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    miss.mesmerized Top 100 Rezensent

    Aktiv seit: 25. Oktober 2014
    "Hilfreich"-Bewertungen: 11
    108 Rezensionen
    A wie B und C A wie B und C (Buch)
    06.04.2016

    A wie B und C

    A, die Erzählerin, ist jung und attraktiv. Als ihr seltsamer Mitbewohner auszieht, sucht sie für eine WG eine Person, die ihr ähnlicher ist. In B findet sie die perfekte WG-Partnerin. Doch bald schon nehmen die Ähnlichkeiten gruselige Züge an, denn B will immer mehr wie A sein, geradezu mit ihr verschmelzen. Auch dass A gerne Zeit mit ihrem Freund C verbringen möchte, ist für B nicht akzeptabel. Langsam bricht As Welt immer weiter zusammen, sie beobachtet seltsame Vorgänge bei ihren Nachbarn, im Supermarkt und kann bald auch ihrer Arbeit nicht mehr nachgehen. Erlösung von all dem Chaos scheint ein vielversprechender ominöser Ort zu sein, der jedoch noch mehr Ernüchterung bringt.

    Zu sagen, dass das Buch sehr eigen ist, wäre noch untertrieben. Bisweilen ist es sogar hochgradig absurd – eben wie das Leben bisweilen. Der erste Teil, der das Zusammenleben von A und B thematisiert, war für mich sehr stark. Die offenkundigen psychischen Erkrankungen unter denen beide Mädchen leiden, werden nicht offen angesprochen, aber in ihrem Handeln offenkundig, die Hilferufe mehr als klar. Der zweite Abschnitt, im Wesentlichen mit der unerfüllten Liebe und Sehnsucht nach C beschäftigt, zeichnet den Weg der Verzweiflung, der konsequent und logisch nur in der Hinwendung zu einer seltsamen Sekte münden kann. Viele Probleme unserer westlichen, oftmals oberflächlichen Welt finden ihren Platz in diesem Roman: das perfekte Aussehen, Sucht nach immer schlankeren und perfekteren Körpern, die Sorge vorm Verlassenwerden, anonyme Wohnsiedlungen, isolierte Arbeitsplätze und sich in der Welt verloren fühlen. Dabei wird vieles indirekt kritisiert und doch offenkundig, dadurch wird der Roman ein Abbild unserer Zeit. Vor allem die Beziehungen der Menschen zueinander sind symptomatisch für das beginnende 21. Jahrhundert, ganz zu schweigen von abstrusen Fernsehsendungen, wie sie hier gezeigt werden.

    Bisweilen irritierend hat der Roman jedoch einen sehr starken und wichtigen Subtext.

    Kreuzfahrt Kreuzfahrt (Buch)
    04.04.2016

    Kreuzfahrt

    Ein Sommer an der italienischen Mittelmeerküste. Eigentlich will Meret nur ihre Ruhe und flüchtet sich vor ihrem Mann und den beiden Söhnen in ein abgelegenes Restaurant. Doch da taucht plötzlich der Schwede Jan auf, der sie sogleich fasziniert. Kurz danach gesellen sich seine Frau Romy und die beiden Jungs dazu. Verwundert stellen sie fest, dass sie in Zürich nur wenige Straßen voneinander entfernt wohnen. Schnell werden gemeinsame Pläne geschmiedet und was als Zufallsbekanntschaft im Urlaub begann, wird in der Heimat fortgesetzt. Doch bei Meret und Jan entsteht mehr als nur ein freundschaftlicher Umgang miteinander und kurz bevor die beiden Familien vielleicht vorm Zerbrechen stehen, geschieht ein schweres Unglück.

    Die Geschichte wird von Meret erzählt, der Grund hierfür erklärt sich erst im Laufe der Handlung und macht auch durchaus Sinn. Allerdings ist die Erzählerin und Protagonistin sehr schwer zu ertragen. Eine frustrierte Ehefrau in den 30ern, die zu faul oder blöd ist, ihrem Leben einen Sinn zu geben und deshalb den ganzen Tag lag sinnlos vor sich hinstarrt, auch wenn die Kinder in der Schule bzw. Kindergarten sind. Daran schuld ist natürlich die ganze Welt, ihre passive, eigenbrödlerisch-abstoßende Art hat natürlich nichts damit zu tun, dass die von der Welt verlassen daheim versauert. So wie ich diese Figur einfach nur abstoßend finde mit ihrer Selbstbemitleidungsmasche, würde ich im echten Leben niemals Zeit mit solchen Menschen verbringen und empfand es als Quälerei mich durch das Geseier und Lamentieren zu lesen. Die Affäre zwischen ihr und Jan erscheint mir völlig unglaubwürdig, ein Typ wie die Figur Jan würde sich nie auf eine solche Meret einlassen. Auch die anderen Figuren sind völlig überzeichnet, stereotyp bis flach bestehen sie weitgehend aus ein bis zwei Eigenschaften und bleiben ansonsten blass. Die Handlung ist insgesamt sehr knapp, vielfach dreht sich alles im Kreis und wiederholt sich, was aber durchaus stimmig zur Protagonistin mit ihrem sehr begrenzten Horizont ist.

    Fazit: Das Buch konnte mich nicht überzeugen. Jede Form von Reflexion wird durch Gejammer ersetzt und macht das Lesen zur Qual. Die angekündigte Selbsterkenntnis bleibt völlig aus und glücklicherweise kann ich mich in keiner dieser Figuren wiedererkennen.
    Der letzte Pilger Der letzte Pilger (Buch)
    26.03.2016

    Der letzte Pilger

    Ein grausamer Leichenfund stellt die Polizei vor ein Rätsel: zwei erwachsene Frauen und ein Kind werden vergraben im Wald gefunden, offenbar lagen sie dort schon seit Kriegszeiten. Ein zweiter Mord, die grausame Hinrichtung des ehemaligen Ministers und Widerstandskämpfers Carl Oscar Krogh, scheint damit zunächst nichts zu tun zu haben. Doch bei den Ermittlungen zeigt sich schnell, dass es eine Verbindung geben könnte und der ehemalige hochrangige Politiker offenbar einiges zu verstecken und schützen hatte. Welche Rolle spielte Agnes Gerner, eine Doppelagentin, die für die Briten die in Norwegen befindlichen Nazis ausspioniert hat? Ist sie eine der Leichen, weil sie für ihre Tätigkeit bezahlen musste?

