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    Forti Top 100 Rezensent

    Aktiv seit: 15. März 2017
    "Hilfreich"-Bewertungen: 122
    154 Rezensionen
    100 x - Die Toten Hosen in Zahlen 100 x - Die Toten Hosen in Zahlen (Buch)
    04.05.2018

    OK, aber auch nichts neues

    Meine Erwartungen waren niedrig und immerhin wurden sie nicht untertroffen. Es ist ein echtes Winzbuch - kleiner als ein Bierdeckel. Die zusammengetragenen Infos sind kunterbunt gemischt und weder zeitlich, inhaltlich oder numerisch sortiert.
    Naja, kann man mal durchblättern. Falsche Infos konnte ich nicht feststellen, aber etwas neues habe ich auch nicht erfahren. Die Relevanz mancher Zahlen bzw. Informationen kann man zudem hinterfragen - dass die Hosen mal durch Zufall Uli Hoeneß getroffen haben, würde ich jetzt nicht als breaking news (und auch nicht als Zahl) einordnen.

    Wer sich wirklich über die Toten Hosen informieren will, sollte lieber etwas mehr Zeit und unwesentlich mehr Geld investieren und "Am Anfang war der Lärm" von Philipp Oehmke lesen.
    Wie man die Zeit anhält Wie man die Zeit anhält (Buch)
    30.04.2018

    Schöne Unterhaltungsliteratur

    Insgesamt ist "Wie man die Zeit anhält" eine schöne und ungewöhnliche Geschichte. Ich habe schon Geschichten über Zeitreisende oder Vampire gelesen, aber diese Geschichte über eigentlich ganz normale Menschen, die langsamer altern als normal, ist neu und interessant für mich. Mit dem Ich-Erzähler Tom, der im 16. Jahrhundert geboren wurde und heute aussieht wie Anfang 40, reist der Leser durch die Kontinente und die Zeit. Es gibt viele Zeitsprünge - die Passagen aus der Vergangenheit werden aber immer wieder mit dem Erzählstrang in der Gegenwart sehr gelungen verknüpft. Toms persönlicher Blick auf das Leben und die prägenden Ereignisse in den verschiedenen Äras fand ich interessant und glaubhaft. Die Liebe kommt natürlich auch ins Spiel, steht aber nicht omnipräsent im Mittelpunkt dieser durchaus lesenswerten Geschichte, die auch einige anderen Themen anspricht.
    Negativ aufgefallen sind mir einige (nicht allzu viele) Wiederholungen, die ich unnötig fand: Sätze, die der Autor vielleicht besonders schön fand, oder Informationen, die ich bereits wenige Seiten zuvor gelesen hatte.
    Falls man die Geschichte in ihren Einzelheiten zu sehr hinterfragen würde, kämen wohl doch noch ein paar Fragen und Kritikpunkte auf. Vielleicht sollte man das aber einfach sein lassen und das Buch als das nehmen, was es ist: gute, neue Unterhaltungsliteratur.
    Die Ladenhüterin Die Ladenhüterin (Buch)
    17.04.2018

    Anderer Blick auf Japan

    Die Ich-Erzählerin Keiko arbeitet seit 18 Jahren in einem Konbini - einem kleinen japanischen Supermarkt. Im Buch wird geschildert, wie sehr dieser Job und auch ihre spezielle Persönlichkeit sie zur Aussenseiterin in der perfektionistischen japanischen Gesellschaft machen. Dabei schafft es die Autorin Sayaka Murata, dass es nie traurig wird, sondern manchmal auch witzige Momente im Text eingeflochten sind. Manches im Buch mag auf den europäischen Leser aber überspitzter wirken, als es wirklich ist - die japanischen Normen werden hier durchaus realistisch dargestellt.
    Ein Buch, das mich nachdenklich, aber nicht traurig zurück lässt, und einen ungewöhnlichen Blickwinkel auf die japanische Gesellschaft wirft.
    Alles was glänzt Alles was glänzt (Buch)
    09.04.2018

    Keine einfache Lektüre

    Marie Gamillscheg hat ein ungewöhnliches Buch geschrieben. Die Handlung ist dabei überschaubar - im Mittelpunkt steht der namenlose Ort und seine Bewohner: Eine abgelegene Ortschaft irgendwo zwischen Stillstand und Untergang - für mich als Stadtmensch eine fremde Welt. Sowohl der Ort als auch die Menschen blieben für mich dabei aber etwas unscharf: die Größe der Ortschaft und seine genaue Struktur, sowie das Alter der Protagonisten sind unbekannt. Dadurch fiel es mir oft schwer, mir das ganze gut vorstellen zu können.
    Somit liegt das Hauptaugenmerk wohl auf der Stimmung, die im Ort herrscht: die Protagonisten stehen auf ihre jeweils eigene Art auf dem Sprung - die eine will weg, der andere soll weggehen, die restlichen Bewohner harren der Dinge und der angekündigten Naturereignisse, die für mich ebenfalls etwas unklar blieben. Warum wird der Ort nicht evakuiert?
    Für mich blieb wie gesagt einiges unklar. Das ist vermutlich ein bewusstes Stilmittel der Autorin und bis zu einem gewissen Grad ist es für mich auch in Ordnung, aber hier war es für mich etwas zu viel.

    Trotz aller Kritik: es ist ein stimmungsvolles Buch und ich konnte mich in die Protagonisten hineinversetzen, auch wenn sie mir aufgrund der genannten Gründe etwas fremd blieben. Die Stimmung steht hier im Mittelpunkt und wer solche Bücher mag, wird "Alles was glänzt" bestimmt gerne lesen.
    Schräge Typen Schräge Typen (Buch)
    09.04.2018
    Tom Hanks' literarisches Debüt sind Kurzgeschichten. Die Stories sind unterschiedlich in Thematik, Handlungsort und Handlungszeit: thematisiert werden Migration in die USA, Freundschaft, Liebe, Kriegstraumata und einiges mehr. Dabei wird es auch manchmal witzig, seltener tragisch. Trotz aller Unterschiede sind die Geschichten durch einzelne, kleine Motive miteinander verknüpft, was ich amüsant fand (mögliche Challenge für den Leser: alle Verbindungen finden) - das offensichtlichste Motiv ist hierbei die Schreibmaschine. Mittlerweile ein historisches Werkzeug, das aber in fast allen Geschichten Erwähnung findet. Ansich sind es aber unabhängige Stories, die alle für sich gelesen werden können.

