jpc.de – Leidenschaft für Musik Startseite jpc.de – Leidenschaft für Musik Startseite
  • Portofrei ab 20 Euro
  • Portofrei bestellen ab 20 Euro
  • Portofrei innerhalb Deutschlands Vinyl und Bücher und alles ab 20 Euro
0
EUR
00,00*
Warenkorb EUR 00,00 *
Anmelden
Konto anlegen
Filter
    Erweiterte Suche
    Anmelden Konto anlegen
    1. Startseite
    2. Alle Rezensionen von bookloving bei jpc.de

    bookloving

    Aktiv seit: 16. April 2018
    "Hilfreich"-Bewertungen: 1
    29 Rezensionen
    Das letzte Licht des Tages Kristin Harmel
    Das letzte Licht des Tages (Buch)
    31.01.2021

    Enttäuschender historischer Roman

    Der historische Roman »Das letzte Licht des Tages« von der amerikanischen Bestseller-Autorin Kristin Harmel erzählt eine dramatische Familien- und tragische Liebesgeschichte im von den Deutschen besetzten Frankreich zur Zeit des 2. Weltkriegs. Angepriesen wird das Buch als ein großer historischer Roman über das 20. Jahrhundert mit einer gefühlvollen, wendungsreichen und atmosphärisch dichten Geschichte, die in der traditionsreichen Champagne angesiedelt ist.
    Herausgekommen ist dabei ein überdramatisierter Historienschmöker, der mich leider nicht erreichen und berühren konnte. Enttäuschender Weise dient der historische Hintergrund mit einigen eingestreuten zeitgeschichtlichen Details leider eher nur als eine recht schablonenhafte Kulisse mit den typischen stereotypen Versatzstücken zu rein dramaturgischen Zwecken und war für meinen Geschmack viel zu reißerisch aufgezogen. Hier hatte ich mir doch eher eine sorgsam recherchierte, subtil erzählte und stimmige Hintergrundgeschichte für den während des 2. Weltkriegs spielenden Handlungsstrang erhofft.
    Der Roman wird aus zwei unterschiedlichen Zeitebenen erzählt - zum einen aus der Gegenwart im Jahr 2019 und zum anderen in der Vergangenheit in den Jahren 1940 bis 1945. In einander abwechselnden Erzählsträngen erleben wir die Handlung aus den Perspektiven von Inès und Céline auf dem Weingut in der Champagne während des 2. Weltkriegs sowie aus Sicht der in New York lebenden, frisch geschiedenen Liv im Jahr 2019, die von ihrer hochbetagten Großmutter Edith in deren Heimat Frankreich geholt wird. In der in der Gegenwart angesiedelten Rahmenhandlung wird rasch klar, dass die Großmutter ihrer Enkelin Liv ein streng gehütetes Familiengeheimnis möchte und so tauchen wir gemeinsam mit der ahnungslosen Liv in Rückblenden allmählich in die verhängnisvollen Geschehnisse während des Zweiten Weltkrieg auf dem Weingut in der Champagne ein. Ganz nebenbei lässt die Autorin in den Plot auch noch viele interessante Details zur Champagnerherstellung einfließen. Die Autorin hat in ihre teilweise recht melodramatische Geschichte voller Sehnsucht, Enttäuschungen, Missgunst, Schmerz, großer Liebe, Verrat und Verlust rund um ihre zahlreichen Charaktere eine Vielzahl von Verwicklungen und tragischen Wendungen eingebaut, immer wieder gewürzt mit einigen historischen Details zur mutigen Arbeit der Résistance gegen die brutalen deutschen Nazi-Schergen. Äußerst mitreißend und fesselnd ist dies alles auf beiden Zeitebenen geschildert, aber leider auch sehr überzogen und unglaubwürdig.
    Die Figuren sind mit ihren Geheimnissen zwar vielversprechend angelegt, aber in ihrer Ausarbeitung nicht besonders gut gelungen. Sie wirken insgesamt sehr eindimensional und agieren im Laufe der Handlung leider sehr naiv, vorhersehbar und klischeehaft, so dass ich mit ihnen absolut nicht warmgeworden bin. Insbesondere das Verhalten von Inès in einer Schlüsselszene war für mich absolut nicht nachvollziehbar.
    Routiniert lässt die Autorin ihre Geschichte nach einem letzten unerwarteten Twist schließlich mit einem obligatorischen Happy End und der Auflösung des noch fehlenden Teilchens des tragischen Familiengeheimnisses enden.
    Schade, die Ausgangskonstellation für diesen Roman hatte eigentlich einiges an Potential gehabt, doch die Umsetzung konnte mich leider überhaupt nicht begeistern und lässt mich sehr enttäuscht zurück!

    FAZIT
    Ein melodramatischer Historienschmöker vor historischem Hintergrund mit einer tragischen Liebesgeschichte und recht eindimensionaler Figurenzeichnung, der mich leider nicht berühren konnte.
    Der Mädchenwald Der Mädchenwald (Buch)
    05.01.2021

    *Packendes Thriller-Debüt mit einigen Schwächen*

    Mit dem packenden Thriller „Der Mädchenwald“ hat der vielversprechende englische Autor Sam Lloyd ein gelungenes Debüt vorgelegt, das mich schon von Beginn an mit seiner düsteren Geschichte von der Entführung der dreizehnjährigen Elissa und einer sehr unheilvollen Atmosphäre in den Bann gezogen hat. Gekonnt sorgt der Autor in seiner nicht chronologisch erzählten Handlung für jede Menge Nervenkitzel und Spannung, so dass man sich dem Sog der Geschichte nicht entziehen kann. Äußerst fesselnd ist es, die Geschehnisse aus den drei sich unterschiedlichen Sichtweisen mitzuerleben und so wechseln sich die Perspektiven zwischen der entführten und in einem finsteren Kellerraum festgehaltenen Elissa, der unter Hochdruck ermittelnden Polizistin DI Mairéad MacCullagh und des sehr merkwürdigen Elijah ab, der uns aus seiner etwas naiven Sicht beklemmende und verstörende Einblicke in sein Leben gibt. Sehr facettenreich und glaubwürdig hat der Autor die Charaktere von Elissa und Elijah ausgearbeitet, die beide panische Angst haben und verzweifelt nach einem Entkommen aus ihrer beinahe ausweglosen Lage suchen. Während die überaus clevere Schachspielerin Elissa die Hoffnung nicht verliert und bewundernswerten Mut und Selbstdisziplin zeigt, hinterlässt Elijah einen zwar recht sympathischen, aber recht gestörten, verhaltensauffälligen Eindruck. Schon bald wird klar, dass man ihm nicht so recht über den Weg trauen kann und einige seiner Aussagen nicht stimmig sind. Sehr faszinierend und mit psychologischem Feingefühl ist die labile Interaktion zwischen den beiden Protagonisten ausgearbeitet wie beispielsweise Elissas raffinierte Manipulationsversuche sowie Elijahs äußerst widersprüchliches Verhalten, das zwischen großer Empathie und verabscheuungswürdiger Kälte schwankt. Nicht ganz warm geworden bin ich allerdings mit der Figur der Ermittlerin und ihrer privaten Hintergrundgeschichte.
    Mit seinem mitreißenden Schreibstil, häufigen Szenenwechseln und überraschenden Wendungen versteht es der Autor uns in Atem zu halten und mit dem schrecklichen Schicksal von Elissa mitzufiebern. So bleibt die Spannung bis zum fesselnden, hochdramatischen und unerwarteten Showdown auf einem sehr hohen Niveau. Zu Ende hin gab es allerdings einige Ungereimtheiten in der Handlung und leider auch etliche offene Fragen zu den Hintergründen, die mich dann doch etwas enttäuscht zurückgelassen haben.
    FAZIT
    Ein sehr fesselnder, gut konstruierter Thriller mit unheilvoller Atmosphäre, überraschenden Twists und faszinierenden Figuren - allerdings schmälern Ungereimtheiten und zu viele offene Fragen zum Ende hin das Lesevergnügen!
    Baskische Tragödie Alexander Oetker
    Baskische Tragödie (Buch)
    05.01.2021

    FESSELNDES KATZ-UND-MAUS-SPIEL

    Der neue Krimi „Baskische Tragödie“ von Alexander Oetker ist bereits der 4. Band seiner beliebten, im französischen Aquitaine angesiedelten Krimireihe um den sympathischen Ermittler Luc Verlain.
    Oetker ist ein sehr packender, temporeicher Krimi mit viel französischem Flair gelungen, der uns diesmal aber von der Aquitaine wegführt und uns auf eine nervenaufreibende Jagd durch Südfrankreich bis ins Baskenland mitnimmt. Die gelungene Mischung aus interessanten Einblicken in das Privatleben der lebensechten Charaktere und stimmungsvollen Landschaftsbeschreibungen mit historischen, kulturellen und den obligatorischen kulinarischen Ausflügen, die diesen Aquitaine-Krimis eine besondere Note, hat mich wieder gut unterhalten können, aber auch der überaus clever angelegte Kriminalfall hat mich von Beginn an fesseln können.
    In seinem vierten und bisher persönlichsten Fall wird Commissaire Luc Verlain ganz unvermittelt von seiner Vergangenheit eingeholt und durch eine mysteriöse Botschaft in eine fatale Falle gelockt. Unversehens wird aus dem ermittelnden Jäger ein gnadenlos Gejagter, dem Drogenschmuggel, Entführung und Mord zur Last gelegt werden. Erst schrittweise wird klar, dass sich ein beängstigend mächtiger Drahtzieher an ihm rächen will und sich ein perfides Katz- und Mausspiel für ihn ausgedacht hat.
    Oetker hat für seinen Regionalkrimi einen rasanten, wendungsreichen und recht verzwickten Plot entworfen, der sich mit seiner cleveren Schnitzeljagd hervorragend zum Mitfiebern und Miträtseln eignet. Auch wenn ich anfangs über einige Verwicklungen ungläubig den Kopf schütteln musste, so durchschaute ich langsam die Zusammenhänge, und verfolgte gebannt die Ereignisse um Luc bis zum fesselnden Finale und dramatischen Showdown. Hervorragend hat mir auch die überraschende Auflösung gefallen, die der Autor für uns bereit hält.
    Mit Luc Verlain hat der Autor einen faszinierenden, tiefgründig angelegten und sympathischen Charakter geschaffen, der sehr lebensecht wirkt. Als aufrichtiger, professionell agierender Ermittler, der auch im Privatleben ein sehr umsichtiger und empathischer Mann ist, bangt man von Beginn an um sein Schicksal. Auch sein Ermittler-Team stellt eine sehr interessante Mischung aus sehr eigenwilligen, Charakteren dar, die für so manche Überraschung gut sind.
    Ich bin schon sehr gespannt, in welchem fesselnden Fall Luc Verlain demnächst ermitteln wird, und freue mich schon auf eine Fortsetzung dieser sehr unterhaltsamen Krimi-Reihe!
    FAZIT
    Ein spannender und rasanter Krimi mit viel französischem Flair, einem Ausflug ins faszinierende Baskenland und einem sehr persönlichen Fall für Luc Verlain!
    Unter uns das Meer Unter uns das Meer (Buch)
    27.12.2020

