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    strich

    Active since: June 4, 2013
    "Helpful" ratings: 2
    13 reviews
    Morenga Uwe Timm
    Morenga (Buch)
    Jun 5, 2021

    Morenga ist nicht zu fassen ...

    ... und keine Hauptfigur des Romans. Wenig ist über das Sterben der Herero und Nama zu lesen.
    Uwe Timm widmet sich der Vielfalt missionarischer und kolonialer Entwicklungen und Ereignisse, die dem Völkermord vorausgingen und setzt teils äußerst kurze Kapitel schroff nebeneinander, ohne bemüht konstruierte Zusammenhänge. Ausgehend von den Erlebnissen einer Figur namens Gottschalk, während der wenigen Jahre der Aufstände in der Kolonie, macht der Autor dabei Sprünge durch einen Zeitraum von Jahrzehnten, zwischen mehreren Regionen und etlichen Textformen.
    Gottschalk meldet sich freiwillig zum Einsatz im sogenannten Deutsch-Südwestafrika, ohne recht zu wissen warum. Er ist Veterinär und kein Abenteurer. Seine inneren Konflikte zwischen Menschlichkeit, Berufung und Militärdienstpflicht kann er nicht ausblenden und sondert sich von den Kameraden zunehmend ab.

    Mehrfach erweitern längere Zitate aus geschichtlichen Quellen eher die Perspektive auf die Mitglieder der Kolonialmacht, als auf die Unterdrückten. Das verhindert fruchtlose Betroffenheit und ermöglicht Fragen nach den Entwicklungen der deutschen Gesellschaft bis ins hier und jetzt. Die Absurdität, Herero und Nama gegeneinander ausspielen und gleichzeitig vermeintlich zivilisieren zu wollen, charakterisiert eine Mentalität der oberen Schichten, die in meinen Augen beispielsweise auch bei den kriegsbegeisterten Intellektuellen von 1914 gegenüber den Nachbarländern wiederzuerkennen ist oder bei Politikern des 21. Jahrhunderts im Dominieren bei Regeln zu Freihandel und CO2-Emissionen gegenüber Schwellen- und Entwicklungsländern.
    Timms Roman von 1978 scheint kaum gealtert zu sein und vielleicht werde ich ihn in ein paar Jahren wiederlesen.

    Einen anklagenden Tonfall hat der Autor nicht nötig. Wenn eine ausgeprägte Ungeübtheit der Weißen zu Selbstzweifeln auf die Wirklichkeiten in der Kolonie trifft, kommt es immer wieder zu Szenen, deren Komik man sich nicht entziehen kann oder bei denen einem das Lachen im Halse stecken bleibt. Oft dachte ich an Hannah Arendts Wahrnehmung der Banalität des Bösen. Nur wenige der im Roman vorkommenden Weißen beginnen, ihre Lächerlichkeit und das wachsende Unrecht der Kolonialherrschaft zu erkennen. Wirksame Einschritte unternimmt keiner. Interesse an Weltanschauung ist kaum außerhalb des kolonialen Rahmens zu finden.
    "Gottschalk hatte (...) oft darüber gegrübelt, daß vieles, was man dachte und wie man dachte, nicht mit dieser Landschaft zusammenpaßte. (...) Eine Zeitlang ging Gottschalk dem verrückten Gedanken nach, aus der Landschaft und von den Einwohnern ein neues Denken zu lernen, mit dessen Hilfe man alles anders sehen könnte, tiefer und genauer." (Mitte Kapitel "Wenn Stabsarzt Otto Witze erzählen muß")
    Nicht wenige der auftretenden Weißen verlieren Verstand oder Leben. Timm ermöglicht es dem Leser, auf Distanz zu bleiben. Und auch Figuren wie Morenga wird keine Verklärung angetan. Deren Präsenz wirkt trotz oder wegen des weitgehenden Belassens bei der bruchstückhaften Überlieferung.
    Das Prachtboot Das Prachtboot (Buch)
    May 30, 2021

    Nur wenige Seiten ...