    Es dauert ein wenig, bis man sich in der Komplexität des Romans zurecht findet. Erzählt auf zwei Ebenen – in der Gegenwart und zu Kriegszeiten – lassen die Figuren erst langsam ein klares Bild dessen entstehen, was sich unter der deutschen Besetzung in Skandinavien abgespielt hat. Spannender fand ich die historischen Episoden um die Doppelagentin, die letztlich von beiden Seiten missbraucht wird und sich schon bald ungeheuren Zwängen ausgesetzt sieht. Tommy Bergmann, der Ermittler in der Gegenwart, kann mich hingegen wenig packen, sein Charakter bleibt für mich zum einen etwas schematisch und zum anderen hat man inzwischen genügend eigenbrötlerische Kriminalisten erlebt, die drogenabhängig und gewalttätig sind als dass einem noch überraschen könnte. Der Plot an sich ist jedoch spannend und glaubwürdig, verschiedene falsche Fährten, komplexe Handlung und authentisch wirkende historische Begebenheiten können überzeugen.
    Alles ist relativ und anything goes Alles ist relativ und anything goes (Buch)
    19.03.2016

    Alles ist relativ

    Wie kann man auf nur 350 Seiten die Fülle des 20. Jahrhunderts unterbringen? Gar nicht. Also, wie entscheiden, was wichtig ist? Nun ja, alles ist relativ, wie bereits der Titel von John Higgs Streifzug durch die letzten Jahrzehnte vorm Jahrtausendwechsel andeutet. Konfrontiert wird man zunächst mit einem der bekanntesten Kunstwerke Salvador Dalís: dessen Hummer-Telefon ziert den Umschlag, der ansonsten nur durch die bunte und etwas schräge Schrift gestaltet wird. Man darf also gespannt sein.

    Higgs entscheidet sich für einen wie ich finde interessanten Ansatz. Für seine Kapitel wählt er – vermutlich irgendwie zwischen willkürlich und nach kurzem Brainstorming ergeben – Schlagworte, die in dem namengebenden Jahrhundert Bedeutung hatten: Relativitätstheorie, Individualismus, Krieg, Science-Fiction, Weltraum, Teenager und andere mehr liefern die Grundstruktur. In den Abschnitten selbst findet sich ein Sammelsurium an Fakten und historischen Begebenheiten, Anekdoten und erklärenden Beschreibungen. Ähnlich breit wie die Kapitelüberschriften sind auch hier die Exkurse und Verbindungen. Soziale Entwicklungen ebenso wie alles im Bereich von Kunst und Kultur, aber auch Technik und Politik finden Eingang und lassen so ein ganz anderes Bild der Zeit entstehen. Trotz einer gewissen Willkürlichkeit – jede Auswahl muss dieses Etikett zwangsweise annehmen – hat man doch den Eindruck ein rundes und ansatzweise komplettes Bild zu bekommen.

    Besonders gefällt mir Higgs unterhaltsamer Erzählton, der jede Langeweile schon im Kern erstickt und einem vor Gähnen bewahrt. So bleibt die Lektüre von der ersten bis zur letzten Seite interessant und informativ. Allerdings bleiben wir bei der Beschreibung des 20. Jahrhunderts einmal mehr bei einer exklusiv europäisch-nordamerikanischen Betrachtungsweise. Außerhalb der westlichen Welt scheint nichts passiert oder hervorgebracht worden zu sein.
    Der Sommer, in dem F. Scott Fitzgerald beinahe einen Kellner zersägte Der Sommer, in dem F. Scott Fitzgerald beinahe einen Kellner zersägte (Buch)
    19.03.2016

    Der Sommer

    Sommer 1926. Sein Meisterwerk bekommt nicht die Zuwendung, die er sich erträumt hat. Das Leben in Paris und der schlechte Gesundheitszustand seiner Frau Zelda führen letztlich dazu, dass Sich F. Scott Fitzgerald mit seiner Familie in dem beschaulichen Juan-les-Pins niederlässt, in unmittelbarer Nähe der befreundeten Sara und Gerald, denen es wie keinem zweiten Paar gelingt, Künstler aller Art und vor allem amerikanische Expatriates an die Côte-D’Azur zu locken und dort eine illustre Gesellschaft zu bilden. Auch der noch unbekannte Ernest Hemingway ist darunter und droht Fitzgerald den Rang abzulaufen – was sich schlecht mit seiner Schaffenskrise paart.

    Ein Ausschnitt im Leben eines großen Autors, dem zunächst die Anerkennung verwehrt bleibt und der sich mit einer großen Krise rumschlagen muss – bezeichnend, dass diese Niederschlag in einem seiner größten Romane – „Tender is the Night“ – Niederschlag findet und dies heute als sein eigentliches Hauptwerk neben dem Gatsby betrachtet wird. Keinen schönen Einblick erhält man in den Charakter und das Verhalten Fitzgeralds, alle Allüren und Attitüden eines Künstlers offenbart er bei gleichzeitiger Vernachlässigung seiner Kunst, was schade ist, denn er hätte sicher noch mehr tolle Geschichten zu Papier bringen können.

    Fazit: ein kurzes Büchlein, das nur andeuten kann, was für ein Mensch sich sich hinter dem großen Autorennamen verbarg.
    Vom Ende der Einsamkeit Vom Ende der Einsamkeit (Buch)
    19.03.2016

    Vom Ende der Einsamkeit

    Jules ist gerade 11, seine Geschwister Marty und Liz nur unwesentlich älter, als ihre Eltern bei einem Autounfall ums Leben kommen und sie aufs Internat geschickt werden. Immer weiter entfremden sie sich als wenn es keine gemeinsame Kindheit gegeben hätte. Insbesondere Jules zieht sich mehr und mehr in sich zurück, nur Alva wird ihm eine treue Freundin. Doch mehr als Freundschaft wird daraus nie, denn auch Alva leidet stumm, auch sie hat einen großen Verlust erlebt. Sie werden erwachsen und gehen ihre Wege, geprägt von der Kindheit und Jugend verlaufen diese jedoch alles andere als glatt. Jules und Alva verlieren sich aus den Augen aber nicht aus den Gedanken. Erneut kreuzen sich ihre Wege, aber ihre Zeit ist noch nicht gekommen. Sie brauchen noch einige Jahre, bis sie gemeinsam ihre Einsamkeit beenden können.

