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    Lilli33 Top 100 Rezensent

    Aktiv seit: 29. Juni 2015
    "Hilfreich"-Bewertungen: 140
    86 Rezensionen
    Sterbekammer Sterbekammer (Buch)
    02.10.2019

    Der bisher beste Band der Reihe


    Inhalt:
    Nick Wahler tritt seinen Job als neuer Chef der Mordkommission in Itzehoe an. Gleich zu Beginn seiner Tätigkeit bekommt er es mit zwei verzwickten Fällen zu tun. An einer Tankstelle wurde nachts der Tankwart ermordet, und der alte Josef Hader ist in seiner Mühle zu Tode gekommen. Bald ergibt sich zudem eine Verbindung zu einem Cold case. Der Fall der vor etwa zehn Jahren verschwundenen Anneke Jung wurde nie aufgeklärt. Frida Paulsen, Bjarne Haverkorn und ihre Kollegen haben alle Hände voll zu tun.

    Meine Meinung:
    Schon die ersten beiden Bände dieser Reihe haben mir gut gefallen, aber dieser übertrifft sie noch. Romy Fölck erzählt eine spannende Geschichte mit überwiegend sympathischen Figuren (zumindest auf Seiten der Polizei), wobei sie auch das Privatleben stark miteinbezieht. Hier ist es natürlich schön, wenn man die Protagonisten aus den Vorgängerbänden schon kennt, es ist aber nicht unbedingt notwendig. Den Hauptteil der Handlung nehmen die Kriminalfälle ein, die auch in diesem Band abgeschlossen werden.

    Besonders schockierend empfand ich die Einschübe, die die Gedanken einer entführten Frau enthalten. Ohne wirklich groß ins Detail zu gehen, schafft die Autorin es hier, das Grauen für den Leser erlebbar zu machen. Das ist show, don*t tell auf hohem Niveau.

    Ansonsten begleitet man als Leser die Ermittler bei ihrer mühseligen Arbeit, die insgesamt recht authentisch erscheint. Sie ist ausgezeichnet durch falsche Fährten, Rückschläge und bürokratische Hürden. Es gibt aber auch etliche sehr spannende Szenen, bei denen man das Buch unmöglich aus der Hand legen kann. Überhaupt versteht die Autorin es, durch geschickt platzierte Cliffhanger, den Leser bei der Stange zu halten.

    Die Beschreibungen der Marschlandschaft sind wieder sehr gelungen. Auch ich als Süddeutsche kann mir diese Gegend dadurch sehr gut vorstellen.

    Fazit:
    Für Krimiliebhaber sehr zu empfehlen. Ein rundum gelungenes Leseerlebnis!

    Die Reihe:
    1. Totenweg
    2. Bluthaus
    3. Sterbekammer
    Messer Messer (Buch)
    01.09.2019

    Voll unerwarteter Wendungen


    Inhalt:
    Harry Hole arbeitet wieder als Ermittler bei der Osloer Polizei. Privat läuft es nicht gut, und sein Alkoholproblem macht ihm schwer zu schaffen. Da wird Harry auch noch zum Verdächtigen in einem Mordfall. Besonders fatal: Er kann sich an nichts erinnern.

    Meine Meinung:
    Dies ist bereits der 12. Band der Reihe um den brillanten Polizisten Harry Hole. Ich habe von den Vorgängern nicht alle gelesen, finde das aber nicht schlimm. Hin und wieder wird ein vergangener Fall, Aufenthaltsort oder Kollege erwähnt. Das reichte mir dann vollkommen, um das aktuelle Geschehen richtig einordnen zu können.

    Jo Nesbø versteht es immer wieder, sich haarsträubende Kriminalfälle auszudenken und den Leser durch immer weitere überraschende Wendungen zu erstaunen. Mehr als einmal war ich mir sicher, nun den richtigen Zusammenhang erkannt zu haben, nur um im nächsten Kapitel wieder eines Besseren belehrt zu werden.

    Auch der Schreibstil ist einfach klasse. Das Buch lässt sich flott lesen, ist aber nicht trivial geschrieben. Die Charaktere wirken zumeist sehr authentisch und werden sehr plastisch beschrieben.

    Fazit:
    Ein aufreibender 12. Band der Reihe, klasse geschrieben, wendungsreich und spannend.

    Die Reihe:
    1. Der Fledermausmann
    2. Kakerlaken
    3. Rotkehlchen
    4. Die Fährte
    5. Das fünfte Zeichen
    6. Der Erlöser
    7. Schneemann
    8. Der Leopard
    9. Die Larve
    10.Koma
    11. Durst
    12. Messer

    Die geheime Mission des Kardinals Rafik Schami
    Die geheime Mission des Kardinals (Buch)
    21.07.2019

    Syrien im Wandel


    Inhalt:
    Damaskus, Syrien, 2010. In der italienischen Botschaft wird ein Fass abgeliefert. Darin findet man die Leiche eines Kardinals, der auf einer Mission im Norden Syriens unterwegs war. Doch was genau war seine Mission und warum wurde er ermordet? Kommissar Zakaria Barudi versucht gegen alle Widerstände, die Wahrheit herauszufinden. Unterstützt wird er dabei von seinem italienischen Kollegen Marco Mancini, der sich als guter Freund zeigt.

    Meine Meinung:
    Rafik Schami konnte mich mit seinem wunderbaren Schreibstil überzeugen. Er ist sehr angenehm zu lesen, einfach, aber sehr schön. Die zuweilen etwas blumigen Umschreibungen - wie im Arabischen üblich - und die Beschreibungen der verschiedenen landestypischen Speisen entführen die Lesenden direkt nach Syrien. Die Atmosphäre scheint mir gut getroffen. Manchmal schweift der Autor ein wenig zu weit aus oder beginnt Handlungsfäden bzw. Gedanken, die am Ende nicht aufgelöst werden. Das fand ich etwas schade.

    Was sich nach der Kurzbeschreibung zunächst wie ein typischer Krimi anhört, ist eigentlich viel mehr, nämlich eine Gesellschaftsstudie des Syrien im Jahr 2010. Rafik Schami, der gebürtige Damaszener, der seit Jahrzehnten in Deutschland lebt, erzählt von vielen verschiedenen Religionen, die in Syrien nebeneinander existieren, von Glauben und Aberglauben, von Korruption und Machtmissbrauch, von Polizeiwillkür und Alltagsängsten. Er zeichnet ein dichtes Bild dieses Landes, das so viel aushalten musste und noch immer muss.

    Dabei tritt der Kriminalfall fast ein wenig in den Hintergrund, bildet aber eben doch das Grundgerüst der Handlung, anhand dessen die Gesellschaft beleuchtet wird. Wer hat den Kardinal und seinen Begleiter auf dem Gewissen? Die Islamisten? Die Christen? Barudi und Mancini stoßen immer wieder auf Mauern des Schweigens, des Leugnens. Ihnen wird verboten, die wahren Täter zur Strecke zu bringen. Den beiden rechtschaffenen Kommissaren geht das gegen den Strich, und sie tun alles in ihrer Macht Stehende, um der Gerechtigkeit zum Sieg zu verhelfen, auch wenn sie dabei gegen Regeln verstoßen.

    Besonders die immer wieder eingeschobenen Tagebucheinträge von Barudi fand ich sehr interessant, da sie seine Gedanken über Land und Leute offenbaren und diese dem Leser nahe bringen.
    Auris Vincent Kliesch
    Auris (Buch)
    21.07.2019

    Pageturner mit Cliffhanger

    Inhalt:
    Die Radiomoderatorin Jula Ansorge widmet sich mit Leib und Seele ihrer Podcast-Serie, wo sie sich für unschuldig verurteilte Menschen einsetzt, was mit einem persönlichen Trauma zusammenhängt. Besonders in den Fall des forensischen Phonetikers Miatthias Hegel verbeißt sich die junge Frau hartnäckig. Dabei wehrt Hegel sich mit allen Mitteln gegen Julas Einmischung und beteuert seine Schuld. Bald ist nicht nur Jula in Gefahr, sondern auch noch weitere Menschen …

    Meine Meinung:
    „Auris“ ist nach einer Idee von Sebastian Fitzek entstanden, die dieser zu einem Hörspiel verarbeitet hat, während Vincent Kliesch einen Roman daraus machte.