    ... behandeln Alys Kernthema: das Habhaftwerden des titelgebenden Prachtboots und die Kultur der Bewohner der Insel Luf in den Jahren um 1880 und 1900, geschlagen vor allem von einer sogenannten Strafexpedition der Kaiserlichen Marine.
    Viele ähnliche Ereignisse aus umliegenden Orten und Zeiten füllen das Buch. Andere zerstörerische Erscheinungen des Kolonialismus wie eingeschleppte Krankheiten und Plantagenwirtschaft werden erwähnt. Viele Mitwirkende werden genannt und zitiert.
    Nicht erst der breite Anhang lässt eine unfassbar umfangreiche Recherchearbeit erahnen. Die Struktur des Textes ist, aufgrund der vielen quellennah aufgeführten Einzelheiten, sehr kleinteilig und ein roter Faden ist leider kaum erkennbar. Beispielsweise sind Details zum Verlauf von diversen Vernichtungsaktionen verstreut auf folgenden Seiten zu finden: 25, 29-31, 47, 49-55, 66. Ebenso unterbrochen von anderen Themen wird wiederholt über Nachwirkungen solcher Gräuel berichtet.
    Vielleicht soll verhindert werden, dass sich die Illusion eines Verstehenkönnens der kolonialen Gewalt auf Luf und anderen Inseln bei einem dramaturgischeren Textaufbau einstellt.

    In teils zugespitztem Tonfall macht Aly den Belang des Katalogs unwürdiger Aneignungsformen der in Berlin und anderen europäischen Städten lagernden Ausstellungsstücke für heutige und künftige Generationen deutlich. Sehr gelungen ist die beharrliche Erwähnung aktueller Aussagen und Aktionen von Vertretern ethnologischer Sammlungen, die ihrer Verantwortung nicht ausreichend nachkommen.
    Außerdem erfährt man von einer zwischenzeitlich auch in der Wikipedia veröffentlichten Lüge über die Ursachen des Bevölkerungsrückgangs auf Luf vor rund 120 Jahren. Angesichts der Bestrebungen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz zur künftigen Präsentation des Luf-Boots stellt Aly die Frage, wer ein Interesse an der Verbreitung solcher Lügenlegenden haben könnte.
    Female Choice Meike Stoverock
    Female Choice (Buch)
    Mar 17, 2021

    Die natürlichen Grenzen der Gleichberechtigung ...

    ... im Bereich der Sexualität bilden den Rahmen von Stoverocks Buch. Dass es nicht reicht, männliche Aggressivität als überwiegend sozio-kulturelles Problem zu verstehen und anzugehen, macht die Biologin auch mit Blick auf künftige Gesellschaften deutlich.
    Ausgangspunkt sind wissenschaftliche Erkenntnisse über genetische und hormonelle Grundlagen der Sexualität. Anschaulich nähert sie sich den Begriffen weiblich und männlich durch die nicht nur unter Wirbeltieren häufigsten zwei Muster in Bezug auf Körperbau und Verhalten.

    Im zweiten Drittel des Buches beschreibt sie die vor etwa 10.000 Jahren einsetzende Kultur der Unterdrückung der Female Choice und seriellen Monoandrie.
    Sesshaftigkeit und Privatbesitz stehen am Beginn. Stoverock betont die Bedeutung der Erfindung des Geldes für das menschliche Sammelverhalten, das diesbezüglich nicht gesättigt werden kann und eine zunehmende gesellschaftliche Hierarchisierung stützt. Ausführlich und nachvollziehbar widmet sie sich den vielen Schritten bis zur heute erreichten Komplexität der Unterdrückung von sowohl Frauen als auch Männern.

    In den letzten beiden Kapiteln geht es vor allem um den Bedarf an fundamentalen gesellschaftlichen Veränderungen zur Vorbeugung von Gewalt, wenn mit dem Erstarken der Female Choice in den folgenden Generationen vielleicht deutlich mehr als ein Viertel aller Männer nie oder fast nie Sex haben wird.
    Nicht nur die Gesellschaft, sondern jeder einzelne wird unter anderem eine Abwertung von Scham, Romantik und Privatheit, vielfältige Beziehungsmodelle, neue Formen pflegender Tätigkeit ermöglichen müssen. Die Weitsichtigkeit und Vielschichtigkeit der hier von Stoverock gebrachten Vorschläge zum Angehen und teils Bewältigen der bevorstehenden Aufgaben hat mich sehr beeindruckt.
    Das gesamte Buch war für mich Augen öffnend. Etwa 75% habe ich mir zum Wiederlesen markiert.