    Eine Geschichte vom Erwachsenwerden, vom Verlust, von Einsamkeit. Episodenhaft mit zeitlichen Sprüngen erleben wir Jules, wie er Halt und Orientierung im Leben sucht, den Verlust der Eltern mal negiert, mal versucht zu überwinden, Nähe zu Marty und Liz findet und diese – ebenso leidend – wieder davondriften. Erst spät erkennen sie, was sie verbindet und stärkt und das Verstehen braucht Zeit, denn jeder geht anders mit dem schon früh belasteten Leben um. Im Zentrum allen steht jedoch die komplizierte Beziehung von Jules und Alva, die sich ohne Worte verstehen und die nicht ausgesprochenen Gedanken sind es dann aber doch, die eine unsichtbare Wand aufbauen und ein frühes Zueinanderfinden verhindern. Ihre des Glücks ist jedoch begrenzt und so beginnt schon ein neues Kapitel Einsamkeit.

    Ein durch und durch berührender Roman ohne Kitsch und übermotiviertem Gefühl. Benedict Wells lässt den Leser sehr nah an seinen Protagonisten und so muss man unweigerlich mit ihm leiden und das unsägliche Schicksal mit ihm ertragen.
    Auch das wird vergehen Auch das wird vergehen (Buch)
    19.03.2016

    Auch das wird vergehen

    Blancas Mutter ist gerade gestorben und die Frau verliert den Halt. Obwohl die Mutter krank und schon alt war, ist der Verlust doch schmerzlich. In Erinnerung an ihre Kindheit fährt sie wieder nach Cadaqués, wo sie im Familienhaus die Sommer zu verbringen pflegte und wo sie leichter die Erinnerungen aufkommen lassen kann. Mit Freundinnen und zwei Exmännern geht es ans Meer. Die zeit könnte so schön sein, wenn nicht dauernd ihre Mutter die Gedanken stören würde.

    Blancas Trauer wird an vielen Stellen sichtbar, ihre Erinnerungen an die Mutter und die dadurch immer wieder hervorgerufenen Schmerzen, aber auch Freuden, werden sehr sichtbar. Was fehlt jedoch, ist ein roter Faden, es bleibt unklar, was da Buch bezweckt, wo es hin möchte. Auch stört ein wenig, dass die Protagonistin keinem Mann begegnen kann, ohne auch mit ihm im Bett zu landen. Letztlich fehlt mir die Tiefe, ein paar Erinnerungen schaffen diese nicht herzustellen und so bleibt der Roman belang- und aussagelos.
    Der Pfau Der Pfau (Buch)
    19.03.2016

    der Pfau

    Ein abgelegenes Cottage in Schottland. Ein älterer Lord und seine Lady, sowie zwei herzliche Bedienstete. Dazu eine Gruppe Banker samt Köchin und Psychologin für ein Teambuilding-Seminar: Das sind die Zutaten von Isabel Bogdans Roman „Der Pfau“. Das dem Buch den Namen gebende Tier tritt schnell in Erscheinung und ebenso schnell ist ihm ein Ende gemacht – doch der unvermeidliche Tod des Pfaus zieht ungeahnte Folgen nach sich und verwickelt alle Figuren in Geheimnisse, schlechtes Gewissen und hält sie davon ab, die wahren Geschehnisse in der verschneiten Abgeschiedenheit zu erkennen. Und so macht sich jeder seinen eigenen Reim auf das, was sich da in den wenigen Tagen zugetragen hat.

    Ein herrlich absurdes Buch, das nur so vor Situationskomik und Wortwitz sprüht. Der Autorin gelingt es meisterhaft, das Thema „Pfau“ über 250 Seiten aufrecht zu erhalten auch wenn das Tier schon recht frühzeitig dem Tod ins Auge sehen muss. Geschickt werden immer wieder Doppeldeutigkeiten ausgenutzt und individuelle Deutungen der Situation zu einem abstrusen Bild zusammengefügt, die einem als Leser unheimlichen Spaß machen und vor Augen führen, wie schnell wir uns doch mit Erklärungen zufrieden geben und unsere eigene Perspektive als die einzig wahre und natürlich der Realität am nächsten kommende hinnehmen. Die Figuren sind allesamt liebevoll ausgearbeitet mit ihren individuellen Macken und Ticks, die ihnen unverkennbare Persönlichkeiten verleihen, die natürlich überzeichnet, aber dennoch nicht gänzlich unrealistisch sind. Ihr Interagieren wird durch diese Eigentümlichkeiten maßgeblich bestimmt und dies verleiht dem Roman eine ganz eigene Note.

    Neben der hervorragenden Unterhaltung durch diesen bemerkenswerten und vor allem empfehlenswerten Roman soll nicht unerwähnt bleiben, dass der Verlag auch ein wunderschönes Buch geschaffen hat. An sich für mich eine völlige Nebensächlichkeit – in Zeiten von ebooks ohnehin – aber es hat mich doch erfreut einmal wieder ein Buch in Händen zu halten, dessen Titelbild liebevoll gestaltet wurde, ausnehmend gut zum Inhalt passt und insbesondere die Eigenschaften des Pfaus so hervorragend heraushebt. Wirklich ein Werk, das man gerne ansieht und das sich im Regal auch dekorativ einen Ehrenplatz verdient hat.
    Ream, A: 30 Tage und ein ganzes Leben Ream, A: 30 Tage und ein ganzes Leben (Buch)
    19.03.2016

    30 Tage und ein ganzes Leben

    Clementine hat mit ihrem Leben abgeschlossen. Als Künstlerin ist sie zwar erfolgreich, doch das Leben mit Antidepressiva und ihre Familiengeschichte, die ebenfalls von Depressionen gekennzeichnet ist, lassen ihr keinen anderen Ausweg. 30 Tage nimmt sie sich, um alles vorzubereiten und abzuschließen: ihre Wohnung wird präpariert, das Testament angepasst, sie sucht ihren Vater aus, den sie schon seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen hat und spricht sich mit ihrem Exmann aus. Doch dann kommt alles anders als geplant.

