen der Gesellschaft zählen und hat sich von ihrer vermeintlich besten Freundin Candice, die sie im Internat kennengelernt hat, formen lassen. Was allerdings nicht zu ihrem Vorteil war. Anfangs kommt die arrogant wirkende Melinda nur in ganz wenigen Augenblicken mit ihrem wahren, warmen Charakter ins Bild. Nur gut, dass es die lebenserfahrene Marie gibt, die Mindy unter ihre Fittiche nimmt und ihr die Augen öffnet. Ab dann kommt eine sehr sympathische junge Frau ins Spiel. Der Wandel der jungen Frau, die sich selbst verleugnet um anderen zu gefallen, zu beobachten war sehr schön. Auch wenn dazu 2 Wochen viel zu kurz scheinen, hat mich das nicht gestört und ich habe ihr die Wandlung abgenommen. Vor allem die Zweifel an Andrews Liebe haben mich immer wieder gerührt. Andres dagegen habe ich sofort in mein Herz geschlossen, obwohl er sich anfangs etwas mehr um seine Mindy hätte kümmern können. Er hat eine so liebevolle Art, trägt seine Mel wortwörtlich auf Händen, stellt seine Arbeit zu ihren Gunsten zurück und liest ihr jeden Wunsch von den Augen ab. Die Geschichte wird von vielen Personen bevölkert, die ihre eigenen Charaktere mit Ecken und Kanten haben, meist aber sehr sympathisch sind.

    Sandra Rehle erzählt ihre Geschichte sehr leicht und ich bin schnell in die Welt der Reichen und Schönen abgetaucht. Sie versteht es sehr gut, mir die Stille und Abgeschiedenheit des Ayurveda Hotels nahe zu bringen. Wunderschön fand ich ihre Beschreibungen von Pimrose Cottage, einem kleinen Haus auf dem Land mit riesigem Garten, einer fantastischen Aussicht und einer überbordenden Blütenpracht. Begeistert war ich auch von ihrer Sicht auf Gracewood Hall mit der absolut gelungenen Hochzeit.

    Ein wunderbar leichter Sommerroman zum hinein versinken und träumen, den ich verschlungen habe. Jetzt bin ich gespannt, wen ich in den ersten drei Bänden kennenlernen werde. Und vielleicht gibt es ja auch noch eine 5. Geschichte um diesen wunderschönen Landsitz in der Nähe von London.
    Häffner, H: Nordsee-Nacht Häffner, H: Nordsee-Nacht (Buch)
    22.06.2020

    Ein spannendes Debüt einer vielversprechenden neuen Autorin

    Gerade im Zeltlager in Hulthave angekommen, verschwindet die 6-jährige Friederike Baumgart spurlos. Sascha Götz, die Betreuerin, die in dieser Nacht Wache hatte, hat ihr Fehlen erst am kommenden Vormittag entdeckt.
    Kriminalkommissar Ulrich Wedeland von der Kripo in Wehrich tut sich zusammen mit seinem Team sehr schwer. Niemand hat etwas bemerkt, Spuren gibt es auch keine. Friederike ist und bleibt verschwunden.
    Als 25 Jahre später eine Frau am Strand von Hulthave gefunden wird, die ihr Gedächtnis verloren zu haben scheint, erinnert sich die Presse sofort an den Fall der kleinen Friederike. Als Sascha davon erfährt, hält sie nichts davon ab, nach Hulthave zu fahren. Sie informiert Kommissar Wedeland, zwischenzeitlich im Ruhestand, und trifft sich mit einem Mann, den sie damals am Strand getroffen hat. Neue Tatsachen ergeben sich. Wir Friederike nach 25 Jahren endlich gefunden?

    Nach dem Cover, den sehr atmosphärisch gestalteten Innenklappen und dem dortigen Text hatte ich eher auf einen Thriller getippt als auf einen Roman. Und was ich dann geboten bekommen habe, würde ich auch absolut als Thriller bezeichnen.
    Die Geschichte beginnt im Jahr 1987 mit der Ankunft von 25 Kindern einer Ferienfreizeit und ihren Betreuern in Hulthave an der Nordsee.
    Hannah Häffner schafft es spielend mir die Protagonisten mit ihren verschiedensten Charaktereigenschaften bildhaft vor Augen zu führen. Im Laufe der Geschichte bekomme ich durch die privaten Einblicke auch noch ein tiefgreifenderes Bild von dem ein oder anderen.
    25 Jahre später, als die Frau am Strand gefunden wird und die Presse an den Fall der kleinen Friederike von damals erinnert, nimmt die Spannung, die zwar immer da ist, noch ein wenig mehr an Fahrt auf, bis man der Lösung immer näher kommt.
    Den Fall an sich finde ich, auch wegen einiger Wendungen, auf die ich nicht gekommen wäre, super spannend. Doch es gibt immer wieder Stecken, die mir persönlich zu ausufernd, zu abschweifend behandelt werden.
    Ganz besonders gut gefallen hat mir hier der Schreib- und Erzählstil der Autorin. Sehr wortgewaltig, sehr präzise, mit kurzen knappen Sätzen, die die Spannung immer mehr anheizen und die Seiten nur so dahin fliegen lassen. In diesen Passagen hat das Lesen richtig viel Spaß gemacht.

    Ein spannender Krimi, den ich persönlich als Thriller bezeichnen würde, mit einigen Längen, die mir nicht so gefallen haben. Trotzdem sehr gut!
    Ich habe jetzt genau das richtige Alter. Muss nur noch rauskriegen, wofür Adrienne Friedlaender
    Ich habe jetzt genau das richtige Alter. Muss nur noch rauskriegen, wofür (Buch)
    18.06.2020

    Voller Humor und Lebensklugheit

    Ich hatte das Glück Adrienne Friedlaender auf der LitLove 2019 persönlich bei einem Frühstück kennenzulernen. Nach einem sehr interessanten Gespräch habe ich mir sofort dieses Buch gekauft.

    Ab der ersten Seite war ich begeistert von diesem humorvoll geschriebenen Buch. Die Autorin gibt hier sehr persönliche Einblicke in ihre derzeitige Lebenssituation und wie es dazu kam. Sie, die nach 2 gescheiterten Ehen und vier Jungs endlich wieder ihr Liebesleben auf Trab bringen will, versucht so einiges um ihren Traummann zu finden und kennenzulernen. Wie die meisten Frauen hadert sie mit ihrem Aussehen (Winkearme, Taille nach vielen Salami-Pizzen usw.) worüber sich die Herren der Schöpfung bei sich selbst so gar keine Gedanken machen.

    In 19 Kapiteln erzählt sie von ihrem Weg zu einem Blind Date, vom Ende der Enthaltsamkeit, was sie auf Dating-Plattformen alles erlebt hat; fragt sich, warum wir in der Schule so wenig vom realen Leben lernen; beleuchtet das Scheitern einer Ehe zwischen Wünschen, Wahrheit und Windeleimern; fragt sich und den Leser: Gehen oder Bleiben in einer Ehe; erzählt von ihrem ersten Mal alleine sein an Feiertagen; den Gedanken, die einem kommen, wenn der Ex das erste Mal wieder neu verliebt ist; über Traummänner und wie man ihn schließlich doch noch findet. Für jede Frau sind ja ca. 1000 dieser Männer für jede Frau auf der Erde unterwegs. Um seinen Deckel zu finden muss man nur ganz genau hin schauen.

    Mit ganz viel Witz, absolut ehrlich und ungeschönt erzählt sie, wie sie die Zeit nach ihren Scheidungen überlebt hat und heute eigenständig mit ihren Jungs in einem Haus lebt. Wie sie gelernt hat um Hilfe zu bitten und auch Vieles heute selbst erledigen kann. Sie macht Mut nicht in einer Ehe, die keine mehr ist, zu versauern. Das Leben hat neben Männern noch so viel Anderes und Schönes zu bieten.

    Ein tolles Buch für Frauen; für Männer, die mehr über Frauen wissen wollen und für die beste Freundin. Ich kann es nur empfehlen.
    Rechl, C: Mein kreatives Tagebuch für mehr Glück Rechl, C: Mein kreatives Tagebuch für mehr Glück (Buch)
    17.06.2020

    Ein Jahr lang kreativ sein

    „Mein kreatives Tagebuch für mehr Glück“ von Christine Rechl ist so viel mehr als ein Tagebuch. Es spornt mich an, mal wieder kreativ zu werden, meine Gedanken, Ideen und Fantasien fliegen zu lassen um sie dann hier zu verewigen. Es gibt kleine Projekte für Frühling, Sommer, Herbst und Winter, die dazu anregen, sich mit den Eigenheiten einer jeden Jahreszeit zu beschäftigen.
    Die Bilder am Beginn des Büchleins regen die Fantasie an. Dann geht’s ans lockermachen mit einem Liniensalat, Kringel und Kreisen und der Auswahl des Zeichengerätes. Es folgen Linienspiele und es wird Zeit für schöne Worte. Gelingt es nicht gleich sich auf seine Kreativität einzulassen, gibt es eine Orientierungshilfe. Es macht Spaß, sich mal wieder hinzusetzen und seine Gedanken auf Papier fließen zu lassen. Es lässt mich innehalten und den Inhalt auf mich wirken.
    Die vielen leeren Blätter werde ich nicht nur durch „Malereien“ füllen. Hier werde ich auch Worte aus mir heraus purzeln lassen, Fotos und vielleicht Gräser oder Blütenblätter einkleben und einfach meine kindliche Seite wieder mal hervor holen.
    Allein das Anschauen der kleinen vorgegebenen Kritzeleien weckt kleine Glücksgefühle, lässt mich abschalten und innehalten.
    Ein Jahr lang wird mich dieses Buch nun begleiten um sich von mir füllen zu lassen. Und ich bin schon gespannt, was am Ende alles dabei rauskommen wird.

