jpc.de – Leidenschaft für Musik Startseite jpc.de – Leidenschaft für Musik Startseite
  • Portofrei ab 20 Euro
  • Portofrei bestellen ab 20 Euro
  • Portofrei innerhalb Deutschlands Vinyl und Bücher und alles ab 20 Euro
0
EUR
00,00*
Warenkorb EUR 00,00 *
Anmelden
Konto anlegen
Filter
    Erweiterte Suche
    Anmelden Konto anlegen
    1. Startseite
    2. Alle Rezensionen von Chalco bei jpc.de

    Chalco

    Aktiv seit: 14. Februar 2011
    "Hilfreich"-Bewertungen: 89
    4 Rezensionen
    Symphonien Nr.2 & 3 (opp.134 & 227) Symphonien Nr.2 & 3 (opp.134 & 227) (CD)
    22.02.2011
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    3 von 5

    Sinfonische Leichtigkeit

    In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert finden sich in der deutschen Musik zwei Ansätze: der konservative neoklassische und der progressive "neudeutsche", die sich zwar gegenseitig ablehnten, aber auch beeinflussten. Wer zu diesem Zeitpunkt eine Sinfonie schrieb, wählte zwar eine überkommene Struktur, zeigte aber normalerweise auch Innovationen und kleinere Systembrüche - man denke an Brahms und nicht zuletzt Mahler.
    In den Jahren 1875 bzw. 1899 Sinfonien mit geradezu reaktionär klassischer Struktur zu schreiben, muss daher schon fast als anachronistisch bezeichnet werden!
    Dem 1824 geborenen Carl Reinecke ging es nicht um ein Infragestellen des Althergebrachten. Für ihn war die Musik der Klassik ein unverrückbares Ideal, dem er sich in seiner hochromantischen Kompositionssprache verpflichtet hatte.
    Nun könnte man Carl Reinecke mit dieser Einstellung noch als exotisches Phänomen einer konservativen Epoche abtun, wenn man nicht fairerweise anmerken müsste, dass er im 19. Jahrhundert einer der bekanntesten deutschen Komponisten war! Dass man Reinecke heute fast völlig vergessen hat und erst langsam wiederentdeckt, hat nichts mit mangelnder Begabung oder Überzeugungskraft in seinen Werken zu tun. Es ist mehr der Vorwurf der Wertlosigkeit, der Belanglosigkeit und Rückwärtsgewandheit, der Reineckes Musik von den Spielplänen verschwinden ließ - also ein rein dogmatischer und sicher nicht völlig zutreffender Ansatz. Wer Reineckes Musik wiederentdecken möchte, muss daher unbefangen sein und sich das Ideal des Komponisten vor Augen führen: eine "Vollendung" der Klassik in der Musiksprache in der Romantik. In diesem Geist stehen auch die hier vorgestellten Sinfonien.

    Die Sinfonie Nr. 2 c-moll op. 134 trägt den Beinamen „Håkon Jarl“ - ein norwegisches tragisches Theaterstück. In der handschriftlichen Ausgabe der Sinfonie war gar jeder Satz der Sinfonie mit einem Bezug zum Theaterstück kommentiert. Da Reinecke selbst jedoch Wert darauf legte, dass die Sinfonie trotz dieser Bezüge keinem „Programm“ folgt, halte ich die Wiedergabe hier für entbehrlich. Die Grundstimmungen der einzelnen Sätze sprechen für sich selbst. Reinecke wählt für die ersten drei Sätze eine verhalten düstere, sehr melodische und in den Phrasen wellenförmige Tonsprache. Zwar wird diese jeweils durch hellere, teils auch freundlichere Motive durchbrochen, doch bleibt die Stimmung insgesamt düster. Erst im Finalsatz setzt sich ein schwärmerisches Dur-Thema durch und versöhnt die tragische Stimmung des Werkes mit melodischen und hellen Phrasen in immer neuen Variationen. So entsteht letztlich ein sehr abgerundetes Bild. An diesem Werk zeigt sich eine klare Stärke Reineckes: eine starke Besinnung auf Struktur und Melodik. Diese gibt dem Werk nicht nur einen logischen Aufbau, sondern macht es auch sehr angenehm zu hören. Seine Schönheit gewinnt es durch die Variationen der Themen und den romantischen Ausdruck.