    Die Sprache ist im besten Sinne einfach: gut lesbar, aber nicht primitiv.

    Ich fühlte mich gut und intelligent unterhalten.
    Die erstaunliche Familie Telemachus Die erstaunliche Familie Telemachus (Buch)
    21.02.2018

    Abgefahrene Familiengeschichte

    Es handelt sich bei "Die erstaunliche Familie Telemachus" nicht - wie man nach der Lektüre des Klappentextes glauben könnte - um eine Coming of Age-Geschichte rund um den Teenager Matty, sondern um eine Familiengeschichte. Der Autor Daryl Gregory hat die Geschichte der Familie Telemachus geschickt aufgebaut: immer wieder wechselt er zwischen den Protagonisten und den Zeitebenen, was mir gefallen hat. Die Gefahr, die eine solche Erzählweise birgt, nämlich dass die Geschichte etwas langatmig und mit vielen Abschweifungen erzählt wird, umgeht der Autor hier aber gekonnt. Im Gegenteil: die Familienmitglieder nehmen langsam immer mehr Kontur an und scheibchenweise fügt sich die Geschichte zu einem großen Ganzen zusammen. So baut sich subtil Spannung auf, [SPOILER] die sich schließlich in einem fulminanten Showdown entlädt.[/SPOILER]

    Wie der Klappentext schon vermuten lässt, geht es hierbei übersinnlich und etwas verrückt zu. Es ist ein Buch, das sich selbst manchmal nicht so ganz ernst nimmt. Eine gewisse Vorliebe für schräge Geschichten sollte man als Leser also mitbringen, um das Buch zu schätzen. Wenn man so etwas mag oder sich neu darauf einlässt, wird man gut unterhalten.

    Sprachlich ragt das Buch meiner Meinung nach nicht durch besondere Finesse heraus - es liest sich aber gut und flüssig.
    Bananama Bananama (Buch)
    31.01.2018

    Ungewöhnliche Geschichte - ungewöhnliche Ich-Erzählerin

    Bananama - eine verheißungsvolle Utopie oder nur eine wohlklingende Worthülse?

    Die sechsjährige namenlos bleibende Ich-Erzählerin lebt mit ihren Eltern ziemlich isoliert in Bananama, in einem Haus abseits der umliegenden Dörfer, vermutlich in Österreich. Die Eltern nennen sich "Aussteiger" - was das für sie bedeutet wird nach und nach erklärt, bleibt zu einem weiten Teil aber offen. Die Eltern bleiben in vielfacher Hinsicht undeutlich und widersprüchlich, was umso bemerkenswerter ist, da die Ich-Erzählerin ja die aufgeweckte, klug beobachtende Tochter ist, die die beiden am besten kennen sollte. So ergeben sich im Laufe der Handlung immer kuriosere Situationen - mal zum grinsen, mal zum Kopf schütteln, mal zum fürchten. Gerade in den unheimlichen Situationen fühlt man sehr mit dem jungen Mädchen mit. Es baut sich durch diverse Begebenheiten und Andeutungen eine unheilvolle Spannung auf, die am Ende leider nicht aufgelöst wird.

    Das Buch hat mir insgesamt sehr gut gefallen, aber das Ende hätte ich mir weniger offen gewünscht.
    Menschenwerk Menschenwerk (Buch)
    22.01.2018

    Die Niederschlagung eines Aufstandes und die Folgen

    Han Kan schreibt in "Menschenwerk" über den Aufstand von Gwangju in Südkorea 1980, bei dem für mehr Demokratie demonstriert wurde, und das anschließende Massaker durch das Militär.

    Eindringlich wird die Geschichte aus verschiedenen Blickwinkeln erzählt. Obwohl sie alle Opfer sind, haben die verschiedenen Ich-Erzähler den Aufstand, das Massaker und die Zeit danach ganz unterschiedlich erlebt. Somit bekommt man tiefe Einblicke in die komplexen Auswirkungen eines solchen Ereignisses. Die Perspektive der Täter hat mir hierbei nicht gefehlt - ich denke, sie hätte das Buch überfrachtet.

    Keine leichte Lektüre, aber durchaus gut lesbar und definitiv lohnend!
    Rekorder Rekorder (Buch)
    08.01.2018

    Düster und manchmal verwirrend

    Ein Buch, in dem es um geheimnisvolle Videos geht. Das klingt natürlich erstmal spannend. Was hat es mit den Videos auf sich? Und wie setzt der Autor das Thema Video in Buchform um?
    Angesetzt ist der Hauptteil der Handlung in den 1990'er Jahren, als VHS-Videos noch allgegenwärtig waren und das thematisierte Hineinschneiden von Szenen in andere Videos wohl am ehesten möglich war. Davon ausgehend, dass der Klappentext bekannt ist, möchte ich eigentlich nicht viel mehr über die Handlung verraten, da alles weitere als Spoiler angesehen könnte.

    Das Buch ist nicht ganz so gruselig, wie man vielleicht erwartet, wenn man an Filme wie "Ring" denkt. Eine düstere Stimmung zieht sich aber durch das Buch. Die Spannung, die aufgebaut wird, ist eher subtil.