    Ein wunderschönes kleines Buch, das für Entspannung und Entschleunigung sorgen wird. Als Geschenk für Erwachsene oder auch für Jugendliche sehr geeignet. Ich jedenfalls habe schon Einige im Kopf, denen ich das Buch schenken werde.
    Busch, U: Mordssand Busch, U: Mordssand (Buch)
    17.06.2020

    Sandspiele mal anders

    Sandbildhauer Paule Gertjes treibt die Männer und Frauen des Architekturbüros Wiborg und Voss zu harten Schlägen auf den Sand an, damit er sich später zu einer Skulptur verarbeiten lässt. Stararchitekt Friso Wiborg hat seine Mitarbeiter zu einer teambildenden Maßnahme in die Sandskulpturenwerkstatt „Sandiek“ in Westerhever im Nordwesten der Halbinsel Eiderstedt eingeladen. Er selbst möchte sich hier ein eigenes Denkmal schaffen. Dazu kommt es leider nicht mehr.
    Das Kommissar-Ehepaar Tammo Anders und Fenna Stern, die seit einiger Zeit in einem Viergenerationenhaus in St.-Peter-Ording leben, merkt schnell, dass es bei diesem Sandtoten nicht leicht sein wird, den Täter zu ermitteln. Durch sein überhebliches Auftreten und seinen absoluten Gewinnerwillen hatte er sich im Laufe der Zeit viele Feinde gemacht. Z.B. die Aktivistengruppe „Die Grünen Windmühlen“, die verzweifelt versuchen den Bau des Friso-Tower-Hotels an der Küste zu verhindern.
    Es ist wirklich ein verzwickter Fall an dem sich Tammo und Fenna die Zähne hier ausbeißen müssen. Viele Verdächtige, viele kleine Indizien, viele kleine Hinweise – aber je mehr die Kommissare heraus bekommen, um so undurchsichtiger und verwirrender wird der Fall. Aber auch dieser Fall wird am Schluss gelöst und bis ins Kleinste nachvollziehbar aufgedröselt.

    Ulrike Busch hat es auch diesmal mit ihren wortgewaltigen und bildhaften Beschreibungen schnell geschafft, dass ich mitten drin in der Geschichte und ganz nah an den Verdächtigen und den Kommissaren war. Besonders, da ich aus ihrem Vorwort schon wusste, wo ich in diesem Fall auf den Mord stoßen würde. Ihr Besuch bei der Familie Schütt, die im realen Leben die Sandskulpturenwerkstatt betreibt und auch ein kleines Hotel auf dem Gelände beherbergen, machen richtig Lust, dort selbst am Sand mal Hand anzulegen. Dieser ganz besondere Ort, ein ganz spezieller Fall, ausgefallene, interessante Protagonisten und die genauen Recherchen der Autorin sind es, die diesen Fall wieder sehr spannend und lesenswert machen.
    Als Protagonist hat mir hier ganz besonders der Sandbildhauer Paule Gertjes gefallen. Wenn er von seiner Kunst erzählt, merkt man richtig, wie er für seine Kunst brennt.

    Es ist mir bei diesem Fall sehr schwer gefallen, mich auf einen Täter festzulegen. Immer neue Spuren, immer neue Indizien und immer wieder neue Verdächtige – boah, mein Spickzettel ist vor lauter Fakten schnell zu klein geworden. Auf die Konstellation, die sich Ulrike Busch hier ausgedacht hat, wäre ich nicht gekommen.

    Das Familienleben von Fenna und Tammo nimmt wie schon in den Vorgängerbänden wieder einen größeren Raum ein. Ich freue mich immer, wenn ich wieder etwas mehr über die Menschen, die ich nun schon eine Zeit lang in ihrem Leben begleite, erfahre. Mir haben es auch die teils humorvollen Dialoge angetan. Da komme ich neben dem ganzen Ermitteln auch mal zum Schmunzeln.
    Für Anders und Stern Neulinge werden die Familienmitglieder und die wichtigsten Ermittler auf den ersten Seiten vor Beginn der Geschichte als Stammpersonal vorgestellt.

    Ein spannender Fall, interessante Protagonisten und ein wunderschönes Umfeld für einen ungewöhnlichen Mordfall. Die Geschichte hat die 5 Sterne absolut verdient.
    Hartl, A: Heilkraft der Alpen Hartl, A: Heilkraft der Alpen (Buch)
    16.06.2020

    Großartig!

    Das Cover des Buches hat mich sofort für sich eingenommen und nun, da ich das Buch in Händen halte, bin ich ganz begeistert. Es fühlt sich ein bisserl rau an, was sehr gut zu den aus dem Boden hervortretenden Felsbrocken passt.
    Das Buch liegt super in der Hand und gleich das erste Doppelfoto macht Lust auf einen Ausflug in die Bergwelt der Alpen.
    Bei den 11 Punkten des Inhaltsverzeichnisses bin ich mir sicher, dass es sehr wissenschaftlich zugehen wird. Aber beim Lesen kam es mir dann doch nicht so gewichtig vor. Es gibt schon sehr viel über Studien zu lesen, die die medizinische Wirksamkeit belegen. Immer mal wieder sind Diagramme eingefügt und vor allem wunderschöne Fotos. Aber das Lesen war für mich dann doch sehr unterhaltsam.

    Hauptsächlich geht es um den Menschen von heute, ums Wandern, um die Bewegung in der freien Natur, um Wellness für Körper und Seele, um Waldbaden. Alles Ansätze, die in den letzten Jahren immer mehr Bedeutung erlangt haben. Die Menschen aus den Städten drängen in die Natur. Weil sie gemerkt haben, wie gut es ihrem Körper und der Seele tut, einfach mal wieder richtig durchatmen zu können. Allein auf einer Bank zu sitzen und in die grüne Natur zu blicken tut der Seele sooo gut. Besonders beeindruckt hat mich hier die Wirkung der Wassertröpfchen der Krimmler Wasserfälle vor allem bei Asthmatikern.

    Ich erfahre, wieso wandern glücklich macht; lerne die Wurzeln der Naturmedizin, die Wirkstoffe der Natur und den Einfluss auf Allergien, Asthma, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Stress, Adipositas, Hoffnungslosigkeit und Depressionen kennen. Alles wird so leicht und einfach erklärt, dass auch ich als Laie es verstehen kann.
    Ich erfahre sehr viel Wissenswertes in diesem Buch, das aber ohne den lehrerhaft erhobenen Zeigefinger auskommt. Es gibt Anregungen. Wandern kann man auch im Mittelgebirge, durch Wiesen im Flachland. Es müssen nicht immer die Alpen sein, die aber durch ihre Lage, ihre verschiedenen Höhen und Vegetationen einen ganz hohen Stellenwert für unsere Gesundheit einnehmen. Man muss nur den ersten Schritt tun um zu merken, wie gut es dem eigenen Körper und der Psyche tut, sich in der Natur zu bewegen.

    Ein tolles Buch für alle, die unter einer der vielen Zivilisationskrankheiten leiden, um zu sehen, wie einfach man die meisten davon zumindest lindern kann. Und für alle, die sich für die Alpen und für Ökomedizin interessieren.
    Ein hochwertiges Buch mit interessanten Fakten und Einblicken, das ich gerne weiter empfehle.
    Kent, S: Tod in Saint Merlot Kent, S: Tod in Saint Merlot (Buch)
    10.06.2020

    Eine Engländerin in der Provence

    Penelope Kite lebt in Esher, einem kleinen Ort im Umland von London nicht weit entfernt von ihren Stiefkindern Justin und Lena und den Enkeln Rory, Zack und Xerxes. Seit sie in Frühpension ist, wird sie von ihren Kindern nur noch als billiger Babysitter ausgenutzt. Bei einem Frankreichurlaub hat sich Pen in Saint Merlot am Ende des Luberton-Tales in der Provence verliebt und sich entschlossen hier her zu ziehen.
    Kurzentschlossen kauft sie einen alten stark renovierungsbedürftigen Bauernhof, regelt in England alles Wesentliche und bezieht ihr neues Heim. Am Morgen nach ihrer ersten Nacht die Überraschung: Eine Leiche schwimmt im Pool. Die Polizei geht sofort von einem Unfall aus, da der Tote als starker Trinker bekannt ist. Aber Pen, die lange als Assistentin der Pathologie gearbeitet hat, hegt ihre Zweifel, da sie meint einen Fehler entdeckt zu haben, und sie beginnt selbst zu ermitteln.


    Serena Kent hat einen leichten gut lesbaren Schreibstil. Ihre Beschreibungen der provenzalischen Landschaft zaubern mir die Lavendelfelder mit ihren Farben und ihrem Duft direkt vor mein inneres Auge und in die Nase. Außerdem versteht sie es sehr gut, die französische Lebensart und den lokalen Anstrich durch immer wieder einfließende französische Worte, die sich im Text dann selbst erklären, einfließen zu lassen. So meine ich sehr schnell selbst mitten drin zu sein in dem kleinen Luberton-Tal.

    Die Protagonisten sind sehr vielfältig und vielschichtig aufgebaut. Da gibt es Pen´s neuen Nachbarn Pierre Louchard, einen Bauern, der keine Ausländer mag; Manuel Avore, der tot im Pool schwimmt, ein Trinker, der äußerst unbeliebt war; die Immobilienmaklerin Clémence Valencourt, die sich dauernd rund um das neue Gehöft von Pen aufhält; den jungen Elektriker Didier Picaud, der die Leitungen neu verlegen will und gleichzeitig englisch lernt und Bürgermeister Laurent Millais und Inspektor Paul Gamelin von der Gemeindepolizei in Cavaillon, die mir beide nicht besonders sympathisch sind. Nicht zu vergessen Penelope und ihre exzentrische Freundin Frankie. Alle zusammen wirken sehr menschlich und real.

    Bei den vielen Menschen, die Penny hier kennenlernt, kristallisieren sich natürlich immer wieder auch Verdächtige heraus. Ich hatte gleich ein paar ausgeschlossen, aber auf den wahren Täter wäre ich nie im Leben gekommen. Da hat mich die Autorin mit ihren vielen Wendungen total auf´s Glatteis geführt. Allerdings leidet bei den vielen kleinen Nebengeschichten die Spannung. Sie hält sich teils sehr hoch, bricht dann wieder ein und hat es schwer mich dann wieder einzufangen. Erst kurz vor dem endgültigen Showdown wird es nochmal richtig spannend und die Auflösung – wie gesagt – so hatte ich damit nicht gerechnet.

    Es gibt allerdings ein paar Dinge, die mir nicht gefallen. Als erstes kann ich mir nicht vorstellen, dass man in dem Alter von Pen ohne ausreichende Sprachkenntnisse in ein fremdes Land zieht und dort sofort ein Haus kauft. Dann missfällt mir der ausdauernde Alkoholkonsum. Wie kann sie, wenn sie fast durchgängig leicht abgefüllt ist, ernsthaft ermitteln.

