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    jewi

    Aktiv seit: 14. März 2017
    "Hilfreich"-Bewertungen: 3
    27 Rezensionen
    22 Bahnen Caroline Wahl
    22 Bahnen (Buch)
    26.03.2023

    Bemerkenswertes Geschwistergespann

    Tilda studiert Mathematik und steht kurz vor ihrer Masterarbeit. Im Gegensatz zu ihren ehemaligen Mitschülern hat sie die (namenlose) Kleinstadt nach dem Abitur nicht verlassen, um ihre kleine Schwester Ida nicht mit der alkoholkranken Mutter alleine zu lassen. Als sie ein Angebot bekommt, in Berlin promovieren zu können, wagt sie erstmals, von einer Zukunft zu träumen. Und dann taucht auch noch Viktor auf, der Bruder eines ehemaligen Freundes.

    Caroline Wahl hat mit Tilda und Ida ein sehr sympathisches Geschwistergespann geschaffen:
    Tilda schafft sich innerhalb das Chaos, was ihr Elternhaus verursacht, eigene Strukturen, indem sie im örtlichen Schwimmbad fast täglich 22 Bahnen schwimmt. Neben der Uni jobbt sie in einem Supermarkt und kümmert sich um ihre kleine Schwester Ida. Ida ist erst 10 Jahre alt, sehr introvertiert und malt sehr gerne. Aber sie ist gewitzt und gegenüber Tilda nicht auf den Mund gefallen. Beide wünschen sich stabile Strukturen. Die Krankheit ihrer Mutter durchlaufen sie in Phasen, die beide anhand von kleinen Zeichen ablesen können.

    Die Möglichkeit zu promovieren stellt Tilda vor das Problem, ihrer Verantwortung gegenüber Ida nicht gerecht werden zu können:

    „Januar. 5 Monate. Ich hätte 5 Monate Zeit, um Ida vorzubereiten“ (S.52)

    Die Vorbereitung für Ida will Tilda mit Filmen wie „Die Tribute von Panem“ sicherstellen und ich fand diese Idee sowohl witzig, kreativ, absurd und auch etwas traurig. Tilda sieht es aber als Ihre Aufgabe, dass sich die introvertierte Ida in der Welt behaupten kann.

    Die Figur Viktor, die Tilda im Schwimmbad nach 5 Jahren wieder trifft, ermöglicht Tilda eine Abwechslung zwischen dem Alltagstrott zwischen Uni-Schwimmbad-Supermarkt und zuhause. Mir hat es gefallen, dass die Geschichte um Viktor etwas vielschichtiger ist und der Fokus des Buches eher in der Beziehung zwischen den beiden Schwestern als in einer Liebesgeschichte liegt.

    Caroline Wahl ist mit „22 Bahnen“ ein sehr lesenswertes Debüt gelungen. Die Geschichte um Tilda und Ida hätte gerne noch ein paar Seiten länger sein können. Trotz des schweren Themas Alkoholismus ist „22 Bahnen“ kein trauriges Buch, der leichtfüssige Erzählweise um Tildas Leben folgt man sehr gerne.
    Das Verschwinden der Stephanie Mailer Das Verschwinden der Stephanie Mailer (Buch)
    09.04.2019

    Geheimnisse über Geheimnisse

    2014. Die Journalistin Stephanie Mailer verschwindet spurlos, nachdem Sie in Orphea über einen Mordfall aus dem Jahr 1994 recherchiert hat. Bei diesem wurde der damalige Bürgermeister und seine Familie sowie eine Joggerin ermordet.
    Die Polizisten Derek und Jesse, die damals in dem Fall ermittelt haben machen sich gemeinsam mit ihrer Kollegin Anna auf die Suche nach Stephanie Mailer und das Geheimnis, auf dessen Spur diese war.

    Kapitel für Kapitel kommt man dem Rätsel näher und bis zum Schluss war ich ahnungslos, wie das Buch enden würde. Dicker schlägt in seinem Roman immer wieder Haken, die den Leser dann doch in eine andere Richtung bringen. Die Geschichte hat viele Personen und Handlungsstränge und ist nicht so einfach zu durchschauen. Das hat mir während des Lesens größtenteils gut gefallen, war aber an einigen Stellen etwas zu gewollt, als müsse Dicker möglichst viele Plot Twist schaffen, weil das bei den beiden letzten Büchern schon gut funktioniert hat (Ich habe seine anderen beiden Bücher noch nicht gelesen).

    Ich hatte auch einige Probleme mit den Charakteren. Zwar konnte ich zu den Protagonisten Jesse, Derek und Anna Sympathien aufbauen, da die drei jeweils genug Hintergrundstory bekommen haben, damit man als Leser das Gefühl hat, die Figuren zu kennen.

    Alle anderen Figuren fand ich jedoch ziemlich eindimensional. Ich kann hier leider nicht in die Tiefe gehen, ohne zu Spoilern, aber bei einigen waren die Kategorien „gut“ und „böse“ schon sehr klar gezeichnet. Die Figur des Kirk Harvey fand ich in seiner Entwicklung innerhalb des Buches ziemlich seltsam: Kinsky-esk poltert er und brüllt verschiedene Personen an, später findet eine komplette Wandlung statt.

    Insgesamt ist „Das Verschwinden der Stephanie Mailer“ ein ungewöhnlicher Krimi mit einigen Schwächen, den ich aber alles in allem gespannt gelesen habe.

    Fun Fact am Rande: Dicker stellt die These auf, dass es bereits 2012 bei Facebook einen Dislike Button gab (S. 463).
    Die Liebe im Ernstfall Die Liebe im Ernstfall (Buch)
    12.03.2019

    Unterschiedliche Lebensentwürfe

    In Daniela Kriens Roman „Die Liebe im Ernstfall“ begleiten wir episodenartig das Leben der fünf Frauen Paula, Judith, Brida, Malika und Jorinde. Alle Protagonistinnen sind irgendwie miteinander verbunden. Wie genau die Verbindung zwischen den Frauen aussieht, möchte ich an dieser Stelle jedoch nicht verraten, weil dies auch den Reiz des Buches ausmacht.

    Alle Protagonistinnen sind auf sehr unterschiedliche Weise mit den Themen Beziehung, Familien- und Lebensplanung konfrontiert.

    Am besten gefallen hat mir Jorindes Kapitel, welches auch das letzte im Buch darstellt. Vor allem lag dies an der ungewöhnlichen familiären Konstellation, in der sie sich ganz bewusst am Ende des Buches wiederfindet. Am wenigsten Sympathien konnte ich Brida entgegenbringen. Ich konnte ihren Wunsch, mehr Zeit für ihre Leidenschaft zu haben nachvollziehen, auf der anderen Seite fand ich sie z.T. recht manipulativ. Selbst die teilweise recht kühl wirkende Judith, die mir jedoch wegen ihres Selbstbewusstseins und ihrer klaren Lebensvorstellung gefallen hat war mir näher.

    Abgesehen von Brida hätte ich alle Frauen gerne länger begleitet, weshalb das Buch ruhig noch etwas länger hätte sein können. Dies liegt vor allem an Kriens hervorragendem Schreibstil, der mich ab der ersten Seite vereinnahmt hat. Mit Leichtigkeit steigt man ins erste Kapitel ein und ist sofort in der Geschichte und nah an den Protagonistinnen.

    ***Fazit***
    Ein sehr lesenswertes Buch über Träume und Vorstellungen von Frauen über gewollte / ungewollte Mutterschaft, bewusste / ungewollte Kinderlosigkeit, Beziehungen, sowie das Verhältnis zu den Eltern und das Gefühl nicht zu genügen.
    Stella Stella (Buch)
    09.03.2019

    Leider etwas platt

    *seufz * Man soll bei Kritiken ja immer mit dem Positiven beginnen… Erstmal ist dem Hanser Verlag mit „Stella“ ein sehr schöner Hingucker gelungen (Ausgabe zum Erscheinen: Hardcover schwarz mit goldener Schrift).

    Wie auch bei „Der Club“ lässt sich auch Takis Würgers zweiter Roman sehr schnell und flüssig lesen. Sprachlich habe ich an dem Buch nichts auszusetzen.

    Leider habe ich die Geschichte an sich als ziemlich platt empfunden. Zentrum des Romans ist der junge Schweizer Friedrich, der sich in Kristin (später Stella) verliebt. Den ganzen Roman über geht es um die Liebe und Begeisterung, die Friedrich ihr entgegenbringt und wie schön er Stella findet. Ich konnte mich weder mit Friedrich noch mit Stella identifizieren. Friedrich – dargestellt als ziemlich naiver Lebemann, der die Wahrheit sucht und von dem Vermögen seiner Eltern lebt. Stella, die am liebsten Sängerin sein möchte, das Leben genießt und ein sehr dunkles Geheimnis hat.

    Ich habe kurz vor Beendigung des Romans den Wikipedia Eintrag zu Stella Goldschlag gelesen und letztendlich habe ich in diesem Buch nichts von dieser Stella wiederfinden können. Die reale Stella kann man scheinbar nur sehr schwer beschreiben: Vielleicht hat sie anfangs als Kollaborateurin für die Gestapo gearbeitet, um ihre Eltern zu retten. Im Alter konvertierte sie zum Christentum und scheint – soweit ich dies aus dem einen Artikel heraus beurteilen kann – eine verbitterte Antisemitin geworden zu sein.

    Das Buch wird also dem realen Vorbild somit überhaupt nicht gerecht.

    In seinem Dank am Ende des Buches schreibt Würger: „Ich danke allen, die sagen, ich hätte ‚Der Club’ nochmal geschrieben, ihr habt mich durchschaut“. Wenn ich darüber nachdenke, ist diese Aussage sehr treffend und dass macht das ganze Buch leider nicht besser.
    Cohen, J: wundersame Mission des Harry Crane Cohen, J: wundersame Mission des Harry Crane (Buch)
    28.10.2018

    Ein modernes Märchen

    Bei einer Wanderung auf den Azoren sind wir immer wieder vor Bäumen stehen geblieben, die wir uns staunend angesehen haben. Einige Tage zuvor hatte ich „Die wundersame Mission des Harry Crane“ von Jon Cohen zu Ende gelesen und musste an Harrys Liebe für Bäume denken, die ich in diesem Moment nur nachvollziehen konnte.