    Von der ersten Seite an konnte Kliesch mich packen, denn es geht gleich spannend mit einer Geiselnahme los, zu der der Psychiater Professor Hegel als Berater der Polizei zugezogen wird. Er hat das absolute Gehör und kann anhand kleinster Nuancen in Stimmen oder Geräuschen geniale Rückschlüsse ziehen. Das allein ist schon sehr interessant; hinzu kommt, dass Hegel nach diesem Einsatz den brutalen Mord an einer Obdachlosen gesteht, wobei seine Schuld allerdings von vielen Menschen bezweifelt wird. Doch Hegel wandert ins Gefängnis. Diese Figur empfand ich als sehr interessant und vielschichtig, kaum zu durchschauen. So blieb meine Neugier die ganze Zeit erhalten, weil ich unbedingt wissen wollte, was dieser Mann zu verbergen hat.

    Die Protagonistin Jula, aus deren Sicht der Großteil der Handlung erzählt wird, war mir gleich sympathisch. Die toughe junge Frau ist mir schnell ans Herz gewachsen. Sie hat ein schweres Päckchen zu tragen, lässt sich davon aber nicht unterkriegen. Auch im Fall Hegel hat sie mir imponiert, weil sie sich nicht durch Drohungen oder irgendwelche Beteuerungen von ihrem eigentlichen Weg abbringen lässt. Ein paar Klischees kann ich dem Autor gerne verzeihen.

    Der Schreibstil ist angenehm lesbar und kurbelt direkt das Kopfkino an. Die Handlung kommt schnell voran und die Seiten blättern sich quasi von alleine um. Die meist recht kurzen Kapitel animieren dazu, auch noch das nächste zu lesen, bis man sich ganz schnell am Ende wiederfindet. Zwischendurch wird man immer wieder von unvorhergesehenen Wendungen überrascht, es wird Misstrauen in alle Richtungen gesät, sodass man bald nicht mehr weiß, wer gut und wer böse ist.

    Bis kurz vor dem Ende war ich richtig begeistert, doch dann macht der Autor mit einem blöden Cliffhanger alles zunichte und vertröstet auf den 2. Teil. Ein Großteil des Falles ist zwar geklärt (so interpretiere ich das zumindest für mich), aber eben nicht alles. Das empfinde ich als unbefriedigend und es nimmt mir auch die Lust auf den nächsten Band, der 2020 erscheinen soll. Bis dahin habe ich sowieso wieder alles vergessen.

    Armentrout, J: Dark Elements - Glühende Gefühle Armentrout, J: Dark Elements - Glühende Gefühle (Buch)
    13.07.2019

    Anfangs langatmig, dann rasant


    Inhalt:
    Trinity lebt in einer Wächtergemeinschaft, obwohl sie kein Wächter ist. Doch sie benötigt deren Schutz vor den Dämonen, die hinter ihr her sind. Zusammen mit ihrem Beschützer Misha wartet sie auf ihre Berufung. Wie die genau aussieht, ist unklar, aber natürlich geht es darum, die Welt zu retten.

    Als eines Tages Zayne in die Wächtersiedlung kommt, verspüren Trinity und er sofort ein gewisses Band zwischen sich, als würden sie sich schon ewig kennen …

    Meine Meinung:
    Nachdem die „Dark Elements-Trilogie“ abgeschlossen war, hat wohl kaum jemand damit gerechnet, dass es noch einen 4. Band geben würde. Und eigentlich ist es zwar schon irgendwie eine Fortsetzung der Trilogie, aber noch mehr der Auftakt einer Spin off-Reihe mit zum Teil anderen Protagonisten. Es ist zwar schöner, wenn man die Vorgängerbände kennt, aber im Notfall wird man der Geschichte vielleicht auch ohne Vorkenntnisse folgen können.

    Die Handlung beginnt ein bisschen langatmig, durch das erste Drittel musste ich mich etwas durchbeißen. Hier lernen wir Trinity und den Wächter-Clan kennen, bei dem sie lebt; es passiert aber nicht allzu viel Aufregendes. Erst als Zayne auftaucht, wird es richtig interessant. Wie sich die Beziehung zwischen Trinity und Zayne entwickelt, hat mir gut gefallen. Es geht schön langsam und nachvollziehbar voran, ist auch ein wenig kompliziert aufgrund der Hintergrundgeschichte, sodass es spannend bleibt, wie es am Schluss um die beiden stehen wird.

    Trinity ist eine starke Persönlichkeit. Ähnlich wie Layla in den anderen Bänden der Reihe ist sie etwas Besonderes und Einmaliges, was ihr eine herausragende Stellung verschafft. Sie besitzt besondere Gaben, die sie unglaublich stark machen, allerdings auch ein Handicap, das ihr das Leben schwer macht. Übrigens leidet auch Jennifer L. Armentrout selbst daran, sie weiß also, wovon sie spricht. So wirkt es sehr authentisch und man kann sich gut in Trinity hineinversetzen.

    Das kurze Auftauchen von Layla und Roth geben der Geschichte noch zusätzliche Würze - Roth ist einfach so herrlich frech und besonders die Dialoge zwischen ihm und Zayne versprühen eine Menge Humor.

    Es fehlt auch nicht an aufregenden und spannenden Action-Szenen, denn es gibt etliche Kämpfe mit Dämonen, die den Adrenalinspiegel hochtreiben. Die Mischung aus Spannung und Gefühl hat mich schließlich wieder überzeugen können.

    Gegen Ende des Buches erwartet die Lesenden eine überraschende Wendung, die Geschichte erreicht einen Ruhepunkt, ist aber noch nicht am Ende. Die Bedrohung ist noch nicht beseitigt - auch im nächsten Band darf wieder die Welt gerettet werden :-)

    Sprachlich konnte Jennifer L. Armentrout mich allerdings leider nicht begeistern. Die jugendliche Umgangssprache wirkt ziemlich schludrig, zum Teil ist auch die Übersetzung ein wenig holprig. Aber das ist natürlich Geschmacksache.
    Alles Was Ich Dir Geben Will Alles Was Ich Dir Geben Will (Buch)
    21.06.2019

    Ein herrlich atmosphärischer Spannungsroman


    Inhalt:
    Für den Schriftsteller Manuel Ortigosa bricht die Welt zusammen, als er erfährt, dass sein Mann bei einem Autounfall ums Leben gekommen ist, zumal Álvaro in Galizien gestorben ist, während er eigentlich in Barcelona sein sollte. Außerdem äußert der pensionierte Polizist Nogueira Zweifel an dem Unfalltod. Je mehr sich Manuel damit befasst, umso mehr muss er erkennen, dass er Álvaro nicht so gut gekannt hat, wie er glaubte.

    Meine Meinung:
    Dolores Redondo Meira wurde 2016 für diesen Roman mit dem Premio Planeta de Novela ausgezeichnet - völlig zu recht! Als ich zu lesen begann, wusste ich nicht, was auf mich zukommen würde. Ich war für alles offen und so ließ ich mich schon nach wenigen Seiten von der Autorin fesseln und nach Galizien entführen, das mir durch die subtilen Beschreibungen bildhaft vor Augen stand.

    An der Seite Manuels tauchte ich immer tiefer in die Geheimnisse um Álvaros Leben und Tod ein. Fing die Geschichte noch ziemlich gemächlich an, entwickelte sie bald einen enormen Sog. Die Handlung nahm Fahrt auf, die Entdeckungen von Manuel und Nogueira überschlugen sich in der zweiten Hälfte des Buches fast. Die Dramatik war groß, ohne reißerisch zu wirken. Und dabei taten sich Abgründe auf, die ich so nicht erwartet hätte. Menschliches Leid, Eiseskälte und Intrigen schockierten mich.

    Der Protagonist Manuel hat nicht nur mit seiner Trauer zu kämpfen, sondern auch mit Zweifeln an Álvaros Liebe bzw. seiner Rechtschaffenheit. Dies wird sehr berührend dargestellt; es fällt nicht schwer, mit Manuel mit zu leiden, zumal er eine sehr sympathische Person ist.