    Was mich weniger überzeugt hat, ist die vor allem in den ersten Kapiteln wiederholt angedeutete Idee eines evolutionären Zwecks, wo ich eher von einem evolutionären Effekt sprechen würde. Auch im zweiten Drittel klingt eine Zielgerichtetheit und teils Zwangsläufigkeit der Entwicklung an, die es für eine Erklärung vielleicht nicht unbedingt bräuchte. Außerdem fehlt mir eine Einordnung von Kulturen, die noch heute als Nomaden leben.
    Eine nicht erwähnte gesellschaftliche Herausforderung wäre der zunehmende Anteil an Kindern, denen ihr Vater, abgesehen von Samenbankinformationen, quasi unbekannt bleibt und vor allem der deutlich zunehmende Anteil an Kindern, die zu keiner Zeit oder nur sehr wenige Jahre lang mit ihrem Vater aufwachsen. Damit wäre zu rechnen, falls die Anzahl der von Frauen gewünschten Kinder annähernd gleich bleibt, aber die Anzahl von Vätern Female-Choice-bedingt deutlich sinkt.
    Auf Seite 166 unterscheidet Stoverock zwischen den Selektionsmustern von Frauen als typisch evolutionär, nicht kulturell und von gegenwärtigen Männern als rein kosmetisch. Das steht in Spannung zu anderen Textstellen. Auf Seite 125 wird eine Anpassung an das Leben in gemischtgeschlechtlichen Gruppen erwähnt, die als Ergebnis weiblicher Selektion mit einem seit etwa 80.000 Jahren sinkenden Testosteronspiegel im männlichen Körper verbunden war. Dieses Hormon bewirkt allerdings Leistungsfähigkeit und Fruchtbarkeit, wie auf Seite 41 zu lesen ist.
    Doch das sind keine schwerwiegenden Kritikpunkte.

    Wie Stoverock andeutet, ist zu befürchten, dass der Themenkomplex ihres Buches noch in Jahrhunderten aktuell und erschütternd sein wird. Nicht weil sich nur wenig verändert haben wird, sondern weil der sich ergebende Weg so anspruchsvoll und weit ist.
    Das böse Mädchen Mario Vargas Llosa
    Das böse Mädchen (Buch)
    Nov 18, 2019

    Der gute Junge ...

    ... hätte den Titel des Romans einnehmen müssen. Er ist die Hauptfigur. Sein Leben lang bleibt er nahezu ausnahmslos ein guter Junge. Seine Ansprüche beschränken sich auf monogames Unglücklichverliebtsein und Paris. Wer für solche Typen kein Mitgefühl entwickeln mag, der kann sich die Lektüre schenken. Ein böses Mädchen gibt den Geschmacksverstärker im Plot, wird Frau, zunehmend exzentrisch, jedoch ohne Substanz. Sie spielt mit ihm und mit dem eigenen Leben. Ihre Anziehungskraft auf ihn wird allein im ersten Kapitel deutlich: in Miraflores, im Lima Mitte des 20. Jahrhunderts, sind er und alle anderen Jungs des Viertels verrückt nach der sich exotisch bewegenden und ausdrückenden Fremden. Auch unter den Nebenfiguren gibt es keine Charaktere, nur Behauptungen.

    Inhaltlich ist kaum etwas erwähnenswert. Die eingestreuten politischen Oberflächlichkeiten spielen keine Rolle. Vielleicht sind die unkonventionellen Sexszenen als Anstoß-Steinchen gedacht.
    Die Sprache des Ich-Erzählers und seiner Bekanntschaften ist frei von Überraschungen. Es kommt zu eher halben Dialogen und zu lächerlichen Belesenheitsproben.
    "während ich ihre Füße, ihre Knöchel, ihre Knie und ihre Hinterbacken streichelte und sie mit der Jungfrau Maria, (...), mit Odysseus' Nausikaa und Don Quijotes Dulcinea verglich" (Seite 288 von 396)
    Morenga. Roman Morenga. Roman (Buch)
    Oct 24, 2019

    Morenga ist nicht zu fassen ...