    Streckenweise war das Buch für mich verwirrend. Lange Zeit bleibt unklar, was es mit dem ungewöhnlichen Ich-Erzähler auf sich hat. Der Wechsel der Zeitebene und des Fokus auf andere Personen sind zunächst verwirrend. Erst spät setzt sich das alles zu einem Gesamtbild zusammen. Eine komplette Auflösung der Geschichte bleibt der Autor uns aber leider schuldig.
    Kalfar, J: Eine kurze Geschichte der böhmischen Raumfahrt Kalfar, J: Eine kurze Geschichte der böhmischen Raumfahrt (Buch)
    01.11.2017

    Anders als erwartet

    Der Titel und das Cover haben mich gleich angesprochen. Ich erwartete eine etwas abgefahrene, osteuropäische Geschichte. Daran dass der Autor schon seit seiner Jugend in den USA lebt, soll das auch nicht unbedingt scheitern. Es fing auch vielversprechend an: eine ganz schön absurde Geschichte, die in einer sehr nahen Zukunft angesiedelt ist. Tschechien schickt das erste Mal ein Raumschiff los, besetzt mit nur einem Astronauten. Klar, dass der irgendwann spinnt.

    Es war aber selten witzig und auch nicht so absurd, locker und abgefahren, wie ich erwartet (gehofft?) hatte. Das Buch von Jaroslav Kalfař ist oft eher nachdenklich und arbeitet zudem die böhmisch-tschechische Geschichte auf: von Jan Hus über die Wende bis zur Jetzt-Zeit. Der Ich-Erzähler arbeitet in der Einsamkeit des Weltalls seine persönliche (Familien-)Geschichte - wenn nicht sogar die jüngere Geschichte seines ganzen Landes - auf. Das ist zwar interessant, wirkt auf mich aber manchmal etwas lang und schwermütig. Verpackt ist das vom Autor (und Übersetzerin) aber in eine flüssige, gut zu lesende Sprache.

    Das Buch war nicht schlecht (keinesfalls!), aber ich hatte etwas anderes erwartet und vielleicht auch deshalb hatte das Buch für mich zwischendurch Längen.
    Wenn man sich nicht auf eine phantastievolle Raumfahrtgeschichte einstellt, sondern auf eine Aufarbeitung der neueren tschechischen Geschichte, wird man gut und durchaus ungewöhnlich unterhalten.
    Hosen, D: Toten Hosen - Bis Zum Bitteren Ende 2017 Hosen, D: Toten Hosen - Bis Zum Bitteren Ende 2017 (Noten)
    27.10.2017
    Das Buch umfasst wirklich alle (ALLE!) Songtexte der Hosen - auch z.B. eher unbekannte B-Seiten. Inhaltlich will ich die Texte hier gar nicht weiter bewerten - ich denke, die Zielgruppe weiß, was sie erwartet. Es gibt halt sehr gute und auch ein paar schwächere Texte.
    Hier sind sie alphabetisch sortiert gesammelt - leider mit Berücksichtigung von der-die-das: das finde ich nicht ganz glücklich, aber nun gut.

    Über dem Text stehen für die Musiker, die die Lieder gerne auch nachspielen möchten, jeweils die Akkorde.

    Kleiner Wermutstropfen: das sehr kleine Schriftbild. Ich bin kein Experte für Gitarrespielen am Lagerfeuer, aber das stelle ich mir mit diesem Buch recht schwierig vor. Aber natürlich muss man als Hersteller mit den Komponenten Format, Seitenumfang, Inhalt und Schriftgröße jonglieren - anders als mit dieser Umsetzung wäre es wohl nicht möglich gewesen, das Buch halbwegs handlich zu gestalten.
    Außer sich Sasha Marianna Salzmann
    Außer sich (Buch)
    23.10.2017

    Vielschichtiges Debüt

    Viele sehen bei "Außer sich" die Transgender-Thematik im Vordergrund. Für mich ist aber die sowjetisch-jüdische Familiengeschichte, die über vier Generationen hinweg erzählt wird und einen Hauptteil des Romans ausmacht, fast noch interessanter.

    Ali(ssa), die einen ähnlichen biografischen Hintergrund wie die Autorin Sasha Marianna Salzmann hat, ist auf der Suche: vordergründig nach dem verschwundenen Zwillingsbruder, im Grunde aber auch nach der eigenen Identität. Das umfasst nicht nur die geschlechtliche Identität, sondern auch den familiären und kulturellen Hintergrund.

    Die Geschichte des ersten Teils (ca. Zweidrittel des Buchs) springt zwischen den Zeiten und Personen hin und her ... ebenso in der Erzählperspektive: ist die Geschichte vorwiegend in der dritten Person verfasst, gibt es doch auch Abschnitte, die von einem Ich-Erzähler erzählt werden. Der zweite Teil des Buches konzentriert sich dann auf die Zeit von Ali und Anton in Istanbul: eine rastlose Suche in einem Land im Umbruch. Die Familiengeschichte Alis, ihre Transgender-Identität, das Leben in der Sowjetunion, das Leben als Migrant in Deutschland und die aktuellen Entwicklungen in der Türkei - hieraus ergibt sich ein thematisch vielfältiger Roman.

    Erzählt wird das auch sprachlich außergewöhnlich, in einer oft ganz eigenen Grammatik. Teils abenteuerliche Schachtelsätze und immer wieder eingestreute kyrillisch geschriebene russische Worte und Sätze mögen auf den ersten Blick abschrecken - für mich war es aber ein besonderes Leseerlebnis. Bitte nicht irritiert sein, sondern sich einfach darauf einlassen!

    Insgesamt ein beeindruckendes, aktuelles Roman-Debüt! Leseempfehlung!
    Die Optimierer Theresa Hannig
    Die Optimierer (Buch)
    23.10.2017

    Gut geschriebene Zukunftsvision

    Die Bundesrepublik Europa im Jahr 2052: eine technisierte, vernetzte Realität, in die der Leser mit dem Hauptprotagonisten Samson eintaucht. Ein Leben zwischen Optimalwohlökonomie, bedingungslosem Grundeinkommen, einer Agentur für Lebensberatung und ständiger Überwachung. Samson ist ein enthusiastischer Bürger dieser Welt, der dann aber in einen Abwärtsstrudel gerät, der sein ganzes Leben umkrempelt. Viel mehr möchte ich hier über die Handlung nicht verraten.

