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    SiCollier

    Aktiv seit: 21. September 2012
    "Hilfreich"-Bewertungen: 14
    48 Rezensionen
    Johnny Cash: Meine Arme sind zu kurz, um mit Gott zu boxen Matthias Huff
    Johnny Cash: Meine Arme sind zu kurz, um mit Gott zu boxen (Buch)
    13.10.2023

    Johnny Cash als religiös geprägter Musiker

    „Meine Arme“, sagte er, „sind zu kurz, um mit Gott zu boxen.“ (Seite 13)


    *** Meine Meinung ***

    Es ist nun inzwischen über vierzig Jahre her, daß ich Johnny Cash live auf einem Konzert in Mainz erlebt habe - und schon zwanzig Jahre sind seit seinem Tod vergangen. Zeit also, sich neben dem Hören seiner Musik auch etwas näher mit seinem Leben zu beschäftigen. Meine Kenntnis seiner Biographie beschränkte sich bisher weitgehend auf das, was im Film „I Walk the Line“ zu sehen war, so daß ich auf neue Erkenntnisse hoffte.

    Eines wurde mir recht bald klar: heutzutage hätte Johnny Cash keine Chance, denn er „hätte nicht einmal die erste Konzeptphase einer modernen marktforschungsgetriebenen Markenbildung überstanden.“ (vgl. S. 43) Hiermit ist allerdings auch eines der großen Probleme unserer Zeit angesprochen (was für meine Begriffe ganz allgemein Gültigkeit hat): heute sollen stets möglichst alle angesprochen werden, man will möglichst bei niemandem auch nur im Geringsten anecken. „Stromlinienform“ ist angesagt. Ein sehr großer Teil der ganz großen Künstler früherer Zeiten (aber beispielsweise auch Politiker etc.) hätte heute keine Chance. Was für ein Verlust! Wie gut, daß Johnny Cash (fast schon) aus einer anderen Zeit kommt.

    Wie der Untertitel des Buches zeigt, liegt ein (oder das) Hauptaugenmerk dieser Biographie auf dem Glaubensweg des Künstlers. Auch dieser war durchaus nicht geradlinig, sondern von vielen Höhen und Tiefen, von Seiten- und Irrwegen gekennzeichnet. Durchgehend jedoch läßt sich sagen, daß er ein gläubiger Mensch war, der dies auch in seiner Musik zum Ausdruck bringen wollte - so man ihn denn ließ. Was mich teilweise etwas irritiert hat, waren die vielen Bibelzitate im Buch, von denen mir von etlichen der Zusammenhang mit dem Buchtext nicht klar wurde. Teilweise jedoch waren sie eine gute Ergänzung, wenn sie in direktem Bezug zu Aussagen des Buches oder gar einigen behandelten Liedtexten standen.

    Apropos: immer wieder werden sehr starke Parallelen zwischen den Liedtexten und dem Leben von Johnny Cash gezogen. Manches Mal habe ich mich gefragt, ob da nicht zu viel Interpretation hineingelegt wird. Interessant für mich persönlich fand ich, daß Johnny Cash ein mehr oder weniger strenger Christ war, der sich jedoch nicht konfessionsgebunden fühlte, der wußte, daß er Fehler hatte und dennoch nie sein Christentum aufgegeben hat. Er konnte es sich offensichtlich auch leisten, durch sein öffentliches Bekenntnis finanzielle Einbußen hinzunehmen.

    Insgesamt fand ich das Buch gut lesbar und eine gute Mischung von (mir) bekanntem mit (für mich) völlig neuen Erkenntnissen über das Leben von Johnny Cash und June Carter Cash. Hängen bleiben wird bei mir sicherlich, daß Johnny Cash mehr Tiefs hatte, als mir bewußt war und daß das „glänzende Bild“ so manchen Riß bekommen hat. Was allerdings nicht bedeutet, daß ich seine Musik nun weniger mögen würde, eher im Gegenteil.


    *** Mein Fazit ***

    Eine gut lesbare Biographie über Johnny Cash, die den Schwerpunkt auf seine Glaubensreise mit ihren Höhen und Tiefen legt. Sicherlich nicht nur für Fans von Interesse.
    Krieger, G: Allzeit aus Liebe Krieger, G: Allzeit aus Liebe (Buch)
    02.09.2022

    In vier Jahren die Welt verändern

    Ist man durch viele Enttäuschungen gestählt, treffen einen die nächsten nicht mehr ganz so hart. (Seite 111)

    Meine Meinung

    Es sei zugegeben, daß mir der Name Apollonia Radermecher vor der Lektüre des Buches noch nicht begegnet ist. Ob dies eine große Bildungslücke ist, sei dahingestellt, weiß man doch über ihr Leben vor ihrem Wirken in Aachen ab 1622 nicht viel. Dort blieben ihr rund vier Jahre des Wirkens, bevor sie starb. Und doch hat sie mit ihren schwachen Kräften in diesen vier Jahren mehr geschafft und erreicht, als so mancher andere in vierzig Jahren.

    Das Armenspital in Aachen trug zu jener Zeit die sinnige Bezeichnung „Gasthaus“ und brauchte eine neue Leitung. Da Apollonia Radermecher zum Einen aus einer angesehenen Aachener Familie stammte und zum Anderen auch über beträchtliche eigene Finanzmittel verfügte, wurde sie zur „Gasthausmeisterin“ berufen. Ihr ursprünglicher Auftrag sollte nur für begrenzte Zeit gelten; sie sollte das Haus organisatorisch und baulich modernisieren, so daß es von einer Schwesterngemeinschaft übernommen werden konnte. Doch wen man auch anfragte, immer kamen Absagen. Am Ende lief es auf das hinaus, was sie eigentlich am Wenigsten wollte: selbst einen Orden zu gründen, der das Haus übernahm.

    Damit ist Anfang und Ende der Haupthandlung des Buches umrissen. Der Autor erzählt, wie Apollonia nach Aachen kommt, wie sie immer wieder Enttäuschungen und Rückschläge verkraften muß, aber auch von Fortschritten und erfreulichen Entwicklungen. Obwohl es eine düstere Zeit war (der Dreißigjährige Krieg wütete noch nicht zu lange, war in Aachen allerdings auch nicht so schlimm wie in anderen Gegenden Deutschlands, immer wieder flammte die Pest auf), gab es immer wieder auch schöne Momente; selbst der Humor war nicht ganz vergessen. Ich denke da beispielsweise an den Franziskanerbruder Dederich und seinen Geißbock Judas Thaddäus (S. 92ff), der nicht nur seine Mitkranken im Spital, sondern auch mich herzlich zum Lachen gebracht hat.

    Die Zeit in Aachen dauerte rund vier Jahre; das sind nun zwar vierhundert Jahre her, aber es gibt Dinge, die sich wohl nie ändern. Damals wie heute sind die Stadtoberen für manche Dinge, selbst wenn die Pflicht sind, nur mäßig zu begeistern und groß darin, Schwierigkeiten zu bereiten - oder Lösungen zu verschieben, wenn sie sie schon nicht verhindern können. Oder man ist knauserig. Kein Wunder, daß eine Ordensgemeinschaft nach der anderen absagt.

    Sehr eindrücklich zeichnet der Autor den Weg der Apollonia Radermecher und die Entwicklung, die schließlich in der Ordensgründung gipfeln mußte, nach. Dabei hat er für meine Begriffe genau den richtigen Erzählton zwischen Nähe und Distanz, zwischen emotionaler und sachlicher Schilderung getroffen - Form und Inhalt gehen eine gelungene Verbindung ein. Sehr gut der Epilog sowie der Anhang, in denen in Wort und Bild auf die weitere Entwicklung bis in unsere Tage nach dem Tod der Ordensgründerin eingegangen wird. Ein Großteil der Fragen, die man sich beim Lesen möglicherweise gestellt hat, werden so beantwortet, ohne daß man groß suchen muß. Prima - solches sollte es öfters in Büchern geben.

    Bei der Lektüre des biographischen Romans erhält man eine sehr gute Vorstellung von den Menschen und der Zeit, in der sie gelebt haben. Manches ist zeittypisch, manches geradezu zeitlos. Im Hinblick auf das Fortbestehen des Vermächtnisses der Apollonia Radermecher kann man zu dem Ergebnis kommen, daß sie offensichtlich imstande war, das Zeitgebundene vom Zeitlosen zu unterscheiden. Und das für richtig Erkannte unbeirrt zu verwirklichen. Etwas, was auch uns Heutigen sehr gut anstehen würde.


    Mein Fazit

    Ein empfehlenswerter biographischer Roman über ein couragierte Frau, die in schwerer Zeit zur Ordensgründerin wurde.
    Die Bibel für die zweite Chance Stephen Arterburn
    Die Bibel für die zweite Chance (Buch)
    20.04.2022

    Die Bibel für den täglichen Gebrauch

    Meine Meinung
    Es ist etwas seltsam, eine Rezension zur Bibel schreiben zu wollen, selbst wenn es nicht um den eigentlichen Inhalt, sondern um die Form der Darstellung - hier in dieser Ausgabe - geht. Zum Inhalt selbst brauche ich nichts zu schreiben, es ist eine vollständige Ausgabe des Alten und Neuen Testamentes, wie es viele gibt. Der Unterschied zwischen den Ausgaben besteht, abgesehen von der Ausstattung, vor allem in der Übersetzung, aber auch in eventuellem Zusatzmaterial. Und beides - wie auch die Ausstattung - hat es bei dieser Ausgabe für mich in sich.
    Um mit der Ausstattung zu beginnen: im Vergleich zu vielen anderen Bibelausgaben, die ich in der Hand hatte, ist diese äußerst lese- und benutzerfreundlich gestaltet. Es gibt viele Anmerkungen, sowohl zur Übersetzung als auch zum Inhalt; diese finden sich auf den jeweiligen Seiten. Besonders erwähnen und hervorheben will ich an dieser Stelle auch die ausreichend große Schrift. So manche Bibelausgabe läßt sich trotz Lesebrille nur mit einer Lupe lesen - hier braucht man weder Lesebrille noch Lupe. Der Text ist augenfreundlich gegliedert und die Schrift ausreichend groß, so daß sich auch längere Passagen ermüdungsfrei lesen lassen. Prima - so sollte ein Buch, das man oft in die Hand nehmen will (oder soll) gestaltet sein!
    Mit modernen Übersetzungen habe ich so meine Schwierigkeiten, weshalb ich da grundsätzlich vorsichtig und zurückhaltend bin. Mit einer gehörigen Portion Skepsis ging ich daher auch an diese Bibelübersetzung, die „Neues Leben Übersetzung“, heran. Es sei auch zugegeben, daß ich dies ohne ein Rezensionsexemplar vermutlich nicht getan hätte. Um so mehr war ich überrascht, hier eine Ausgabe vorzufinden, wie ich sie schon lange gesucht habe. Für persönliche Lektüre habe ich zuletzt meist die „Schlachter-Bibel“ benutzt - eine nahezu wörtliche Übersetzung, die sich aber bisweilen etwas sperrig liest; aber bei einer Bibelausgabe kommt es mir vor allem auf eine wörtliche Wiedergabe des Originaltextes, und nicht auf eine „geglättete Interpretation“ an. Ich habe diese „Neues Leben Übersetzung“ stichpunktartig sowohl mit der „Schlachter-Übersetzung“ wie auch dem „Münchener Neuen Testament“ (eine wörtliche Übersetzung des Urtextes ins Deutsche ohne Rücksicht auf deutsche Grammatik oder Wortwahl) verglichen und war mehr als nur angenehm überrascht. Die „Neues Leben Übersetzung“ hat sich für mich als eine sehr gute und sehr gut lesbare Übersetzung ins Deutsche herausgestellt, die zwar teilweise etwas frei formuliert ist (um etwas gut verständlich auf Deutsch auszudrücken), dabei aber inhaltlich stets genau das wieder gibt, was im Original zu finden ist. Weicht man im Deutschen vom Original ab, so wird dies in einer Fußnote angegeben und dort die wörtliche Übersetzung aufgeführt, so daß man selbst beurteilen kann, ob der Sinn stimmt oder nicht. Dabei ist es den Übersetzern gelungen, einen Text zu bieten, der sich fast schon wie ein Roman lesen läßt (das meine ich jetzt durchaus positiv!). Oder anders: dies ist die erste Übersetzung, die ich gefunden habe, die die alten Bibeltexte in eine Sprache „übersetzt“, die für heutige Menschen gut verständlich ist und vor allem verdeutlicht, was diese alten Texte für das Leben heute zu sagen haben.
    Genau das sollte für meine Begriffe eine Bibelübersetzung leisten und bieten.
    In die Ausgabe eingearbeitet sind die „12 Schritte der Heilung“, wie sie von den Anonymen Alkoholikern (AA) angewandt werden. Die AA haben diese 12 Schritte ursprünglich aus den Aussagen der Bibel heraus entwickelt. Diese Ausgabe richtet sich auch an Menschen, die in irgendeiner Art abhängig (oder suchtkrank) sind. Davon sollte man sich aber nicht abschrecken lassen; im Vorwort sowie den Begleittexten wird Einiges über Sucht bzw. Abhängigkeit erläutert, und dabei wird rasch deutlich, daß davon viel mehr Menschen betroffen sind, als man auf den ersten Blick meinen mag. Wenn man in der glücklichen Lage ist, mit dem Thema Sucht überhaupt nicht konfrontiert zu sein, weder selbst noch im Verwandten- oder Freundeskreis, kann man diese Passagen einfach überspringen. Ansonsten findet man hier das, was ich oben schon erwähnt habe: die Lehren der Bibel werden so „übersetzt“, daß sie für Menschen - sei es als Betroffene, sei es als Angehörige, Freunde, Suchtberater oder solche, die mit Verletzungen zu kämpfen haben - unserer Tage für das tägliche Leben brauchbar sind und Anregung und Hilfestellung zur Bewältigung der Schwierigkeiten geben können.
    Alles in allem habe ich hier - es sei zugegeben - entgegen allen meinen Erwartungen eine Bibelausgabe vorgefunden, die ich künftig bevorzugt benutzen und allen Menschen, die auf der Suche nach einer guten Bibelausgabe sind, empfehlen werde.