    Harry ist Ende 30 und glücklich verheiratet mit Beth. Allerdings wünscht er sich nichts sehnlicher, als seinem langweiligen Job bei der Forstbehörde kündigen zu können, um seinem großen Traum von „Harry’s Trees“ (so auch der Originaltitel des Buches, mit der eine Art Baumschule gemeint ist) erfüllen zu können. Durch einen schrecklichen Unfall stirbt Beth, und da Harry sich die Schuld dafür gibt, zieht er sich in die Wälder Pennsylvanias zurück.
    Dort lernt er Amanda und ihre 10-jährige Tochter Oriana kennen, die selbst mit einem Verlust umgehen müssen. Während Amanda versucht, nach dem Tod ihres Mannes Dean die Familie über Wasser zu halten, verliert sich Oriana in einer Märchen- und Phantasiewelt, in der Sie mit ihrem Vater kommunizieren und diesen vielleicht auch retten kann.

    Es handelt sich hierbei um kein trauriges Buch, sondern vielmehr um ein modernes Märchen. Die Figuren – allen voran Harry und Oriana – waren mir sehr sympathisch, allerdings teilweise etwas schwarz / weiß gezeichnet. Das hat mich aber bei dieser Art von Geschichte nicht gestört, da ich mich trotzdem gut unterhalten gefühlt habe. Das lag zum einen an der schönen Sprache, aber auch an den liebenswerten Protagonisten. Zudem ist immer wieder vom Schicksal die Rede und die vielen Zufälle, die im Buch eine Rolle spielen, haben mir gut gefallen. Zum einen, weil ich vielleicht daran glauben möchte, dass es sowas wie „Schicksal“ gibt, zum anderen, weil es dem Roman eine sehr phantastische Note gegeben hat.

    „Wenn die Eichentüren sich leise ächzend öffneten und jemand die Bibliothek betrat (meistens Fred, der Briefträger, oder jemand, der nur mal schnell auf die Toilette wollte), brach das Tageslicht so hell in die dämmerige Stille der Pratt Library, dass man unwillkürlich aufschrak. Wenn aber Oriana Jeffers durch die Türen kam, verwandelte das Licht sich in Mondschein und Sternenglanz, und in den Regalen begannen die Bücher leise zu tuscheln und aufgeregt mit den Seiten zu flattern. Welch Freude, raunten sie einander zu, eine Leserin!“ (S. 114)

    Besonders gefallen haben mir auch die im Buch abgebildeten Zeichnungen (Beispielsweise die von der Märchengestalt „Grum“ oder eine Zeichnung, die auf einem Baum verewigt wurde). Das macht das Leseerlebnis nochmal um einiges lebendiger.

    ***Fazit***

    Insgesamt ist „Die wunderbare Mission des Harry Crane“ ein Feel-Good-Märchen, welches Spaß gemacht hat zu lesen und mir trotz des erwarteten Ausgangs ein paar Tränen abgerungen hat (was zugegebenermaßen nicht viele Bücher schaffen).

    Wer für ein gemütliches Herbstwochenende einen schönen Schmöker sucht, der kann mit diesem Roman von Jon Cohen nichts falsch machen.
    Häuser aus Sand Häuser aus Sand (Buch)
    24.06.2018

    Abgebrochen auf Seite 260

    Auf der Frankfurter Buchmesse 2017 hatte ich eine Dumont-Mitarbeiterin gefragt, auf welches Buch ich mich in 2018 besonders freuen könne, da mir "Heimkehren" von Yaa Gyasi und "Was man von hier aus sehen kann" von Mariana Leky sehr gefallen hatten. Die Mitarbeiterin hatte mir "Häuser aus Sand" empfohlen, weshalb ich dieser Neuerscheinung besonders entgegengefiebert habe. In dem Buch geht es um die Geschichte einer palästinensischen Familie, die der Leser in einem zeitlichen Abstand von über 50 Jahre begleitet. Jedes Kapitel ist jeweils aus der Sicht eines Familienmitglieds verfasst.

    
Ich habe bisher noch keinen Roman gelesen, der in den palästinensischen Autonomiegebieten spielt bzw. die palästinensische Seite des Nahostkonflikts beleuchtet, weshalb ich mir erhofft habe, dass ich in diesem Buch mehr darüber erfahren kann. Hierbei hätte ich mir sowohl mehr Informationen zum historischen Kontext, als auch wie die jüngere Generation mit diesem Konflikt umgeht gewünscht. 

    Ich habe das Buch nun schweren Herzens auf Seite 260 abgebrochen, da es absolut nicht meinen (hohen) Erwartungen entsprach. Es war langweilig und die Figuren eindimensional. Die Charaktere sind entweder still / schweigsam oder laut / streitlustig bzw. religiös oder vertreten westliche Werte. Ich habe mich mit niemandem wirklich identifizieren können und konnte auch für niemanden größere Sympathien aufbauen. Die einzige Erkenntnis, die ich aus diesem Buch mitnehmen kann ist, dass das palästinensische Volk sehr entwurzelt ist, was in dem Buch durch die vielen Umzüge – um dem Krieg und der Enteignung zu entfliehen - deutlich wird.

    Historisch hat mich das Buch auch nicht weitergebracht. Alles wurde eher etwas angeschnitten – das Schicksal eines (getöteten) Bruders wurde zwar deutlich – jedoch wird der Leser über die Umstände im Unklaren gelassen, obwohl eine Figur mehr darüber weiß. Der 6-Tage Krieg wurde als solcher nicht benannt (hierbei kam mir der Gedanke, dass dies vielleicht eine Bezeichnung der Israelis ist, den wir in unseren Sprachgebrauch übernommen haben, von den Palästinensern jedoch nicht übernommen wurde?!). Auch die Herrschaft des irakischen Diktators Saddam Hussein wurde angeschnitten, aber als Leser, der mit der politischen Geschichte des Nahen Ostens nicht bewandert ist, musste ich immer einzelne historische Ereignisse und Daten durch zusätzliche Recherchen erarbeiten.

    ***Fazit***

    Die Lektüre hat meinen (hohen) Erwartungen nicht genügt. Ich bin etwas enttäuscht, weil ich mich besonders auf dieses Buch sehr gefreut habe. Schade!
    Das Mädchen, das in der Metro las Das Mädchen, das in der Metro las (Buch)
    27.04.2018

    Bücher als Obsession?

    In „Das Mädchen, das in der Metro las“ von Christine Féret-Fleury begleiten wir Juliette, die jeden Tag mit der Metro zu ihrem langweiligen Job fährt. Anstatt zu lesen, beobachtet sie gerne andere Leser und hängt Tagträumen nach. Als sie eines Tages eine Haltestelle früher aussteigt verändert dies ihr Leben komplett.

    ***Die Magie von Büchern als Hauptthema***
    In meiner alten Wohnung hat die Heizung im Wohnzimmer nicht mehr gehalten, weshalb einige Lexikonbände, die ich 13 Jahre vorher geschenkt bekommen hatte, für den Heizkörper eine tragende Rolle gespielt haben. Bis das gesamte Konstrukt irgendwann repariert wurde.

    Warum erzähle ich diese Anekdote zum Einstieg in die Rezension zu „Das Mädchen, das in der Metro las“ von Christine Féret-Fleury? Weil diese Lexika für mich kaum noch Wert besaßen. Das Wissen war zum Teil veraltet, das Internet war verbreiteter, ich habe kaum noch in die Bücher geschaut. Inzwischen stehen sie im Keller.

    In „Das Mädchen, das in der Metro las“ werden Bücher als etwas Magisches dargestellt, Bücher werden gehortet, weil jedes Buch einen neuen Besitzer finden kann, der es schätzt. Der Gedanke ist zwar schön, aber fern der Realität, wenn man sich mal gut frequentierte Bücherschränke anschaut, in denen beispielsweise immer wieder die selben Bücher von Konsalik und Co. zu finden sind, die auch nur verschwinden, wenn sie entsorgt werden.

    „Sonntags stöberte Juliette auf Flohmärkten, denn sie empfand wortlose Pein angesichts der Kisten, in die man die ausrangierten Bücher wahllos geworfen hatte, ohne Gefühl, fast mit Abneigung. Niemand wollte sie haben. Die Leute waren gekommen, um Secondhand-Mode zu erstehen, Nippes aus den Siebziegerjahren oder funktionierende Haushaltsgeräte. Mit den Büchern konnten sie nichts anfangen. Und so kaufte Juliette sie auf, füllte ihre Bude mit Bändern aus unterschiedlichen Reihen, mit Kochbüchern, Bastelbüchern und erotischen Krimis, die sie eigentlich nicht mochte, nur um sie mal in der Hand zu halten und ihnen ein bisschen von ihrer Aufmerksamkeit zu schenken.“ (S. 75)

    Die Protagonistin sammelt also Bücher, an denen Sie selbst kein Interesse hat. Das ist für mich nicht magisch oder bibliophil, sondern hat für mich messihafte Tendenzen. Auch andere Aussagen im Buch fand ich eher fragwürdig:

    „Lesen war etwas Intimes und Wertvolles […]“ (S. 110)

    Man muss das Lesen nicht glorifizieren. Lesen kann Intim und Wertvoll sein, ist es aber nicht per se.

    „Sie wollen damit sagen, dass … ich sie alle lesen soll? Alle?“ (S. 112)

    Man muss und kann nicht alle Bücher kennen. Man muss primär für sich eine Auswahl treffen und aus der Masse an Büchern die Bücher rausssuchen, die einen interessieren und „weiterbringen“.