    Das Leben außerhalb der BEU (der Zusammenschluss einiger weniger europäischer Staaten) wird nur im Nebensatz erwähnt - auch dies wäre sicher spannend, würde aber ein zu großes weiteres Themenfeld öffnen.

    Das Buch regt zum Nachdenken an: Wie wird sich unsere aktuelle technisierte, vernetzte Gesellschaft entwickeln? Wo positioniert man sich hierbei selbst? Welche Möglichkeiten für persönliche Entscheidungen gibt es dabei überhaupt noch? Kann es so kommen, wie im Buch beschrieben?

    Ein gelungenes Debüt und eine gut geschriebene Zukunftsvision!
    Die Geschichte der getrennten Wege Die Geschichte der getrennten Wege (Buch)
    11.09.2017

    Band 3 der Neapolitanischen Saga

    Weiter geht es mit der Neapolitanischen Saga! Endlich liegt der dritte von vier Bänden in deutscher Übersetzung vor. Ich empfehle dringend, die Reihe von Anfang an zu lesen und mit 'Meine geniale Freundin' zu beginnen! 'Die Geschichte der getrennten Wege' ist allerdings wohl auch ohne Vorkenntnisse zu verstehen.
    Auf den ersten Seiten gibt es wieder eine Zusammenfassung der wichtigsten bisherigen Ereignisse und der handelnden Personen. Das reichhaltigen Personal mit (sich manchmal ähnelnden) Namen und Spitznamen erfordert eine gewisse Konzentration des Lesers, macht für mich aber auch mit den Reiz der Reihe aus.

    Italien, Ende der 1960'er Jahre. Die Ich-Erzählerin Elena und ihre Freundin Lila sind Mitte zwanzig, Elena hat ihr Studium beendet und Lila ist Mutter und Arbeiterin in einer Wurstfabrik. So unterschiedlich beider Leben bisher verlaufen sind, so zeigen sich doch auch immer wieder Gemeinsamkeiten. Beide engagieren sich politisch links und für die Gewerkschaft, obwohl sie beide eher zufällig in diese Strömung hineingerutscht zu sein scheinen.
    Wie schon im vorangegangenen Band fragt man sich, warum beide an der Freundschaft festhalten, wo doch die Konflikte, Neid und Missgunst die innigen, freundschaftlichen Momente oftmals überdecken. Aber das macht wohl eine Freundschaft fürs Leben aus.

    Die Neapolitanische Saga ist nicht nur die Geschichte einer Freundschaft, sondern auch italienische Geschichte. Anhand der Leben von Elena, Lila und der anderen Bewohner des Rione in Neapel wird das Leben im Italien der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts mit vielen Facetten beschrieben. Im vorliegenden Band sind das die 1960'er und 1970'er Jahre, geprägt von politischen Kämpfen zwischen links und rechts.

    Die Geschichte wird von Elena Ferrante im gewohnt ruhigen Ton erzählt, der sehr angenehm zu lesen ist.
    Meine Produktempfehlungen
    • Meine geniale Freundin Elena Ferrante
      Meine geniale Freundin (Buch)
    Underground Railroad Underground Railroad (Buch)
    31.08.2017

    Spannende und einfühlsame Geschichte einer Flucht [Bonus: Vergleich mit Gyasi, Heimkehren]

    Zusammen mit der jungen Sklavin Cora begibt sich der Leser auf die Flucht durch die Südstaaten der USA. Die Handlung spielt (vermutlich) Mitte des 19. Jahrhunderts.

    Die titelgebende Underground Railroad, das illegale Netzwerk, das wirklich Sklaven auf der Flucht geholfen hat, wird hier sehr fiktiv und auch nur als Nebenschauplatz dargestellt. Im Buch handelt es sich um eine Eisenbahn, die unter der Erde fährt, was so natürlich nicht geschehen ist. Diese Darstellung ist einerseits etwas schade, da ich gerne mehr über das Netzwerk erfahren hätte, andererseits rücken durch diese fiktive, unaufgeregte Umsetzung die Menschen und die Lebensumstände der Schwarzen in den USA in den Fokus. Das Amerika - vor allem die Südstaaten - vor dem Bürgerkrieg wird hier verdichtet in vielen Facetten dargestellt.

    Da die Darstellung der Underground Railroad fiktiv ist, habe ich mich gefragt, wie nah an der Realität die restlichen Schilderungen im Roman sind. Die Sklaverei wird brutaler dargestellt, als ich es je zuvor gelesenen habe - in der Annahme, dass es wirklich verbreitet solche Vorkommnisse gab, wie sie hier beschrieben sind, ist die Darstellung manchmal an der Grenze des Erträglichen. Hier wird nichts geschönt oder ausgelassen. Auch der Alltag der (vermeintlich) freien Schwarzen wird meiner Einschätzung nach mit Alltagsrassismus und Diskriminierungen sehr treffend dargestellt.

    Die Wurzeln des Rassismus in den heutigen USA und der dort teilweise immer noch herrschende Rassentrennung wurden für mich durch diesen Roman erklärbar (was beides aber natürlich nicht rechtfertigt).

    Definitiv ein lesenswertes Buch! Colson Whitehead hat eine einfühlsame, aber auch spannende Geschichte geschrieben. Für Laien in amerikanischer Geschichte hätte ich mir allerdings noch eine historische Einordnung der wahren Geschehnisse als Nachwort gewünscht.