    Ein ungewöhnlicher Umgang mit dem Thema Depression und Suizid. Das Buch unterschlägt keineswegs die negativen und dunklen Aspekte der Erkrankung und die Folgen, die dies für die Betroffenen und deren Angehörigen haben kann. Dennoch ist es über weite Strecken auch einfach herrlich komisch und insbesondere die Dialoge, getragen von der Protagonistin, haben einen großen Unterhaltungswert. Man sollte dies sicherlich nicht alles zu ernst nehmen und es stellt keine nüchtern-ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Thema dar. Insbesondere das Ende wird daher sicherlich vielen Betroffenen nicht gefallen, dennoch fand ich es eine lohnende, unterhaltsame Lektüre.
    Wieso Heimat, ich wohne zur Miete Selim Özdogan
    Wieso Heimat, ich wohne zur Miete (Buch)
    13.02.2016

    Wieso Heimat, ich wohne zur Miete

    Nachdem ihn seine Freundin mit der Begründung, dass er seine Identität nicht kenne, verlassen hat, macht sich Krishna Mustafa auf die Suche selbiger. Als Kind einer deutschen Mutter und eines türkischen Vaters ist er in beiden Ländern und mit beiden Kulturen aufgewachsen, doch nach Jahren in Freiburg scheint ihm einige Zeit in Istanbul sinnvoll. Sein Auslandssemester wird für den Studenten zu einer Entdeckungsreise in ein Land, das er weitaus weniger kennt als er dachte.


    Selim Özdogan gelingt es, sich einer ihm bekannten Kultur und Land mit einem naiv distanzierten Blick zu nähern wie wir als Leser dies tun würden. Offen und unvoreingenommen begegnet sein Protagonist den Menschen und der Kultur, kann sich wundern, neue Erfahrungen machen und Vergleiche ziehen. Wobei es hier nicht um einen Wettkampf und die Frage, welches das „bessere“ Land ist geht. Im Gegenteil, obwohl die Handlung quasi ausschließlich in der Türkei spielt, wird doch auch Deutschland durch die Spiegelung beleuchtet und es bleibt eine offene Frage. Was ihm sicher gelingt, ist ein Fenster in das Innere zu öffnen, wodurch man sieht, das eben nicht alles pauschal so passt, wie wir es aus den Medien vermittelt bekommen, insbesondere bezogen auf Erdogan und seine Unterstützung in der Bevölkerung. Was beim Lesen besonders gefällt, ist der humorvolle Schreibstil, der locker durch die episodenhafte Handlung trägt und allein schon sehr viel Unterhaltung bietet.
    09.02.2016

    Eins

    Tippi und Grace sind Schwestern. Sie teilen alles, auch den Körper, denn sie sind an der Hüfte zusammengewachsen. Aus Graces Perspektive erzählen sie, wie es ist, zu zweit eins zu sein, Freunde zu finden, sich zu verlieben und sich schließlich der Frage zu stellen, ob sie die medizinische Trennung ihrer Körper wagen sollen - mit dem Risiko, dass eine von beiden nicht überlebt.

    Einmal mehr ein sehr persönlicher, intensiver Roman von Sarah Crossan. Auch wenn einem die Situation nur schwer vorstellbar erscheint, kann man der Erzählung doch leicht folgen und die Gedanken des Mädchens nachvollziehen. Besonders interessant die Frage, ob man sein Leben für das der Schwester opfern würde, insbesondere, wenn die Leben derart verbunden sind, dass man nur im Doppelpack zu existieren kennt und der Verlust ungleich größer ist als bei normalen Geschwistern.
    Für alle Tage, die noch kommen Für alle Tage, die noch kommen (EPB)
    04.01.2016

    Für all die Tage, die noch kommen

    Wie kann man sich bei der Diagnose Krebs im Endstadium angemessen von seinem Kind verabschieden und dieses auf das Leben vorbereiten? Vermutlich gar nicht, aber Eleanor wollte ihrer 6-jährigen Melissa gerne etwas hinterlassen und so schreibt sie in den letzten Tagen, die ihr noch bleiben ein Tagebuch mit all den wichtigen Sachen, die sie ihrer Tochter mit auf den Weg geben möchte. 17 Jahre später erhält Melissa dieses, in einer Lebensphase, die auch ohne das Vermächtnis ihrer Mutter schon schwierig genug ist, denn gerade hat sie den Heiratsantrag ihres Freundes abgelehnt. Doch was sie jetzt erfährt, wirft sie völlig aus der Bahn.

    Ein sehr emotionsgeladener Roman, der versucht das schwierige Thema Krebs und den Verlust eines Elternteiles für die Kinder aber auch für den Partner zu verarbeiten. Teresa Driscoll gelingt dies auch in weiten Strecken ohne viel Kitsch und übermäßiges Getüdel. Glaubwürdig beschreibt sie, wie es Melissa bei der Entdeckung der Vergangenheit ihrer Mutter geht und welche schrecklichen Geheimnisse diese mit ins Grab genommen hat. Viele schöne Erinnerungen sind jedoch auch aufgelistet und es stellt sich die Frage, ob nicht auch ohne diese Erkrankung und den Tod ein solches Vermächtnis für die Kinder zu einer späteren Zeitpunkt Erinnerung und Trost spenden kann.
    Whitehouse, D: Reise mit der gestohlenen Bibliothek Whitehouse, D: Reise mit der gestohlenen Bibliothek (Buch)
    02.01.2016

    Die Reise mit der gestohlenen Bibliothek

    Der 12-jährige Bobby und sein Freund Sunny versuchen letzteren in einen Cyborg zu verwandeln, damit dieser sie vor den mobbenden Kindern in der Schule und Nachbarschaft beschützen kann. Doch sie scheitern bei ihrem Versuch und plötzlich steht Bobby alleine da und muss mit den Widrigkeiten des Lebens ohne seinen Freund fertig werden. Als der auf die kleine Rosa und deren Mutter Val trifft, erlebt er erstmals eine liebende Familie, die so ganz anders ist wie sein Vater, der ihn regelmäßig verprügelt. nach einem Zwischenfall in der Schule beschließt Val mit den Kinder in einer mobilen Bücherei, die sie zuletzt betreute und die vor der Schließung steht, auf einen unglaublichen Roadtrip durch England zu gehen. Unterwegs erleben sie so einiges und treffen auf Joe, einen weiteren Außenseiter, der die kleine Pseudofamilie jedoch perfekt komplettiert.