    Dolores Redondo konnte mich mit diesem Roman wirklich begeistern. Ich werde diese Autorin im Auge behalten.

    Fazit:
    Atmosphärischer Spannungsroman. Intrigen, Verwicklungen und eine alte Familie mit blütenweißer Weste, die dann doch einige Flecken aufweist, sind Bestandteile dieses berührenden und mitreißenden Romans.
    All die unbewohnten Zimmer All die unbewohnten Zimmer (Buch)
    17.06.2019

    Feinsinniger KriminalROMAN


    Inhalt:
    Eine Frau wurde erschossen, ein Polizist schwer verletzt. Das K111 steht kurz vor der Lösung des Falls. Nun soll das Team um Polonius Fischer auch noch einen Polizistenmord vom K112 übernehmen, was ziemlich diffizil ist, hat die Kommissarin Fariza Nasri doch früher unter Jakob Franck fürs 112er gearbeitet. Zeugen, die keine Aussage machen wollen und Personen, die einfach verschwinden, machen es den Ermittlern nicht gerade leicht.

    Meine Meinung:
    Wieder einmal konnte mich Friedrich Ani mit einem anspruchsvollen Kriminalroman restlos begeistern. Er hebt sich von der großen Masse durch einen gehobenen Schreibstil ab, verlangt dem Leser einiges an Konzentration und Mitdenken ab. Dabei liegt der Fokus weniger bei der Aufklärung der Verbrechen als viel mehr bei den Menschen. Sowohl Ermittler als auch Opfer, Angehörige und Täter werden akribisch auseinandergenommen und ihr Innerstes nach außen gedreht. An mehr als einer Stelle tut sich hier ein Abgrund auf.

    Aus verschiedenen Perspektiven, mal in der 1., mal in der 3. Person, erzählt Ani von einzelnen Menschen, von einer ganzen Gesellschaft, von Liebe und Hass, so intensiv, dass man unweigerlich gefesselt ist.

    Besonders gut gefiel mir, dass hier die Ermittler aus Friedrich Anis bisherigen Krimireihen alle auftauchen: Der ehemalige Mönch Polonius Fischer, jetzt Leiter des K111. Der ehemalige Leiter des heutigen K112, Jakob Franck, der sich auch im Ruhestand den Kollegen noch verpflichtet fühlt und bereitwillig den schlimmsten Job übernimmt, nämlich den Angehörigen eine Todesnachricht zu überbringen, ihnen aber auch sonst zur Seite steht. Schließlich der Ex-Polizist und Detektiv Tabor Süden, der auf das Auffinden vermisster Personen spezialisiert ist. Sie alle sind in den Fall des Polizistenmordes involviert, zum Teil ohne es zu wissen. Sie arbeiten nicht direkt zusammen, sondern ihre Wege kreuzen sich mehr oder weniger zufällig. Dabei kann jeder von ihnen einige Puzzlestückchen beitragen, die letztendlich zur Aufklärung des Falles führen. Auch die halbsyrische Polizistin Fariza Nasri hat durch ihre bemerkenswerte Intuition einen großen Anteil am Erfolg des Teams.

    Fazit:
    Es gibt hier mehrere Verbrechen und ermittelnde Polizisten, trotzdem empfand ich dieses Buch mehr als Roman denn als Krimi. Die Charaktere sowie die Gesellschaft erscheinen tiefgründig und scharf beobachtet.

    Absolute Leseempfehlung für alle, die das Besondere mögen!

    Schneewittchensarg Roman Voosen
    Schneewittchensarg (Buch)
    06.06.2019

    Komplexer Kriminalroman

    Inhalt:
    1971 im schwedischen Glasreich. Am Abend ihrer Hochzeit verschwindet Berit Gustavsson spurlos von der Feier. Die Umstände werden nie geklärt.

    47 Jahre später tauchen ihre (?) sterblichen Überreste bei einer Ausstellung in einem gläsernen Sarg auf. Ingrid Nyström und Stina Forss übernehmen die Ermittlungen. Nebenbei haben die beiden Kommissarinnen mit ihren eigenen Dämonen zu kämpfen.

    Meine Meinung:
    Dies ist bereits der 7. Band der Reihe. Der Fall der verschwundenen Berit wird komplett abgearbeitet. Insofern sind keine Vorkenntnisse nötig. Im Arbeits- und Privatleben der ErmittlerInnen entwickelt sich aber einiges weiter bzw. wurden in den vorherigen Bände die Grundsteine gelegt, sodass es sicher mehr Spaß macht, wenn man die ersten 6 Bände gelesen hat.

    Der Schreibstil ist locker und einfach gehalten, sodass man schnell vorankommt. Von Zeit zu Zeit ergaben sich für mich trotzdem Längen, da die Ermittlungen äußerst ausführlich und aus der Sicht von fünf verschiedenen ErmittlerInnen dargestellt werden. Da es sich um einen Cold case handelt, ist es auch nicht gerade ein Wettlauf gegen die Zeit, sodass anfangs die Spannung eher auf einem niedrigen Niveau bleibt. Erst in der zweiten Hälfte des Romans dreht das Autoren-Duo auf und bringt immer neue Wendungen, die einen atemlos weiterlesen lassen. Hier muss man ständig seine Vermutungen revidieren und sich neu orientieren. Das ist wirklich sehr gut gemacht.

    Der Fall an sich hätte mir eigentlich auch gereicht, an Beiwerk war es mir etwas zu viel. Alle ErmittlerInnen haben ihr privates Päckchen zu tragen, was in einem Fall sogar zu Hassgefühlen gegenüber einer Kollegin führt und die Arbeit nicht unbedingt erleichtert. Der Dritte kämpft mit seiner Diät und jammert immer wieder darüber, während der Nächste hinter jeder Frau her ist. Auf Dauer nerven diese immer wieder gleichen Aussagen dann doch ein wenig.

    Die Reihe:
    1. Später Frost
    2. Rotwild
    3. Aus eisiger Tiefe
    4. In stürmischer Nacht
    5. Der unerbittliche Gegner
    6. Erzengel
    7. Schneewittchensarg
    Die Nickel Boys Colson Whitehead
    Die Nickel Boys (Buch)
    05.06.2019

    Ein ewiger Kampf um Menschenrechte

    Inhalt:
    Florida, 1962. Elwood Curtis, 16, hat sich noch nie etwas zuschulden kommen lassen. Er ist bestrebt, seiner Großmutter zu gehorchen und ein guter Schüler zu sein. Fasziniert lauscht er den Reden von Martin Luther King. Ausgerechnet die Erlaubnis, am College Kurse zu belegen, wird ihm zum Verhängnis. Er wird unschuldig in die Besserungsanstalt Nickel Academy eingewiesen. Hier werden vor allem die farbigen Jungen misshandelt und missbraucht. Elwood gibt sein Möglichstes, um die Tortur zu überleben, ohne sich brechen zu lassen.

    Meine Meinung:
    Colson Whitehead hat sich erneut das Thema Rassismus in den USA vorgenommen. Eindrücklich erzählt er über die Ungerechtigkeiten und Schikanen, die Farbige erleiden mussten und teilweise immer noch müssen, über den Willen und den Kampf, dies zu ändern. Das Nickel eignet sich hier sehr gut als Hintergrund. Die Aufseher agieren vollkommen willkürlich, prügeln, sperren ein, töten und vertuschen. Es gibt manche „unappetitliche“ Szene, die die Lesenden schockieren kann.

    Der Protagonist Elwood ist ein starker Charakter, an dessen Seite man die ganzen Missstände in der Anstalt erlebt. Diesen Jungen habe ich ganz schnell ins Herz geschlossen. Umso schlimmer fand ich, was ihm alles widerfährt. Ich habe mit ihm und um ihn gebangt, ob er diese Hölle überleben wird, ob er danach noch ein normales Leben führen kann oder ob er ein gebrochener Mann sein wird.

    Das Buch berührt, trotzdem war da stets eine gewisse Distanz zwischen den Figuren und mir, die mich ein klein wenig gestört hat. Vieles wird ein bisschen zu berichtartig erzählt. Hier hätte ich gerne noch tiefer in die Protagonisten hineingeschaut, ihre Gedanken, Gefühle, Ängste und Hoffnungen noch direkter auf mich wirken lassen.