    ***

    Ein Vergleich zum anderen großen aktuellen Roman über Sklaverei bietet sich hier natürlich an. Yaa Gyasis "Heimkehren" ist in meinen Augen ebenfalls ein grandioses Buch zum Thema, geht dieses aber völlig anders an. Sie setzt in ihrem Roman einen Fokus auf Afrika und die Entwicklung einer Familie über mehr als 200 Jahre, während bei Colson Whitehead sich die Handlung auf die USA und eine einzelne Person bezieht. Der weiße Blickwinkel spielt bei Yaa Gyasi keine Rolle, während Colson Whitehead auch diesen beleuchtet. Ich lege dem interessierten Leser beide Bücher ans Herz.
    Meine Produktempfehlungen
    • Heimkehren Yaa Gyasi
      Heimkehren (Buch)
    Heimkehren Yaa Gyasi
    Heimkehren (Buch)
    17.08.2017

    Familiensaga der besonderen Art


    Yaa Gyasi hat eine ungewöhnliche Familiensaga geschrieben. Gleich zu Anfang, Ende des 18. Jahrhunderts - bei den Halbschwestern Effia und Esi, die sich nie kennenlernen, - gabelt sich die Geschichte in zwei Familienzweige. Die zwei Familien entwickeln sich sehr verschieden: Effias Familie bleibt in Ghana und profitiert vom Sklavenhandel, während Esi in die USA versklavt wird. Kapitelweise wird in jeder Generation ein Mitglied (m/w) pro Familienzweig in den Focus gesetzt. Der Leser begleitet dieses Familienmitglied eine bestimmte Zeitspanne - meist im jungen Erwachsenenalter. Die Familienmitglieder agieren somit selten miteinander, sondern eher nacheinander oder auch ganz unabhängig voneinander. Durch die gleichzeitig intensive wie auch verhältnismäßig kurze Beschäftigung mit den einzelnen Personen, ist es möglich, die über 200-jährige Familiengeschichte auf verhältnismäßig kompakten 416 Seiten zu erzählen.
    Obwohl jedem Familienmitglied nur verhältnismäßig wenig Seiten zukommen, sind die Charaktere unglaublich gut gezeichnet. Ich hatte das Gefühl, alle der zwölf sehr unterschiedlichen Persönlichkeiten wirklich kennengelernt zu haben.
    Ein Blick in den Stammbaum, der ganz am Ende des Buches abgedruckt ist, hilft, wenn man zwischendurch den Überblick verloren hat.

    Ein wirklich glückliches Leben führt keins der vorgestellten Familienmitglieder. Trotzdem geht es immer weiter - meistens ist auch ein Streben nach einem besseren, glücklicheren Leben zu erkennen.
    Das ist alles oft eigentlich recht traurig, aber wirkliches Mitleid kommt nicht auf, da der Text keinen Vorwurf erhebt, gleichzeitig aber auch nicht verharmlost. Der schmale Grad zwischen diesen beiden Sichtweisen ist von der Autorin grandios getroffen.

    Eine tolle Geschichte mit unzähligen Aspekten und Facetten: Sklaverei, Ghana, afroamerikanische Geschichte, Familienähnlichkeiten, Identitätssuche und einiges mehr.
    Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung!

    Eine von uns Eine von uns (Buch)
    31.07.2017

    Anders als erwartet

    "Eine von uns" erzählt von einem englischen Dorf auf der Suche nach einem ungewöhnlichen Einbrecher - statt seine Opfer zu berauben, scheint er sie eher beobachten zu wollen. Hierbei werden nacheinander vier Dorfbewohner in dem Focus genommen: eine junge Hausfrau, der Aushilfspriester, der Dorfpolizist und der Leiter des örtlichen Supermarktes. Die momentane Situation und die jeweilige persönliche Vorgeschichte werden aus ihrem Blickwinkel berichtet.
    Das Buch ist inspiriert von wahren Geschehnissen. Die Autorin Harriet Cummings ist in dem englischen Dorf aufgewachsen, in dem 1984 der sogenannte Fox in Häuser eingebrochen ist - von den wahren Ereignissen, von denen sie im Nachwort erzählt, weicht die hier aufgeschriebene Geschichte allerdings deutlich ab.

    Obwohl sich das Buch größtenteils flüssig liest, ist es manchmal sprachlich speziell - im Einzelfall vielleicht auch etwas sperrig. Das ergibt sich einerseits durch die Erzählung im Präsens, vor allem (meiner Einschätzung nach) aber durch die Übersetzung des Österreichers Walter Goidinger. Durch den österreichischen Einschlag wirkt die Sprache, die das Buch jetzt hat, für deutsche Leser vielleicht manchmal etwas ungewohnt bis altbacken.
    Das war ein Grund, warum ich an manchen Stellen ins Stocken kam. Ein anderer Grund abseits der Sprache sind kleine Details, die mir unklar blieben und bei denen ich mir im Nachhinein nicht sicher bin, ob sie Absicht sind: habe ich etwas nicht richtig verstanden? Soll der Leser in die Irre geführt werden? Oder sind es Fehler? (Wenn mir jemand die erste Jahreszahl auf Ruth' Grabstein erklären kann, würde ich mich sehr über einen Kommentar freuen)

    Die Autorin versteht es, eine unheimliche Stimmung aufzubauen, aber richtig spannend fand ich das Buch nicht und würde es auch keinesfalls als Krimi einordnen.
    Lange Zeit kommt die Suche nach dem Fox nicht voran - die gegenseitigen Verdächtigungen der Dorfbewohner sind nicht so allgegenwärtig und nervenaufreibend, wie ich angenommen habe. Stattdessen stehen die vier vorgestellten Einzelpersonen und ihre persönlichen Probleme im Vordergrund. Das war ganz interessant und die vier Personen sind mir auch ein Stück ans Herz gewachsen, aber ich hatte vom Buch etwas anderes erwartet und bin deshalb etwas enttäuscht.
    Sommerkind Sommerkind (Buch)
    24.07.2017

    Auswirkungen einer Rettung

    "Sommermädchen" ist ein einfühlsam erzählter Roman. Erzählt wird die Geschichte von Kolja, dessen Schwester Malu nach einem Schwimmunfall im Wachkoma liegt, und von Ragna, die diese Schwester vor 30 Jahren gerettet hat.
    Anhand des Schwimmunfalls der jungen Malu wird deutlich, wie sehr ein einzelnes Unglück einer Person die Menschen im Umfeld intensiv und lange beeinflussen kann.