    Ein liebenswertes Buch, das zwischen großer Unterhaltung, die man mit einem Lächeln auf den Lippen liest und jeder Menge Stoff zum nachdenken. Die Familienbeziehungen, die vorgestellt werden, die allesamt katastrophal, insbesondere die Jungs/Männer haben unglaublich unter ihren Vätern zu leiden und müssen permanente Demütigungen und physische Gewalt aushalten. Daneben gibt es geradezu märchenhafte Elemente, die einem wirklich Freude bereiten. David Whitehouse gelingt es auch mit seinem Schreibstil immer wieder urkomische Situationen zu kreieren, die einem laut auflachen lassen, insbesondere die Episode um die Cyborg Verwandlung ist herrlich, die Naivität, die er den Jungs in den Mund legt, macht das Buch zu einem großen Lesevergnügen.
    Hanff Korelitz, J: Du hättest es wissen können Hanff Korelitz, J: Du hättest es wissen können (Buch)
    24.12.2015

    Du hättest es wissen können

    Grace führt mit ihrem Mann Jonathan und dem Sohn Henry ein beneidenswertes Leben in New York. Sie hat als Therapeutin gerade ein Buch geschrieben und wird von den großen Zeitungen umworben, Jonathan kümmert sich als pädiatrischer Onkologe rund um die Uhr um krebskranke Kinder und Henry hat eine außergewöhnliche Begabung für das Geigenspiel und hervorragende Noten auf seiner Privatschule. Doch als Grace Jonathan über mehrere Tage nicht erreichen kann und der Mord an einer Mutter eines von Henrys Mitschülern die kleine Upper Class Gemeinschaft aufschreckt, beginnt das perfekte Leben Risse zu bekommen und bald schon befindet sich Grace in einer sich einem real gewordenen Horrorszenario.

    Der Roman braucht lange, bis er zum Punkt kommt und die für mich eigentliche Handlung beginnt. Was davor offenbar das vermeintlich glückliche Bild der Oberschicht zeichnen soll, ist bisweilen etwas langatmig geraten und dadurch wenig spannend. Auch wirkt Grace hier ausschließlich arrogant und besserwisserisch, Sympathie kann sie erst wecken, als ihr Leben zusammenbricht und sie auf sich selbst gestellt ist. Als Szenario scheint mir vieles etwas zu überzeugen, um real sein zu können, die Umsetzung ist jedoch gelungen und insbesondere ab der Mitte kann der Roman überzeugen.
    Sterbegeld Sterbegeld (Buch)
    19.12.2015

    Sterbegeld

    Emilia Capelli und Mai Zhou ermitteln einmal mehr. Ein Junge wählt noch den Notruf und meldet ein schreckliches Verbrechen bevor auch er dem Täter zum Opfer fällt: eine ganze Familie wird ausgelöscht. Aber nicht nur dieser Fall, der nach Monaten neu aufgerollt wird, beschäftigt das ungleiche Duo. Viel brisanter ist der Tod eines Kollegen, der offenbar Opfer eines heimtückischen Hinterhalts wurde und dieser auf einem Falschspieler im Sek Team zurückzuführen ist. Em und Zhou müssen also gegen die eigenen Kollegen ermitteln.

    Der dritte Teil von Judith Winters Krimireihe um die beiden Frankfurter Polizistinnen hält, was man von den ersten beiden bereits kennt: ein interessantes Duo mit Ecken und Kanten, beide nicht leicht im Umgang, miteinander zwar ein gutes Team aber immer mit einer argwöhnischen Distanz. Eine überzeugende Figurenzeichnung, die wieder andere Facetten der Protagonistinnen zum Vorschein bringt. Daneben ein überzeugender Fall, genaugenommen gleich zwei Fälle, die überzeugend konstruiert und ebenso glaubwürdig gelöst werden.

    Fazit: ein spannender Krimi, der keine Wünsche offen lässt.
    Wer ist Mr Satoshi? Wer ist Mr Satoshi? (Buch)
    22.11.2015

    Wer ist Mr Satoshi

    Nach dem Tod seiner Mutter wird der englische Fotograph Foss mit einer ungewöhnlichen Aufgabe konfrontiert: die wollte gerne noch ein Päckchen abschicken, was ihr aber nicht mehr gelang. Es ist bereits adressiert, allerdings stimmt die Anschrift nicht. Da es ihr wichtig erschien, macht sich der Trauernde auf die Reise den ominösen Herrn Satoshi zu finden. Seine Suche führt ihn nach Japan, wo er nicht nur mit der Vergangenheit seiner Mutter, sondern auch mit seinen eigenen Unzulänglichkeiten und Ängsten konfrontiert wird und sich vielem stellen muss, was er über Jahre hinweg verdrängt hatte.

    Beginnt das Buch mit interessanten Aspekten und spannenden Fragen: wer ist Mr Satoshi? Was ist in dem Päckchen? Welche Verbindung hat er zur Mutter? neben: was ist in Foss‘ Vergangenheit passiert, dass er die Fotographie aufgegeben hat und weshalb lebt er derart zurückgezogen, verliert das Buch jedoch im Zeiten Teil diese Spannung und wird mehr und mehr zur Innenschau des Protagonisten, die deutliche Längen aufweist. Die Begegnungen unterschiedlicher Menschen, die eine Entwicklung auslösen und somit zu einem spannenden Psychogramm führen könnten, bleiben jedoch hinter den Möglichkeiten zurück und so verliert sich der Roman im Laufe der Suche selbst.
    Gun Street Girl Gun Street Girl (Buch)
    01.11.2015

    Gun Street Girl

    Ein Doppelmord an einem Ehepaar. Keine Einbruchspuren, kein Kampf. Und ein Sohn auf der Flucht. Der Fall scheint eindeutig und als der Sohn sich offenbar kurze Zeit später die Klippen hinunterstürzt und ein aussagekräftiger Abschiedsbrief gefunden wird, gelöst. Doch ein weiterer Mord wirft Fragen auf und bald schon verstricken sich die Ermittler aus Belfast in einen Skandal ungeahnten Ausmaßes, der für sie lebensgefährlich wird.

    Adrian McKinty versetzt die Handlung nach Nordirland im Jahre 1985. Die Spannungen zwischen Protestanten und Katholiken sind deutlich spürbar, es ist ihm überzeugend gelungen, die allgegenwärtigen Anfeindungen, den Hass und die überall lauernden Bedrohungen gekonnt in die Handlung einzubauen, um das Klima der damaligen Zeit glaubwürdig widerzuspiegeln. Die Handlung selbst wird vom Ich-Erzähler getragen, der ein wenig rotzig, aber in seiner Überzeugung gradlinig den Fall verfolgt, nicht immer auf Vorgesetzte und Vorgaben Rücksicht nimmt und das Herz am rechten Fleck hat. Trotz all seiner charakterlichen Schwächen mag man ihn und hätte ihm ein wenig Glück gewünscht, doch das würde nicht in die Handlung und Zeit passen. Der Fall ist hochgradig komplex und zieht immer größere Kreise, wird jedoch sauber und glaubhaft gelöst.
    Vegan Italian Style Vegan Italian Style (Buch)
    31.10.2015

    Vegan Italian Style

    Der Star der veganen Küche hat sich dieses Mal der italienischen Küche angenommen, was naheliegt, ist diese doch in Deutschland recht angesagt.