    Die Sinfonie Nr. 3 g-moll op. 227 ist viel stärker von Gegensätzen geprägt. Dieser zeigt sich sowohl innerhalb der Sätze - etwa im ersten, in dem Synkopen bewegten Phrasen gegenübergestellt werden - wie auch in der Ausprägung der Sätze untereinander. Reinecke ist selbstbewusst, zeigt Ecken und Kanten. Zum Zeitpunkt des Entstehens dieser Sinfonie war er um die Erfahrungen eines Lebens reicher. So ist diese Sinfonie weniger melodiös „durchkomponiert“ als affektiert. Der Gesamteindruck ist abwechslungsreicher und pointierter als beim vorangegangenen Werk. Trotzdem ist es sehr klar strukturiert und manchmal gar von einer bestechenden Leichtigkeit. Ich halte darum die dritte Sinfonie für eins von Reineckes gelungensten Werken.

    Zur Einspielung gibt es nur Positives anzumerken. Dem Tasmanische Sinfonie-Orchester gelingt es, die erwähnte Leichtigkeit und Transparenz angemessen auszudrücken. Die Interpretation verliert nie ihren Vorwärtsdrang und die einzelnen Phrasen sind sehr gut herausgearbeitet. Die Intonation ist klar und brillant. Eine rundum gelungene Einspielung.

    Abschließend möchte ich diese beiden Werke als Einstieg in Reineckes Werk empfehlen. Man erfährt seinen klaren und sehr strukturierten (konservativen) Kompositionsstil und seine Hingabe an schwärmerische, romantische Melodiebögen - etwas, das ich an Reineckes Kompositionen insgesamt sehr schätze. Zugleich erhält man Einblicke in die Seele des Komponisten - die eines sehr zurückhaltenden, bescheidenen und immer freundlichen Menschen. Diese Eigenschaften bestimmen Reineckes gesamtes Werk.
    Meine Produktempfehlungen
    • Violinkonzert op.141 Violinkonzert op.141 (CD)
    • Klavierkonzerte Nr.1-4 Klavierkonzerte Nr.1-4 (CD)
    Klavierkonzerte Nr.1-4 Klavierkonzerte Nr.1-4 (CD)
    15.02.2011
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Musikalische Schätze

    Carl Reinecke - das ist ein fast vergessener Name. Carl Reinecke, der unglaublich produktive Komponist, der „letzte große Universalmusiker“, wie ihn der WDR einmal genannt hat. Kein Reformer, kein brillanter Bahnbrecher und Wegbereiter wie diejenigen Zeitgenossen, an die wir uns heute noch erinnern, Brahms, Dvorak und mit großen Abstrichen auch noch sein Schüler Bruch. Nein, Carl Reinecke war nicht mehr und nicht weniger als ein Epigone der frühen Romantiker und Wiener Klassiker, deren Musik und Ideale er fortführen und vollenden wollte. In seinem langen, erfüllten Leben blieb er diesem Ideal treu und musste schlussendlich damit bezahlen, dass man ihn fast völlig vergessen hat. Während Generationen von Musikern Reineckes Werke noch als anachronistisch und überholt verdammten, ist es heute mit weniger Befangenheit möglich, sein Talent neu zu entdecken - und dabei manchen Schatz zu heben. Seine Klavierkonzerte sind so ein Schatz. Aus ihnen spricht nicht nur der gefeierte und brillante Klaviervirtuose, der er war, sondern auch der fähige Komponist, für den die Grundlage der Komposition stets die Melodie war.
    Die Klavierkonzerte entstammen völlig verschiedenen Schaffens- und Lebensperioden des Komponisten. Beim Hören ist insgesamt festzustellen, dass sich Reineckes Stil in den Jahren durchaus weiterentwickelt hat. Eines, das will ich vorwegnehmen, merkt man allen Konzerten und auch nahezu allen Werken Reineckes an: eine positive Grundstimmung.