    Nichtsdestotrotz: Ein klare Leseempfehlung von mir!
    Unbarmherzig Inge Löhnig
    Unbarmherzig (Buch)
    02.06.2019

    Gina Angelucci beißt sich fest


    Inhalt:
    Bei Bauarbeiten werden die sterblichen Überreste zweier Menschen gefunden, die schon zwischen 70 und 80 Jahren tot sind. Schnell steht fest, dass die beiden ermordet wurden. Gina Angelucci, die an Cold Cases bei der Kripo München arbeitet, beißt sich gegen den Willen des Staatsanwalts an dem Fall fest. Bald kristallisiert sich die Heeresmunitionsanstalt in Altbruck als unrühmlicher Hintergrund des Falles heraus. Doch über die Ereignisse während des 2. Weltkriegs spricht man im Dorf nicht gern …

    Meine Meinung:
    Gina Angelucci und ihr Mann Tino Dühnfort waren bereits Protagonisten vieler Kriminalromane, in denen allerdings meistens Tino die Hauptfigur darstellt. „Unbarmherzig“ ist nun der 2. Fall, in dem Gina ohne Tino ermittelt. Man kann diesen Band sicherlich auch ohne Vorkenntnisse lesen, denn der Kriminalfall ist in sich abgeschlossen.

    Wie alle Bücher von Inge Löhnig hat mir auch dieses gut gefallen. Die Handlung ist feinsinnig erdacht und größtenteils spannend erzählt. Dabei verzichtet die Autorin auf allzu blutige und brutale Beschreibungen. Die Rückblicke in die Zeit am Ende des Krieges wirken gut recherchiert. Auszüge aus dem Tagebuch einer Zwangsarbeiterin erwecken die Vergangenheit zum Leben und bringen den Lesenden die Opfer nahe.

    Der Hauptfall dieses Romans konnte mich wirklich begeistern. Kaum meint man, die Tat zu durchschauen, überrascht Inge Löhnig schon wieder mit einer Wendung, die in eine ganz andere Richtung weist. Gestört habe ich mich ein wenig an etlichen Wiederholungen. Auch auf die Stalkerin, die vor Ginas und Tinos Haus lauert, hätte ich lieber verzichtet. Die sowieso schon komplexe Handlung wirkt dadurch etwas überladen und zu gewollt.

    Nun bin ich gespannt, welchen der offenen Fälle sich Gina fürs nächste Mal vornehmen wird. Ich freue mich auf jeden Fall schon darauf.

    Die Gina Angelucci-Reihe:
    1. Gedenke mein
    2. Unbarmherzig
    Im Freibad Libby Page
    Im Freibad (Buch)
    31.05.2019

    Leichte Kost, trotzdem mit etwas Tiefgang


    Inhalt:
    Jeden Morgen geht die 86-jährige Rosemary ins gegenüberliegende Freibad und zieht ihre Bahnen. In diesem Bad hat sie als Kind schwimmen gelernt. Hier hat sie ihren geliebten Ehemann George kennengelernt, hier trifft sie sich regelmäßig mit ihrer Freundin Hope, hier kennt sie praktisch jeden. Doch nun soll das Bad geschlossen werden. Wo soll Rosemary dann hin mit sich und ihren Erinnerungen?

    Die junge Journalistin Kate soll für das Stadtteilblatt einen kleinen Artikel über die Schließung des Freibads schreiben. Doch daraus wird viel mehr. Die beiden so unterschiedlichen Frauen werden enge Freundinnen und kämpfen gemeinsam für den Erhalt des Schwimmbads im Viertel.

    Meine Meinung:
    „Im Freibad“ ist der erste Roman der Londoner Autorin Libby Page. Sie ist selbst eine passionierte Schwimmerin, und diese Leidenschaft kommt im Roman auch zum Ausdruck. Hier werden Schwimmstile beobachtet und auch Verhaltensweisen verschiedener Badegäste sowie des Personals. Im Freibad können die Gäste abschalten, hier ist keiner mehr wert als der andere.

    „Halb nackt sind sie alle gleich. Zahnärzte, Ärzte, Hausfrauen und Polizisten außer Dienst kommen an der Kasse herein, aber im Wasser sind sie nur Körper, bedeckt mit unterschiedlichen Formen von Lycra.“ (S. 55)

    Rosemary ist eine wunderbare alte Dame, die für jeden ein freundliches Wort hat und einen ausgeprägten Sinn für die Nöte anderer. So merkt sie schnell, dass sich Kate im Leben nicht leichttut. Die junge Frau leidet unter gelegentlichen Panikattacken und Einsamkeit in der Großstadt. Es ist herzerwärmend, zu beobachten, wie die Freundschaft zwischen den beiden Protagonistinnen wächst. Und nicht nur das. In ihrem Kampf gegen die Schließung des Freibads erhalten sie Unterstützung vieler Menschen in einem ungeahnten Ausmaß. Herrlich, wie die Menschen zusammenhalten und sich umeinander kümmern!

    Auch wenn die Geschichte über weite Strecken vorhersehbar ist, macht es doch viel Spaß sie zu lesen, vor allem auch, weil Rosemarys Erinnerungen sehr berührend sind. Es gibt immer mal wieder Rückblenden, sodass man Rosemarys Verbundenheit mit dem Freiband schließlich sehr gut nachvollziehen kann, denn hier hat sie einige Meilensteine ihres Lebens erlebt.

    Der Schreibstil ist einfach und locker und damit flott zu lesen. Viele Dialoge lassen die Handlung lebendig wirken. Ein bisschen Liebe kommt in diesem Buch natürlich auch vor, doch drängt sie sich nicht zu sehr in den Vordergrund.

    Fazit:
    Eine nette Geschichte über eine wunderbare Freundschaft und die ungeahnte Kraft, die in uns allen steckt. Ich empfehle das Buch gerne für Leserinnen, die leichte Kost bevorzugen.
    1793 1793 (Buch)
    25.05.2019

    Historischer Kriminalroman in 4 Jahreszeiten

    Inhalt:
    Im Herbst 1793 wird aus dem Fatburen, einem See in Stockholm, der voller Unrat ist, eine stark verstümmelte Leiche geborgen. Es liegt ein fürchterliches Verbrechen vor. Der todkranke Jurist Cecil Winge versucht zusammen mit dem verkrüppelten Kriegsveteran Mickel Cardell herauszufinden, was geschehen ist. Das ist in einer Zeit, in der Recht und Gerechtigkeit nicht viel zählen, gar nicht so einfach …

    Meine Meinung:
    Ich muss vorausschicken, dass Historisches nicht gerade mein Lieblingshobby ist. Ich habe nicht viel Ahnung davon, wie es damals zugegangen ist. So war ich anfangs von der extremen Brutalität, die Niklas Natt och Dag hier schildert, überrascht. Als ich mir aber klargemacht habe, dass die Handlung nur 4 Jahre nach der französischen Revolution spielt, schien mir die brutale Atmosphäre durchaus authentisch. In dieser Zeit sind nun mal viele Köpfe gerollt - ein Menschenleben zählte kaum etwas, das Recht des Stärkeren umso mehr. Trotzdem: Wer es nicht gern brutal mag, sollte die Finger von diesem Buch lassen. Hier werden üble Szenen detailliert beschrieben.

    Der Roman ist in vier Teile geteilt, beginnend im Herbst 1793. Dann arbeitet sich der Autor langsam über den Sommer bis zum Frühjahr 1793 zurück, um die Hintergründe der Tat aufzudecken. Schließlich springt er wieder zum Winter nach vorne, wo der Täter letztendlich ermittelt wird.

    Das Mädchen Anna Stina, die Protagonistin im Sommerteil, spielt für den Kriminalfall an sich keine Rolle, ihre Geschichte trägt aber zur brutalen Atmosphäre bei und passt gut in die Gesamthandlung.