    Mein Fazit
    Die Bibel in einer modernen, textgetreuen und gut lesbaren Übersetzung, mit Zusatztexten zum besseren Verständnis und Brauchbarmachung für das eigene Leben, dargeboten in einer auch für müde Augen gut lesbaren Schrift. Mit einem Begriff: absolut perfekt.
    Der Himmel über Amerika - Rebekkas Weg Karin Seemayer
    Der Himmel über Amerika - Rebekkas Weg (Buch)
    28.06.2021

    Das „Jahr ohne Sommer“ und seine Folgen

    Nichts war mehr selbstverständlich. Sie waren auf einem neuen Weg, und es würde kein leichter sein. (Seite 404)

    Meine Meinung
    Es ist eine Weile her, daß ich das letzte Amisch-Buch gelesen habe. Und noch nie habe ich solch einen Roman gelesen, der in einem säkularen Verlag erschienen ist. Vor Lesebeginn war ich also doppelt gespannt: wie wird es sein, nach über fünf Jahren in die Welt der Amisch „zurückzukehren“ - und wie würde solch ein Roman aus einem „weltlichen“ Verlag sein?
    Um es kurz zu machen: die „Rückkehr“ ist mehr als gelungen - und der Roman gehört sicherlich zu den besten Amisch-Romanen, die ich je gelesen habe. Obwohl (oder gerade weil?) er in einem säkularen Verlag erschienen ist.
    Zunächst wird der Gegensatz der beiden Welten Ammanleit (wie sie seinerzeit in Deutschland genannt wurden) und „Weltliche“ deutlich, so bekommt man ein Gefühl für die Unterschiede und die Zeit, in der das Buch angesiedelt ist. Und die Zeit ist keine einfache; Napoleon wurde in der Schlacht von Waterloo endgültig besiegt und - was hierzulande damals niemand wußte - in Indonesien brach der Vulkan Tambora aus, was in weiten Teilen Europas zum „Jahr ohne Sommer“ führte.
    Andreas Faber hat diesen Krieg mitgemacht und ist mit seiner Einheit auf den Heimweg. Unterwegs macht der ganze Trupp bei seinem Vater, der eine Mühle betreibt, Station. Als einer der Offiziere seine Schwester vergewaltigen will, greift Andreas ein und muß in der Folge fliehen. Denn da es ein Offizier war, ist es egal, weswegen Andreas ihn angegriffen hat - er hat auf jeden Fall schuld.
    Unterwegs trifft er auf Daniel Hochleitner, der ihm zunächst seltsam vorkommt. Sie freunden sich an und stellen fest, daß sie ähnliche Geschichten haben: beide müssen von zuhause weg und in der Fremde ein neues Leben beginnen. So kommt es, daß Andreas dem Daniel über das Leben in der „normalen Welt“ erzählt und ihm Ratschläge gibt, während Daniel dem Andreas ein Empfehlungsschreiben seines Bischofs und seinen Namen gibt mit der Empfehlung, bei einer Täufergemeinde in der Nähe unterzuschlüpfen. Denn dort würde ihn sicher niemand suchen.
    Und damit fängt die Geschichte dann eigentlich erst richtig an.
    Die Amisch-Romane, die ich bisher gelesen habe, waren alle in der Jetztzeit angesiedelt. Zwar habe ich mich auch schon mit der Geschichte der Amisch beschäftigt, aber nie so richtig intensiv. Hier bietet das Buch gleichsam nebenbei noch eine Geschichtslektion, denn die Autorin gibt eine sehr gute Beschreibung, wie damals (soweit man das heute beurteilen kann) das Leben dieser Menschen war. Man erfährt von ihrer Art zu leben, ihrem Denken, aber auch von ihren Problemen mit der Umwelt, denn die Wiedertäufer, wie sie abfällig von anderen Menschen genannt wurden, wurden seit Jahrzehnten verfolgt; ohne mit der Wimper zu zucken belog und betrog man sie, wo man nur konnte. Und sie selbst als friedliebende Menschen, die Gewalt verabscheuten, ließen es sich gefallen.
    Gleichzeitig waren sie keine Heiligen, auch bei ihnen menschelte es, gab es Neid, Mißgunst und andere allzu menschliche Regungen, die nicht unbedingt dem Idealbild, das sie selbst von sich hatten, entsprachen. All dies bringt die Autorin durch ihre Figurenführung und die Entwicklung der Handlung quasi nebenbei zum Vorschein, ohne daß dies irgendwo gewollt oder missionarisch wirkte. Hier wird nichts verherrlicht, verniedlicht oder Probleme unter den Tisch gekehrt. Ganz im Gegenteil.
    Karin Seemayer entwirft das Bild einer Gemeinschaft, wie sie damals wirklich gewesen sein könnte. Mit Höhen und Tiefen, Freud und Leid und allem was dazwischen liegt. So hatte ich als Leser das Gefühl, mitten drin in der Handlung dabei zu sein. Für einige Zeit war ich tief eingetaucht in die Welt der Ammannleit der Jahre 1815 bis 1822, habe von „Jahr ohne Sommer“ gelesen und was das konkret für die Menschen (und nicht nur die Ammannleit!) bedeutet hat, wie dies sowohl das Beste als auch das Schlechteste aus den Menschen hervorbrachte. Und habe verstanden, wie dadurch eine der großen Auswanderungswellen nach Amerika ausgelöst wurde.
    Am Ende angelangt, war ich hochzufrieden - empfand jedoch auch eine gewisse Wehmut, daß das Buch nun schon aus ist. Daniel, Rebekka und so manche andere waren mir ans Herz gewachsen und ich hatte das Gefühl, mich von guten Freunden verabschieden zu müssen. Sicher gibt es bald eine Fortsetzung, aber die spielt rund vierzig Jahre später - und wer weiß, wer von den Figuren dieses Buches dann noch am Leben ist?
    Wie dem auch sei, diesen Roman habe ich ungemein gerne gelesen, ich werde nach anderen Büchern der Autorin Ausschau halten. Und freue mich, wenn es dann im November weiter geht mit dem „Himmel über Amerika.“

    Mein Fazit
    Eine außerordentlich gut erzählte Geschichte aus der Welt der Ammannleit, wie die Amisch seinerzeit in Deutschland hießen. Und eines der besten Amisch-Bücher, das ich je gelesen habe.
    Indizien für einen Schöpfer Lee Strobel
    Indizien für einen Schöpfer (Buch)
    17.05.2021

    Überzeugende Argumente für einen Schöpfer

    Meine Meinung

    Die einen sagen, das Universum mit allem darinnen ist aus dem Nichts entstanden, ohne daß irgendjemand oder irgendeine höhere Intelligenz daran beteiligt war. Die anderen sagen, das Universum mit allem darinnen wurde bewußt und gewollt von einem Schöpfer, wie auch immer das geschah, geschaffen. Beide Seiten stehen sich oft unversöhnlich gegenüber. Lee Strobel war von Jugend an Atheist und glaubte an die Wahrheit der Evolutionstheorie. Erst durch seine Frau, die Christin ist, wurde er animiert, seine Position zu hinterfragen und wollte herausfinden, welche Sichtweise denn nun richtig ist. Zu Beginn seiner Suche war er davon überzeugt, daß er recht bald seine atheistische Denkweise bestätigt finden würde. Doch er irrte sich.

    Um Fakten zu sammeln, reiste er durch die USA und traf sich mit Wissenschaftlern verschiedener Fachgebiete zu ausführlichen Interviews. Diese bilden die Grundlage für dieses Buch, welches im Original zuerst 2004 erschien, auf Deutsch zuerst 2005. Damit bin ich auch bei einem Kritikpunkt, der die Neuauflage betrifft. Zwar heißt es, das Buch sei durchgesehen worden, allerdings habe ich den Eindruck gewonnen, daß dabei nichts verändert wurde. Beispielsweise findet sich auf S. 155 der Hinweis, daß Stephen Hawking „derzeit Professor für Mathematik an der Universität von Cambridge ist“. Stephen Hawking starb 2018. Auch die Literaturhinweise am Ende der Kapitel hätten eine Überarbeitung und Aktualisierung vertragen können.

    Die Sachargumente selbst allerdings, die der Autor in seinen Interviews sammelt und ausführlich darstellt, sind nach wie vor gültig; Naturkonstanten oder Naturgesetze, einmal richtig erkannt, ändern sich nicht. Er hat mich überzeugt, daß es ihm gelungen ist, Indizien für einen Schöpfer zu finden, die so stark sind, daß mir eine andere Möglichkeit ausgeschlossen erscheint.

    Dabei spielt vieles eine Rolle, das ich schon aus anderen Astronomiebüchern (in denen es beispielsweise um die Wahrscheinlichkeit, daß auch andere Planeten von intelligentem Leben bewohnt sind, ging) gefunden hatte. Etwa, daß sich die Erde exakt innerhalb des sehr schmalen Bereiches im Sonnensystem und der Galaxis befindet, die die Entstehung von Leben überhaupt erst ermöglicht. Oder daß Naturgesetze wie Gravitation bis auf die letzte Kommastelle hin exakt die Werte aufweisen, die Bedingungen für Leben schaffen.

    In dem Zusammenhang kommt er auch auf die kambrische Explosion zu sprechen, die für die Evolutionstheorie ein großes Problem darstellt. Kurz gesagt, sind in einem (erdgeschichtlich gesehen) extrem kurzen Zeitraum von fünf bis zehn Millionen Jahren plötzlich (fast) alle bekannten Tierstämme aufgetreten, ohne daß es Vorläufer bzw. Vorfahren dazu gab. Aus früheren Zeiten gibt es keinerlei Fossilfunde oder Übergangsformen, wodurch sich natürlich die Frage stellt: wie können quasi von „jetzt auf gleich“ alle Tierstämme entstanden sein? Der Hinweis mancher Forscher „wir haben bloß noch nichts gefunden“ scheint mir auf sehr schwachen Füßen zu stehen.

    Als „angenehmen aktuellen Nebeneffekt“ habe ich übrigens durch die Erläuterungen des Kapitels über die DNA endlich recht gut verstanden, wie die mRNA wirkt - oder anders: Strobel hat mir in seinen Ausführungen (ursprünglich aus dem Jahr 2004) erklärt, wie der aktuelle Covid-19-Impfstoff von Biontech/Pfizer wirkt (vgl. S. 287f).

    Besonders positiv fiel mir an dem Buch auf, daß es dem Autor durchgehend darauf ankam, wissenschaftlich zu belegende Fakten bzw. Indizien zu sammeln. Wie eingangs erwähnt, gibt es in Bezug auf die Entstehung des Universums (um den Begriff „Schöpfung“ hier bewußt zu vermeiden) zwei Glaubensrichtungen (sic!), die sich teilweise recht unversöhnlich gegenüberstehen. Will sagen, ich habe einige der Sachverhalte und Argumente, die der Autor im Buch darstellt, insofern nachgeprüft, als ich wissen wollte, ob er sachlich richtig schreibt. Die Ausführungen seiner Interviewpartner gibt er korrekt wieder; daß es „auf der anderen“ Seite dazu abweichende Meinungen gibt, sollte an dieser Stelle nicht weiter verwundern. Letztlich kann keines der beiden „Lager“ letztgültige Beweise für seine Theorien (die Evolutionstheorie ist exakt das: eine nicht bewiesene Theorie!) vorlegen, so daß es bis zu einem gewissen Grade in beiden (!) Fällen eine Glaubensfrage (sic!) ist, welcher Ansicht man mehr zuneigt.

    Bei all den wissenschaftlichen Darstellungen fiel mir schließlich ein Bleistift, der auf meinem Schreibtisch lag, ins Auge. Da habe ich für mich die Argumente auf ein ganz einfaches Beispiel reduziert: lassen wir außer Acht, daß die Atome überhaupt erst einmal entstehen mußten und lassen wir außer Acht, wie alleine das geschehen konnte: wenn alle Atome, die für einen Bleistift notwendig sind, wahllos durcheinander in einem ausreichend großen Raum sind: wie lange muß man die immer wieder durcheinander mischen, bis exakt der Bleistift entsteht, der direkt neben mir liegt? Mit der Mine im Innern, scharf gespitzt, der Holzhülle darum mit ihren sechs Seiten und schließlich der Farbe und der Beschriftung? Wie hoch ist also die Wahrscheinlichkeit, daß sich die Atome zu exakt diesem Bleistift fügen, ohne Plan, ohne Wissen, daß sie sich so fügen sollen?
    Wenn schon ein Bleistift nicht entsteht, ohne daß sjemand zuvor einen Plan entwirft, wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, daß ein ganzes Universum entsteht, ohne daß sich irgendjemand zuvor Gedanken darüber macht?

    Mich persönlich haben die Argumente Strobels der Indizien für einen Schöpfer restlos überzeugt.


    Mein Fazit
    Ob es einen Schöpfer des Universums gibt, wird sich mit absoluter Sicherheit vermutlich nie beweisen lassen. Die Indizien, die Strobel her für einen solchen vorlegt, sind allerdings so stark, daß sie mich restlos überzeugt haben.
    Meine Produktempfehlungen
    • Der Fall Jesus Lee Strobel
      Der Fall Jesus (Buch)
    Jesus. Eine Weltgeschichte. Markus Spieker
    Jesus. Eine Weltgeschichte. (Buch)
    10.02.2021

    Akribisch recherchiert von allem etwas

    Am Anfang des 20. Jahrhunderts war die Entscheidung darüber, wer im christlich geprägten Abendland den Ton angab, gefallen - zugunsten der Glaubensskeptiker.
    Das bedeutete aber auch, dass die Botschaft von Jesus wieder das wurde, was sie bereits zu dessen Lebzeiten gewesen war: ein „Ärgernis“. (Seite 715)

    Meine Meinung

    Auf der Buchrückseite liest man: „Tausend Seiten, akribisch recherchiert, leidenschaftlich formuliert.“ Dem kann ich so zustimmen, wenngleich darin auch einer meiner Kritikpunkte umschrieben ist. Spieker bietet in der Tat eine akribisch recherchierte Erzählung - immer wieder schimmert sein großes Wissen um Details wie Gesamtzusammenhänge auf. „Leidenschaftlich formuliert“ liest sich das Buch für mich allerdings in eher lockerer, teilweise „schnodderiger“ Sprache, und das hat mir des Öfteren Probleme bereitet. Denn damit stimmen für mich Form und Inhalt nicht überein, was für mich zu Lasten der Glaubwürdigkeit geht. Mag aber sein, daß ich nicht zur eigentlichen Zielgruppe des Buches gehöre, denn wenn ich über ein ernstes Thema ein (Sach-)Buch lese, erwarte ich auch eine ernste Sprache.

    Das Buch ist (soll sein?) eine umfassende Geschichte von allem, was mit Jesus zusammenhängt. Das ist für mich das Plus - aber auch das große Minus dieses Buches. Es ist zu viel, wirkt zu überfrachtet, und scheint mir bisweilen etwas oberflächlich zu bleiben (möglicherweise wegen des Schreibstils? - s. o.). Manchmal beschlich mich das Gefühl, daß es etwas gewollt und auf Biegen und Brechen so interpretiert war. Eben von Allem ein Bißchen und Nichts richtig in die Tiefe. Hier wäre weniger mehr gewesen. Oder das Buch in drei Bände aufteilen - und die dann entsprechend umfangreich und vollständig.

    Das ganze Buch über faszinierte mich, wie genau der Autor weiß, was damals alles genau passiert ist. Man meint, er ist selbst dabei gewesen. Manches Mal habe ich mich gefragt, woher der Autor das alles weiß bzw. wissen will. Mehr und mehr vermisse ich genauere Quellenangaben, denn genau das ist ein weiterer Kritikpunkt: er gibt keinerlei genaue Quellen an. Zwar findet sich im Anhang ein sehr umfangreiches Literaturverzeichnis, doch wenn der Autor im Text zitiert, gibt es keine Angaben. Nicht mal die Bibelstellen hat er bezeichnet. Im Anhang erklärt der Autor, daß er bewußt auf Anmerkungen verzichtet hat, weil das keine wissenschaftliche Abhandlung, sondern in erster Linie eine „persönliche Würdigung des Erlösers“ ist (vgl. S. 969). Kann man so sehen, aber für mich leidet darunter die Glaubwürdigkeit. So schreibt er beispielsweise auf Seite 612 lapidar: „Entgegen manchen Vorstellungen versteckten und versammelten sich die Christen nicht in Katakomben. Die unterirdischen Gräberstätten waren ausschließlich dafür da, die Verstorbenen zu begraben.“ Die Christen hätten sich in Wohnungen oder in der freien Natur und irgendwann in größeren Räumen getroffen, und immer „inoffiziell“. Das widerspricht allem, was ich bisher über diese Zeit des Urchristentums gehört und gelesen habe, da hätte ich dann doch gerne eine etwas genauere Quellenangabe, ein „bewußtes Verzichten auf Anmerkungen“ reicht mir da nicht, um dem Autor Glauben zu schenken. Oder kurz zuvor, S. 579: „Johannes setzt nämlich den Tod von Petrus voraus.“ Wieso setzt das Johannesevangelium den Tod des Petrus voraus? Der Autor gibt keinerlei Begründung hierfür an.