    Das erste Klavierkonzert, das er selbst immer für das gelungenste hielt, steht in der selten aufzufindenden Tonart fis-moll und war seinerzeit sehr populär. Die drei Sätze sind differenziert und für Solisten wie Orchester virtuos ausgearbeitet. Besonders interessant finde ich, wie im zweiten Satz dem Klavier der Konzertmeister und ein Solocello als fast gleichberechtigte Kontrahenten gegenübergestellt werden. Der dritte Satz mutet wie ein Rondo an, bei dem das Klavier ein kräftiges, eingängiges Thema ausbreitet und dieses anschließend immer wieder aufnimmt - diese Struktur findet sich auch im Finalsatz des zweiten Konzerts. Reineckes fis-moll-Konzert überzeugte mich erst beim zweiten Hören, dann aber um so mehr durch seine eingängigen Themen und die verschiedenen musikalischen Stimmungen. Die virtuose Gestaltung ist Orchester und Pianisten auf dieser Aufnahme ausnehmend gut gelungen.

    Das zweite Klavierkonzert, e-moll, erreicht seine Eingängigkeit erst ganz zum Schluss. In ersten Satz sind die Themen noch sehr weit ausgebreitet, man klammert sich an die Stellen, an denen der Komponist sie wieder durchscheinen lässt. Dies führt dazu, dass man sich auf diesen Satz ernsthaft einlassen und dem dünnen roten Faden, den der Komponist gewebt hat, folgen muss. Belohnt wird man mit wunderbaren melodischen Einfällen und einem klugen Wechselspiel dieser Melodien zwischen Orchester und Soloinstrument. Der Ausdruck ist weniger dramatisch als schwärmerisch, aber auch nachdenklich. Hier leistet der Pianist phänomenale Arbeit, in dem er seine Stimme immer wieder kurz innehalten lässt, als müsse er über die nächste Phrase erst nachdenken. Ist der Hörer diesem Satz gefolgt, wird es ihm im zweiten Satz deutlich leichter gemacht. Hier ist eine atmosphärisch dichte Ausarbeitung der Kopfthemen zu vernehmen, bei der mal Orchester und mal Klavier das Thema vorantragen und die jeweils andere Stimme kontrapunktisch dagegen hält. Sehr angenehm finde ich, wie sich die Akteure hier zurücknehmen und den ruhigen Puls dieses Satzes herausarbeiten. Der dritte Satz schlägt, wie schon erwähnt, ein rondo-ähnliches Thema ein, das so eingängig ist, dass man es Stunden später noch im Ohr hat. Sehr angenehm finde ich auch hier nie erdrückende Spielweise des Orchesters, die stets elegant die Phrasen des Klaviers weiterspinnt oder neue dagegen setzt und damit hervorragend mit dem Klavierspiel von Klaus Hellwig harmoniert. Aufgrund der enorm großen musikalischen Bögen im ersten und dritten Satz halte ich dies für die musikalisch am schwierigsten zu interpretierende und wohl auch zu hörende Komposition auf dieser CD.

