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    claudi-1963 Top 10 Rezensent

    Aktiv seit: 14. Januar 2016
    "Hilfreich"-Bewertungen: 73
    768 Rezensionen
    Schicksal

    Schicksal (Buch)

    4 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern
    21.07.2021

    Lebenslügen und Schicksale verändern das Leben

    "Das Leben kann nur in der Schau nach rückwärts verstanden, aber nur in der Schau nach vorwärts gelebt werden." (Søren Kierkegaard)
    Bei Atara die mit ihrem zweiten Mann Alex verheiratet ist, scheint sich in letzter Zeit eine Ehekrise anzubahnen. In ihrer Verzweiflung sieht sie nur noch das Negative bei Alex, derweil hat sie ihn doch einmal so geliebt und sogar für ihn ihren ersten Mann Doron verlassen. Sorgen macht sie sich auch um ihren Sohn Eden, der sich immer mehr zu Hause vergräbt nach seinem letzten Einsatz als Elitesoldat. Dann erfährt sie am Sterbebett ihres Vaters Meno von seinem großen Geheimnis über seine erste Ehefrau Rachel. Deshalb sucht sie die 90-Jährige auf, um mehr über ihren Vater und ihre Vergangenheit bei der Lechi zu erfahren, wo beide gekämpft haben. Das dann allerdings bei ihr das Schicksal erbarmungslos zuschlägt, ahnt sie hier noch nicht.

    Meine Meinung:
    Auf über 400 Seiten schildert die Autorin die Geschichte der beiden Frauen Rachel und Atara und sie offenbart ihre Verbindung, die zwischen diesen beiden noch völlig unbekannten Frauen steht. Es ist eine Zusammenfassung von familiären Lügen, Geheimnissen, Gewalttaten und Schicksalen, die sich in dieser Geschichte widerspiegelt. Rachel, inzwischen 90 Jahre alt, hat in ihrer Jugend für die Lechi gekämpft. Die Lechi war eine radikal-zionistische paramilitärische Untergrundorganisation in Palästina während des britischen Mandats. Sie führten terroristische Anschläge gegen die britische Besatzungsmacht durch. Dabei kamen auch einige ihrer Kameraden ums Leben, unter anderem Atara Schamir, dessen Tod Meno so zugesetzt hat. Viele Jahre lang dachten sie nur die Briten wären ihre Feinde, derweil gab es noch weitere Feinde in ihrem Land. In dieser Zeit treffen Rachel und Meno aufeinander, sie heiraten und verlieren sich in dieser Zeit wieder. Ihre Erlebnisse werden als großes Geheimnis vor ihren neuen Familien gehütet. Darunter wird Meno zum anerkannten Wissenschaftler, allerdings auch zu einem brutalen, herrschsüchtigen Sadisten, unter dem seine Familie zu leiden hat. Dass es schon mal eine Atara in seinem Leben gab, darüber verliert er kein Wort. Erst kurz vor seinem Tod weiht er seine Tochter ein, dass es schon einmal eine Ehefrau in seinem Leben gab. Zeruya Shalev zeigt hier, wie es Menschen geht, die mit Lebenslügen aufwachsen, verbittert sind über einen Vater, der anscheinend keine Liebe für sie übrig hatte. Kein Wunder, dass Atara Rachel aufsucht, um mehr über ihn aus der Vergangenheit zu erfahren. Bei den Autofahrten zu Rachel macht sie sich Gedanken über ihr eigenes Leben, die Entwicklung ihrer Ehe mit Alex, und dem seit kurzem so verschlossenen gemeinsamen Sohn Eden. Interessant ist dabei zu sehen, wie nicht nur das Schicksal Rachel und Meno auseinanderbrachte, sondern vor allem, wie es bei Atara zuschlägt. Dabei frustriert mich mitunter Ataras Charakter, der oft so voller Wut, Anklage und Negativem ist. Die Autorin veranschaulicht die Ängste von Müttern, die ihre Kinder an die Religion verlieren, um dabei zu lernen, dass man sie loslassen muss. Außerdem veranschaulicht sie, dass man nach einem Schicksalsschlag sein Leben in die eigene Hand nehmen muss. Sie stellt unter anderem ein Israel dar, das früher vor Vision, Mut, Ideale und Kraft strotze und heute eher geprägt ist durch Hektik, Gereiztheit, Enttäuschungen, Missgunst, Desorientierung und Ängste. Bemerkenswert ist dabei, dass Zeruya Shalev die Lechi rehabilitiert, Ehen nicht beschönigt, aufzeigt, wie zwei junge Männer zum Glauben der Väter zurückfinden statt zu zerbrechen. Manche Szenen allerdings haben mich dabei etwas überrascht, aber vor allem entsetzt, deshalb gibt es von mir 4 von 5 Sterne.
    Die Beichte einer Nacht

    Die Beichte einer Nacht (Buch)

    4 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern
    19.06.2021

    Monolog zwischen Leben, Entbehrung, Hoffnung und Verzweiflung

    "Nein, ich bin nicht verrückt - mir ist jetzt klar, dass dies hier nicht die Hölle ist - bis auf die wenigen Male, die ich wieder vergesse, dass ich in einer Nervenklinik in der normalen Welt bin." (Buchauszug)
    Während zwei Nächten in einer Nervenklinik vertraut Heleen der Nachtschwester vom Dienst ihre Lebensgeschichte an. Dabei erzählt sie von ihrer Kindheit in einer protestantischen Großfamilie. Als Älteste der Kinder muss sie schon früh im Haushalt mithelfen und ihre anderen acht Geschwister versorgen. Als dann der Vater einen Unfall erleidet und fortan bettlägerig ist, erhält sie noch mehr Verantwortung. Unverhofft kommt dann noch ihre jüngste Schwester Lientje zur Welt, für die Heleen fast wie eine Art Mutterersatz wird. Eine viel zu frühe Anstellung lässt sie dann aus ihrem Elternhaus entfliehen. Durch ihre Schönheit findet sie später einen reichen Mann, den sie heiratet und mit dem sie nie glücklich wird. Erst nach der Trennung von ihm lernt sie ihre wahre Liebe kennen, die sie durch ihre Eifersucht und Zweifel selbst zerstört.

    Meine Meinung:
    Die Geschichte "Die Beichte einer Nacht", entstanden im Jahr 1930, ist in vielen Dingen eine Geschichte, die noch immer modern ist. Selbst heute noch können Ängste, Zweifel, Depression und Eifersucht oft zu Katastrophen führen. Aufgebaut ist sie einzig und allein auf Heleens Monolog in diesen beiden Nächten.Trotz allem ist dies kein einfacher Roman, den man mal so nebenbei liest, da er doch recht anspruchsvoll und deprimierend ist. Schon alleine die Kindheit von Heleen, die im Grunde gar keine hatte, da sie viel zu früh Erwachsen sein musste. Zudem heute völlig unverständlich, dass ein Ehepaar zehn Kinder in die Welt setzt, obwohl sie körperlich und von ihren Verhältnissen aus sich diese gar nicht leisten können. Doch sicher waren Kinder zur damaligen Zeit die Altersversorgung der Eltern. Sie mussten sich um die Eltern kümmern, ob materiell oder fürsorglich sie später oft noch pflegen. Von daher hatten gerade ärmliche Familien viele Kinder, um im Alter gut versorgt zu sein. Außerdem war zu dieser Zeit das Thema Verhütung natürlich nicht so weit wie heute und bei einer gläubigen Familie schon gar nicht. Waren doch für sie Kinder ein Geschenk Gottes. Doch zurück zu Heleen, die in zwei Nächten einer Krankenschwester ihr ganzes unglückliches Leben beichtet. Wenn man es liest, kann einem diese Frau wirklich leidtun. Hat sie doch in ihrem Leben nie richtig das Glück gefunden und als sie es hatte es sich selbst kaputtgemacht. Die Niederländerin Marianne Philips schildert hier ein Frauenbild, das zu jener Zeit, als das Buch entstand, sicherlich prägnant war. Kein Wunder, das ihr Buch zur damaligen Zeit viele Skeptiker hatte. Man muss sich vorstellen, dass zu jener Zeit Frauen oft noch gar nicht oder erst seit Kurzem wählen durften. Man musste die Ehemänner um Erlaubnis fragen, wenn man einen Beruf ausüben oder zur Schule gehen wollte und der Haushalt lag einzig und alleine in den Händen der Frau. Genauso erging es meist den Töchtern, die oft nie eine andere Wahl haben, sich ihr Leben selbst auszusuchen und stattdessen in eine Arbeitsstelle oder Heirat gedrängt wurden, wo sie vielleicht nie glücklich wurden. Kein Wunder, das diese Frauen oft mit Ängsten, Zweifel, Sehnsüchten und Depressionen behaftet waren wie Heleen. Jedoch sie versucht aus diesem Teufelskreis auszubrechen und heiratet einen reichen Mann. Leider entdeckt sie erst viel zu spät, dass sie ihn gar nicht liebt, sondern sogar abstoßend findet. Dass sie sich von ihm scheiden lässt, war damals sicherlich genauso selten gewesen. Die Autorin selbst, ebenfalls geprägt durch ihre schwere Kindheit und den viel zu frühen Tod ihrer Eltern, musste sich wie Heleen um ihre Geschwister kümmern, statt die Schule abzuschließen. Kein Wunder also, das sie versucht von der Familie weg zukommen, ihre Schule nachholt und eine leidenschaftliche Aktivistin wird, um für Verbesserungen und die Rechte von Frauen zu kämpfen. Diese Leidenschaft spiegelt sich selbst in diesem Buch wider. Zudem ist viel Biografisches enthalten, dass die Autorin eigens erlebt hat. Sie war sicherlich ihrer Zeit voraus, als sie hier diese Gedanken zu Papier brachte und sie wäre garantiert glücklich über das heutige Frauenbild. Selbst das ich mit Heleens persönlicher Sichtweise nicht immer klargekommen bin, was wahrscheinlich an ihrer psychischen Erkrankung lag, gebe ich dem Buch 4 von 5 Sterne.
    Bender, J: Tödliches Cannstatter Zuckerle

    Bender, J: Tödliches Cannstatter Zuckerle (Buch)

    4 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern
    19.06.2021

    Mord, Entführung und Mittelalter wie hängen sie zusammen

    "Das Volk im Mittelalter hat immer, wenn es irgendwo große Geistesmacht sah, dergleichen einem Teufelsbündnis zugeschrieben ..." (Heinrich Heine)
    Vor den Steilhängen des Weinbergs Cannstatter Zuckerle an einem Weinberghäusle wird eine unbekannte Leiche gefunden. Kommissar Jens Hurlebaus und Bianca Walter von der Kripo Stuttgart ermitteln in diesem Fall. Kurze Zeit später die 13-jährige Schülerin Kiara als vermisst gemeldet. Keiner weiß, ob sie es mit einer Entführung von Kinderschändern zu tun haben oder ob sie einfach weggelaufen ist. Doch als sie später erfahren, dass der Tote ein Lehrer der Naturis Schule in Feuerbach ist und Kiara ihn kannte, werden die Kommissare hellhörig. Hat Kiaras Entführung etwas mit dem Tod von Stephen Siegel zu tun? In viele Richtungen wird ermittelt, doch vom Täter fehlt jede Spur. Erst ein Hinweis auf eine Gruppe von Mittelalter-Freaks, die an Wiedergeburt glauben und mystische Lagerfeuerbeschwörungen abhalten, bringt weitere Erkenntnisse. Auf der Suche nach Kiara und dem Täter tauchen Hurlebaus und Walter in eine sonderbare Welt voller eigenartiger Mythen und Rituale ein.

    Meine Meinung:
    Mein erster Kriminalfall von Jochen Bender führt mich vor die Tore meiner Heimat Cannstatt. Mit viel psychologischer Raffinesse wird dieser Kriminalfall begleitet von Fans aus dem Mittelalter, die wirklich eigenwillige Rituale abhalten. Doch haben sie wirklich etwas mit dem Tod des Lehrers und dem Verschwinden der 13-jährigen Kiara zu tun? Der Schreibstil ist sehr anspruchsvoll, da der Autor immer wieder abwechselt mit seinen verschiedenen Handlungssträngen. Dabei merkt man natürlich Benders Hintergrund als Psychologe bei der Kripo und seine Erfahrung als Autor. Dadurch hat diese Geschichte immer wieder eine andere Richtung bekommen, was mir überaus gut gefallen hat. Allerdings ist dadurch der Spannungsbogen relativ flach gehalten worden und erst gegen Ende wurde es so richtig interessant. Doch realistisch gesehen, glaube ich nicht, dass jeder Mord immer so spannend ist, wie oft in den Krimis beschrieben wird. Von daher scheinen mir Benders Krimis doch sehr wahrheitsgemäß zu sein. Viel Spaß haben mit auf jeden Fall die Ermittlungen und das Mitraten gefallen. Ebenso die Ermittler Hurlebaus und Walter, die beide ihre Ecken und Kanten haben und hier mit ihren Vorlieben, was besonders Hurlebaus anbelangt, aufwarten. Wobei Walter hier schon ein bisschen wenig Raum einnahm und meiner Ansicht nach fast ein wenig zu kurz kam. Gut gefallen hat mir außerdem der schwäbische Dialekt, den er hier hat einfließen lassen und der meiner Ansicht nach gerne hätte etwas mehr sein können. Seine vielen Wirrungen und Wendungen, die er mit eingebaut hat und natürlich das Lokalkolorit rund um Stuttgart. Ich finde, das gehört einfach zu einem Regionalkrimi dazu, das man den Dialekt in den Plot integriert. Das Cannstatter Zuckerle kannte ich bisher nur als leckeren Wein, dass die Hanglage des Weinbergs allerdings ebenso heißt wusste ich bisher noch nicht. Viel erfuhr ich dabei nicht nur über Wein, Weinberge, sondern ebenso über Mittelalter und ihre eigenartigen Mythen und Rituale. Schön, dass er zum besseren Verständnis diese Handlungsstränge hier in kursiver Schriftform dargestellt hat. Gefreut hat mich, dass er sogar das Waiblinger Staufer Spektakel erwähnt hat, ein Mittelaltermarkt, der immer zum Altstadtfest dort stattfindet. Durch die vielen historischen Städte Waiblingen, Esslingen und die Altstadt Stuttgarts passt die Historie in dieser Geschichte sehr gut. Klar ist mir allerdings nicht, ob ich diesen Titel wirklich gewählt hätte für den Krimi, den dazu kam zu wenig Cannstatter Zuckerle darin vor. Mit dem überraschenden Ende hatte ich so gar nicht gerechnet und auch hier merkt man wieder seine psychologische Erfahrung. Dennoch ein Krimi empfehlenswert für alle, die gerne etwas anspruchsvollere Regionalkrimis lieben und dem ich 4 von 5 Sterne gebe.
    Ich, Antoine

    Ich, Antoine (Buch)

    4 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern
    04.06.2021

    Antoine tragisches Leben als Dorftrottel

    "Die anderen halten sich die Nase zu und sagen mir, dass ich stink, Läuse hab und später Penner werd, weil ich jetzt schon den Geruch verbreite und immer Dreck an den Füßen und unter den Fingernägeln hab." (Buchauszug)
    In einem kleinen Dorf in den Bergen Korsikas wird die 16-jährige Florence tot im Wald gefunden. Für die Dorfgemeinschaft ist schnell klar, dass nur einer der Täter sein kann, nämlich Antoine Orsini der Dorftrottel. Jahre später, die er unschuldig im Gefängnis verbringt, erzählt er seine Geschichte einem roten Plastikstuhl, den er durch Zufall gefunden hat. Sein einziger und bester Freund, der ihm geblieben ist, ist Magic sein kleines Diktiergerät.