    Alles in allem ist „Tod in St. Merlot“ ein unterhaltsamer Krimi mit interessanten Protagonisten und einer Hauptdarstellerin, der ich ein wenig alkoholische Abstinenz wünsche.
    Von mir bekommt die Geschichte gut gemeinte 4 Sterne.
    Grossmann, M: Besser spät als nie Grossmann, M: Besser spät als nie (Buch)
    10.06.2020

    Eine Liebeserklärung an das Alter

    Eine ältere Dame im Bademantel, in der Hand ein Buch und ein Glas Rotwein – das könnte ich sein. Dazu der Text „eine Liebeserklärung an das Alter“. Dieses Buch musste ich unbedingt lesen. Und es hat sich wirklich gelohnt.

    In 69 kurze Kapiteln lässt mich Mechthild Grossmann an ihren Gedanken rund ums alt / älter werden und ums alt sein teilhaben.

    Es gibt viele nachdenkliche Momente in den Geschichten, die sie erzählt; Momente bei denen ich schmunzeln oder herzhaft lachen musste. Sie spricht mir regelrecht aus der Seele. Sie hat mit ihren Erfahrungen so recht. Ich kann das bezeugen, denn auch ich bin schon etwas älter und die allermeisten ihrer Gedanken treffen auch auf mich zu. Oft habe ich mich dabei erwischt, wie ich kurz nicke. Denn sehr viele der Situationen, die hier angesprochen und beschrieben werden, kenne auch ich sehr gut.

    Ich finde es toll, wie sie mit ihrer Zunge und ihrer Fantasie neue Länder erkundet. Wie sie mit dem Vergessen ihres Mannes umgegangen ist; wie sie erst vor ein paar Jahren auf ihre erste große Reise nach Südamerika geht.
    Ich bewundere, wie und warum sie alleine Weihnachten feiert und wie mit mit dem neuen Online Shopping umgeht. Sie schneidet Themen wie Altersarmut, Rente, häusliche Pflege von Angehörigen und unsere Wegwerfgesellschaft an. Zu allem hat sie eine Meinung, der ich mich nur anschließen kann.
    Sie philosophiert über die Einsamkeit im Alter und ihre Einstellung zum Tod. Erzählt über das weltbeste Pistazieneis in Rom und über Jogginghosen, die sie früher nie getragen hätte.
    Sie hat mich an manches erinnert, was ich auch aus meiner Kindheit und Jugend kenne. Die selbstgestrickten Wollstrümpfe aus ihrer Jugend, die an Strumpfgürteln festgemacht wurden und elendig gekratzt haben, die auch ich tragen musste, hatte ich schon verdrängt.

    Ich mag ihren Erzählstil, ich mag ihre Einstellung zum Leben und zum Tod. Gerne würde ich mich auf einen Plausch mit ihr auf ihren Balkon setzen und im Sommer Melonenschnitze futtern.

    Ein tolles Buch der fast 80-jährigen Mechthild Grossmann über die kleinen und großen Momente des Älterwerdens, aufgeschrieben von ihrer Enkelin Dorothea Wagner.
    Eine Lektüre für Alt und Jung, für Seniorinnen, Mütter, Kinder und Enkel, die die Welt aus den Augen einer alten Dame kennenlernen möchten.
    Mathilda oder Irgendwer stirbt immer Mathilda oder Irgendwer stirbt immer (Buch)
    08.06.2020

    Die Dorfidylle trügt

    Mathilda Assmann lebt mit ihrem Mann Gunnar, Hund George und einigen Enten und Gänsen auf ihrem Hof in dem kleinen nordfriesischen Dorf Dettebüll. Sie lebt für Harmonie und Frieden und verehrt das englische Königshaus. Außerdem würde sie gerne mal auf eine Kreuzfahrt gehen. Die Einzige, die diesen Frieden dauernd stört ist ihre Mutter Ilse Petersen, die im Nebenhaus lebt und sich rundum bedienen lässt. Doch eines Tages liegt sie tot auf der Terrasse und eine gefrorene Gans dreht neben ihr ihre kalten Runde.
    Aber bei diesem einen Todesfall wird es in dieser Geschichte nicht bleiben.
    Mathildas Bruder Pit betreibt in Hamburg eine weniger gut laufende Bar, in dessen Hof ihm plötzlich etwas „Glück“ vor die Füße fällt, dass dann ein anderer sucht; ihre Tochter Nele ist gerade dabei sich von ihrem Mann Jonas zu trennen und braucht Geld um ihre Wohnung behalten zu können und Sohn Max stellt nun endlich seine Freundin Alina seinen Eltern vor, eine sehr nette junge Frau, die, da sie aus Polen stammt, von Oma niemals akzeptiert worden wäre.
    Bis auf Oma Ilse, die ja nun endlich nicht mehr zanken und streiten kann, habe ich alle Mitglieder der Familie mehr oder weniger sofort ins Herz geschlossen. Vor allem, weil sie so „normal“ sind, meine Nachbarn oder sogar Freunde sein könnten. Na gut, Pit ist anfangs nicht so mein Fall. Aber ein schwarzes Schaf gibt es wohl auch in ziemlich vielen Familien. Und er kriegt ja auch noch die Kurve.

    Ab der ersten Seite hat mich Dora Heldt mit ihrem neuen Roman, den ich als kriminelle Komödie beschreiben würde, sehr gut unterhalten. Mit ihrem unnachahmlichen Schreib- und Erzählstil und ihrem schwarzen Humor nimmt die die Dorfidylle auseinander. Da hat der ältere Nachbar eine Affäre, zwei andere überbieten sich im Kauf von Wiesen und Äckern, ein Kuckuckskind erfährt endlich, wer sein richtiger Vater ist und ein Mann, den man fast als Penner bezeichnen könnte, zeigt plötzlich sein wahres, sehr geldiges Gesicht. Man begegnet sich am Friedhof zu Beerdigungen und zu einer Taufe in der Kirche.
    Alle Personen bekommen im Laufe der Geschichte ein Gesicht und einen Charakter, werden vor meinem inneren Auge lebendig und sind zum Greifen nah.

    Die Geschichten, die sich in dem kleinen norddeutschen Dorf abspielen, haben ihre spannenden, skurrilen und humorvollen Seiten. Und überall mischt Mathilda mit, die einfach den Frieden unter allen erhalten will. Es gibt ein paar überraschende Wendungen, die ich so nicht erwartet habe. Alles in allem könnte sich Vieles, was hier geschieht, in jedem beliebigen Ort in Deutschland abspielen – Hauptsache es gibt dort eine Frau mit dem riesengroßen Herzen von Mathilda.

    Ein kurzweiliger, leichter, sehr unterhaltsamer Roman mit einigen kriminellen Elementen, ganz viel Humor und Familiensinn, den ich sehr gerne weiter empfehle. Die 5 Sterne hat er absolut verdient.
    Die verlorene Frau Die verlorene Frau (Buch)
    06.06.2020

    Eine sehr berührende Familiengeschichte

    Rebecca Waterhouse ist 5 Jahre alt, als ihr vom Krieg traumatisierter Vater aus der psychatrischen Klinik, in der er die letzten Jahre verbracht hat, nachhause kommt. Nachhause, das ist die Seaview Farm an der Wittering Bay im Bezirk Chichetser in West Sussex, England. Hier hat sie mit ihrer Mutter Harriet die letzten Jahre gelebt. Nun ist ihr Vater wieder da, leider immer noch jähzornig und gewalttätig. Bis zu dem einen Abend, 8 Jahre später, als Rebecca, aufgeweckt durch einen heftigen Streit, nach unten kommt und ihre Mutter blutend am Boden findet. Ihr Vater hat sich selbst mit einer Pistole, die neben ihm liegt gerichtet.
    Jahre später verschwindet Jessie, die Tochter von Rebecca, mit ihrer kleinen neugeborenen Tochter Elisabeth aus dem St. Dunstan´s Krankenhaus. Vorerst spurlos. Das Fatale: die kleine Elisabeth ist schwer krank und braucht dringend Medikamente.

    Im Jahr 1945 lerne ich Harriet kennen, die auf ihren Mann Josef wartet, der aus dem Krieg in der Normandie zurückkommen soll. Zusammen mit ihm findet sie eine Anstellung in einem herrschaftlichen Haus in der Nähe von London. Harriet beschreibt die Erlebnisse aus dieser Zeit in ihrem Tagebuch.
    Im Jahr 1960 bin ich dabei, wie die 13-jährige Rebecca, nachdem sie ihre toten Eltern gefunden hat, von einem Polizisten stundenlang verhört wird.
    Im Jahr 2014 ist Rebecca von ihrem Kinder- und Jugendfreund Harvey Roberts geschieden. Ihre Tochter Jessie, zu der Rebecca nur einen sehr losen Kontakt hat und die jetzt schwanger ist, lebt bei ihrem Vater. Ihre jüngere Tochter Iris, die sie mit ihrem zweiten Mann John bekommen hat, steckt gerade mitten in der Scheidung von ihrem Mann James.