    Mit dem dritten Konzert, C-Dur, gelingt Reinecke ein Werk mit festeren Strukturen und großen Spannungen. Insgesamt ist dies das dynamischste der vier Klavierkonzerte und wohl auch mein Favorit. Der erste Satz gewinnt eben durch diese Spannungen und die Dynamik außerordentlich viel Tiefe. Insbesondere wenn die elegante Leichtigkeit des Klaviers gegen die Dramatik des Orchesters anspielt, entsteht ein unheimlich dichtes und zugleich auch wieder angenehm transparentes Klangbild. Sehr reizvoll ist der Kontrast mit der beinahe symphonischen Ausarbeitung der Hauptthemen bei den Orchesterpassagen, wenn dieses die Melodien in Spannung und Dramatik aufbäumt. Das Eingangsthema des zweiten Satzes erinnert mich sehr an Reineckes Flötenkonzert. Es ist, ähnlich wie in den Mittelsätzen der anderen Konzerte, eine lyrische, melodiöse Ausarbeitung zwischen Klavier und Orchester, jedoch mit größerer Spannung. Hier fühle ich mich atmosphärisch sehr an Chopin erinnert. Der Finalsatz schließt inhaltlich an den Kopfsatz an, ist jedoch etwas geschäftiger und schneller und für den Pianisten auch virtuoser. Diesen Satz liebe ich insbesondere für die melodiösen Orchestereinwürfe, die sich immerfort aufbäumen und sofort wieder zurücknehmen, sodass die Grundstimmung des Satzes sich bis zum Schluss erhält. Durch seine dichte und atmosphärische Ausarbeitung überzeugt mich dieses Konzert auf ganzer Linie.

    Mit Reineckes viertem und letzten Klavierkonzert, h-moll, das man wohl als Alterswerk bezeichnen kann, nimmt sich Reinicke deutlich zurück. Hier webt er weniger atmosphärische Teppiche als dass er Melodiefragmente kontrapunktisch gegeneinandersetzt. Ob dies ein Zugeständnis an die Mode innerhalb der Komponistenschaft dieser Zeit war oder bloß Altersmilde, vermag ich nicht zu beurteilen. Was ich ansprechen muss, ist, dass dem Hörer die in den vorherigen Klavierkonzerten so wunderbar herausgearbeitete Stimmung hier fehlen wird - und das liegt nicht an den Interpreten, sondern an der Komposition selbst. So ist auch diesem Konzert, insbesondere dem ersten Satz, wesentlich schwerer zu folgen als dies etwa noch beim C-Dur-Konzert der Fall ist. Der Effekt ist merkwürdig: durch die geringere Verdichtung im Orchesterpart geht die virtuose Klavierausarbeitung beinahe an sich selbst unter, es bleibt nichts im Ohr. Mit dem zweiten Satz macht Reinecke wieder Boden gut, dieser Satz ist nachdenklich und scheint nirgendwo recht hinführen zu wollen, ähnlich einer musikalischen Phantasie oder Improvisation. Hier ist es wieder der Pianist Klaus Hellwig, dessen Spiel vor einem stark zurückgenommenen Orchester durchweg überzeugt und dem Satz trotz dieser schwierigen Struktur Logik verleiht. Auch hier meine ich wieder, Chopin zu hören. Der dritte Satz beginnt mit für Reinecke befremdlicher, fast atonaler orchestraler Auftürmung, die das Klavier auf fast ironische Art „zerlegt“ und damit einen gelungen Übergang zum vorangegangenen Satz findet. Die folgende Ausarbeitung ist wieder melodiös und schwärmerisch und gewinnt dankenswerter Weise viel reineckesche Struktur zurück, wenn auch hier wieder die Sparsamkeit des ersten Satzes durchklingt. Die melodiösen Bögen und Phrasen in diesem Satz sind ein letzter Höhepunkt auf dieser CD.