    ... und keine Hauptfigur des Romans. Wenig ist über das Sterben der Herero und Nama zu lesen.
    Uwe Timm widmet sich der Vielfalt missionarischer und kolonialer Entwicklungen und Ereignisse, die dem Völkermord vorausgingen und setzt teils äußerst kurze Kapitel schroff nebeneinander, ohne bemüht konstruierte Zusammenhänge. Ausgehend von den Erlebnissen einer Figur namens Gottschalk, während der wenigen Jahre der Aufstände in der Kolonie, macht der Autor dabei Sprünge durch einen Zeitraum von Jahrzehnten, zwischen mehreren Regionen und etlichen Textformen.
    Gottschalk meldet sich freiwillig zum Einsatz im sogenannten Deutsch-Südwestafrika, ohne recht zu wissen warum. Er ist Veterinär und kein Abenteurer. Seine inneren Konflikte zwischen Menschlichkeit, Berufung und Militärdienstpflicht kann er nicht ausblenden und sondert sich von den Kameraden zunehmend ab.

    Mehrfach erweitern längere Zitate aus geschichtlichen Quellen eher die Perspektive auf die Mitglieder der Kolonialmacht, als auf die Unterdrückten. Das verhindert fruchtlose Betroffenheit und ermöglicht Fragen nach den Entwicklungen der deutschen Gesellschaft bis ins hier und jetzt. Die Absurdität, Herero und Nama gegeneinander ausspielen und gleichzeitig vermeintlich zivilisieren zu wollen, charakterisiert eine Mentalität der oberen Schichten, die in meinen Augen beispielsweise auch bei den kriegsbegeisterten Intellektuellen von 1914 gegenüber den Nachbarländern wiederzuerkennen ist oder bei Politikern des 21. Jahrhunderts im Dominieren bei Regeln zu Freihandel und CO2-Emissionen gegenüber Schwellen- und Entwicklungsländern.
    Timms Roman von 1978 scheint kaum gealtert zu sein und vielleicht werde ich ihn in ein paar Jahren wiederlesen.

    Einen anklagenden Tonfall hat der Autor nicht nötig. Wenn eine ausgeprägte Ungeübtheit der Weißen zu Selbstzweifeln auf die Wirklichkeiten in der Kolonie trifft, kommt es immer wieder zu Szenen, deren Komik man sich nicht entziehen kann oder bei denen einem das Lachen im Halse stecken bleibt. Oft dachte ich an Hannah Arendts Wahrnehmung der Banalität des Bösen. Nur wenige der im Roman vorkommenden Weißen beginnen, ihre Lächerlichkeit und das wachsende Unrecht der Kolonialherrschaft zu erkennen. Wirksame Einschritte unternimmt keiner. Interesse an Weltanschauung ist kaum außerhalb des kolonialen Rahmens zu finden.
    "Gottschalk hatte (...) oft darüber gegrübelt, daß vieles, was man dachte und wie man dachte, nicht mit dieser Landschaft zusammenpaßte. (...) Eine Zeitlang ging Gottschalk dem verrückten Gedanken nach, aus der Landschaft und von den Einwohnern ein neues Denken zu lernen, mit dessen Hilfe man alles anders sehen könnte, tiefer und genauer." (Seite 260 von 444)
    Nicht wenige der auftretenden Weißen verlieren Verstand oder Leben. Timm ermöglicht es dem Leser, auf Distanz zu bleiben. Und auch Figuren wie Morenga wird keine Verklärung angetan. Deren Präsenz wirkt trotz oder wegen des weitgehenden Belassens bei der bruchstückhaften Überlieferung.
    Euphoria Euphoria (Buch)
    Apr 6, 2019

    Vorzeitiges Abreisen steht am Beginn ...

    ... und Ende des Romans. Anfang der 1930er Jahre bedienen sich englischsprachige Ethnologen jeweils monatelanger Gastfreundschaft von Kulturen Neuguineas. Jeder weitere Stamm bedeutet das Erlernen einer weiteren Sprache. Man bricht nicht ohne Not vorzeitig auf.