    In immer wieder wechselnden Zeiten, mit immer wieder wechselnden Protagonisten erfahre ich im Laufe der Geschichte immer mehr von Rebecca, Harvey, Jessica und Iris. Und von einer Frau, die in der Ich-Form immer mal wieder auftritt. Ihrer aller Leben ist etwas verworren, jeder hat mit sich zu tun und versuchen mit der ihrer eigenen Vergangenheit umzugehen. Besonders hat es mir hier Jessie angetan, die schon vor der Geburt ihrer Tochter Elisabeth, die sie nach ihrer Stiefmutter Liz benannt hat, Probleme hat. Ihr Mann James ist mal wieder auf Geschäftsreise im Ausland und kann so bei der Geburt nicht dabei sein. Dann plagt die junge Mutter eine schwere Wochenbettdeprssion und ihre kleine Tochter benötigt dringend ihre regelmäßigen Medikamente. Vor allem hindert sie dann niemand daran, in einem unbeobachteten Augenblick das Krankenhaus zu verlassen und zu verschwinden. Während der Suche nach der jungen Frau hatte ich die allerschlimmsten Befürchtungen, für sie aber vor allem auch für Elisabeth.
    Aber auch die Kapitel, die in die Vergangenheit zurück gehen sind sehr spannend und ich habe mich immer wieder gefragt, wie das alles wohl zusammenhängen mag. Nicht nur die Sichtweise von Rebecca hat mich gefesselt. Auch wenn Harriet erzählt finde ich das sehr berührend. Ich bewundere diese Frau, die, auch wenn ihr Mann sich so stark verändert hat, nicht von ihrer Liebe abweicht.
    Emily Gunnis hat hier Personen geschaffen, die sehr vielschichtig sind, die ich mir gut vorstellen kann, mit denen ich mitfiebern und mit leiden kann. Je näher ich jeden Einzelnen kennenlerne, desto mehr falle ich in die Geschichte hinein.
    Auch die vielfältigen Themen, die hier angeschnitten werden, wie ungewollte Kinderlosigkeit, Wochenbettdepression, Kriegsneurosen, Vergewaltigung, häusliche Gewalt und das anhängliche Verhalten von Reportern, tragen dazu bei, dass ich unbedingt wissen wollte, wie die Geschichte endet.
    So sehr ich das Ende auch herbei gesehnt habe, das schlüssig alle losen Fäden verbindet, so traurig war ich, als ich es erreicht hatte.
    Sehr schön finde ich zu erfahren, wie Emily Gunnis auf dieses so tiefgreifende Thema gekommen ist. Das verrät sie uns am Schluss der Geschichte.
    „Die verlorene Frau“ ist eine einerseits warmherzige, berührende, andererseits anrührende, traurige und manchmal schockierende Geschichte. Mir hat sie einige bewegende Lesestunden geschenkt. Ich vergebe eine Leseempfehlung und 5 glänzende Sterne.
    Das Kind in mir will achtsam morden Karsten Dusse
    Das Kind in mir will achtsam morden (Buch)
    06.06.2020

    Achtsamkeit Teil 2 – einfach genial!

    Björn Diemel lebt, nachdem er seinen Job als Anwalt endgültig an den Nagel gehängt hat, immer noch in seinem Haus über seinem eigenen Kindergarten. Mafiaboss Boris sitzt immer noch eingesperrt im Keller unter dem Kindergarten. Leider hat es Björn immer noch nicht geschafft total achtsam zu sein. Und dann kommt da jemand, der den Kopf von Boris will. Wer ist das und warum hat er sich den nicht selbst geholt? Fragen, die er seinem Therapeuten Joschka Breitner nicht stellen kann. Der macht ihn immer mehr mit seinem inneren Kind bekannt, mit dem Björn sich nun auseinandersetzen muss.


    „Das Kind in mir will achtsam morden“ schließt übergangslos an den ersten Band „Achtsam morden“, von dem ich total begeistert war, an. Dementsprechend hoch waren die Erwartungen an den Folgeband. Und ja, es hat sich wirklich gelohnt.
    Sehr schnell bin ich wieder in der Geschichte drin und gehe mit Björn auf die Suche nach seinem inneren Kind. Hier erfahre ich viel Privates aus der Kindheit und Jugend des „Kindes“, manches für mich als Mutter so schockierend, dass sich manche Handlungen Björn´s heute von selbst erklären.
    Die Erklärungen des Therapeuten Joschka Breitner finde ich sehr gut und nachvollziehbar und kann sogar das ein oder andere für mich selbst mitnehmen.

    Auch in diesem zweiten Band spielt der Autor wieder seinen eigenwilligen, manchmal sehr schwarzen Humor aus. An einigen Stellen habe ich herzhaft lachen müssen, so skurril sind die Szenen. Mein Kopfkino kam kaum hinterher, so schnell wechseln die Handlungen und es ist gar nicht so einfach, achtsam zu sein. Das innere Kind ist sehr kreativ und ich musste immer wieder schmunzeln, auf welche witzigen Lösungen es immer wieder kommt. Die Dialoge, die der große Björn mit dem inneren Björn führt, finde ich einfach nur klasse.

    Wie schon im ersten Band sind auch hier die neuen Figuren sehr detailliert und gut vorstellbar ausgearbeitet. Hier setzt der Autor seiner Fantasie keine Grenzen, lässt z.B. einen ehemaligen Kunsthistoriker zum Mafiamitglied werden und zwei Tote kunstvoll an einem Tisch arrangieren oder mit dem E-Roller fahren.

    Schön finde ich auch diesmal wieder die Zitate von Joschka Breitner vor jedem neuen Kapitel. „Die Kreativität ihres inneren Kindes mag verstörend wirken. Das war die Erfindung des Rades allerdings auch“. Zitat S. 289.
    Die meist kurzen Kapitel, dazu die intelligente, humorige Schreibweise von Karsten Dusse machen die Geschichte sehr schnell und ich musste mich zügeln, das Buch nicht in einem Rutsch durchzulesen.

    Eine mit schwarzem Humor und vielen Emotionen gespickte Geschichte, aus der ich einiges für mein inneres Kind mitgenommen habe.
    Für mich waren diese Lesestunden ein absoluter Genuss.
    Auszeit bei den Abendrots Alexandra Holenstein
    Auszeit bei den Abendrots (Buch)
    02.06.2020

    Der Lebenshase schlägt manchmal unerwartete Haken

    Gerade noch war Helene Abendrot, 48, happy. Zusammen mit ihrem Mann Josef, 52, ist sie auf dem Weg nach Venedig zu ihren Bekannten Susanne und Rüdiger um dort mit ihnen zusammen 10 Tage Urlaub zu verbringen. Nun sitzt sie etwas verdattert allein im Auto, „stehengelassen wie ein ausrangierter Regenschirm“ an einer wenig frequentierten Autobahn-Mautstelle. Josef ist ausgestiegen und macht sich mit Sack und Pack auf den Weg gemacht– aber wohin? Endlich, nach ein paar Tagen ein Lebenszeichen per Email. Er hat eine Lebenskrise, möchte in sich hineinhören, seine Bedürfnisse erspüren. Und Helene, die nimmt, unterstützt von ihrer besten Freundin Adrienne, ihr Leben in die eigenen Hände.
    Natürlich rätselt Helene, was ihren Mann zu seiner für sie sehr spontanen Handlung veranlasst hat. Midlifecrisis – nein, das kann sie sich nicht vorstellen. Eine Affäre – nein, doch nicht ihr Josef – oder doch? Ja, Josef hat, wie man leider schon aus dem Klappentext erfährt, eine Geliebte, seine junge Assistenzärztin Nathalie, mit der er neuen Liebesgenuss erlebt und gedenkt sein weiteres Leben mit ihr zu verbringen. Trotzdem will er sich bei Helene, falls seine Pläne doch nicht aufgehen sollten, ein Hintertürchen offen halten.
    Ha, aber nicht mit ihr. Helene, die ihre Geschichte in der Ich-Form erzählt, ist, wie ihr Mann Josef ihr attestiert, eine starke, tatkräftige Frau, die ihr neues Leben nun ohne ihre Gatten in die Hand nimmt und unternimmt, was sie schon immer mal machen wollte.

    Alexandra Holenstein erzählt in ihrem zweiten Roman die Geschichte einer Ehe, manchmal etwas überzogen, wie ich sie mir sehr gut vorstellen kann. In welcher Ehe kriselt es nach so vielen Jahren Gemeinsamkeit nicht mal. Welcher Mann hat nicht hier und da mal „Ausbrecher-Phantasien“. An Helene kann sich hier jede Frau, der dies in der ein oder anderen Form mal passiert ein Beispiel nehmen.

    Was meinem Kopfkino besonders gut gefallen hat, sind die vielen kleinen Bilder über die ich laut habe lachen oder schmunzeln müssen. Sei es bei einem Bademantel, der sich (un)absichtlich öffnet, als Josef an seiner Haustüre klingelt oder eine selbstgestrickte Wollsocke, die sich Helene bei einem Malkurs entgegen streckt. Die Autorin hat ein wunderbares Talent kleine Szenen in bildhafte Worte umzusetzen. Und die Aneinanderreihung dieser führt zu diesem wunderbar humorvollen, aber auch manchmal nachdenklichen, vor allem sehr liebevollen Roman.

    Ja, die Liebe ist sowohl auf Helenes Seite als auch bei Josef, vielleicht anfangs nicht ganz so stark wie bei Helene, durch den ganzen Roman hindurch spürbar. Und so habe ich gehofft und gebangt, ob und wie dieses Paar wieder zusammen findet.

    Mit Helene und Josef hat die Autorin zwei sehr menschliche Protagonisten geschaffen, denen ich ihr Tun und Handeln sofort abgenommen habe. Dazu kommen weitere Menschen im Umfeld der Beiden, die ich wegen ihrer Charaktere sehr mag: Sohn Tobias z.B. und vor allem Helenes Yoga-Freundin Adrienne, die Helene mit ihren klugen Tipps und Ratschlägen immer wieder auf Spur bringt. Mit Rüdiger und Susanne oder auch Anton Friedrieich hingegen möchte ich nicht befreundet sein. Und Lego, den Hund der Abendrots würde ich sofort adoptieren.

    Diesem humorvollen, lebensklugen, spannenden und sehr unterhaltsamen Roman bekommt von mir sehr gerne 5 goldene Sterne und meine absolute Leseempfehlung.
    Requiem für einen Freund Elisabeth Herrmann
    Requiem für einen Freund (Buch)
    24.05.2020

    Wie immer Spitzenklasse

    Nachdem der Berliner Anwalt Joachim Vernau im vergangenen Jahr dem Tod gerade noch mal von der Schippe gesprungen ist, macht er nun einen Neuanfang. In einem winzigen Mietbüro versucht er an alte Zeiten anzuknüpfen, was ihm eher schlecht als recht gelingt. Dann kommt auch noch die Ansage einer Betriebsprüfung der letzten 4 Jahre. Die Zusammenarbeit mit Steuerprüfer Udo Fischer gestaltet sich recht vielversprechend. Bis er Vernau am 2. Abend zurück ins Büro beordert, wo Vernau ihn erschossen findet.
    Freitag, den 13.3. genau vor 4 Jahren wird Staatsanwältin für Wirtschaftssachen zusammen mit ihren gerade erst erworbenen Hundewelpen tot in ihrem Pkw gefunden. Hat sie sich wirklich selbst mit Autoabgasen das Leben genommen?
    An diesem 13.3. genau vor 4 Jahren hat sich Joachim Vernau nach einem feucht-fröhlichen Gelage mit seinem Freund Sebastian Marquardt im Restaurant Peppone eine Quittung geben lassen. Genau diese Quittung hat Udo Fischer gesucht – und die ist nun verschwunden. Als Vernau am nächsten Tag bei einem bewaffneten Raubüberfall seine Bürokarte, seinen Laptop und vor allem seinen Kalender an die Räuber verliert, ist er sich sicher, dass dies alles nicht nur mit dem verschwundenen Beleg und dem Tod von Udo Fischer zusammen hängt.