    Meine Meinung:
    Das recht eigenwillige Cover mit dem roten Stuhl spiegelt ein wenig den Inhalt und die einfache, abfällige Sprache wider, die Julie Estéve hier verwendet. Bei dem in Ich-Form geschriebenen Plot tauche ich in Antoines Gedankenwelt und Gefühlswelt ein. Ich muss ehrlich sagen, ich habe mich zu Beginn doch recht schwergetan mit dieser recht trivialen, anstößigen und vulgären Sprache. Habe ich doch kürzlich erst das Buch "Kalman" von Joachim B. Schmidt gelesen, das dagegen wesentlich freundlicher und liebenswerter daherkommt und bei dem ich trotzdem den behinderten Kalman gespürt habe. Hier hingegen will mich die Autorin schon mit ihrer Sprache schockieren. Wahrscheinlich damit wir uns ganz auf diese Geschichte einlassen. Und so kann ich mir Antoine nicht nur bildlich vorstellen, sondern ich rieche ihn förmlich, wenn er sich einnässt oder von sich selbst sagt, dass er stinkt. Eigentlich ist ein glücklicher Mensch mit seinem Freund Magic einem Diktiergerät. Er lebt in seiner ganz eigenen Welt, in der er sogar verheiratet ist. Florence kennt er zwar gut, doch ihr etwas antun, das würde Antoine niemals übers Herz bringen. Trotzdem widerspricht er nicht, als man ihn für ihren Tod schuldig spricht. Derweil wäre es leicht gewesen, Florence Tod nachzuvollziehen, man hätte nur sich vielleicht besser in Antoine hineinversetzen müssen. Nicht nur das Dorf hat Probleme mit Antoine, sondern auch seine eigene Familie. Sein Vater, ein cholerischer Alkoholiker, hätte ihn am liebsten mit dem Kopfkissen erstickt, da er ihm immer noch die Schuld für den Tod seiner Frau anlastet. Ebenso sind seine Geschwister keine große Hilfe für Antoine. Schwester Tomasine kehrt dem Dorf schon recht früh den Rücken und lebt nun in Paris. Sein Bruder Pierre kreidet Antoine ebenso den Tod der Mutter an und ist wie alle anderen davon überzeugt, dass er Florence ermordet hat. Anerkennung und ein bisschen Liebe findet er lediglich bei Mademoiselle Madeleine, seine ehemalige Lehrerin. Es ist wirklich kein leichtes Buch, doch wer damit keine Probleme hat, sich darauf einzulassen, der kann sich definitiv sehr gut in den armen, einsamen Antoine hineinversetzen. Ob man hierfür allerdings wirklich so eine extreme Darstellung eines geistig Behinderten haben muss, bezweifle ich. Trotzdem bin ich im Laufe des Buchs immer mehr in Antoine Lebensgeschichte eingetaucht, selbst wenn ich etwas anderes erwartet hatte. Doch der hier inzwischen über 60-jährige Antoine mit seinem kaputten Plastikstuhl kann einem eigentlich nur leidtun. Das Ende allerdings hat mich dann ein wenig enttäuscht. Nicht nur das Florence Tod im Laufe des Buchs immer mehr verblasst, ist zudem Antoines Ende recht tragisch. Deshalb gebe ich diesem Buch 3 1/2 von 5 Sterne.
    Der Bruder

    Christine Brand
    Der Bruder (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    01.05.2021

    Auf der Suche nach Fabio und der Vergangenheit Irenas

    "Er hat in seiner Karriere vieles gesehen. Er weiß, dass der Mensch zu allem fähig ist, zu viel mehr, als sich ein normaler Verstand vorstellen kann." (Buchauszug)
    Viele Jahre ist es her, das Rechtsmedizinerin Irena Jundt ihren 11-jährigen Bruder Beni verloren hat. Nun ist ihr Vater gestorben und reißt die alten Wunden wieder auf, die Irena längst vergessen wollte. Zur Hausauflösung kehrt sie ins Berner Unterland und muss erkennen, das an der alten Geschichte etwas nicht stimmen kann. Plötzlich kann sie sich nicht mehr vorstellen, dass der Mörder, der damals verurteilt wurde, wirklich Beni getötet hat. Doch wer dann, Irena muss das unbedingt herausfinden und merkt, dass die Dorfbewohner etwas verbergen. Währenddessen sucht das Team von Sandro Bandini nach dem kleinen Fabio Della Fortuna. Jede Minute zählt, um den Jungen lebend wiederzufinden, das weiß auch Journalistin Milla Nova und macht sich ebenso auf die Spur.

    Meine Meinung:
    Wieder ein düsteres, einfaches Cover, das gut zur Milla Nova Reihe passt. Dies ist der dritte Kriminalfall, bei dem nicht nur das Team um Leib und Leben, sondern außerdem Journalistin Milla Nova ermittelt. Und natürlich erfahren wir zudem, wie es dem blinden Nathaniel mit seiner Hündin Alisha weiter ergeht. Er gehört einfach schon irgendwie dazu, seit er in Band eins seinen großen Auftritt hatte. Dass dieser Fall teils auf wahren Begebenheiten basiert, hat mich wirklich am meisten schockiert. Den die Autorin nimmt uns mit in einen Kriminalfall, der vor vierzig Jahren die ganze Schweiz erschüttert hat. Diese Kinder, die damals allesamt vermisst wurden, hat die Autorin hier zu Beginn des Buches aufgeführt. Einige davon wurden später tot aufgefunden, doch von den meisten fehlt bis heute jede Spur. Dass sie dies selbst noch immer nicht vergessen kann, verstehe ich gut. Darum hat Christine Brand hier das Geschehen für sich selbst verarbeitet, was mit diesen Kindern passiert sein könnte. Dass sich diesmal wieder Sandro und Milla beruflich in die Quere kommen, war fast naheliegend. Dass Milla wieder viel zu viel ausplaudert, was die Öffentlichkeit nicht wissen soll, passt Sandro mal wieder gar nicht. Kein Wunder also, das es erneut zu einem schweren Krach zwischen den beiden kommt. Genauso halten mich Nathaniel und Silas wieder in Atem. Den durch Nathaniel Alleingänge mit Blindenhund Alisha wird es mitunter gefährlich. Kein Wunder also, dass er dabei gerne ins Fettnäpfchen tritt und dann Millas Hilfe braucht. Jedoch diesmal ist es andersherum, den Milla braucht erstmals seine Hilfe. Auffällig gut sind diesmal die Szenenwechsel eingebaut. Sodass ich durch Spannung, humorvolle Szenen und die kurzen Kapitel kaum mehr das Buch weglegen kann. Selbst wenn die Thematik nicht gerade einfach zu verdauen ist. Den gerade die Ungewissheit, was genau passiert ist, belastet mich als Leser schon. Besonders wenn man dann am Buchende erfährt, es diese Vermisstenfälle wirklich gegeben hat. Was mag wohl wirklich mit diesen Kindern passiert sein? Das scheint Autorin und Reporterin Christine Brand ebenfalls noch immer zu belasten. Ebenso wie Ungewissheit der vielen Familien, die genauso mit ins Buch einfließt. Dass es diesmal ausgesprochen viele Tote gibt, erstaunt mich dagegen weniger. Vielmehr bin ich fasziniert, wie sie diese alle in ihre Geschichte mit einbaut. Trotzdem ich recht früh eine Ahnung habe, erwarten mich noch einige unerwartete, spannende und brisante Szenen, mit denen ich nicht rechnen konnte. Zudem erscheint der Fall wesentlich anspruchsvoller, wie ich es am Anfang erwarten hatte. Nicht nur das die Autorin wieder einmal ihre Protagonisten in Gefahr bringt, erzählt sie außerdem einiges aus dem Privatleben ihrer Hauptcharaktere. So heiratet zum Beispiel Nathaniel zum Schein, um Carole und Silas zu helfen. Humorvoll wird es erst, als er sich ausgerechnet in eine extravagante Frau verliebt, mit der er selbst nicht gerechnet hat. Mehr möchte ich jedoch nicht verraten. Alles, was sonst noch passiert, darf man gerne selbst nachlesen. Ich jedenfalls freue mich auf einen weiteren Kriminalfall und gebe 5 von 5 Sterne.
    Der ehemalige Sohn

    Sasha Filipenko
    Der ehemalige Sohn (Buch)

    4 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern
    28.04.2021

    Nach 10 Jahren Koma erwachen in einer neuen Zeit

    "Du weißt ja, in welchem Land du lebst. Hier sind schon die nichts wert, die gesund sind und am Leben sind, von Menschen im Koma ganz zu schweigen." (Buchauszug)
    Franzisk (Zisk) steht kurz vor dem Ende seines Studiums. Er liebt das Leben übt jedoch gerne auch Kritik an der Politik seiner Heimat. Doch eigentlich sollte er eher Cello üben, um nachher eine gute Anstellung zu bekommen. Eines Abends wartet er bei der U-Bahn auf Freundin Nastja mit der er zu einem Rockkonzert möchte. Doch an diesem Abend geschieht das Unglück, bei dem Zisk schwer verletzt und ins Koma fällt. Jedoch, selbst wenn ihn die Ärzte, Mutter, Freunde und Nastja aufgeben, seine Großmutter ist sich sicher, das Zisk wieder aufwachen wird. Allerdings werden zehn lange Jahre ins Land ziehen, ehe er wieder seine Augen öffnet. Bis zu dieser Zeit versucht seine Großmutter alles Menschenmögliche für ihn. Dass sich in der Zeit allerdings vieles in Minsk verändert hat, merkt er erst später. Zisk muss nun seinen Platz in der Gesellschaft neu wiederfinden.

    Meine Meinung:
    Sasha Filipenko zeigt in seinem zweiten Roman anhand des Schicksals von Franzisk das Leben und die politische Lage in Weißrussland (Belarus) auf. Viele Jahre lang wurde dieses Land von der Sowjetunion beherrscht, um danach erneut in einer Diktatur zu enden. Der Autor beschreibt es sogar so: "Sein Heimatland hat viele Jahre in einem lethargischen Schlaf gesteckt, ehe es 2020 endlich aufgewacht ist." Dabei hat ihnen nicht nur die diktatorische russische Politik im Laufe dieser Zeit geschadet, sondern ebenso die der nachfolgende Weißrusslands. Ihre Diktatur ändert sich nämlich 1991 nicht mit der Selbstständigkeit. Gerade diese Politik wird hier in dem Buch recht deutlich aufgezeigt und das allen Kritikern zum Trotz. Dass die alte Diktatur Lukaschenko mit der jetzigen Generation nicht mehr zurechtkommt, kann ich gut verstehen. Das jedoch viele Seiten seines Buchs, das er 2014 geschrieben hat, später Wirklichkeit werden, damit hatte selbst Filipenko nicht gerechnet. Der tragische Unfall bzw. die Massenpanik in der U-Bahnstation, bei der Franzisk im Koma landet, gab es wirklich. 1999 kam es nämlich nachdem Ende eines Rockkonzerts in Minsk wirklich zu einer Massenpanik. Insgesamt wurden dabei 54 Menschen getötet, darunter vor allem viele junge Frauen unter 17 Jahren. Filipenko nimmt selbst hier kein Blatt vor den Mund. Er schildert dieses Ereignis wirklich so dramatisch und realistisch, sodass ich dachte, ich bin mittendrin in dem Geschehen. Und er klagt sogar die Verantwortlichen an. Was die politische Lage Weißrusslands anbelangt, war ich teils etwas überfordert, da ich zu wenig über dieses Land wusste. Doch dank dieses Buchs verstehe ich nun deutlich mehr über die Zusammenhänge und die Diktatur Weißrusslands. Mir scheint, dass sich in diesem Land auch nach der Selbstständigkeit politisch nicht viel geändert hat. Zisk spürt wie die Frustration und Resignation in seinem Land zugenommen haben. 2020 kommt es dann jedoch zu Protesten und Streiks, bei denen es zu über 6700 Verhaftungen gab und die ebenfalls hier sehr detailliert beschrieben werden. Weißrussland gilt weiterhin nach Russland als das Land, in dem man die sowjetische Vergangenheit am deutlichsten spürt. Das Filipenko mit seinem Buch bei einigen aneckt, kann ich gut nachvollziehen. Nachdem ich es jetzt gelesen habe, begreife ich, warum er die Zustände Belarus sich hier von der Seele schreiben wollte. Sprachlich jedoch hat mich nicht alles überzeugt. Gar nicht zugesagt haben mir die harten, teils ordinären Aussprüche und die lieblose Mutter, die von ihrem Sohn gar nichts wissen wollte. Unrealistisch empfand ich, dass die Ärzte einen selbstständig atmenden Patienten am liebsten aufgegeben hätten. Wäre da nicht eine so tolle Großmutter gewesen, die täglich für ihren Enkel kämpft, hätte Zisk das nicht überlebt. Fragwürdig finde ich außerdem, das Zisk nach seinem Erwachen aus dem Koma innerhalb 6 Monaten alles wieder erlernt hat. Deshalb gebe ich diesem Buch 4 von 5 Sterne.
    Mason, S: Ein neuer Anfang für die Liebe

    Mason, S: Ein neuer Anfang für die Liebe (Buch)

    4 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern
    28.04.2021

    Vertraue Gott gerade in schweren Zeiten

    "Manchmal lernen wir die wichtigsten Dinge im Leben nur, wenn wir schwere Zeiten durchmachen." (Joyce Meyer)
    London 1919: Quinten (Quinn) Aspinell stellt nach dem Krieg fest, das seine Mutter todkrank im Armenhaus liegt und seine Geschwister nach Kanada verschifft wurden. Sofort macht er sich auf die Reise in der Hoffnung, seine drei Geschwister Rebekka, Cecil und Harrison wiederzufinden. Und von seinem Arbeitgeber bekommt Quinn einen weiteren Auftrag. Er soll seine Nichte Julia finden, die ebenfalls nach Kanada gereist ist und die er im Zwist aus dem Haus gejagt hat. Das Quinn für ihr Auffinden eine Belohnung erhält, verschweigt er ihr lieber erst mal. Den Quinn ist entsetzt, unter welchen Bedingungen Julia inzwischen leben muss. Allerdings wird die Suche nach den Geschwistern ebenfalls schwieriger, wie er gedacht hat. Nur gut das ihm dabei Julia, Mrs. Chamberlain und einige andere dabei behilflich sind.