    Auch das Buch-Namedropping – also einfach irgendwelche Buchtitel in den Raum werfen – fand ich ziemlich nervig. Ich möchte behaupten, dass auch jemand, der belesener ist als ich, nicht alle im Buch genannten Bücher gelesen haben kann. Wenn die Autorin damit bezwecken wollte, dass man neugierig auf das jeweilige Buch wird, ist ihr dies zumindest nicht geglückt. Warum nicht dann die Protagonisten darüber sprechen lassen? Man hätte durch eine Auseinandersetzung zu den Werken auch Interesse für diese wecken können.

    ***Bücher als Obsession?***
    Scheinbar leben und lebten alle Protagonisten im Buch von Luft und Buchliebe. Die Protagonistin Juliette kündigt ihren Job, um ihre Leidenschaft – das richtige Buch an den richtigen Menschen zu bringen – ausleben zu können. An einer Stelle wird gesagt, dass sie sich ihre Wohnung leisten kann, weil Sie von ihrer Großmutter geerbt hat. Die anderen Figuren im Buch haben jedoch nicht dieses Glück.

    Ob wohl das Buch nur 170 Seiten lang ist, habe ich mich sehr durchquälen müssen und mehrmals überlegt es abzubrechen. Warum ich nicht abgebrochen habe war die große Hoffnung, dass noch irgendwas passiert, was mir dieses Buch doch noch lesenswert macht. Leider ist das nicht passiert.
    Die eigentliche Aussage, über den Tellerrand zu schauen, seinen tristen Alltag aufzugeben und das tun, für das man brennt, verliert sich leider und kommt nicht so kraftvoll daher, wie es sich die Autorin vielleicht erhofft hatte.

    ***Fazit***
    Auf diesen Titel hatte ich mich seit den Vorschauen sehr gefreut. Sprachlich ist das Buch sehr schön, weshalb mich auch die Leseprobe überzeugt hatte. Der Grundgedanke „das richtige Buch für den richtigen Leser“ gefällt mir im Ansatz auch ganz gut. Leider hat sich „Das Mädchen, das in der Metro las“ zu meinen Lese-Enttäuschungen 2018 entwickelt. Ich kann das Buch leider niemandem empfehlen, da es viel zu viele Bücher gibt, denen man seine Zeit eher schenken sollte.
    Wie man die Zeit anhält Wie man die Zeit anhält (Buch)
    22.04.2018

    Etwas blass

    Ich liebe Zeitreise Romane und auch wenn es sich bei „Wie man die Zeit anhält“ von Matt Haig strenggenommen nicht um einen Zeitreiseroman handelt, weil der Protagonist Tom Hazard „nur“ sehr langsam altert – er somit nach 439 Jahren immer noch wie 39 aussieht – und die Zukunft nicht kennt, würde ich das Buch trotzdem zumindest ansatzweise zu diesem Genre zuordnen.

    Wie auch in vielen anderen Zeitreiseromanen ist ein großer Aspekt die Liebe: In „Die Frau des Zeitreisenden“ von Audrey Niffenegger und in „Der Anschlag“ von Stephen King wurde dieser Aspekt grandios umgesetzt. In „Wie man die Zeit anhält“ ist es Matt Haig meiner Meinung nach nicht so gekonnt gelungen.

    Tom ist im Jahr 1599 18 Jahre alt, sieht aber aus wie 14. Nachdem er auf sehr brutale Weise seine Mutter verliert, findet er in Rose die Liebe seines Lebens und bei ihr ein neues zuhause. Während Rose jedoch „normalsterblich“ – im Buch „Eintagsfliege“ genannt – ist, überlebt Tom – ein „Alba“, wie „Albatrosse“, wie sich die Gesellschaft der Langlebigen untereinander nennt – sie um viele Jahrhunderte.

    Ich kann mir vorstellen, dass viele Leser es romantisch finden, dass Tom nach Jahrhunderten der Qual in denen er seiner ersten Liebe Rose hinterhertrauert, in Camille eine zweite große Liebe findet.

    "Dann verstummt ihr Lachen. Ich will sie küssen. Aber ich weiß nicht, wie ich es anfangen soll. Ich bin seit 400 Jahren Single und habe keine Ahnung von den Regeln." (S. 288)

    Ich finde aber die Art, wie Haig dies umgesetzt hat ziemlich plump und vorhersehbar:

    "’Die erste Regel lautet, du darfst nicht lieben’, sagte er. ‚Es gibt noch andere Regeln, aber das ist die wichtigste. Du darfst dich niemals verlieben. Niemals lieben. Niemals von der Liebe träumen. – Solange Sie sich daran halten, kommen Sie durch’" (S. 11)

    Außer einem leidenden und sich nach der Liebe sehnenden Tom passiert innerhalb des Ganzen Buches nicht viel. Die gesamte Geschichte plätschert über die gesamten 384 Seiten nur so dahin und für mich fühlten sich die 400 Seiten wie ein 800 Seiten Wälzer an.

    Tom leidet, Tom vermisst Rose. Von den anderen „Albas“ erfährt man nur ansatzweise etwas und auch Tom blieb mir im ganzen Buch sehr fremd. Außer von seiner Einsamkeit und dass er mehrere Musikinstrumente gelernt hat, erfährt man überraschend wenig von ihm.

    Dann lernt er Camille kennen, will sich aber an den oben genannten Leitsatz halten, schafft es aber nicht. Puh.

    Auch sprachlich konnte mich Matt Haig nicht überzeugen. Er ist kein Wortakrobat, abgesehen von einigen philosophisch angehauchten Sätzen, die aber ihre Kraft durch die sehr seichte Geschichte verlieren.

    Neben all der bisher geäußerten Kritik gibt es einige Aspekte, die mir am Buch gefallen haben. Durch Toms Vergangenheit ist er der ideale Geschichtslehrer und schafft es auch, einige Schüler für Geschichte zu begeistern. Auch die (nicht neue) Erkenntnis, dass „sich das einundzwanzigste Jahrhundert langsam zu einer schlechten Coverversion des zwanzigsten Jahrhunderts entwickelt“ (S. 374) fand ich sehr treffend formuliert, hätte aber innerhalb der gesamten Geschichte deutlicher rausgearbeitet werden können.

    Die eigentliche Kernaussage des Buches: Nicht in Angst zu leben sondern, das „Jetzt“ zu genießen, also nach dem barocken Leitspruch „Carpe Diem“ zu leben hat mir sehr zugesagt.

    ***Fazit***

    „Wie man die Zeit anhält“ ist kein schlechtes Buch. Der Grundgedanke – Mensch altert nur sehr langsam und lebt Jahrhundertelang – ist durchaus spannend. Der Autor hat jedoch das Potential dieser Geschichte nicht komplett ausgeschöpft, sodass Kernaussage und Protagonisten nur sehr blass daherkommen.
    Hologrammatica Tom Hillenbrand
    Hologrammatica (Buch)
    27.02.2018

    Setz deine "Strippergoggles" auf und lies dieses Buch!

    Na, "Schwammkopf"?

    Richtig gelesen, im Tom Hillenbrands neustem Science-Fiction Thriller "Hologrammatica" werden im Jahr 2088 Menschen so genannt, die sich keinen kleinen Computer anstelle ihres Gehirns implantiert haben lassen. Das Pendant dazu sind "Hohlköpfe" bzw. "Quants" - Menschen, die ihr Gehirn durch einen Quantencomputer ersetzen ließen und ihr Bewusstsein in andere Körper, sogenannte "Gefäße", hochladen lassen können. Dies ermöglicht den "Hohlköpfen" / "Quants", ein beliebiges (menschliches) Erscheinungsbild anzunehmen.

    Klingt cool? Ist aber nicht ganz ausgereift. Nach 21 Tagen muss jeder "Quant" in seinen Stammkörper zurück, sonst erfolgt ein Braincrash - Datensalat sozusagen. Neben diesen menschlichen Errungenschaften hat die Menschheit inzwischen den Mars besiedelt, die Klimaerwärmung wurde mithilfe eines Supercomputers reguliert und die Menschen reisen in Überschallgeschwindigkeiten durch die Welt. Das Holonetz „schönt“ mithilfe von "Holopolish" die Umgebung, sodass Abnutzungserscheinungen etc. nicht mehr zu sehen sind. Um das Holonetz von der Realität zu unterscheiden, gibt es Datenbrillen (sogenannte "Strippergoggles") die für den Betrachter die holographischen Schichten "deaktivieren" können.

    In dieser Zukunftsversion begleitet der Leser den Quästor Galahad Singh - eine Art Privatdetektiv, der verschwundene Personen finden soll. Er wurde beauftragt eine Programmiererin zu finden, die sich mit Verschlüsselungen für Backups von "Quant"-Gehirnen beschäftigt hat. Während seiner Ermittlungen lernt Galahad Francesco kennen (und lieben) - einen "Quant", der zwischenzeitlich auch als Francesca auftritt. Da Galahad schwul ist, ist er zu Beginn aufgrund dieser wechselnden Identitäten etwas verwirrt. Letztendlich ist dies jedoch eine der schönen Erkenntnisse dieses Buches: Es spielt in der Liebe keine Rolle welches Geschlecht ein Mensch hat oder wer er ist. Auch ein anderer Aspekt dieser Zukunftsversion ist mir sehr positiv aufgefallen: Die Welt ist durch die schnelleren Transportmöglichkeiten zusammengewachsen, Nationalitäten scheinen keine große Rolle zu spielen.

    Es gibt immer wieder witzige Szenen im Buch - beispielsweise kann Galahad mit ein paar Plüschwürfeln, die in einem Auto hängen nichts anfangen. Auch auf "Drohnenland" gibt es indirekt eine Referenz:

    „So eine Assistenz-Software ist leider nicht allzu helle. Eine Aufgabe wird ihr schnell zu komplex. Vermutlich wäre es möglich, eine schlauere zu programmieren.“ (S. 298)

    Einzig der Schluss und der Epilog sind mir etwas zu kurz geraten. Nichtsdestotrotz habe ich mich durch "Hologrammatica" sehr gut unterhalten gefühlt.