    Logbuch einer Tragödie

    Der Roman „Das Meer unter uns“ von der US-Amerikanischen Autorin Amity Gaige ist eine faszinierende Mischung aus mitreißendem Abenteuerroman, interessantem Reisebericht und bewegendem Familiendrama. Es ist ein fesselnder und nachdenklich stimmender Roman voller Überraschungen, dessen besonderer Reiz darin liegt, dass man lange nicht weiß, wohin sich die eindringliche Geschichte nun entwickeln wird.
    Gekonnt thematisiert die Autorin neben der Suche nach Freiheit und einem selbstbestimmten Leben auch den Umgang mit Ängsten, Depressionen, sexuellem Missbrauch und traumatischen Erlebnissen. Auch erzählerisch kann dieser Roman mit seinem anspruchsvollen Schreibstil überzeugen.
    Im Mittelpunkt der Geschichte steht das Ehepaar Juliet und Michael Partlow, die sich in einer handfesten Ehekrise befinden und sich auf Michaels Initiative hin eine gemeinsame einjährige Auszeit nehmen, um – in der Hoffnung die Ehe zu retten - mit ihren beiden kleinen Kindern Sybil und George einen Segeltörn in der Karibik zu unternehmen.
    Erzählt wird die Geschichte aus den Perspektiven der beiden Ich-Erzähler - Michael und seiner Frau Juliet, die durch verschiedene Schrifttypen voneinander zu unterscheiden. Im Erzählstrang der Gegenwart erinnert sich Juliet, die sich offenbar psychisch angeschlagen in einem Schrank verkrochen hat, rückblickend an die Geschehnisse ihres Segeltrips. Michaels Part hingegen erfahren wir aus den tagebuchartigen Logbuch-Aufzeichnungen, die er während ihrer Reise an Bord der Yacht verfasst hat und eindrückliche Einblicke in seine Gedankenwelt offenbart. Zudem gibt es noch gelegentliche Einschübe mit Gesprächen, die ihre Tochter Sybil mit einer Kinderpsychologin führt. Eine unheilvolle Atmosphäre liegt von Beginn an über der Geschichte und allmählich verdichtet sich eine schreckliche Vermutung.
    Geschickt hat die Autorin die schnell aufeinanderfolgenden Perspektiv- und Zeitwechsel in den Handlungsverlauf eingewoben und stellt die zwei oft so unterschiedlichen Sichten einander gegenüber. Diese besondere Erzählweise sorgt für einen subtilen Spannungsaufbau und schon bald versucht man die zwischen den Zeilen angedeuteten, unheilvollen Verwicklungen zu ergründen, unklar wohin uns diese tragische Geschichte führen wird.
    Gebannt verfolgt man den Schilderungen ihres abenteuerlichen und teilweise gefahrenvollen Segeltrips, der sie in vielerlei Hinsicht herausfordert und an ihre Grenzen treibt, aber auch den dramatischen Entwicklungen in der Familiendynamik an Bord. Sehr anschaulich und glaubhaft schildert die Autorin, wie sich die charakterlich so gegensätzlichen Ehepartner nicht nur miteinander auseinandersetzen, sondern sich auch den Widrigkeiten von Technik und den unbarmherzigen Naturgewalten stellen und folgenschwere Entscheidungen treffen müssen.
    Schrittweise enthüllt Amity Gaige das Logbuch einer unglücklichen Ehe. Gekonnt gewährt uns die Autorin eindrückliche Einblicke in die Hintergrundgeschichten der beiden Protagonisten und leuchtet deren so unterschiedliche Persönlichkeiten und inneren Abgründe aus. So wird immer deutlicher, dass beide ihren Problemen miteinander und ihren inneren Dämonen auch auf dem Meer nicht entfliehen können. Feinfühlig und tiefgründig hat die Autorin ihre Charaktere ausgearbeitet. Schade nur, dass ich trotz der ausgefeilten Charakterstudien mit beiden Protogonisten nicht wirklich warm geworden bin.
    Mir haben die Beschreibungen der Naturschönheiten und von der einzigartigen Atmosphäre an Bord hervorragend gefallen; auch wenn ich mit Nautik und der Seemannssprache wenig anfangen kann, runden sie diese mitreißende Geschichte perfekt ab.
    FAZIT
    Ein spannender, bewegender und nachdenklich stimmender Roman, der uns mit auf eine ungewisse und herausfordernde Reise voller Überraschungen nimmt.
    Das Wörterbuch des Windes Nina Blazon
    Das Wörterbuch des Windes (Buch)
    27.12.2020

    Neubeginn auf Island

    Mit „Das Wörterbuch des Windes“ hat die deutsche Autorin Nina Blazons einen weiteren unterhaltsamen und sehr warmherzig erzählten Roman für die erwachsene Leserschaft vorgelegt, der auf der einzigartigen, windumtosten Insel Island angesiedelt ist.
    Der faszinierende Roman ist eine abwechslungsreiche und stimmige Mischung aus Entwicklungsroman und Liebesgeschichte gewürzt mit einigen glaubwürdig eingebetteten mystischen Elementen und Informationen über nordische Mythen. Hervorragend gefallen haben mir die ausdrucksstarken und sehr atmosphärischen Beschreibungen von Islands rauer Landschaft, den isländischen Traditionen und Bräuchen sowie der interessanten Lebensart der Isländer gefallen. Mit ihrem einfühlsamen und eindringlichen Schreibstil lässt uns die Autorin rasch in eine fesselnde, fremde Welt eintauchen und nimmt uns mit auf diese außergewöhnliche Insel der Winde, die im Roman immer wieder eine tragende Rolle eingeräumt bekommt.
    Erzählt wird aus den unterschiedlichen Ich-Perspektiven von zwei sehr unterschiedlichen Charakteren, die im Laufe der Handlung eine ganz besondere Beziehung zueinander aufbauen und sich gegenseitig in ihrer schwierigen Lebenssituation Halt geben. Die Haupthandlung erleben wir vor allem aus Sicht der Protagonistin Swea, aber auch aus der Perspektive des alten Isländers Einar, dem Swea eher zufällig begegnet und über dessen berührende Vergangenheit wir schrittweise immer mehr erfahren.
    Da sich die Geschichte um die Protagonistin Swea recht gemächlich und unspektakulär aufbaut, hat es eine Weile gedauert, bis ich mich in die Handlung hineinfinden konnte. Doch so langsam nahm mich dann in die besondere Atmosphäre gefangen und mit den verschiedenen sehr greifbaren Nebencharakteren und ihren Hintergrundgeschichten zog auch die Spannung zunehmend an.
    Nina Blazon versteht es hervorragend ihre Figuren zum Leben zu erwecken. Sowohl Swea als auch Einar erlebt man zunächst als sehr unnahbare und verschlossene Charaktere. Doch je mehr man über ihr Leben erfährt und hinter ihre Fassade aus verdrängten Hoffnungen und enttäuschten Traumen blickt, desto mehr beginnt man sie zu mögen.
    So ist auch Swea eine anstrengende und anfangs nicht unbedingt sympathische Protagonistin, die aber mit ihren Eigenheiten und ihrem Handeln sehr glaubwürdig und authentisch wirkt. Wir lernen sie in einer Ausnahmesituation kennen, als sie nach dem endgültigen Zerbrechen ihrer Ehe vor einem Scherbenhaufen steht und sich von allen betrogen fühlt. Wir begleiten sie bei dem schmerzhaften Prozess, den alten Ballast abzuwerfen und sich selbst und das Leben neu zu entdecken. Auch wenn es eine ganze Weile dauerte es, bis ich mit ihr warm wurde, so verfolgt man doch interessiert ihren „Selbstfindungstrip“ und ihre Bemühungen einen Neuanfang auf Island zu wagen.
    Auch Einar eine faszinierende, liebenswerte und facettenreiche Figur des Romans, dessen mysteriöse Vergangenheit und Geheimnisse man erst während der Handlung allmählich zu ergründen beginnt.
    Trotz einiger Längen versteht es die Autorin, uns mit verschiedenen Verwicklungen und einigen überraschenden Enthüllungen bis zum Ende hin zu unterhalten.
    FAZIT
    Ein unterhaltsamer Roman mit einer warmherzigen, emotionalen Geschichte, viel Island-Flair und einem wunderschönen Schreibstil.
    Das Buch eines Sommers Bas Kast
    Das Buch eines Sommers (Buch)
    23.12.2020

    *Inspirierende Familiengeschichte*

    Der deutsche Bestseller-Autor und Ernährungspapst Bas Kast hat mit „Das Buch eines Sommers“ seinen ersten Roman vorgelegt. Obwohl der Untertitel „Werde, der du bist“ nach einem Ratgeber- oder Selbsthilfebuch klingt, das uns dabei helfen soll unser Leben zu verändern, handelt es sich um einen inspirierenden Roman rund um die Themen Selbstfindung, Selbstvertrauen, Persönlichkeitsentwicklung und dem Erlangen von positivem Lebensgefühl. Es ist zugleich eine faszinierende Familiengeschichte, in der Bas Kast immer wieder lebensphilosophische Fragestellungen aufwirft, die zum Nachdenken anregen und Mut machen sollen, eingefahrene Gleise zu verlassen und sich für ein erfüllteres und zufriedeneres Leben zu entscheiden.
    Kast versteht es, Stimmungen und Bilder mit viel Feingespür einzufangen, und uns nachdenklich zu stimmen und abzuholen auf eine spannende Entdeckungsreise zum eigenen Ich.
    FAZIT
    Eine lesenswerte, lebensphilosophische Erzählung, die zum Nachdenken anregt und uns inspirieren soll, uns auf die Suche nach dem eigenen Ich und zu einem erfüllenden Leben zu begeben!
    Zeiten des Sturms Nele Neuhaus
    Zeiten des Sturms (Buch)
    28.08.2020

    Stürmisches Finale für Sheridan Grant

    Mit „Zeiten des Sturms“ hat die deutsche Erfolgsautorin Nele Neuhaus, die den meisten eher durch ihre Taunuskrimis bekannt ist, den letzten Band und wie ich finde auch einen würdigen Abschluss ihrer Sheridan Grant-Trilogie vorgelegt. Nele Neuhaus hat zugleich bewiesen, dass sie neben fesselnden Krimis durchaus auch mitreißende Unterhaltungsliteratur schreiben kann.
    Auch ohne die beiden Vorgängerbände zu kennen, kann man der Handlung rund um die mittlerweile 21jährige Hauptfigur Sheridan gut folgen, da wichtige Ereignisse aus deren Vergangenheit und für das Verständnis notwendige Zusammenhänge in ausführlichen Rückblicken aufgegriffen werden.
    Nele Neuhaus‘ mitreißender Schreibstil und ihr hohes Erzähltempo gefallen mir wirklich gut, so dass man nur so durch die Seiten fliegt und alles andere um sich herum vergisst.
    Die Autorin hat ihre Geschichte um Sheridan mit reichlich Dramatik, großen Emotionen und unerwarteten Wendungen versehen, so dass kann man der Verwirklichung Sheridans‘ großen Traums Sängerin zu werden, gebannt mit verfolgt. Gelungen sind die atmosphärischen Beschreibungen von Land und Leuten, auch das ganze Flair des Musik-Business finde ich sehr fesselnd und treffend eingefangen. Die gelungene Mischung aus allem lässt uns Leser*innen in eine andere Welt eintauchen, sorgt für einen guten Spannungsbogen und beschert uns abwechslungsreiche und packende Lesestunden. Schade nur, dass viele Entwicklungen für meinen Geschmack doch etwas zu klischeehaft und unglaubwürdig waren, und zudem manche Wendung einfach zu viel des Guten.
    Dafür versteht es die Autorin aber ihre so unterschiedlichen Charaktere zu entwickeln. Vor allem ihre Protagonistin Sheridan Grant ist eine wirklich faszinierende Figur, die von Nele Neuhaus sehr vielschichtig und detailgenau gezeichnet ist. Sie hat in ihrem noch kurzen Leben schon ganz schön viel durchmachen müssen und es nicht leicht gehabt. Sie ist zu einer selbstbewussten, mutigen jungen Frau herangewachsen, die mit Herzblut ihre Musikerinnen-Karriere verfolgt, aber auch jede Menge Komplexe und Ängste mit sich herumschleppt, innerlich zerrissen und sehr verletzlich wirkt. Ihre problembehaftete Vergangenheit verfolgt sie nicht nur in ihren Erinnerungen, sondern holt sie auch in der Wirklichkeit immer wieder ein.
    Sheridan ist eine sehr interessante Persönlichkeit mit vielen Ecken und Kanten und durchläuft im Laufe der Story eine interessante und glaubwürdige Entwicklung.
    Das Ende der Geschichte kam zwar nach den vielen Verwicklungen etwas unvermittelt, bildet aber einen runden und passenden Abschluss der gesamten Reihe und einen schönen Abschied von Sheridan Grant.
                             