    Erzählt wird von Andy Bankson, der seine Studien allein betreibt, und Nell Stone, die mit ihrem Ehemann Schuyler Fenwick arbeitet. Bei einer Weihnachtsfeier kreuzen sich ihre Wege und beginnt ein anregender Austausch, der die Zukunft jedes einzelnen entscheidend prägt.
    Bankson und Nell unterscheiden sich durch ihre Sanftmut von Fen. Angesichts der entbehrungsreichen Arbeit erleben die beiden ihre Gemeinsamkeiten umso intensiver als Stärkung. Ihr Forscherblick beschränkt sich nicht auf die fremde Welt, sondern hinterfragt auch die eigene und dabei nähren sich Zweifel, etwa an der eigenen Sozialisation, den Erkenntnisfähigkeiten, der Belastbarkeit und den zurechtgelegten Beziehungsmodellen.
    Nell und Fen wollen sich die Arbeitsthemen aufteilen, doch beim Stamm der Tam vernachlässigt Fen mehr und mehr die wissenschaftlichen Anforderungen. Er scheint mit Teilen der Dorfgemeinschaft zu verschmelzen und auch bei der Pflege des erkrankten Bankson verliert er eine gewisse Distanz. Mit der Rückkehr von Xambun, der Hoffnung des Stammes, aus der Welt der Weißen, bietet sich Fen ein Schlüssel zum Glück oder Unglück vieler Personen.

    Manches hätte ich gern ausführlicher erfahren. (Und deshalb nur 4 Bewertungssterne?) Die auftretenden Tam bleiben Nebenfiguren, wenn auch vielgestaltig charakterisiert. Im Spiegel der alles andere als patriarchalen Stammesgesellschaft und ihrer Spielarten von Polygamie und Homosexualität werden erdrückende Konventionen des Abendlandes deutlich, dessen Entwicklungspotenzial heute kaum weniger groß zu sein scheint, als zur Zeit der Handlung.

    Es ist ein Genuss, von den drei Hauptfiguren in ihrem jeweils typischen Ausdruck zu lesen. Mehrere Erzählperspektiven, vor allem von Bankson und Nell, und unterschiedliche Textformen, wie etwa Tagebucheinträge, offenbaren Möglichkeiten und Schwierigkeiten der Verständigung innerhalb eines Milieus und zwischen den Kulturen.
    "Ich erfasse die Beziehungen unter den Frauen, die Sympathien & Antipathien im Raum auf eine Weise, wie ich es über die Sprache nie könnte. Im Grunde behindert die Sprache die Kommunikation, merke ich immer wieder, sie steht im Weg wie ein zu dominanter Sinn. Man achtet viel stärker auf alles Übrige, wenn man keine Worte versteht." (gegen Ende von Kapitel 7)

    Einer der wenigen Romane, die ich sicherlich wiederlesen werde. (Warum nicht 5 Bewertungssterne?)
    Nachtzug nach Lissabon Pascal Mercier
    Nachtzug nach Lissabon (Buch)
    Jan 2, 2019

    Mercier beschreibt keine Reise, sondern einen Aufbruch.

    Aus der Heimat Bern? Aus der Routine des Lehramts? Vor allem in eine ungewohnte Sprache - Portugiesisch!
    Raimund Gregorius ist eigentlich kaum für eine Überraschung gut, doch als er auf ein Buch von Amadeu de Prado aus dem Jahr 1975 stößt, macht er es sich zur Aufgabe, dessen Spuren nachzugehen. Der unbekannte Autor und der Gymnasiallehrer sind beide durch einen Mangel an Oberflächlichkeit gekennzeichnet und werden von ihrem jeweiligen Umfeld als Sonderlinge wahrgenommen. Etwa dreißig Jahre nach Erscheinen des Buches trifft Gregorius bei seinen Recherchen in Lissabon meist auf verständnisvolle Menschen, was ihm hilft, nicht aufzugeben und nicht gleich zurück nach Bern zu fahren. Den Verlag von De Prados Schriften scheint es jedenfalls nicht mehr zu geben.