    Nach einer allgemeinen Einführung zur italienischen Küche und Kochweise mit Hinweisen insbesondere zu Herstellung von Pasta- und Pizzateig, erfolgt der Rezeptteil. Dieser ist gegliedert in Anitpasti e Pane, Insalate, Pasta e Pesto, Pizze, Secondi Piatti und Dolci. Begleitet werden die Rezepte wie immer mit ansprechenden Fotographien der Mahlzeiten und kleinen Tipps am Rande.

    Wer die vorherigen Bücher von Hildmann kennt, wird hier keine große Überraschung erleben. Die Gestaltung des Buches wurde beibehalten und der große Star sind einmal mehr die Darstellungen. die Nahrungsaufnahme wird hier zu Lifestyle aufgebaut und entsprechend zelebriert. Die Kochanleitungen sind ebenfalls erwartungsgemäß leicht nachvollziehbar und stellen auch ungeübte Köche nicht vor größere Herausforderungen. So sehr mich vor allem seine Challenge überzeugend konnte, so enttäuschend ist jedoch diese Sammlung an Rezepten, denn was hier wirklich fehlt sind Inspiration und Neuheit. Nudeln mit Tomatensoße oder Pesto ist schlicht nicht innovativ. und dass sich Pizzen mit quasi allem belegen lassen, was der Gemüsegarten hergibt, ist ebenfalls nicht neu. Die bekannten Standardgerichte (abzüglich des nicht-veganen Käse) sind doch etwas enttäuschend, vor allem da Hildmann in der Vergangenheit mit interessanten Alternativen und wiederentdeckten alten Gemüsearten aufwartete. Gespannt war ich insbesondere auch auf die zweiten Gänge, sind diese doch klassischerweise in Italien Fleisch bzw. Fisch. Gelöst wird dieses doch Gemüsebeilagen, die ebenfalls nicht besonders originell sind.

    Fazit: eine gute Wahl für diejenigen, die die italienische Küche schätzen und leichten Zugang zur veganen Ernährung suchen ohne dies mit Aufwand zu verbinden. Keine gute Wahl für vegane Köche, die Inspiration und neue Ideen erwarten.
    Ich. Bin. So. Glücklich. Ich. Bin. So. Glücklich. (Buch)
    26.10.2015

    Ich. Bin. So. Glücklich

    Ani steht kurz vor dem Ziel: der Hochzeit mit Luke. Aber nicht nur das macht sie beneidenswert, auch ihr Job bei einem bekannten Magazin und das Leben, das sie als Mitglied der New Yorker Upperclass führt, erinnert mehr an einen Mädchentraum. Es war auch ihr Traum, den sie sich hart erarbeitet hat. Der Preis war hoch und noch schwerer wiegt die Erinnerung an ein Ereignis ihrer Jugend, das sie mit sich rumträgt und das sie auch in New York nicht vergessen kann.

    Der Roman klang ausgesprochen interessant, doch sind die ersten fast zweihundert Seiten eine einzige Quälerei. Die Protagonistin ist ein unerträgliches Miststück, das einem das Lesen zur Qual werden lässt. Egoistisch, gefühlskalt und berechnend – man ärgert sich in jeder einzelnen Zeile über sie und ich war mehrfach davor, das Buch einfach abzubrechen und wegzulegen. Erst ab dem Moment, wo der Rückblick in den Vordergrund rückt, wird die Geschichte interessant und auch die Figur mit dem lächerlichen Namen TifAni FaNelli gewinnt an Profil und wird zugänglich. Es lohnt sich hier tatsächlich, am Ball zu bleiben, auch wenn das angebliche „Geheimnis“ eigentlich keins ist, sondern eher ein Ereignis, das verdrängt wird. Das Ende ist absehbar und leider ziemlich schwach, hier mangelt es insgesamt an glaubwürdiger Abstimmung zwischen den einzelnen Bereichen des Buches.

    Fazit: das Buch hat große Schwächen, die Figurenzeichnung ist für mich insgesamt nicht wirklich stimmig, die Handlung weitgehend an den Haaren herbeigezogen und sprachlich kann es auch nicht überzeugen. Hinzu kommen unzählige unterschiedliche Schreibweisen der Figurennamen, was mich immer wieder irritierte, addiert mit der unsäglichen Protagonistin war ich dann sehr froh, als es endlich beendet war.
    Weil ich Layken liebe Colleen Hoover
    Weil ich Layken liebe (Buch)
    23.10.2015

    Weil ich Layken liebe

    Nach dem Tod des Vaters ziehen Layken, ihre Mutter Julia und ihr Bruder Kel von Texas nach Michigan. Leicht fällt es der 18-Jährigen nicht, im letzten Schuljahr nochmals neu anzufangen, doch schon beim Umzug lernt sie ihren überaus sympathischen Nachbarn Will kennen, in den sie sich sofort verliebt. Ihm scheint es nicht anders zu gehen, doch schwarze Wolken ziehen am Horizont auf, als Layken ihren ersten Schultag erlebt: ihr Lehrer für Poetry ist kein geringerer als Nachbar Will.

    Das Jugendbuch bedient sich der üblichen Klischees des Genre: Liebe auf den ersten Blick, darf aber nicht sein, Schicksalsschlag in der Familie etc. die Charaktere sind dermaßen eindimensional gezeichnet und wagen keinen Millimeter von der puritanisch amerikanischen Sichtweise abzuweichen, dass es schon fast unerträglich überzeichnet ist. Natürlich kommt es nie zu mehr als scheuen Küssen, Jungfräulichkeit jenseits der Volljährigkeit versteht sich von selbst, Familie als oberste Leitlinie und brav die Ratschläge der Eltern befolgen - ein schwaches Vorbild für autonom denkende Jugendliche. Sprachlich ebenfalls eher plump schwach und nicht überzeugend, lässt sich der Hype um das Buch nicht nachvollziehen.