    Das Ende löst nicht alles auf und vermag deshalb manche Leser enttäuschen. Auch ich hatte das Gefühl, dass die Geschichte noch etwas weiter hätte erzählt werden sollen. In "Sommermädchen" stehen einzelne Themen, Szenen und Zwischentöne vor der Gesamthandlung. Deshalb ist es insgesamt doch ein schönes Buch, das zum Nachdenken anregt. Die Charaktere und ihre Beziehung zueinander werden intensiv und gut beschrieben.
    Mir haben auch die Beschreibungen der Nordsee, insbesondere der Hallig, sehr gefallen.
    Mr. Peardews Sammlung der verlorenen Dinge Mr. Peardews Sammlung der verlorenen Dinge (Buch)
    29.05.2017

    Schöner britischer Roman mit kleinen Schwächen

    Ruth Hogan erzählt zwei Geschichten, die immer wieder Parallelen und Verbindungen zueinander aufweisen: erstens (und vor allem) die Geschichte des Schriftstellers​ Anthony Peardew und seiner Assistentin Laura und zweitens die des Verlegers Bomber und seiner Assistentin Eunice. Anthony Peardew sammelt Gegenstände, die andere Menschen verloren haben. Die Aufgabe, diese Gegenstände ihren Besitzern zurück zu geben, übergibt er an Laura.

    Der Focus liegt auf dem weiblichen Blickwinkel und obwohl beide Frauen ihren Mann stehen, wird es mir hin und wieder etwas klischeehaft, wenn sich das Leben dann doch vorwiegend um die Männer dreht. Dennoch haben mich die kombinierten Geschichten und die sympathischen Hauptprotagonisten gefangen genommen und ich habe das Buch sehr gerne gelesen.
    Wenn die Geschichte dann doch mal droht, zu sehr ins Klischeehafte anzurutschen, wird auf einmal eine der winzigen Kurzgeschichten eingeflochten, die Anthony Peardew zu seinen gefundenen Gegenständen geschrieben hat. Diese kurzen Geschichten sind alle pointiert - manche witzig, manche traurig, manche sogar beides. Für mich sind diese​ kleinen Geschichten eins der Highlights dieses Buches. Ein weiteres​ Highlight(, das aber wohl Geschmackssache ist,) war für mich die Beschreibung der drei im Buch vorkommenden Hunde. Diese Hunde werden zwar vermenschlicht, aber in jedem Fall auch sehr liebevoll charakterisiert.

    Bei der Beurteilung der Sprache bin ich hin und her gerissen. Einerseits liest sich das Buch größtenteils sehr gut und flüssig. Dann gibt es aber wieder abgehackte, etwas holprige Sätze. Diese sind allerdings die Ausnahme, weswegen ich das Buch zwar nicht uneingeschränkt, aber doch überwiegend gut lesbar fand.

    Ein schönes Buch mit deutlich britischen Zügen.
    Dieses schöne Scheißleben Dieses schöne Scheißleben (Buch)
    04.05.2017

    Ungewöhnliche Autobiographie

    Eigentlich lese ich keine (Auto-)Biographien mir unbekannter Personen, aber bei "Dieses schöne Scheißleben" hörte sich die Thematik nicht nur interessant an, sondern sie war es dann auch.

    Das Buch wird von Benny Podruch aus der Ich-Perspektive erzählt. Das fand ich zunächst irritierend, da ich davon ausging, dass die beiden Zwillinge im Wechsel ihre Geschichte erzählen würden. Im Nachhinein ist die Erzählweise aus nur einer Perspektive aber vielleicht sogar besser lesbar, da man nicht durcheinander kommt, wer nun gerade erzählt.

    Die Autorin Christiane Tramitz kennt die Zwillinge Basti und Benny schon seit deren 14. Lebensjahr. Die Idee zum Buch entstand bei einem Besuch von Tramitz während der Haftstrafe der beiden. Im Gefängnis entstanden dann auch die ersten Manuskriptteile.

    Die Geschichte der Zwillinge ist hart, wird von Benny aber nie weinerlich erzählt - bei mir stellte sich auch nie Mitleid, wennschon Mitgefühl, ein. Im Gegenteil: Benny legt den Fokus oft auch gerade auf die schönen Seiten ihres Lebens. Ich habe den Eindruck, die beiden haben ihren Frieden mit sich, ihrer Vergangenheit und ihrem Leben gemacht.
    Dennoch bleibt die unschöne Kindheit, geprägt durch ADHS, viel Unverständnis und einen prügelnden Stiefvater, sowie das harte Leben auf der Straße nicht unerwähnt. Es wird aber klar, warum die beiden dieses Leben, in das sie hinein gerutscht sind, irgendwann bewusst angenommen haben und sich einen bürgerlichen Lebensstil für sich nicht vorstellen können.
    An diesen beiden Einzelschicksalen lässt sich natürlich nicht das Leben eines jeden Nichtsesshaften erklären, aber mit ihrer Geschichte tragen die Podruch-Zwillinge vielleicht dazu bei, zu verstehen, dass jeder Nichtsesshafte sein eigenes, meist hartes Schicksal hat.

    Die Sprache, die sich aus der Zusammenarbeit der Zwillinge mit Christiane Tramitz ergibt, gefällt mir sehr. Ich finde, dass der Spagat zwischen authentischer und gut lesbarer Sprache hier gelungen ist. Der Text liest sich gut, flüssig und intelligent, dennoch hat man das Gefühl, dass Benny auch mündlich genau so direkt zum Leser sprechen könnte.