    Ich hatte den Eindruck, dass auch nach mehr als einem Viertel des Romans nur Einleitendes zu lesen ist. Mercier beschäftigt seine Hauptfigur damit, einfach immer weitere Weggefährten und Texte des Portugiesen, eines Arztes, aufzuspüren. Dieser schreibt von seiner tragischen Verbundenheit mit dem kranken Vater, einem Richter unter Salazar. Die Diktatur bringt später auch den Mediziner in Gewissenskonflikte.
    Bereits vor den Jahren des Studiums reiben sich die religiöse Prägung und die politischen Verhältnisse:
    "dieses wahnwitzige, abartige Gebot der Liebe zu den Feinden, es ist dazu angetan, die Menschen zu brechen, ihnen allen Mut und alles Selbstvertrauen zu rauben und sie geschmeidig zu machen in den Händen der Tyrannen, damit sie nicht die Kraft finden mögen, gegen sie aufzustehen" (Mitte Kapitel 19)
    "Gregorius las den Text dreimal, und sein Erstaunen wuchs. Eine lateinische Wortgewalt und stilistische Eleganz, die derjenigen Ciceros in nichts nachstand." (wenige Seiten nach vorigem Zitat)

    Nach dieser Stelle war es mit meiner Unsicherheit, was auf den kommenden Seiten an empathischer und perspektivischer Öffnung vielleicht noch zu erwarten ist oder nicht mehr zu erwarten ist, vorbei. Wer Romane grundsätzlich zu Ende liest, der ignoriere bitte meine Anmerkungen.
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    • Mottenkugeln Mottenkugeln (Buch)
    Gerhard Richter. Neue Bilder. New Paintings Gerhard Richter. Neue Bilder. New Paintings (Buch)
    Sep 3, 2017

    So beeindruckt ich von der Ausstellung war, ...

    ... so enttäuscht war ich vom Katalog. Zwar überzeugt mich der Ansatz, die Verhältnisse zwischen den unterschiedlichen Formaten der Originale auch in den Abbildungen anzudeuten, jedoch ist mir dieses Buch viel zu klein, um der Detaildichte der Bilder gerecht werden zu können. Es ist mir außerdem zu dünn. Wäre bei etwa doppelter Seitenanzahl, jeder Gesamtabbildung eine Ausschnittvergrößerung beigefügt, könnte man sich vielleicht den beim Ausstellungsbesuch erahnten Entstehungsprozess zumindest teilweise in Erinnerung rufen. Man könnte einige der Schichtfolgen und seltenere Farbtöne wiederentdecken. Für eine derartige Ausgabe hätte ich gerne den doppelten Preis gezahlt.
    Dagegen verzichte ich beim vorliegenden Buch lieber ganz auf einen Kauf. Für jene Ausstellungsbesucher, die ein Bild bereits innerhalb weniger Minuten oder Sekunden erfassen, ist diese Ausgabe aber vermutlich ein insgesamt gelungener Katalog, denn die erreichte Schärfe und Farbechtheit der Abbildungen ist beachtlich.
    Eheroman Katrin Seddig
    Eheroman (Buch)
    Jul 31, 2015

    Eines weiß Ava genau, ...

    ... dass ihr Leben anders werden soll, als es das norddeutsche Dorf an der Elbe, in dem sie aufgewachsen ist, Anfang der 80er Jahre verspricht. So wie ihr Name, nach einer Filmdiva, für die der Vater schwärmt. Ihre Ausbildung zur Krankenschwester in der Stadt bringt zwar keine Euphorie mit sich, scheint aber ein Schritt in die richtige Richtung zu sein. Sie kommt mit einem Assistenzarzt zusammen. Doch was Liebe ist, lernt sie erst kennen, als sie diesen verlässt und sich auf einen eher egozentrischen Außenseiter einlässt. Mit dem hat sie zwar kaum Gemeinsamkeiten aber der hält an der Beziehung fest, entwickelt sich, wird ein Zeitgenosse und zufrieden mit seinem Leben und was wird Ava? Wäre sie vielleicht mit idealem Partner, Bilderbuchkindern und Haushaltshilfe glücklich?
    Man ahnt, wie es weitergeht, die übrigen 340 Seiten. Wird die Besonderheit ihres Namens, die wiederholt als bezeichnend für ihren Charakter angesehen wird, irgendwann auf ihr Leben abfärben? Vor der Einfalt des Palindroms verschließt nicht zuletzt Ava selbst beständig die Augen. Auch ihre Ehe verläuft im Vollzug. Außerfamiliäre Abwechslung bereiten allein wenige Freundinnen und Seitensprünge aber als Entschädigung für Alltag, Sinnlosigkeit und Vergänglichkeit genügen sie nicht. Ava lässt sich von Einsichten, dass sie keine Talente hat, keine Träume und vor allem keine Zeit, ablenken. Dass sie auch keine Interessen hat, kaum Begeisterungsfähigkeit, scheint ihr hingegen unwesentlich zu sein. Man ahnt bald, dass es keiner Fortsetzung dieses Eheromans bedarf.