    ***Fazit***
    Ich habe vor ca. zwei Jahren Hillenbrands ersten Science-Fiction Krimi "Drohnenland" gelesen, der mir bereits sehr gut gefallen hat. Auch bei "Hologrammatica" gelingt es Hillenbrand, eine Zukunftsversion zu entwerfen, die durchaus glaubhaft daher kommt. Mit Galahad Singh hat er außerdem einen sympathischen Protagonisten entworfen. Setz deine "Strippergoggles" auf und lies dieses Buch!
    Lied der Weite Lied der Weite (Buch)
    29.12.2017

    Ruhiger Roman über das Leben in Colorado

    Als die 17-jährige Victoria merkt, dass sie schwanger ist, wird sie von ihrer Mutter verstoßen. Dank einer ungewöhnlichen Idee ihrer Lehrerin Maggie Jones kommt Victoria bei den beiden Brüdern Harold und Raymond McPheron unter, zwei gealterten Junggesellen, die seit Jahren ihren Bauernhof alleine bewirtschaften. Parallel lernt man Tom Guthrie und seine Söhne Ike und Bobby kennen, die damit zu kämpfen haben, dass ihre Mutter sie verlassen hat.

    Nachdem ich Anfang des Jahres ganz eingenommen von "Unsere Seelen bei Nacht" war, habe ich mich sehr auf das neue Buch von Kent Haruf gefreut. Wobei "neu" etwas irreführend ist, da es bereits 2001 unter dem Titel "Flüchtiges Glück" ins Deutsche übersetzt wurde und im Original bereits 1999 erschienen ist.

    Ähnlich wie bei "Unsere Seelen bei Nacht" ist das zentrale Thema des Buches, nicht alleine zu sein und in ungewöhnlichen Konstellationen zusammenfinden. Es ist sehr herzerweichend mitzuverfolgen, wenn die beiden alten Brüder - und lebenslange Junggesellen - sich unbeholfen um Victoria bemühen und für sie sorgen. Vergleiche zwischen dem Bekannten (Aufzucht von Kühen und Kälbern) und Unbekannten (Schwangere Jugendliche) sind teilweise sehr amüsant.

    "Ich weiß schon, es klingt verrückt, sagte Maggie. Wahrscheinlich ist es das auch. Keine Ahnung. Ist mir auch egal. Aber das junge Mädchen braucht jemanden, und ich bin zu jeder Verzweiflungstat bereit. Sie braucht ein Zuhause für die vor ihr liegenden Monate. Und sie - sie lächelte die beiden an - , zwei so einsame alte Kerle wie Sie brauchen auch jemanden. Jemanden, für den Sie sorgen, etwas, worüber Sie sich Gedanken machen können, nicht nur immer ihre alten roten Kühe." (S. 140)

    Des Weiteren lernt man die beiden Kinder Ike und Bobby kennen, die seitdem ihre Mutter die Familie verlassen hat, mit ihrem Vater alleine leben. Zu Beginn ist die Mutter in einem depressiven Zustand, wobei man nicht erfährt, wie es dazu kam. Man begleitet die Jungen in ihrem Alltag, ihrem Nebenjob und wird auch Beobachter einer ziemlich ekligen Obduktion eines Pferdes.

    Insgesamt wirkt das Buch wie ein Robert Redford Film, der in ruhigem Erzählton diese kleine Geschichte erzählt und insgesamt viel von der ländlichen Stimmung einfängt. Mir war dies allerdings etwas zu wenig, da sich die Handlung durch die ruhige Erzählart sehr zieht. Die zentrale Handlung – Victoria findet bei den Brüdern McPheron ein neues Zuhause – beginnt beispielsweise erst nach 140 Seiten.

    Ich denke aber, dass man mit diesem Buch einen guten Eindruck vom Leben der Menschen in ländlichen Gegenden von Colorado Ende der 1990 Jahre bekommt. Wer ein ruhiges Buch mit einer herzerwärmenden Konstellation sucht, macht mit „Lied der Weite“ nichts falsch. Wer allein wegen „Unsere Seelen bei Nacht“ zu dem Buch greifen möchte, sollte nicht enttäuscht sein, wenn die hohen Erwartungen nicht erfüllt werden.
    Blutroter Sonntag Blutroter Sonntag (Buch)
    12.11.2017

    Der siebte Fall für Frieda Klein

    „Blutroter Sonntag“ von Nicci French ist bereits der siebte Band um die Londoner Psychotherapeutin Frieda Klein. Das Buch schließt nahtlos an Band 6: „Böser Samstag“ an. Auch in diesem Roman geht es um Dean Reeve, der Frieda schlaflose Nächte bereitet. Aber nicht nur Frieda ist dieses Mal direkt bedroht, auch ihre Freunde sind dieses Mal großen Gefahren ausgesetzt.

    Ich mag die Personen in den Frieda-Klein-Romanen. Ich vermeide hier absichtlich das Wort Thriller, obwohl dies auf dem Cover steht. Mit einem klassischen Thriller haben die Bücher meiner Meinung nach nichts zutun, ich hätte diese eher als unkonventionelle Krimis bezeichnet, da es in jedem Band um einen Kriminalfall geht. Außerdem macht die Atmosphäre der Bücher aus, dass Frieda durch London spaziert und sich mit unterirdischen Bächen & Flüssen beschäftigt.

    Ich hab mich von dem Buch gut unterhalten gefühlt Es ist beim lesen ein bißchen wie nach Hause kommen, weil man die Macken und Eigenarten der Protagonisten bereits kennt. Nichtsdestotrotz bin ich auch froh, dass die Reihe mit dem nächsten Buch endet. Ich bin der Meinung die Geschichte ist langsam aus erzählt, zudem frage ich mich, wer auf die Idee gekommen ist, die Bücher nach Wochentagen zu benennen und dann statt sieben acht Bücher herauszubringen. Wird Band 8 dann wieder Montag im Titel tragen? Außerdem zieht sich das Katz-und-Maus-Spiel zwischen Frieda und Dean nun schon recht lange hin und ich hoffe, dass auch dies langsam aufgelöst wird.

    Fazit

    Solide Geschichte, die wieder mit einem Cliffhanger endet. Ich hoffe, dass Frieda und ihr Umfeld noch einen würdigen Abschluss bekommen.
    Palast der Finsternis Palast der Finsternis (Buch)
    21.09.2017

    Man verpasst hier nichts

    Gegenwart: Die 17-jährige Anouk und vier weitere Teenager werden eingeladen, einen bisher versiegelten, unterirdischen französischen Palast zu erkunden. Parallel lernt man in einem zweiten Handlungsstrang, der 1789 spielt, die Adlige Aurélie du Bessancourt kennen, deren Vater den unterirdischen Schmetterlingspalast gebaut hat, um die französischen Revolution wie in einem komfortablen standesgemäßen „Bunker“ überstehen zu können.

    Auf das Buch war ich vorab sehr gespannt und auch die vielen positiven Besprechungen haben zu meinen hohen Erwartungen beigetragen. Die Mischung der Handlungen zwischen Gegenwart und 18. Jahrhundert ist erstmal ungewöhnlich und in einem wiederentdeckten Palast kann man sicherlich einiges entdecken.

    Leider bin ich mit dem Buch nicht ganz warm geworden. Es dauerte ca. 90 Seiten, bis das erste mal Spannung aufkam. Protagonistin Anouk trug durch ihre flapsige Art auch nicht gerade dazu bei, mich für das Buch zu begeistern. Nach einer Weile wird nachvollziehbar erklärt, warum Sie so handelt. Trotzdem wird man als Leser erstmal lange im Dunkeln gelassen, bis etwa zur Mitte etwas mehr zu ihrer Geschichte erzählt wird.

    Innerhalb des Buches wechselte das Spannungsniveau immer wieder. Ich habe aus zeitlichen Gründen immer mal wieder einige Tage pausieren müssen und hatte keinen extremen Drang unbedingt weiterlesen zu müssen, da es nicht durchgängig spannend war. Das Buch hatte für mich außerdem einige Widersprüche: Zum einen wusste man nicht, in welche Richtung die Geschichte gehen sollte. Zum anderen waren einige Elemente vorhersehbar (bsp. wer Perdu ist). Die Auflösung bzw. das Ende hatte einige Logikfehler, was die Lektüre dann leider nicht ganz rund gemacht hat.

    ***Fazit***

    Am Ende blieb ein Buch mit einer eigentlich ganz netten Schlussmessage Anouk betreffend. Leider ist aber sonst von dem Buch nicht viel haften geblieben. Wer es lesen möchte: Nur zu. Man verpasst aber nichts.
    Der Hirte Der Hirte (MP3)
    13.09.2017

    Überladen & Verwirrend

    Der durch einen Schicksalsschlag humpelnde Hauptkommissar Fredrik Beier wird mit dem Fall der vermissten Tochter von Politikerin Kari Lise Wetre betraut. Während seiner Ermittlungen erfährt Beier, dass Annette Wetre sich mit ihrem Sohn der Sekte „Gottes Licht“ angeschlossen haben soll. Als in Solro – dem Hauptquartier der Sekte – Mitglieder dieser ermordet aufgefunden werden, fehlt von den anderen Mitgliedern inkl. Annette jede Spur. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt, denn die anderen Sektenmitglieder schweben weiterhin in Lebensgefahr.

    Ich habe mich mit dem Hörbuch etwas schwergetan. Zum einen hat mir Dietmar Wunder als Sprecher sehr gut gefallen, da er sehr lebendig und eindringlich spricht. Man konnte die sprechenden Personen anhand seiner Stimmlage unterscheiden und es ist packend ihm zuzuhören.