    Die Ermittler Winge und Cardell sind für meinen Geschmack etwas zu übermächtig dargestellt. Beide sind nicht auf ihrer gesundheitlichen Höhe, um es gelinde auszudrücken, meistern aber alle gefährlichen Situationen mit Bravour. Außerdem sind sie so ziemlich die einzigen Personen, denen etwas an Recht und Gesetz liegt. Hier wurde ein wenig schwarz-weiß gemalt.

    Nichtsdestotrotz hat mir dieser historische Kriminalroman interessante und spannende Lesestunden beschert.
    Liebes Kind Liebes Kind (Buch)
    14.05.2019

    Ein außergewöhnlicher Psycho-Thriller

    Inhalt:
    Eine Frau ist gefangen. In einer Hütte im Wald muss sie Mutter und Ehefrau spielen. Es herrschen strenge Regeln, denen „Papa“ die Familie unterwirft, und wehe, sie gehorchen nicht. Als es der Frau endlich gelingt zu fliehen, ist das Martyrium noch lange nicht vorbei …

    Meine Meinung:
    „Liebes Kind“ ist Romy Hausmanns Thrillerdebüt und wirklich sehr gut gelungen. Die Handlung ist außergewöhnlich komponiert und setzt dort ein, wo sie bei anderen Thrillern eigentlich endet, bei der Befreiung des Opfers.

    Aus drei verschiedenen wechselnden Perspektiven setzt sich nach und nach, auch durch Rückblicke, das Geschehen zusammen. Alle drei Perspektiven werden sehr subjektiv erzählt. Man kann dadurch nie sicher sein, ob sich wirklich alles so abspielt oder ob es vielleicht verzerrt dargestellt wird. Die Lesenden werden oft auf eine falsche Spur gesetzt. Die Handlung ist komplex und nicht leicht durchschaubar. Bei sehr aufmerksamem Lesen ist es aber durchaus möglich, den Täter zu erkennen. Das liebe ich bei einem Thriller.

    Die Autorin erzählt wortgewandt und fesselnd. Oft animieren kleine Cliffhanger am Kapitelende zum Weiterlesen, sodass es schwerfällt, das Buch aus der Hand zu legen. Romy Hausmann lässt uns in die tiefsten Abgründe der menschlichen Seele blicken. Vom ersten Moment an schockiert sie durch eine realistische Darstellung der psychischen Auswirkung der Gefangenschaft auf die Opfer. Man kann gar nicht anders als mit zu leiden.

    Fazit:
    Ein außergewöhnlich komponierter, komplexer Psychothriller, der von Anfang bis Ende zu fesseln weiß und einen mit Hochspannung durch die Seiten treibt. Von mir gibt es eine ganz klare Leseempfehlung für alle Thriller-Freunde.
    Zara und Zoë - Rache in Marseille Zara und Zoë - Rache in Marseille (Buch)
    09.05.2019

    Zwei wie Feuer und Wasser

    Inhalt:
    Zara ist eine der Besten bei Europol, ihre Zwillingsschwester Zoë ist eine gefürchtete Mafiosa. Die beiden könnten unterschiedlicher nicht sein. Als in der Provence etwas Großes in Gang ist, kommt Zara nicht weiter und bittet ihre Schwester um Hilfe.

    Meine Meinung:
    Dies ist der Auftakt einer neuen Thriller-Reihe. Leider konnte der Roman mich anfangs gar nicht packen. Hier werden ewig lang die Protagonisten eingeführt, ohne dass ich das Gefühl bekam, sie wirklich zu kennen oder ihnen nahe zu sein. Ich habe auch nach Beendigung der Lektüre nicht wirklich ein klares Bild von ihnen vor Augen.

    Die Spannung hält sich in der ersten Hälfte sehr bedeckt. Es passiert kaum etwas Aufregendes. Später gibt es dann jede Menge Action und damit auch einige spannende Szenen, Verfolgungsjagden, Schusswechsel usw. Viel Spannung wird aber auch einfach durch die beschriebene Gewalt, die Brutalität der Handlung erzeugt. Das ist leider nicht so mein Fall. Die Aufklärung des Verbrechens ist dagegen wenig überraschend; die Romanhandlung insgesamt habe ich als nicht besonders raffiniert empfunden.

    Die zweite Hälfte des Buches lässt vermuten, dass die weiteren Bände dieser Reihe spannender werden könnten - mein Bedarf ist allerdings gedeckt. Es war zwar keine Zeitverschwendung oder Qual, aber eine Wiederholung brauche ich wohl nicht.
    Mein Leben als Sonntagskind Judith Visser
    Mein Leben als Sonntagskind (Buch)
    05.05.2019

    Leben mit dem Asperger-Syndrom

    Inhalt:
    Jasmijn ist anders, war sie schon immer. Grelles Licht, ein hoher Geräuschpegel oder Berührungen durch Fremde sind ein Graus für sie. Oft enden solche Situationen, in denen sich Jasmijn heillos überfordert fühlt, in einem horrormäßigen Migräneanfall. Ein für andere Menschen normales Sozialleben ist für Jasmijn mit unzähligen Fragezeichen versehen. Ständig überlegt sie, was man von ihr erwartet und wie sie in einer bestimmten Situation reagieren soll. So ist es kein Wunder, dass Jasmijn sich am liebsten in sich zurückzieht und allem Unbekannten aus dem Weg geht. „Mein Leben als Sonntagskind“ begleitet Jasmijn ab dem Alter von ca. 4 Jahren bis zum frühen Erwachsenenalter.

    Meine Meinung:
    Die meisten Menschen werden sicher schon vom Asperger-Syndrom gehört haben, das eine Form des Autismus ist. Man hat vielleicht eine grobe Idee davon, aber was es wirklich für den einzelnen Betroffenen und seine Angehörigen bedeutet, ist schwer vorstellbar. Judith Visser selbst erhielt wie Jasmijn erst als Erwachsene die Diagnose Asperger. Sie weiß also aus erster Hand, wovon sie uns hier erzählt, und das wirkt auch alles sehr authentisch. Die Autorin lässt die Lesenden direkt in Jasmijns Kopf schauen, beschreibt die für andere ungewöhnlichen Gedankengänge, die sich hier abspielen und den Betroffenen das Leben schwermachen. Damit schafft sie ein enormes Verständnis für das Verhalten von „Aspis“, das ansonsten für Außenstehende als Arroganz oder Egoismus wahrgenommen werden könnte.

    Im Mittelpunkt der Handlung steht die Ich-Erzählerin Jasmijn, die man von der Vorschule bis ins frühe Erwachsenenalter begleitet. Es ist spannend und berührend zu lesen, wie sie sich in einer für sie unpassenden Welt zurechtzufinden versucht. Dabei wirken sämtliche Gedanken, so abstrus sie einem auf den ersten Blick vorkommen wollen, absolut folgerichtig, sodass man dem Mädchen auf keinen Fall böse sein kann, wenn es mal wieder etwas wortwörtlich nimmt und deshalb falsch versteht. Auch die Regeln, die in der sozialen Welt gelten, wirken durch Jasmijns Augen nicht immer logisch. So wundert es einen auch nicht, dass sie am liebsten mit ihrer Hündin Senta und ihrer Familie zusammen ist, deren Verhalten sie einigermaßen einschätzen kann. Doch es ist eine Freude, zu erleben, wie Jasmijn über die Jahre hart an sich arbeitet und auch im sozialen Umgang Fortschritte macht und auf ein erfülltes, eigenständiges Leben zusteuert.

    Auch wenn mich das Buch durchweg gefesselt hat, hätten es gerne ein paar Seiten weniger sein dürfen, da sich vieles wiederholt, was die Lektüre dann ein kleines bisschen anstrengend macht.
    10 Stunden tot 10 Stunden tot (Buch)
    02.05.2019

    Hochspannend, aber da fehlt doch was

    Inhalt:
    Die schwedische Stadt Helsingborg wird von mehreren perfiden Morden erschüttert. Die zuständigen Ermittler bei der Polizei haben mit privaten Problemen zu kämpfen und kommen nur langsam vorwärts. Zudem verdächtigt Fabian Risk einen Kollegen des Mordes …

    Meine Meinung:
    „10 Stunden tot“ ist bereits der 4. Band dieser Reihe um den Helsingborger Kommissar Fabian Risk. Ich kenne die Vorgänger nicht, hatte aber nicht das Gefühl, damit schlechter dazustehen als Leser*innen der ganzen Reihe. Was aus den Vorgängerbänden für die aktuelle Entwicklung wichtig ist, wird hier noch einmal kurz erwähnt.