    Erzählt wird vorwiegend im Präsens und nahe am ausgewählten Rede- und Gedankenfluss der Hauptfigur, dass es eine Freude ist. Ihre Wahrnehmung, ihre auch die eigenen Gefühle hinterfragenden und gelegentlich abschweifenden Gedanken sind immer treffend, nie aufgesetzt formuliert, ebenso die Dialoge. Der Wechsel von skurrilen Momenten und solchen, da einem das Lachen im Halse stecken bleibt, ist sehr gelungen.
    Avas zwischenmenschliche Beziehungen sind markant skizziert, deren Entstehungen bleiben eher rätselhaft. Ihr unerschrockener, meist etwas zu rücksichtsvoller, selten verletzender Umgang mit Männern und deren Körperlichkeit ist bemerkenswert selbstverständlich beschrieben. Die seltenen, ihre Verpflichtungen kurz vergessen machenden Unternehmungen mit einer alleinerziehenden Freundin sind knapp erzählt, was deren Strohfeuerwirkung unterstreicht und den Roman vor einem Abgleiten ins Dekorative bewahrt.
    Der Riese Der Riese (Buch)
    Jun 7, 2014

    Ohne sein Übermaß ...

    ... wäre aus Tillman, der anfangs als "so gut wie normaler Junge" bezeichnet wird, wohl ein ziemlich gewöhnlicher Erwachsener geworden, denn abgesehen von Fügsamkeit und Feingeistigkeit ist er ohne markante Eigenschaften. Auch sein Reagieren auf die Zumutungen der Krankheit und der Gesellschaft könnte kaum gewöhnlicher ausfallen. Die Sensationslust der Öffentlichkeit wird nicht überzeichnet, das Leid des Riesen weder ausgeschlachtet noch verklärt. Beziehungen zu seinen Mitmenschen werden in Andeutungen beschrieben.
    Nina, das nicht gerade frühe Glück seines Lebens, ist vor allem dadurch charakterisiert, dass sich die beiden ergänzen. Die wenigen eingestreuten Dialoge dienen Tillmans Selbstvergewisserung und nicht der Entfesselung von Ninas Anziehungskraft. Einen beklemmenden Kontrast dazu bieten die Unerschütterlichkeit des Vaters und die Rituale und Floskeln des Oberarztes.

    Der Erzähler betont das Gewöhnliche und Gleichförmige der Geschehnisse durch Wiederholungen sprachlicher Elemente wie die "Gesetze der Vererbung", das "fein entwickelte Gespür", das "Nutzlose" kultureller Aktivitäten oder das gerade noch ungefährliche "Ungeschick" von Lehrern. Manche Wendungen findet man bereits bei Figuren früherer Werke des Autors oder innerhalb weniger Zeilen (Sätze, die nicht "über das Simpelste hinausgingen").
    Die knapp 200 Seiten sind sparsam bedruckt und ließen sich ohne Weiteres in einem 130-seitigen Buch herausgeben. Auf mich wirkt "Der Riese" zwar weniger distanziert erzählt als "Das Seil" aber längst nicht so prägnant wie "Die Entzifferung der Schmetterlinge".
    Sinfonie Opera Settima Sinfonie Opera Settima (CD)
    May 14, 2014

    Mauro Valli ...