    Vermag ich mit diesen Ausführungen einen potenziellen Käufer zu überzeugen? Ich weiß es nicht. Vielleicht soviel als Fazit: die Nordwestdeutsche Philharmonie unter Alun Francis und der Pianist Klaus Hellwig holen zu hundert Prozent das aus den Werken, was der Komponist ausdrücken wollte. Und dieses Übereinstimmen von Komposition und Interpretation hinterlässt nach dem Hören ein sehr befriedigendes Gefühl. Ich empfehle diese im Übrigen auch technisch absolut überzeugende CD daher nicht nur dem Liebhaber von Klavierkonzerten an sich, sondern besonders demjenigen Hörer, der in der Musik nach Bestätigung sucht. Er findet grandios eingespielte Werke, in denen jemand immerfort mit dem Kopf zu nicken scheint.
    Meine Produktempfehlungen
    • Violinkonzert op.141 Violinkonzert op.141 (CD)
    Schwedische Tänze op.63 (Orchestersuiten Nr.1 & 2) Schwedische Tänze op.63 (Orchestersuiten Nr.1 & 2) (CD)
    14.02.2011
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Ehrlicher Bruch

    Max Bruch gilt in der Musikwissenschaft zu recht als konservativer Komponist, der weniger bahnbrechend Neues als suchte als die Vollendung der Klassik in der Romantik selbst schaffen wollte. Während dies der Grund sein mag, warum Generationen von Musikschaffenden sein Werk ignoriert haben, kann eine heutige, weniger befangenere Hörerschaft Bruch offener gegenübertreten. Schon aus diesem Grund freut es micht, dass es diese CD überhaupt gibt. Bruch, der Lehrer für eine ganze Reihe weiterer Komponisten war, glaubte neben seinen überkommenen Idealen aus der Klassik ganz fest an einen Wert: die Melodie. "Eine volkstümliche Melodie ist mehr wert als 200 Kunstmelodien" - dieses Zitat ist von ihm überliefert. Genau dies lässt sich bei den schwedischen Tänzen und den Orchestersuiten eindrucksvoll erleben.

    Diese Musik ist nicht mehr, als sie vorgibt: eine Verneigung vor der Volksmelodie. Dies aber umso eindrucksvoller.

    Die Suite nach russischen Volksliedern gehört m.E. zu den schönsten Werken, die Bruch überhaupt geschrieben hat. Die Verarbeitung der Melodiethemen in den einzelnen Sätzen ist teils schwermütig und lyrisch, teils möchte mir der Ausdruck "deftig" einfallen. Hier gefallen mir insbesondere die Phrasierungen im Orchester außerordentlich gut, der zweite Satz hat mich gar schon zu Tränen gerührt.

    In einem völlig anderen Charakter kommt die Serenade nach schwedischen Themen daher. Dieses zu Bruchs Zeiten nicht erschienene Werk zieht völlig andere Seiten auf. Das spätromantische schwere Orchestergerät weicht einem reinen Streichorchester. Hier ist es Einfachheit, um nicht zu sagen Kargheit, mit der die Melodien orchestriert sind. Ich finde dies angesichts der melancholischen, skandinavisch herben Melodien als perfekte Herangehensweise. Die puristische Komposition wird erneut hervorragend interpretiert vom SWR-Orchester.

    Zu den schwedischen Tänzen ist nicht viel anzumerken. Auch hier ist immer eine gewisse skandinavische Melancholie herauszuhören. Trotzdem kommen einige der Tänze ausgesprochen heiter daher. Sehr gelungen finde ich hier die Orchestrierung, diesmal weniger karg, die die Verschiedenheit der Grundstimmungen der Tänze noch verstärkt.

    Abschließend möchte ich sagen, dass diese CD für mich eine der wertvollsten Anschaffungen der letzten Zeit war. Die verwendete Tonsprache kommt mir nach dem Hören vieler bruch'scher Werke durchaus bekannt vor - vielleicht untermauert dies den Gedanken, wie stark Bruch von der Volksmusik und -melodik in seinen Werken beeinflusst war. Und wie ehrlich diese Kompositionen das Können des Komponisten widerspiegeln.
    Violinkonzert op.141 Violinkonzert op.141 (CD)
    14.02.2011
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    Unaufdringliche Romantik

    Ich staunte nicht schlecht, als ich las, dass Reineckes Violinkonzert seit der Uraufführung nie wieder gespielt wurde. Wie konnte man dieses Werk vergessen?