    Anfangs war ich ziemlich begeistert von diesem Thriller. Er beginnt hochspannend und geht auch genauso weiter. Es geschehen immer mehr grausame Verbrechen, die Polizisten geraten in Gefahr, man erhält Einblick in das Denken eines Täters. Häufige Perspektivwechsel zwischen den verschiedenen Ermittlern und dem Täter sorgen für reichlich Abwechslung und Dynamik. Kleine Cliffhanger am Ende der Kapitel animieren immer zum Weiterlesen. Ich hatte einige Stunden wunderbar spannender Unterhaltung, bis etwa zwanzig Seiten vor dem Ende. Zu diesem Zeitpunkt fragte ich mich nämlich, wie Ahnhem die ganzen angefangenen Handlungsstränge noch zu einem logischen Ende führen will. Es schien mir unmöglich. Die traurige Antwort: Gar nicht! Kaum eins der vielen Verbrechen wird wirklich aufgeklärt. Bei einem Krimi oder Thriller ist das ein Unding.

    Auch der Titel „10 Stunden tot“ lässt mich ratlos zurück. Er steht in keinem Zusammenhang mit der Handlung.

    Fazit:
    Stefan Arnhem versteht es, spannend und locker zu schreiben. Langeweile kommt hier nicht auf. Allerdings werden die Kriminalfälle nicht aufgeklärt, sondern die Lesenden mit einem Cliffhanger auf den nächsten Band vertröstet. Und dort dann vielleicht auf den übernächsten? Ohne mich!

    Die Reihe:
    1. Und morgen du
    2. Herzsammler
    3. Minus 18°
    4. 10 Stunden tot

    Schatten der Toten Schatten der Toten (Buch)
    13.04.2019

    Gelungener Abschluss der Trilogie

    Inhalt:
    Judith Kepler, Putzfrau mit einer ganz besonderen Vergangenheit, steht mal wieder zwischen allen Fronten. Ihr Chef Dombrowski liegt im Krankenhaus, und sie muss den Betrieb weiterführen; ihre kleine Freundin Tabea ringt mit dem Tod, und deren Vater Frederik, in den sich Judith ein wenig verliebt hat, ist in einer gefährlichen Mission unterwegs. Eva Kellermann enthüllt auf dem Totenbett ihrer Tochter Isa, die beim Verfassungsschutz arbeitet, ein lange gehütetes Geheimnis. Dies alles führt zu komplizierten Verwicklungen, in deren Mittelpunkt der ehemalige Stasi-Spion Bastide Larcan steht, auch bekannt als Richard Lindner - Judiths Vater.

    Meine Meinung:
    Dies ist der 3. Band der Trilogie um die Tatort-Reinigerin Judith Kepler. Wenn man die ersten beiden kennt, erleichtert dies das Verständnis der Zusammenhänge sicherlich, unbedingt notwendig ist es aber nicht. Umgekehrt macht es nicht so viel Sinn, die Vorgänger danach zu lesen, da in diesem Band etliche Spoiler enthalten sind.

    Elisabeth Herrmann versteht es sehr gut, eine Geschichte zu erzählen. Man lässt sich gerne von ihr und ihrer unaufgeregten Schreibweise durch die Seiten führen, die nur so dahinfliegen.

    Es gibt viele Handlungsfäden, die erst aufgebaut werden müssen. Daher empfand ich den Anfang ein klein wenig schleppend. Doch nach und nach werden die Zusammenhänge deutlich und die Handlung nimmt rasant Fahrt auf. An Spannung fehlt es schließlich nicht.

    Die Autorin hat eine sehr komplexe Handlung entworfen, in die alle möglichen Geheimdienste, aber auch Privatpersonen verwickelt sind, die man erst einzuschätzen lernen muss. Von all der Spionage, Intrigen, Verrat und Rachegelüsten kann einem schon mal der Kopf schwirren. Man muss beim Lesen konzentriert dabei sein. In all den Wirren blieb mir Judith Kepler zuweilen etwas zu sehr im Abseits, hier spielen sich andere Charaktere dann in den Vordergrund. Die ersten beiden Bände mochte ich in dieser Hinsicht lieber.

    Trotzdem ist auch dieser Teil der Trilogie gut gelungen und lesenswert.

    Die Judith Kepler-Reihe:
    1. Zeugin der Toten
    2. Stimme der Toten
    3. Schatten der Toten

    Das Verschwinden der Stephanie Mailer Das Verschwinden der Stephanie Mailer (Buch)
    03.04.2019

    Komplex, undurchsichtig, spannend und äußerst unterhaltsam

    Inhalt:
    2014 in Orphea, einer beschaulichen Kleinstadt in den Hamptons an der Ostküste der USA. State Police Detective Jesse Rosenberg soll in den Ruhestand verabschiedet werden. Man nennt ihn auch den Hundertrprozentigen, da er alle seine Fälle aufgeklärt hat. Da spricht ihn die junge Journalistin Stephanie Mailer an, die angeblich Hinweise darauf hat, dass Jesse und sein Partner Derek bei einem Vierfachmord zwanzig Jahre zuvor den Falschen erwischt haben. Und dann ist Stephanie plötzlich verschwunden. Fiel sie einem Verbrechen zum Opfer? Jesse und Derek nehmen zusammen mit der engagierten Polizistin Anna die Ermittlungen zu dem alten Fall wieder auf.

    Meine Meinung:
    „Das Verschwinden der Stephanie Mailer“ ist der dritte Roman aus der Feder des Franko-Schweizers Joël Dicker. Wer diesen Autor kennt, weiß, dass er gern verschwenderisch mit Worten umgeht. Dicker erzählt nicht kurz und knackig, sondern detailliert und atmosphärisch. Und doch ist hier kein Wort zu viel - meinetwegen hätte der Roman gerne noch länger sein können. Von Dickers wunderbarer Erzählweise kann ich einfach nicht genug bekommen.

    Aus verschiedenen Perspektiven werden die heutigen und die damaligen Ereignisse beleuchtet. So reiht sich ein Puzzlesteinchen an das andere, und die Geschichte setzt sich ganz allmählich zusammen. Immer wieder hat der Autor kleine Cliffhanger eingebaut, die dringend zum Weiterlesen animieren. Joël Dicker versteht es wie kaum ein anderer, die Neugier des Lesers ständig anzustacheln und ihn mit kleinen Häppchen an Informationen zu versorgen, gerade so viel, um die nötige Spannung zu erhalten, aber noch nicht zu viel zu verraten.

    Es ist eine Vielzahl von Personen in die Handlung verwickelt. Zur leichteren Orientierung findet man im Anhang ein Personenverzeichnis. Aber eigentlich sind die einzelnen Charaktere so unterschiedlich und so prägnant ausgearbeitet, dass man sich ganz schnell zurechtfindet. Die Hauptfiguren erhalten reichlich Tiefe, einige Nebenfiguren erweisen sich als ziemlich skurril. Das ergibt eine gelungene Mischung.

    Bei all dem tappt man als Leser*in zusammen mit den Ermittlern lange im Dunkeln, geht mit ihnen Irrwege, die einfach plausibel wirken und doch mit der Wahrheit reichlich wenig zu tun haben. Man verstrickt sich in einem Netz aus Intrigen und menschlichen Abgründen, das wirklich nicht leicht zu durchschauen ist. Doch am Ende wird alles aufgelöst und man kann sich entspannt zurücklehnen.

    Fazit:
    Ein spannender und komplexer Kriminal- und Gesellschaftsroman, von Joël Dicker hervorragend erzählt. Sehr zu empfehlen!
    Golden Darkness. Stadt aus Licht & Schatten Golden Darkness. Stadt aus Licht & Schatten (Buch)
    01.04.2019

    Etwas unausgegoren


    Inhalt:
    Die Welt ist geteilt in Licht und Dunkelheit. Die Bewohner der Lichtstädte leben in Wohlstand und Sicherheit, die Bewohner der Dunkelstädte in Armut und Angst. Lucie ist mit ihrem Vater aus dem dunklen Brooklyn in das lichte Manhattan geflohen. Hier hat sie Ethan, den Sohn einer der einflussreichsten Familien, kennen- und lieben gelernt. Alles scheint gut. Bis Ethan eines Verbrechens beschuldigt wird und um sein Leben bangen muss.