    Interessant fand ich die Ausführungen des Autors zur Geschichte und Entwicklung des Islam; unterschwellig weist er damit auch auf eine Unterschätzung und zu große „Anbiederung“ in der heutigen Zeit nebst den daraus erwachsenden Gefahren hin (vgl. S. 819ff). Im Zusammenhang mit dem Islam gibt der Autor übrigens eines der stärksten Argumente für Jesus, indem er Blaise Pascal zitiert: „Jeder Mensch kann tun, was Mohammed getan hat. Denn er hat keine Wunder getan, und er ist nicht vorausgesagt worden. Kein Mensch kann tun, was Jesus Christus getan hat.“ (S. 710)

    Das Buch ist jedoch keine „Jubelorgie“ über Jesus bzw. seine Nachfolger und Anhänger; sehr deutlich spricht er auch die negativen Auswüchse (bis in unsere Tage) im Laufe der Geschichte seit Jesu Tod und Auferstehung an. „Betiebsblindheit“ kann man ihm keinesfalls vorwerfen. Eine Untersuchung, inwiefern christliche Überlieferung und Lehren durch die Erfahrungen der ersten Jahrhunderte geprägt und bestimmt sind, wäre hier in diesem Buch zwar zu weit führend, aber hochinteressant.

    Insgesamt gesehen habe ich mich mit dem Buch etwas schwer getan, nicht zuletzt wegen des Schreibstils, der auf Dauer so gar nicht der meine war. Davon abgesehen bietet der Autor eine immense Fülle an Wissen und Informationen sowie genau das, was der Titel besagt: im Hinblick auf Jesus von Nazareth eine Weltgeschichte von den frühen Zeiten der Menschen bis in unsere Tage. Was über ihn vorausgesagt wurde, wie er lebte und diese Prophezeiungen erfüllte bis hin zu den Folgen, die sein Handeln in der Welt im Laufe der Jahrhunderte zeitigte. Dabei vermag der Autor aufzuzeigen, daß auf den ersten Blick ungünstige Dinge oder Entscheidungen Jesu (zum Beispiel ist keiner der Apostel Priester oder Gelehrter) auf lange Sicht gesehen die (einzig) richtigen waren.

    Das Buch ist eine Interpretation der Bibel wie der (Welt-)Geschichte auf Jesus hin. Man kann das bis zu einem gewissen Grade sicherlich subjektiv nennen. Doch was ist, wenn diese „Interpretation“ die Wahrheit ist und Jesus in der Tat auch objektiv der Dreh- und Angelpunkt der (Welt-)Geschichte ist? Die Konsequenzen wären weitreichend und absolut. Vermutlich auch oder gerade deswegen wird immer wieder versucht, die Wahrheit zum Mythos zu stilisieren. Am Ende wird jedoch die Wahrheit siegen.

    Hier fällt mir dann das Schlußwort eines ganz anderen Buches ein, das hier aber genau so exakt paßt wie dort:
    „Ich kann nur noch einmal wiederholen: Wenn das Manuskript echt ist, sollten wir alle über unser Leben nachdenken.
    Und zwar sorgfältig.“*

    Genau dazu fordert uns auch hier der Autor auf.


    Mein Fazit

    Die Weltgeschichte interpretiert im Hinblick auf Leben und Wirken Jesu. Trotz einiger, teils (für mich) starker Kritikpunkte bin ich froh, das Buch gelesen zu haben, wenngleich ich (vor allem wegen dieser Punkte) recht lange dafür gebraucht habe. Spieker bietet einen umfangreichen Überblick über sein Thema und nicht nur durch die Literaturliste genügend Hinweise zum eigenen weiteren Studium des Themas.
    Bewertung 3,5, aufgerundet = 4

    * = zitiert aus: Richard Matheson „Das Ende ist nur der Anfang“, Goldmann Verlag München 1998, Seite 311
    Wie Opas schwarze Seele mit einem blauen Opel gen Himmel fuhr Wie Opas schwarze Seele mit einem blauen Opel gen Himmel fuhr (Buch)
    26.09.2018

    Wenn der seltsame Opa einzieht und die Familie durcheinander bringt

    Meine Meinung

    Das erste Buch, das ich von diesem Autor gelesen habe (nämlich „Chefvisite. Die unerwartete Rückkehr des Auferstandenen“) konnte mich nicht so sehr überzeugen, weswegen ich an dieses mit einer gewissen Portion Skepsis herangegangen bin. Recht bald hat sich jedoch gezeigt, daß diese Skepsis völlig unberechtigt war. Im Gegenteil, das Buch hat mir ausnehmend gut gefallen. Bisweilen ist es eben doch gut und richtig, einem Autor eine zweite Chance zu geben.

    Die Konstellation mag häufiger vorkommen: ein Elternteil stirbt, und der (oder die) Überlebende zieht dann, mehr oder weniger freiwillig, zu Tochter (oder Sohn) nebst Enkelkindern. Da bleiben Meinungsverschiedenheiten, um es vorsichtig auszudrücken, nicht aus. Vor allem dann, wenn der Opa den Ruf eines Sonderlings hat. Der Autor vermag es, diese Situation sehr humorvoll zu schildern. Dabei wechseln sich die Erzählstandpunkte ab, so daß der Leser nach und nach erfährt, wie alle Familienmitglieder diese Situation erleben. Gut gelungen ist, die jeweilige altersgemäße Sichtweise dazustellen. Wenn also die siebenjährige Anna erzählt klingt das ganz anders, als wenn der zwanzigjährige Student oder die Mutter der Kinder berichten.

    Nach und nach kommt heraus, weshalb der Opa so ein Sonderling ist. Das bringt das eine oder andere Rätsel mit sich, das gelöst werden will, aber auch manche Einstellung und Überzeugung gerät ins Wanken, wenn der Opa seine teils ganz andere Meinung äußert oder im „Familienrat“ Dinge diskutiert werden, die bei genauerer Betrachtung möglicherweise ganz anders sind, als bisher immer angenommen.

    Auch in diesem Roman tritt zuweilen - wie schon in der „Chefvisite“ - ein etwas anderes Bibelverständnis zutage. Hier empfand ich es jedoch als besser durchdacht und begründet wie dort, wenngleich sicherlich manches nicht jedem gefallen wird, des Überdenkens und der weiteren Diskussion bedürfte. Andererseits das ist ein Roman, kein Sachbuch. Wie Gralle die Thematik hier verarbeitet hat, hat mir sehr gefallen und zugesagt. Eigenes Weiterdenken und Schlußfolgern nicht ausgeschlossen.

    Schließlich sind die Handlungsstränge zu einem für diese Erzählung zufriedenstellenden Ende zusammengeführt und auserzählt. Humor, Sitationskomik und Ernsthaftigkeit halten sich in der Waage, so daß ich den Roman gern gelesen und als eine runde Sache empfunden habe, der mich über einige Aspekte sicherlich noch eine Weile beschäftigen wird.


    Mein Fazit

    Locker und humorvoll, doch mit ernsten Untertönen, erzählt der Autor vom oft gar nicht so einfachen Zusammenleben verschiedener Generationen. Und über das, was die Generationen voneinander lernen können.
    Hunter, D: Duft von Pfirsichen Hunter, D: Duft von Pfirsichen (Buch)
    03.09.2018

    Ein schweres Erbe

    Aber sie waren alle zu sehr mit ihren eigenen kleinen Welten beschäftigt, um zu bemerken, dass ihre gerade auf den Kopf gestellt wurde. (S. 321)

    Meine Meinung

    Nachdem mir der Vorgänger „Hüter meines Herzens“ ausnehmend gut gefallen hatte, war ich auf dieses Buch sehr gespannt. Um es gleich vorwegzunehmen: ganz so gut wie das vorgenannte gefiel es mir nicht. Die Bücher sind zwar Teil einer Serie von vier Bänden, sind jedoch unabhängig voneinander und auch einzeln zu verstehen. Allerdings wird hier das Ende von „Hüter meines Herzens“ erwähnt, wer sich dafür also die Spannung erhalten möchte, sollte in der richtigen Reihenfolge lesen.

    Um gleich mit meinem Kritikpunkt zu beginnen: über die ersten etwa einhundertzwanzig Seiten hinweg empfand ich den Roman als ziemlich düster, er wirkte auf mich sogar fast schon deprimierend. Dabei kann ich das gar nicht so genau an etwas Bestimmtem festmachen. Vermutlich hängt das mit Kyle zusammen, eine Figur, die ich als durch und durch böse erlebt und immer mit irgendwelchen hinterhältigen Gemeinheiten oder Schlimmerem gerechnet habe. Das gab sich dann im weiteren Verlauf. Das „düster empfinden“ meine ich, nicht daß Kyle eine böse Figur war.

    Als Zoe es sich auf der ererbten Farm eingerichtet und die Dinge in die Hand genommen hatte, entwickelte sich eine Geschichte, die sich zum Einen deutlich besser lesen ließ, zum Anderen jedoch ziemlich nah an der Realität dessen blieb, wie es wäre, wäre das keine Fiktion sondern wirklich geschehen. Zoe hatte sich unter dem schlechten Einfluß von Kyle sehr verändert; hier zuhause beginnen sich diese Veränderungen quasi zurückzuentwickeln und Zoe wieder zu der Person zu werden, die sie früher einmal war. Es versteht sich, daß es dabei durchaus nicht wenige Rückschläge gibt.

    Da ist die schwierige finanzielle Situation der Farm, der eine schlechte Ernte droht, da ist Kyle, der noch immer nicht aufgegeben hat, da sind die noch ungelösten Fragen, weswegen sie seinerzeit überstürzt von zuhause weg gegangen war. Und da ist das schwierige Verhältnis zu ihrem Vater, dem sie nichts recht machen kann, außer sie macht es so, wie er es sich vorstellt. Also genügend „Baustellen“, um ausgelastet zu sein.

    Erstaunlich - im positiven Sinne - ist für meine Begriffe die im ganzen Buch durchgehaltene Realitätsnähe, wenn man daran denkt, daß das Buch in einem christlichen Verlag erschienen ist. Von einer ledigen, nicht verheirateten Mutter bis hin zum Thema Glauben, das eher nebenbei - und damit um so wirklichkeitsnäher - behandelt wird. Dennoch kommt die Meinung der Autorin zum Ausdruck, ohne daß das jedoch aufdringlich wirkt.

    War der „Showdown“ im „Hüter eines Herzens“ den Unbilden der Natur zu verdanken, so gibt es hier - was sich im Verlauf der Handlung schon abzeichnet - einen recht deutlichen, der dermaßen spannend geschrieben war, daß ich kaum so schnell lesen konnte, wie ich wissen wollte, wie es weiter geht.

    Insgesamt hat mir der Roman gefallen, wenngleich - ich erwähnte es - nicht ganz so gut wie der Vorgänger. Auch hier wurde deutlich, wie sehr ein falsches Wort zum falschen Zeitpunkt - oder, vielleicht noch schlimmer, ein nicht gesagtes zum richtigen Zeitpunkt, sich fatal auswirken und fast zu einer Katastrope führen kann. Insofern kann das Buch auch als Denkanstoß zu mehr und vor allem offenem Umgang und Kommunikation miteinander verstanden werden. Für eine Partnerschaft gewißlich eine wichtige Voraussetzung.


    Mein Fazit

    Realitätsnah wird die Geschichte von Zoe erzählt, die einst von zuhause fort ging und sich nun den Problemen Gegenwart wie den ungelösten der Vergangenheit stellen muß. Nach - für mich - etwas schwierigen Beginn hat sich die Geschichte fesselnd und lesenswert entwickelt.
    Meine Produktempfehlungen
    • Hüter meines Herzens Hüter meines Herzens (Buch)
    Cranberrysommer Irene Hannon
    Cranberrysommer (Buch)
    24.08.2018

    Ganz gewöhnliche Wunder passieren doch

    Denn um Harbor Point Cranberries zu retten, wäre ein Wunder nötig.
    Und Wunder passierten nur ganz selten. (Seite 27)

    Meine Meinung

    Nun mag es Wunder nur selten, nach Überzeugung mancher Zeitgenossen gar nicht, geben, aber manchmal gibt es sie eben doch. Im wirklichen Leben wie auch in Büchern. Denn wenn an so früher Stelle im Roman schon auf Wunder Bezug genommen wird, müssen ja praktisch welche passieren. Das müssen ja keine großen oder gar spektakuläre sein, manchmal grenzt es schon an ein Wunder (oder ist eines), wenn sich etwas oder ein Mensch verändert. In der Hinsicht gibt es denn auch etliche Wunder im Verlauf des Buches.

    Von Irene Hannon hatte ich vor einiger Zeit die vier Bände der „Lighthouse-Lane“-Reihe gelesen, die ich in sehr guter Erinnerung behalten habe. Auf Grund der Kurzinhaltsangabe bin ich davon ausgegangen, daß die mit diesem Buch beginnende Serie ähnlich sein würde, und meine Hoffnung hat sich erfüllt. Ähnlich bezieht sich dabei nicht darauf, daß einfach die gleiche Handlung mit anderen Figuren erzählt wird, sondern auf den Schreibstil, der auch in schwierigen inhaltlichen Szenen nie ins Düstere oder gar Depressive abdriftet. Die Autorin hat ein Talent dafür, auch ernste Themen so darzustellen, daß selbst in der dunkelsten Nacht noch das berühmte Licht am Horizont erscheint und Hoffnung verspricht. Das Buch wird zum Wohlfühlbuch, und das meine ich jetzt in ausgesprochen positivem Sinne verstanden.

    Eine nicht unbedingt übliche Konstellation ist, daß nicht nur die beiden Hauptfiguren - Tracy und Michael - problembeladen sind, sondern mit Michaels Vermieterin Anna mindestens eine weitere ebenso ihren Packen mit sich herumträgt, von dem zu Beginn niemand außer ihr etwas weiß. Zunächst wissen wir Leser nur, daß es in der Vergangenheit Dinge gab, die die Gegenwart mehr als belasten, aber es dauert geraume Zeit, bis diese stückweise enthüllt werden und ein Gesamtbild ergeben. Es wird deutlich, daß zwar jeder seine ganz eigenen Probleme hat, aber erst im Zusammentreffen und -wirken die Entwicklungen in Gang gesetzt, erst dadurch die Energien frei, die es letztlich ermöglichen werden, Veränderungen herbeizuführen und so die Problemlagen aufzulösen.

    Dabei läßt sich die Autorin durchaus Zeit mit der Entwicklung, sowohl der Handlung als auch der Figuren. Immer wieder erfahren wir einzelne Puzzleteile, die sich erst nach und nach zu einem Gesamtbild zusammensetzen. Schuld, Vergebung, Selbstzweifel und -vorwürfe sind Themen, die angesprochen und behandelt werden. Es liegt, schon vom Buchrückentext her, auf der Hand, daß Tracy und Michael sich näher kommen. Das geschieht jedoch nicht im Hauruck-Verfahren, sondern so langsam und vorsichtig, wie das im realen Leben bei ähnlichen Voraussetzungen vermutlich auch der Fall wäre, was das Verständnis für die Figuren und deren Entwicklung vertieft.