    Die Antwort dürfte in einer Gesamtbetrachtung von Reineckes Schaffen liegen. Carl Reinecke, der ein erfülltes Leben als Komponist und Dirigent lebte und ein enormes kompositorisches Repertoire an den Tag legte, galt und gilt teilweise immer noch als überholter, wenig innovativer und deshalb wertloser Durchschnittskomponist des 19. Jahrhunderts. Diese Auffassung tut ihm auf ganzer Linie unrecht. Ja, Reineckes Tonsprache ist konservativ, manches hat Längen, manches ist mittelmäßig, weniges ist brilliant. Doch sollte man Reinecke an seinem eigenen Anspruch messen, die Musik der Klassik mit romantischen Formen weiterzuentwickeln. Und vieles ist auf jeden Fall hörenswert! (Das gilt in ähnlicher Form auch für seinen Schüler Max Bruch). Deshalb bin ich froh, wenn mehr und mehr von Reineckes Schaffen eingespielt und veröffentlicht wird.

    Die vorliegende CD habe ich mir vor allem wegen des Violinkonzerts angeschafft. Ich kenne Reineckes Klavierkonzerte, sein Flöten- und sein Harfenkonzert und schätze diese Werke als melodiöse, angenehm zu hörende und vor allem die Stärken der jeweiligen Soloinstrumente wunderbar herausarbeitende Kompositionen. Ich wurde auch hier nicht enttäuscht.

    Der erste Satz des Violinkonzerts folgt einem sehr klassischen Schema: Das Orchester stellt das Kopfthema voran, die Sologeige entwickelt es weiter. Für diesen klassischen Aufbau ist man als Hörer schnell dankbar. Der Solopart ist anspruchsvoll, teilweise virtuos, aber gerät nicht aus den Fugen (etwas, das mir etwa bei Tschaikowski nicht gefällt). Sologeige und Orchester geben sich den Melodien und der Form des Werkes hin. Ich fühle mich beim Hören dieses ersten Satzes gelegentlich an Mendelssohn erinnert.

    Der zweite Satz hat ein herrliches Kopfthema und schlägt lyrische, verträumte Stimmungen an. Auch hier kommt Reinecke bei der Ausarbeitung immer wieder auf die Themen zurück, so dass auch dieser Satz einen logischen Aufbau hat. Sehr schön ist hier der "Dialog" von Violine und Orchester ausgearbeitet und von den Beteiligten auch mit dem nötigen Maß Zurückhaltung interpretiert. Teilweise fühlt man sich beim Hören entrückt.

    Den dritten Satz möchte ich als Schwächsten des Konzerts bezeichnen. Man möchte hier ein triumphales Finale oder zumindest, wie bei vielen anderen Reinecke-Konzerten, einen Klimax zu den vorangegangenen Konzerten erwarten. Doch weit gefehlt. Allein die Satzbezeichnung "Moderato con grazia" sagt es: gemäßigtes Tempo und grazile Melodien, geprägt von Doppelgriffen auf der Violine. Ehrlich gesagt gefällt mir das Hauptthema dieses Satzes nicht so gut wie in den vorangegangenen Sätzen. Welche Spannung dabei aufgebaut wird, merkt man erst bei den Orchestereinwürfen, die den Satz im eigentlichen Sinne vorantreiben. Wirkliche Stärken entwickelt der Satz dann doch noch in der Durchführung. Der Schluss ist aufgebäumt, aber nicht triumphal.

    Trotz dieser kleinen Schwächen am dritten Satz ist das Werk in jeder Hinsicht hörenswert. Hier zeigt sich Reineckes Hingabe an Melodik und, wenn ich das als Amateurgeiger mal hinzufügen darf, Verneigung vor der klanglichen Schönheit der Violine.