    Joachim Vernau, den smarten, nicht sehr erfolgreichen Berliner Anwalt, der aber immer da ist, wenn es brenzlig wird, habe ich schon bei einigen Fällen begleitet und richtig ins Herz geschlossen. Da einige seiner Fälle schon verfilmt wurden, habe ich beim Lesen immer Jan Josef Liefers vor Augen. Ich freue mich schon sehr, wenn ich auch dieses Buch vielleicht bald im Fernsehen anschauen kann.

    Elisabeth Herrmann schafft es mit ihrem so eingängigen, leichten und geradlinigen Schreib- und Erzählstil mich ab der ersten Seite zu fesseln und bis zum Schluss nicht mehr loszulassen. Sie schafft es, dass ich Gefühle wie Wut, Hass und Rache, aber auch Liebe und Fürsorge, die Vernau empfindet sehr gut nachvollziehen, ja fast spüren kann. Wenn es hektisch oder gefährlich wird, färbt es auf mich ab und ich fange an schneller zu lesen.

    Ihre Figuren wirken mit ihren sehr verschiedenen Charakteren so menschlich, egal ob gut oder böse. Insgesamt finde ich es schwierig für mich zu entscheiden, mag ich sie oder mag ich sie nicht. Weil fast keiner von ihnen nur abgrundböse ist, sonder auch mal eine gute Seite aufblitzt.

    Der Kriminalfall, den Joachim Vernau aus seiner Sicht erzählt, führt mich von Berlin aus nach Hong Kong und zurück. Es geht um Wirtschaftskriminalität, Geldwäsche, Korruption, Gewalt und mehrfachen Mord. Vernau wird mit seiner Vergangenheit konfrontiert und in der Gegenwart fürchtet er mal wieder um sein Leben. Ich blicke in die dunklen Abgründe einer Finanzverwaltung und ins Gesicht eines chinesischen Baulöwe.

    Auch dies ist wieder so eine Geschichte, bei der ich das Buch fast nicht aus der Hand legen konnte und das viel zu schnell ausgelesen war.

    Der spannende, interessante, mitreißende Krimi vor der grandiosen Kulisse von Hong Kong und den etwas ruhigeren Ansichten von Berlin und Personen, die ich nicht alle kennenlernen möchte, hat die volle Punktzahl von 5 Sternen und eine Leseempfehlung absolut verdient.
    Ahrtrüffel Marion Demme-Zech
    Ahrtrüffel (Buch)
    23.05.2020

    Auf den Spuren von Trüffeln

    xAuf der Suche nach einem noch nicht geklonten Trüffel auf seiner Plantage in der Nähe von Sinzig im Ahrtal in der Eifel macht Unternehmer Peter Siedenburg eine schreckliche Entdeckung. Eine skelettierte Hand umschließt ein großes Exemplar dieser köstlichen unterirdisch wachsenden Pilze. Schnell stellt sich heraus, wer dieser Tote ist, und Peter Siedenburg rückt in den Fokus der Polizei.
    Die junge Journalistin Greta Schönherr wollte eigentlich nur ein Portrait des Unternehmers schreiben. Obwohl Greta ihm nicht traut, wittert sie eine große Story und willigt ein, ihm bei dem Beweis seiner Unschuld zu helfen.


    Marion Demme-Zech und Frank Krajewski nehmen mich mit in die Zukunft in das Jahre 2034, und in Rückblicken in die Jahre 2005 und 2022. Und zwar nicht verrückt und abgedreht, sondern sehr realistisch, dass ich mir die meisten Situationen sehr gut vorstellen und nachvollziehen kann. Dadurch, dass Ort, Datum und Zeit vor jedem neuen Kapitel angegeben sind, habe ich mit den Zeitsprüngen überhaupt keine Probleme. Im Gegenteil finde ich es gut, dass ich durch die Zeitsprünge zurück in die Vergangenheit noch mehr Informationen bekomme.

    Wie der Titel schon verrät, geht es um Trüffel, von denen ich sehr viel Wissenswertes über deren Vermehrung und den Schutz erfahre. Durch die ausschweifende Behandlung dieses Themas geht allerdings sehr viel an Spannung, die sich zwar immer wieder aufbaut, verloren. Der Mord tritt immer wieder in den Hintergrund.

    Die Protagonisten sind sehr farbig und bildhaft beschrieben, haben ihre Ecken und Kanten und sehr unterschiedliche und vielfältige Charaktere.
    Besonders Greta, die anfangs noch schüchterne und mit wenig Selbstvertrauen ausgestattete Journalistin mit ihrer offenen und ehrlichen Art, habe ich schnell ins Herz geschlossen. Durch Sean, den sie aus ihrem Technik-Journalismus-Studium in Bonn kennt und sehr mag, entwickelt sie sich sehr positiv.
    Das krasse Gegenteil dazu sind der manipulative, überhebliche und verlogen Unternehmer Peter Siedenburg, seine Frau Monica und der ehemalige Teilhaber. Die Drei haben sich gesucht und gefunden, unsympathisch ab unserem ersten Zusammentreffen.

    Der Kriminalfall ist schon sehr interessant, vor allem, weil hier die Polizeipräsenz fast gänzlich fehlt und von einer jungen Frau „ermittelt“ wird. Es gibt einige unverhoffte Wendungen, die mich immer wieder von meiner eigenen Spur abgebracht haben. Auch das Ende hatte ich so nicht erwartet.

    Ein lesenswerter Krimi mit ein bisserl zu viel Trüffel, den ich aber trotzdem gerne weiter empfehle.
    Blutige Düne Sabine Weiß
    Blutige Düne (Buch)
    09.05.2020

    Hier ist nix mit beschaulichem Sylt

    So hat sich die Flensburger Kommissarin Liv Lammers ihr Wochenende auf Sylt, bei dem sie eigentlich den Geburtstag ihrer Freundin Katharina feiern wollte, nicht vorgestellt. Anstatt zu feiern, muss sie arbeiten. In der so genannten Mörderkuhle bei Tinnum am Strand wir eine am Baum aufgeknüpfte Leiche gefunden. René Höpen, genannt Rocco war Geschäftsführer einer Westerländer Table-Dance-Bar. Ein Tattoo weist darauf hin, dass er aktiven Rocker war. Unschuldslamm war er zu Lebzeiten jedenfalls nicht. Da die Tat mit organisierter Kriminalität zu tun hat, übernimmt das LKA den Fall.
    Es gibt noch ein weiteres Opfer. Der junge Umweltschützer Tobias Schulke wird in den Dünen schwer verletzt aufgefunden. Die beiden Taten scheinen zusammen zu hängen. Denn sowohl bei Rocco als auch bei Tobias ist schwarzer Nagellack im Spiel.


    Dies ist bereits der 4. Fall, den ich mit Liv Lammers auf ihrer Heimatinsel, die sie schon vor vielen Jahren verlassen hat, lösen werde. Da auch dieser Fall am Ende des Buches gelöst und abgeschlossen ist, kann man dieses Buch auch gut ohne Kenntnis der ersten drei Fälle lesen. Natürlich kann man die Protagonisten, hier z.B. die Ermittler, natürlich viel besser kennenlernen, wenn man alle Fälle mit ihnen zusammen löst.
    Hier ist es nicht nur der Mordfall und der Fall des jungen Umweltschützers die Liv beschäftigen. Auch ihr Vater, der mit ihrer Schwester, ihrem Neffen und einer Haushälterin immer noch auf Sylt lebt, setzt ihr zu. Bei dem, was sich ihr Vater hier geleistet hat, kann ich Liv sehr gut verstehen, dass sie nichts mehr mit ihm zu tun haben will. Andeutungen, die dazu auch in ihre Richtung gemacht werden, werden leider nicht aufgelöst.

    Der Fall nimmt rasant an Fahrt auf, denn gleich zu Anfang werde ich mit der ersten Leiche konfrontiert. Schnell kommt der Mordversuch an dem jungen Bufdi, der sich um den Umwelt- und Dünenschutz kümmert, dazu. Aber dabei bleibt es nicht.
    Die Spannung steigt stetig an. Mit einigen Wendungen hat mich Sabine Weiß von der Spur des Mörders abgebracht bzw. ich bin erst gar nicht dorthin gekommen. Die Ermittlungen haben mir wieder sehr viel Spaß gemacht. Vor allem, weil ich mit der hier gebotenen Auflösung absolut nicht gerechnet und ich mit dem Täter sogar ein bisserl Mitleid.

    Bei diesem Fall werde ich mit dem Rocker- und Prostituiertenmilieu konfrontiert. Es erschreckt und schockiert mich einerseits, wenn ich lese, wie mit diesen meist blutjungen Mädchen aus den Ostblockstaaten umgegangen wird. Andererseits werden aber auch viele Klischees bedient, was mich an einigen Stellen ein bisserl gestört hat. Interessant zu lesen war es allemal.

    Ein Krimi, gesettet auf der Insel der Reichen und Schönen und meiner liebsten Nordseeinsel Sylt. Mir hat auch diese spannende und interessante Geschichte wieder gut gefallen. Und dank der eindeutigen Andeutungen zum Schluss freue ich mich nun auf den nächsten Fall, bei dem ich Liv gerne wieder über die Schulter schauen werde.
    Ich bin keine Super-Mom und will auch keine werden Ich bin keine Super-Mom und will auch keine werden (Buch)
    05.05.2020

    Es geht nichts über die Liebe einer Mama

    Mama zu sein ist heutzutage schon eine Herausforderung. Nicht nur, wenn man alles besser machen will als die Anderen.

    Susi Groth hat mich mit ihrem Buch „Ich bin keine Super-Mom und will auch keine werden“ von der ersten Seite an angesprochen. Sie schreibt mir, auch wenn ich 24 Jahre älter bin, aus der Seele. Ich war sofort an ihrer Seite und kann sie in ihren Ansichten so gut verstehen. Auch wenn die Super-Moms zu der Zeit, als meine beiden Kinder noch in den Kindergarten gingen, noch nicht so anstrengend waren wie heute, gab es doch einige, die ich hier im Buch wiederfinde. Gut, dass Susi nicht dazu gehört und auch nicht dazu gehören will.