    Die Frau an der Schreibmaschine Die Frau an der Schreibmaschine (Buch)
    21.09.2015

    Die Frau an der Schreibmaschine

    Der Traum vom Leben in Luxus wird für Rose Baker zum Alptraum. Als Waisenkind geboren und bei Nonnen aufgewachsen, lernt sie früh einen bescheidenen Lebensstil, der durch ihr unscheinbares Äußeres komplettiert wird. Als Sekretärin auf einem Polizeirevier – in den 1920er Jahren durchaus ungewöhnlich für eine Frau – kommt sie mit den Abgründen der Menschheit in Kontakt und kann diesen doch teilnahmslos distanziert gegenüber stehen. Als Odalie Lazare die Bühne des Reviers betritt, soll sich ihr Leben nachhaltig verändern. Die bezaubernde Frau, die mit ihrem Charme jeden sogleich einfängt, kann auch das Vertrauen des jungen Mädchens gewinnen und Rose in ihren Bann ziehen. Sie führt sie ein in die Welt der Flüsterkneipen und den Untergrund und bringt die rechtschaffene Stenotypistin schon bald dazu, ihre eisernen Vorsätze und die pflichtgetreue, integere Haltung aufzugeben. Tiefer und tiefer zieht Odalie Rose in den Abgrund, bis der endgültige Absturz unabwendbar wird.

    Der Kampf zweier ungleicher Frauen, bei dem die Sympathien eindeutig verteilt werden. Das bedauernswerte Mädchen und die Femme Fatale, der sie wie ein liebestreuer Anbeter erliegt. Die Faszination einer weltgewandten Frau, die sich in allen Gesellschaften leichtfüßig bewegt, ist leicht nachvollziehbar und so ist auch die Entwicklung der gewissenhaften Rose hin zur unredlichen Gehilfin glaubwürdig geschildert. Langsam entfaltet sich diese vor dem Auge des Lesers, früh schon weiß man, dass es schlimm enden wird, und dennoch verliert die Handlung hierdurch keineswegs an Spannung, ganz im Gegenteil, hier macht der Weg den Reiz aus, nicht das Ziel. Besonders gelungen ist meines Erachtens das Setting, die 1920er Jahre erwachen im Roman zum Leben und werden weder überstrapaziert noch zu klischeehaft dargestellt.

    Fazit: eine interessante Charakterstudie, die heute genauso ablaufen könnte, wie fiktiv vor fast 100 Jahren.
    How To Be Parisian wherever you are How To Be Parisian wherever you are (Buch)
    31.08.2015

    How to be Parisian

    Sie sind das Vorbild von Millionen von Frauen, sie werden überall auf der Welt bewundert und jede Frau fragt sich: wie machen sie das nur, die Parisierinnen? Sophie Mas, Audrey Diwan, Caroline de Maigret und Anne Berest sind angetreten, um das große Geheimnis um die Attraktivität der Französin, bzw. der Pariserin im Speziellen zu lüften. In fünf Kapiteln nähert man sich diesem bewundernswerten Wesen: die Grundlagen (bspw. die typische Melancholie oder der natürliche Look), Liebe deine Laster (oder: der etwas ruppige Umgang mit Männern), Steh zu deinen Vorzügen (und betone diese geschickt),Liebe wagen (auch wenn es manchmal weh tut) und Pariser Tipps (um vergnügliche Abende und Tage zu verbringen) laden ein, sich ein Bild dieser Frau zu machen, die gar nicht so einfach zu fassen ist. Ja, sie ist manchmal arrogant, ja, auch sie hat nicht zwangsläufig den perfekten Körper, aber: sie hat Stil, wahrt die Contenance auch wenn‘s schwer fällt und rennt nicht jedem Trend hinterher.

    Eine höchst unterhaltsame wie auch informative Lektüre, auch wenn nicht alles tiefe Geheimnisse waren, die sich plötzlich vor einem als Leser auftun. Was bleibt inhaltlich hängen? Das, was bisweilen als hochnäsige Arroganz abgetan wird, scheint einfach ein gesundes Selbstbewusstsein einer modernen Frau zu sein, die sich nicht von außen definieren lässt, sondern das tut, was ihr richtig und wichtig erscheint. Die Vorbilder („Simones“) haben gezeigt, dass man nur mit einer gewissen Hartnäckigkeit sein Ziel erreicht und man dafür nicht zwingend everybody’s darling sein muss (oder sollte). Dies hilft auch über vermeintliche Makel hinweg, wer mit sich im Reinen ist, kann Cellulitis oder das eine oder andere Gramm zu viel schlichtweg weglächeln.

    Unabhängig von der Message, die die vier Autorinnen haben - oder auch nicht, denn so ganz bierernst ist das sicher nicht zu verstehen, passt aber in das Bild einer Frau, die auch mal über sich selbst lachen kann und weiß, wie man mit Klischees umzugehen hat – ist das Buch auch in der Aufmachung sehr gelungen. Unterschiedliche Textformen und Print, im Wechsel mit Bildern, die eine ausgesprochen geschmackvolle Auswahl darstellen und thematisch hervorragend abgestimmt sind, ist es einfach auch schön anzusehen, so dass man immer mal wieder gerne zugreifen wird, um sich ein paar Minütchen damit zu vergnügen. Nicht zu vergessen die Rezepte und Shoppingtipps, die sicher bei Gelegenheit Anwendung finden.

    Fazit: ein bisschen Pariserin sollte in jeder Frau stecken – wie viel oder was auch immer sei jeder selbst überlassen.
    Schöne Seelen Schöne Seelen (Buch)
    30.08.2015

    Schöne Seelen

    Die grande dame der Gesellschaft tritt ab, Millvina Van Runkle liegt im Sterben, doch auch dies will inszeniert sein. Und sie geht nicht ohne ihren Lieben noch ein paar Geheimnisse anzuvertrauen: ihre Tochter Mildred ist adoptiert, das soll diese aber nicht erfahren. Mildred hat ohnehin andere Sorgen. Der Tod ihrer Mutter lässt sie relativ kalt, herzlich war das Verhältnis nicht gerade – aber das ist es in der Züricher Welt der Schönen und Reichen eh nie, Hauptsache der Schein ist gewahrt und die Anzeige auf der Waage stimmt. Mehr belastet sie ihre Ehe und nun drängt sie ihren Mann Viktor endlich zu einer Therapie, worauf dieser so gar keine Lust hat. So vereinbar er mit seinem Freund Oskar, dass dieser für ihn die Therapie macht und ihm berichtet. Doch bald schon verfängt sich Oskar zwischen seinem eigenen und Viktors Leben und setzt so gleich beide Ehen aufs Spiel.