    Geschickt gibt die Autorin immer wieder Hinweise, die aber auch in die falsche Richtung führen können. So klar, wie es einem an bestimmten Stellen erscheinen mag, ist es also nicht, für Überraschungen ist genügend Platz vorhanden. So ist nicht nur der Weg das Ziel, sondern im Verlauf desselben gibt es die eine oder andere nicht unbedingt vorhersehbare Wendung.

    Insgesamt gesehen ist es die Autorin wieder gelungen, schwierige Themen in einen Unterhaltungsroman zu packen, ohne dabei den Wohlfühlfaktor zu vernachlässigen. Ein gelungener Start in die (im Original bisher) fünfbändige Reihe. Ich freue mich schon auf die weiteren Bände und werde die sicherlich recht bald nach Erscheinen lesen.


    Mein Fazit

    In Hope Harbor gehen die Uhren vielleicht etwas langsamer, aber auch hier gibt es genügend Probleme, mit denen sich die Einwohner und Gäste herumschlagen müssen. In freundlichen Farben zeichnet die Autorin das Bild einer Kleinstadt mit seinen Bewohnern, das trotz ernster Untertöne dem Namen Hope (Hoffnung) gerecht wird. Ein Wohlfühlbuch, das Lust auf die kommenden Hope-Harbor-Bände macht.
    Meine Produktempfehlungen
    • Gezeiten der Hoffnung Bd. 1 Irene Hannon
      Gezeiten der Hoffnung Bd. 1 (Buch)
    Hildegard von Bingen Hildegard von Bingen (Buch)
    23.08.2018

    "Es wird dir gelingen"

    „Sie haben dich gewählt. Du musst zustimmen“, flüsterte Sniwindis.
    Hildegard senkte den Kopf.
    „Klein Arm“, hörte sie das Lebendige Licht sprechen und ihr Körper erwärmte sich und erstarkte. „Klein Arm, es wird dir gelingen.“ (Seite 102)


    Meine Meinung

    Die heilige Hildegard von Bingen wird heute vor allem mit Naturheilkunde in Verbindung gebracht. Wie sehr dies zu kurz greift, zeigt auf eindrückliche Weise diese Romanbiographie. Denn die hl. Hildegard von Bingen ist eine der, wenn nicht die, eindrucksvollste und vielleicht einflußreichste Frau des Mittelalters.

    Ein besonderes Plus dieses Buches ist, daß die Autorin große Sachkenntnis mit ungemein flüssig lesbarem Schreibstil verbindet. Schienen mir zunächst knapp zweihundertvierzig Seiten Text relativ wenig, so hat es die Autorin in der Tat verstanden, auf diesem Platz das Leben der Heiligen so nachzuerzählen daß man meint, selbst dabei gewesen zu sein und sich das Gefühl einstellt: da fehlt nichts. Zwar schien es mir zu Beginn etwas episodenhaft erzählt zu sein, aber in einer Biographie kann es nicht darum gehen, jedes Detail nachzuerzählen (zumal die alle gar nicht bekannt sind, man bedenke nur den Zeitabstand), sondern um das Große Ganze. Und das ist hervorragend getroffen.

    Aus dem Anhang (und Äußerungen der Autorin an anderer Stelle) erfährt man, daß sie sich sehr eng an die verfügbaren Quellen und Informationen gehalten hat, dichterische Freiheit fand nur an wenigen (und im Nachwort erwähnten) Stellen Verwendung. Gerade darum ist es - aus heutiger Sicht - um so verwunderlicher und erstaunlicher, daß Hildegards Leben so gelungen ist. Als Frau und Nonne hatte sie es im Mittelalter nicht leicht, sie hatte in der Klausur still zu leben und durfte vielleicht Bücher abschreiben (kopieren), nicht aber selbst verfassen. Und doch - genau das hat sie getan - mit allerhöchster Erlaubnis! Frauen hatten keine Predigterlaubnis - und doch hat sie gepredigt. Sie war als Heilerin und als Ratgeberin gefragt. Und hat „nebenbei“ noch da Kloster auf dem Rupertsberg bei Bingen gegründet und durch die ersten sehr schweren Jahre geleitet. Noch erstaunlicher wird dieses ungeheure Pensum, wenn man erfährt, daß sie zeitlebens kränklich und oft ans Bett gefesselt war.

    Hervorzuheben ist auch die hervorragende Ausstattung, die der Verlag dem Buch hat angedeihen lassen: von der grafischen (und Einband-) Gestaltung bis hin zur buchbinderischen Verarbeitung. Das Buch hat auch nach dem Lesen einen geraden Rücken, sieht also aus wie (fast) neu. Prima - eine solche Qualität ist heute (leider) selten geworden.

    Insgesamt stellt diese Romanbiographie in der Tat die „mächtigste Nonne des Mittelalters“ auf so verständliche, aber dennoch sachkundige, Weise vor, daß man meint, sie persönlich gekannt zu haben. Das Buch wird mir noch lange im Gedächtnis bleiben und zur Folge haben, daß ich auch einige der Schriften der Kirchenlehrerin lesen werde.


    Mein Fazit

    Eine umfassende und sehr gut lesbare Biographie der hl. Hildegard von Bingen, ergänzt durch einen umfassenden und informativen Anhang.

    Kellner, A: Christsein ist keine Religion Kellner, A: Christsein ist keine Religion (Buch)
    11.06.2018

    Wie ein Physiker das Christentum sieht

    „Der erste Trunk aus dem Becher der Naturwissenschaft macht atheistisch; aber auf dem Grund des Bechers wartet Gott.“ Werner Heisenberg (Seite 38)

    Meine Meinung

    So leicht mir nach dem ersten Buch „Expedition zum Ursprung“ des Autors eine Rezension fiel, so schwer fällt sie mir hier. So sehr ich nach dem ersten Buch wußte, daß es mir außerordentlich gut gefallen hatte, so wenig weiß ich auch etliche Tage nach Beendigung des Lesens von „Christsein ist keine Religion“, wie sehr oder wenig gut es mir gefallen hat, woraus auf jeden Fall zu schließen ist, daß es für mich an sein Erstlingswerk bei weitem nicht heranreicht. Auch wenn dieses hier als Fortsetzung zur „Expedition zum Ursprung“ gesehen werden kann, ist es jedoch auch ohne selbiges lesbar, da für das Verständnis nötige Teile seines ersten Buches an passender Stelle hier kurz wiedergegeben werden.

    Was der Autor wirklich gut kann, ist Tod und Auferstehung Jesu so zu erklären, daß es verständlich und geradezu folgerichtig erscheint, daß das alles genau so - und auch warum - passieren mußte. Noch kein anderer Autor - sei er Theologe oder nicht - konnte das so klar darlegen wie Albrecht Kellner, das ist einer der großen Pluspunkte dieses Buches, und alleine dadurch hat es sich gelohnt, das Buch zu lesen.

    Im ersten Teil des Buches („Die Logik des Christseins“) legt der die Grundlagen seiner Überlegungen und bringt viele Analogien und Beispiele aus der Wissenschaft, naturgemäß vorwiegend aus seinem Fachgebiet, der Physik. Er geht auf die Möglichkeit ein, daß es einen Schöpfer des Universums gibt (und nicht alles durch einen bloßen Zufall entstanden ist), und begründet dies auch. Seine Argumentation, auf deren Schwachpunkte er offen eingeht, empfand ich als nachvollziehbar und durchdacht, Beispiele und Analogien gut und treffend gewählt.

    Nicht immer einig mit dem Autor war ich vor allem im zweiten Teil des Buches („Die Dynamik des Christseins“). Beispielsweise, wenn er auf Seite 211 der Meinung ist, daß Drogen- und Alkoholabhängige schlagartig von ihrer Sucht befreit sind, wenn die „Grunderfahrung des Christseins“ einsetzt - so einfach ist das jedoch nicht.

    Irritiert, um es höflich auszudrücken, hat mich seine Ansicht über die Homöopathie, die er als einen Weg, der „nicht vom Schöpfer allen Seins angeboten wird“ bezeichnet. In der Homöopathie passiert nichts wie auch immer esoterisches (er führt das unter dem Kapitel „Esoterik“ an), sondern es gelangen ausschließlich Dinge, die „vom Schöpfer allen Seins“ erschaffen wurden, zur Anwendung. Auch ist mir (wie der Autor schreibt) keine Bibelstelle bekannt, die vor der Homöopathie warnt. Hier ist Kellner eindeutig weit über das Ziel hinaus geschossen, was natürlich die Frage nahelegt, ob er dies an anderer Stelle nicht auch ist.

    Der etwas seltsam anmutende Titel des Buches wird im Verlauf der Argumentation erklärt. Das Christentum ist etwas völlig Anderes und absolut Eigenständiges im Vergleich zu jeder anderen Religion. Denn nur hier kam Gott selbst in die Welt, wurde Mensch und hat den Menschen durch sein Leiden und Sterben ein für allemal erlöst. Diese Ausführungen, zusammen mit dem „Radiovergleich“ sowie den Erläuterungen zu Tod und Auferstehung Jesu gehören zu den stärksten Kapiteln des Buches; bei aller Kritik machen es alleine diese mehr als lesenswert.


    Mein Fazit

    Trotz einiger Schwächen bietet das Buch viele Denkanregungen und Erklärungen zum Christentum. Geeignet für Christen, die mehr über ihre eigene „Religion“ wissen wollen, wie auch für Nichtchristen, die sich über das Wesentliche des Christentums informieren wollen.
    Meine Produktempfehlungen
    • Kellner, A: Expedition zum Ursprung Kellner, A: Expedition zum Ursprung (Buch)
    Kellner, A: Expedition zum Ursprung Kellner, A: Expedition zum Ursprung (Buch)
    12.04.2018

    Erfolgreiche Sinnsuche

    Den Trugschluss, dass die Naturwissenschaft die Erklärung für den Ursprung allen Seins liefern würde, hatte ich noch relativ leicht durchschauen können. (Seite 56)

    Meine Meinung

    Wer sucht nicht nach dem Sinn des Lebens, oder zumindest nach dem Sinn des eigenen? Vermutlich die meisten Menschen beschäftigen sich während ihres Lebens mehr oder weniger intensiv mit diesen Fragen, finden nicht gleich eine Antwort - und gehen zum „Tagesgeschäft“ über. Nicht so der Autor. Ihn treibt die Frage nach dem Sinn so stark um, daß er sein Studienfach danach auswählt, ob diese Frage beantwortet werden kann. Das war der Grund für sein Physikstudium - denn die Physik muß doch erklären können, was die „Welt im innersten zusammen hält“. Doch je weiter er in seinem Studium fortschreitet, um so mehr erkennt er, daß die Naturwissenschaft seine Fragen nicht beantworten kann und wird, denn die Frage nach dem Sinn gehört schlicht und ergreifend nicht zum Inhalt des Fachs. Die Physik beschreibt wissenschaftlich Vorgänge, aber sie erklärt nicht die Dinge dahinter. Warum (im Sinne des letzten Sinnes, nicht des zugrunde liegenden physikalischen Gesetzes) etwas so ist, wie es ist bzw. sich so verhält, wie es sich verhält.

    Aber genau das wollte der Autor wissen, er brach das Stipendiatsstudium in den USA ab und machte sich auf die Suche. Wie sich diese Suche gestaltete, was er dabei alles erlebte, welche Umwege er in Kauf nahm und wie er schließlich fündig wurde: das erzählt Albrecht Kellner in seinem Buch, das 2010 erstmals erschienen ist und nun in einer bearbeiteten und erweiterten Neuauflage vorliegt.

    Er beginnt seine Suche in der Physik, es bleibt demzufolge nicht aus, daß Sachverhalte aus seinem Fachgebiet eine Rolle spielen und im Buch erwähnt werden. Selten jedoch habe ich auch schwierige physikalische Vorgänge so klar und verständlich beschrieben gefunden wie hier, weshalb sogar ich technischer Laie das problemlos nachvollziehen und verstehen konnte. Er verschweigt im Folgenden aber auch nicht die Wege und Irrwege, die er bei seiner Suche einschlug. „Bewußtseinserweiternde Substanzen“ etwa, gemeinhin Drogen genannt, seine Ausflüge in die fernöstlichen Lehren, in die Esoterik oder den Kontakt zu Krishnamurti.

    Aber womit er sich auch beschäftigte, wen er auch traf, mit wem er auch sprach - seine Fragen wurden eher mehr als daß auch nur eine beantwortet wurde. Auf die Idee, er könne im Christentum eine Antwort finden, kam er nicht. Damit glaubte er, schon in seiner Jugend abgeschlossen zu haben. Durch Vermittlung seiner damaligen Freundin bekam er Kontakt zu einem Counsellor, wie es sie seinerzeit wie Sand am Meer in Amerika gab. Der war im Hauptberuf eigentlich Pastor und tat nichts weiter, als ihn auf passende Stellen der Bibel hinzuweisen.

    Hier nahm das Leben des Autors eine Wende, denn genau da, wo er nie gesucht hatte, genau da, wo er es von vorneherein ausgeschlossen hatte - genau da war er offensichtlich fündig geworden. Und so beschreibt er im zweiten Teil seines Buches den Weg, den er nun ging, und an dessen Ende die Beantwortung all seiner Fragen stand. Auch dieser Teil der Suche ist genauso gut lesbar geschrieben, wie der bisherige Weg und vermag dem Leser zu vermitteln, wie Kellner zu seinen Einsichten und Überzeugungen kam.

    Interessant in diesem Zusammenhang fand ich, daß es ihm weder darum geht, eine bestimmte Konfession zu bevorzugen oder gar zu „empfehlen“ noch darum, unbedingt entweder einen Widerspruch oder eine Übereinstimmung der Bibel mit den Erkenntnissen der Naturwissenschaft herauszuarbeiten. Obwohl inzwischen gläubig geworden, bilden Bibel und Naturwissenschaft für den Autor keinen Gegensatz (vgl. z. B. S. 164, S. 201f oder S. 207f), im Gegenteil: das Eine vermag das Andere zu bestätigen.

    Insgesamt nimmt der Autor den Leser auf seine Suche und Entdeckungsreise durch alle Wege und Irrwege mit und ermöglicht es, seine Suche und seine Schlußfolgerungen nachzuvollziehen. Selten fand ich in einem Buch die Frage nach dem Sinn des Lebens so deutlich als Thema und so nachvollziehbar beantwortet. Großartig.


    Mein Fazit

    Auch schwierige Themen verständlich darstellend, beschreibt der Autor seine Suche nach dem Sinn des Lebens bis hin zu Antwort auf diese Frage. Eines der besten Bücher zum Thema, das mir je begegnet ist.
    Muttertier Birgit Kelle
    Muttertier (Buch)
    06.02.2018

    Eine notwendige Ansage

    Was ist das nur für ein Land,, in dem wir bestrafen, wenn man einem Hundebaby die Mama nimmt, und bewundern, wenn eine Mutter ihr Kind früh abgibt, um wieder erwerbstätig zu sein? (Seite 166)


    Meine Meinung

    Endlich einmal ein Buch, in dem das Normale normal genannt wird. Ohne Rücksicht auf die gerade übliche politische und ideologische Korrektheit, aber mit Rücksicht auf die Natur und ihre unumstößlichen Gegebenheiten, die sich dem menschlichen Zugriff entziehen und so manche Aussage der Genderideologie als Fake News entlarven.