    FAZIT
    Ein stimmiger Abschluss der Sheridan Grant-Trilogie und eine mitreißende, abwechslungsreiche und unterhaltsame Geschichte, die sich auch als Standalone lesen lässt!
    Trotz einiger Schwächen ein kurzweiliges und fesselndes Lesevergnügen für den Sommerurlaub!
    Verschollen in Palma Verschollen in Palma (Buch)
    02.08.2020

    Ungewöhnlicher, aber packender Page Turner

    *Ungewöhnlicher, aber packender Page Turner*
    "Verschollen in Palma“ ist ein neuer äußerst packender Krimi des schwedischen Erfolgsautors Mons Kallentoft, der diesmal vor der facettenreichen Kulisse der Balearen-Insel Mallorca angesiedelt ist. Er hat keinen Bezug zu den übrigen Krimi-Reihen des Autors und ist als Standalone lesbar.
    Auch ohne Co-Autoren ist Kallentoft erneut ein unglaublich fesselnder, intensiver und nervenaufreibender Page Turner gelungen, der mich neben der temporeichen, komplexen Handlung auch mit der eindringlichen Darstellung seiner Hauptfigur begeistern konnte.
    Erzählt wird die Geschichte über die verzweifelte Suche eines Vaters und ehemaligen Polizisten Tim Blanck nach seiner geliebten Teenager-Tochter Emme, die vor 3 Jahren bei einem Urlaub mit zwei Freundinnen auf Mallorca spurlos verschwand. Seither ist Tims Leben völlig aus den Fugen geraten, seine Ehe zerbrochen und nach seinem Umzug nach Mallorca schlägt er sich als Privatdetektiv durch – stets in der Hoffnung, Hinweise auf ihren Verbleib zu erhalten. Bei einem neuen Auftrag stößt Tim dann ganz unerwartet auf eine neue Spur von Emme, und seine Ermittlungen lassen ihn schließlich immer tiefer in eine Welt aus Korruption, grenzenloser Gier und Perversionen hinabgleiten.
    Der Auftakt der Geschichte wirkt zunächst etwas verworren und es dauert einige Zeit, bis man sich auf den sprunghaften Erzählstil und mäandrierenden Gedankenfluss der Hauptfigur einlassen kann. Mit seinem unverwechselbaren, dichten und prägnanten Schreibstil nimmt Kallentoft uns mit auf eine äußerst abwechslungsreiche, turbulente und sehr nervenaufreibende Suche auf dem überaus beliebten und vermeintlich schillernden Urlaubsparadies Mallorca. Die allmählichen Einblicke in die Hintergründe um Emmes Verschwinden haben mich unglaublich aufgerüttelt und beschäftigt. Kallentoft hat diese Rückblenden hervorragend mit der eigentlichen Handlung verwoben, so dass sich schon bald enorme Spannung aufbaut und man das Buch kaum aus der Hand legen mag. Sehr gelungen hat Kallentoft die verschiedenen Schauplätze und das besondere Flair der Balearen-Insel eingefangen, die deutlich machen, dass der inzwischen dort ansässige Autor die Begebenheiten vor Ort inzwischen gut kennt. Sehr eindrücklich ist auch der Blick des Protagonisten auf die Schattenseiten des Lebens auf der Sonneninsel eingefangen und die erschreckende Abgründigkeit und Dekadenz, die sich hinter den schönen Verlockungen des Urlaubsparadieses verbergen.
    Ein besonderes Highlight ist aber die geniale Darstellung des ziemlich eigenwilligen Protagonisten Tim, den wir als vielschichtigen, psychisch angeschlagenen Charakter und gebrochenen Helden erleben. Die dichte Schilderung seiner inneren Dämonen, seine Verzweiflung, Trauer, Schuldgefühle und besessene Getriebenheit sind absolut authentisch eingefangen und gehen unter die Haut. Unmittelbar haben wir Anteil an seinem ewigen Gedankenkarussell, tauchen ein in sein desolates Innenleben und können hautnah Selbstvorwürfe und Hoffnungslosigkeit spüren, aber auch seine fieberhafte Besessenheit nachvollziehen.
    Sehr gut haben mir auch viele der übrigen Neben-Charaktere gefallen, die mit ihren Ecken und Kanten etwas schräg wirken aber insgesamt glaubhaft ausgearbeitet sind.
    Nach einigen unvorhersehbaren Wendungen inklusive riskanter Alleingänge gipfelt Tims besessene Suche in einem rasanten, hochdramatischen Finale. Traurig und bewegt möchte man beinahe die realistische Auflösung als Ende der Geschichte akzeptieren, doch der ungewöhnliche Ausklang mit abruptem Ende mitten im Satz lässt einen neugierig werden. Tatsächlich ist die Geschichte um Emmes Verschwinden auf Mallorca noch nicht zu Ende erzählt und es wird eine Fortsetzung geben. Ich bin sehr gespannt, wie es weitergehen wird…
    FAZIT
    Ein ungewöhnlich geschriebener Spannungsroman mit einem gebrochenen Helden und „fiebrigem Sound“– fesselnd, berührend und intensiv. Ein packender Page Turner à la Kallentoft und alles andere als ein seichter
    Halligmord Greta Henning
    Halligmord (Buch)
    26.07.2020

    Spannender Hallig-Krimi mit tollem Nordseeflair

    Mit dem Krimi „Halligmord“ hat Greta Henning, einer unter Pseudonym schreibenden deutschen Autorin, einen interessanten und fesselnden Auftakt zu ihrer neuen Krimi-Reihe vorgelegt, die an der idyllischen Nordseeküste im Küstenstädtchen Jüstering und auf den vorgelagerten, kleinen Halligen spielt. Im Mittelpunkt steht die junge, sympathische Ermittlerin Minke van Hoorn, die als frisch gebackene Kommissarin in ihre nordfriesische Heimat zurückkehrt und den Dienst am ehemaligen Arbeitsplatz ihres verstorbenen Vaters antritt. Die ihren kleinen Marschinseln inmitten der sturmumtosten Nordsee, ein beschauliches Küstenstädtchen und das faszinierende Wattenmeer stellen ein tolles, einzigartiges Setting für einen Krimi mit viel Lokalkolorit dar, das mich sofort angesprochen hat. Greta Henning schafft es mit Leichtigkeit die besondere Atmosphäre der fiktiven Schauplätze und die Eigenheiten der Einheimischen sehr lebendig und stimmungsvoll einzufangen. Durch sehr anschauliche Schilderungen der Schauplätze sowie die Erwähnung einiger typisch nordfriesischer Traditionen wie das Klootschießen oder Biikebrennen unterstreicht Greta Henning gekonnt das tolle Nordseeflair.
    Die Autorin hat einen sehr eingängigen und anschaulichen Schreibstil, so dass die Leser rasch mitten hinein in die Handlung gezogen werden. Noch bevor Minke ihren ersten Arbeitstag in der neuen Polizeiwache antreten kann, wird sie sie direkt zu ihrem ersten Fall gerufen. Ein vom Sturm freigespültes Skelett auf der Hallig Nekpen gibt Rätsel auf, zumal bald feststeht, dass es sich hierbei nicht um einen alten Wikinger handelt, sondern um einen vor Jahrzehnten bei einem tragischen Unfall verschollenen Halligbewohner. Tatkräftig stürzt sich Minke in die Ermittlungen zu diesem kniffligen Cold Case, befragt die alteingesessenen Familien auf Nekpen und beginnt immer tiefer in deren Vergangenheit zu graben.
    Mit einem häufigen Wechsel der sehr kurz gehaltenen Erzählstränge gelingt es der Autorin, rasch Tempo und Spannung in die Handlung zu bringen. In Einschüben erhalten wir zudem aufschlussreiche Rückblicke auf vergangene Ereignisse aus den unterschiedlichen Perspektiven der Beteiligten und interessante Einblicke in jenen schicksalsträchtigen Abend auf Nekpen. Aber nicht nur die geschickt platzierten Szenenwechsel und die Verwendung von Cliffhanger bringen Bewegung in das Geschehen, sondern auch die eingestreuten Passagen mit den Schilderungen des verschwundenen Sohns des Deichgrafen Jasper sowie Einblicken in die Gedankenwelt des anonym bleibenden Täters heizen die Spannung zusätzlich an. Durch geschickt gelegte falsche Fährten und so manche unerwartete Wendung ist der Krimi ideal zum Mitermitteln. Auch wenn es Minke nicht leicht hat, die Mauer des Schweigens zu durchbrechen, lässt sie sich nicht abschrecken und bohrt hartnäckig weiter. So merkt sie schon bald, dass fast ein jeder ihr nicht die Wahrheit erzählt und versucht, ein dunkles Geheimnis zu verbergen. Zudem ist Minke bei ihren schwierigen Ermittlungen fast völlig auf sich allein gestellt, denn ihr phlegmatischer Assistent Klaus sieht seiner Pensionierung in wenigen Tagen entgegen und ist vorrangig damit beschäftig, seine Abschiedsparty in der Dienststelle zu organisieren – was natürlich für eine äußerst unterhaltsame Episoden sorgt.
    Ihre verschiedenen Charaktere hat die Autorin vielschichtig und lebensnah angelegt. Auch ihre Handlungsweisen sind gut nachzuvollziehen. Die Nebenfiguren sind durchweg gut gelungen und werden abhängig von ihrer Rolle glaubhaft und interessant ausgearbeitet. Das Privatleben der sympathischen Hauptfigur Minke und einigen Details zu ihrer Vergangenheit werden nur kurz angerissen, sind interessant und runden ihre Charakterzeichnung insgesamt ab.
    Mit dem aufkommenden Sturm verdichtet sich die eher ruhige Geschichte zum Ende hin immer mehr und gipfelt schließlich in einem stürmischen Finale. Die erschreckende Auflösung von Minkes erstem Fall und die Aufklärung der Geschehnisse in Vergangenheit und Gegenwart sind insgesamt in sich schlüssig und glaubhaft.
    Ich bin schon sehr gespannt auf den zweiten Band und einen neuen Kriminalfall für die sympathische Ermittlerin, denn die neue Besetzung von Klaus Assistentenstelle ist sehr vielversprechend und lässt auf eine unterhaltsame Zusammenarbeit hoffen. Mir hat der Auftakt zu der neuen Krimi-Serie sehr gut gefallen und lässt Raum für die weitere Entwicklung der interessanten Figuren.
    FAZIT
    Insgesamt ein spannender, eher ruhiger aber sehr unterhaltsamer Krimi-Auftakt - mit einem mysteriösen Cold Case, viel Lokalkolorit und tollem Nordsee-Flair. Ein gelungener Regionalkrimi!
    Die Königin von Berlin Die Königin von Berlin (Buch)
    10.05.2020

    Fesselndes Portrait der in Vergessenheit geratenen Ikone Carola Neher

    In ihrer Romanbiografie „Die Königin von Berlin“ hat sich die Bestsellerautorin Charlotte Roth dem bewegten Leben von Carola Neher angenommen, und setzt der heute weitgehend in Vergessenheit geratenen Ikone der Weimarer Republik gekonnt ein Denkmal. Die Schauspielerin und Sängerin Carola Neher war in den 1920er Jahren die Muse einiger berühmter Künstler, brannte für das Theater und wurde schließlich mit Brechts Dreigroschenoper als Polly und ihrem „Barbara-Song“ unsterblich.
    Einem Theaterstück gleich hat Charlotte Roth ihren Roman als einen Drei-Akter mit einigen Zwischenspielen inszeniert. Geschickt hat sie ihre eigentliche Geschichte um Carola Neher in eine interessante Rahmenhandlung eingebettet, die im Jahr 1979 in dem kleinen Ort Weyher an der Südlichen Weinstraße angesiedelt ist und von der aus die Spurensuche nach Carola und ihrer Familie aufgerollt wird.
    Den einzelnen Romanteilen wurden passender Weise Szenenangaben aus der Dreigroschenoper von Bertolt Brecht vorangestellt sowie Gedichtzeilen des Dichters Klabund, Nehers an Tuberkulose erkranktem, ersten Ehemann, der bürgerlich Alfred „Fredi“ Henschke hieß.
    Zu Beginn ihres Romans macht die Autorin dem Leser in einem unterhaltsamen „Grußwort des Abendspielleiters“ deutlich, dass sie bewusst keine Biografie zu Carola Neher sondern einen Roman über diese außergewöhnliche Frau schreiben wollte, sich zwar an Fakten und historisch verbürgte Begebenheiten orientiert, aber auch einige dramaturgische Freiheiten in Bezug auf Schauplätze, Figuren und zeitliche Abläufe genommen hat.
    Sehr eingehend hat sich die Autorin mit Nehers, Klabunds und Bertolt Brechts Biografie beschäftigt. Aber auch das kultur- und theatergeschichtliche Umfeld jener Zeit sowie das politische und zeitgeschichtliche Geschehen während der Weimarer Republik hat sie sehr gründlich recherchiert und äußerst anschaulich und authentisch in ihre Geschichte eingebaut. Im angehängten Glossar kann der interessierte Leser verschiedene wissenswerte Begriffserklärungen sowie Erläuterungen zu damals bekannten Schauplätzen und angesagten Treffpunkten nachlesen.
    Mit ihrem ansprechenden, sehr mitreißenden Schreibstil gelingt es Charlotte Roth sehr schnell uns auf eine faszinierende Zeitreise in die Welt der Goldenen Zwanziger Jahre mitzunehmen – eine faszinierende Zeit zwischen Armut, den Nachwirkungen des ersten Weltkriegs, rasantem Fortschritt, beispielloser kultureller Aufbruchsstimmung, gesellschaftlichen Umbrüchen, politischen Unruhen, ungezügeltem Vergnügen und Dekadenz. Doch schon bald setzen Weltwirtschaftskrise und der aufkommende Nationalsozialismus dem Ganzen ein Ende. Zugleich nimmt sie uns aber auch mit in die faszinierende Welt des Theaters jener Zeit.
    Sehr abwechslungsreich und einfühlsam hat die Autorin in sorgfältig ausgewählten Episoden das außergewöhnliche Lebensbild von Carola gezeichnet, die sich sehr hartnäckig und zielstrebig zu einer gefeierten Schauspielerin der 1920ger und 30ger Jahre hochgearbeitet hat. Mit ihrem extravaganten Erscheinungsbild wurde sie zu einer Ikone des modernen Frauentyps und pflegt ihr Image als „femme fatale“.
    Es ist Roth hervorragend gelungen, uns an den bedeutsamen Stationen ihrer Karriere und ihres turbulenten Privatlebens teilhaben zu lassen und diese zu einer fesselnden, abwechslungsreichen und sehr stimmigen Geschichte mit viel Zeitkolorit zusammen zu fügen. Zwar ist es mir nicht sofort gelungen, Bezug zu Carola und ihrem teilweise sehr kompromisslosen, egoistischen Verhalten aufzubauen, aber schließlich hat mich ihre extrovertierte, lebendige Persönlichkeit und ihr recht kapriziöses Innenleben doch zunehmend in den Bann gezogen.
    Schon früh entschließt sie sich gegen den Widerstand der Mutter, den Weg zur Schauspielerei einzuschlagen und will unbedingt auf die Bühne. Anfang der 20er-Jahre erhält sie zwar erste, kleinere Rollen in Baden-Baden, München und Breslau, doch wird ihr von Kritikern das Talent zur bedeutenden Darstellerin wegen ihres eigenwilligen Stils abgesprochen. Dank ihres Aussehens, ihrer Erotik und ihres extremen Ehrgeizes gelangt sie schließlich dennoch an die Spitze des Theaterlebens während der Weimarer Republik und glänzt auf dem Höhepunkt ihres Ruhms in einigen großen Rollen und legendären Inszenierungen. Vielen berühmten Persönlichkeiten aus den Theater- und Kunstkreisen begegnen wir im Laufe der Handlung wie beispielsweise Julius Gellner, Feuchtwanger, Wedekind, Benn oder Weill. Zwei Männer, die in ihrem Leben eine ganz besondere Rolle gespielt haben, ihr großer Bewunderer und späterer Ehemann Klabund und der Dramaturg Bertolt Brecht, dessen Muse und Geliebte sie über längere Zeit ist, erhalten natürlich sehr viel Raum in der Handlung. Vor allem die ambivalente Figur von Brecht mit all seinen Licht- und Schattenseiten ist Roth hervorragend gelungen und wirkt äußerst überzeugend und authentisch.
    Schade nur, dass die Autorin ihre Erzählung mit dem Höhepunkt von Carolas Karriere nur noch kurz anreißt. Über die letzten, bedrückenden Stationen ihres wechselvollen Lebens - von ihrer Flucht vor den Nazis in die Sowjetunion, ihrem Martyrium bis hin zu ihrem tragischen Tod im stalinistischen Gulag - erhalten wir in der Rahmenhandlung sowie im Nachwort „Ihr Abendspielleiter verabschiedet sich“ nur noch einen knappen Einblick und wenige Hintergrundinformationen.
    FAZIT
    Ein sehr interessanter und abwechslungsreich erzählter Roman über die fast völlig in Vergessenheit geratene Carola Neher – eine gefeierte Schauspielerin und Ikone der Weimarer Republik!
    Feinfühlig und lebendig portraitiert Charlotte Roth die faszinierende Persönlichkeit von Carola Neher in all ihren schillernden Facetten und nimmt uns mit auf eine fesselnde Zeitreise.
    Der Sommer, in dem Einstein verschwand Der Sommer, in dem Einstein verschwand (Buch)
    10.05.2020