    Ein kurioser Roman. Die ersten beiden Kapitel sind geprägt von Millvinas Ableben und der Beerdigung und zeichnen ein bissig-ironisches Bild der besseren Gesellschaft, die gerne betrogen werden möchte und bei der hinter der geschönten Fassade wenig bleibt. Oskars Therapie bildet das Herzstück des Romans und sprüht nur so vor herrlichen Dialogen zwischen Therapeut und Klient, der gar nicht therapiert werden möchte und doch durch all seine Ablenkungsmanöver immer tiefer in die eigene Seele blickt. Die Therapie, die in diesen Kreisen ebenso Accessoire ist wie die Frisur oder die aufgehübschten Augenlider, erhält plötzlich doch wieder eine Funktion.

    Die Figuren sind selbstverständlich überzeichnet, gewinnen aber dadurch ihren Charme; die Gefahr einer Identifizierung mit ihnen besteht nicht, die notwendige Distanz, um diese Gesellschaftsschicht mit gebührendem Abstand zu belächeln, bleibt gewahrt. Interessant wird Tinglers Roman durch seine sprachliche Gestaltung. Er findet die passenden Formulierungen, die einem immer wieder schmunzeln lassen, da sie treffsicher auf den Punkt bringen, wie absurd sich die Figuren verhalten und wie verschoben ihr Weltbild ist. Keinesfalls bleibt der Roman aber an der Oberfläche, die Therapiesitzungen sind durchaus von einer gewissen psychologischen Tiefe geprägt, die Oskar aber an seine Grenzen bringen, denn Tiefgang gehört eigentlich nicht zu seiner Welt.

    Fazit: humorvoll-ironischer Blick in die Welt der Schönen und Reichen.
    Volks, S: Torstraße 1 Volks, S: Torstraße 1 (Buch)
    23.08.2015

    Torstraße 1


    Die Geschichte eines Hauses. Die Geschichte Deutschlands. Die Geschichte einer Liebe. Am Tag der Eröffnung des ersten Kreditkaufhauses, des Jonass, wird die kleine Elsa geboren, just dort, denn ihre Mutter war bis kurz vor der Geburt im Einsatz. Als Helfer zwangsverpflichtet wird der Bauarbeiter Wilhelm, dessen Sohn Bernhard zur gleichen Zeit auf die Welt kommt. Die beiden Kinder sind ja quasi wie Geschwister und werden die folgenden Jahrzehnte auch – mal getrennt durch poltische Ideologien, mal durch ihre Partner – den Kontakt nicht verlieren. Sie werden sehen wie ihr Haus erst an die Nazis geht, dann von der SED missbraucht wird und schließlich 80 Jahre später wiedereröffnet wird als ein Club.

    Sybil Volks ist gelungen parallel zur Handlung und dem Weg des Hauses, das Leben ihrer Figuren aufzubauen und – in homöopathischen Dosen, um politisch uninteressierte Leser nicht zu vergraulen – die politischen Entwicklungen Berlins in eine Geschichte zu fassen, die keine klassische Liebes. sonder eher eine Lebensgeschichte mit guten und schlechten Zeiten ist. Mich hat es auch nicht weiter gestört, dass sich die Leben der Eltern ein wenig in denen der Kinder wiederholen, die beiden Frauenfiguren – Vicky als Mutter und Elsa zunächst Baby und später auch selbst erwachsen und gar Großmutter – sind stark und tragen den Roman. Natürlich wird vieles durch Zeitsprünge nur angerissen, aber ganze Menschenleben lassen sich auf 400 Seiten nicht en Detail nachzeichnen, für meinen Geschmack war die Wahl, die Kindheit Elsa in den Fokus zu nehmen und die schweren Zeiten der 30er Jahre vornehmlich durch kindliche Augen zu zeichnen, goldrichtig für diese Art Roman.

    Fazit: unterhaltsam, bisweilen traurig, gelungene Unterhaltung im Genre.
    Der Tag, an dem ich fliegen lernte Der Tag, an dem ich fliegen lernte (Buch)
    07.08.2015

    Der Tag, an dem ich fliegen lernte

    Sie hatte einen chaotischen Start ins Leben: noch im Krankenhaus ergreift Luisas Mutter Aza die Flucht und wirft mal eben noch das Töchterchen aus dem Fenster. Ein Schutzengel in Form des Engländers Fergus ist jedoch zur Stelle, um sich ebenso um das Wohlergehen des Mädchens zu kümmern wie der nun alleinerziehende Student Paul und der Rest der WG: der angehende Comiczeichner Max sowie die etwas verschrobene Irene. Gemeinsam erziehen sie Lulu, der es an nichts fehlt, schon gar nicht an einer Mutter. Erst ein tragisches Ereignis lässt diese Idee Jahre später überhaupt erscheinen und als die WG nach Ende des Studiums vor der Auflösung steht, entscheidet Paul, dass es an der Zeit ist, Aza aufzusuchen. Gemeinsam begeben sich Vater und Tochter auf eine Reise in die Vergangenheit und quer über den Planeten.

    Titel und Cover haben mich lange Zeit so gar nicht angesprochen und die Vorstellung einer sehr leichten Liebesschnulze erweckt. Das ist das Buch so gar nicht, ganz im Gegenteil. Ich bezaubernd lockerem Plauderton berichtet Lulu als kindliche Erzählerin von ihrer ungewöhnlichen Lebenssituation und der Suche nach der Mutter. In zwei der drei Teile steht das Mädchen im Zentrum und diese sind die wirklich gut gelungenen und durchaus spannend, da man schnell wissen möchte, ob das Unterfangen, die Mutter zu finden, gelingt. Der Mittelteil, der die Vergangenheit der Auswanderer beleuchtet, weist doch einige Längen auf, ist jedoch zum Verständnis des Handelns der Figuren auch notwendig. Die Handlung ist amüsant und lädt an vielen Stellen zum Schmunzeln ein, die Dialoge wirken authentisch und so entsteht eine ungewöhnliche Geschichte, die einem wirklich packen kann.

    Fazit: für mich völlig überraschend ein gelungener und unterhaltsamer Roman.
    51 bis 75 von 108 Rezensionen
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