    21 Kapitel über Alles, mit was sich eine Mama so herum schlagen muss – oder auch nicht.
    Susi beherrscht die typische leicht angenervte Sing-Sang-Sprache ihre Großen perfekt.
    Eine überambitionierte, übereifrige, oberschlaue Super-Mom will sie gar nicht sein. Sie ist eher eine ganz normale Mama, die nur das Beste für ihre Kinder will, ohne sie und auch sich selbst zu überfordern.
    Ihr Kleiner mag das Essen aus den Gläschen oder der Tiefkühltruhe lieber als das Selbstgekochte – na und. Sie macht nicht mit bei diesem größer, toller, schöner, besser, höher, aufwendiger, gesünder und glitzernder Challenge, die immer abstrusere Formen annimmt. Ihre beiden Buben lieben sie trotzdem. Und Susi, sie macht so gut wie sie kann Papierflieger z.B. oder Geburtstagskuchen ohne „Fondong.“ Sie hat ihre Zunge nicht immer im Griff, ist um eine Ausrede nie verlegen und tut sich schwer beim „Nein“ vermeiden. Aber für ihren Kurzen und den Großen ist sie die Größte.
    Sie erzählt vom Urlaub bzw. von der Heimfahrt, von Krankheiten und von Schnäppchen, die man auf dem Flohmarkt machen kann. Ich lerne ihre Sicht auf Influencer und deren Follower kennen. Sie resümiert über die verschiedensten Sportarten bis sie eine Vibrationsplatte bekommt. Die entscheidende Erkenntnis für mich aber ist: Nehmt euch auch mal eine Auszeit – ohne die Kinder.

    An dieser Bodenständigkeit und Normalität könnten sich manche Mamas ein Beispiel nehmen. Ich habe diesen Einblick in Susis Leben sehr genossen.
    Buchenberger, A: Bluadsbagage Buchenberger, A: Bluadsbagage (Buch)
    05.05.2020

    Ganz nach meinem Geschmack

    In Niederöd brennt das Pfarrhaus. Leider kommt die Feuerwehr zu spät und der ghanaische Pfarrer Adofo Danso verbrennt in seinem Bett. Alles deutet auf Brandstiftung und Mord hin. Hauptkommissarin Hanna Schmiedinger von der Mordkommission in Traunstein und ihr Team nehmen die Ermittlungen auf.
    Haben Bürger mit rechter Gesinnung, von denen es in dem kleinen Ort einige gibt, den neuen Pfarrer so aus ihrer Gemeinde „entfernt“?


    Hanna Schmiedinger muss sich in dieser Geschichte nicht nur mit dem Fall des toten Pfarrers herumschlagen, bei dem es viele Motive und einige Verdächtige gibt, aber leider nichts konkretes. Sie bekommt es mit den Ausschreitungen einer Gruppe Engländer zu tun, die sich im Golfhotel ihres Freundes Florian Bauer vor den Toren Burghausens eingemietet haben und sich wegen eines falsch notierten Golfergebnisses die Köpfe einschlagen. Bei einer Befragung verschwinden zwei ihrer Kollegen spurlos. Der neue Chef Harald Kreisler geht Hanna auf den Keks. Und als ob das alles noch nicht reicht, wird auch das Haus, in dem Hanna lebt, renoviert und der Krach und der Lärm setzen der Kommissarin richtig zu. Es klemmt also an allen Ecken und Enden. Aber es gibt für alles eine Lösung.

    Alex Buchberger hat auch in diesem Buch seiner Fantasie viel freien Raum gelassen und eine Geschichte mit skurrilen Figuren und einem eigenwilligen Plot konstruiert. Überspitzt und überzogen bis kurz vor der Unglaubwürdigkeit habe ich immer wieder mal schmunzeln müssen. Mag es manchmal noch so abstrus hergehen – seit ich Hanna Schmiedinger und ihr Team in ihrem ersten Fall „Hannas Leichen“ kennengelernt habe, mag ich es genau so.

    Das Private, was ich bei Krimis so liebe, hat auch hier einen hohen Stellenwert. Bei Hannas Liebesleben kommt langsam Schwung rein. Bei Sabrina Hornsteiner und dem aggressive und cholerische Neuen im Team, Ralf Schneider, sprühen die Funken. Rainer Talgruber findet eine gute Lösung für seine demenzkranke Mutter.

    Der Fall des verbrannten Pfarrers ist ganz schön knifflig, löst sich aber auf, kurz nachdem drei Verdächtige festgenommen werden können. Und zwar so, wie ich es mir schon fast gedacht hatte. Alles löst sich nachvollziehbar und für mich schlüssig auf. Hanna kann endlich ein bisserl aufatmen.

    Leser von blutunterlaufenen und actionreichen Krimis kommen hier nicht auf ihre Kosten. Wer sich aber mit einem gut konstruierten Fall mit Wendungen, gespickt mit reichlich hintergründigem Humor beschäftigen mag, der ist hier genau richtig. Mich hat die "Bluadsbagage" richtig gut unterhalten.
    Die Fotografin - Die Welt von morgen Die Fotografin - Die Welt von morgen (Buch)
    02.05.2020

    Eine großartige Fortsetzung

    Mimi Reventlow und Anton Schaufler sagen dem Tonihof ade und gehen wieder auf Wanderschaft. Während Anton mit seinem Postkartenverkauf durchstartet und richtig gutes Geld macht, hat es Mimi immer schwerer Aufträge zu bekommen. Für eine kurze Zeit lassen sie sich in Berlin nieder. Doch auch hier findet Mimi niemanden, der sie als Gastfotografin aufnehmen will. Anton schuftet derweil im Pigalle, einer Tanzbar, die ihm leider kein Glück bringt. Auf Besuch in Ulm erfahren Sie, dass die Druckerei, bei der sie immer wieder ihre Druckaufträge haben erledigen lassen, nach dem Tod des Inhabers von dessen Sohn verkauft werden soll. Eine neue Idee entsteht...


    Dies ist der 3. Band um die Wanderfotografin Mimi Reventlow aus Esslingen. Nach „Am Anfang des Weges“ und „Die Zeit der Entscheidung“ nimmt mich Petra Durst-Benning nun mit in „Die Welt von morgen“.

    Es ist wie alte Bekannte wiedertreffen, wenn ich von Mimi, Anton, Alexander, der in Stuttgart weiter an seiner Künstlerkarriere arbeitet und seinem Förderer Mylo, den ich immer noch nicht ganz durchschaue, lese. Von Bernadette Furtwängler mit ihrer Schaffarm, die gerade in ihren Hochzeitsvorbereitungen aufgeht, bis – das lest ihr bitte selbst - und den vielen Anderen, die ich bei meinen letzten beiden Besuchen auf der Schwäbischen Alb kennengelernt habe und die mir richtig ans Herz gewachsen sind.
    Mimi und Anton beeindrucken mich immer mit ihren kreativen Ideen und ihrem Überlebenswillen. Vor allem von Mimi kann Frau von heute viel lernen. Sie lässt sich einfach nicht unterkriegen, kennt kein Wehklagen und schafft es immer wieder von Neuem auf die Beine zu kommen. Ich bewundere diese Frau mit ihrem Mut und ihrer Unerschrockenheit sehr.
    Gerade in der jetzigen Zeit, wo auch wir immer wieder vor neue Herausforderungen gestellt werden und gezwungen sind uns neu zu erfinden, um unsere Zukunft zu sichern, ist dieses Buch absolut lesenswert. Von Mimi und Anton können wir uns einiges abschauen.
    Ein Zitat, das ich mir aufgeschrieben habe, das die Situation von Mimi genau trifft: „Alte Wege öffnen keine neuen Türen“.
    Mimi und Anton tun alles um neue Wege zu finden und neue Türen zu öffnen.

    Auch hier lerne ich wieder neue Menschen kennen, von denen mich Corinne mit ihrer Schafherde, die sie von Südfrankreich aus bis zur Schwäbischen Alb gebracht hat, am meisten beeindruckt hat. Ich hoffe, dass ich auch sie im nächsten Band wiederlesen und noch mehr von ihr erfahren werde.

    Ein Thema, das auch immer wieder aufgegriffen wird – die Gleichberechtigung der Frau. Sei es beim Führen einer Firma oder beim Autofahren – die Männer taten sich um 1912 sehr schwer mit der immer mehr werdenden Präsenz der Frau. Erschreckend, wenn ich bedenke, dass sich da in manchen Ländern bis heute nichts geändert hat. Um so schöner zu lesen, wie Mimi sich da durchkämpft.

    Da Petra Durst-Benning durch die Gedanken ihrer Protagonisten immer mal wieder in die Vergangenheit schaut, ist es auch für Neueinsteiger kein Problem dieses Buch zu lesen. Natürlich lerne ich gerade Mimi und Anton wesentlich besser kennen, wenn ich sie seit „Am Anfang des Weges“ und durch „Die Zeit der Entscheidung“ begleite. Lohnen tut sich das auf alle Fälle.

    Ein toller historischer Roman über eine starke interessante Frau, die sich nicht unterkriegen lässt, die Mut macht und die mich auch diesmal wieder richtig beeindruckt hat.
    Ich kann es kaum erwarten, bis es im September mit „Die Stunde der Sehnsucht“ weiter geht.
    Berge, Ziegen und andere Schwierigkeiten Sabine Buxbaum
    Berge, Ziegen und andere Schwierigkeiten (Buch)
    28.04.2020

    Wenn eine Tür sich schließt, geht eine andere auf

    Nachdem ihre Hochzeit mit ihrem Freund Stefan geplatzt ist, flieht die junge Internistin Lena Schweiger von Wien in den kleinen Ort Feldbach zwischen Ischgl und Galltür ins Paznauntal in Tirol. Hier hat sie von ihrer Großmutter einen Bergbauernhof geerbt, den sie renovieren und verkaufen will. Im Ort übernimmt sie die Hausarztpraxis von Dr. Marte, der sich krankheitsbedingt langsam aus seinem Beruf zurückziehen will. Schon nach den ersten Tagen und den ersten grantelnden Patienten überlegt Lena, ob sie nicht doch besser zurück nach Wien geht. Doch Bauer Michael, vom Nachbarhof den sie schon als Kind gemocht hat, wenn sie Ferien bei ihrer Oma gemacht hat, geht ihr nicht mehr aus dem Kopf…


    Die Tage, die ich hier in Feldbach und auf dem Bergbauernhof von Lena verbringen durfte, war wie eine kleine Auszeit. Wunderschöne Landschaftsbeschreibungen machen richtig Lust auf dieses Fleckchen Erde. Hier gibt es sie noch, die blühenden Blumenwiesen und die klaren Gebirgsbäche.