    Teilweise konnte ich aber dem Hörbuch schlecht folgen. Dies lag zum einen an den unzähligen norwegischen Namen bei denen es mir schwer fiel, diese während des Hörens immer richtig zuzuordnen. Des Weiteren gab es mehrere Handlungsstränge die sich mir nicht als Ganzes erschlossen haben, es waren einfach zu viele Themen für ein Buch (Der Fall an sich, Nationalsozialismus, Islamismus). Ich weiß nicht ob dies an der gekürzten Lesung gelegen hat oder – wie ich erst nachträglich gelesen habe – dass sich um eine Reihe handelt, was vermuten lässt, dass einige Fragezeichen erst in den Folgebänden aufgelöst werden. Was mich auch gestört hat war die teilweise sehr vulgäre Sprache und die beschriebene Brutalität der Folterszenen. Ich kenne einige Thriller und halte auch ein bisschen was aus, aber der Autor hat hier nochmal eine Schippe draufpacken müssen.

    ***Aufbau***

    2 mp3-CDs
    Dauer: 11 Std. 55 Min

    ***Fazit***

    Der Auftakt dieser neuen Thriller-Reihe konnte mich nicht überzeugen: Zu verwirrend und vollgestopft war die Handlung, zu brutal die Darstellung. Schade!
    Drei Tage und ein Leben Pierre Lemaitre
    Drei Tage und ein Leben (Buch)
    06.09.2017

    Über zwei verlorene Leben

    Der 12-jährige Antoine erschlägt im Affekt den 6-jährigen Nachbarsjungen Rémi. Voller Panik entdeckt zu werden, vertuscht er die Tat und fürchtet fortan als Mörder entlarvt zu werden. Ein Jahrhundertsturm verwischt die Spuren, Antoines Schuld und Angst hingegen begleiten ihn weiterhin.

    Sprachlich gelingt es Pierre Lemaitre mit seinem leichten französischen Erzählton den Leser bereits auf den ersten Seiten für sich zu gewinnen. Die Angst Antoines entdeckt zu werden ist über das gesamte Buch hinweg spürbar. Die Ungewissheit in den Tagen nach dem Mord kam mir jedoch stellenweise etwas zu lang vor, wobei ich diese trotzdem als nötig empfunden habe, um Antoines Gefühlswelt besser nachvollziehen zu können. Nach einem Zeitsprung löst sich dieses Gefühl aber komplett auf, da man erfährt, wie es Antoine Jahre nach der Tat ergangen ist und welche Auswirkungen die Angst auf sein Leben hat.

    Tatsächlich ließ ihn die Angst nie los. Sie döste, schlief ein und kam wieder. Antoine lebte in der Überzeugung, dass der Mord ihn früher oder später einholen und sein Leben ruinieren würde. (S. 179)

    Antoine hat über das gesamte Buch hinweg die Sympathie des Lesers. Seine Handlungen sind hierbei im Großen und Ganzen nachvollziehbar. Trotzdem hinterlassen seine Entscheidungen den Eindruck, dass an dem Tag von Rémis Tod auch Antoines Leben geendet hat.

    Ein gutes Buch über eine lebenslange Schuld, dessen gesamte Tragik erst am Ende deutlich wird.
    Töte mich Töte mich (Buch)
    20.08.2017

    Ein opernhaftes Märchen

    Belgien, 2014. Der Grafenfamilie Neville ist das Geld ausgegangen, eine Gartenparty soll die letzte ihrer Art sein, bevor das Schloss in dem die Familie lebt verkauft wird. Graf Henri Neville holt einige Abende vor diesem Ereignis seine 17-jährige Tochter Sérieuse (was für ein Name!) von einer Wahrsagerin ab, da diese seine Tochter vor dem Erfrieren gerettet hat. Die Wahrsagerin weissagt dem Grafen, dass er auf seiner Gartenparty einen Gast ermorden wird. Für dieses „Problem“ stellt sich seine melancholische Tochter zur Verfügung und versucht im Laufe des Buches, ihren Vater für ihren Plan zu gewinnen.

    Der Titel „Töte mich“ lässt auf ein Drama oder Thriller schließen, der Roman entpuppt sich jedoch als sehr launiges, witziges opereskes Märchen.

    Amélie Nothomb verwebt viele Verweise auf klassische Literatur und die Erzählungen aus der Antike in ihrem 112-seitigen Buch. Beispielsweise heißen Sérieuse Geschwister Oreste und Électre (Elektra und Oreste töteten in der griechischen Mythologie ihre Mutter und sind die Geschwister von Iphigenie). Immer wieder wird darauf hingewiesen, dass Sérieuse eigentlich Iphgenie hätte heißen müssen, um das Geschwistergespann aus der Sage zu ergänzen.

    Oreste und Électre sind im Gegensatz zu Serieuse schön, charismatisch und fröhlich. Trotzdem haben sie Schwierigkeiten bei der Partnerwahl, dessen Grund eins meiner Liebsten Zitate aus dem Buch darstellt:

    Wenn er eine junge Frau ansprach, wurde sie auf der Stelle blöde, entweder weil sie nie anders gewesen war oder weil sein Ruhm sie einschüchterte. (S. 52)

    Die Wortgefechte zwischen Vater und Tochter machen Spaß und haben auch beim Rezitieren in meinem Umfeld für einige Lacher gesorgt. Der Graf versucht alles, um seinem durch die Wahrsagerin prophezeiten Schicksal zu entfliehen und zögert auch nicht, nach einem Präzedenzfall in der Geschichte der Adelsfamilien zu suchen.

    „Du bist wirklich lustig, Papa. Genauso wie dein Bedürfnis nach einem Präzedenzfall. Warum muss es denn unbedingt einen geben?“ - „Weil das eins der Prinzipien aristokratischen Handelns ist: Man lässt sich von den Taten seines Ahnen inspirieren.“ (S. 94)

    Das Buch erinnert sehr an die Handlung von komischen Opern und ist für alle Liebhaber dieser Gattung eine klare Empfehlung!
    Underground Railroad Underground Railroad (Buch)
    17.08.2017

    Packender Roman vor historischem Hintergrund

    Cora wurde als Sklavin auf der Randall-Plantage geboren und ist zu Beginn des Buches etwa 16/17 Jahre alt. Ihre Großmutter stammte aus Benin /Westafrika und wurde häufig verkauft, bis sie auf der Randall-Plantage ihre letzte Station fand. Coras Mutter Mabel war die einzige Sklavin der Randall-Plantage, der die Flucht gelang. Dies geschah fünf Jahre vor Beginn des Buches und Cora lebt seitdem – selbst zwischen ihren Leidensgenossen – ein sehr einsames und isoliertes Leben.

    Nach einer Gruppenvergewaltigung durch andere Sklaven ist sie traumatisiert und kann nur schwer Nähe zulassen. Als sie eines Abends von Ceasar - einem anderen Sklaven - gefragt wird, ob sie ihn bei seiner Flucht begleitet (durch die gelungene Flucht ihrer Mutter stellt sie für ihn eine Art „Glücksbringer“ dar), verneint Sie. Durch einige brutale und sadistische Vorfälle auf der Plantage ändert sie ihre Meinung. Die Flucht über die geheime Underground Railroad bringt Cora in mehrere Staaten, in denen sehr unterschiedlich mit ehemaligen Sklaven umgegangen wird.

    Ich hatte mich sehr auf das Buch gefreut und erhofft, mehr von den geschichtlichen Hintergründen der „Underground Railroad“ zu erfahren, weshalb ich etwas enttäuscht war, dass der Autor diese etwas abgewandelt hat. Diese Info konnte ich dem Leseexemplar entnehmen. In der eigentlichen Veröffentlichung wird es kein geschichtliches Vorwort geben.
    Zur Zeit der Sklaverei wurden Codes in Form von Bahnbegriffe wie Passagiere (Geflüchtete) und Stationsvorsteher (Fluchthelfer) verwendet, um im geheimen kommunizieren zu können. Diese Codierung hat Whitehead wörtlich genommen, weshalb die Unterground Railroad im Buch Bahngleise und Züge darstellen. In der Realität erfolgte die Flucht über Pferdewägen, Schiffe und ähnliches.

    Die Kapitel wechseln zwischen langen und kurzen Kapiteln, wobei die langen Kapitel Coras Blickwinkel, ihre Geschichte und ihren Fluchtweg beschreiben. Die kurzen Kapitel geben Einblick in andere Charaktere, mit denen Cora zu tun hatte. Diese anderen Blickwinkel waren zum Teil hilfreich und erhellend um ein globaleres Bild von den Gegebenheiten zu bekommen.

    Das Buch hallt nach. Nicht nur in Bezug auf Sklaverei, sondern auch den für mich neuen Aspekt der medizinischen Experimente an der schwarzen Bevölkerung. Auch Zwangssterilisationen sind ein Buch ein Thema, welches als Instrument der „Geburtenkontrolle“ angewendet werden sollte. Perfide ist dabei auch die genau umgedrehte Seite auf den Plantagen, auf denen Kinder als Sklavennachkommen und weitere Arbeitskräfte durchaus gewünscht waren.

    Wem es nichts ausmacht, dass Colson Whitehead die Geschichte nicht einwandfrei historisch aufgebaut hat, bekommt ein fesselndes Buch, über welches man nach Beendigung sprechen möchte.
    Heimkehren Yaa Gyasi
    Heimkehren (Buch)
    10.08.2017

    Starker Generationsroman zur afroamerikanischen Geschichte

    "Heimkehren" ist ein Debütroman der aus Ghana stammenden Amerikanerin Yaa Gyasi. In dem 400 Seiten starken Buch wird die Familiengeschichte der Halbschwestern Effia und Esi über mehrere Generationen hinweg abwechselnd erzählt. Die Lebensgeschichte der beiden Schwestern und ihrer Nachfahren verläuft sehr unterschiedlich, u.a. auch, weil sich beide nie kennen lernen.