    Meine Meinung:
    Das bezaubernde Cover versetzt einen so gleich in die Vergangenheit. Der Schreibstil ist flüssig, unterhaltsam und interessant. Hätte ich nicht erst kürzlich ein Buch über die Kinderverschiffung Kanadas gelesen, wäre die Thematik für mich noch interessanter gewesen. Allerdings muss ich sagen, dass die Thematik der Kinderverschiffung hier fast ein bisschen zu kurz kommt. Die Autorin hätte das Thema ruhig ein bisschen intensiver darstellen können. Hier jedoch liegt der Fokus eindeutig mehr auf die Liebesgeschichte. Zwar erfahre ich von den Missständen, die es sowohl in England bei den Heimen des Dr. Barnardos gibt. Wo man Eltern einfach das Recht wegnimmt, sobald sie ihre Kinder dort abgeben. Und genauso von den Problemen bei den Farmern im Kanada, bei denen die meisten nur Waisenkinder bei sich aufnehmen, um billige Arbeitskräfte zu erhalten. Das dabei nur einmal jährlich kontrolliert wird, wie es den armen Kindern dort geht, ist mehr als sträflich. Allerdings ergreift es mich diesmal weitaus weniger als bei dem Buch "Weiter als der Ozean", wo diese Thematik noch gravierender dargestellt wird. Ein bisschen erinnern mich die unwürdigen, brutalen Situationen dieser Kinder an die Schwabenkinder. Die wurden ebenfalls zum Arbeiten an Bauern verkauft und wurden dort oft menschenunwürdig behandelt. Dass diese Begebenheiten beide wahr sind, macht das Ganze für mich einfach so unfassbar traurig. Doch der Autorin geht es meiner Ansicht nach hier eher um einen Liebesroman, den man eben mit einem Thema noch etwas verziert. Das Hauptaugenmerk liegt hier eindeutig auf die komplizierte Liebe von Julia und Quinn. Diese wird nämlich von gesellschaftlichen Problemen geprägt. Als Kammerdiener ihres Onkels hätte Quinn in England niemals die Chance, eine so standesgemäße Frau wie Julia zu lieben. Allerdings scheint mir Kanada doch um Jahre voraus zu sein. Das Quinn hier viele Probleme erwarten, konnte ich mir vorstellen. Gerade bei seiner Suche nach Julia und den Geschwistern wird er mir zusätzlich immer sympatischer. Seine liebenswerte, aufopfernde Art sind hier schon prägend, allerdings sieht er sich als Ältester nach dem Tod des Vaters auch verantwortlich für seine Familie. Der christliche Glaube von ihm und Julia machen diesen Roman wieder zu etwas Speziellem. Ebenso wie die herzliche Art einer Mrs. Chamberlain und einem Pastor Burke, die selbst in Kanada viel mitgemacht und erlebt haben. Die eingefügten Gebete und Gedanken der einzelnen Charaktere an Gott machen dieses Buch bezeichnend zu einem christlichen Roman. Das diese Geschichte schon der dritte Band über Kanada ist, habe ich erst später entdeckt. Allerdings lässt er sich unabhängig von den anderen lesen. Die Protagonisten der beiden Vorgängerbände werden hier lediglich kurz erwähnt. Was mir allerdings weniger gefallen hat, ist zum einen die komplizierte Liebe von Julia und Quinn, die ich schon zu genüge von anderen Romanen kenne. Außerdem das Ende, bei dem ich die Umkehr von Dr. Hawkins und Julias Onkel Lord Brentwood fast ein bisschen zu kitschig und unrealistisch fand. Trotzdem konnte mich die ausführliche Liebesgeschichte größtenteils überzeugen, deshalb 4 von 5 Sterne dafür.
    Liv - Neuanfang mit Hindernissen

    Elisabeth Büchle
    Liv - Neuanfang mit Hindernissen (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    21.04.2021

    Trotz vieler Hindernissen auf der Suche nach ihrer Zukunft

    "Der Sinn des Lebens besteht darin, seine Gabe zu finden. Der Zweck des Lebens ist, sie zu verschenken." (Pablo Picasso)
    Schwarzwald 1959:
    In dem kleinen malerischen Dorf Vierbrücken taucht eines Tages die Fremde Liv Benediktsdóttir auf. Die gebürtige Isländerin ist auf Rat ihrer Freundin nach Vierbrücken gereist. Hier möchte sie nachdenken, nach dem Sinn ihres Lebens beziehungsweise wie ihre Zukunft weitergehen soll suchen. Den so wie ihre Großmutter es für sie plant, möchte Liv es auf gar keinen Fall. Doch im Dorf trifft sie auf recht eigensinnliche, zurückhaltende Einwohner, die sie mitunter mit Argusaugen betrachten. Als ein kleiner Unfall sie zu dem jungen, sympathischen Veterinär Ben Schuster führt, ruft dieser in Liv Schmetterlinge hervor. Als dann jemand Livs Geheimnis auf die Spur ahnt Liv Schlimmes. Warum sind die Einwohner ihr gegenüber so skeptisch? Kann sie sich wirklich an Bens Seite ein Leben in Vierbrücken vorstellen und was wird dann mit ihren eigenen Zukunftsplänen?

    Meine Meinung:
    Das Cover mit der Schwarzwälder Kirschtorte lässt mir das Wasser im Mund zusammenlaufen. Da ich die Autorin schon von ihren anderen Romanen kenne, freue ich mich schon auf diese Geschichte und besonders weil sie im Schwarzwald spielt. Der Schreibstil ist wie immer locker, sehr unterhaltsam und hier zudem humorvoll. Dabei beginnt der Einstieg der Geschichte schon recht amüsant mit der störrischen, aggressiven Gans "Fräulein Ansgar", die für weitere lustige Situationen sorgen wird und ihrem etwa 10-jährigen Besitzer Edmund Schuster der Vierte. Selbst wenn ich manchmal bei seinen Aussagen das Gefühl, eher einen kleinen Erwachsenen als ein Kind neben sich zu haben. Das Liv, seinen schwäbischen Dialekt, der leider hier nur angedeutet wird, nicht versteht, kann ich gut nachvollziehen. Durch ihren Unfall kommt Liv dann in eine weitere heitere, vergnügte Situation, in der sie den Veterinär Ben Schuster kennenlernt. Dass sie jedoch während ihres Aufenthalts noch in weitere Fettnäpfchen tritt, das ahnt sie noch nicht. Herrlich fand ich eine weitere amüsante Begebenheit, nämlich das dieses Dorf hauptsächlich aus den Familien Stein, Weiß und den Ost- und West Schusters besteht. Bei denen blickt jedoch nicht nur Liv erst nach und nach durch, sondern ich ebenso. Da bleibt es außerdem nicht aus, das ein Geheimnis und Zwistigkeiten aus der Vergangenheit noch heute in diesem Dorf eine größere Rolle spielen. Kein Wunder, warum sie jedem Fremden, der länger als ein paar Tage Urlaub verbringt, skeptisch gegenüber stehen. Doch mit Livs herzlicher, zuvorkommender Art findet sie recht schnell Freunde. Besonders als sie maßgeblich bei einem Unglück drei Kindern das Leben rettet. Doch vor allem die beiden Freundinnen Marianne und Ursula bleiben Liv gegenüber weiterhin skeptisch und unfreundlich. Ebenso mysteriös ist das Verhältnis der Ost- und West Schusters und das der Ort Vierbrücken noch eine weitere Brücke hat. Ferner stößt Liv bei ihren Fragen immer wieder auf taube Ohren. Während die Bewohner weiter um einen der drei verunglückten Kinder bangt, kann nur noch ein Wunder helfen, damit das große Spendenfest stattfindet. Denn dabei kam es zu einer witzigen Namensverwechslung, die allerdings weitreichende Folgen für das Dorf bringen könnte. Ob sie diese wohl verhindern können? Elisabeth Büchle hat mit ihrem Schwarzwald Roman wieder einmal alles richtig gemacht. Abenteuer, Humor, Geschichte und das Flair des Schwarzwalds spielen hier eine große Rolle. Wobei ich fast ein bisschen zu wenig von der Historie des Jahrs 1959 gemerkt habe und selbst die Atmosphäre des Schwarzwalds hätte für mich etwas mehr sein können. Doch dafür waren die Protagonisten sehr gut durchdacht, selbst wenn mir hier die Kinder mitunter etwas zu erwachen vorkamen. Trotzdem konnte sie mich überzeugen. Es war für mich wieder einmal eine lustige, unterhaltsame Geschichte, die nach einer Fortsetzung ruft und der ich gerne 5 von 5 Sterne gebe.
    Harrel, L: Alles, was noch vor uns liegt

    Harrel, L: Alles, was noch vor uns liegt (Buch)

    4 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern
    17.04.2021

    Die Liebe endet doch das Leben nicht, es geht weiter

    "Gott pflanzt Träume in uns hinein, und wenn er die Zeit für gekommen hält, wird er diese Träume wachsen lassen." (Buchauszug)
    Die Schwägerinnen Eva und Angela können nicht unterschiedlicher sein. Floristin Eva ist eine wahre Künstlerin in Sachen Blumen und für Abenteuer so offen wie ihr Mann Brent. Angela dagegen ist eher die Sachliche, Ängstliche, die zuvor alles hinterfragt. Doch eines verbindet die beiden miteinander, sie haben ihre Ehemänner, zwei Brüder, bei einem Tauchunfall verloren. Selbst nach über eineinhalb Jahren kämpft jeder mit seiner ganz eigenen Trauerbewältigung. Angela versucht sich und ihre drei Kinder über Wasser zu halten, dabei ist noch immer wütend auf Wes. Eva dagegen scheint keinen richtigen Sinn mehr in ihrem Leben zusehen. Bis sie erfährt, das Brent sich seinen Bruder Wes und Marc als Team für den Ultramarathon in Neuseeland angemeldet hat. Da kommt ihr die Idee, das sie als Andenken an ihre verstorbenen Männer dort antreten könnten. Gemeinsam mit Sherry und den Kindern reisen sie Monate zuvor nach Neuseeland, um sich vorzubereiten. Dabei lernt Angela den Journalisten Simon kennenlernt, der ebenfalls seine Frau verloren hat. Gleichzeitig kommen sich Marc und Eva immer näher. Doch sind die Frauen schon so weit für eine neue Liebe?

    Meine Meinung:
    Das traumhafte Cover stimmt mich auf diesen Roman an. Der lockere, flüssige Schreibstil und die kurzen Kapitel machen das Lesen recht angenehm. Nach dem Klappentext erwartete ich einen emotionalen, christlichen Roman, werde jedoch ein klein wenig enttäuscht. Zwar ist er emotional, da es um den Verlust der beiden Brüder und Ehemänner geht und zudem um Trauer und Trauerbewältigung. Doch leider bleibt er, was die christlichen Aspekte betrifft, ein wenig mager. Selbst wenn Schwiegermutter Sherry eine recht gläubige Frau zu sein scheint, deutet es die Autorin hier lediglich an. Viel zu selten wird ihr starker Glaube in dem Buch erwähnt. Lediglich unterschwellig gibt sie ihren Schwiegertöchtern Ratschläge, wo es um den Glauben geht. Sie unterstützt zwar die beiden Frauen, wo sie kann und erzählt ihnen von ihrer eigenen Trauerbewältigung nach dem frühen Tod ihres Mannes. Doch irgendwie war mir das alles etwas zu flach. Ich finde, da hätte die Autorin ruhig deutlicher werden können, was den Glauben anbelangt. Zum Ganzen kommen dann noch die Probleme, die Angela mit ihrer pubertierenden Tochter Kylee hat. Schön dagegen fand ich, wie unterschiedlich die beiden Frauen ihre Trauer verarbeiten. Während Eva Brent so sehr nachtrauert, dass er schon fast zum Heiligen wird, trauert Angela viel zu wenig. Für sie steht die Wut auf ihren Mann im Vordergrund. Weil Wes die Familie so oft alleine gelassen hat und stattdessen lieber mit seinem Bruder das Abenteuer und Vergnügen gesucht hat. Dass er dabei sein Leben riskiert und deshalb nun seine Familie alleine dasteht, verärgert sie noch mehr. Dadurch kann sie selbst nicht richtig trauern und verkriecht sich stattdessen in Arbeit. Darum fand ich die Idee mit dem Ultramarathon in Neuseeland, bei dem sie über sieben Tage 250 Kilometer bewältigen müssen, sehr interessant. Dieser Marathon nimmt recht viel Raum ein im Buch, sodass die Liebe ebenfalls etwas zu kurz kommt und außerdem noch verkompliziert wird. Zudem störte mich das Ende etwas, das noch einmal bei den Frauen infrage stellt, bevor es für sie dann doch noch eine neue Zukunft gibt. Dagegen haben mich Sätze wie diese begeistert: "Du wirst nie echte Freude erleben, wenn du dich mit der Traurigkeit, der Wut und der Trauer nicht ehrlich auseinandersetzt" oder "Du wirst deinen Kindern niemals helfen können, ihre Trauer zu verarbeiten, bis du ihnen zeigst, wie das geht.", sie haben die Geschichte zusätzlich aufgewertet. Hier spürt man, dass die Autorin während dem Schreiben des Buchs selbst Trauerfälle miterlebt hat. Was Trauer, Trauerbewältigung und diesen Marathon anbelangt, hätte die Autorin die volle Punktzahl verdient. Jedoch, da mir der Glaube zu wenig, das Ende nicht ganz glaubhaft und zudem etwas zu sehr verkompliziert wurde, bekommt es von mir 4 von 5 Sterne.
    Vom Aufstehen