    Kleiner Kritikpunkt: es wird immer wieder betont, dass den beiden ihre Identifikation mit dem Punk sehr wichtig ist. Dass nicht jeder Obdachlose auch Punk ist, wird mehr​ oder weniger klar - dass Punk aber nicht immer Obdachlosigkeit und/oder einem Leben auf Hartz IV bedeutet, wird nicht unbedingt klar, ist vielleicht auch nicht Aufgabe dieses Buches. Es gibt wohl zahllose Definitionen und Arten des Punks - viele auch in eher bürgerlichen Existenzen.
    Es wird mir aber nicht richtig klar, was Basti und Benny genau im Punk sehen und warum sie sich ausgerechnet darüber definieren. Das ist aber nur ein kleiner Kritikpunkt, den ich auch nur erwähne, weil der Punk eben auch im Buch immer wieder erwähnt wird.
    Unter den Wolken (Limited-Numbered-Edition) Unter den Wolken (Limited-Numbered-Edition) (SIN)
    19.04.2017
    Klang:
    2 von 5
    Musik:
    5 von 5
    Pressqualität:
    5 von 5

    Vorgeschmack aufs neue Album

    "Unter den Wolken" dürfte wahrscheinlich mittlerweile jeder im Radio gehört haben. Ich finde, das Lied wird nach mehrmaligem Hören besser. Mein Lieblingslied wird es nicht, aber es hört sich nach den Toten Hosen an und geht in Ordnung.

    "Gegenwind der Zeit" ist ein tolles Lied. Warum das als B-Seite verschwendet wurde, ist mir ein Rätsel - allerdings ist es ein altes Hosen-Phänomen, gute Lieder als B-Seite zu verwenden statt sie aufs Album zu packen. In jedem Fall ein Lied, mit dem die Hosen sich ein weiteres Mal konsequent gegen rechts positionieren.

    "Totes Meer" ist ein weiteres typisches Hosen-Lied zu dem mir nicht viel einfällt - als B-Seite besser geeignet als "Gegenwind der Zeit".

    Ansonsten: Haters gonna hate - Fans und Sympathisanten wird's vermutlich gefallen. Ich bin gespannt auf's Album!
    Booy, S: Mit jedem Jahr Booy, S: Mit jedem Jahr (Buch)
    18.04.2017

    Schöpft Potential nicht aus

    Simon Van Booy erzählt in "Mit jedem Jahr" die Geschichte von Harvey und ihrem Onkel Jason, der sie nach dem Tod ihrer Eltern adoptiert. Jason, dessen Vergangenheit von Gewalt, Alkohol, einer Haftstrafe und wenig menschlichen Bezugspersonen geprägt war, fällt es nicht leicht, die Vaterrolle für ein kleines​ Mädchen zu übernehmen, dennoch nimmt er sich der Aufgabe gewissenhaft an.
    In Rückblenden wird episodenhaft das gemeinsame Leben der beiden erzählt.

    Hierbei ist die Geschichte insgesamt vorhersehbar und klischeehaft, hin und wieder an der Grenze zum Kitsch. Es ist eigentlich eine schöne, ungewöhnliche Familiengeschichte, die leider das Potential nicht ganz ausschöpft. Die Stärke des Romans liegt deshalb eben nicht in der Rahmengeschichte, sondern in den kleinen Situationen im alltäglichen Familienleben von Jason und Harvey, die für sich genommen einfühlsam beschrieben werden. Insgesamt gesehen ergeben sie allerdings ein zu perfektes Bild ab.

    Vor allem Jason wuchs mir mit der Geschichte ans Herz, während die Jugendliche und Erwachsene Harvey etwas farblos blieb und es so schwer war, mich in sie hinein zu versetzen. Vielleicht ist das auch Absicht von Simon Van Booy, der den Fokus auf Jason legen wollte? Bei beiden Personen hätte die Darstellung der Persönlichkeit und ihrer Entwicklung aber gerne mehr in die Tiefe gehen können.

    Der Schreibstil ist flüssig und das Buch lässt sich sehr gut lesen. Sprachlich ist es (im besten Sinne) einfach verfasst. Kleine Zeitsprünge innerhalb der einzelnen Episoden haben mich manchmal stutzen lassen, gehören aber wohl bewusst zum Erzählstil des Autors.

    Fazit: Eine schöne Geschichte über eine ungewöhnliche Vater-Tochter-Beziehung, leider mit deutlich​en Schwächen.
    Das Labyrinth der Lichter Das Labyrinth der Lichter (Buch)
    10.04.2017

    Die Stärke dieses Buches liegt im Detail

    Carlos Ruiz Zafóns "Labyrinth der Lichter" ist der vierte und letzte Band des Zyklus rund um den Barceloner Friedhof der Vergessen Bücher. Um dem hier vorliegenden Roman folgen zu können, ist es nicht unbedingt notwendig, die bisherigen Bücher zu kennen.

    Das Buch startet für mich etwas unübersichtlich. Mehrere Protagonisten und Schauplätze werden angeschnitten, von der versprochenen und tatsächlichen Hauptprotagonistin Alicia fehlt zunächst jede Spur. Hier sollte man sich nicht vorschnell entmutigen lassen: sobald die Haupthandlung beginnt - die uns wie erwartet ins Barcelona der späten 1950'er Jahre unter Franco versetzt -, wird es einfacher der Geschichte zu folgen.
    Einfacher, aber auch nicht problemlos. Carlos Ruiz Zafón hat ein langes (über 900 Seiten) Buch mit vielen, teils undurchsichtigen Protagonisten geschrieben. Es gibt viele Schauplätze, viele einzelne Geschichten. Hier am Ball zu bleiben und nicht den Überblick zu verlieren, ist manchmal eine Herausforderung.