    Effia wird mit einem britischen Kolonialisten zwangsverheiratet und lebt ein mehr oder weniger gutes Leben bei ihrem Mann auf der Festung Cape Coast in Ghana.
    Esi hingegen wird durch die Briten als Sklavin nach Amerika verkauft, um dort als Besitz eines Sklavenhalters – täglichen Misshandlungen und Vergewaltigungen ausgesetzt - dessen Plantagen bewirtschaften zu müssen.

    Das ganze Buch lebt davon, dass jedes Kapitel einem anderen Protagonisten gewidmet ist, denn abwechselnd kommen Effia und ihre Nachkommen (ungerade Kapitel) sowie Esi und ihre Nachkommen (gerade Kapitel) zu Wort. Man ist teilweise etwas wehmütig, wenn man eine Protagonistin / einen Protagonisten über ein Kapitel begleitet hat und dies endet, da man die Charaktere innerhalb der relativ kurzen Kapitel (max. 35 Seiten) sehr lieb gewinnt. Durch die Nachkommen, erhält man glücklicherweise einen Einblick, wie es der vorherigen Generation weiterhin ergangen ist. Andererseits ist der Charakteren- und Zeitenwechsel die Stärke dieses Buches, da man über Generationen hinweg die Familie begleitet und viel von der geschichtlichen Entwicklung mitbekommt.

    Alle Charaktere sind auf der Suche nach ihrem Platz im Leben und durch politische und soziale Gegebenheiten entwurzelt. Hierzu trägt nicht nur die durch Amerikaner und Briten praktizierte Sklaverei bei, sondern auch die Stammeskriege sowie Sklaverei innerhalb der afrikanischen Völker (im Buch werden die Erzählungen aus Sicht der Völker ‚Asante’ und ‚Fante’ erzählt).

    Das Buch macht einen sehr gut recherchierten Eindruck ohne als Geschichtsbuch daherzukommen. Man bekommt jedoch einen Überblick über das Leben der schwarzen Bevölkerung vom 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Spannend war hierbei der Einblick in die afrikanischen Kulturen, bedrückend die Sklaverei und Rassentrennung sowie Unterdrückung, die auch heute noch spürbar ist.

    Ein starkes Buch, was ich allen ans Herz legen möchte, die sich für Generationsromane und vor allem afroamerikanische Geschichte interessieren.
    Geborene Freaks Geborene Freaks (Buch)
    29.07.2017

    Eine skurrile Oddysee durch Kanada

    Die fünf Freak-Geschwister haben durch ihre Großmutter – liebevoll „der Hai“ genannt - zu ihrer Geburt spezielle Fähigkeiten bekommen, den die Freaks „Flegen“ (Zusammensetzung aus Fluch und Segen) nennen:
    Angie kann immer vergeben, Lucy verirrt sich nicht, Richard meidet Gefahr, Abba verliert nicht die Hoffnung und Kent ist der Kämpfer.

    8 Jahre haben sich die Geschwister Freak nach der Familientragödie, in der ihr Vater mit dem Auto verunglückt & ihre Mutter verrückt geworden ist nicht mehr gesehen.

    Als Großmutter Freak im Sterben liegt, beauftragt sie die schwangere Angie, sich auf die Suche nach ihren Geschwistern zu machen und diese bis zu ihrem Geburtstag (und gleichzeitigen Todestag) zusammenzubringen, damit sie den Fluch aufheben kann.

    ***Buchkritik***

    „Zu ihrem Namen kamen die Freaks durch eine Kette von Ereignissen, die manche Leute Zufall, andere hingegen Schicksal nennen würden. Der junge Engländer Sterling D. Frenk überquerten Bord des isländischen Fischkutters Örlög den Atlantik, um nach Kanada auszuwandern. [...] Nach seiner Ankunft in Halifax betrat Sterling die frisch zusammengezimmerten Planken des Pier 21 und zeigte seine Papiere einem Einwanderungsbeamten vor, der just an diesem Morgen seine Zukünftige Frau kennengelernt hatte. In kreativer Hochstimmung (oder einfach aus Zerstreutheit) änderte der Beamte das n in Sterlings Nachnamen in ein a um.“ (Buchbeginn, S. 7)

    In diesen heiteren Worten beginnt die Geschichte, die vor lauter skurriler Ereignisse, Wortwitz und Überraschungen strotzt.

    Über das gesamte Buch lernt man die Geschwister Freak nach und nach kennen und schließt sie im Laufe des Buches ins Herz. Kleine Szenen und Situationen werden als Running Gag verwendet, beispielsweise erzählt Angie bei jeder neuen Begegnung mit einem ihrer Geschwister, dass sie ihre Großmutter im Krankenhaus besucht hat. Die Antwort ist immer die gleiche „Großer Gott! Warum?“ (der „Hai“ hat scheinbar in der Vergangenheit ordentlich Eindruck hinterlassen!)

    Außerdem ignorieren oder vergessen ihre Geschwister regelmäßig Angies Schwangerschaft. Immer wieder muss sie ihre Geschwister daran erinnern und in einigen Situationen um Hilfe bitten. Mal wird ihr Mal mehr, mal wird ihr mal weniger geholfen.

    Zentraler Kern sind Ereignisse aus der Kindheit die in Rückblenden erzählt werden. Immer wieder spielt „Rainytown“ eine Rolle, die Ferienbeschäftigung aus Kindertagen. Die Namen für die Gebäude, die die Geschwister gemeinsam bauen sind witzig gewählt (Dr. H.K. Fresse für eine Schönheitsklinik ist nur eins von unzähligen Beispielen).
    Einige Umstände werden nicht erklärt, beispielsweise, mit welchen Kräften die Großmutter diese Fähigkeiten vergeben konnte oder warum die Mutter nach den Ereignissen so neben sich steht und sich nie erholt hat. Mich hat dies aber im Fluss der Geschichte nicht gestört.
    Das Cover mit dem Elefantenhintern ist definitiv ein skurriler Hingucker, hat aber inhaltlich nichts mit dem Buch zu tun. Gefallen haben mir die kleinen Grafiken jeweils zu Beginn eines Kapitels, welche sich direkt auf den nachfolgenden Inhalt beziehen.
    Letztendlich ist „Geborene Freaks“ ein gelungenes Buch über den Wert von Familie und das Zusammenhalten untereinander.

    ***Fazit***

    Skurril und witzige Odyssee von fünf "verfluchten" Geschwistern die ihre Familiengeschichte aufarbeiten und zurück zu ihren Wurzeln finden.
    Mr. Peardews Sammlung der verlorenen Dinge Mr. Peardews Sammlung der verlorenen Dinge (CD)
    07.06.2017

    Hörenswerter Roman mit britischem Humor & liebenswerten Charakteren

    „Mr. Peardews Sammlung der verlorenen Dinge“ ist das Debüt der britischen Schriftstellerin Ruth Hogan. Wie der namensgebende Charakter ihres Buches lebt sie in einem viktorianischen Haus und liebt das Sammeln von Fundstücken, welche sie auch auf Instagram teilt. Ihrem Twitter Account ist zu entnehmen, dass sie momentan an ihrem nächsten Buch schreibt.

    ***Inhalt***

    Anthony Peardew ist gealterter Schriftsteller und leidenschaftlicher Sammler von Gegenständen, die er auf der Straße findet und katalogisiert. In seinen Kurzgeschichten denkt er sich kleine Geschichten um diese Gegenstände herum aus. Beispielsweise, wie ein Regenschirm – den er gefunden hat – verloren ging und wem dieser gehörte.

    Laura, die Peardew als Assistentin eingestellt hat – soll sich nach seinem Tod um sein Haus – genannt Padua – und die verlorenen Gegenstände kümmern. Unterstützung erhält sie vom Gärtner Freddy und der Nachbarstochter Sunshine.

    In einem zweiten Handlungsstrang 40 Jahre früher – 1974 – beginnt die Geschichte von Eunice, die vom Verleger Bomber als Assistentin eingestellt wird. Aus dem Arbeitsverhältnis entsteht eine tiefe Freundschaft, die auf die Liebe zu Hunden, Ausflügen und Filmabenden beruht. Bombers schreckliche Schwester Portia spielt hier ebenso eine Rolle, da sie als angehende Schriftstellerin mit abgekupferten Geschichten für Erheiterung bei den beiden Freunden sorgt.

    ***Buchkritik***

    Die Stärke dieses Buches ist die warmherzige Schreibweise, Unaufgeregtheit und Ruhe in der es erzählt wird, sowie die gut beschriebenen, sehr sympathischen Charaktere. Es ist nicht alles „Friede-Freude-Eierkuchen“, die Themen Alzheimer und Tod werden von der Autorin angesprochen.

    Außerdem kann ich mich nicht erinnern, jemals ein Buch gelesen zu haben, in dem ein Charakter – wie hier Sunshine – das Down-Syndrom hat. Sunshine – eine junge Frau im Alter von 19 Jahren wird in allen Facetten beschrieben: freundlich, ehrlich, wissend, witzig, eifrig („Es wird Zeit für die leckere Tasse Tee“) aber auch fordernd und mit der Tür ins Haus fallend. Dies macht sie somit für den Hörer / Leser zu einer dreidimensionalen Figur, die einem ans Herz wächst.

    Diese Charakterausarbeitung ist bei allen Charakteren zu finden und bringt diese dem Leser / Hörer näher: Laura, deren Ehe unschön endete, die ihre Träume aufgegeben hatte und in Padua ein neues Zuhause findet, sich jedoch ihr neues Glück selbst nicht richtig gönnt. Freddy, der ruhige und freundliche Gärtner, der mit seiner schrecklichen Freundin („Freddo!“) nicht Schluss machen kann und sich lieber vor ihr versteckt. Alle haben sie ihre Stärken und Schwächen.