    „Eine Ansage“ ist der Untertitel, und genau das hat die Autorin geschrieben: eine, teils (berechtigt) wütende Ansage an den Staat und bestimmte Interessengruppen, die den Menschen und Familien verbindlich vorschreiben wollen, wie sie gefälligst zu leben haben. Und da man solches in diesem Lande (noch?) nicht kann, geschieht dies auf ganz einfache Weise: Geld gibt es nur, wenn man so lebt, wie jene Interessengruppen, um bei dieser Bezeichnung zu bleiben, das gerne möchten: wenn man schon unbedingt ein Kind will, dann soll die Mutter dieses so schnell wie möglich in eine Krippe oder sonstwohin weggeben, damit sie wieder dem eigentlich zulässigen Lebenszweck nachgehen kann: arbeiten gehen und die Wirtschaft und die Konzerne stützen.

    Das ist nun gewißlich etwas überspitzt formuliert, macht aber deutlich, worin das Grundproblem liegt, auf das Birgit Kelle aufmerksam machen will: es soll vorgeschrieben werden, wie man zu leben hat. Ansonsten gibt es weder (oder zumindest weniger) Geld noch Ansehen oder Respekt. Wobei noch zu klären wäre, was von beiden das eigentlich Schlimmere ist. Denn es scheint, daß man sich in dieser Gesellschaft „längst darauf geeinigt hat, Kinder als notwendiges Übel zur Erhaltung des ökonomischen Wohlstandes zu betrachten.“ (S. 68) Wenn man sie schon nicht abschaffen kann.

    Kapitel für Kapitel zeigt die Autorin auf, wie die Entwicklung im Verlauf der Jahre bis zum heutigen Zustand vonstatten ging, wie bewußt darauf hingearbeitet wurde, die Frauen, welche die Unverschämtheit besitzen, ihre Kinder selbst erziehen zu wollen, zu diskreditieren („nur Hausfrau“), um schließlich die Axt an die Keimzelle der Gesellschaft, nämlich die Familie zu legen: „Dass man uns als Mütter aus dem Haus treiben will und unsere Kinder möglichst schon als Säuglinge direkt gleich mit in fremde Hände schickt, ist deswegen ein Angriff auf das, was das Fundament unserer Gesellschaft ausmacht: die Familie. Es ist die Axt, die an die Wurzel angesetzt wird. Die Nachkriegsgenerationen hatten an der vaterlosen Gesellschaft zu leiden. Gerade treibt man uns im Namen der Freiheit in die Ära der mutterlosen Gesellschaft. Damit wären bald alle Wurzeln gekappt. Glückwunsch.“ (S. 227)

    Wie sehr in der Gesellschaft etwas falsch läuft, wird auch daran deutlich, daß immer mehr Geburtsabteilungen in Krankenhäusern geschlossen werden. Die Anfahrtswege werden teils so lang, daß man überlegen sollte, Taxifahrer als Geburtshelfer auszubilden. Zumal man alles daran setzt (bzw. nichts dagegen tut), daß der Beruf der Hebamme ausstirbt. Die Politik könnte etwas gegen die ins Unermeßliche steigenden Versicherungsprämien tun. Tut sie aber nicht. Aber man stelle sich einmal vor, die Ausübung von Vorstandsposten durch Frauen würde auf ähnliche Art erschwert bis unmöglich gemacht. Ein Aufschrei ginge durch das Land (vgl. S. 162f)!

    Alles in allem ist das Buch eine harte, wütende und längst überfällige Ansage an die erwähnten Interessengruppen (und die Gesellschaft), daß es - zum Glück - noch Menschen gibt, deren höchstes Ziel nicht darin besteht, in der Tätigkeit am Arbeitsplatz aufzugehen und dieser alles andere unterzuordnen. Das Mindeste an Toleranz, was man erwarten könnte wäre, diese Frauen und Familien selbst bestimmen zu lassen, wie sie ihr Leben gestalten. Ohne sie durch Geldentzug oder soziale Ächtung unter Druck zu setzen. Aber eine solche Toleranz paßt nicht in die herrschende Ideologie.


    Mein Fazit

    In klarer Sprache ergreift die Autorin für die Frauen (und Familien) Position, die das tun wollen, was sie für normal halten: ihre Kinder selbst erziehen. Eine notwendige Ansage, daß in dieser Gesellschaft ein Umdenken dringend erforderlich ist. Wenn sie überleben will.
    Unter dem Mitternachtsmond Unter dem Mitternachtsmond (Buch)
    27.10.2017

    Gelungene Einstimmung in die Weihnachtszeit

    „Dafür stehen diese Linien. Sie machen die Figuren auf den ersten Blick unvollkommen. Aber sobald man den Sinn dahinter erkennt, sind sie auch eine Zierde. Sie erzählen davon, wie aus Fehlerhaftem Schönes entstehen kann, wenn wir es zulassen.“ (Seite 106)

    Meine Meinung

    Dies ist nun das dritte Weihnachtsbuch der Autorin, und es könnte durchaus sein (so ganz habe ich das noch nicht entschieden), daß mir dieses am Besten gefallen hat. Jedenfalls deutlich besser als das Vorgängerbuch „Unter dem Sternenhimmel“. Hier paßt die Handlung sehr schön in die Advents- und Weihnachtszeit, und auch am Ende bleiben keine wesentlichen Fragen offen, der Schluß ist rund, stimmig und passend. Auch wenn in diesem Roman Figuren auftreten, die dem Leser schon in den beiden Vorgängern begegnet sind, so ist er doch eigenständig und ohne Vorwissen verständlich. Soweit zum Verständnis notwendig, werden die entsprechenden früheren Vorkommnisse an passender Stelle eingeflochten ohne jedoch den Lesern, die jene Bücher kennen, als aufdringlich zu erscheinen.

    Besonders gefreut hat mich wieder so ein Schmankerl für die Stammleser der Autorin; ich will nicht spoilern, deshalb nenne ich ganz allgemein, daß Dinge aus einem ihrer früheren Bücher auftauchen. Da jenes frühere eines meiner Lieblingsbücher der Autorin ist, hat mir das um so mehr gefallen.

    Fast hätte ich geschrieben, wie von der Autorin gewohnt, gibt es hier ein Pärchen, das auf den ersten Blick so überhaupt nicht zusammen paßt und welches darob zur Freude der Leser auch so manchen „Kampf“ miteinander ausficht. Hier sind das die künstlerisch-chaotisch tätige Debora und der Kontrollfreak Patrick, der seinen siebenjährigen Sohn Leo aus Angst, es könne ihm etwas passieren, mehr einengt als gut ist. Debora und Patrick ziehen zum gleichen Zeitpunkt in einem alten Bauernhof als Mieter ein, so daß sich Kontakte nicht vermeiden lassen. Zumal sich Leo sehr schnell mit Debora anfreundet.

    Was mir hier ausnehmend gut gefallen hat, war die überaus normale Entwicklung. Es gibt Unklarheiten, Mißverständnisse und wir Leser tappen über weite Strecken über bestimmte Denk- und Verhaltensweisen im Dunkeln. Die Auflösung derselben im Verlauf des Buches ist dermaßen normal und genau genommen folgerichtig, daß dies alleine schon deshalb auffällt, weil das „Reißerische“, was man heute zu oft in Büchern findet, hier fehlt. Genau so könnte es wirklich sein, und genau deshalb finde ich das hier sehr gut.

    Passend zur Jahreszeit (im Buch) war auch, daß die Legende der ersten Weihnachtskrippe eingeflochten wurde; es heißt, der hl. Franz von Assisi habe diese „erfunden“. Wie schon im ersten Weihnachtsbuch gibt es auch hier ziemlich viel Schnee, was für eine Lage mitten im Schwarzwald allerdings durchaus wahrscheinlich ist, vor allem aber zu dieser Geschichte paßt. Müßig zu erwähnen, daß die Figuren im Verlauf der Handlung mit ihren je ganz eigenen Problemen fertig werden bzw. sich diesen stellen müssen. Auch deren endgültige Auflösung fügt sich nahtlos ein bzw. führt alles zu einem - da verrate ich sicherlich nichts Unerwartetes - guten Ende.

    Abschließend, wenn ich es mir recht überlege, hat mir dieses dritte Weihnachtsbuch der Autorin in der Tat am besten von den drei gefallen, wenngleich das erste „Unter dem Polarlicht“ ganz knapp dahinter liegt. Die bisher bekannten Figuren haben nun zwar alle ihre Geschichten bekommen, aber es spricht nichts dagegen, im nächsten Jahr von ganz anderen zu erzählen. Ich würde mich freuen.


    Mein Fazit

    Ein rundum gelungenes Buch, das so recht auf die Advents- und Weihnachtszeit einstimmen kann.
    Meine Produktempfehlungen
    • Unter dem Polarlicht Unter dem Polarlicht (Buch)
    Chefvisite Chefvisite (Buch)
    22.09.2017

    Diese Visite konnte mich nicht überzeugen

    Wenn Gott sich jedes Mal vor der Sünde zurückgezogen hätte, wäre die Welt gottlos geworden und schon längst untergegangen. (Seite 23)
    „Bei Gott“, sagte Jeschua, „sind alle Dinge möglich. Aber manchmal sind die Umwege zu ihm gewaltig und langwierig.“ (S. 194)

    Meine Meinung

    Es ist ein paar Tage her, daß ich das Buch beendet habe, und noch immer bin ich mir unsicher, welche Meinung ich dazu habe. Also, daß ich es beendet habe, darüber bin ich durchaus froh, diese Meinung ist eindeutig. Nur was ich von dem Inhalt halten soll, dessen bin ich mir immer noch unsicher.

    Zweifellos ist, daß der Autor einen flüssig und flott lesbaren Stil schreibt, für die Thematik angemessen. Das Buch liest sich also „schnell weg“ - ob ein solches wiederum so gut ist, mag jeder für sich selbst entscheiden. Seit ich vor einiger Zeit mit einem Autor eine Diskussion um ausgefeilten Sprachstil geführt habe, bin ich mir da nicht mehr so sicher, daß ein schnelles Lesen und Verstehen eines Textes unbedingt ein Zeichen von Qualität ist.

    Die Idee des Romans ist durchaus originell und hat mich gereizt, denn die Frage, wie Jesus wohl reagieren würde, käme er heute, habe ich mir selbst schon oft gestellt. Jesus hat zu seiner Zeit weder Tabus beachtet noch sich an die Regeln gehalten, wieso sollte das bei einer erneuten Ankunft auf der Erde heute anders sein? Insofern kann ich dem Autor folgen. Genau genommen, würde ich so ein Verhalten Jesu sogar erwarten. Aber würde er vieles, was er damals gelehrt hat, wirklich so radikal über den Haufen werfen, wie in diesem Buch dargestellt?

    So heißt es z. B. in Matthäus 5,18: „Amen, ich sage euch: bis Himmel und Erde vergehen, wird kein Jota und kein Häkchen des Gesetzes vergehen, bevor nicht alles geschehen ist.“, auch in weiteren Stellen im NT bekräftigt Jesus die Gültigkeit der Heiligen Schrift. Wie der Autor dann zu der Schlußfolgerung „Die Bibel ist kein Wahrheitslexikon, sondern ein seelsorgliches Buch.“ (vgl. S. 193, im Buchzusammenhang sinngemäß gemeint, man kann die Bibel so verstehen, wie man es gerade braucht), entzieht sich meinem Verständnis.

    Mehr als seltsam fand ich auch den Besuch beim Papst - obwohl, ich bin mir nicht ganz sicher, ob Autor und Verlag (beide evangelisch) bewußt ist, was sie mit der Darstellung im Buch implizieren: es wird nämlich der Primat des Papstes sowie indirekt seine Stellung als Stellvertreter Christi (und damit die Röm.-Kath. Kirche als *die* Kirche) dargestellt. Insofern stimme ich mit dem Autor allerdings überein.

    Und ein drittes sei noch erwähnt: Jesus tritt im Buch auf, sagt (sinngemäß) „Ich bin der Auferstandene Jesus, der gekommen ist, um nach dem Rechten zu sehen“ - und jeder glaubt das sofort ohne irgend einen Zweifel oder gar Rückfrage. Wenn zu mir jemand mit diesem Anspruch käme, würde ich schon etwas mehr als einen so nebenbei hingeworfenen Satz benötigen, um dem Glauben zu schenken. Mag sein, daß der wiedergekommene Jesus eine Ausstrahlung hatte, daß man ihm das sofort abnahm - nur hat der Autor mir das nicht nahe bringen können, ich mußte mir das als Erklärung selbst zusammen reimen. Auch hatte ich das Gefühl, immer wenn es ernst wird, blendet der Autor aus, als ob er nicht wüßte, wie er das schreiben bzw. beschreiben soll.

    Was mich am Buch aber wirklich gestört hat, ist die Nachbemerkung. Die ist nämlich keine Nachbemerkung, sondern Teil des Romans. Der Ist mitnichten mit dem Wort „Ende“ zu Ende, sondern erst mit der Nachbemerkung. Bei so etwas fühle ich mich vom Autor immer auf den Arm genommen, und das schätze ich nicht. Matheson hat das in seinem Roman „Das Ende ist nur der Anfang“ zwar sehr ähnlich gehandhabt, aber dort ist das als „Epilog“ gekennzeichnet - und damit eindeutig Teil der Romanhandlung. Hier wird der Eindruck erweckt, daß der Roman zu Ende sei und der Autor noch ein (sachliches) Nachwort gibt - was nicht stimmt.

    Inhaltlich gefallen - auch das gab es - haben mir die Aussagen Jesu über die Schöpfung und Entwicklung derselben sowie die Ansicht, daß die Erde nicht der einzige bewohnte Planet im Universum ist. Der Astrophysiker Sebastian von Hoerner hat in seinem Buch „Sind wir allein? SETI und das Leben im All“ die Wahrscheinlichkeit, daß es auf anderen Welten Leben gibt, ausgerechnet. Diese ist in Promille zwar extrem gering, bezogen auf die Größe des Universums jedoch in tatsächlicher Anzahl wiederum relativ hoch.

    Insgesamt habe ich „Chefvisite“ als ein gut und locker zu lesendes Buch empfunden, das die Möglichkeit eines erneuten Besuches Jesu auf der Erde durchspielt. Der Roman vermag einige, darunter durchaus positive, Denkanstöße zu vermitteln; jedoch hatte ich über weite Strecken das Gefühl, daß der Autor dem Jesus des Buches vor allem sein eigenes Wunschdenken in den Mund gelegt hat. Vieles davon mag dem heutigen Zeitgeist entsprechen, nur ob es auch dem Geist Jesu entspricht?


    Mein Fazit

    Jesus zurück auf der Erde, um nach dem Rechten zu sehen. Locker und flüssig geschrieben, ist der Autor für meine Begriffe zu sehr dem Zeitgeist verhaftet und verfolgt zu sehr sein eigenes Wunschdenken.
    Letztlich muß jeder für sich entscheiden, inwieweit das Buch gefällt oder nicht.
    Messias ohne Manieren Messias ohne Manieren (Buch)
    12.08.2017

    Der wahre Jesus

    Er wusste, dass ein Kommen der Dreh- und Angelpunkt der Menschheitsgeschichte war, der Höhepunkt von Gottes Erlösungsplan. Es gab keinen Plan B. (Seite 57f)

    Meine Meinung

    Jesus von Nazaret glauben viele zu kennen. Und deshalb mögen ihn auch viele, selbst wenn sie ansonsten mit „seiner“ Kirche nicht allzuviel am Hut haben. Viele mögen die Version von Jesus, die sie sich von ihm machen. Aber haben sie wirklich den ganzen Jesus im Blick oder bauen sie ihre Sympathie auf wenige Schriftstellen, die sie kennen? Denn Jesus sagte nicht nur, daß man die andere Wange hinhalten oder die Feinde lieben soll. Er (ver-)fluchte, verdammte die Obrigkeit, warf Geldwechsler unter Anwendung von Gewalt aus dem Tempel und störte damit deren Geschäft oder schickte tausend Schweine in den Tod. Wie paßt das zu dem Bild des Friedens, das sich viele Menschen von ihm machen? Paßt das überhaupt zu ihm?