    Helga Schubert
    Vom Aufstehen (Buch)

    4 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern
    11.04.2021

    Ein Kriegskind, Flüchtlingskind und ein Kind der deutschen Teilung

    "Nicht, was wir erleben, sondern wie wir empfinden, was wir erleben, macht unser Schicksal aus." (Marie von Ebner-Eschenbach)
    Die erst kürzlich mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis ausgezeichnet Autorin beschreibt in 29 Geschichten aus der Sicht ihres Lebens. Dieser Preis hätte ihr schon 1980 zugestanden, doch die DDR Regierung wollte, dass sie ihn ablehnt. Ihre Geschichten erzählt die Autorin hier in der Ich-Form, in knappen kurzen Sätzen und mitunter wiederholen sich einzelne der Begebenheiten. Die Geschichten sind nicht chronologisch angeordnet, sondern ich habe eher den Eindruck, als wenn sie das niedergeschrieben hat, was ihr gerade in den Sinn kam. So schildert sie von der Nachkriegszeit und dem viel zu frühen Tod ihres Vaters, den sie selbst nie kennenlernen durfte, da er im Krieg gefallen ist. Und auch wenn sie ihn nicht kannte, bleibt sein Verlust doch immer ein Trauma für sie. Weil sie nie erfahren wird, ob wenigstens er sie geliebt hätte. Den ihre kaltherzige und lieblose Mutter vertraut lieber der eigenen Mutter ihr Kind an, als sich selbst um sie zu kümmern. Dort jedoch erlebt Helga meist ihre schönsten Zeiten. Besonders, wenn sie in den Ferien zwischen zwei Apfelbäumen in der Hängematte liegt und den Duft von Großmutters frischem Streuselkuchen ihr in die Nase steigt. Zumindest bei ihr fühlt sie Liebe und Geborgenheit, die ihr die eigene Mutter nie geben konnte. Die Mutter dagegen vermittelt ihr bei jeder Gelegenheit, das sie Helga eigentlich erst abtreiben, auf der Flucht zurücklassen und vor den Russen fast vergiften wollte. Was müssen solche Aussagen bei einem Kind für Spuren hinterlassen? Es muss für sie doch jedes Mal wie ein Stich gewesen sein, mitzuerleben, dass die eigene Mutter sie nie haben wollte. Lag diese Ablehnung daran, weil Helga ihrer Schwiegermutter und ihrem Vater so ähnlich war? Selbst mit dem vierten Gebot hadert sie, weil sie ihre Mutter ebenfalls keine Liebe zeigen konnte. Doch eine Theologin kann sie diesbezüglich etwas beruhigen. Und erst als die Mutter stirbt, beginnt sie ihre Leben mit diesem Buch aufzuarbeiten. Bei vielen Geschichten schreibt sie über den Alltag und das Regime der ehemaligen DDR, unter dem sie ebenfalls zu leiden hatte. Sie berichtet von ihrem ehemaligen Nachbarn, der sich erhängt hat, genauso wie über ihren Ehemann, dem Sohn der Enkelin, dem Altwerden und der Pflege, so wie den Vorlieben für gute Gerüche. Da schreibt sie z. B. über ihre Erinnerung an den Duft nach Nelkenseife, das Lavendelsäckchen neben dem Kissen und der Duft ihrer Bettwäsche, der in einem diese Gerüche widerspiegelt. Sie lässt den Leser in ihren Geschichten die Erinnerungen nicht nur fühlen, sehen, schmecken, sondern ebenso riechen. Leider kam ich nicht immer mit ihrem Schreibstil klar, der doch mitunter sehr anspruchsvoll war. Oft musste ich Sätze mehrmals lesen und sogar herausfinden, über wen sie gerade in der Geschichte erzählt. Doch die Emotionen, Tragik, mitunter Humor und insbesondere die Traurigkeit, die sich darin widerspiegelt, die spüre ich auf alle Fälle in ihnen. Und trotzdem sie mit so wenig Mutterliebe gesegnet wurde, habe ich das Gefühl bei ihren Geschichten, das sie mit ihrem Leben glücklich und zufrieden ist. Was sie sicherlich ihrer Großmutter, ihrem Mann, der Familie, dem starken Willen und ihrem Glauben zu verdanken hat. "Vom Aufstehen", einem autobiografischen, sehr persönlichen und intimen Einblick in ihr Leben und über Verletzung und Heilung, dem ich 4 von 5 Sterne gebe.
    Frostmond

    Frauke Buchholz
    Frostmond (Buch)

    4 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern
    11.04.2021

    Das Verschwinden der indigenen Frauen Kanadas

    "Behandele einen Stein wie eine Pflanze, eine Pflanze wie ein Tier und ein Tier wie einen Menschen." (indianische Weisheit)
    In den Weiten und Idylle Kanadas häufen sich seit einigen Jahren die Verbrechen und Morde an jungen Frauen indigener Herkunft. Besonders häufig findet man die Toten entlang des Transkanada-Highways. Als das letzte Opfer die erst 15-jährige Jeanette Maskisin schwer entstellt aus dem Wasser gezogen wird, holt man den Psychologen und Profiler Ted Garner zur Hilfe. Er soll nun ein Profil des Täters erstellen, damit Sergeant der Sûreté du Quebec Jean Baptiste LeRoux (J.B.), diesen möglichst schnell fassen kann. Bei einem Besuch des Cree-Reservats im Norden Quebecs, aus dem Jeanette herkam, stoßen die beiden nur auf Ablehnung und Feindseligkeit. Kein Wunder, den bisher hat sich die Polizei wirklich wenig um die vielen vermissten Frauen gekümmert. Doch nicht nur das die Ermittler weitere Opfer befürchten, sie und der Täter werden selbst zur Zielscheibe. Den jemand will Jeanettes Tod rächen komme, was es wolle.

    Meine Meinung:
    Das Debüt der Autorin, die selbst einige Zeit in einem Cree-Reservat in Kanada gelebt hat, wirklich bemerkenswert, was das Lokalkolorit und die Beschreibungen rund um die indigene Bevölkerung anbelangt. Sie schildert nicht nur von den Problemen der Regierung mit den Ureinwohnern, sondern ebenso von Drogen, Alkohol und Missbrauch. Was sicherlich daran liegt, wie man schon seit Jahren diese Menschen behandelt. Sie haben kaum Arbeit und werden als Art Schauobjekte und Touristenattraktion in Reservate gesteckt. Kein Wunder, das da junge Frauen versuchen auszubrechen, um in einer Stadt wie z. B. Montreal eine neue Zukunft zu finden. Doch leider fallen sie oft in die Hände von Dealern und Bosse von Prostituierten. Der Letzte, der Jeanette lebend gesehen hat, war ihr Cousin Leon Maskisin. Ihm hat sie anvertraut, dass sie in die Stadt abhauen möchte. Und auch wenn er sie gewarnt hat, bestiehlt sie ihn und haut ab. Dadurch wird Leon zu einem der ersten Verdächtigen. Dieser Kriminalfall lebt größtenteils von den Begebenheiten rund um die beiden Ermittler Ted Garner und J. B. LeRoux. Ihre Charaktere sind hier zwar nicht gerade sehr sympathisch, doch dafür haben sie wirklich ein bemerkenswertes Profil. Während J. B. eher der Frauenheld und Liebhaber ist, der trotz glücklicher Ehe mit Sophie laut Ted seinen Schwanz nicht in der Hose lassen kann. Die Amtssprache der Sûreté ist Französisch, während Ted aus dem englischen Teil Kanadas kommt. Darum tituliert er LeRoux gerne auch als Froschfresser, wohin gegen er der Hinterwäldler ist. Dadurch kommen sich die beiden öfters ins Gehege oder jeder von ihnen macht es im Alleingang, was dann ebenfalls zu Problemen führt. Jedoch Sympathie für die Indianer haben sie beide nicht gerade. Trotzdem spürt man sehr gut, dass Ted seinen Beruf weitaus ernster nimmt als LeRoux , für ihn scheint dieser nur noch eine Last zu sein. Kein Wunder also, das er so für Ted nicht gerade eine große Hilfe ist. Selbst Polizeichef Morel empfinde ich als unsympathisch, arrogant und herablassend. Zwar haben mich die beeindruckenden Informationen über die Ureinwohner Kanadas gefreut, doch dafür blieb meiner Meinung nach der Krimi etwas auf der Strecke. Von daher als reiner Kriminalfall wäre er mir fast zu wenig gewesen. Besonders was die Spannung anbelangt, die erst so richtig im letzten Drittel aufkommt. Außerdem kam mir dann das Ende viel zu schnell und etwas zu unrealistisch daher. Selbst wenn es dort noch spannend wurde, waren einige Aktionen der Ermittler nicht richtig durchdacht. Außerdem blieben mir am Ende noch einige Fragen offen und gerne hätte ich mehr über Jeanettes Verbleib vor dem Mord erfahren. Deshalb gibt es von mir gute 3 1/2 von 5 Sterne.
    Dunkelnacht

    Kirsten Boie
    Dunkelnacht (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    02.04.2021

    Warum wurdet ihr Tätern eurer eigenen Bewohner?

    "Wer heute nach Penzberg kommt, ahnungslos und ohne zu wissen, den wird nichts mehr erinnern an dieses Grauen der Mordnacht am Ende des Zweiten Weltkriegs" (Buchauszug)
    Es ist die Nacht des 28. auf den 29. April 1945 im bayrischen Penzberg. Die Menschen sehen sich dem Ende des Kriegs entgegen uns so ist es kein Wunder, das eine Radiomeldung die Bevölkerung des Orts aufschreckt und Hoffnung macht. Bei dieser wird das Kriegsende verkündet und der ehemalige Bürgermeister, der damals von den Nazis abgesetzt wurde, versucht nun möglichst zu retten, was geht, um das Dorf nach dem Krieg am Leben zu erhalten. Was gut gedacht war, wird zur schlimmsten Nacht Penzbergs werden. Den gerade sein Vorhaben soll ihm und Weiteren zum Verhängnis werden.

    Meine Meinung:
    Das düstere Cover mit dem kleinen Emblem zeigt auf, um welche Zeit und Thema es in diesem Buch geht. Ich finde es dazu noch gut, dass es etwas düster ist den, so passt es zu dem Geschehenen. Jedoch hatte ich nicht geahnt, dass mich so eine ungerechte, bestialische Tat erwarten würde, die mich wirklich erschüttert hat. Der Schreibstil ist der Autorin sehr gut gelungen. Die kurzen prägnanten Sätze und die kleinen Kapitel sind genau richtig gewähnt für jugendliche Leser und als Schullektüre. Was ich zumindest hoffe, dass dieses Buch zu den Kommenden zählen wird. Den es ist eine Thematik, die uns alle angeht, jeden betreffen und sich sicherlich jederzeit wiederholen kann. In dieser Geschichte, die auf einen realen Hintergrund basiert, geht es um Gehorsam, Mut, Hetze, Ängste, um eine Tragödie. Es geht nicht um den Holocaust, sondern um die letzten Tage vor Kriegsende, militärische Befehlsgewalt im Nationalsozialismus und wie dies sogar nicht einmal vor der eigenen Bevölkerung Halt macht. Ich wusste ja schon, dass viele Deutsche Angst hatten, vor dem Regime und davor verhaftet zu werden, wenn man etwas Falsches sagte oder tat. Doch bisher habe ich noch nie über so etwas gelesen, wo dieses Thema mit wirklich so viel Vehemenz wie hier behandelt wird. Ich frage mich, wie die Dorfbewohner sich danach je wieder in die Augen schauen konnten. So viel Elend in einer einzigen Nacht durch Personen oder einer Organisation die sich "Werwolf" nannte. Die einerseits total verblendet von einem Hitlerregime waren und anderseits einfach einem Befehl folgten, egal wen es in dem Moment treffen wird. Ich kann nach Ende des Buchs gut verstehen, warum Kirsten Boie dieses Buch so wichtig ist. Sie wollte diese Nacht aufzeigen und den Opfern von damals endlich einen Namen geben. Dass man wirklich allen gedenkt, die in dieser Nacht ums Leben kamen. Ich finde, das hätte sich schon längst gehört. Traurig bin ich, dass man bisher von dieser Gräueltat noch nie was gehört oder gelesen hat. Warum schweigt darüber unsere Generation von damals? Deshalb finde ich es so wichtig, dass man dieses Buch ebenfalls in Schulen behandelt. Den diese Opfer sind genauso Opfer des Naziregimes geworden. Gut ausgesucht sind zudem die fiktiven Charaktere von Schorsch, Gustl und Marie, bei denen ich ihre Ängste, Zweifel und Sorgen spüre, genauso wie den Hass, den einige Werwölfe in sich tragen. Sicherlich wurde bei vielen dieser Hass noch durch die Hitlerjugend (HJ) geschürt. Eindrucksvoll ist, dass am Ende die einzelnen Opfer benannt und im Nachwort weiteres erklärt wird. Trotzdem dieses Ereignis einige sicher erschüttern wird, bin ich der Ansicht, das es enorm wichtig für die Aufarbeitung unserer Vergangenheit ist. Wer, wenn nicht wir, kann diesen Opfern den heute noch gedenken? Darum gibt es von mir eine absolute Leseempfehlung und 5 von 5 Sterne.
    Eine Sehnsucht nach morgen

    Eine Sehnsucht nach morgen (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    29.03.2021

    Wie sehr sehne ich mich nach Liebe und Geborgenheit

    "Nicht die sind zu bedauern, deren Sehnsüchte nicht in Erfüllung gehen, sondern diejenigen, die keine mehr haben." (Marie von Ebner-Eschenbach)
    Ruhrpott, 1968:
    Neun Jahre sind inzwischen vergangen und vieles hat sich bei unseren Familien aus dem Ruhrpott getan. Bärbel ist derweil eine gute Ärztin in der Chirurgin. Nachdem es in Hamburg zu privaten Problemen gekommen war, zieht es sie wieder in die familiäre Heimat. Nun muss sie dringend eine neue Stelle suchen. Inge und Johannes sind weiterhin glücklich, wären da nur nicht ihre Sorgen und Probleme. Jakob, mittlerweile ein Teenager, steht kurz vor dem Abitur und engagiert sich politisch. Karl ist unterdessen in Rente und hilft viel Tante Clärchen, die inzwischen den Haushalt der Familie führt. Zu guter Letzt erscheint noch Inges leiblicher Vater und sie weiß nicht so recht, wie sie sich verhalten soll.