    Eunice und Bomber (die von Rufus Beck „Junice“ & „Bommer“ ausgesprochen werden) pflegen eine sehr vertraute Freundschaft, ohne das dies jemals in eine Beziehung übergeht. Eunice, die in Bomber heimlich verliebt ist, spricht diesen Umstand nicht an, um die Freundschaft nicht zu gefährden. Vielleicht ahnt sie auch, dass Bomber schwul ist, er diese Identität jedoch unterdrückt und nicht ausleben kann. Deutlich wird dies nie ausgesprochen, auch nicht, als Bomber von seiner Mutter direkt mit dieser Frage konfrontiert wird. Im Nachhinein denke ich, dass dies jedoch „zwischen den Zeilen“ sehr deutlich wurde.

    Letztlich kann man in diesem Buch das Verlieren und Finden nicht nur auf Dinge, sondern auch auf Freundschaft, Liebe, Glück, das Gedächtnis und das Leben an sich übertragen. Dies macht das Buch zu einer runden, sehr lesenswerten Geschichte, die ich irgendwann nochmal hören oder lesen möchte.

    Rufus Beck spricht diese Geschichte sanft, mit leisen Tönen, was dieser Geschichte ganz und gar gerecht wird. Ich könnte mir für dieses Hörbuch keinen besseren Sprecher vorstellen.

    ***Fazit***

    Wer Spaß an britischen Romanen voller skurriler, witziger, schöner Situationen und tollen Charakteren hat, sollte unbedingt zu diesem Hörbuch greifen. Rufus Beck ist der perfekte Sprecher für diese Geschichte und macht sie zu einem witzigen, emotionalen und hörenswerten Ereignis.
    Kidd, J: Freund der Toten Kidd, J: Freund der Toten (Buch)
    06.05.2017

    Magisch und Bildgewaltig erzählt

    „Der Freund der Toten“ ist das Debüt der irischen Autorin Jess Kidd.

    ***Inhalt***
    Im irischen Mulderring gehen seltsame Sachen vor, seitdem der 27-jährige Mahony angekommen ist. Durch einen Brief erfährt der im Waisenhaus aufgewachsene Mann, dass er und seine verschollene Mutter dort vor 27 Jahren zuhause waren. Entgegen der Dorfbewohner, die ihn am liebsten wieder loswerden wollen, macht sich Mahony mit der resoluten und schrulligen alten Theaterschauspielerin Mrs. Cauley auf die Suche nach Antworten.

    ***Buchkritik***
    Das schöne Cover ist mir vor einigen Monaten online beim Stöbern aufgefallen. Bereits auf den ersten Seiten wird deutlich, warum gerade dieses Cover gewählt wurde:

    „Große Farne hatten sich rings um den Jungen entrollt, Baumwurzeln hatten ihn umschlossen, und Efeu hatte ihn geschwind eingehüllt. Äste hatten sich tief über seinen winzigen Kopf gebeugt und einen Blättersegen über ihn geschüttet. Maulwürfe hatten sich blind und entschlossen durch den Boden gegraben und mit ihren kräftigen Krallen um ihn herum Erde aufgehäuft.“ (S. 9)

    Besonders die bildliche Sprache trägt dazu bei, jede Zeile zu genießen. Durch das ganze Buch zieht sich eine Naturverbundenheit, Ruhe und Magie von Büchern sowie ihre Liebe zu ihnen. Mahony – den ich eigentlich nur mögen konnte – wird auf seiner Suche nach der Wahrheit durch Mrs. Cauley unterstützt, die in einem Zimmer voller Bücher lebt. Diese Bücher werden teilweise als Labyrinth beschrieben und ihr Bett als Lichtung in dieser. Das Setting macht somit einen sehr gemütlichen Eindruck, magisch und erhaben.

    „[...] regt sich ein Buch, um noch tiefer in Schlaf zu sinken.“ (S. 204)

    Die Toten vermitteln durch ihre ständige Anwesenheit eine Art Mysterium ohne gruselig zu wirken: Ruhelos, teilweise skurril (Mrs. Cauleys Liebhaber Johnnie) macht deren Anwesenheit die Umgebung liebenswert, chaotisch, stürmisch. Insbesondere angereichert durch den irischen Flair vermittelt das Ganze eine tolle Stimmung. Mahony kann sie als "Freund der Toten" sehen und hören. Dem Leser - denn er spricht über die Gabe nur wenn nötig - werden die Toten folgendermaßen beschrieben:

    „Sie sind das Muster auf den geschlossenen Augenlidern, nachdem du etwas Helles gesehen hast. Sie sind doppelt belichtete Filme. Sie sind nicht wirklich da, weshalb Ursache und Wirkung für sie keine Bedeutung haben.“ (S. 204)

    Das Buch hatte 1-2 Wendungen, die ich so nicht erwartet hätte. Ich kann das Buch sehr empfehlen, rate aber, dieses Buch in großen Abschnitten zu lesen, da in nur kleinen Lesephasen der Spaß etwas verloren geht. Dies liegt z.T. an der Sprache, aber auch an den vielen Protagonisten von Mulderring, die man bei großen Abständen nicht immer sofort parat hat.

    ***Fazit***
    Ein magisch-mystischer Roman über die Suche nach Wahrheit und Herkunft. Die üppigen bildlichen Beschreibungen und die witzig-skurrilen Charaktere sind Jess Kidd sehr gut gelungen und vermitteln ein besonderes Irland-Feeling.

    ***Randnotiz***
    Das Buch verfügt über eine PapeGo-Funktion, die ich das erste Mal ausprobiert habe. Man installiert sich dazu eine App, kann darüber dann eine Buchseite ab-fotographieren, sodass man die nächsten 25% des Buches digital weiterlesen kann. Am unteren Bildschirmrand wird die tatsächliche Buchseite angezeigt um wieder wechseln zu können. Ich würde nicht komplett auf eBooks wechseln wollen, aber dies ist ein schönes Goodie, das Buch auch in digitaler Form lesen zu können.
    Grebe, C: Wenn das Eis bricht Grebe, C: Wenn das Eis bricht (Buch)
    27.04.2017

    Sehr gute ausgearbeitete Charaktere

    "Wenn das Eis bricht" ist Camilla Grebes Solo-Debüt. Zuvor hat Sie mit ihrer Schwester Åsa Träff eine Thriller-Reihe um die Psychotherapeutin Siri Bergman veröffentlicht.

    ***Inhalt***

    In der Wohnung eines reichen Geschäftsmanns wird eine brutal zugerichtete Frauenleiche gefunden. Von dem Geschäftsmann fehlt jede Spur. Das Ermittlerteam fühlt sich bei diesem grausamen Mord an einen 10 Jahre zurückliegenden Fall erinnert und holt sich zur Unterstützung die Hilfe der damaligen Psychologin Hanne dazu.

    Drei unterschiedlichen Erzählperspektiven ziehen sich durch das gesamte Buch: In wechselnden Kapiteln kommen der Ermittler Peter, die Psychologin Hanne und die junge Verkäuferin Emma nacheinander zu Wort.

    ***Buchkritik***

    „Wenn jemand sagt, du seist anders, dann musst du an den Schmetterling denken. Anders bedeutet nicht schlechter. Anders kann genauso gut besser sein. Versprich mir, das nie zu vergessen.“ (S. 389)

    Das was mich an dem Buch am meisten fasziniert hat, waren die gut ausgearbeiteten Protagonisten. Man lernt durch die jeweils wechselnden Ich-Perspektiven innerhalb eines Kapitels die Charaktere sehr gut kennen und spürt Empathie mit Hanne, die an Demenz erkrankt ist. Mit Peter, der unter seiner Beziehungsunfähigkeit leidet und Emma, deren Leben sehr einsam und ungeliebt wirkt. Einige Erinnerungen reichen zum Teil in die Vergangenheit zurück, sodass die Eigenarten und die Verhaltensweisen aller Protagonisten gut nachvollziehbar sind.

    Nach 70 bis 75 % des Buches hatte ich bereits eine Ahnung, wie sich der Mord zugetragen hat und durch wen dieser begangen wurde. Dies hat jedoch dem Lesespaß keinen Abbruch getan, da der Schreibstil sehr packend und emphatisch ist.

    ***Fazit***
    Ein spannender Thriller mit tollen und tiefgehenden Charakteren. Klare Leseempfehlung!
    Und die Nacht prahlt mit Kometen Und die Nacht prahlt mit Kometen (Buch)
    17.04.2017

    Über Hörigkeit in der Liebe

    Das Buch "Und die Nacht prahlt mit Kometen" von Ela Angerer ist im September 2016 im Aufbau Verlag erschienen.

    ***Inhalt***
    Die junge Valerie ("Vie") lernt in Wien den Serben Bojan kennen und verliebt sich Hals über Kopf in ihn. Bojans Gemüht ist wankelmütig: Mal beschimpft, schlägt und betrügt er Valerie, die dies klaglos über sich ergehen lässt. Mal ist er die Herzlichkeit in Person.
    30 Jahre später hat sie keinen Kontakt mehr zu Bojan, kann die Ereignisse von damals aber nicht vergessen.

    ***Buchkritik***
    Das Buch hat zwei Zeitebenen: Wien in den 80er Jahren und in der Gegenwart. Da diese Zeitebenen jeweils von Kapitel zu Kapitel wechseln und nicht angekündigt wurden, war es am Anfang etwas verwirrend, der Geschichte zu folgen.
    Die Geschichte, Valeries Handlungen und die Liebe zu Bojan sind zum Teil verstörend. Von Vies Seelenleben bekommt man in der Tiefe nicht viel mit, es wird eher durch Handlungen deutlich: Sie trifft sich mit unterschiedlichen Männern, läuft Bojan wie im Wahn hinterher, lässt ihre Ausbildung sausen und hält sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser. Nähe lässt sie zu niemanden richtig zu:
    Im Herbst traf sie den Amerikaner wieder und schlief mit ihm. Dabei ließen sie das Licht an, und während sie in seine Augen sah, blieb er ihr angenehm fremd. (S. 68)
    Ich konnte über das ganze Buch nicht nachvollziehen, was Vie an Bojan findet. Sie beschreibt ihn als schön, wie einen Prinz aus dem Märchen, aber er gibt ihr nichts, beschimpft sie, nimmt sie finanziell und emotional aus.
    Über beide Zeitebenen habe ich den Eindruck, dass Valerie sehr eigenständig aber auch einsam ist. Besonders in ihrer Jugend sagt sie dies selbst an einigen Stellen. Die Valerie 30 Jahre später spricht nicht von Einsamkeit. Sie sucht diese, indem sie sich über Weihnachten alleine zuhause einsperrt und leidet trotzdem drunter: Ihre Tochter hat sich von ihr abgewand, die Arbeit erfüllt sie nicht, Freunde hat sie scheinbar keine.