    Auch die Menschen hier sind von einem eigenen Schlag. Aber Lena hat eine so sympathische und einnehmende Art, dass es ihr auch dem dem größten Griesgram gelingt, ihn für sich einzunehmen.
    Überhaupt mag ich die meisten Menschen, denen ich hier begegne, mit ihrer geradlinigen und ehrlichen Art. Gut, einen Hotelier, den ich kennenlerne, zähle ich nicht dazu. Neben den Hauptprotagonisten Lena und Michael habe ich besonders Arzthelferin Berta ins Herz geschlossen. Den Wandel, den sie hier durchmacht, fand ich sehr schön.

    Sabine Buxbaum erzählt die Geschichte von Lena und ihrem Bergbauernhof mit den Ziegen, den Hühnern und Kater Lauser in einer leichten, sehr bildhaften Sprache. Die Bilder hatte ich beim Lesen immer vor Augen und habe mich gut in diese wunderschöne kleine Welt hinein träumen können.

    Eine kleine Liebesgeschichte mit wunderbaren Menschen vor der traumhaft schönen Kulisse des Paznauntales, die mir unterhaltsame Lesestunden geschenkt haben.
    Mitten im August Luca Ventura
    Mitten im August (Buch)
    26.04.2020

    Ein guter Auftakt zu einer neuen Reihe

    Im Meer vor dem Strand von Punta Carena im Südwesten der italienischen Insel Capri treibt ein Ruderboot mit einem jungen Mann. Er weist mehrere Stichverletzungen auf, die zum Tod geführt haben. Der Tote, Jack Milani, Sohn reicher Eltern mit einem Ferienhaus auf Capri, wohnte hier mit seiner Freundin Sofia. Nun ist Jack tot und Sofia ist verschwunden. Ist sie ebenfalls einem Verbrechen zum opfer gefallen?
    Für den Inselpolizisten Enrico Rizzi ist es der erste Mordfall auf der kleinen Insel. Zusammen mit seiner neuen Kollegin Antonia Cirillo geht er auf Spuren- und Mördersuche.


    Capri, eine meiner Sehnsuchtsinseln. Ich habe es genossen, mit Rizzi und Antonia auf der Insel und in Neapel unterwegs zu sein. Wunderschöne Landschaftsbeschreibungen, ein so leichtes und unkompliziertes Lebensgefühl, das man auf jeder Seite spürt und Ermittler, die sofort meine Sympathie errungen haben. Dazu ein Kriminalfall, der mit vielen Verdächtigen und einigen Wendungen aufwartet.

    Es ist ein eher leiser, sanften oder ruhiger Krimi, was vielleicht auch an der Entspanntheit seiner Protagonisten liegt. Auf der Insel geht alles ein paar Schritte bedächtiger vor sich. Außer, wenn ich nach Neapel komme. Da ist Hektik vorprogrammiert und die Kommissare von einer ganz anderen Art, über die ich mich nur aufregen kann. Wie ich das meine? Das lest bitte alle selbst.
    Ich kann sehr gut mit ermitteln und fiebere mit, wenn sich wieder ein neuer Verdacht auftut. Doch meist laufen die Ermittlungen ins Leere, lassen sich nicht bestätigen. Sehr gut gefallen haben mir auch die Cliffhanger, die mich derart zum weiterlesen animiert haben, dass es nicht lange gedauert hat, bis der Lesestoff schon wieder aus und der Täter endlich dingfest gemacht war.

    In diesem Krimi geht es neben dem eigentlichen Kriminalfall auch um den Umweltschutz, um die Verschmutzung der Meere mit CO². Diesem Thema widmen sich Jack Milan und seine Freundin Sofia. Bei der Vermeidung von Pestiziden bei der Weinlese beweist Enrico Rizzi seinem Vater, dass Marienkäferlarven die Blattläuse besser bekämpfen bzw. vertilgen können als Brennnesselsud.

    Sehr schön gestaltet finde die Klappeninnenseiten. In der Vorderseite bekomme ich eine Ansicht der Insel Capri mit ihren Sehenswürdigkeiten. In der hinteren Klappe zeigt mir die kleine Insel, wo genau sie in Italien liegt.

    Mir der hat Auftakt zu dieser Capri-Krimi-Reihe gut gefallen. Ich würde mich freuen, bald von der Weiterentwicklung der Protagonisten und einem neuen Fall lesen zu dürfen.
    Die 12 Leidensstationen nach Pasing Die 12 Leidensstationen nach Pasing (Buch)
    25.04.2020

    Ein Sommer wie ein Rausch

    München-Pasing im Sommer 1985. Stefan und seine Freunde Richard Deibel, Roderick Thorwald und Meindorff sind die Kajal-Clique und auf der Suche nach den 3 P = Party, Petting und Punkmusik. Am Kiosk von Hanni und Roman bekommen auch 15-jährige Zigaretten (geraucht wurde MS blue und Nils ohne Filter), Paulaner Urtyp, Weißbier und Sechsämtertropfen. Aber vor allem gieren sie nach dem „ersten Mal“.


    Stefan Wimmer erzählt aus seinen Erfahrungen, die er, der 15-jährige Gymnasiast der 10. Klasse des humanistischen Karlsgymnasiums im Pasing des Sommers 1985 gesammelt hat in der Ich-Form.
    In vielen kleinen Geschichten begleite ich ihn in den Stadtpark, in verschiedene Kneipen und Eiscafees, die es heute alle nicht mehr gibt. Begleite ihn und seine Freunde auf Partys mit Musik, die damals absolut nicht meins war. Bin dabei wenn sie im Elektro-Markt auf Diebestour nach Schallplatten gehen, die Deibel sogar auf Bestellung beschafft. Ich sitze mit ihm und seinen Freunden hinter einer Telefonzelle, die man heute, wenn überhaupt, nur noch als Dekorationselement kennt, und höre den Prolls vor´m Pasinger Bahnhof beim Lamentieren zu. Ich sitze mit ihm im Klassenzimmer und kann so gut mit ihm fühlen, wenn sein Lehrer mal wieder nicht seiner Meinung ist. Und er erzählt, wie er nach langem beschwerlichem Weg endlich seine Unschuld verliert.

    Der Autor nimmt mich mit auf eine Zeitreise in ein Pasing, in dem sich bis heute so Vieles verändert hat. Einiges, was er beschreibt, kenne ich noch aus der Zeit, als ich noch im Westend gewohnt habe. Ich habe oft schmunzeln müssen, weil die Gedanken, die dem 15-jährigen durch den Kopf gehen, in dem Alter auch meine waren. An manchen Stellen habe ich herzhaft lachen müssen. Meine Mundwinkel waren beim Lesen oft nach oben gezogen. Stefan Wimmer versteht es, den Leser mitzunehmen, hinein in eine so andere Welt. Die Welt eines Jugendlichen, die fasziniert und die heute, 35 Jahre später, irgendwie unwirklich erscheinend.

    Der müncherische Sprachgebrauch blitzt immer wieder hervor, lässt sich aber sehr gut auch für Nichtbayern lesen, braucht fast keine Übersetzung.

    Bei diesem Buch habe ich es sehr bedauert, als der Schluss dann viel zu schnell da war. Ich wäre der Kajal-Clique noch ewig gefolgt.
    Der Himmel so rot Der Himmel so rot (Buch)
    21.04.2020

    Erschreckender Rückblick

    Peter Schmickler ist mit seiner Sonde am Duisburger Kaiserberg in der Nähe der Denkmalwiese unterwegs, als er bei einem Ausschlag menschliche Knochen und eine Kette findet. Wer ist diese Frau und wo kommt sie her. Hauptkommissarin Sofia Barucci versucht zusammen mit ihren Kollegen Licht ins Dunkel zu bringen und stößt bald auf Verbindungen, die nach Norditalien zeigen. Aber irgendjemand ist den Kommissaren immer einen schritt voraus und unternimmt alles, um die Ermittlungen zu boykottieren. Aber warum? Was steckt dahinter?


    Mit ihren Büchern „Friedensengel“ und „Himmelskinder“ hat Marion Feldhausen schon einen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen. Daher war es für mich ein Muss, auch dieses Buch zu lesen. Und ich wurde nicht enttäuscht. Ganz im Gegenteil.

    Mit ihrem einerseits leichten und lockeren, auf der anderen Seite sehr eindringlichen und zum Nachdenken anregenden Schreibstil, der die Spannung immer weiter anheizt, hat mich die Autorin sehr schnell gefangen und in die Geschichte hinein gezogen. Es passiert so viel und ich muss aufpassen, dass ich nicht wichtige Details verpasse. Vor allem die Dialoge, die manchmal sogar witzigen Gespräche geben dem eher spröden Ermittleralltag eine gewisse Leichtigkeit.

    Hauptkommissarin Sofia Barucci mit ihren italienischen Wurzeln, Oberkommissar Paul Scholten und vor allem Herma, die gute Seele des Kommissariats habe ich schnell ins Herz geschlossen. Staatsanwalt und Freund von Sofia Roland Hecht dagegen muss noch einiges tun, um sich meine Sympathien zu sichern.

    Geschickt verbindet die Autorin geschichtliche Fakten mit Fiktivem und gibt mir immer wieder Anlass meine Gedanken zu dem Fall zu überdenken. Obwohl ich ziemlich schnell eine Idee hatte, wer hier für einigen Wirbel sorgen würde, hat es sehr lange gedauert, bis ich die endgültige Gewissheit dazu hatte

    Als dann die Sprache in Einblendungen auf Geschehnisse vom August 1944 in dem kleinen Bergdorf Santa Maria in Norditalien kommt, habe ich hier und da schlucken müssen. Es ist mir einfach unverständlich, wie Menschen sich solche Grausamkeiten einfallen lassen können. Und anschließend weiterleben, als wäre nichts geschehen. Bzw. auch noch so tun, als wäre das zu dieser Zeit „normal“ gewesen.

    Die Schlussszene dagegen finde ich einfach nur wunderschön und hat mich mit der Geschichte ausgesöhnt.