    ... gerät über Angelo Berardis Kunst ins Schwärmen: "ein Juwel", "ein musikalisches Meisterwerk", "Welche Entdeckung", "Einzigartigkeit". Weiter kann man dem Booklet, das weder ausführlich noch sorgfältig gestaltet ist, entnehmen, dass der "Urheber dieser Wiedergeburt" ein Violoncello piccolo anstelle einer Violine erklingen lässt und dass er mit seinen Partnern die 6 Canzoni vor den Aufnahmen in Konzerten gespielt hat. Ich vermute mal, live waren die Pausen zwischen den Sätzen (und Stücken) länger als sie nun auf der CD zu finden sind. Auch die meisten Sätze sind ziemlich kurz und einzeln mögen sie reizvoll sein aber hintereinanderweg gehört wirken sie auf mich leider nicht viel anders als ein Medley.
    Vielleicht ist der ständige, überraschende Wechsel der Affekte und das Beschneiden ihrer Entfaltung ja gerade das Besondere an dieser Musik. Wer beispielsweise die Hörproben der Titel 23 bis 25 und 26 bis 32 durchklickt, verpasst insgesamt nur etwa zwei von elf Minuten der CD und wem das Gehörte nicht zu bunt ist, der kann diesen leidenschaftlich interpretierten Juwelen sicherlich mehr abgewinnen als ich.
    Magnusson, K: Das war ich nicht Magnusson, K: Das war ich nicht (Buch)
    Jun 6, 2013

    Übersetzerin ...

    ... sucht ihren Autor, dieser sucht einen nahezu Unbekannten und jener sucht eine Übersetzerin, der er zufällig begegnet war.

    Magnussons Beschreibung der drei Hauptfiguren und momentanen Schwellen ihrer Lebenswege in den ersten Kapiteln hat mir sehr gefallen. Ohne dramatische Gimmicks hätte sich eine gegenwartsrelevante Erzählung entwickeln können.
    Stattdessen werden die Figuren in eine Geschichte geschickt, die mir einfach nicht glaubwürdig erscheinen wollte. In Gang gehalten wird die Handlung dadurch, dass alle ihrem jeweiligen "Verfolger" aus dem Weg zu gehen versuchen. Die anfangs so fein gezeichneten Charaktere sind bis zum unvermeidlichen Hollywood-Ende nur noch als einander ziemlich ähnliche Skizzen zu erkennen, wie von anderer Hand gemacht. In einer Sprache, der ich die treffenden Aphorismen der ersten Seiten kaum zutrauen würde.
    Die Entzifferung der Schmetterlinge Die Entzifferung der Schmetterlinge (Buch)
    Jun 4, 2013

    Nauten ...

    ... hat von klein auf scharfe Sinne, die ihm immer viel zu denken geben. Er kommt nicht dazu, Umgang mit Gleichaltrigen zu haben und diese erwidern sein Desinteresse. Konflikte sind somit ausgeschlossen. Sein intensives Innenleben macht ihn unfähig, einsam zu sein und gibt ihm eine robuste Zufriedenheit. Überschwängliches Glück, leidenschaftliche Gefühle sind ihm fremd. Selbst als Student bleibt er über den Dingen der 68er-Bewegung stehend.
    Solange sein Lebensweg durch die bescheidene finanzielle Unterstützung der Eltern geebnet ist, macht ihm seine Rolle als Sonderling und seine Talentlosigkeit nicht zu schaffen. Zufälle lasten ihm jedoch einen Beruf und eine Ehe auf, die seinen Ansprüchen nicht gerecht werden können. Und dann wären da noch die Erwartungen, die von Ehefrau und Arbeitgeber an ihn gestellt werden.

    Siepens Erzählton finde ich sehr passend gewählt für diese Geschichte, die an keiner Stelle ins Dramatische oder Resignative kippt. Er gibt Lächerliches nicht noch der Lächerlichkeit preis. Als Leser könnte man der Hauptfigur sogar das ganze Buch über sein Mitleid schenken, ohne sich vorm Erzähler dafür schämen zu müssen. Und dieser bleibt des Mitleids jederzeit unverdächtig. Mehr Lesefreiheit geht nicht.
    Mir gefällt, wie Siepen nur wenige Wörter arrangiert, um stimmig einen Charakter oder einen Moment zu skizzieren. Größere Szenen und Dialoge vermeidet er allerdings.
    Er will seine Hauptfigur nahezu keinen Reifeprozess durchmachen lassen. Nauten ist der Held eines Fehlentwicklungsromans.

    Was Siepen an dieser Figur liegt, ist mir jedoch ein Rätsel. Das Buch enthält nicht einen Funken Hoffnung und ich würde es niemandem empfehlen. Gespannt bin ich auf andere Bücher des Autors.
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