    Meine Meinung:
    Wieder einmal ist das Cover hervorragend gewählt und passt zum Inhalt rund um das Ruhrgebiet und die 60er-Jahre. Der Schreibstil ist wie in den beiden anderen Büchern sehr gut recherchiert, informativ, locker, unterhaltsam und einfach nur zum Wohlfühlen. Auch dieses Mal hat die Autorin viele Ereignisse aus der Zeit mit in den Roman einfließen lassen. Zwar werden sie nicht ausführlich beleuchtet, doch es ist gut, dass man erfährt, was zu jener Zeit passiert ist. Da geht es zum einen um die Studentenbewegung mit der Ermordung von Rudi Dutschke, Protestaktionen gegen den Springer Verlag, Contergan Skandal, der Prager Frühling, Gründung der Ruhrkohle AG und das Schließen der Zechen. Doch am meisten interessieren mich die Ereignisse um die bekannten Charaktere. Da ist zum einen Bärbel, die wieder in die Heimat zurückgekehrt. Doch nun steht sie vor dem Problem, jeden Tag ihre einst große Liebe Klaus sehen zu müssen, den sie lieben, sich immer noch. Klaus ist inzwischen nicht gerade glücklich verheiratet mit Annette und hat eine Tochter Sabine (genannt Bienchen). Annette ist alles andere als eine gute Mutter und Ehefrau. Inges Buchladen läuft inzwischen sehr erfolgreich, doch sie und Johannes wünschen sich nichts sehnlicher als ein Baby. Nur leider blieb der Kinderwunsch bisher unerfüllt. Karl ist unterdessen in Rente und hilft Tante Clärchen viel im Garten und Haushalt. Dabei fühlt er sich immer mehr zu ihr hingezogen. Doch Clärchen spürt zwar ebenfalls Gefühle für ihn, hat jedoch Angst davor. Was würden die Leute sagen und erst die Familie? Und Jakob verspielt fast sein Abitur, weil er sich zu sehr politisch engagiert. Außerdem lernt er seine erste Liebe kennen und muss lernen, mit Problemen und Enttäuschungen zu leben. Dazu bekommt er einen ersten Einblick, wie hart die Arbeit der Bergleute am Pütt ist. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge habe ich auf den letzten Band der Trilogie hingefiebert. Nicht nur das Eva Völler wieder tolle Neuigkeiten unter den Charakteren aufzeigt. Ebenso zeitgenössisch erfahre ich mal wieder, was im Jahr 1968 angesagt und los war. Für arbeitende Frauen wie Bärbel ist es nicht immer einfach, sich unter in der Männerwelt durchzusetzen. Hier spiegelt sich viel Ungerechtigkeit wider, die es damals und noch teilweise heute gibt. Manchmal hatte sie sogar Zweifel, ob sie den richtigen Beruf gewählt hat. Doch war es außerdem schön zu sehen, wie die einzelnen um ihr Glück und die Zukunft kämpfen. Mitunter kommt dann gerade zum richtigen Zeitpunkt ein Rechtsanwalt in die Familie, um sie in manchen Belangen zu unterstützen. Wie schön war es für mich dann zu erleben, dass es am Ende für alle ein wohlverdientes Happy End gab. Trotzdem schade nichts mehr aus dem Ruhrgebiet zu erfahren. Für mich waren diese 3-teilige Reise in den Ruhrpott und die Erlebnisse drumherum etwas ganz Neues und durch die passenden Dialekte sind sie für mich einfach real geworden. Deshalb gibt es von mir eine Leseempfehlung für die gesamte Trilogie und 5 von 5 Sterne für dieses Buch.
    Das Café der kleinen Kostbarkeiten

    Jan Steinbach
    Das Café der kleinen Kostbarkeiten (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    26.03.2021

    Die Weihnachtsreise nach Lübeck

    "Wer darauf wartet, für wichtige Dinge Zeit zu haben, dem läuft sie davon." (Else Pannek)
    Fünf Jahre ist es her, das Luise Aichmüller ihren Mann Hubert verloren hat. Alles kam so plötzlich und unerwartet, derweil dachten die beiden, sie hätten noch so viel Zeit. Jahr um Jahr haben sie ihren Traum von Weihnachten in Lübeck verschoben und dann war es zu spät gewesen. Doch nun möchte sie diesen Traum endlich für sich erfüllen, selbst wenn ihr Sohn Jochen und seine Familie nicht gerade begeistert ist. In Lübeck lernt sie den Zuckerbäcker Ludwig Johannsen, in dessen Café sie sich von 9 Jahren saßen. Beim Backen mit Ludwig vergisst Luise ihre Trauer und sie entdeckt erneut die Liebe. Doch kann sie Frankfurt und ihre Familie hinter sich lassen und einen Neuanfang in Lübeck wagen?

    Meine Meinung:
    Das wunderschöne Cover dieses weihnachtlichen Buchs hat mich sofort verzaubert. Es war sicherlich einer der Gründe, warum ich es lesen wollte und zudem kenne ich schöne Altstadt Lübecks. Der Schreibstil ist locker, flüssig, unterhaltsam und durch die Kürze des Buchs genau richtig für die Vorweihnachtszeit. Wie schon vermutet, geht es um Lübeck, Trauer, Verlust, Liebe und ums Backen. Backen wiederum passt natürlich hervorragend zur Weihnachtszeit. So passen die Rezepte am Ende des Buchs natürlich hervorragend dazu, um die Köstlichkeiten aus dem Buch anschließend selbst zu backen. Der Verlust von Luises Mann kann man in dieser Geschichte förmlich spüren. Ebenso die Sorge ihres Sohnes, dass sie dieses Weihnachten nicht in der Familie feiern möchte. Er merkt allerdings nicht die Wichtigkeit, die Luise hinter dieser Reise nach Lübeck sieht. Er konnte ja natürlich nichts davon ahnen, das sie sich jahrelang versprochen hatten, einmal Weihnachten in Lübeck zu feiern. Und so ist es kein Wunder, das er und seine Familie sich Sorgen um Luise machen. Lübeck als Lokalkolorit hat er Autor hier sehr fein mit einfließen lassen. Man spürt die winterliche Atmosphäre und ich konnte förmlich den Weihnachtsmarkt sehen und riechen. Ebenso Ludwigs kleines, aber feines Café, in dem er so herrliche Köstlichkeiten bäckt wie Kindjestück, Baumkuchen-Plundertörtchen, Brauner Kuchen und vieles weitere, das mir das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt. Ebenso fühle ich förmlich die Leidenschaft fürs Backen nicht nur bei Ludwig, sondern ebenso bei Luise. Für mich war es sofort klar, die beiden wären das richtige Paar. Der Autor hat hier in dieser Geschichte die wenigen Charaktere auch wundervoll ausgesucht und mit einfließen lassen. Lediglich die Enkelin fand ich dann doch etwas zu erwachsen in ihren Aussagen, allerdings erfahre ich auch nicht, wie alt sie ist. Schade fand ich nur dieses doch recht offene Ende, das der Autor gewählt hat und ich so etwas unbefriedigt zurückgelassen wurde. Ich hatte das Gefühl, es könnte vielleicht noch eine Fortsetzung geben. Trotz allem konnte mich das Buch überzeugen, selbst wenn es doch relativ kurz gefasst ist. Deshalb gibt es von mir 5 von 5 Sterne für diese Geschichte.
    Hard Land

    Hard Land (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    25.03.2021
    "Kind sein ist wie einen Ball hochwerfen, Erwachsenwerden ist, wenn er wieder herunterfällt." (Buchauszug)
    Missouri 1985: Der 15-jährige Sam versucht in seinen Sommerferien vor den Problemen zu Hause zu entfliehen. Durch die angespannte Stimmung sich sein Vater immer mehr in sein Schneckenhaus zurück, sodass Sam nicht mehr zu ihm durchdringt. Trotzdem er sich Sorgen um seine kranke Mutter macht, versucht er neue Freunde zu finden. Bei seinem Ferienjob im Kino trifft er auf eine Clique, die aus dem wortgewandten Cameron, dem nachdenklichen Hightower und der tapferen Kirstie besteht, in die er sich sofort verliebt. Alle drei haben erst kürzlich ihren Abschluss gemacht und nun genießen sie ihren letzten Sommer, ehe es aufs College geht. Für Außenseiter Sam bleibt also nur eine kurze Zeit, um sich mit seinen neuen Freunden zu vergnügen. In dieser Zeit jedoch lernt er nicht nur die Geheimnisse Gradys kennen, sondern vor allem sich selbst. Dieser Sommer wird jedoch nicht nur ihn verändern, sondern seine ganze Familie.

    Meine Meinung:
    Bisher kenne ich Benedict Wells nur vom Hörensagen durch seine guten Bücher. Das war für mich ein Grund, endlich eines seiner Bücher zu lesen. Und ich muss sagen, jetzt kann ich ein wenig verstehen, warum er inzwischen Bestsellerautor ist. Den sein Schreibstil ist schon sehr individuell, bemerkenswert schön und überaus bildhaft. Vielleicht manchmal ein wenig überspitz, sodass ich mitunter das Gefühl habe, mitten in einem Film zu sein. Von warmherzig, melancholisch bis zu fröhlich humorvoll ist alles in dieser Geschichte enthalten. Während mich die eine Szene einfach nur schmunzeln lässt, kann ich in der nächsten meine Tränen kaum noch zurückhalten. Der Autor spielt hier förmlich mit meinen Emotionen, doch vor allem katapultiert er mich in meine eigene Jugendzeit zurück. Zwar bin ich 1985 schon etwas älter als Sam, doch sei es die Musik, Filme oder besonders die Verhaltensweisen, all dies lässt mich in meine eigene Vergangenheit zurückreisen. So etwas habe ich sonst bisher recht selten bei einem Buch erlebt. Grady ist so eine typisch durchschnittliche amerikanische Kleinstadt, die wir heute als Kaff oder Nest titulieren würden. Diese Stadt birgt 49 Geheimnisse, die es zu entdecken gibt. Leider habe ich nur wenige von diesen Geheimnissen im Buch gefunden, sicherlich weil ich zu sehr in Sams Geschichte vertieft war. Jedoch bei 49 Kapitel könnte man annehmen, dass sich in jedem eines dieser Geheimnisse versteckt hat. Es ist zudem ein Buch, das mich zum Nachdenken bringt. Ab einem gewissen Alter ist in Grady einfach jeder nur froh, wenn er endlich wegkann in die große weite Welt. Unter anderem die drei Absolventen Cameron, Hightower und Kirstie. Sam dagegen ist eher ein Außenseiter, introvertiert, speziell und außergewöhnlich, doch leider ohne Freunde. Selbst als er auf diese verschworene Gemeinschaft im Kino trifft, tut er sich zuerst schwer. Jedoch die Liebe zu Kirstie zieht ihn immer wieder zur Clique hin, bis sie ihn dann doch akzeptieren. Natürlich lernt Sam dabei nicht nur Gutes von seinen neuen Freunden, den sie rauchen, nehmen Drogen und trinken Alkohol. Klasse auch die Musik von REM, Simple Minds bis zu U2, die er ausgesucht hat und die alle auf einer Playlist bei YouTube zu finden sind. Sowie die angesagten Filme, die gerade zu der Zeit in dem kleinen Kino liefen und von denen ich viele kannte. Besonders Michael J. Fox, als selbstbewusster Marty McFly aus "Zurück in die Zukunft" hat es Sam angetan. Durchaus eindrücklich schildert Wells den plötzlichen und viel zu frühen Tod von Sams krebskranker Mutter, dass auch mich sehr berührt hat. Ich konnte mich durch die gute Darstellung des Autors sehr gut in Sam hineinversetzen, wie viel dieser Verlust für ihn bedeutet. Ebenso haben mich seine Protagonisten angesprochen, indem er jedem einzelnen seinen ganz eigenen Charakter verpasst hat. Dass er dabei seine persönliche Jugend und Erlebnisse in diesem Buch verarbeitet, gefiel mir ausgesprochen gut. Dadurch lernte ich sehr viel von der Persönlichkeit Benedikt Wells. Mich jedenfalls konnte diese Geschichte überzeugen, selbst wenn mir das Ende nicht ganz so zugesagt hat. Darum 5 von 5 Sterne und eine Leseempfehlung an alle Jugendliche, Junggebliebene und die, welche wieder jung sein wollen.
    Rachekult

    Frederic Hecker
    Rachekult (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    10.03.2021

    Brutale Vergangenheitsbewältigung bringt Fuchs in Gefahr

    "Fiat iustitia et pereat mundus - Es soll Gerechtigkeit geschehen und gehe die Welt darüber zugrunde." (Buchauszug)
    In Frankfurt und Umgebung herrscht in diesem Sommer nicht nur eine brütende Hitze, sondern eine brutale Mordserie erschüttert die Region. Kurz zuvor wird ein toter Polizist, der unter verhängnisvollen Umständen getötet wurde, in einer Offenbacher Fabrik gefunden. Als kurz danach das Konrad Kröll ein langjähriger Freund von Hauptkommissar Joachim Fuchs, getötet wird. Kröll stirbt vor seinem Haus qualvoll an sehr undurchsichtigen Verbrennungen. Zusammen mit Fallanalytikerin Lara Schuhmann ermitteln sie in Krölls Fall, als es zu weiteren Morden kommt. Erneut trifft es einen Beamten aus den Reihen der Polizei. Ungewöhnlich sind besonders die perfiden und brutalen Mordwerkzeuge und Methoden, mit denen der Täter seine Opfer zu Tode quält. Fuchs wird erst hellhörig, als die Spur immer weiter in die Vergangenheit führt, bei der er selbst eine Rolle gespielt hat. Muss Fuchs selbst plötzlich um seine Leben fürchten?