    Es sind diese, teilweise überaus schwierig zu verstehenden Stellen im Neuen Testament, welche sich der Autor vornimmt und mit großer Sachkenntnis für die Menschen unserer Tage erklärt und interpretiert. Oft wird nämlich der Fehler gemacht, solche Vorkommnisse und Jesusworte mit und an den Maßstäben unserer Zeit zu messen, wodurch man sie nicht nur mißverstehen kann, sondern auch überhaupt nicht ahnt, welche Sprengkraft das für die Zeitgenossen Jesu hatte, wie ungeheuerlich ihnen vieles vorkommen mußte.

    In Zwölf Kapiteln mit Überschriften wie „Revolutionär oder Pazifist?“, „Gesetzlich oder voller Gnade?“, „Höllenprediger oder sanfter Hirte?“ oder „Gescheiterter Prophet oder siegreicher König?“ entwirft der Autor ein Bild von Jesus, das so manchen überraschen dürfte. Vor allem aber löst er scheinbare Widersprüche auf, wenn Jesus beispielsweise zum einen großen Wert auf Familie legt, andererseits sich aber andererseits von seinen Blutsverwandten lossagt bzw. es so klingt, als ob er selbiges täte. Dabei zitiert Strauss immer wieder die entsprechenden Verse im Neuen Testament, aber auch die passenden aus dem Alten Testament. Den Menschen der Zeit Jesu waren viele Stellen aus dem AT geläufig, weshalb sie Anspielungen und Zusammenhänge verstehen konnten, die wir heute schlicht eben aus Unkenntnis des AT übersehen. Es ist ein großes Verdienst des Autors, eben solche Zusammenhänge aufzuzeigen.

    Wichtig ist auch, daß Strauss ein eminent großes Wissen hat, dieses jedoch so darbietet, daß es auch für den „interessierten Laien“ gut und problemlos verständlich ist; er kommt ohne „Fachchinesisch“ aus. Dabei wird auch immer wieder deutlich, wie geradezu zentral eine genaue Übersetzung der Bibel ist. Denn manche Worte lassen sich verschieden übersetzen, weil sie im Original verschiedene Bedeutungen haben. Als Beispiel sei das Wort „hassen“ erwähnt, das man auch mit „weniger lieben“ übersetzen könnte, wodurch sich gleich ein ganz anderer Sinn ergibt (vgl. S. 161f). Es sind solche Feinheiten, auf die Strauss aufmerksam macht und dadurch zu tieferem - oder überhaupt erst richtigem - Verständnis verhilft.

    Besonders interessant für mich war das Kapitel „Höllenprediger oder sanfter Hirte?“ (Seite 123ff). Ich habe schon etliche Erklärungen zum Opfertod Jesu gelesen, muß aber zugeben, daß mich bisher keine so recht überzeugen, oder genauer, mir diesen nachvollziehbar erklären konnte. Strauss ist dies als erstem Theologen nun überzeugend gelungen, indem er darlegt, daß es sich um einen geistlichen Kampf zwischen Himmel und Hölle handelt, den Jesus ausfocht und durch seinen Tod und Auferstehung diesen Kampf gewonnen hat.

    Insgesamt ist dies ein Buch, das enorm viel an Informationen enthält und darob verdient, mehrfach gelesen zu werden, denn beim ersten Lesedurchgang wird man sich sicherlich nicht alles merken oder gar bemerken können, was in dem Buch steckt. Ein Buch, das ich mit großem Gewinn gelesen habe und welches gewißlich zu den besten Sachbüchern zählt, die mir je untergekommen sind. Jeder, der den wahren Jesus kennenlernen möchte, sollte zu diesem Buch greifen.


    Mein Fazit

    Ein sehr gut lesbares Buch, in dem anscheinend schwierige und widersprüchliche Aussagen und Handlungen Jesu verständlich und schlüssig erklärt werden. Sicherlich eines der besten Bücher zum Thema.
    Malessa, A: Als Christ die AfD unterstützen? Malessa, A: Als Christ die AfD unterstützen? (Buch)
    28.07.2017

    Christ und AfD - zwei verschiedene Welten

    Es gibt keine Religion, die ohne Konsequenz für die Lebensführung bleibt. Insofern hat jede Religion auch eine politische Dimension. Sie betrifft nicht nur das private, sondern auch das öffentliche Leben. (Seite 27)
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    Meine Meinung

    Zu Zeiten eines Franz Josef Strauß hieß es noch, rechts von der Union dürfe kein Platz für eine demokratische Partei sein. Aber das ist lange her, die Union ist weit in die Mitte (bzw. je nach Sichtweise nach links) gerückt, und rechts von ihr ist somit ein riesiges freies Feld entstanden. Immer wieder haben Parteien versucht, in diesen Bereich vorzustoßen, um die entstandene Leere auszufüllen. Derzeit trifft dies auf die AfD zu. Doch füllt sie diese Leere wirklich aus, ist sie wirklich nur rechts von der Union angesiedelt - oder ist sie mittlerweile doch außerhalb des Spektrums, das gemeinhin als demokratisch bezeichnet wird, angekommen? Und ist diese Partei, angesichts der kommenden Bundestagswahl durchaus aktuell, für Christen überhaupt wählbar?

    Dieses Buch versprach Antworten auf diesen Fragen, aber - um es gleich vorweg zu nehmen - so ganz glücklich bin ich nicht damit geworden. Ich hatte beim Lesen immer wieder das Gefühl, daß der Autor nicht faßbar ist, daß er um das Thema herum schreibt ohne glasklar Stellung zu beziehen. Was möglicherweise daran liegt, daß ich mit seinem Schreibstil nicht zurecht kam, denn grundsätzlich waren seine Schlußfolgerungen schon eindeutig gegen die AfD. Nur angekommen ist das bei mir nicht so recht.

    Schließlich habe ich das Buch ein zweites Mal gelesen, um dem auf die Spur zu kommen. Dabei fiel mir auf, daß der Autor Begriffe auf andere Art definiert, als ich sie definieren würde - oder als sie von der AfD definiert werden. Damit konnten seine Erklärungen nicht so ganz aufgehen. Als Beispiel sei hier „Multi-Kulti-Gesellschaft“ genannt. Der Autor definiert praktisch jede Gesellschaft als „Multi-Kulti“ (vgl. Seiten 39ff): "Den Gesichtstätowierten und die Diakonisse, den Gel-im-Haar-Manager im Nadelstreifen und die Henna-im-Haar-Hippiefrau im Batickwickelrock. Schrille Punks und blasse Nerds, füllige Kegelclubdamen und drahtige Klappfahrrad-Wanderer ziehen da an mir vorbei, Fußballfans in Vereinskluft trinken sich Optimismus an, Teenagerbuben schielen unterm Hoodie einer blonden Diva auf Highheels hinterher, bis wir alle von den örtlichen Obdachlosen um Geld oder Zigaretten angeschnorrt werden." (S. 39) Es wäre, um klar argumentieren zu können, sich also vonnöten, sich erst einmal auf eine gemeinsame Begrifflichkeit zu einigen oder, genauer, der Autor müßte für seine Argumentation die gleiche Begrifflichkeit verwenden wie die, deren Standpunkte er angreifen will. So hatte ich über weite Teile des Buches das Gefühl, daß Autor und AfD quasi aneinander vorbei redeten.

    In insgesamt zehn Kapiteln geht der Autor auf Äußerungen der AfD ein. Mit Überschriften wie „Die reden wenigstens Klartext“, „Die lassen sich nicht bevormunden“ oder „Die brechen politische Korrektheit auf“. Gerade im letztgenannten Kapitel fiel mir wieder auf, daß der Autor - für meine Begriffe - oft eigene Definitionen verwendet, denn soweit ich ihn verstanden habe, ist er der Ansicht, so etwas wie politische Korrektheit gibt es praktisch nicht. Nun, als geschriebenes Gesetz gibt es das in der Tat nicht. Wenn man aber zu manchen Themen eine andere Meinung als die derzeit herrschende (oder als sich herrschend meinende) vertritt, wird man sehr schnell feststellen, daß es so etwas wie „politische Korrektheit“ eben doch gibt.

    Insgesamt gesehen geht der Autor auf wesentliche Fragen im Zusammenhang mit der AfD, und ob die für Christen wählbar ist, ein. Allerdings empfand ich seine Argumentation über weite Strecken als nicht so recht zielführend bzw. er konnte mich damit nicht richtig erreichen. Insofern bin ich mit dem Buch nicht so recht froh geworden, ohne daß ich jetzt ganz genau festmachen könnte, woran das lag. Es ist also durchaus möglich, daß das Buch auf andere Leser einen ganz anderen Eindruck macht und ihnen genau die Frage beantwortet, die der Buchtitel stellt.


    Mein Fazit

    In zehn Kapiteln vergleicht der Autor das Menschen- und Weltbild der AfD mit dem christlichen und versucht die Frage zu beantworten, ob diese Partei für Christen wählbar sei. Er ist zwar der Meinung „nein“, jedoch ist diese Argumentation bei mir nicht so richtig angekommen.


    3,5 Punkte ergibt aufgerundet 4
    Himmel zu vererben Himmel zu vererben (Buch)
    01.05.2017

    Kann man Christsein für eine Erbschaft vortäuschen?

    „Es ist ja nichts dabei, wenn wir als Christen leben, und wir müssten nur so tun, als ob. Wir wären ja nicht wirklich Christen, oder?!“
    „Hört sich ganz okay an! Und was müsste ich so machen als Christ?“ (Seite 40f)

    Meine Meinung

    Was wäre man bereit zu tun, wenn eine große, eine sehr große, Erbschaft als Belohnung winken würde? Vor dieser Frage stehen die drei Hauptfiguren des Romanes. Die Bedingung für sie: sie müssen ein Jahr lang als bewußte Christen leben. Bisher hatten sie weder mit Kirche noch mit Christsein viel am Hut und demgemäß recht wenig Ahnung. Wie lebt man also als Christ? Was muß man tun und lassen, um als Christ durchzugehen? Und kann man nur so zum Schein, um eben die Bedingung zu erfüllen, als Christ leben, das Geld kassieren und dann mit dem bisherigen normalen Leben weiter machen?

    Mit genau diesem Vorsatz, ein Jahr so zu tun als ob, und dann zur „Normalität“ zurückzukehren lassen die drei sich auf die Bedingung ein. Aber so leicht wird das denn doch nicht. Und kann man überhaupt ein Jahr lang, vierundzwanzig Stunden am Tag, schauspielern und etwas darstellen, was man nicht ist? Und selbst wenn das möglich wäre - wird man von dem, was man lebt, nicht berührt und verändert? Besteht - so die Intention der Erblasserin - nicht doch die Möglichkeit, daß aus dem „Schein“ ein „Sein“ wird, weil das, was man nach außen lebt am Ende doch nach innen wirkt?

    Zumindest über diese letztere Möglichkeit denken die drei der Familie Grün überhaupt nicht nach, als sie sich auf das „Abenteuer Christsein“ einlassen. Aber genau so sieht es Simon: als ein Abenteuer, als eine Abwechslung vom Routinealltag. Daß ihm dann doch recht mulmig wird, als er zum ersten Mal in eine Gruppe der Gemeinde geht und so gar nicht weiß, was auf ihn zukommt, steht auf einem ganz anderen Blatt.

    Aber als ein Abenteuer der ganz eigenen Art entwickelt sich das, was eigentlich als Charade begonnen war, denn doch. Denn zunächst einmal stellt sich natürlich die Frage: wie leben die eigentlich, die Christen? Was tun sie, was tun sie nicht? Und vor allem: was sagen unsere Verwandten, Freunde, Kollegen dazu, wenn wir plötzlich Christen sind? Der erste Weg führt ins Pfarrhaus, schließlich muß der Pfarrer wissen, wie man so als Christ lebt, was man braucht. Da kommen dann doch die ersten Zweifel, ob das denn gut gehen kann. Ob Geld all die Mühe und die Veränderungen im Leben wirklich rechtfertigt.

    Im Weiteren verfolgt der Leser das Scheitern der Bemühungen von Alexa, Robert und Simon, nur nach außen hin als Christen zu leben. Denn sich auf so ein Abenteuer einzulassen bringt es unweigerlich mit sich, daß früher oder später der Punkt kommt, wo man persönlich „getroffen“ wird und aus dem Spiel plötzlich Ernst wird. Zumal die gewohnte Welt der Grüns langsam aber sicher in Trümmer zerfällt und sicher Geglaubtes plötzlich unsicher wird.

    Die Autorin hat diese „Reise“ so gut beschrieben, daß ich das Buch nicht aus der Hand legen konnte und innerhalb kurzer Zeit, fast in einem Zug, ausgelesen habe. Mit eingewoben ist die Suche nach der Herkunft des Vermögens, die ein lange gehütetes dramatisches Geheimnis aus dem Leben der verstorbenen Tante Sophie ans Tageslicht bringt. Daneben erfährt einiges darüber, wie denn „die Christen“ so leben, und daß man - obwohl Christ - dennoch ganz normal sein kann. Eine besonders angenehme Nebenfigur ist der Pfarrer, der sich zunächst über das Anliegen der Familie Grün mehr als wundert, im Weiteren jedoch wunderbar unkompliziert ist. Leider, und das ist eigentlich mein einziger Kritikpunkt, bleiben etliche Nebenfiguren recht blaß, tauchen teilweise nur kurz auf und verschwinden wieder, auch wenn man eigentlich erwarten würde, ihnen nochmals zu begegnen.

    So ist das Buch, wenn man so will, eine gelungene Mischung aus Fakt und Fiktion. Denn in die fiktive Handlung eingebaut sind einige Grunddinge und -überzeugungen, die „die Christen“ haben und solcherart fast schon spielerisch vermittelt werden, ohne daß es aufdringlich oder gar missionarisch erscheint, was auch dadurch deutlich wird, daß selbst am Ende eine gewisse Portion Skepsis übrig bleibt. Der Roman ist - neben seinem unbestreitbaren Unterhaltungswert - also auch für für Menschen geeignet, die vom christlichen Glauben wenig wissen und quasi nebenbei ein paar grundlegende Dinge darüber erfahren möchten.