    ***Fazit***
    Ein gutes Buch über eine ungesunde Liebe, die auch nach Jahren noch ihre Spuren bei der Protagonistin hinterlässt.
    Ich hab das Buch während meines Wien-Kurzurlaubs gelesen und besonders die Nennung der Straßen und Umgebungen hat dieses Buch zu einer passenden Lektüre gemacht.
    Dark Matter. Der Zeitenläufer Blake Crouch
    Dark Matter. Der Zeitenläufer (Buch)
    17.04.2017

    "Was wäre wenn...?"

    Blake Crouch ist Autor der Wayward-Pines-Trilogie, die als Serie u.a. mit Matt Dillon und Juliette Lewis bei Fox lief und bei uns Anfang des Jahres über ZDFneo zu sehen war. „Dark Matter“ ist sein internationaler Durchbruch als Autor.

    ***Inhalt***
    Jason Dessen ist College-Professor, verheiratet mit Daniela und lebt mit ihr und dem gemeinsamen Sohn Charlie in Chicago. Eines nachts wird er entführt und wacht in einer anderen Realität auf: In diesem Leben ist er erfolgreicher Wissenschaftler, hat jedoch nie geheiratet und ist nie Vater geworden...

    ***Buchkritik***
    Das Cover ist komplett in schwarz gehalten. Das besondere – zumindest in der Print Ausgabe ist die Haptik des beschichteten Papiers, welches sich etwas wie Kunststoff anfühlt. Für Buchliebhaber hat dieses Cover den Vorteil, dass selbst nach dem Lesen keine offensichtlichen Knicke im Buchrücken auftauchen.
    Der ersten 10 Seiten plätscherten etwas dahin: Jason und seine Familie werden während eines Familienabends eingeführt. Eine ganz normale Familie die Zeit miteinander verbringt. Die Spannung steigt, als Jason nach einem Absacker in einer Bar entführt wird. Danach fällt es schwer, das Buch wieder aus der Hand zu legen.
    Man leidet mit Jason - der innerhalb des Buches so einiges durchmachen muss - auf jeder Seite mit. Begleitet wird dies durch die Fragen, wer ihm das angetan hat, wie das Geschehene möglich wurde und ob Jason in einem anderen Leben, mit anderen Entscheidungen glücklicher wäre.
    Mich spricht diese „was-wäre-wenn“-Überlegung sehr an, da ich mir die Frage in manchen Situationen auch schon gestellt habe. Die Erkenntnis für mich aus diesem Buch ist, dass es vermutlich nie eine perfekte Realität gibt und man je nach bisherigen Erfahrungen immer eine Entscheidung seines Lebens anders machen würde.
    Der Schreibstil ist fesselnd und sehr bildlich beschrieben. Man kann sich die Geschichte gut in einem Film vorstellen – und tatsächlich hat Sony Pictures bereits die Rechte des Stoffes erworben. Das Projekt ist in einem sehr frühen Status, weshalb es noch keine weiteren Infos dazu gibt.
    Ein Running-Gag ist meiner Meinung nach der Alkoholgenuss von Daniela. Sie trinkt fast ständig Wein und Jason konzentriert sich in diesen Momenten besonders auf ihre Augen. Hierbei soll sie nicht als Alkoholikerin erscheinen, vielmehr gibt es meiner Meinung nach zwei Erklärungen dafür: Zum einen soll es die gemeinsame Zeit mit Jason darstellen: Gemütlich und vertraut gemeinsam etwas trinken. Zum anderen dient der Alkohol dafür ihr Leben betäuben: Auch Daniela hat ihre Leidenschaft - die Kunst - für ihre Familie aufgegeben.

    ***Fazit***
    Ein tolles Buch, was ich kaum aus der Hand legen konnte. Wer fragt sich nicht selbst ab und an, wie das Leben verlaufen wäre, wenn man sich in Situation x anders entschieden hätte?
    Schwesterherz Schwesterherz (Buch)
    17.04.2017

    Die neue Reihe von Kristina Ohlsson

    "Schwesterherz" ist der erste Teil der zweiteiligen Martin-Brenner-Reihe von Kristina Ohlsson.

    ***Inhalt***

    Martin Brenner ist Anwalt, ehemaliger Polizist und Adoptivvater von Belle, der Tochter seiner verstorbenen Halbschwester. Eines Tages kommt Bobby - der Bruder der Serienmörderin Sara Texas - in Brenners Kanzlei und bittet ihn, die Unschuld seiner Schwester zu beweisen. Der Haken: Sara hat gestanden fünf Morde begangen zu haben und sich vor Verhandlungsbeginn von einer Brücke gestürzt. Vor Ihrem Tod soll sie ihren kleinen Sohn entführt und ebenfalls umgebracht haben. Als in Brenners Nachforschungen immer neue Unklarheiten auftauchen, scheinen mächtige Gegner seine Arbeit sabotieren zu wollen.

    ***Buchkritik***

    Der Erzählton der Geschichte ist ein ganz anderer, als der Fredrika-Bergman-Reihe. Dies liegt nicht an der Übersetzung - Susanne Dahmann war für die Überzetzung beider Reihen verantwortlich. Vielmehr liegt es an der Wandlungsfähigkeit der Autorin, die Ihrem Protagonisten Martin Brenner mit den Konsequenzen einer schwierigen Kindheit leben lässt: Sein afroamerikanischer Vater hat den Kontakt zu ihm und Brenners Mutter abgebrochen, woraufhin seine Mutter sich in die Alkoholsucht flüchtete. Brenner kompensiert dies mit unzähligen Bettgeschichten, hält jedoch durch die noch sehr vertraute Beziehung zu seiner Exfreundin Lucy sowie seinen Vaterpflichten (die er liebevoll zu erfüllen versucht) ein Stück Normalität in seinem Leben.

    Die Geschichte ist gut geschrieben, man fiebert durchaus bei der Handung mit. Allerdings gibt es immer wieder Beschreibungen und Vorwegnahmen, welche die kommende Handlung verraten. Dies hängt vorallem mit den Interviewfrakmenten, die über das Buch verteilt sind, zusammen. Der Sinn dieser erschließt sich mir leider nicht richtig. Sie stellen zwar ein Fazit des bisher gelesenen dar und bereiten in etwa auf die kommende Handlung vor, hätten aber meines Erachtens weggelassen werden können, da sie für die Handlung irrelevant sind.

    Die komplette Auflösung wird - aufgrund der Fortetzung im zweiten Buch - nicht gegeben. Glücklicherweise hat dieses Buch jedoch trotz des Folgebandes ein rundes, wenn auch noch etwas offenes Ende.

    ***Fazit***

    Ein interessanter, wenn auch in einigen Abschnitten vorhersehbarer Auftakt der zweiteiligen Reihe. Viele Fragen wurden in diesem Teil aufgeworfen und vermutlich erst im zweiten Teil beantwortet. Für Fans von schwedischen Krimis und vorallem von Kristina Ohlsson eine klare Leseempfehlung.

    Band 2: Bruderlüge erscheint am 13. Juni 2017
    Das Buch der Spiegel Das Buch der Spiegel (Buch)
    19.03.2017

    Die Suche nach der Wahrheit

    „Das Buch der Spiegel“ ist das erste auf deutsch erschienene Buch des rumänisch-ungarisch-deutschen Autors E.O. Chirovici.

    ***Inhalt***
    Auf der Suche nach der Wahrheit um ein unvollständiges Manuskript und den Tod eines in den 1980er Jahren ermordeten Professors kommen in drei Abschnitten die Protagonisten Peter Katz, John Keller und Roy Freeman zu Wort. Je weiter sie in ihren Recherchen zu den Ereignissen vor und um den unaufgeklärten Tod des Professors vordringen, desto verstrickter und gegensätzlicher werden die Aussagen der damals Beteiligten. Bereits auf den ersten Seiten beschreibt der Verfasser des Manuskripts Richard Flynn wie trügerisch die Erinnerung sein kann:

    „Man glaubt, etwas für sich vergessen zu haben – ein Ereignis, einen Menschen, eine Situation -, und plötzlich erkennt man, die Erinnerung hat die ganze Zeit über in einem verborgenen Winkel des Gehirns geschlummert, sie ist immer da gewesen, als wäre es gestern erst geschehen“ (S. 10)

    ***Buchkritik***
    Das Cover finde ich sehr ansprechend, der Einband ist in dunkelrot mit grauer Schrift gehalten und macht einen edlen Eindruck.
    Es ist schwierig, das Buch in eine Kategorie einzuordnen. Es ist zum einen ein Krimi, da es um einen alten ungelösten Mordfall geht, andererseits steht das Manuskript und die Suche nach dessen Ende im Vordergrund, weshalb es sich auch um einen Roman handeln könnte.
    Der Schreibstil ist gut und flüssig zu lesen, die Geschichte ist fesselnd. Man möchte wissen, wie das Manuskript endet und wie es zu den Ereignissen kam. Leider bleiben einige Fragen und Aspekte offen, was ein etwas „unrundes“ Gefühl nach dem lesen der letzten Seite hinterlässt.

    ***Fazit***
    Ein lesenswertes, fesselndes Buch, was sich thematisch von anderen Büchern unterscheidet. Leider werden final nicht alle Fragen beantwortet, was mich etwas unzufrieden zurückgelassen hat.
    1 bis 25 von 27 Rezensionen
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