    Meine Meinung:
    Die unscheinbare alte Kette auf dem Cover hat mich nicht neugierig gemacht, dafür der Klappentext umso mehr. Wie schon im ersten Band von den Ermittlern Fuchs und Schuhmann ist hier wieder der Schreibstil sehr unterhaltsam, spannend und fesselnd. Jedoch wieder hat es vereinzelt ein paar unnötige Längen, wo ich gern darüber hinwegsehe, weil mich diesmal der Plot absolut fesselt. Positiv überrascht bin ich, dass der Autor sich hier noch mehr auf seine Opfer und den Täter konzentriert und das es nicht so viele Fachausdrücke gibt. Beeindruckt und zugleich schockiert bin ich über die detaillierten Tötungsarten, die hier wirklich grausam und brutal sind. Hier merkt man eben wieder das große Fachwissen des ehemaligen Rechtsmediziners. So blieb es natürlich nicht aus, dass mir mein Kopfkino des Öfteren eine Gänsehaut beschert. Trotzdem bin ich überrascht, was sich der Autor hier hat einfallen lassen, um seinen Racheplan durchzuziehen. Es geht dabei um einen alten Polizeifall aus den 70er-Jahren, bei der es zu einigen Problemen kam im Zuge einer Festnahme von Terroristen. Kein Wunder also, dass Fuchs und Schuhmann recht schnell eine Verdächtige haben, die erst vor Kurzem aus der Haft entlassen wurde. Doch ist sie wirklich unsere Täterin? Ich dagegen habe eher den Eindruck, dass der Täter männlich ist. Interessant ist außerdem wieder der Konkurrenzkampf zwischen der Frankfurter und Offenbacher Kripo, die schon im ersten Band zum Tragen kam. Besonders gut gefällt mir das ausführliche Gespräch zwischen Joachim Fuchs und dem Pathologen Lehnhardt. Bei diesem ging es um die Mordmethodik, bei der Frederic Hecker sein ganzes Können zeigt. Sowie die fachliche Analyse des erhaltenen Drohbriefs durch Lara, die ich sehr stark fand. Erneut spiegelt sich da seine lange Erfahrung im Bereich der Rechtsmedizin wider. Zum Glück hat sich der Autor diesmal nicht ganz so extrem in medizinischen Fachausdrücken und Fremdwörtern verloren wie im ersten Band. Etwas schade dagegen ist, dass Lara gegenwärtig nicht so stark zur Geltung kommt. Was jedoch sicher daran liegt, da es in dieser Geschichte um die Vergangenheit von Fuchs ging. Überzeugt haben mich insbesondere wieder seine Charaktere. Allen voran natürlich Fuchs, der hier unter anderem seine sensible, mitfühlende Seite zeigen durfte. Lara, die noch mit den Nachwehen des letzten Falls zu kämpfen hat, blieb wie schon oben geschrieben etwas blass. Dafür finde ich diesmal den Pathologen Lehnhardt noch beeindruckender, insbesondere sein Engagement und Fachwissen. Ebenso wie die ganzen Nebenrollen, die der Autor hier sehr gut eingefügt und zur Geltung bringt. Alles in allem empfinde ich dieses Buch deutlich brutaler, fesselnder und hat mich noch viel mehr in den Bann gezogen wie das Letzte. Ganz besonders wegen der Geschichte aus Fuchs Vergangenheit und dem hohen Spannungsbogen. Deshalb von mir eine absolute Leseempfehlung und 5 von 5 Sterne für diesen herausragenden Thriller.
    25 Knoten

    Liv Morus
    25 Knoten (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    25.02.2021

    Der Lebensweg eines Idealisten und Machtmensch

    "Der moralische Zeigefinger gehört in der Regel immer zu einer Hand, die es sich auf Kosten anderer gut gehen lässt." (Peter Rudl)
    Der Reeder Magnus Johansson verunglückt schwer bei einem Autounfall, bei dem sein Anwalt Henning van Kampen stirbt und er ins Koma versetzt werden muss. Kurz danach findet seine Frau Pauline, von allen nur Püppi genannt bei seinen Sachen einen Liebesbrief aus Frankreich. Deshalb bittet sie ihre Enkelin Maja darum auf Spurensuche nach Marseille zu reisen, um die Verfasserin dieses Briefs zu finden. Wo aber soll Maja anfangen und wie soll sie diese Frau finden? Mit der Zeit findet sie heraus, das Magnus Spuren nicht nur nach Marseille, sondern ebenso nach New York und Singapur führen. Immer mehr stellt Maja fest, dass ihr Großvater der Moralapostel schlechthin nicht der war, für den sie ihn immer gehalten hat. Zudem bekommt Maja Zweifel, ob der Autounfall wirklich ein Unfall war oder ob jemand nach Magnus Leben trachtet. Hat er sich mit seinen dubiosen Geschäften etwa Feinde gemacht? Die weitere Suche nach der Wahrheit bringt Maja in Gefahr, den um Magnus Erbe wird mit harten Bandagen gekämpft. Wie gut, wenn man dann jemanden an seiner Seite hat.

    Meine Meinung:
    Ein grandioses Cover mit der Elbphilharmonie und der Freiheitsstatue, soll ein wenig die Reichweite von Magnus Imperium darstellen. Ich war schon sehr neugierig auf das neue Buch der Autorin, den bisher kenne ich sie nur von ihrer Elysium-Krimi-Reihe. Doch hier geht es um einen Krimi aus Wirtschaft, Macht, Geld, Moral und die heutige digitale Welt, in der wir uns immer schneller bewegen. Zu Beginn wird der eine oder andere sicher ein wenig verwirrt sein, durch die Zeitungsartikel und die vielen Charaktere. Dadurch wirkt der Schreibstil ein wenig chaotisch, doch im weiteren Verlauf des Buchs lernen wir alle besser kennen. Besonders die spannende Spurensuche mit Enkelin Maja, einer einfachen Bibliothekarin gefiel mir gut. Magnus Familie in Hamburg besteht aus Ehefrau Püppi, den Söhnen Michael, Peter und Tochter Regina, der Mutter von Maja und weiteren Enkeln. Ehefrau Pauline hat er mehr oder minder nicht aus Liebe, sondern der Vernunft wegen geheiratet, damit das Familienunternehmen, die Reederei Johansson weiter expandieren konnte. Schon als Kind wurde sein älterer Bruder ihm immer vorgezogen. Erst als dieser verunglückt, kann Magnus wirklich zeigen, was in ihm steckt. Chapeau Liv Morus für dieses meisterhafte Buch, bei dem du selbst dein eigenes Imperium geschaffen hast. Den wirklich alle Handlungsstränge sind bis ins Kleinste durchdacht und ausgelebt. In den einzelnen Handlungen tauchen unter anderem Hinweise in Form von Mails, SMS, Zeitungsartikel, Interneteinträge auf, die mich immer wieder auf eine falsche Fährte locken, sodass ich nie eindeutig sicher war, ob und wer die Tat begangen hat. Ebenso wird Magnus Leben sehr einfallsreich vorgestellt, sodass mich dies öfters sprachlos macht. Ich kann nur immer wieder staunen, mit was für einer Gründlichkeit sie hier den Lebensweg eines für mich sehr eigenartigen Menschen darstellt. Unter dem im Grunde ganz viele zu leiden haben, insbesondere die Familie. Jedoch so durchgeknallt und verrückt sie teilweise sind, scheinen wenigstens die Enkelkinder von Magnus recht vernünftig geblieben zu sein. Dabei ist besonders interessant mitzuerleben wie sich die unscheinbare, schüchterne Maja zu einer selbstsicheren, ehrgeizigen und offen Frau mausert. Was sicher auch an der Liebe liegt, die Liv Morus zum Glück als Ausgleich noch ein wenig aufblitzen lässt. Zusätzlich öffnet sie dem Leser die Augen, wie durchschaubar wir in unserem digitalen Zeitalter geworden sind und immer mehr zu einer Art gläserner Mensch werden. Dieses Meisterwerk bekommt von mir 5 von 5 Sterne und ich kann es nur jedem empfehlen, den ich konnte es nach kurzer Zeit nicht mehr aus der Hand legen, so gefesselt hat es mich.
    Kein Mangel an Beweisen

    Rachel Dylan
    Kein Mangel an Beweisen (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    25.02.2021

    Auf der Suche nach Gerechtigkeit

    "Das Warten der Gerechten wird Freude werden; aber der Gottlosen Hoffnung wird verloren sein." (Spr. 10, 28)
    Wirtschaftsanwältin Mia Shaw ist schockiert, als sie Freund und Kollegen Chase Jackson tot in einer Blutlache im Schlafzimmer findet. Der Einzige, der Mia einfällt und der Probleme mit Chase hatte, ist der Hausmeister David McDonald. Mia ist fest entschlossen, Beweise zu finden, um damit für Gerechtigkeit zu sorgen. Doch ausgerechnet Noah Ramirez, Inhaber einer privaten Sicherheitsfirma, den Mia von der Hochzeit von Sophie kennt, glaubt an Davids Unschuld. Schließlich hat David ihm einmal das Leben gerettet. Noah ist sich sicher, dass er niemals Chase getötet hat und versucht unter allen Umständen dies zu beweisen. Doch das ausgerechnet Mia auf der anderen Seite der Anklage sitzt, passt ihm gar nicht. Den schließlich empfindet er mehr für diese Frau, als ihm lieb ist.

    Meine Meinung:
    Das Cover passt mal wieder sehr gut zu den anderen Büchern dieser Reihe, bei den es bisher um ihre Freundinnen Kate und Sophie ging. Der Schreibstil ist sehr informativ, unterhaltsam und spannend. Dabei wird alles Relevante um das Thema Glaube mit kursiver Schrift dargestellt. Besonders in diesem Buch merkt man, das die Autorin jahrelang selbst Prozessanwältin gewesen ist und sie sich gut in diesem Metier auskennt. Leider empfand ich diesmal den Spannungsbogen nicht ganz so hoch wie im letzten Buch. Trotzdem macht es Spaß zu ermitteln und zu raten, wer Chase ermordet hat. Ganz besonders gut ist wieder das Thema Glaube, Gebet und Erlösung in die Geschichte mit eingeflochten. Gerade die Diskussionen um den Glauben, die Mia mit ihrer Freundin Sophie oder mit Noah führt, fand ich doch recht beeindruckend. Dadurch entwickelt sich ein immer stärkeres Band zwischen den beiden. Besonders als Mia Chase Fall übernimmt und deshalb ebenfalls in Gefahr gerät. Gefallen hat mir, dass ich bis zum Schluss nicht sicher war, wer der Täter gewesen ist. Und selbst am Ende setzt die Autorin dann mit einer neuen Wendung noch eine Überraschung obendrauf. Schon alleine, dass es bei Chase Fall um zwei große Unternehmen geht, bei denen nicht nur die Staatsanwaltschaft Mia die Pistole auf die Brust setzt, macht das Ganze interessant. Dadurch lerne ich erneut das amerikanische Rechtssystem mit all seine Tücken kennen, was diese Bücher so faszinierend macht. Mir ist jedoch nicht klar gewesen, dass unter Anwälten und Staatsanwälten oft so ein rauer Ton herrscht. Dabei gefallen mir besonders wieder einige ihrer Charaktere. Wie zum Beispiel die selbstbewusste, ehrgeizige Mia, die keine einfache Kindheit hatte mit einer Alkoholikerin als Mutter. Ich kann verstehen, dass sie deshalb ihr Leben ganz bewusst anders führt. Ebenso hat mir der zuverlässige, charmante und gut aussehend Noah gefallen, der finde ich jedoch ein wenig zu kurz kam in dieser Geschichte. Jedoch besonders durch das extreme Fachwissen der Autorin habe ständig das Gefühl, mitten im Geschehen dabei zu sein. Sie kommt dabei ohne die extrem juristische Fachsprache aus, was das Lesen sehr angenehm macht. Selbst an Überraschungen mangelt es auch in diesem Buch mal wieder nicht. Schön ist außerdem, dass immer wieder die Charaktere der Vorbände in Szenen eingefügt werden. So bin ich gespannt, ob es noch einen weiteren Band geben wird, vielleicht mit Ty und Anna? Von mir bekommt das Buch nur 4 1/2 von 5 Sterne, weil es mich nicht ganz so sehr gefesselt hat.
    Glückskinder

    Teresa Simon
    Glückskinder (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    18.02.2021

    Jeder muss sein Glück selbst finden

    "Wir wissen, dass ein Glück, das wir der Lüge verdanken, kein wahres Glück ist." (Heinrich Heine)
    München 1945: Der Krieg ist zu Ende, die alliierten Mächte haben ihre Zonen eingenommen. München wird derweil von den Amerikanern besetzt und der Schwarzmarkt boomt, da man für viele Nahrungsmittel anstehen muss. Nylonstrümpfe, Zigaretten, Schokolade und Schmuck werden zu den beliebtesten Handelswaren. Auch Familie Brandl, die inzwischen bei Tante Vev wohnen, müssen sich mit ihrem Schmuck über Wasser halten. Dabei lernt Antonia (Toni) den sonderbaren Louis kennen, der immer wieder Waren beschaffen kann und Tonis Herz erobert. Als eines Tages der Holländerin Griet van Mook in der Wohnung ein Zimmer zugewiesen wird, reagiert Toni mit starker Abneigung. Sie kann ja nicht ahnen, das Griet eine schwere Zeit hinter sich hat, von der sie sich zu erholen versucht. Griet möchte diese Zeit nur noch vergessen und spricht mit niemandem darüber.