    Unterhaltsamer historischer Roman

    Der jüngste Roman der schwedischen Autorin Marie Hermanson „Der Sommer, in dem Einstein verschwand“ spielt vor dem Hintergrund der grandiosen Jubiläumsausstellung in Göteborg im Sommer 1923, bei der die schwedische Stadt zugleich ihr 300jähriges Gründungsjubiläum feierte. Im Mittelpunkt des spannenden historischen Romans stehen jede Menge abenteuerliche Verwicklungen um den Besuch des weltberühmten, aber wegen seiner Relativitätstheorie nicht unumstrittenen Physikers Albert Einstein, der in der Stadt seine Nobelpreisrede halten soll.

    Vor der faszinierenden, stimmungsvollen Kulisse der Göteborger Jubiläumsausstellung lässt die Autorin die bewegten „Goldenen Zwanziger“ auferstehen und uns in die aufregende Aufbruchsstimmung zwischen Ende des Ersten Weltkriegs, der herannahenden Weltwirtschaftskrise und dem erstarkenden Nationalsozialismus eintauchen.

    Sehr schön hat sie den Geist des allgemeinen Optimismus und der Zukunftsgläubigkeit unter der Bevölkerung eingefangen. Doch wird die positive Stimmung auch durch kritische Stimmen zur Ausstellung getrübt, die hierin ein Symbol der Klassenunterschiede sahen und die sozialen Ungerechtigkeit anprangerten. Im Vorfeld der Eröffnung streiken die Arbeiter und zudem werden gerissene Betrüger auf den Plan gerufen. Den gut recherchierten, zeitgeschichtlichen Rahmen setzt die Autorin sehr anschaulich mit vielen informativen historischen Details um. Aus vielen historischen Begebenheiten sowie Fakten zu zeitgeschichtlichen Persönlichkeiten wie Albert Einstein und seinem erbitterten Widersacher Paul Weyland, einem zwielichtigen Betrüger, der die antisemitischen Hasskampagnen gegen Einstein anführte, hat die Autorin eine spannende und äußerst unterhaltsame, fiktive Geschichte gesponnen. Sehr ausführlich geht sie in ihrem hochinteressanten und sehr lehrreichen „Kommentar der Autorin“ auf die verwendeten historischen Fakten, ihre Quellen und die erfundenen bzw. modifizierten Anteile in ihrem Roman ein.

    Der Schreibstil der Autorin ist recht einfach und schnörkellos gehalten, wodurch sich das Buch sehr zügig und angenehm lesen lässt. Fast wie eine turbulente, heitere Karussellfahrt entwickelt sich die vielschichtig angelegte Geschichte mit ihren verschiedenen Handlungssträngen. Erzählt wird hauptsächlich aus der personalen Erzählperspektive und so erleben wir die Geschehnisse abwechselnd aus den unterschiedlichen Sichtweisen von Albert Einstein, der jungen Journalistin Ellen, die für die Ausstellungszeitung Artikel verfassen darf, und des sympathischen Polizisten Nils. Zudem wechselt die Autorin aber auch immer wieder zu den im Jahr 2002 aus der Ich-Perspektive verfassten Erinnerungen von Otto, der auf seine Erlebnisse als 12jähriger Junge während der Ausstellung zurückblickt, als er mit seiner Eselin Bella zur großen Attraktionen wurde.

    Durch geschickte Perspektiv- und Schauplatzwechsel wird sehr behutsam Spannung aufgebaut. Neben amüsanten Episoden sorgen auch unerwartet eintretende Ereignisse für Abwechslung und lassen bisweilen eine unheilvolle Stimmung aufkommen. Zudem erfahren wir als Leser auch einiges aus Albert Einsteins Privatleben, über die offenen Anfeindungen, denen er als jüdischer Wissenschaftler damals ausgesetzt war und vielfältigen Intrigen rund um seine Nobelpreisverleihung. Insgesamt werden die angeschnittenen Themen aber nie sehr tiefgründig und problembehaftet behandelt, so dass die Geschichte ihre unterhaltsame, leicht beschwingte Grundstimmung stets behält.

    FAZIT
    Ein unterhaltsamer und kurzweilig erzählter historischer Roman mit einem wundervoll eingefangenen Zeitkolorit der „Goldenen Zwanziger“, einer spannenden Kriminalgeschichte und interessanten Episoden aus dem bewegten Leben Albert Einsteins.
    Die brennenden Kammern Die brennenden Kammern (CD)
    18.03.2020

    *Ein unterhaltsamer historischer Roman und lohnendes Hörerlebnis*

    Mit dem historischen Roman „Die brennenden Kammern“ hat die britischen Bestseller-Autorin Kate Mosse den fesselnden Auftakt einer neuen Historien-Saga vorgelegt, die vor dem Hintergrund der blutigen französischen Religionskriege angesiedelt ist und ihren Ausgang während des 16. Jahrhunderts im Languedoc nimmt. „Die brennenden Kammern“ ist eine fesselnde, opulente und sehr vielschichtige Geschichte von verbotener Liebe, dunklen Familiengeheimnissen, Verschwörungen und verhängnisvollem Verrat.
    Bei der geplanten Romanreihe, die wahrscheinlich vier Bände umfassend wird, handelt es sich um eine episch angelegte Familiengeschichte, die vom Frankreich des 16. Jahrhunderts bis ins Südafrika des 19. Jahrhunderts reichen wird und in deren Mittelpunkt das Schicksal der Hugenotten, ihr Überlebenskampf und ihre Vertreibung durch die Glaubenskriege steht.
    Der lebendige und sehr ausdrucksvolle Erzählstil der Autorin macht den Einstieg in die Geschichte recht leicht. Die verwirrende Vielzahl der Charaktere hingegen bereitet anfangs deutlich Schwierigkeiten. Und gibt sich erst im Laufe der Handlung.
    Anschaulich führt uns die Autorin die verschiedenen Facetten des Alltagslebens der Bevölkerung in den mittelalterlichen Städten von Carcassonne und Toulouse vor Augen, so dass man sich rasch in die damalige Zeit hineinversetzen kann. Sehr feinfühlig vermittelt sie die sich zuspitzenden religiösen Konflikte zwischen Protestanten und Katholiken und fängt gekonnt die schwelenden Animositäten und die unheilvolle Stimmung ein. Teilweise sehr detailgenau und recht schonungslos werden allerdings auch Episoden von brutalen Folterungen, blutigen Schlachten und Szenen der Gewalt beschrieben, die zartbesaitete Gemüter sicher schockieren werden. Die Handlung wechselt geschickt zwischen verschiedenen Schauplätzen und unterschiedlichen Akteuren ab und gibt in eingeschobenen Passagen Einblicke in rätselhafte Tagebucheinträge, deren Urheber und Bedeutung sich erst allmählich erschließen. Zudem werden in einigen Episoden auch historisch verbürgte Ereignisse wiedergegeben, die in die fesselnde, fiktive Geschichte um die beiden Protagonisten, die junge Minou Joubert und den Hugenotten Piet Reydon, eingebettet sind.
    Die Spannung der gut durchdachten Geschichte baut sich immer weiter auf, beginnend mit der geheimnisvollen Vergangenheit der Familie Joubert, dem mysteriösen Verbleib des wertvollen gestohlenen Grabtuchs von Antiochia und Piets gefährlicher Mission bis hin zu den komplexen politischen Verwicklungen und den zunehmenden Konflikten zwischen Katholiken und Protestanten, die in den gewaltsamen Unruhen von 1562 in Toulouse gipfeln. Im Laufe der ereignis- und wendungsreichen Handlung müssen sich die Charaktere vielen abenteuerlichen Herausforderungen stellen und gefährliche Situationen bewältigen. Allmählich verdichten sich die Erzählstränge immer mehr und offenbaren dem Leser viele Zusammenhänge. Nach einigen überraschenden Verwicklungen und einem packenden, hochdramatischen Finale kommt es am Ende zu einem stimmigen Abschluss dieses gelungenen Romanauftakts. Der 10 Jahre später angesiedelte Epilog gibt bereits einen unheilvollen, aber vielversprechenden Ausblick auf die Fortsetzung dieser fesselnden Familiengeschichte.
    Die zahlreichen Figuren der Geschichte sind detailreich dargestellt und werden dem Leser rasch nahe gebracht. Im Mittelpunkt des Romans stehen die 19-jährige Buchhändlerstochter und Katholikin Minou Joubert und der junge Protestant Piet Reydon. Sehr lebensnah und ausführlich die Autorin ihre beiden Protagonisten angelegt, die ich mir allerdings noch etwas tiefgründiger und weniger glatt gewünscht hätte. Weitgehend glaubhaft hat Mosse ihre Entwicklungen und Handlungsweisen herausgearbeitet, so dass man sich recht gut in sie hineinversetzen kann. Die zwischen ihnen langsam entstehende Liebesgeschichte wirkt zwar etwas klischeebehaftet, gibt der Handlung aber zusätzliche Würze und hält sich insgesamt angenehm im Hintergrund.