    Mein Fazit

    Die Frage „Wie ticken die Christen“? wird in einem unterhaltsamen Roman mit ungewöhnlicher Ausgangslage beantwortet.
    Schirrmacher, T: Koran und Bibel Schirrmacher, T: Koran und Bibel (Buch)
    27.04.2017

    Bibel und Koran - Trennendes und Verbindendes

    Der fundamentale Unterschied von Christentum und Islam kann allein schon am jeweils traditionellen (also vorkritischen) Verständnis ihrer heiligen Bücher aufgezeigt werden. (Seite 15)


    Meine Meinung

    Im Laufe der letzten Monate habe ich etliche Bücher über den Islam gelesen, jetzt dieses zum „Vergleich“ Bibel und Koran. Von all den gelesenen war dieses das mit deutlichem Abstand beste, weil der Autor auf überschaubarem Raum einen Überblick über die wesentlichen Aussagen und Inhalte der den Religionen zugrunde liegenden „Urkunden“, also ihrer heiligen Bücher, gibt. Das Buch ist bereits in 7. (erweiterter) Auflage erschienen, liegt auch in Übersetzung vor und das Feedback von islamischer Seite an den Autor zeigt, daß er dessen Positionen „korrekt und fair“ dargestellt hat (vgl. S. 9)

    Das Buch weist einen klaren Aufbau auf, der es auch als Nachschlagewerk benutzbar macht. Zu jedem Thema gibt es zunächst kurz die Sicht des Korans, dann die der Bibel und anschließend die Erläuterungen dazu. Alleine beim Lesen wird bald deutlich, daß es mehr Trennendes als Verbindendes gibt, daß beiden Religionen ein völlig unterschiedliches Gottesbild zugrunde liegt und damit auch eine sehr verschiedene Sicht auf die Welt - und den Staat. Im Islam gibt es keine Trennung von „Staat und Kirche“, denn "von seinem (des Korans, Anm. von mir) Schriftverständnis her wird er immer darauf abzielen, dass nicht nur die Moschee, sondern auch der Staat dem islamischen Recht untersteht und die gesamte Schöpfung und Lebenswirklichkeit vom Koran her gestaltet wird". (S. 77) Wie anders wirkt in diesem Zusammenhang der Satz Jesu Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist und Gott, was Gottes ist. (S. 78, Mt 22,21, Mk 12,17, Lk 20,25) Wenn man so will, wird die Trennung von Staat und Kirche sowohl von Jesus selbst als auch den Aposteln (z. B. Römer, 13,1-7) bestätigt und unterstützt.

    Aber der grundlegende Unterschied zeigt sich im Verständnis von Koran und Bibel. Der Koran gilt im Islam als von Ewigkeit her im Himmel existent; er wurde über einen Zeitraum von 22 Jahren an Mohammed „herabgesandt“, der alleinige Autor ist Allah. Die einzige gültige Fassung ist die im klassischen Arabisch, Übersetzungen im eigentlichen Sinne des Wortes gibt es nicht, nur „Deutungen“ in andere Sprachen. (vgl. S. 28f) Wichtig ist, den Koran in der Ursprungssprache zu lesen und zu zitieren, unabhängig davon, ob man das versteht oder nicht. Ein gleiches gilt auch für Gebete. Es ist nicht zulässig, mit Mitteln der Textkritik an den Koran heranzugehen - tut man es doch, kann es in Extremfällen zum Todesurteil führen.

    Ganz anders auch hier wieder die Bibel. Sie gilt als von Gott inspiriert und als Gottes Wort, aber durchweg geschaffen von Menschen, die ihrer jeweiligen Zeit und Herkunft verhaftet waren. Sie ist über einen Zeitraum von vielen Jahrhunderten entstanden, beinhaltet viele verschiedene (Schreib-)Stile und soll ausdrücklich in viele Sprachen übersetzt werden, damit die Menschen nicht nur den Klang hören, sondern vor allem verstehen, worum es geht. Schon die Jesusworte sind in der damaligen „Weltsprache“ Griechisch, nicht jedoch auf Aramäisch, was Jesus vermutlich sprach, überliefert. Ein textkritisches Herangehen an den Text ist seit jeher selbstverständlich.

    Sowohl für den Islam als auch für das Christentum hat der Autor nur Positionen beschrieben, die jeweils allen Konfessionen gemeinsam sind. Dadurch bleiben historische Entwicklungen zwar außen vor, jedoch werden durch die diese Konzentration auf das Wesentliche, von jeweils allen anerkannte, die Unterschiede wie auch die Gemeinsamkeiten besonders deutlich sichtbar. Was mir immer wieder auffiel, ist das völlig verschiedene Gottesbild in beiden Religionen. Je weiter ich im Buch voran kam, um so schwerer wurde es für mich, davon auszugehen, daß Christentum und Islam den selben Gott verehren. Denn die Darstellung Allahs im Koran ist sehr verschieden von der Gottes in der Bibel, welcher sich schlußendlich in der Person Jesu selbst geoffenbart hat.

    Insgesamt bietet das Buch einen guten Überblick über "die beiden wohl einflussreichsten und am häufigsten übersetzten Bücher der Geschichte" (S. 11). Durch den klaren Aufbau, ergänzt durch ein Verzeichnis weiterführender Literatur, ist es nicht nur zum chronologischen Lesen, sondern später auch als Nachschlagewerk geeignet. Das bisher beste Buch, das ich bisher zum Thema „Christentum und Islam“ gelesen habe.

    Mein Fazit
    Eine fundierte und sachliche „Gegenüberstellung“ von Bibel und Koran sowie deren Hauptinhalten, die Gemeinsamkeiten wie auch Unterschiede deutlich aufzeigt. Sehr empfehlens- und lesenswert, will man sich überblicksmäßig über beide Religionen informieren.
    Bürgerlich, christlich, sucht ... Bürgerlich, christlich, sucht ... (Buch)
    04.04.2017

    Ein klarer Standpunkt gegen Wischiwaschi

    Der kleinste gemeinsame Nenner, der einen Staat zusammenhält, ist sein Versprechen, den Bürgern Schutz und Sicherheit vor Notlagen zu organisieren. Kann er das nicht einhalten, stellt sich irgendwann die Frage, wofür man ihn dann noch benötigt, diesen Staat. (Seite 154)


    Meine Meinung

    Das Buch macht es mir mit der Rezension ziemlich schwer, und zwar deshalb, weil es so gut war. Der Autor ist fast so alt wie ich und hat anscheinend - was die politische Denkweise betrifft - eine recht ähnliche Entwicklung wie ich auch durchgemacht. Dauernd war ich beim Lesen am Nicken und zustimmen „ja, genau so ist es“. Was, außer dem Hinweis, das Buch doch bitteschön selbst zu lesen, weil der Autor recht hat, bleibt da noch übrig?

    „Ich habe meine wesentlichen Prinzipien in all diesen Jahren nicht verändert. Damit war die CDU immer meine eigentliche politische Heimat. Doch heute fühle ich mich heimatlos. Nicht, weil ich meinen Standpunkt geändert hätte, sondern ander ihren. Und sehr viele Menschen da draußen haben genau die gleiche Erfahrung gemacht wie ich.“ (S. 15) Stimmt, ich bin selbst einer der „vielen Menschen da draußen“. Aber wer traut sich angesichts des schier übermächtigen, alles nivellierenden Zeitgeistes, sich noch zu einem Standpunkt zu bekennen? Zumal zu einem konservativen im besten Sinne des Wortes?

    Klaus Kelle tut dies dankenswerterweise - und es war äußerst wohltuend zu lesen, daß es „da draußen“ anscheinend doch noch andere Menschen gibt, die ähnlich denken und empfinden wie ich, die viele der derzeitigen Entwicklungen als falsch und irreführend ansehen und nicht alle Prinzipien den Erfordernissen des Zeitgeistes opfern.

    In Kapiteln wie „Am Wahltag ist Zahltag“, „Familie bleibt die letzte Verteidigungslinie“, „Deutschland und seine Partner in der Welt“ oder „Der ‘Kampf gegen Rechts’ als Geschäftsmodell“ geht er kritisch auf aktuelle politische und gesellschaftliche Entwicklungen ein. Er schreibt von der Blindheit und Voreingenommenheit gegenüber möglichen Gefahren (vgl. dazu auch die Berichterstattung der letzten Wochen in der ‘Welt am Sonntag’ zum Behördenversagen im Fall Amri), oder darüber, daß der Antisemitismus in Deutschland „nicht nur nicht mehr geduldet, sondern nach deutschen Maßstäben drastisch bekämpft“ wird. „Außer natürlich, wenn der Antisemitismus von Muslimen oder Politikern der Linken ausgeht. Dann wird die deutsche Staatsräson, sagen wir mal: ein wenig großzügig ausgelegt.“ (S. 120)

    Das „christlich“ aus dem Titel taucht eigentlich nur in einem Kapitel („Stinkreich und ohne das Feuer des Glaubens“) auf. Und da hat endlich einmal einer das geschrieben, was schon lange geschrieben hätte werden müssen:
    „Kein Mensch muss an einen Gott glauben. Keiner muss die Lehre von Jesus Christus ernst nehmen. Aber die, die es aus freiem Willen tun, können göttliche Vorgaben nicht einfach ignorieren, weil der Zeitgeist anders weht.“ (S. 207) Denn eine Kirche, die sich auf göttliche Lehre beruft, kann dieselbe nicht einfach nach Gutdünken (oder eben dem Zeitgeist) ändern. (Vgl. S. 207)

    Alles in allem gesehen hat hier endlich ein Autor eine klare konservative Linie vertreten und auch begründet, warum in diesem Rechtsstaat „irgendetwas schief läuft“ (vgl. S. 167). Ein für meine Begriffe notwendiges und schon lange überfälliges Buch. Oder anders: Das beste Sachbuch, das ich seit langer Zeit gelesen habe.


    Mein Fazit

    Eine schonungslose Analyse des heutigen Deutschland aus wertkonservativer Sicht.
    Mangalwadi, V: Wahrheit und Wandlung Mangalwadi, V: Wahrheit und Wandlung (Buch)
    01.02.2017

    Wahrheit ist unbequem

    Das Kreuz ist die Macht, Prinzipien über die Macht zu stellen. (Seite 299)


    Meine Meinung

    Es erscheint bis zu einem gewissen Grade verwunderlich, daß es ausgerechnet ein indischer Theologe ist, der der westlichen Gesellschaft den Spiegel vorhält und aufzeigt, wo bzw. wie es eigentlich lang gehen sollte. Andererseits ist das wiederum überhaupt nicht verwunderlich, denn Magalwadi hat, ohne jegliche „Betriebsblindheit“, den Blick von außen. Und das wird immer wieder deutlich, wenn er den direkten Vergleich zur nichtchristlichen Umgebung in Indien zieht, aus der er stammt. Oder wenn er von seinen Reisen nach Europa oder den USA und seinen Erlebnissen dabei erzählt. Beispielsweise seiner Verwunderung darüber, wie er in den Niederlanden in einen Milchverkaufsraum eines Bauernhofes kam, in dem nirgendwo ein Verkäufer zu sehen war. Man füllte sich die Milch in ein mitgebrachtes Gefäß und legte das Geld in eine dafür vorgesehene Schale. Zuhause in Indien ginge das nicht, da würden die „Kunden“ sowohl die Milch als auch das Geld mitnehmen. (Der Ägypter, dem er diese Geschichte einige Jahre später erzählte, gab zur Antwort: „Wir sind noch schlauer als die Inder, wir würden die Milch, das Geld und die Kühe mitnehmen.“, vgl. S. 25)

    Nicht nur mit diesem Beispiel zeigt Mangalwadi auf, wie sehr das Christentum einmal in der westlichen Gesellschaft verwurzelt war bzw., wenn oft unbewußt, noch ist. Denn hier gibt es beispielsweise das Gebot „Du sollst nicht stehlen“ - in Indien oder anderen nichtchristlichen Ländern jedoch nicht. Immer wieder zieht er Vergleiche zwischen der westlichen, vom christlichen Gedankengut geprägten, Gesellschaft und der indischen, in welcher der Hinduismus die bestimmende Auffassung ist. Indem er die Zehn Gebote quasi „durchdekliniert“ und aufzeigt, was diese für die Entwicklung einer Gesellschaft bedeuten, stellt er dar, daß unsere heutige Gesellschaftsordnung so geworden ist, eben weil sie eine christliche Grundlage hat.

    Ein Anliegen ist es ihm aufzuzeigen, was passiert, wenn solche Grundsätze nicht beachtet werden, keine Gültigkeit haben: es führt zu Korruption. Diesen Begriff definiert er sehr weit. Um bei dem Beispiel mit der Milch zu bleiben: wären die Menschen nicht ehrlich, müßte der Bauer jemanden für den Verkaufsraum einstellen, was natürlich Lohnkosten verursachen würde, die letztlich die Kunden bezahlen müßten, denn die Preise würden entsprechend steigen. Dieser Verkäufer würde dann natürlich auch kontrolliert werden müssen, was wiederum Kosten verursacht, die die Preise nach oben treiben. Was hier für das „Kleine“ beschrieben wurde, gilt auch für das „Große“ mit, wenn man sich das durchdenkt, gewaltigen Auswirkungen.

    Ein weiteres ist es aufzurütteln, daran zu erinnern, wie explosiv die Botschaft Jesu zu seiner Zeit war - und genau genommen auch heute noch ist. Sie war für die Mächtigen immerhin so gefährlich, daß sie Jesus hinrichteten. Jesus wußte um diese Sprengkraft, nicht umsonst heißt es mehrfach im Evangelium „nimm dein Kreuz auf dich und folge mir nach“. Und Letzteres gilt auch heute noch. Indem Mangalwadi die Brisanz der Verkündigung Jesu zu seiner Zeit aufzeigt, wird deutlich, daß von dieser Brisanz bis heute nichts verloren gegangen ist.

    Jesus kam als der Sohn Gottes. Als solcher hat er einen universalen Anspruch, vor allem aber ist jeder Mensch - und jeder „Kaiser“ - ihm Rechenschaft schuldig. Denn wenn er der Sohn Gottes ist, steht er über der Welt - damals wie heute. „So gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört und Gott, was Gott gehört.“ (Mt 22.21) Mangalwadi fordert dazu auf, stets auf neue zu prüfen, was in welche Kategorie gehört - und dann entsprechend zu handeln. Und sich dabei bewußt zu sein, daß das auch heute noch Folgen zeitigen kann. Nicht umsonst ist das Christentum immer noch die am meisten verfolgte Religion.

    "In einer Gesellschaft, die Gott nicht fürchtet, besteht der einzige Weg, Gerechtigkeit herzustellen, darin, alle unter ständige Beobachtung zu stellen. Über die früheren Generationen wachte Gott; die gottlosen Generationen werden einen Big Brother brauchen, der über sie wacht." (S. 162)

    Das Buch ist ein Weckruf, sich mit der Aktualität der Botschaft Jesu zu beschäftigen, den Tanz um das Goldene Kalb aufzugeben und das Leben (wieder) an den Geboten Gottes auszurichten.


    Mein Fazit

    Ein eindrucksvolles und überzeugendes Plädoyer für eine christlich geprägte Gesellschaft und die Aufforderung dazu, „sein Kreuz aufzunehmen und Jesus nachzufolgen“. Auch unter den Bedingungen der heutigen Zeit.
    Das Prinzip des Terrors Das Prinzip des Terrors (Buch)
    10.11.2016

    Eine theologische Antwort auf den Terrorismus

    In einem System von Auge um Auge, Zahn um Zahn ist am Ende die ganze Welt blind und zahnlos. (Mahatma Gandhi, Seite 170)

    Meine Meinung

    Was ist das Prinzip des Terrors, so der denn überhaupt eines hat? Wie „ticken“ diese Verbrecher, was treibt sie an, warum tun sie das? Es sind solche Fragen, die sicherlich nicht nur mich immer wieder beschäftigen. Ein ehemaliger Scharfschütze Arafats schien mir Antwort auf solche Fragen geben zu können, weswegen ich das Buch gelesen habe. Nun, ein paar Tage nach Beendigung, bin ich mir immer noch nicht ganz sicher, was ich von dem Buch halten soll. Denn meine Erwartungen wurden nur zum Teil erfüllt.