    Meine Meinung:
    In Teresa Simons neustem Roman geht es um zwei junge Frauen, die unterschiedlicher kaum sein können, und trotzdem verbindet sie das Schicksal des Kriegs miteinander. Der Schreibstil ist unterhaltsam, fesselnd, emotional und bewegend in kurzen Kapiteln mit verschiedenen Handlungssträngen dargestellt. München ist nach dem Krieg größtenteils zerstört, der Wohnraum und das wenige, was die Menschen haben, ist knapp. Besonders an Lebensmittel, Kohle und Holz fehlt es an allen Enden. Währenddessen quartieren die Amerikaner zwangsweise Flüchtlinge und ehemalige KZ-Häftlinge in den Häusern und Wohnungen ein, ob es den Bewohnern passt oder nicht. Nachdem die Wohnung der Brandls beim Bombenangriff zerstört wurde, sind sie in Tante Vevs kleiner Wohnung untergekommen. Trotzdem müssen sie eines Tages die Holländerin Griet bei sich aufnehmen, die 1942 im Widerstand gekämpft hat, verhaftet wurde und ins KZ kam. Doch Griets Leben umgibt ein Geheimnis, das sie niemandem anvertrauen kann, zu sehr ist ihre Angst vor den Konsequenzen. Die Ablehnung der Familie Brandl, besonders aber Tonis bekommt sie jeden Tag zu spüren, weshalb sie versucht, den Kontakt zu meiden. Jedoch die Faszination zu dem sonderbaren Louis scheint die beiden Frauen zu verbinden. Werden die beiden je den richtigen Wegen für sich finden, damit sie glücklich werden? Teresa Simon zeigt hier durch ihre gute und reichliche Recherchearbeit, wie schwer die Zeiten in der Nachkriegszeit waren. Nicht nur die ehemaligen Gefangenen und Flüchtlinge mussten leiden und hungern, sondern auch viele Deutsche, die nichts mehr hatten. Die Geschichte von Toni und Griet den beiden Hauptcharakteren, zeigt beide Seiten auf. Ich erlebe den Todesmarsch, bei dem viele Menschen ihr Leben lassen mussten. So bangt auch Griet lange um das Leben ihrer Freundin Leni, die schwer krank ist. Viele der Gefangenen möchten so schnell es geht nach Hause, doch Griet hat kein zu Hause mehr, weshalb sie nach München möchte. Die Autorin greift in dieser Geschichte alles an historischen Gegebenheiten auf, sei es die Besatzungsmächte, Entnazifizierung, die Nürnberger Prozesse, Schwarzmarkt und die Währungsreform der D-Mark. Ich erlebe das Leid, die Armut und den Hunger der Menschen die eigentlich nur eines wollen den Frieden. Ebenso zeigt es das Bangen um die Männer, die noch inhaftiert oder gar im Krieg gefallen sind. Dabei konnte mich besonders die quirlige, natürliche und unkomplizierte Toni überzeugen, ebenso wie die traumatisierte, verschlossenen und distanzierte Griet. Gut gefallen hat mir auch der sympathische, fürsorgliche Captain Walker und der selbstbewusste, motivierte Max. Jedoch der verwegene, unnahbare Louis dagegen blieb für mich weitestgehend rätselhaft. Ich kann dieses Buch nur jedem empfehlen, da es einen guten Einblick in die deutsche Nachkriegszeit vermittelt und gebe 5 von 5 Sterne.
    Der Teufel vom Brocken

    Eva-Maria Silber
    Der Teufel vom Brocken (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    18.02.2021

    Der Tod kommt unerwartet in der Nacht

    "Die Leute lieben es, unwahrscheinliche Szenarien über Todesfälle in der Wildnis zu erfinden, weil wir nie zu 100 Prozent wissen werden, was passiert ist." (Freddie Wilkinson)
    Eine Gruppe von westdeutschen Studenten bricht am ersten Advent 1989 auf, um die Befreiung des Brockens zu feiern. Außerdem wollen sie sich mit Studenten aus Halle auf dem Brocken treffen. Jedoch am nächsten Tag sind alle von ihnen tot, erste Todesursache Erfrierung. Irgendetwas muss die Studenten aus ihrem Zelt getrieben haben, das sie ohne passende Kleidung und Schuhe geflohen sind. Nachdem die Beamten im Osten die Akten geschlossen haben, werden drei BKA Beamte aus dem Westen delegiert, um im Grenzgebiet zu ermitteln. Einige Begebenheiten weisen daraufhin, dass die Studenten mutwillig getötet wurden. Unter anderem findet man einen Pullover, der radioaktiv verstrahlt ist und weitere Studenten, die nicht nur erfroren waren, sondern verletzt wurden. Doch die grausame Wahrheit ist weitaus schlimmer als befürchtet.

    Meine Meinung:
    Das verschneite Cover gibt einen Einblick auf die Temperaturen, die in diesem Winter auf dem Brocken geherrscht haben. Der Schreibstil ist sehr detailliert, informativ, brillant, unterhaltsam und spannend. Das Unglück dieser Studenten beruht auf einem realen Hintergrund, der sich am 23. Januar 1959 am Djatlow-Pass ereignet hat. Alles deutet auf eine ungewöhnlich kleine Lawine hin, die für die grausamen Verletzungen und den Tod von neun Studenten verantwortlich gewesen sein könnte. Die Gruppe kehrte im Winter 1959 nicht von einer geplanten 350 Kilometer langen Ski-Tour im Uralgebirge zurück. Ebenso wie hier in diesem Buch beschrieben, erlagen diese Studenten ihren Verletzungen. Bis heute ist der genaue Hergang nicht nachvollziehbar. Eva-Maria Silber hat mit diesem realen Unglück ihren ganz eigenen Werdegang in diesen Thriller gebracht. Wir schreiben das Jahr 1989, die Mauer ist gefallen, doch die beiden Länder sind noch nicht vereint. So ermitteln deshalb jetzt beide Seiten, da die Regierung aus dem Westen und die Familien der Toten die genauen Ursachen geklärt haben möchten. Zum einen sind es die BKA-Ermittler Cassandra von Lucadou, Desiderius Maus und Max Rabenfels sowie der DDR-Ermittler Tomas Düvel. Sehr schön dargestellt werden die Unterschiedlichkeit, Hindernisse und die jeweiligen Kompetenzen dieser beiden Ermittlungsgruppen. Während die Beamten aus dem Westen frei heraus sagen, was sie denken, bleibt Düvel eher der Zurückhaltende, wie er es unter dem DDR-Regime sein musste. Selbst die Wetterverhältnisse und die Unwegsamkeiten auf dem Brocken wurden hier sehr gut dargestellt, sodass man sich nicht nur in die toten Studenten hineinversetzen konnte, sondern auch in die Ermittler. Besonders gut empfand ich die Ermittlungsarbeit, bei dem selbst ich bis zum Ende gerätselt habe, was in jener Nacht passiert ist. Beeindruckt haben mich auch die beiden unterschiedlichen Ermittler, die ihre ganz eigenen Facetten mit in die Geschichte bringen. Besonders gut fand ich die eher reservierte, toughe Cassandra und den dagegen zuvorkommenden, akkuraten und fürsorglichen Düvel. Doch was nützen die erfahrensten Ermittler, wenn man auf eine Mauer des Schweigens trifft, nicht nur vonseiten der DDR Behörden, sondern ebenso von russischen Beamten. Ich habe mich wieder in eine Zeit zurückversetzt gefühlt, als die Grenze gerade offen war und man auf eine ehemalige DDR trifft, die noch sehr in ihrer Vergangenheit liegt. Alles ist einfach, langsam und sehr verschlossen bzw. verschwiegen, weil man so vom Stasi-Regime geprägt ist. Ein Thriller, der mit einer herausragend guten Ermittlungsarbeit glänzt, dem ich eine Leseempfehlung und 5 von 5 Sterne gebe.
    Weihnachten in der kleinen Bücherei

    Amanda Kissel
    Weihnachten in der kleinen Bücherei (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    15.02.2021

    Weihnachtliche Überraschung um Marthas erste Liebe

    "Ach, wer bringt die schönen Tage, jene Tage der ersten Liebe, ach, wer bringt nur eine Stunde jener holden Zeit zurück!" (Johann W. von Goethe)
    Weihnachten rückt näher, Corinna und ihre Tochter Annika freuen sich schon sehr darauf und fangen fieberhaft an, ans Backen und Dekorieren zu denken. Doch dann eröffnet Corinnas Mann ihr, dass sie die Familie für eine andere Frau verlassen wird. Corinna ist schockiert. Zwar hat sie in letzter Zeit bemerkt, dass ihre Liebe inzwischen erkaltet ist, doch mit Heikos Affäre hätte sie nicht gerechnet. Annika leidet jedoch noch mehr unter der Trennung, zumal ihr Vater überhaupt keine Zeit mehr für sie hat. Lediglich die Weihnachtsbäckerei und die Besuche bei Tante Martha können sie etwas entschädigen. Zudem findet Annika in Marthas altem Backbuch ein Foto, bei dem sie auf ein altes Geheimnis stößt. Zusammen schmieden sie einen Plan, um Tante Martha zu überraschen. Bei all dem Abenteuer lernt Corinna dabei Lorenz kennen. Wird es nicht nur für Martha ein Happy End geben?

    Meine Meinung:
    Das wundervolle weihnachtliche Cover hat mich sofort verzaubert, auch wenn es eher nach einem Buchladen und nicht nach einer Bücherei ausschaut. Der Schreibstil ist emotional, herzlich, lustig und besonders unterhaltsam. Tragisch ist natürlich die Trennung vor Corinna und ihrem Mann Heiko, unter der jedoch am meisten ihre Tochter Annika leidet. Besonders, weil Heiko gar nicht mehr Annika sehen möchte. Man hat mitunter das Gefühl, das er sein Kind total vergessen hat. Nur gut das Corinna, ihre Schwester Tabea und ihr Freund Raphael, die im selben Haus wohnen, sie ein bisschen ablenken können. Das Annika beim Backen dann durch Zufall auf ein altes Foto stößt, das Tante Martha in jungen Jahren im Arm eines Mannes zeigt, verwundert alle ein wenig. Dachten sie doch, dass Tante Martha schon immer alleinstehend war. Als Martha jedoch das Geheimnis lüftet, schmieden die vier einen Plan für eine Weihnachtsüberraschung. Doch so einfach wie gedacht wird es nicht, allerdings lernt Corinna bei diesem Plan den hilfsbereiten Lorenz kennen, der damals die Apotheke von Marthas vergessener Liebe übernommen hat. Er unterstützt sie in ihrem Vorhaben, wo immer er kann. Je länger die Umsetzung des Plans dauert, desto stärker wird ihre Freundschaft. Gefallen hat mir an dieser Geschichte der gute Zusammenhalt zwischen den beiden Schwestern Corinna und Tabea. Ebenso das sie ihre Tante Martha mehrmals in der Woche im Altenheim besuchen, wo sie lebt. Ich spüre sofort, wie wichtig Corinna der Familienzusammenhalt ist. Genauso wird die Liebe von ihr zu ihrer Tochter hier sehr harmonisch dargestellt. Lorenz fand ich sofort sympathisch, er wirkte auf mich sehr gut als Gegenpol für Heikos Eskapaden. Seine Fürsorge und Hilfsbereitschaft fand ich einfach bezaubernd. Zwar ist Corinna Bibliothekarin und man bekommt vereinzelt ein wenig das Ambiente der Bücherei zu spüren, doch mir war das fast ein bisschen zu wenig. Überhaupt nicht zu dem Titel passt das Weihnachtsfest, das so gar nichts mit der Bücherei zu tun hat. Doch weil mir die Geschichte so gut gefallen hat, ziehe ich deshalb keine Punkte ab und sehe darüber hinweg. Ebenfalls gut wird in dem Buch die winterliche und weihnachtliche Stimmung hier wunderschön dargestellt. Besonders das Abenteuer um Marthas Überraschung hat mir sehr gut gefallen. Dabei stand ich selbst immer unter Strom, ob sie ihnen gelingen wird. Darum bekommt dieses Buch von mir 5 von 5 Sterne.
    Die Ankündigung

    Nancy Mehl
    Die Ankündigung (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    04.02.2021

    Die Suche nach den sieben kleinen Elefanten

    "Wer mit Ungeheuern kämpft, mag zusehn, dass er nicht dabei zum Ungeheuer wird. Und wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein." (Friedrich Nietzsche)
    FBI-Agentin und Verhaltensanalytikerin aus St. Louis und Tochter eines Serienmörders, die nun unter ihrem Pseudonym Kaely Quinn lebt, bekommt es mit ihrer Vergangenheit zu tun. Dabei wird sie mit einem anonymen, mehrzeiligen Gedicht bedroht, bei dem der Täter sie auf sechs Morde hinweist, die schlussendlich mit ihrem eigenen Tod enden soll. Gemeinsam mit ihrem FBI Kollege Noah Hunter soll sie den Mörder finden, um möglichst viele sowie ihren eigenen zu verhindern. Verdächtig sind erst mal alle Täter, die Kaely in den letzten Jahren aufgespürt hat und inzwischen entlassen wurden. Doch ebenso Freunde, Familienmitglieder und sogar Kollegen kommen in den Focus der Ermittler. Für Noah und Kaely wird es ein Wettlauf gegen die Uhr, den der Täter ist unberechenbar.