    ZUM HÖRBUCH
    Die gekürzte Lesefassung ist mit insgesamt 621 Minuten Spielzeit ist auf 8 CDs untergebracht. Die Kürzungen wurden geschickt gewählt und wirken sich beim Hören nicht auf das Verständnis der Handlung aus, sondern erweisen sich bei diesem opulenten Werk als sehr sinnvoll und wohltuend.
    Mit Ilona Teichmüller hat der Lübbe AUDIO Verlag eine Sprecherin verpflichtet, die mich mit ihrer ruhigen Erzählstimme und einer stimmigen Leseleistung überzeugen konnte. Ihre Art zu lesen ist sehr ansprechend und lässt den Hörer nahe ans Geschehen herankommen. Sie präsentiert den historischen Stoff äußerst lebendig und in einem angenehmen Tempo, so dass man gut folgen kann und sich hervorragend auf den ausschweifenden Erzählstil der Autorin einlassen kann. Gekonnt variiert die Sprecherin ihre Stimme, um in die unterschiedlichen Figuren zu schlüpfen und sorgt mit Tempowechsel oder stimmlicher Nuancierung für Abwechslung. Lediglich einige Männerstimmen hätte ich mir etwas prägnanter und weniger lieblich gewünscht. Die dezente Hintergrundmusik, mit der die einzelnen CDs eingeführt und beendet werden, stellt eine gute Ergänzung zu der tollen Lesung dar.
    FAZIT
    Ein fesselnder und unterhaltsamer historischer Roman mit einer opulenten Geschichte von Liebe, Geheimnissen, Verschwörungen und Verrat!
    Die Hörbuchfassung ist wegen der Vielzahl an Handlungssträngen und Figuren ein recht herausforderndes, aber dank der überzeugenden Leistung der Sprecherin ein lohnendes Hörerlebnis!
    Der Apfelbaum Der Apfelbaum (Buch)
    08.12.2018

    Beeindruckendes Debüt

    Mit „Der Apfelbaum“ hat sich der bekannte deutsche Schauspieler Christian Berkel an ein ehrgeiziges, äußerst persönliches Projekt herangewagt, das ihn tief in seine aufregende Familiengeschichte hat abtauchen lassen. Nach zahlreichen Reisen, Archivbesuchen und endlosen Recherchen in alten Briefen ist ihm schließlich ein großartiger biographischer Roman über seine Familie und familiären Wurzeln gelungen, bei dem er auch so manche Leerstelle zu ergründen hatte.
    „Jahrelang bin ich vor meiner Geschichte davongelaufen. Dann erfand ich sie neu.“
    Herausgekommen ist eine sehr beeindruckende Familiengeschichte mit viel Tiefgang und ein gelungenes Debüt, das unter die Haut geht.
    Gekonnt und sehr fesselnd erzählt er in abwechslungsreichen Episoden die bewegende Geschichte seiner Eltern und Großeltern vor dem Hintergrund eines äußerst bewegten Jahrhunderts geprägt von deutscher Vergangenheit. Zugleich lässt er uns Leser an der fesselnden Liebesgeschichte seiner so unterschiedlichen Eltern teilhaben – eine außergewöhnliche Liebe voller Höhen und Tiefen, mit jeder Menge schmerzvoller Erfahrungen und Schicksalsschläge. Gebannt folgt man den so lebensnah geschilderten Charakteren durch den Lauf der schwierigen Zeiten. Seine Mutter Sala, die wegen ihrer jüdischen Wurzeln aus Nazideutschland fliehen musste - sein Vater Otto, ein durchsetzungsstarkes Arbeiterkind, das sich zum Arzt hochgearbeitet hatte und den Krieg und russische Kriegsgefangenschaft durchleben musste.
    Sehr interessant zu lesen sind auch die eingeschobenen Reflektionen Christian Berkels zu seiner Familiengeschichte. Berkel versteht es, Stimmungen mit viel Feingespür einzufangen, die Episoden geschickt zu verdichten und eine unnachahmliche Atmosphäre entstehen zu lassen.

    FAZIT
    Ein beeindruckendes, bewegendes Roman-Debüt, äußerst einfühlsam erzählt und eine absolut empfehlenswerte Lektüre!
    Flucht in die Schären Flucht in die Schären (Buch)
    08.12.2018

    Äußerst packender Thriller

    Der Kriminalroman „Flucht in die Schären – ein Fall für Thomas Andreasson“ von der schwedischen Autorin Viveca Sten ist bereits der neunte Band der beliebten Bestsellerreihe rund um den sympatischen Ermittler Thomas Andreasson und seine Kollegen. Dieser Band kann übrigens problemlos ohne Vorkenntnisse der Reihe gelesen werden.
    Auch für ihren neuesten, hochspannenden Roman sind der Autorin offenbar die Ideen für fesselnde Stoffe nicht ausgegangen. Obwohl die Handlung vor der idyllischen Kulisse der schwedischen Schäreninseln angesiedelt ist, wartet dieser sehr skandinavisch angehauchte Krimi mit einer äußerst beklemmenden Atmosphäre auf. In diesem Band widmet sich die Autorin der brisanten Thematik von häuslicher Gewalt und ihrer Auswirkung auf die traumatisierten Opfer. So steht von Beginn an das schockierende Schicksal von Mina und ihrem kleinen Sohn im Mittelpunkt der packenden, äußerst eindringlich erzählten Handlung. Die Ermittlungen gegen den äußerst brutalen, skrupellosen Ehemann Andreis, der wegen seiner kriminellen Geschäfte als Drogenboss bislang nicht dingfest gemacht werden konnte, werden vorrangig von der Staatsanwältin Nora Linde vorangetrieben, die von ihrer cleveren Partnerin Leila tatkräftig unterstützt wird. Der sympathische Thomas Andreasson spielt bei diesem Fall leider eher eine Nebenrolle und wird erst recht spät aufgrund eines Mords ins Geschehen mit einbezogen.
    Die Autorin hat ihren Thriller äußerst fesselnd und abwechslungsreich gestaltet. Insbesondere die Schilderungen der Willkür, des Psychoterrors und Gewaltausbrüche des brutalen Ehemanns stellt sie in zahlreichen unter die Haut gehenden Szenen sehr plastisch dar. Weniger gut haben mir allerdings die psychologischen Hintergründe für Andreis Brutalität und die für meinen Geschmack etwas platten Erklärungsversuche der Autorin gefallen, die sie in einem in der Vergangenheit zu Zeiten des Kosovokriegs angesiedelten Erzählstrang liefert.
    Nach einigen unerwarteten Wendungen gipfelt der Thriller schließlich in einem unglaublich mitreißenden Finale und einem geschickt gewählten Ende, das einen schaudern lässt.

    FAZIT
    Ein äußerst packender Thriller, der unter die Haut geht und einen bis zur letzten Seite in Atem hält.
    Lenz Lenz (Buch)
    08.12.2018

    Unterhaltsamer, tiefgründiger Krimi


    „Lenz“ von dem Schweizer Michael Theurillat ist bereits der sechste Band der nicht nur in der Schweiz bekannten Krimireihe um den eigenwilligen Züricher Kommissar Eschenbach. Dieser Krimi lässt sich aber auch ohne die Vorgängerbände zu kennen problemlos lesen.
    Theurillat hat hier einen eher ruhigen, geschickt konstruierten Kriminalroman verfasst, der sich durch seine atmosphärische Dichte auszeichnet und mit der allmählichen Aufdeckung der brisanten Zusammenhänge immer mehr an Tiefgang und Spannung gewinnt. So dauert es trotz der recht überschaubaren Zahl an Figuren anfangs eine geraume Zeit bis man in die verschiedenen Handlungsstränge hineinfindet und den roten Faden zum Mitspekulieren erkennt. Faszinierend ist es mitzuverfolgen, wie der Kommissar seine Ermittlungen in dem beinahe schon abgeschlossenen Fall hartnäckig vorantreibt, um der Wahrheit auf die Spur zu kommen, und dennoch auf der Stelle zu treten scheint. Warum wird der nach mehrmonatiger Auszeit zurückgekehrte Eschenbach an seiner Dienststelle immer mehr abgekanzelt? Welche Rolle spielt seine distanziert wirkende Stellvertreterin Ivy Köhler, die ihm wichtige Informationen zum Fall vorenthält? Welcher Zusammenhang besteht zwischen dem in seiner unpersönlich wirkenden Wohnung aufgefundenen Toten, über dessen persönliche Hintergründe niemand etwas wissen will, und Eschenbachs alten Freund Ewald Lenz, der spurlos verschwunden zu sein scheint? Fragen über Fragen …
    Die auf verschiedenen Handlungs- und Zeitebenen angelegte, komplexe Geschichte entwickelt sich immer fesselnder und mysteriöser. Kommissar Eschenbach gerät bei dem undurchsichtigen Fall unvermittelt zwischen die Fronten verschiedenster Machtinteressen und wird schließlich mit einem ungeheuerlichen Verdacht konfrontiert. Der Autor hat mit „Lenz“ einen hochinteressanten und erstaunlich gesellschaftskritischen Kriminalroman verfasst, in dem er sehr kenntnisreich interessante politische Hintergründe zum internationalen Terrorismus, dem Syrienkonflikt, ominöse Geheimdienstaktionen und die manipulative Macht der Medien thematisiert, und zum Nachdenken anregt.
    Sehr differenziert und glaubwürdig sind auch die Charaktere und ihre Bewegründe ausgearbeitet. Insbesondere Eschenbach und sein langjähriger Freund und Kollege Ewald Lenz haben mich mit ihren Prinzipien und ihrer Lebensphilosophie sehr fasziniert.
    FAZIT
    Ein eher ruhiger, tiefgründiger Kriminalroman mit einer brisanten, nachdenklich stimmenden Thematik. Lesenswert!
    Königskinder Alex Capus
    Königskinder (Buch)
    22.10.2018

    Sprachlich ein wahres Lesevergnügen

    Mit seinem Roman „Königskinder“ ist dem Schweizer Schriftsteller Alex Capus eine wundervolle, herzergreifende Geschichte gelungen, die über eine außergewöhnliche, historische verbriefte Liebe zu Zeiten der Französischen Revolution erzählt.
    Geschickt lässt er seine sehr unterhaltsame Geschichte mit einer amüsanten, sehr realen Rahmenhandlung beginnen, bei der das Ehepaar Tina und Max mit ihrem Wagen im dichten Schneetreiben auf einer eigentlich gesperrten Passstraße von der Straße abgekommen und im eingeschneiten Auto bis zum Morgen ausharren müssen. Um von ihrer misslichen Lage abzulenken und die Wartezeit auf den morgendlichen Schneepflug zu vertreiben, beginnt Max in blumigen Worten seiner Frau eine wahre, schon lang zurückliegende Geschichte zu erzählen, die sich ganz in der Nähe zugetragen haben soll. Es ist die sehr fantasievolle und etwas märchenhaft anmutende Liebesgeschichte zwischen einem armen, verwaisten Sennerbuben Jakob und Marie, der schönen Tochter des reichen Talbauern. Schon bald tauchen wir als Leser zunächst in die karge Welt der Schweizer Bergbauern ein, reisen mit Jakob an den dekadenten, vorrevolutionären Hof von Ludwig XVI. nach Versailles und erleben schließlich sogar die Wirren der Französischen Revolution. Sehr geschickt hat Capus diese beiden Erzählstränge miteinander verbunden, die ohne sichtbare Abgrenzungen wundervoll ineinanderfließen. So führt er uns des öfteren in die Realität zu den beiden im eingeschneiten Auto zurück und lässt Tina die von Max mit vielen erstaunlichen Details ausgeschmückte Geschichte immer wieder mit skeptischen Nachfragen zu Logik und Wahrheitsgehalt unterbrechen. Auch der Leser mag sich an einigen Klischees stören und hegt Zweifel an der historischen Korrektheit, recherchiert einige der erwähnten Fakten und kann zugleich die Fortsetzung der schier unglaublichen Ereignisse kaum erwarten.
    Die hier erzählte außergewöhnliche Liebesgeschichte zwischen zwei eher gewöhnlichen Menschen, die zu „Königkindern“ wurden und denen aber allen Widrigkeiten zum Trotz ein schönes Happy End beschert wurde, wirkt dennoch nicht kitschig und unglaubwürdig. Capus findet mit seinem Ende, bei dem die Eingeschneiten nach dieser einzigartigen, magischen Nacht dem Alltag als gefestigtes Paar wieder begegnen müssen, einen wundervollen Ausklang, der uns wieder in die Realität entlässt.
    Capus konnte mich auch in diesem Roman durch seinen wunderbaren, beschwingten Erzählstil, seine Sprachgewandtheit und seinen Wortwitz begeistern. Durch die fast durchgängig verwendete wörtliche Rede bei den Dialogen hat diese Erzählung etwas sehr Lockeres und Leichtes an sich.
    gelingt es ihm
    Die treffend und anschaulich herausgearbeiteten historischen Begebenheiten rund um Schloss Versailles und die damaligen Zustände vor der französischen Revolution vermitteln uns einen aufschlussreichen Einblick in die Zeitgeschichte und lassen uns mühelos in eine andere Zeit eintauchen. Auch die atmosphärisch dichten Beschreibungen der Landschaft und das gekonnte Einfangen von Stimmungen gelingen dem Autor hervorragend, so dass beim Lesen sofort sehr plastische Bilder im Kopf entstehen.
    FAZIT
    Insgesamt also ein wunderschöner, kurzweiliger Roman, der vor allem mit seinem einzigartig beschwingten Erzählstil und einer außergewöhnlichen, aber wahren Liebesgeschichte zu unterhalten weiß.
    Das rote Adressbuch Das rote Adressbuch (CD)
    22.10.2018