    Ein fesselnder Roman voller Lebendigkeit, voller Emotionen, voller Dramatik, der mich für einige Stunden sehr gut unterhalten, aber auch fassungslos gemacht hat. Ein Roman, über den ich bestimmt auch immer wieder nachdenken werde.
    Nur Rudi tanzte schräger Dany R. Wood
    Nur Rudi tanzte schräger (Buch)
    20.04.2020

    Wie Oma Käthe zur Dancing-Queen-Mum wird

    Oberkommissar Jupp Backes ist verzweifelt: Er würde so gerne einen Töpferkurs machen, aber seine Frau Inge schleppt ihn zu einem Tango Kurs. Von dem sie auch nicht ablässt, als ihre Zehen immer blauer werden. Inge und Oma Käthe, die mit ihrem Nachbarn Karl-Heinz an diesem Kurs teilnimmt, lieben den Hüften schwingenden Latino. Als Julio Santos, der eben noch lautstarke Anweisungen zur Schrittfolge gegeben hat, abends am Fuß der Kellertreppe seines Vermieters liegt, ist Jupp schnell klar, dass er bestimmt nicht über seine Füße rückwärts die steile Treppe runter gestürzt ist. Zusammen mit seiner Frau als Assistentin und Oma Käthe als weitere Unterstützung gehen die Backes´ auf Tätersuche.


    Der leichte und lockere Schreibstil von Dany Wood strapaziert auch diesmal nicht nur die Gehirnzellen bei der Ermittlungsarbeit sondern auch ganz besonders wieder die Lachmuskeln. Meine Mundwinkel waren beim Lesen durchgängig nach oben gezogen. Die Dialoge zwischen Inge und Jupp, die Kommentare von Oma Käthe, die Szenen im Tanzkeller und die Problemchen von Müllersch Marianne, die jedes mal der Dorfpolizist Josef Backes lösen muss, sind so köstlich. Mein Kopfkino ist an der ersten Seite angesprungen und hat im Dauereinsatz Bilder produziert. Naja, auf das ein oder andere hätte ich auch verzichten können. Aber welche Gedanken man sich zu einzelnen Szenen macht, ist ja jedem selbst überlassen.

    Die Mitwirkenden in dieser Geschichte sind so lebendig und menschlich beschrieben. Sie könnten meine Nachbarn sein, auch wenn manch einer von ihnen doch etwas schräg ist. Ihre Gesichter hatte ich sehr schnell im Kopf.

    Im Zuge der Ermittlungen war ich mir mehr als einmal sicher den Täter entlarvt zu haben. Aber Pustekuchen – bis kurz vor Schluss habe ich mich immer wieder auf falsche Fährten hetzen lassen. Und obwohl ich einen kurzen Moment dem Täter sehr nahe war, war ich doch überrascht und auch schockiert, als Jupp den Täter dann an das LKA übergeben hat.

    Die eingestreuten saarländischen Begriffe, die sich zumeist selbst erklären, geben dem Dorfkrimi aus Hirschweiler den lebendigen lokalen Anstrich. Ein Saar-ABC erklärt aber im Anschluss an die Geschichte de wichtigsten saarländischen Ausdrücke.

    Wer Ermittlungen in dörflicher Atmosphäre mag, wer ohne viel Blutvergießen in einem Krimi auskommt und wer vor allem humorige Einlagen und spaßige Unterhaltung bei einem Krimi liebt, der ist hier genau richtig. Das Leben außerhalb von Hirschweiler ist ernst genug.
    Ich habe Jupp wieder sehr gerne beim ermitteln und hier beim tanzen über die Schulter geschaut. Und ich freue mich schon auf das nächste Mal, wenn ich mit Jupp, Inge und Oma Käthe auf Mördersuche gehen darf.
    Die Hölle war der Preis Die Hölle war der Preis (Buch)
    20.04.2020

    Einfach unfassbar

    Nachdem ihre gute Freundin Eileen 1973 in den Westen „rüber gemacht“ ist, wissen Gesa Stein und ihr Mann Ed, sie wollen auch nicht länger in diesem Land ohne Meinungsfreiheit, ohne Reisefreiheit, unter Dauerbespitzelung leben. Sie wollen die Flucht wagen. Was leider schief geht. Gesa und Ed landen im Stasi-Gefängnis Berlin-Pankow…


    Hera Lind erzählt hier eine Geschichte, die ganz nahe an der Realität liegt. Gesa Stein hat ihr ihre Erinnerungen zur Verfügung gestellt. Herausgekommen ist ein Roman, den ich zwischendurch immer mal wieder zur Seite legen musste, um die Grausamkeiten, von denen hier berichtet wird, zu verarbeiten.

    Gesas Lebensgeschichte beginnt in Rückblicken auf ihre Kindheit und Jugend, die sich sehr gut in die Gesamtgeschichte einpassen. Hier erklärt sich, warum sie zusammen mit ihrem Ehemann Ed unbedingt aus den Fängen dieses Regimes raus wollte. Als sie nach langen Entbehrungen endlich am Zenit ihrer Karriere als Tänzerin angekommen ist, wird sie genau so schnell zurückgeholt auf den Boden, um nur noch als Näherin von Ballettschuhen arbeiten zu können. Aber ihr Leben ist der Tanz und dort will sie wieder hin. Und zwar in der BRD.
    Dieser Traum endet am 31.1.1974 am Kontrollpunkt Marienborn. Über das Stasi-Gefängnis Berlin-Pankow geht es zum Frauengefängnis Hoheneck, dann zum Stasi-Abschiebegefängnis Kaßberg. Am 11.8.1976 kommt sie zusammen mit ihrem Mann im Aufnahmelager Gießen an.

    Klar, man hat immer mal wieder gehört, dass so ein Gefängnisaufenthalt kein Zuckerschlecken war. Aber es hier von einer Inhaftierten zu lesen, die dieses Martyrium zweieinhalb Jahre lang ertragen hat, das ist schon sehr krass. Es ist kaum zu glauben, zu welchen Gräueltaten, zu welchen Erniedrigungen die Wärter und Wärterinnen imstande waren. Und es ist unglaublich, zu lesen, was ein Mensch alles zu erdulden und zu erleiden imstande ist. Oft habe ich gedacht, dass es Gesa sehr zugute gekommen ist, dass sie bei ihrer Ausbildung zur Primaballerina immer wieder einen Satz ihrer Trainerin im Ohr hatte: „Hinter zusammenkneifen und durch“. Das hat sie durch manch schwer Situation gebracht, einiges leichter ertragen lassen. Andererseits ist es schön zu lesen, wie die kleinste Kleinigkeit Freude bereiten und Zuversicht erzeugen kann. Sie lernt hier sehr schnell mit dem Allerwenigsten zurecht zu kommen und zu überleben.

    Ein fesselnder Roman, der mich noch mehr bewegt und erschüttert hat, weil ich immer vor Augen hatte, dass es sich um die Realität einer Frau in der DDR gehandelt hat. Ein Buch, das bei mir noch lange nachwirken wird.
    Inselaffäre Anja Eichbaum
    Inselaffäre (Buch)
    13.04.2020

    Spannend, interessant und sehr abwechslungsreich

    Inselpolizist und Dienststellenleiter Martin Ziegler will eigentlich nur in Ruhe die Hochzeit von Daniela Rick und Frank Prinzen feiern, bei der er als Trauzeuge agiert. Aber an diesem Wochenende geht Norderney so einiges schief. Die Braut versackt bei ihrem Junggesellinnenabschied so derart, dass sie um ihre Hochzeit fürchtet. In einem der Schrebergärten hängt ein Mann kopfüber tot in einer Regentonne. Beim Treffen der Cosplayer in ihren Mangakostümen wird nach einem Fotoshooting eine junge Frau tot am Strand gefunden, ihre Mutter liegt tot in ihrem kleinen Haus und die Schwägerin des Toten aus dem Regenfass begeht Suizid. Da wissen Martin Ziegler, seine Norderneyer Kollegen und Renate Lichterfeld von der Mordkommission Aurich nicht mehr wo ihnen der Kopf steht. Aber Hochzeit will auch noch gefeiert werden.


    Dies ist schon der dritte Krimi von Anja Eichbaum und für mich das erste Buch, das ich von ihr lese. Ich hatte beim Lesen nicht den Eindruck, dass mir irgendwelche Fakten fehlen würden, weil ich die ersten beiden Bücher nicht kenne.
    Ich war schnell in der Geschichte drin, die aus vielen einzelnen Schauplätzen besteht und die Anja Eichbaum gekonnt zu einem spannenden Krimi verwoben hat. Da ist nichts mehr mit Ruhe auf der kleinen Nordseeinsel.

    Gut finde ich das Personenregister am Anfang des Buches. Da habe ich ab und zu mal gespitzt, wer wer ist, da es doch sehr viele Menschen sind, denen ich hier begegne.
    Mir haben die in ihrem Wesen, ihrem Verhalten und ihren Persönlichkeiten sehr unterschiedlichen Personen, die hier agieren, sehr gut gefallen. Die meisten sind so detailliert, menschlich und echt beschrieben, dass ich sie mir habe gut vorstellen können. Auch die unterschiedlichen Lebensformen oder Lebensbereiche, die hier aufgezeichnet sind, haben mir sehr gut gefallen. Alles zusammen ergibt ein gelungenes Gesamtwerk, bei dem ich mich sehr gut unterhalten gefühlt habe.

    Es hat eine Weile gedauert, bis ich die verschiedenen Todesfälle in die richtige Reihenfolge und dem richtigen Geschehen zugeordnet habe. Es war ganz schön viel für so ein kurzes Wochenende. Aber zum Schluss war ich mit den verschiedenen Auflösungen sehr zufrieden und konnte alles gut nachvollziehen.

    Durch die Augen von Anne Wagner, der Freundin von Martin Ziegler, und den Beschreibungen von Anja Eichbaum, der Autorin, lerne ich die Nordseeinsel mit ihren vielen Sehenswürdigkeiten und der wunderschönen Natur sehr gut kennen. Da bekomme ich gleich Lust Norderney selbst kennenzulernen. Aus den Beschreibungen merke ich, wie verbunden sich Anja Eichbaum mit dieser Insel fühlt und es schafft, mich daran teilhaben zu lassen.

    Diesen spannenden, sehr interessanten Krimi, der mich zu den verschiedensten Auffindeplätzen mitgenommen hat, empfehle ich sehr gerne weiter und vergebe 5 von 5 Sternen.
    126 bis 150 von 170 Rezensionen
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