    Das Buch zeichnet in meinen Augen durch zwei Aspekte aus: die toll gezeichneten Charaktere und die sprachlichen Finessen.
    Das Personal von "Labyrinth der Lichter" ist wie gesagt reichhaltig und vielfältig. Von völlig offensichtlich bösen Menschen, über undurchsichtige Charaktere bishin zu​ eindeutigen Sympathieträger ist hier alles dabei. Die Personen werden gut, mit ihren persönlichen Licht- und Schattenseiten gezeichnet ohne dass der Autor sich hierbei in langen Beschreibungen verliert. Es sind vor allem starke Frauen, die diese Geschichte prägen.
    Carlos Ruiz Zafón streut außerdem immer wieder kleine, sprachlich und inhaltlich bemerkenswerte Szenen, Details, oft nur einzelne Sätze ein, an denen ich hängen geblieben bin und die ich mir manchmal sogar notiert habe. Für mich ein herausragendes Qualitätsmerkmal sowohl von Autor als auch Übersetzer.
    Diese beiden Aspekte ließen mich immer wieder vergessen bzw ignorieren, dass der Roman doch sehr lang ist. Ich möchte ihn nicht aufgebläht nennen, aber lang und vor allem im Mittelteil mit ziemlichen Längen. Für mich blieb die eigentliche Geschichte auch oft hinter der Szenerie zurück - als ob auch der Autor die Charaktere und ihre Nebenschauplätze, die Stadt Barcelona und das Leben unter Franco vor die eigentliche Story gestellt hätte.

    Fazit: Fans von Carlos Ruiz Zafón werden vermutlich zufrieden bis begeistert sein. Der Zafón-Erstleser sollte sich auf einen langen, komplexen Text, der​ vom Leser volle Aufmerksamkeit fordert, einstellen. Wer sich von den von mir herausgestellten Charakteristika angesprochen fühlt, wird hier gut unterhalten.
    Smith, D: Das letzte Bild der Sara de Vos Smith, D: Das letzte Bild der Sara de Vos (Buch)
    28.03.2017

    Geschichte einer Kunstfälschung

    Die Hardcover-Ausgabe von Dominic Smiths "Das letzte Bild der Sara de Vos" macht schon von außen einen wertigen Eindruck. Die Struktur des Schutzumschlags wirkt wie eine Leinwand, das Papier im Inneren des Buches erinnert ein wenig an Büttenpapier. Hierzu passt dann allerdings der relativ enge Satzspiegel nicht so ganz - der Text ist aber gerade noch gut lesbar. Die insgesamt hochwertige Ausstattung des Buches passt gut zum Thema Kunst und Kunstgeschichte.

    Die Geschichte einer Fälschung wird auf drei Ebenen erzählt: die fiktive niederländische Künstlerin Sara de Vos im 17. Jahrhundert und die Fälscherin Ellie und der Sammler Marty im 20. Jahrhundert.

    Es ergibt sich eine spannende Geschichte über Kunst, Kunstfälschungen und menschliche Beziehungen, die scheibchenweise aufgedeckt wird. Dem Autor gelingt es dabei gut, Spannung aufzubauen und über das Buch hinweg aufrecht zu erhalten.

    Die Beschreibungen z.B. des 17. Jahrhunderts und der Einzelheiten einer Kunstfälschung bleiben allerdings oberflächlich. Das wird einigen Lesern vermutlich nicht gefallen, die anderen Leser langweilt der Autor so aber nicht mit Details.

    Im Text bin ich immer wieder auf für mich ungewohnte Worte gestoßen ("eingeratscht", "Ehegespons", ...), die mich im Lesefluss manchmal haben stocken lassen, und bei denen ich mir nicht sicher bin, ob sie dem englischen Originaltext geschuldet sind oder vom Übersetzer aus anderen Gründen gewählt wurden. Sollen sie den Text interessanter bzw anspruchsvoller wirken lassen? Das wäre eigentlich nicht nötig. Für mich mutet das etwas seltsam an, es konnte den insgesamt positiven Eindruck des Romans aber nicht nennenswert trüben.

    Als die Omma den Huren noch Taubensuppe kochte Als die Omma den Huren noch Taubensuppe kochte (Buch)
    28.03.2017

    Schräge und tragikomische Geschichte

    Anna Baseners literarisches Debüt "Als die Omma den Huren noch Taubensuppe kochte" ist die schräge und tragikomische Geschichte von Bianca in Berlin und ihrer Omma aus Essen. Omma hat nicht nur als Wirtschafterin im Puff schon einiges erlebt und besucht nach dem Tod der besten Freundin Mitzi ihre Enkelin Bianca in Berlin. Während Bianca und Omma sich an das enge Zusammenleben gewöhnen, wird in Rückblicken die Geschichte von Omma und zwei Huren aus Essen erzählt.

    Prostitution wird hier gleichzeitig schonungslos aber ohne Betroffenheit geschildert. Dadurch gelingt der Autorin der Drahtseilakt, dieses heikle Thema mit einem Roman zu verbinden. Es ist ein schwieriges Thema mit vielen Facetten​ - für einen unterhaltenden Roman finde ich die Darstellung aber gelungen.

    Sprachlich verkörpert Omma das Ruhrgebiet - Hochdeutsch spricht sie nie. Bianca erzählt ihrer beide Geschichte etwas schnodderig - was sowohl ihrer Geburtsstadt als auch ihrem aktuellen Wohnort entspricht. Für mich sind beide Figuren sehr gelungen. Nicht unbedingt sympathisch, aber mir sind sie dennoch ans Herz gewachsen. Manchmal haarscharf am Klischee vorbei, aber insgesamt doch glaubhafte Charaktere.

    Das Buch verfügt über drastische Szenen: Gewalt, Sex, Leben außerhalb der Norm. Somit ist der Roman trotz allen Humors nichts für ganz zarte Gemüter - insbesondere Sympathisanten des Ruhrgebiets (incl Sprache) und Liebhaber ungewöhnlicher, schräger Geschichten und Charaktere werden sich aber prächtig amüsieren.
    126 bis 150 von 154 Rezensionen
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