    Meine Meinung:
    Das düstere Cover und der interessante Klappentext hat mich neugierig auf diesen besonderen Krimi gemacht. Speziell der brisante und informative Schreibstil der Autorin war für mich wirklich überrascht. Als ich im Nachwort las, das ihr eine FBI-Agentin behilflich war, war mir klar, woher sie ihre guten Fachkenntnisse hat. Besonders das Katz- und Mausspiel, das der Täter mit Verhaltensanalytikerin Kaely spielt, ist sehr interessant, spannend und hat selbst mich miträtseln lassen. Genauso hat mir das Gedicht über die "Sieben kleine Elefanten" gefallen, ich fand es äußerst gut dargestellt und sehr gut ausgedacht. So habe ich recht schnell schon meine einigen Verdächtige, die sogar ein Motiv hätten, um sie zu töten. Und erst die Thematik rund um den Glauben haben das Ganze dann zu einer Besonderheit gemacht. Beeindruckt hat mich natürlich Kaely Vergangenheit mit ihrem Vater als Serienmörder. Zwar kannte ich das schon von einer anderen Autorin, trotzdem fand ich es gut. Schade nur, dass diese noch sehr verhalten hier in dem Buch gewesen ist. Doch da ich auf weitere Folgen hoffe, nehme ich an das man dort dann Näheres erfährt. Imponiert und gleichzeitig verwundert war ich über Kaelys Gabe, mit den Tätern reden zu können. So war insbesondere bei der Anfangsszene doch recht überraschend und sogar lustig für mich, als sie im Restaurant bei einer dieser Unterhaltungen aufgefallen ist. Imponiert haben mich außerdem die verschiedenen Charaktere, die allesamt ihre ganz eigene Note mitbringen. Sei es der Reporter Jerry Acosta, der unbedingt hinter einer Reportage über Kaelys Vergangenheit her ist. Alex Cartwright, ihr ehemaliger Kollege, den ich mitunter nicht einschätzen konnte. Und ebenso Richard Burton, der väterliche Freund, bleibt für mich suspekt. Genauso hätte Jason Kaelys Bruder ein Motiv. Sehr sympathisch hingegen empfinde ich sofort Noah Hunter ihren neuen Partner. Durch seine Ruhe, seine Fachkenntnis und die Präsenz scheint er mir der Richtige zu sein, um auf sie aufzupassen. Doch mitunter nimmt Kaelys imaginäres Leben sehr eigenwillige und suspekte Züge an, bei dem ich vermute, das es von einem kindlichen Trauma herrührt. Denn gerade solche Eindrücke, wie sie Kaely hat, erlebt man sonst doch eher bei Kindern. Doch vor allem die Idee der Mördersuche zwischen Spiel und Ernsthaftigkeit hat mich absolut überzeugt und so hoffe ich, das es weitere Folgen dieser Ermittlerin geben wird. Wer also einen guten Krimi lesen möchte und selbst vor Glaubensfragen nicht scheut, der ist hier genau richtig. Von mir gibt es dafür eine Empfehlung und 5 von 5 Sterne.
    Der Spiegelmann

    Der Spiegelmann (Buch)

    4 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Inaktiver Stern
    29.01.2021

    Joona Linnas Jagd nach einem brutalen Serientäter

    "Das Böse lauert nicht im Dunkel der Nacht, es lauert in den Tiefen der menschlichen Seele." (Titus Lenk)
    Auf dem Weg zu sich nach Hause verschwindet die Schülerin Jenny Lind. Eine Schulkameradin sieht zwar, wie sie entführt wird, kann jedoch selbst nicht mehr eingreifen. Einige Jahre später findet man Jenny ermordet auf einem Spielplatz in Stockholm wieder. Die inzwischen junge Frau wurde kopfüber an einem Klettergerüst hingerichtet. Joona Linna ist für den Fall zuständig und über die Tatweise entsetzt, er weiß die Zeit läuft gegen ihn. Durch eine Zeugenaussage erfahren sie, dass noch weitere Personen die Tat gesehen haben. Jedoch ausgerechnet einer dieser Zeugen ist selbst durch einen Verlust in der Familie traumatisiert und psychisch angeschlagen. Eine Befragung bringt Joona nicht weiter, weshalb er Erik Maria Bark den Hypnotiseur bittet, ihm behilflich zu sein. Jedoch eine Hypnose unter diesen Umständen ist nicht gerade einfach. Wird es ihnen gelingen, etwas Näheres über die Nacht von Jennys Ermordung zu erfahren? Joona jedenfalls ist sich ziemlich schnell sicher, das Jenny nicht das einzige Opfer dieses Täters war.

    Meine Meinung:
    Dieses Buch ist für mich das erste des schwedischen Autorenduos, die als Lars Kepler bekannt geworden sind. "Der Spiegelmann" ist inzwischen der achte Band der Joona Linna Reihe. Trotz allem kam ich gut damit zurecht, dass ich die anderen Bücher der Reihe nicht kannte. Der Schreibstil ist recht anspruchsvoll, informativ, unterhaltsam und ausführlich, wie ich es bisher meistens von skandinavischen Krimis kenne. Durch die verschiedenen Handlungsstränge lerne ich dabei nicht nur den Täter und seine Opfer kennen, sondern ebenfalls den Ermittler und seine Arbeitsweise. Joona Linna ist einer vom Leben gezeichneter Ermittler, der selbst und seine Familie schon viel durchgemacht haben. Leider fehlt mir in diesem Zusammenhang die weiteren Details, da ich das Wissen um die Geschehnisse der Vergangenheit nicht kenne. Hier spüre ich eben dann doch, dass es eine Reihe ist. Joona scheint inzwischen sogar so weit zu sein, seinen Beruf an den Nagel zu hängen. Doch der Fall um Jennys Entführung vor Jahren hat ihn nie ganz losgelassen. Die Ereignisse um Jenny und was im Laufe der Jahre weiter mit ihr geschah, erfahre ich leider nur ansatzweise. Dafür erlebe ich das ganze Grauen der Gegenwart umso detaillierter und brutaler. Das Schicksal dieser Mädchen wird hier recht drastisch dargestellt und mir ist sofort klar, das hier krankhafte Mächte am Werk sind. Jedoch bis zum Ende der Geschichte war ich mir nicht im Klaren, welches Ausmaß das Ganze noch annimmt. Alles rund um die Entführung und Gefangenschaft der Mädchen ist hier gut ausgearbeitet, ebenso wie das Schicksal um Alice und ihre Mutter. Allerdings hat dieses Buch auch ein paar Schwächen. Besonders schlecht empfinde ich, dass die Handlung teils unnötig in die Länge gezogen wird und dadurch immer wieder an Spannung verliert. Anscheinend mögen die Skandinavier sehr ausführliche Kriminalgeschichten. Zudem kommt mir Joona Linna manchmal so vor, als wäre er der einzige Ermittler ist der diesen Fall lösen kann. Dadurch wirkt er auf mich wie ein John McClane aus "Stirb langsam", der alles schafft und selbst wenn er verletzt wird, sofort wieder aufstehen kann. Zum Beispiel wird er schwer verletzt, liegt kurz in der Klinik und ist danach sofort wieder voll einsatzfähig. Dies wirkt auf mich vereinzelt doch sehr fragwürdig und übertrieben. Ebenso konnte ich nicht verstehen, dass er meistens alleine agiert. Der Täter hingegen und sein Tun hingegen wird hier sehr gut dargestellt und vermittelt. Selbst wenn ich meiner Ansicht nach zu wenig über seine Motivation erfahren habe. Die Charaktere selbst sind dabei überaus gut durchdacht, sodass ich mich in einige ganz gut hineinversetzen kann. Leider bleiben ein paar von ihnen jedoch recht flach, was mich angesichts des ausschweifenden Schreibstils doch etwas verwundert. Alles in allem war es ein gut durchdachter, psychisch starker Krimi mit sehr guten, detaillierten Ermittlungen. Allerdings auch mit übermäßiger viel Länge, was der Spannung und meinem Lesefluss etwas geschadet hat. Von mir gibt es darum nur 3 1/2 von 5 Sterne für das Buch.
    Villa Konfetti

    Gerd Schäfer
    Villa Konfetti (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    24.01.2021

    Allein ist man stark, gemeinsam unschlagbar

    "Wer aus der gewohnten Bahn geworfen wird, meint manchmal, dass alles verloren ist. Doch in Wirklichkeit fängt nur etwas Neues an." (Gisela Rieger)
    Das Kinderheim Villa Konfetti muss dringend saniert werden, da kommt die Nachricht über eine Erbschaft gerade zur rechten Zeit. Wäre da nur nicht die Auflage, dass sie das Haus innerhalb von 6 Monaten renoviert haben müssen. Wie sollen sie das anstellen mit dem bisschen Geld, was die Stiftung für sie hat! Außerdem scheint die Stadt ebenfalls ein großes Interesse an dem Grundstück zu haben. Ein Wasserrohrbruch stellt die Heimleitung und die Kinder vor neuen Herausforderungen. Da hilft es nur noch, dass sie Helfer finden, denen sie möglichst wenig bezahlen müssen. Alle Hoffnung ruhen nun auf dem Ritter aus dem Seniorenheim, einem Indianer ohne Wohnung, dem grünhaarigen Straßenkind mit Sozialstunden und der verwöhnten Prinzessin in Designerjeans, deren Vater den Geldhahn zugedreht hat. Wird es ihnen gelingen, das Haus wieder rechtzeitig bewohnbar zu machen?

    Meine Meinung:
    Das bezaubernde Cover mit der in die Jahre gekommenen Villa, die mich sofort an Pippis Villa Kunterbunt erinnert, gefällt mir recht gut. Der Schreibstil ist kurzweilig, unterhaltsam, humorvoll und bewegend. Dabei sind die recht kurzen Kapitel alle mit kurzen Zitaten und netten Illustrationen versehen. Villa Konfetti ist ein recht kleines überschaubares Kinderheim, das von Frau Pippinger geleitet und nun kurz vor dem Aus steht. Bisher gehörte das Haus einer Gräfin, die nun nach ihrem Tod testamentarisch festgehalten hat, das dieses Haus unter bestimmten Auflagen weiter der Stiftung gehören soll. Nur 6 Monate haben sie Zeit, um das marode Haus zu renovieren. Schon das allein ist schwierig genug, doch wie soll man renovieren, wen einem kaum Geld zur Verfügung steht? Bruno Brombach vom Stiftungsrat zum Beispiel hat die Idee, seinen alten Freund Henry zu fragen, der früher Elektriker war und nun im Seniorenheim lebt. Außerdem ist da noch Walter der Schreiner, der seine Miete nicht mehr bezahlen kann. Die obdachlose Kitty, die man beim Klauen erwischt hat und nun statt Gefängnis lieber Sozialstunden ableistet. Und zu guter Letzt die verwöhnte Alina, deren Vater ihren Geldhahn zudreht hat, wenn sie nicht dieses Projekt durchzieht. Vier ganz unterschiedliche Menschen treffen nicht nur zum Arbeiten aufeinander, sondern leben alle sehr bescheiden während der Renovierung im alten maroden Gartenhäuschen. Gerade durch das Zusammenleben werden die einzelnen Macken, die jeder von ihnen hat, gut dargestellt. Ebenso die Sorgen und Problem, die jeder von ihnen hat oder vor denen sie stehen. Der 80-jährige Henry, der sich noch zu jung fühlt fürs Altersheim und dem es dort zu langweilig ist. Walter, der Angst hat, auf der Straße zu stehen. Die 18-jährige Kitty, die ihren Hund Rasko vermisst und nicht weiß, wie ihre weitere Zukunft aussieht. Und die 22-jährige Alina, die sich nach der Liebe ihres Vaters sehnt und nicht weiß, was sie werden will. Die Geschichte um Freundschaft, Liebe, Zusammenhalt und Hoffnung zeigt hier ganz besondere Menschen auf, die alle sehr vielschichtig sind und ihre Ecken und Kanten haben. Zudem zeigt es, was man allein durch Zusammenhalt und Talent alles bewältigen und leisten kann. Gerade die Veränderung, die alle insbesondere die vier Helfer mitmachen, hat mich überrascht und sehr bewegt. Aber auch die Zwischentöne der Heimkinder fand ich ganz bezaubern und herzergreifend. Die beiden Autoren haben hier ein wirklich gutes sozialkritisches Buch geschrieben. Niemals hätte ich so eine anrührende, authentische Geschichte dahinter erwartet, die mich total ergriffen hat. Besonders die Charaktere der vier Helfer fand ich bemerkenswert dargestellt. Dazu noch das Ende mit dem Blick in die Zukunft hat mir gut gefallen, weshalb ich dieses Buch unbedingt empfehle und es 5 von 5 Sterne von mir bekommt.
    Wein

    Oliver Kircher
    Wein (Buch)

    5 von 5 Sterne Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern Aktiver Stern
    12.01.2021

    In vino veritas - Im Wein liegt die Wahrheit

    "So geh hin und iss dein Brot mit Freuden, trink deinen Wein mit gutem Mut; denn dein Tun hat Gott schon längst gefallen." (Prediger 9,7)
    Wein ist in der Bibel ein häufiges Thema, mehr als 300 Bezüge befinden sich davon in der Bibel. Also wussten schon unsere Vorgänger den Genuss des Weines zu schätzen. Während Bier eher ein Menschenwerk ist laut Martin Luther, scheint der Wein eine wirkliche Gabe Gottes an uns Menschen zu sein. Schon den Israeliten war der Weinbau wichtig gewesen, sodass sie sogar manche Weinbauern vom Kriegsdienst befreit haben. Für sie zählt der Weingenuss als Ausdruck der Fröhlichkeit und der Lebensfreude. Und so zum Beispiel spielt beim heiligen Sabbat koscherer Wein eine bedeutende rituelle Rolle. Autor, Pastor und Sommelier Oliver Kircher möchte nun in diesem Buch nicht nur spezifisches zum Thema Wein nahebringen, sondern besonders mit biblischen Stellen dazu bereichern. Und wo fängt man beim Thema Wein an, natürlich beim Weinberg! Nur wenn man versteht, wo der Wein herkommt und wie viel Arbeit dahintersteckt, lernt man diesen edlen Tropfen wirklich zu schätzen und kann ihn genießen. Der Autor zeigt hier den Weg vom Weinberg bis hin zur Kelter und welche Arbeit so ein Weinbauer zu bewältigen hat. Den der Weinberg muss das ganze Jahr über gepflegt werden.
    Weitere Kapitel sind:
    - Die Weinrebe, guter Wein sollte erzog und beschnitten werden.
    - Der Korkenzieher er ist der Türöffner zu einer neuen Welt.
    - Gläser den für einen guten Tropfen sollte man das richtige Glas haben.
    - Die Farbe des Weines kann sogar Geschichten erzählen.
    - Das Aroma des Weines, das man entdecken kann, wenn man einmal die Nase in sein Glas steckt und die Aromavielfältigkeit der verschiedenen Sorten erschnüffelt.
    - Alles zum Thema Geschmack und Schmecken und sogar Schlürfen ist beim Wein erlaubt.
    - Wein und das passende Essen dazu, Gott muss wirklich ein Feinschmecker gewesen sein. Den in Verbindung mit Wein wird manches Essen zum Hochgenuss.
    - Gemeinsam genießen, den in Gesellschaft schmeckt es nicht nur besser, sondern Herzen werden dabei geöffnet. Kein Wunder das manche Politiker gerne zusammen bei einem Essen reden.
    - Interessante Tipps für einen unterhaltsamen Weinabend, der gerne auch mal mit einem biblischen Hintergrund sein darf.
    - Deshalb die passenden Bibelstellen mit Anregungen vom Autor.
    Ganz am Ende befinden sich noch Buchtipps des Autors und ein kleines Weinglossar.

    Fazit:
    Für mich war es ein beeindruckendes Erlebnis dieses Buch genießen zu dürfen. Den nicht nur die grandiosen farbigen Bilder sind hier faszinierend, sondern ebenso was der Autor hier über das Thema Wein und Bibel zu sagen hat. Dieses Buch zählt schon zu den spezielleren Büchern für Weinkenner, da es nicht nur um den Wein an sich geht, sondern im Besonderen um seine persönlichen Erfahrungen vonseiten der Bibel. Ich kann dieses Buch nur weiterempfehlen, mich hat es bereichert. Zudem ist es ein wundervolles Geschenk, über das sich sicher jeder Weinliebhaber freuen wird, darum von mir 5 von 5 Sterne.
    226 bis 250 von 768 Rezensionen
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