    Einfühlsam erzählte, tief berührende Lebensgeschichte

    „Das rote Adressbuch“ ist das äußerst beeindruckende Debüt der jungen schwedischen Autorin und Journalistin Sofia Lundberg. Ihr ist ein überaus bewegender, berührender Roman über die ereignisreiche Lebensgeschichte einer bewundernswerten Frau gelungen. Eine wundervolle Geschichte mit vielen magisch-schönen Momenten, großen Emotionen und erschütternden Schicksalsschlägen, die mich schon bald ganz in ihren Bann gezogen hat.
    Der Einstieg mit der aus Sicht der betagten Doris erzählten Rahmenhandlung ist sehr gelungen. Wir lernen die oft von Schmerzen geplagte und auf fremde Hilfe angewiesene, aber geistig noch fitte 96jährige Dame kennen, die auf ihr bewegtes Leben zurückblickt und ihrer über alles geliebten Großnichte Jenny die zu Papier gebrachten Erinnerungen hinterlassen möchte. Als Ausgangspunkt nimmt sie ein rotes Adressbuch zu Hand, das Doris zu ihrem zehnten Geburtstag von ihrem Vater geschenkt bekam, um darin die Namen und Anschriften aller für sie bedeutsamen Menschen zu notieren. Ein Anfangsbuchstabe und Name leitet jeweils zu einem neuen Kapitel und einer weiteren Erinnerung von Doris über. So wechselt die Handlung zwischen den beiden Zeitebenen und sorgt für viel Abwechslung.
    Immer tiefer dringen wir in die Vergangenheit der alten Dame ein, erfahren Doris streng gehütete Geheimnisse und besuchen an ihrer Seite die verschiedenen, für sie so bedeutsamen Städte und Schauplätze wie Stockholm, Paris, New York oder England. Schrittweise enthüllt sich uns ein äußerst bewegtes Leben voller Glücksmomente, mit einer tragischen Liebesgeschichte und sehr ergreifenden Schicksalsschlägen, die einem ans Herz gehen.
    Der sehr anschauliche, einfühlsame Erzählstil der Autorin ließ mich rasch in die unterschiedlichen Welten eintauchen und mich von der jeweilige Atmosphäre gefangen nehmen.
    Der Autorin hat ihre Charaktere sehr vielschichtig und lebensecht ausgearbeitet. Insbesondere die äußerst liebenswerte Hauptfigur Doris ist ihr mit ihrem tiefgründigen, stimmigen Charakter hervorragend gelungen – eine bemerkenswert starke Frau, die ihren Weg durch die zahlreichen Widrigkeiten der Zeitgeschichte unbeirrbar und voller Stolz beschritten hat und stets voller Zuversicht in die Zukunft geblickt hat.
    Zum Hörbuch
    Um die unterschiedlichen Zeitebenen von Gegenwart und Vergangenheit zu verdeutlichen, wurden zwei Sprecherinnen ausgewählt. Beate Himmelstoß ist eine großartige Erzählerin von Doris Geschichte und eine sehr gelungene Besetzung für diese emotionale Geschichte. Mit ihrer Stimme und ihrem speziellen Timbre bringt sie die ältere Doris hervorragend zur Geltung. Auch Susanne Schroeder findet als junge Doris den richtigen Ton und lässt uns mühelos in Doris Erinnerungen eintauchen. Professionell und überzeugend lesen beide Sprecherinnen, variieren ihre Stimme, um weitere Charaktere unverwechselbar zu machen, und lassen den Roman überaus lebendig wirken. Etwas bedauerlich ist es allerdings, dass sich der Verlag für eine gekürzte Version mit einer Gesamtlaufzeit von 7h22min entschieden hat. Dieser facettenreichen, tiefgründige Roman hätte auch eine vollständige Lesung gut vertragen und keine Langeweile aufkommen lassen.
    Die sehr überzeugende Hörbuchvertonung des Romans ist ein abwechslungsreiches, unterhaltsames Hörerlebnis!
    FAZIT
    Sofia Lundberg ist mit ihrem Debüt eine fesselnde, berührende Lebensgeschichte mit Tiefgang gelungen, in der sie auf eine sehr geschickte Art das Abschiednehmen, Loslassen, Verluste und die Macht der Liebe thematisiert.
    Whitehouse, D: Blumensammler Whitehouse, D: Blumensammler (Buch)
    29.08.2018

    Ein sehr außergewöhnliches Leseabenteuer

    In seinem 3. Roman „Der Blumensammler“ erzählt Bestsellerautor David Whitehouse eine äußerst ungewöhnliche, magische Geschichte über die Macht der Erinnerungen, Bedeutung der eigenen Identität, über die Kraft der Liebe, Einsamkeit und tragische Verluste. Nach seinem erfolgreichen 2. Roman, der uns auf einen fantastischen Roadtrip durch die Welt der Literatur entführte, nimmt uns der Autor nun mit auf eine abenteuerliche Exkursion rund um den Globus auf der Suche nach einigen sehr exotischen, blühenden Raritäten in der Pflanzenwelt.
    „Der Blumensammler“ ist ein kurzweiliger, unterhaltsamer Roman mit vielen phantastischen Elementen und sehr berührenden Momenten, der aber zugleich tiefgründig ist und viel Stoff zum Nachdenken bietet.
    Schon der äußerst märchenhafte Einstieg mit einer skurrilen, amüsanten Rahmenhandlung rund um Prof. Cole gibt Rätsel auf, und lässt vermuten, dass wir es hier mit einer Geschichte zu tun haben, in der die Grenzen von Realität und Fiktion verschwimmen. Mich hat die mysteriöse Handlung schon bald in ihren Bann gezogen, und viele Fragen aufgeworfen. In zwei auf verschiedenen Zeitebenen angesiedelten Handlungssträngen entspinnt sich eine fesselnde, clever konstruierte Geschichte um die beiden Hauptfiguren. Zum einen lernen wir den Amerikaner Peter Manyweathers kennen, der in New York eine kleine Reinigungsfirma in Brooklyn betreibt. In den 1980er Jahren entdeckt er durch Zufall einen romantischen, in einer Enzyklopädie versteckten Liebesbrief, in dem der anonyme Verfasser 6 äußerst seltene Blumen als Symbol ihrer Liebe aufzählt, woraufhin Peter sein eintöniges leben hinter sich lässt, und zu einem leidenschaftlichen Blumensammler wird, um diesen 6 Blumen auf der ganzen Welt nachzuspüren. Zum anderen begegnen wir in einem 30 Jahre später spielenden Handlungsstrang den vereinsamten jungen Waisen Dove Gales kennen, der in London als Mitarbeiter einer Notdienstzentrale arbeitet und von plötzlichen Migräneattacken heimgesucht wird, bei denen er in die Erinnerungen eines Fremden hinein katapultiert wird. Erst langsam beginnt man aufgrund von beiläufig eingestreuten Hinweisen zu erahnen, wie diese so unterschiedlichen Lebensgeschichten miteinander zusammenhängen könnten. Äußerst geschickt lässt der Autor schließlich die beiden Handlungsstränge seiner außerordentlich raffiniert angelegten Geschichte ineinanderlaufen, verknüpft sie am Ende sehr stimmig mit seiner Rahmenhandlung und hält zudem noch ein Überraschungsmoment für uns bereit.
    Sehr fesselnd und zugleich lehrreich ist die abenteuerliche und ereignisreiche Jagd nach den botanischen Raritäten zu den unterschiedlichsten Schauplätzen auf der ganzen Welt geschildert, auf der wir Peter begleiten.
    Hervorragend ist auch der wundervoll bildhafte und abwechslungsreiche Schreibstil des Autors, der sowohl mit melancholischen als auch mit sehr humorvollen Momenten angereichert ist. Sehr facettenreich und lebendig sind auch die Beschreibungen der verschiedenen Schauplätze, aber auch der vielen, teilweise kuriosen Details zu den Pflanzen, die Lust darauf machen, selbst im Internet auf eine kleine Entdeckungsreise zu gehen und mehr Informationen zu ihnen zu recherchieren.
    Auch die beiden Protagonisten Peter und Dove sind äußerst vielschichtig und mit ihren Ecken und Kanten glaubwürdig ausgearbeitet, so dass sie mir im Laufe der Geschichte trotz ihren komplizierten Persönlichkeiten ans Herz gewachsen sind.
    FAZIT
    Ein unterhaltsamer, wundervoll geschriebener Roman mit phantastischen Elementen und berührenden Momenten. Insgesamt ein sehr außergewöhnliches Leseabenteuer – amüsant, skurril und nachdenklich stimmend!
    Kelly, E: Vier.Zwei.Eins. Kelly, E: Vier.Zwei.Eins. (Buch)
    25.08.2018

    Folgenschwere Lügen

    Mit dem Roman „Vier.Zwei.Eins.“ ist der Autorin Erin Kelly ein fesselnder, clever konstruierter Psychothriller gelungen, der erst allmählich Fahrt aufnimmt, dann aber im letzten Drittel mit der Enthüllung eines komplexen Lügengeflechts nicht mehr aus der Hand zu legen ist.
    Erzählt wird die Geschichte abwechselnd aus der Ich-Perspektive der zwei Protagonisten Laura und Kit. Zudem ist die Geschichte auf zwei unterschiedlichen Zeitebenen angesiedelt und springt permanent zwischen den Ereignissen der Vergangenheit zwischen den Jahren 1999 und 2000 sowie der Gegenwart von 2015 hin und her, so dass man anfangs die Kapitelüberschiften zur besseren Orientierung lesen sollte. Insgesamt ist der lebendige, abwechslungsreiche Erzählstil der Autorin jedoch sehr angenehm zu lesen.
    Obwohl sich die Geschichte, die dramaturgisch in die fünf Phasen der Sonnenfinsternis aufgeteilt ist, sehr behutsam entwickelt, versteht es die Autorin eine gewisse Grundspannung und unheilvolle Atmosphäre aufzubauen. Lange Zeit ist es allerdings für den Leser völlig unklar, auf was die Geschichte überhaupt hinauslaufen wird. Auf der verzweifelten Suche nach den kleinsten Hinweisen und Hintergründen in den unterschiedlichen, je nach Perspektive subjektiv eingefärbten Rückblicken, erleben wir als Leser ein clever konstruiertes Verwirrspiel mit vielen Lügen und geschickt gestreuten falschen Fährten, das uns allerding recht lang auf die Folter spannt. Kaum glaubt man in einem Punkt endlich etwas mehr Durchblick zu haben, steht man vor neuen Unklarheiten und muss bald erkennen, dass nichts so ist, wie gedacht. Im letzten Drittel ziehen schließlich Tempo und Spannung enorm an. Nach einigen überraschenden Wendungen werden immer mehr fatale Verstrickungen der Charaktere offenbar. Mit der schrittweisen Enthüllung des komplexen Lügengeflechts hält die Autorin uns Leser in Atem und offenbart so manche schockierenden Abgründe der menschlichen Psyche. Der Thriller gipfelt in einem sehr packenden Finale und klingt mit einem völlig überraschenden, geschickt gewählten Ende aus, das einen ziemlich sprachlos zurück lässt.
    Der Autorin ist es hervorragend gelungen, die unterschiedlichen Persönlichkeiten der Charaktere mit ihren Höhen und Tiefen zu treffen. Durch die wählte Ich-Perspektive werden lange Zeit nur Bruchstücke ihrer wahren Gefühls- und Gedankenwelt offenbart und es ist an uns, auszuloten, welchen Teil ihrer geschilderten Erlebnisse wir Glauben schenken wollen und wo es angebracht ist, ihnen zu misstrauen. Daher muss man auch bei den Figuren auf so manche Überraschung und schockierende Enthüllung gefasst sein.
    FAZIT
    Ein fesselnder, raffiniert konstruierter Thriller mit einem faszinierenden Lügengeflecht und schockierenden Enthüllungen, der allerdings sehr langsam Fahrt aufnimmt!
    Der Kreidemann Der Kreidemann (Buch)
    21.06.2018