    Ich war auf ein eher sachliches Buch über Hintergründe und Motive der Terroristen eingestellt, angereichert mit einigen Gedanken, wie der Terrorismus zu überwinden ist. So begann das Buch auch, jedoch wurde es nach rund einem Drittel zusehends theologischer. Das ist, bitte mich nicht falsch zu verstehen, weder schlecht noch verkehrt, nur hatte ich das nicht erwartet. Und war auf Grund des Rückentextes so auch nicht zu erwarten. Das Buch wurde insoweit der Ankündigung nicht gerecht.

    Denn den größten Teil des Buches nutzt der Autor, aus seinem Leben zu berichten, seiner Tätigkeit in einem Kinderhort in Jericho für christliche, jüdische und muslimische Kinder zu erzählen und zu argumentieren, das beste Mittel gegen den Terrorismus wäre, die Moslems zum Christentum zu bekehren. Das mag wohl so sein, hat in einem Sachbuch (und als solches war es angekündigt) für meine Begriffe jedoch eher wenig zu suchen und ist unter den gegebenen Umständen kaum mehr als ein frommer Wunschtraum, der sich nicht realisieren läßt.

    Sehr gut gefallen hat mir allerdings im ersten Teil die Analyse „Wie Terroristen denken“. Hier vermochte Saada durchaus neue Einsichten und tieferes Wissen zu vermitteln. Vieles wurde mir dadurch verständlicher, auch wenn ich für vieles dennoch kein Verständnis aufbringen kann. Dieser Teil war sehr lesenswert und konnte bei mir Pluspunkte sammeln.

    Insgesamt bin ich etwas zwiegespalten. Einerseits bot Saada im ersten Teil gute Information und Einsichten in ein mir teils völlig fremdes Denken, andererseits argumentierte er im Weiteren rein theologisch mit einem Hang zum Missionieren. Hätte ich das Buch allerdings als ein theologisches bekommen und gelesen, hätte ich diesen Teil vermutlich interessant befunden; nicht immer gleicher Meinung mit dem Autor, aber eine gute Grundlage für eine Diskussion und weitere Beschäftigung mit dem Thema.


    Mein Fazit

    Eine gute Analyse mit Hintergrundinformationen, wie Terroristen ticken im ersten Teil wird gefolgt von einer mehr theologischen Darstellung des Themas, die eher für eine theologische denn für eine Sachdiskussion Argumente und Denkanstöße bietet.


    Zur Empfehlung:
    Nicht empfehlenswert, wenn man ein reines Sachbuch erwartet. Empfehlenswert, wenn man sich (auch) für die religiös-theologische Sicht zum Thema interessiert.
    Das Gebet der Hirten Das Gebet der Hirten (Buch)
    02.11.2016

    Die Weihnachtsgeschichte einmal anders

    Es war, als hätte er gerade eine Verabredung mit seinem Schicksal getroffen. (Seite 51)

    Meine Meinung

    Es war die Leseprobe, die mich dazu verleitet hat, das Buch lesen zu wollen, denn es schien etwas aus der Reihe des Üblichen zu fallen, was sich dann bestätigt hat. Die Ereignisse der Weihnachtsnacht werden hier aus einem ganz anderen, ungewohnten, Blickwinkel erzählt, der vor allem die Dramatik der Geburt Jesu zur Geltung bringt. Denn die Erzählung beginnt mit dem durch Herodes veranlaßten Kindermord in Bethlehem (vgl. Mt 2,16-18). Recht bald wird klar, daß Anam diese Mordserie überlebt hat, von seiner Herkunft so gut wie nichts bekannt ist und er nun wissen möchte, wer er eigentlich ist und wer seine Eltern waren.

    So macht er sich auf den Weg nach Betlehem, um dort auf eine Mauer des Schweigens und der Ablehnung zu stoßen. Wie oft habe ich die Geschichte der ermordeten Kinder schon gehört, aber wer macht sich schon mehr Gedanken darüber; vor allem, was das für die betroffenen Familien bedeutet hat. Gerade dies wird hier deutlich, denn auch runde dreißig Jahre nach den Ereignissen ist das in Betlehem nicht vergessen. Der Schmerz sitzt tief; wer daran rührt, muß sich auf enormen Gegenwind einstellen. Erst dieses Buch hat mich zum Nachdenken darüber gebracht, was für ein Leid sich hinter den paar wenigen Versen im Matthäus-Evangelium verbirgt; es ist ein Verdienst des Autors, dieses bewußt zu machen.

    Aber es gibt noch ein zweites, was Barry wichtig ist. Die Hirten waren die ersten, die dem neugeborenen Heiland huldigten; aber auch sie erhalten nur wenige Zeilen in den Evangelien. Der Autor gibt ihnen deutlich mehr Raum, spinnt fort, wie dieses einschneidende Erlebnis der Erscheinung der Engel das Leben dieser Hirten verändert und beeinflußt haben mag und ob sie wohl runde dreißig Jahre später immer noch an jene Nacht denken.

    Insgesamt entwickelt Barry seine Geschichte sehr folgerichtig und glaubwürdig. Anam ist eine fiktive Figur, aber die Menschen, denen er auf seiner Suche begegnet (Einwohner Bethlehems, Hirten) könnten seinerzeit durchaus genau so gedacht und reagiert haben wie hier beschrieben, so daß die Erzählung eine gute Ergänzung zu den Evangelienberichten ist.


    Mein Fazit

    Die Weihnachtsgeschichte aus Sicht der Hirten und Einwohner Bethlehems - eine andere Sicht auf eine bekannte Erzählung.
    Meine Produktempfehlungen
    • Ein Geschenk für Katie Ein Geschenk für Katie (Buch)
    Zurück Zurück (Buch)
    28.09.2016

    Eine Zeitreise in Etappen

    Sicher ist nur: Ich habe mir dieses Leben nicht ausgesucht. Aber wer hat das schon. (Seite 64)

    Meine Meinung

    Unter einem Science Fiction Roman stelle ich mir eigentlich etwas ganz anderes vor, denn hier geht es nicht in die Zukunft, sondern in die Vergangenheit. Aber eine Zeitreise ist nun Mal Science Fiction, und wird das auch bleiben, gleichgültig, in welche Richtung sie führt. Vor allem in dieser völlig ungewöhnlichen Form, wie sie der Autor in seinem Roman beschreibt.

    Denn zumindest mir ist die Idee, jeden Morgen zwar am nächsten Kalendertag, jedoch jeweils ein Jahr früher aufzuwachen, noch nirgends begegnet. Naturgemäß habe ich beim Lesen immer auf Löcher im Plot oder ein Zeitparadoxon gewartet, aber beides konnte ich so gut wie nicht entdecken - der Autor hat seine Geschichte sehr gut durchdacht. Schwierig wird es natürlich, wenn Max in die Zeit vor seiner Geburt und weiter zurück vordringt und nicht mehr immer wissen kann, was im Jahr zuvor an der Stelle, da er aufwachen wird, gewesen ist. Denn ärgerlich wäre es schon, würde da etwa keine Hütte sondern ein Baum stehen würde. Aber solches zählt eher ins Gebiet der Erbsenzählerei. Nur bei einer Figur bin ich mir nicht ganz sicher, ob sie nicht in einer Zeitschleife festhängt. Für den Fortgang der Haupthandlung ist jedoch auch dies unerheblich.

    Nicht ganz glücklich wurde ich mit der Aufmachung des Buches. Die Schrift empfand ich als recht klein, vor allem aber waren die inneren Bundstege so schmal, daß ich über weite Strecken des Buches selbiges recht ordentlich auseinanderdrücken mußte, damit die Zeilenenden bzw. -anfänge zu lesen waren. Die Bindung war darauf anscheinend eingestellt, denn zu meiner Überraschung hat sie diese teils recht harsche Behandlung gut verkraftet. Dennoch würde ich mir hier etwas mehr Augenmerk auf die Lesefreundlichkeit wünschen.

    Max braucht eine Weile, bis er mit seiner neuen Form der Existenz zurecht kommt. Bis er so weit ist, passieren auch einige Wutausbrüche, die im normalen Zeitablauf Folgen hinterlassen müssen. Auch daran hat der Autor gedacht, und diese überaus gelungen in die Handlung eingebaut.

    Im Verlauf seiner „Reise“ begegnet Max einer Reihe von mehr oder weniger bekannten Persönlichkeiten und taucht an verschiedenen Brennpunkten der Geschichte auf. Immer wieder ergibt sich dabei zwangläufig die Frage, inwieweit er den Verlauf der Historie beeinflußt. Stößt er eine Entwicklung an - oder trifft er die Personen und handeln diese, weil die Ereignisse so verlaufen sind, wie sie aus den Geschichtsbüchern bekannt sind. Eine spannende Frage, die sich nicht immer eindeutig beantworten läßt. Jedenfalls sind die Gedankenspiele, die der Autor dazu anstellt, sehr lesens- und nachdenkenswert.

    So wandern wir mit dem Protagonisten durch die Jahrhunderte und lösen dabei sogar das Rätsel eines Mordes in der Antike. Viele Geschehnisse, die der Autor beschreibt, waren mir bekannt und ich fand es immer wieder erstaunlich, wie gut Fabian Vogt Fakt und Fiktion in seinem Buch verbunden hat. Ab einem bestimmten Zeitpunkt gibt sich Max ein Ziel, wodurch es bis zum Ende hin spannend blieb, ob er das denn erreichen würde.

    Das Ende hat mich allerdings nicht so ganz befriedigt, wenngleich ich hier natürlich nicht verraten werde, wie das Ganze letztlich ausgeht. Es ist mir zwar klar, worauf der Autor anspielt, dennoch empfand ich es als nicht ganz rund. Insgesamt gesehen hat mir das Buch jedoch gut gefallen, und die Frage, wie die Geschichte wohl verlaufen wäre, wäre Max nicht an entscheidenden „Knotenpunkten“ der Zeit aufgetaucht, wird mich sicherlich noch eine Weile beschäftigen.


    Mein Fazit

    Eine Zeitreise der etwas anderen Art, die deutlich macht, wie sehr manche wichtige Entwicklung der Geschichte an ihrem Beginn auf der Kippe stand.

    Für die frühere Buchausgabe erhielt der Autor den Deutschen Science Fiction Preis 2001 für den besten deutschsprachigen Roman.
    Christen sind Fremdbürger Christen sind Fremdbürger (Buch)
    14.09.2016

    Christen in einer nachchristlichen Gesellschaft

    Das Volk Gottes kann der Welt nicht erlauben, darüber zu bestimmen, wie es auf die Herausforderungen der Zukunft zu reagieren hat. (Seite 93)

    Meine Meinung

    „Resident Alien“ ist der nur schwer übersetzbare Originaltitel des Buches. Das „Fremdbürger“ des deutschen Titels geht aber in die Richtung dessen, was die Autoren gemeint haben. Indirekt weist das auf einen Satz von Jesus hin: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt“, sagte er zu Pilatus; eine Aussage, die im Laufe der Jahrhunderte bei den Christen anscheinend in Vergessenheit geriet, denn zu sehr war bzw. ist man Teil dieser Welt. Hierauf und auf sich daraus ergebende Folgen hinzuweisen, haben sich die Autoren zur Aufgabe gemacht.

    Mit Konstantin begann es, so schreiben die Autoren, daß die Christen Teil der Welt wurden. „Man kann kein Reich beherrschen, in dem die Menschen an nichts glauben. Unsere besten Köpfe wurden auf das konstantinische Projekt verpflichtet, den Glauben gegenüber den jeweils Mächtigen glaubwürdig zu machen, so dass Christen Anteil an der Macht bekommen konnten.“ (S. 43) Und so begann denn der Weg fort von den Ursprüngen hin zu den Fleischtöpfen der Macht. Dieses Modell wird erst heute wieder in Zeiten zunehmender Säkularisierung infrage gestellt, da sich die Christen zunehmend in einer Welt wiederfinden, die ihren Grundüberzeugungen entgegengesetzt gestaltet ist.

    Im ersten Teil des Buches mit der Überschrift „Abschied“ führen die Autoren diese ihre These weiter aus. Sie skizzieren die Entwicklung der „Welt“, die schließlich dazu führte, daß z. B. das Bombardement von zivilen Zielen im Krieg heute zu etwas geworden ist, was als „militärische Notwendigkeit“ angesehen und nicht hinterfragt wird (vgl. S. 48f). Sie machen deutlich, daß Christen in gewisser Weise blind wurden und über das Ziel hinaus schossen. Daß sie nicht mehr sahen, wo sie hätten Widerstand leisten müssen, einfach, weil sie zu sehr Teil der Welt geworden sind.

    „Mein Reich ist nicht von dieser Welt.“ Der Satz zeigt eigentlich deutlich auf, worum es im Grunde geht: Christen sind nicht berufen, in der Welt für deren Ziele und Überzeugungen zu leben und zu arbeiten, sondern sie sind in dieser Welt quasi eine Kolonie von „Fremdbürgern“, „Bürgern“ des Reiches Gottes, eine kühne Kolonie von Gläubigen in einer Gesellschaft des Unglaubens. (vgl. S. 79) In diese Richtung weist auch die Bergpredigt, die von den Autoren immer wieder und zentral zitiert und thematisiert wird.

    Ein großes Augenmerk wird auch auf die Bedeutung der Kirche gelegt, wobei mich die starke und immer wieder kehrende Betonung der kirchlichen Gemeinschaft im Gegensatz zum Einzelnen nicht ganz überzeugen konnte. Interessant fand ich in diesem Zusammenhang, daß der Begriff „Kirche“ nicht weiter definiert oder eingegrenzt wurde, weshalb eigentlich so ziemlich jede Konfession diesen auf sich beziehen kann. Und in der Tat haben die Autoren so tief gegraben, sind so weit zu den Wurzeln zurückgekehrt, daß sie ein hohes Maß an Allgemeingültigkeit erreicht haben; auch als Katholik hatte ich wenige bis keine Schwierigkeiten mit ihrer Argumentation und ihren Schlußfolgerungen. In diesem Licht werden auch die Äußerungen von Papst Benedikt XVI. emer. über die „saturierte deutsche Kirche“ (sinngemäß aus dem Gedächtnis zitiert) verständlich und nachvollziehbar.

    Im Untertitel taucht der Begriff der „nachchristlichen Gesellschaft“ auf. Mit ihrem „Weckruf“ zeigen sie deutlich Fehlentwicklungen auf und skizzieren, wie das Leben der „Fremdbürger“ und ihrer Kirche in dieser Welt wieder so ausgerichtet werden kann, daß es dem Plan und Willen Gottes entspricht. Zwar sind beide Autoren Amerikaner und beziehen sich demgemäß oft auf amerikanische Verhältnisse, doch fast alles läßt sich problemlos auf unsere europäischen bzw. deutschen Verhältnisse übertragen und hat diesseits des Atlantiks die gleiche Gültigkeit und Richtigkeit wie jenseits.

    Die Autoren haben ein für Christen überaus wichtiges Buch geschrieben, dessen voller Inhalt und die sich daraus ergebenden Konsequenzen in ihrer ganzen Tragweite sich vermutlich erst bei mehrmaligem Lesen in ihrer Gänze erschließen.


    Mein Fazit

    Ein wahrer „Weckruf“ zur Nachfolge Jesu in einer nachchristlichen Gesellschaft.
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