    Meine Meinung:
    Das Buch geht sehr spannend los, um dann allerdings etwas einzubrechen. Ich hatte das Gefühl, es plätschert mehr so vor sich hin, zwar immer wieder mit kleinen Höhepunkten, aber mir hat der ganz große rote Faden gefehlt.

    Erklärungen zu der dargestellten Welt waren mir zu spärlich, die Zusammenhänge oft nicht greifbar. Wie die Magie funktioniert, ist mir immer noch ein großes Rätsel. Sie ist einfach da und wird angewendet, aber großartige Hintergründe erfährt man leider nicht.

    Trotzdem war das Buch schön zu lesen, die Sprache jugendlich frisch und dynamisch. Die Protagonistin Lucie fungiert als Ich-Erzählerin, sodass man sich ihr nahe fühlt. Wirklich begeistern konnte sie mich trotzdem nicht, denn trotz ihrer herausragenden Funktion wirkt sie recht blass - keine Heldin, wie man sie sich vorstellt. Sie macht unheimlich viele Fehler, obwohl sie es besser wissen müsste. Dieses ständige „Schon wieder ein Fehler!“ ging mir irgendwann auf die Nerven.

    Toll fand ich, dass viele der anderen Charaktere für reichlich Überraschungen sorgten. So wurde es nie langweilig. Allerdings kamen viele Handlungsweisen etwas abrupt. Hier hätten dem Buch ein paar Seiten mehr gutgetan, um das Ganze langsam und nachvollziehbar zu entwickeln.
    Golden Cage. Trau ihm nicht. Trau niemandem. Golden Cage. Trau ihm nicht. Trau niemandem. (Buch)
    31.03.2019

    Fesselnder Spannungsroman

    Inhalt:
    Faye hat sich von einer üblen Vergangenheit befreit und findet in Stockholm an der Seite des einflussreichen Jack Adelheim ihr Glück. Doch es ist nicht von Dauer. Jack macht aus der starken, intelligenten Frau ein unterwürfiges Hausmütterchen, bevor er sie schließlich eiskalt abserviert. Da besinnt Faye sich endlich wieder auf ihre alten Stärken und beginnt einen Rachefeldzug …

    Meine Meinung:
    Immer wieder wird dieser Roman als Thriller bezeichnet. In meinen Augen fehlt dafür aber einfach der Thrill, der einen atemlos durch die Seiten fliegen und mit und um die Protagonisten bangen lässt. Doch Faye ist hier zu keiner Zeit in Lebensgefahr. Trotzdem ist der Roman recht spannend und einfach fesselnd. Auch kurze Rückblicke in Fayes Kindheit tragen das Ihre dazu bei.

    Camilla Läckberg hat ihr Buch in drei Teile geteilt. Im ersten Teil erlebt man, wie Faye sich immer mehr ihrem Mann Jack unterordnet und ihr eigenes Ich mehr und mehr untergeht. Ihr ganzes Verhalten gilt nur dem Streben nach Jacks Anerkennung. Diesen Teil hätte Läckberg meinetwegen gerne etwas abkürzen dürfen. Ich konnte hier oft nur den Kopf schütteln über Fayes Verhalten, das ich nicht wirklich nachvollziehen konnte, wobei mir natürlich klar ist, dass es in vielen Ehen durchaus der Realität entspricht.

    Viel interessanter und spannender fand ich dann Teil 2 und 3. Hier entwickelt Faye einen genialen Racheplan, mit dem sie Jack vernichten will. Dass sie anfangs so leicht Erfolg hat, scheint mir zwar sehr unwahrscheinlich, aber darüber kann ich hinwegsehen. Die einzelnen Schritte der Rache an Fayes Seite mitzuerleben, hat mir großes Vergnügen bereitet.

    Das I-Tüpfelchen des Romans ist der Schluss, der mich zwar nicht vollkommen überrascht, aber doch zum Schmunzeln gebracht hat.
    Worauf wir hoffen Worauf wir hoffen (Buch)
    27.03.2019

    Ein bereichernder interkultureller Debütroman


    Inhalt:
    Die Inderin Laila hat mit deren Einverständnis ihre Familie verlassen und ist ihrem Mann Rafik in die Vereinigten Staaten gefolgt. Hier beginnen die beiden ein neues Leben, gründen eine eigene Familie, versuchen den Spagat, die strengen muslimischen Regeln und Traditionen gegen die freizügigeren US-amerikanischen Sitten zu bewahren. Während die Töchter Hadia und Huda ihr Bestes geben, um die Eltern stolz zu machen, probt der Jüngste, Amar, den Aufstand. Er verliebt sich in die Tochter einer befreundeten Familie, Amira Ali, was auf keinen Fall sein darf.

    Meine Meinung:
    Mirzas Familiengeschichte wirkt absolut authentisch. Man hat den Eindruck, sie weiß, worüber sie hier schreibt, hat vieles davon selbst erlebt. So kann sie den Lesenden einen tiefen Einblick in den islamischen Glauben geben und Verständnis für verschiedene Kulturen fördern.

    Im Mittelpunkt steht die Familie von Laila und Rafik, Hadia, Huda und Amar. Nach und nach werden die Beziehungen der einzelnen Familienmitglieder zueinander beleuchtet. Eifersucht unter den Geschwistern, Anerkennung der Eltern, Glaube, Tradition, Drang nach Freiheit und Liebe verschiedener Art führen die Protagonisten dorthin, wo sie am Ende landen.

    Anfangs hatte ich etwas zu kämpfen, denn die Charaktere waren mir sehr fremd. Erst durch viele Rückblicke und Perspektivwechsel dringt man tiefer zu den einzelnen Figuren vor. Mirza erzählt nicht chronologisch, sonder springt wild in den Zeiten hin und her, was ich wirklich anstrengend fand. Etwas geradliniger hätte ich die Geschichte mehr genießen können.

    Die Sprache, die Mirza verwendet, ist allerdings sehr schön. Sie vermittelt damit genau die richtige Atmosphäre und setzt das Kopfkino in Gang. Viele arabische Begriffe werden nicht übersetzt, was für das Verständnis aber kein Problem darstellt. Man kann sich meistens schon ungefähr denken, worum es dabei geht.
    Niemalswelt Niemalswelt (Buch)
    22.03.2019

    Sehr interessante Idee mit leichten Schwächen

    Inhalt:
    Seit dem tragischen und ungeklärten Tod ihres Freundes Jim hatte Beatrice auch keinen Kontakt mehr zu ihren übrigen vier Freunden. Ein Jahr nach Jims Tod rafft sie sich auf, und die Freunde unternehmen wieder etwas zusammen. Doch der Abend endet böse. Die fünf haben einen Autounfall und landen in einer Zwischenwelt zwischen Leben und Tod. Sie erhalten vom Wächter den Auftrag abzustimmen, wer von ihnen überleben soll, es darf nur eine/r sein. Die anderen werden endgültig sterben. Doch es ist gar nicht so leicht, sich auf eine/n zu einigen. So erleben die jungen Leute immer wieder denselben Tag mit einer immer wieder neuen Chance, sich zu einigen und einer neuen Chance, herauszufinden, wie Jim damals wirklich ums Leben kam.

    Meine Meinung:
    Die Idee zu Marisha Pessls neuem Jugendbuch fand ich sehr interessant. Wie würden die Jugendlichen entscheiden, wer überleben soll? Würde nicht jeder einfach für sich selbst stimmen und sie so nie zu einem einstimmigen Ergebnis kommen? Und was würden sie wohl bezüglich Jims Tod herausfinden?