    Fesselndes, mysteriöses Krimi-Debüt

    Mit ihrem Debüt „Der Kreidemann” hat die Engländerin C.J. Tudors einen fesselnden Thriller mit Mystery-Elementen verfasst, der zeitweise eher an einen Coming-of-Age-Roman erinnert, und in dem nichts so ist, wie es auf den ersten Blick zu sein scheint.
    Erzählt wird die sehr komplexe Geschichte von der Hauptfigur Eddie auf zwei verschiedenen Zeitebenen, die zum einen im Jahr 1986 und zum anderen 2016 angesiedelt sind. C.J. Tudors versteht es mit ihrer mitreißenden, atmosphärisch dichten Erzählweise zunehmend eine unterschwellige Spannung aufzubauen, auch wenn die Handlung oft gemächlich voranschreitet. Durch den Wechsel zwischen den allmählichen Enthüllungen des Ich-Erzählers, über die ihn als 12-jährigen prägenden Ereignisse in seiner Kleinstadt, und den Verwicklungen in der Gegenwart entwickelt sich eine vielschichtige Geschichte um Freundschaft, Liebe, Hass, Rivalität, fatalen Begierden und den finsteren Abgründen der menschlichen Psyche. Schon bald wird deutlich, dass die Geschehnisse aus der Vergangenheit noch keinen Abschluss gefunden haben. Nach einigen überraschenden Wendungen zieht die Spannung zum Ende hin noch einmal enorm an und die Geschichte gipfelt in einem packenden, recht kurzen Showdown. Zum Ende hin werden allerdings die vielen offenen Fragen von der Autorin recht schnell und unspektakulär abgehandelt, um dem Leser abschließend eine schlüssige Auflösung zu liefern. Mich konnte diese allerdings nicht vollkommen überzeugen.
    Neben der Hauptfigur Eddie hat die Autorin viele der Nebenfiguren abhängig von ihrer Rolle in der Handlung entsprechend vielschichtig ausgearbeitet, andere hingegen blieben etwas farblos. Insbesondere Eddies Freunde Mickey, Hoppo und Fat Gav und natürlich Nicky, das einzige Mädchen der Clique, sind mit ihren Geheimnissen und ihren dynamischen Beziehungen untereinander aber hervorragend getroffen und geben genug Anhaltspunkte für Spekulationen. In beiden Handlungssträngen ist der Autorin mit Eddie ein sympathischer, aber zugleich auch sehr ambivalenter Charakter gelungen, der mit seinem teilweise unheimlichen und undurchsichtigen Verhalten Skepsis an der Aufrichtigkeit und Vertrauenswürdigkeit als Erzähler aufkommen lässt.
    FAZIT
    Eine fesselnde, mysteriöse Geschichte - mit interessanten, gut ausgearbeiteten Charakteren aber wenig Thrill und einigen Ungereimtheiten. Trotzdem ein sehr unterhaltsames und lesenswertes Debüt!
    Children of Blood and Bone Tomi Adeyemi
    Children of Blood and Bone (Buch)
    21.06.2018

    Solider, aber nicht ganz überzeugender Auftakt einer neuen Fantasy-YA-Trilogie

    „Children of Blood and Bone - Goldener Zorn“ ist der Debütroman der amerikanischen Autorin Tomi Adeyemi und zugleich Auftakt einer neuen Fantasy-Trilogie. Die Autorin hat für ihren Jugendroman eine faszinierende, ganz eigene Fantasywelt erdacht, die in einem westafrikanisch angehauchten Ambiente mit jeder Menge Magie und einer geheimnisvollen Götterwelt angesiedelt ist.
    Die Besonderheiten der Fantasywelt mit ihren exotischen Mythen fand ich anfangs sehr fesselnd und vor allem originell. Die Autorin führt uns die sehr angespannte, intolerante Atmosphäre im Königreich anhand von Zélies Alltag gekonnt vor Augen. In verschiedenen Szenen zeichnet sie sehr anschaulich eine Welt der schwelenden Animositäten, ein Kampf ums tägliche Überleben und permanenter Unterdrückung der dunkelhäutigen, aber hellhaarigen Divînés und Maji durch eine Führungselite und die hellerhäutigen Adligen. Zélies Wunsch nach Veränderung der Machtverhältnisse und ihre Hoffnung auf Gleichberechtigung der Völker ist sehr nachvollziehbar. Adeyemis Anliegen, die Leserschaft auf die Diskriminierung von Menschen aufgrund rein äußerlicher Unterschiede zu sensibilisieren, ist ein überaus aktueller und sehr interessanter Ansatz für einen Roman.
    Leider hat es die Autorin aber nicht geschafft, ihre originelle Ausgangsidee mit dem faszinierenden Setting in eine ebenso außergewöhnliche, mitreißende und schlüssige Geschichte umzusetzen. Die von ihr erschaffene Welt mit ihrer interessanten, magisch-mythischen Hintergrundgeschichte enthält einige logische Schwächen und Ungereimtheiten und wirkt insgesamt mit ihren etwas schwammigen Beschreibungen wenig ausgereift. Auch der Handlungsverlauf erscheint oftmals wenig einfallsreich, vorhersehbar und lässt einen raffinierten Spannungsaufbau vermissen. Der Autorin ist es hervorragend gelungen, uns mit temporeichen Passagen und actionreichen, blutigen Kampfszenen in Atem zu halten, doch finden sich leider auch immer wieder Längen, in denen die Spannung deutlich abflacht.
    Die Autorin erzählt ihre Geschichte abwechselnd aus der Ich-Perspektive der Hauptfigur Zélie sowie der Prinzessin Amari und ihrem Bruder Kronprinz Inan, wodurch von Anfang an eine besondere Nähe zu den Figuren geschaffen und rasch Spannung aufgebaut wird. Einen besonders intensiven Einblick in die Gedanken und Gefühlswelt der Figuren erhält der Leser aus dieser Sichtweise dennoch nicht und kann daher einige charakterliche Entwicklungen und Motive für ihre überraschenden Handlungen nicht nachvollziehen. Eine einfühlsame, differenzierte Figurenzeichnung ist der Autorin vor allem bei ihren zwei starken Heldinnen Zélie und Amari gelungen, deren Weiterentwicklung und das Über-sich-Hinauswachsen im Kampf für das Gute sehr nachvollziehbar dargestellt wird. Insbesondere die Figur der besonnenen Prinzessin Amari mit ihren inneren Konflikten ist ein vielschichtiger, sympathischer Charakter, den ich bald in mein Herz geschlossen habe – ein gelungener Kontrast zur eher extrovertierten, rebellischen Zélie, die mit ihrer oft unüberlegten, naiven Art für jede Menge Probleme sorgt. Die männlichen Charaktere Prinz Inan und Zélies Bruder Tzain wirken mit ihren recht schwachen Persönlichkeiten hingegen blass und geben wenig Einblicke in ihr Innenleben. Gleich zwei Liebesgeschichten lässt die Autorin sich anbahnen, wobei die eine von ihnen doch sehr klischeehaft, konstruiert und unglaubwürdig auf mich wirkte.
    Der mitreißende Schreibstil der Autorin ist für ein Jugendbuch recht einfach gehalten, lässt sich aber angenehm lesen. Sehr hilfreich wäre allerdings ein Glossar für die vielen fremden Begriffe gewesen, deren Bedeutung man sich im Laufe der Geschichte zusammenreimen muss.
    Der erste Band der Trilogie endet schließlich in einem ziemlich rasanten Finale, das an Spannung und Dramatik kaum noch zu überbieten ist. Der fiese, vielversprechende Cliffhanger am Schluss lässt viele Fragen für die Nachfolgebände offen und macht neugierig auf eine Fortsetzung der Geschichte in dieser interessanten, atmosphärisch dichten Fantasy-Welt.
    Man kann nur hoffen, dass es der Autorin nach diesem recht schwachen ersten Band noch gelingen wird, das enorme Potential von Setting und Ausgangsidee zu nutzen und ihren Ideenreichtum stimmiger und packender umzusetzen.
    FAZIT
    Ein solider, unterhaltsamer Auftakt einer neuen Fantasy-YA-Trilogie mit einem faszinierenden Setting, starken Frauenfiguren aber leider auch einigen Schwächen im Plot, der mich allerdings nicht völlig überzeugen konnte!
    Bullenbrüder Bullenbrüder (Buch)
    06.05.2018

    Sehr unterhaltsame Fortsetzung der "Bullenbrüder"

    Die Autoren Edgar Rai und Hans Rath haben nach ihrem gelungenen Krimi-Debüt „Bullenbrüder - Tote haben keine Freunde" nun ihren zweiten spannenden Fall mit dem Titel „Tote haben kalte Füße“ vorgelegt.
    Erneut ist ihnen ein toller, kurzweiliger Krimi mit jeder Menge Situationskomik gelungen, der vor allem von den herrlich gegensätzlichen Charakteren der Bullenbrüder und ihren ewigen Sticheleien getragen wird.
    Eine besondere Würze erhält das Ganze noch durch die eingebauten Episoden aus Holgers und Charlies Privatleben. Ihre lebenslustige, ziemlich abgedrehte Mutter Anita taucht ganz unvermittelt mit ihrem 20 Jahre jüngeren, kolumbianischen Verlobten Rodrigo auf und sorgt für reichlich Chaos bei den Brinks zu Hause. Sie erwartet nämlich von ihren Söhnen, dass diese ihre 5. Hochzeit zu einem unvergesslichen Tag machen und eine Hochzeitsparty im Garten ausrichten. Ständig neue Sonderwünsche lassen die Planungen zu einem finanziellen und organisatorischen Albtraum werden und sorgen beim Lesen für etliche etwas arg zugespitzte, aber dennoch sehr amüsante und unterhaltsame Szenen.
    Mit den beiden sympathischen Protagonisten Holger und Charlie haben die Autoren zwei sehr facettenreiche, originelle Figuren geschaffen, die mit ihrer unterschiedlichen Persönlichkeit für viel Witz und Unterhaltung sorgen und zum besonderen Charme dieses Krimis beitragen. Während der ernste, verantwortungsbewusste Holger eher als überkorrekter Spießer und kleinbürgerlicher Familienmensch daher kommt, dem aber auf den zweiten Blick auch eine gewisse Schlitzohrigkeit nicht abgesprochen werden kann, erleben wir seinen Bruder Charlie als unbekümmerten, lebenslustigen und leicht chaotischen Menschen, der auf schöne Frauen, schnelle Autos steht, und es mit der Wahrheit nicht so genau nimmt. Zudem manövriert er sich mit seinen unorthodoxen, unüberlegten Aktionen auch leicht mal in recht heikle Situationen. Sind die beiden in ihren Ermittlungsmethoden auch das genaue Gegenteil, ergänzen sie sich jedoch bei ihrem neuen spannenden Fall unbeabsichtigt zu einem perfekten Dream Team, so dass schließlich jeder auf seine Art zur Aufklärung beiträgt.
    Sehr lebendig und interessant sind auch viele der skurrilen Nebenfiguren ausgearbeitet wie beispielsweise die beiden Promi-Schwestern Pam und „Luder-Lou“, Holgers dominante Quoten-Chefin Frau Dr. Niermeyer, die sich in diesem Fall äußerst parteiisch verhält und ziemlich weit aus dem Fenster lehnt, und natürlich Anita mit ihrem heißblütigen Rodrigo.
    Auch wenn die eigentliche Krimihandlung etwas Tiefgang vermissen lässt, konnte mich dieser abwechslungsreiche Krimi mit seiner lockeren, witzigen Schreibweise und seinen spritzigen, pointenreichen Dialogen bestens unterhalten.
    FAZIT
    Eine überzeugende, sehr unterhaltsame Fortsetzung der "Bullenbrüder" – mit den grandiosen Protagonisten Holger und Charlie, tollen skurrilen Charakteren und jede Menge Situationskomik und Wortwitz.
    Alles Begehren Alles Begehren (Buch)
    02.05.2018