    Gespannt machte ich mich ans Lesen. Vom Schreibstil war ich auch gleich ganz angetan. Er wirkt recht dynamisch und leicht zu lesen. Die Beschreibungen setzten mein Kopfkino in Gang, was ich immer sehr gerne mag. Allerdings fand ich es etwas unglücklich, dass aus Beatrice’ Ich-Perspektive erzählt wird, das nimmt doch einiges von der Spannung. Dadurch dass die Freunde immer wieder denselben Tag durchleben, kommt es zwangsläufig zu kleinen Wiederholungen und damit Längen.

    Sehr gelungen fand ich, dass die sechs Freunde so unterschiedlich dargestellt werden. Jeder hat andere Fähigkeiten und Eigenschaften. Und alle haben natürlich auch ihre eigenen Geheimnisse, die im Lauf des Buches gelüftet werden. Hier gibt es manche Überraschung zu entdecken.

    Was mir nicht so gut gefiel, ist die relative Gefühlsarmut der Handlung. Hier hatte ich viel mehr Emotionen erwartet, geht es doch um das tragische Ende einer großen Liebe und um fast zerbrochene Freundschaften. Doch die Erzählung aus Beatrice’ Sicht ist für meinen Geschmack verhältnismäßig nüchtern.

    Fazit:
    Trotz kleiner Kritikpunkte ein interessantes und spannendes Jugendbuch, das ich sehr gerne gelesen habe.
    Kaschmirgefühl Bernhard Aichner
    Kaschmirgefühl (Buch)
    20.03.2019

    Eine definitiv etwas andere Liebesgeschichte

    Inhalt:
    Gottlieb ruft bei einer Sexhotline an. Eigentlich ist er gar nicht der Typ dafür, und es geht ihm auch überhaupt nicht um Sex. Er möchte einfach nur reden. Marie alias Yvonne am anderen Ende der Leitung lässt sich darauf ein. So entspinnt sich ein überraschender Dialog zwischen den beiden, der die ganze Nacht dauert und in dessen Verlauf sich die zwei einsamen Menschen näher kommen.

    Meine Meinung:
    Bernhard Aichner hat einen ganz eigenen Stil, wie er schon bei der Toten-Trilogie bewiesen hat. Es kommt sicher nicht jeder damit klar. Deshalb empfehle ich einen Blick in die Leseprobe, um zu schauen, ob einem dieser Schreibstil liegt. Ich selbst finde ihn grandios und bin immer wieder von Aichners Romanen begeistert. Dass er nicht nur Thriller schreiben kann, sondern auch eine Liebesgeschichte, zeigt er mit „Kaschmirgefühl“ eindrücklich.

    Seichtes Liebesgedöns ist in der Regel nicht mein Fall, und „Kaschmirgefühl“ ist auch alles andere als seicht. Bernhard Aichner schafft es auch in diesem Fall, neben verschiedenen Gefühlen auch eine enorme Spannung aufzubauen. Die beiden Protagonisten erzählen sich aus ihrem Leben, doch man weiß nie, was wahr ist und was gelogen. Wer sind die beiden wirklich?

    Mir hat es viel Spaß gemacht, mitzuraten, was von den Erzählungen kleine oder große Lügen sind, was davon vielleicht wahr ist und was im Endeffekt eine Rolle spielt. Ach ja, der Endeffekt: Hier konnte der Autor mich ganz wunderbar überraschen. Klasse!

    Fazit:
    Ein Liebesroman der ganz besonderen Art. Wer sich darauf einlassen kann, wird viel Freude mit diesem Werk haben.

    Spiegelreisende Band 1 - Die Verlobten des Winters Christelle Dabos
    Spiegelreisende Band 1 - Die Verlobten des Winters (Buch)
    10.03.2019

    Ein fantasievolles Weltgebilde, aber leider zu blasse Charaktere

    Inhalt:
    Ophelia lebt auf der Arche Anima. Hier ist sie Hüterin eines kleinen Museums. In dieser Aufgabe geht sie vollkommen auf. Ophelia ist eine sogenannte Leserin, sie kann die Vergangenheit von Gegenständen erlesen, wenn sie sie berührt. Außerdem kann sie durch Spiegel von einem Ort zum anderen reisen. Auch in ihrer Welt können das nicht viele Menschen.

    Ophelias bescheidenes Leben bekommt einen riesigen Knick, als die Matriarchinnen ihrer Familie beschließen, dass sie heiraten muss, und zwar nicht einen jungen Mann von Anima, sondern sie wird gezwungen, einem vom Pol in seine Heimat zu folgen. Hier machen ihr nicht nur das raue Klima, sondern vor allem die üblen Intrigen das Leben schwer …

    Meine Meinung:
    Immer wieder wird dieses Buch mit Harry Potter verglichen. Doch das ist wie Äpfel mit Bohnen zu vergleichen. So wie Äpfel und Bohnen Früchte aus der Natur sind, so sind „Die Verlobten des Winters“ und „Harry Potter“ Bücher aus dem Genre Jugendfantasy. Damit hat sich die Gemeinsamkeit aber auch fast schon. Was sonst noch ähnlich ist, z.B. Gebäude, die sich verändern, oder Gegenstände mit einer Art Bewusstsein, wirkt dann eher abgekupfert als phänomenal. Die Protagonistin Ophelia kann es mit einem Harry Potter bei Weitem nicht aufnehmen. 

    Schön geschrieben ist das Buch aber allemal. Der Sprachstil passt gut zum Plot. In dem Weltentwurf kann man sich beim Lesen verlieren und immer wieder Neues entdecken. Aber leider komme ich den Protagonisten nicht nahe, die Handlung pendelt hin und her, ohne wirklich voranzuschreiten.

    Dabei fiel es mir oft schwer, Ophelias Handlungsweisen nachzuvollziehen. Ihre Gefühle waren für mich nicht immer logisch. Sie ist zwar eine besondere Heldin, aber zeigt meiner Meinung nach zu wenig Rückgrat. Viel zu oft lässt sie sich in eine Richtung schubsen, in die sie gar nicht will.

    Am Ende des Buches sind fast mehr Fragen offen als am Anfang. Dieser erste Band der Saga endet völlig offen und damit sehr unbefriedigend.

    Fazit:
    Viel Hype um eine relativ blasse Geschichte, die möglicherweise im nächsten Band erst so richtig in Fahrt kommt.
    Engman, P: Patriot Engman, P: Patriot (Buch)
    02.03.2019

    Spannender und hochaktueller Thriller

    Inhalt:
    Carl Cederhielm will nicht weiter tatenlos zusehen, wie sein Land von Arabern und sonstigen Flüchtlingen okkupiert wird. Besonders linke Journalisten, die mit ihren Lügenartikeln dem Vorschub leisten, wie er meint, sind ihm ein Dorn im Auge. So beginnt er eine Serie von Morden, die immer schlimmere Ausmaße annimmt.

    Meine Meinung:
    Pascal Engman hat in Schweden selbst als Journalist gearbeitet und man merkt seinem Thrillerdebüt an, dass er weiß, worüber er schreibt. Er selbst wurde als Journalist auch bedroht und hat seinen Job beim Expressen zugunsten seiner Schriftstellertätigkeit aufgegeben. So liefert Engman uns Einblicke in eine Nachrichtenredaktion, die ich sehr interessant fand.

    Der Plot teilt sich anfangs zwischen Ereignissen in Schweden und Chile auf, wobei es in Schweden gleich zur Sache geht, während die Erzählung über Chile nicht ganz so spannend ist. Aber sie hat natürlich auch ihren Sinn und führt schließlich nach Schweden, wo beide zusammenlaufen.

    Die Handlung um den Serienkiller empfand ich als schockierend, aber leider auch sehr realistisch. Diese Geschichte könnte genau so auch in Deutschland spielen. Geschickt verwebt Engman verschiedene Handlungsfäden und überrascht dabei immer wieder mit unvorhersehbaren Wendungen. Der Zufall bzw. unvorsichtiges Verhalten spielt für meinen Geschmack zuweilen eine zu große Rolle, weshalb ich nicht hundertprozentig begeistert bin. Dennoch ist dieser Thriller auf jeden Fall lesenswert und sorgt für einige Stunden spannende Unterhaltung, die in einem nervenaufreibenden Showdown gipfelt.
    1 bis 25 von 86 Rezensionen
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