    Verhängnisvolles Begehren

    Mit ihrem Roman „Alles Begehren“ hat die walisische Schauspielerin und Drehbuchautorin Ruth Jones ein unglaublich fesselndes Debüt vorgelegt, das man einfach nicht mehr aus der Hand legen kann. In ihrer Geschichte entwirft sie ein bewegendes Portrait über das Leben mit seinen Höhen und Tiefen, erzählt über die verschiedenen Spielarten von Leidenschaft, Lust, Liebe und sexueller Begierde und lässt uns gemeinsam mit ihren Figuren eine emotionale Achterbahnfahrt durchleben. Als zentrales Thema ihres Romans kreiert Jones ein spannendes „Was-wäre-wenn“-Szenario, in dem die Protagonisten in ihrem späteren Leben per Zufall die einmalige Möglichkeit bekommen, die Weichen ihrer Zukunft neu zu stellen – eine zweite Chance also für eine vor 17 Jahren gescheiterte Liebesbeziehung zwischen zwei Menschen, die glauben füreinander bestimmt zu sein.
    Untergliedert ist der Roman in drei Teile, die im Wechsel einerseits von den Ereignissen im Jahr 1985 und zum anderen 2002 erzählen und dem Leser schrittweise aufschlussreiche Einblicke in die Ereignisse in Gegenwart und Vergangenheit geben. Unglaublich rasch zieht die verhängnisvolle, leidenschaftliche Liebesaffäre von Kate und Callum den Leser mit seiner Intensität und seinen Entwicklungen in seinen Bann. Schon bald fragt man sich, ob dies nun wirklich die wahre, große Liebe ist oder ein zügelloses Begehren, eine Obsession nach dem, was man nicht haben darf.
    Sehr einfühlsam und anschaulich vermittelt die Autorin die charakterlichen Schwächen ihrer Figuren und fängt die menschlichen Abgründe ein, die hinter ihrem Handeln stecken, ohne moralisch zu werten. Gekonnt schildert sie die vielfältigen Konsequenzen von Lügen, Vertrauensbruch, Verrat und Untreue und zeigt zudem die katastrophalen Folgen für die Betrogenen und von der Affäre betroffenen Menschen, den Partnern und ihren Kindern als unschuldige Opfer, auf. Als sehr gelungen habe ich den versöhnlichen und authentischen Ausklang dieses vielschichtigen Romans empfunden, der das aufwühlende, moderne Drama zu einem stimmigen Ende führt.
    Mit ihrem fesselnden, gefühlvollen Schreibstil versteht Jones es hervorragend, vielfältige Emotionen beim Leser zu wecken.
    Eine detaillierte Figurenzeichnung der vielen, unterschiedlichen Charaktere ist der Autorin recht gut gelungen. Sehr lebensnah wird Kates facettenreiche, schwierige Persönlichkeit gezeichnet, von der man anfangs noch sehr fasziniert ist. Im Laufe der Handlung fällt es einem jedoch zunehmend schwer, ihr Sympathien entgegen zu bringen. Einerseits bedauernswert mit ihren psychischen Problemen als berühmte Schauspielerin, die mit Depressionen, Eßstörungen und Alkoholproblemen zu kämpfen hat, ihrer Verletzlichkeit und inneren Zerrissenheit wird sie in ihrer grenzenlosen, rücksichtslosen Selbstbezogenheit, mit ihren Intrigen und ihrem manipulativen Verhalten immer unsympathischer und abstoßender. Voller Egoismus und Ignoranz ist sie unfähig die Konsequenzen ihres Verhaltens zu reflektieren. Geblendet von ihrem übergroßen sexuellen Begehren kann sie nicht verstehen, was wahre Liebe ausmacht.
    Allerdings wirkt Kate als Protagonistin in ihrer angedeuteten Komplexität wegen fehlender Einblicke in ihr Innenleben und ihre Gedankenwelt erstaunlich blass und lässt eine nachvollziehbare Charakterentwicklung vermissen. Die Hintergründe für ihren schwierigen Charakter sind leider nur verschwommen dargestellt. Auch der männliche Protagonist Callum hätte für meinen Geschmack etwas schärfere Konturen durchaus vertragen können. Mit seiner Persönlichkeit wirkte er etwas unterbelichtet und bisweilen sehr klischeehaft.
    Äußerst gelungen hingegen sind viele sympathische und teilweise sehr vielschichtig angelegte Nebenfiguren wie beispielsweise Matts herzensgute Jugendfreundin Hetty oder Callums interessante Ehefrau Belinda, über die ich gerne noch wesentlich mehr erfahren hätte.
    Sehr anschaulich und fesselnd führt die Schauspielerin und Drehbuchautorin Ruth Jones als Kennerin der Szene ebenfalls die vielfältigen Schattenseiten des TV-Ruhms und die damit verbundene Einsamkeit, den permanenten Erfolgsdruck und die Oberflächlichkeit des TV-Geschäfts dem Leser vor Augen.
    FAZIT
    Ein fesselnder, nachdenklich stimmender Debütroman über die zweite Chance im Leben und verhängnisvolle Leidenschaften. Sehr anschaulich und gefühlvoll erzählt – lesenswert trotz einiger Abstriche!
    Das Meer löscht alle Spuren Lone Theils
    Das Meer löscht alle Spuren (Buch)
    01.05.2018

    Mitreißender, nachdenklich stimmender Krimi

    Mit ihrem Kriminalroman „Das Meer löscht alle Spuren“ hat die dänische Autorin Lone Theils einen fesselnden zweiten Fall für die Journalistin Nora Sand vorgelegt. Die London-Korrespondentin der größten dänischen Zeitung „Globalt“ muss diesmal einer heiklen Story rund um die verschwundene Frau eines bekannten, aus dem Iran geflohenen Dichters nachgehen. Die Autorin hat sich in ihrem neuesten Buch an eine topaktuelle, aber wenig beachtete Problematik herangewagt. Noras Nachforschungen nehmen uns mit in den Alltag illegaler Einwanderer und engagierter, ehrenamtlicher Flüchtlingshelfer und führt uns zugleich die schockierenden Auswüchse vor Augen, denen Migranten in hermetisch abgeriegelten, britischen Abschiebelagern ausgeliefert sind, die von skrupellosen, privaten Dienstleistern und dubiosen Sicherheitsfirmen geführt werden.
    Während Noras Recherchen zu den Hintergründen des Verschwindens und dem Aufenthaltsort der Ehefrau Amina sehr behutsam vorangehen, baut sich schon bald enorme Spannung durch einige recht rätselhafte Geschehnisse in ihrem privaten Umfeld auf, denen sie zunächst kaum große Beachtung schenkt. Als Leser man ahnt bereits, dass die Geschichte weitaus bedeutendere und für Nora unerwartete, aber recht bedrohliche Dimensionen annehmen wird. So gerät sie bald in den Fokus von skrupellosen, profitgierigen Menschen, die für ihre üblen Machenschaften bereit sind über Leichen zu gehen.
    Lone Theils hat mit ihrer Hauptfigur Nora Sand eine interessante, vielschichtige Persönlichkeit entworfen, die einerseits sehr zielstrebig und taff ist, andererseits aber auch jede Menge Ecken und Kanten hat. Im Privatleben ist sie sehr verletzlich und handelt manchmal alles andere als professionell, was sie insgesamt sehr lebensnah und sympathisch macht. Auch in diesem Band rückt ihre Liebesgeschichte mit ihrem Jugendfreund Andreas immer wieder in den Mittelpunkt, die sich jedoch in eine andere Richtung entwickelt als erhofft und sie emotional stark in Anspruch nimmt. Sehr faszinierend ist es, Nora bei ihrer professionellen, engagierten Recherchearbeit zu begleiten, bei der sie alles gibt, die kleinsten Spuren verfolgt und nicht locker lässt, um die Wahrheit aufzuspüren. Bei ihrem hohen Einsatz ist sie zuweilen sogar bereit, große Risiken einzugehen, achtet aber darauf ihren ethisch-moralischen Prinzipien stets treu zu bleiben. Die übrigen Nebenfiguren sind sehr gelungen und entsprechend ihrer Rolle in der Geschichte angemessen und interessant ausgearbeitet.
    Lone Theils eingängiger Schreibstil ist sehr angenehm zu lesen, und der Autorin gelingt es hervorragend, ihre Leser mitzunehmen. Erzählt wird aus Noras Perspektive in der dritten Person, wodurch man als Leser das Geschehen gemeinsam mit der Protagonistin hautnah miterlebt und sich stets auf dem gleichen Wissensstand wie sie befindet. Nach zahlreichen Wendungen und einigen überraschenden Entwicklungen gipfelt der Fall schließlich in einem rasanten Showdown. Die Auflösung des Falls, die uns die Autorin schließlich präsentiert, ist zwar in sich realistisch und schlüssig, war für meinen Geschmack in einigen Aspekten allerdings doch etwas zu überspitzt und unglaubwürdig. Leider wurden zum Ende hin auch manche Nebenaspekte des Falls nicht aufgeklärt, so dass hoffentlich einige der im Dunkeln bleibenden Hintergründe in nachfolgenden Fällen noch näher erläutert werden.
    Dennoch ist Das Meer löscht alle Spuren insgesamt eine gelungene Fortsetzung der vielversprechenden Serie mit einem mitreißenden, nachdenklich stimmenden Fall, der die Flüchtlingsproblematik aufgreift, und einer facettenreichen, sympathischen Protagonistin, von der ich gern noch mehr lesen möchte.
    FAZIT
    Ein gelungener zweiter Fall für die sympathische die Journalistin Nora Sand - mit ein paar kleinen Schwächen zwar, aber fesselnd erzählt und zum Nachdenken anregend.

    Kleine Feuer überall Celeste Ng
    Kleine Feuer überall (Buch)
    24.04.2018

    Ein ausgezeichneter, eindringlicher Roman

    Wie bereits mit ihrem Debüt und Bestseller-Roman «Was ich euch nicht erzählte» konnte mich die amerikanische Autorin Celeste Ng auch mit ihrem grandiosen, zweiten Roman «Kleine Feuer überall» vollauf überzeugen.
    Die Handlung des Romans ist angesiedelt in den 1990er Jahren und beginnt mit der Schilderung eines dramatischen Katastrophenszenarios, das mich sofort gefesselt und mit vielen Fragen zurückgelassen hat. Die Familie Richardson muss zusehen, wie ihr luxuriöses Haus einem tosenden Flammenmeer zum Opfer fällt. Zudem ist die jüngste Tochter Izzy, das Schwarze Schaf der Familie, spurlos verschwunden und wird von allen als Brandstifterin verdächtigt.
    Mit einem Rückblick auf die Anfänge der verhängnisvollen Ereignisse erzählt die Autorin äußerst behutsam ihre mitreißende, bewegende und äußerst viel schichtige Geschichte. Geschickt hat Ng einen auktorialen Erzählstil gewählt, der Distanz schafft, aber den Leser zugleich zum Augenzeugen der Handlung macht und ihn emotional immer tiefer in die Geschehnisse hineinzieht. Eingestreute Andeutungen über den weiteren Verlauf erzeugen beim Leser ein ungutes Gefühl, und implizierte Vorahnungen steigern ungemein die Spannung.
    Im Mittelpunkt steht der aufkommende Konflikt zwischen zwei Familien, die unterschiedlicher nicht sein könnten – auf der einen Seite die wohlhabende Vorzeigefamilie Richardson, im progressiven Shaker Heights etabliert, mit ihren vier Teenagern und auf der anderen Seite die eigenwillige freischaffende Künstlerin und Fotografin Mia mit ihrer 15jährigen Tochter Pearl, die mehrere Nebenjobs hat und ein eher unstetes, unkonventionelles Leben führt.
    Sehr langsam entwickeln sich Beziehungen und Freundschaften untereinander, die schließlich an beachtlicher Eigendynamik hinzugewinnen, je mehr die Familienmitglieder miteinander interagieren und ihre Loyalitäten innerhalb des labilen Familiengefüges sich zu verschieben beginnen.
    Von Kapitel zu Kapitel enthüllen schrittweise immer neue Details, wie verschiedene, verhängnisvolle Ereignisse und unglückliche Verkettungen in einer Tragödie münden konnten. Schließlich ergibt sich aus den vielen Puzzlesteinchen ein nachdenklich stimmendes Gesamtbild, das erklärt, wie die so wohlgeordnete Welt in Shakers Height aus den Fugen geriet. Hervorragend gelungen sind der Autorin ihre unterschiedlichen Charaktere, die sie sehr vielschichtig, lebendig und mit nuancierten Persönlichkeiten ausgearbeitet hat, so dass ihre Entscheidungen und Handlungen stets sehr nachvollziehbar und glaubwürdig sind. Sehr gut gefallen hat mir insbesondere ihre sehr authentische Darstellung von typischem Teenager-Verhalten und ihren bisweilen irrationalen Verhaltensweisen. Mit außerordentlich gutem, psychologischem Feingespür enthüllt sie menschliche Sehnsüchte, Wunschdenken, fatale Fehleinschätzungen und allzu menschliche Irrtümer.
    Ng versteht sich in ihrem Roman meisterhaft darauf, sehr nuanciert Fragen zu Rasse, Identität und Stellenwert von Mutterschaft in der Gesellschaft zu beleuchten, und wirft zudem viele interessante Fragen zu Mutter-Kind-Beziehungen auf.
    FAZIT
    Ein ausgezeichneter, eindringlicher Roman über verborgene Familiengeheimnisse und menschliche Abgründe. Großartig geschrieben und sehr lesenswert!
    1 bis 25 von 29 Rezensionen
    1
    2
    Newsletter abonnieren
    FAQ- und Hilfethemen
    • Über jpc

    • Das Unternehmen
    • Unser Blog
    • Großhandel und Partnerprogramm
    MasterCard VISA Amex PayPal
    DHL
    • AGB
    • Versandkosten
    • Datenschutzhinweise
    • Impressum
    • Kontakt
    • Hinweise zur Batterierücknahme
    * Alle Preise inkl. MwSt., ggf. zzgl. Versandkosten
    ** Alle durchgestrichenen Preise (z. B. EUR 12,99) beziehen sich auf die bislang in diesem Shop angegebenen Preise oder – wenn angegeben – auf einen limitierten Sonderpreis.
    © jpc-Schallplatten-Versandhandelsgesellschaft mbH
    • jpc.de – Leidenschaft für Musik
    • Startseite
    • Feed
    • Pop/Rock
    • Jazz
    • Klassik
    • Vinyl
    • Filme
    • Bücher
    • Noten
    • %SALE%
    • Weitere Weitere Bereiche
      • Themenshops
      • Vom Künstler signiert
      • Zeitschriften
      • Zubehör und Technik
      • Geschenkgutscheine
    • Anmelden
    • Konto anlegen
    • Datenschutzhinweise
    • Impressum
    • Kontakt