    Die beiden Violinromanzen sind äußerst gelungene Stücke. Auch hier überwiegt jeweils ein ruhiger, unaufdringlicher Unterton, gepaart mit einer melodieverliebten Ausarbeitung. Im besten Sinne romantische Musik.

    Zur Sinfonie fällt es mir schwer, ein wirkliches Urteil abzugeben. Meiner Meinung nach ist Reineckes erste Sinfonie auch seine schwächste. Das sah seinerzeit bereits das Premierenpublikum so. Vielleicht lässt es sich so zusammenfassen: Aus der ganzen Sinfonie ist es kein Thema, kein Satz, keine Wendung, die wirklich in Erinnerung bleibt. Allenfalls das Scherzo setzt sich von den drei anderen Sätzen etwas ab.

    Fazit:
    Der Kauf dieser CD lohnt vor allem wegen des Violinkonzerts und sicher auch wegen der beiden Violinromanzen. Die Einspielung von Ingolf Turban und dem Berner Symphonie-Orchester ist hervorragend gelungen und schließlich das, was den positiven Gesamteindruck abrundet. Der Ton ist kristallklar, die zurückhaltend komponierten Werke harmonieren mit der puren Schönheit der in ihr verwendeten Instrumente. Ein großes Lob an die Beteiligten, dass sie sich so auf Reineckes Stil eingelassen haben.

    Nicht Reineckes beste Werke, aber auf jeden Fall hörenswerte und dankbare Musik eines vergessenen Meisters!

    Unten angefügt: meine Lieblingswerke des Komponisten in den m.E. besten Interpretationen
    Meine Produktempfehlungen
    • Klavierkonzerte Nr.1-4 Klavierkonzerte Nr.1-4 (CD)
    • Symphonien Nr.2 & 3 (opp.134 & 227) Symphonien Nr.2 & 3 (opp.134 & 227) (CD)
    Ein Kommentar
    Anonym
    18.05.2017

    Eine Frage des Klangs

    Ein Gedanke zu Ihrer Aussage zur 1ten Sinfonie:
    Die erstaunliche Einspielung mit Alfrd Walter bei Moarco Polo (von Naxos übernommen) zeigt, dass der Klang (Orchester und Aufnahmetechnik) entscheidend für den positiven Eindruck ist. Eigentlich eine Binsenweisheit, aber wie schnell lässt man sich vom neueren Aufnahmedatum und etwas mehr Detailreichtum täuschen. Bei Marco Polo ist ein eher sinnlicher Stereicherklang zu hören und Walter zeigt sich hier als Dirigent, der jederzeit einen federnden Rhythmus und vitalen Puls erzeugen kann. Diese Aufnahme sticht trotz macher Schwächen die CPO Aufnahme aus.
    Newsletter abonnieren
    FAQ- und Hilfethemen
    • Über jpc

    • Das Unternehmen
    • Unser Blog
    • Großhandel und Partnerprogramm
    MasterCard VISA Amex PayPal
    DHL
    • AGB
    • Versandkosten
    • Datenschutzhinweise
    • Impressum
    • Kontakt
    • Hinweise zur Batterierücknahme
    * Alle Preise inkl. MwSt., ggf. zzgl. Versandkosten
    ** Alle durchgestrichenen Preise (z. B. EUR 12,99) beziehen sich auf die bislang in diesem Shop angegebenen Preise oder – wenn angegeben – auf einen limitierten Sonderpreis.
    © jpc-Schallplatten-Versandhandelsgesellschaft mbH
    • jpc.de – Leidenschaft für Musik
    • Startseite
    • Feed
    • Pop/Rock
    • Jazz
    • Klassik
    • Vinyl
    • Filme
    • Bücher
    • Noten
    • %SALE%
    • Weitere Weitere Bereiche
      • Themenshops
      • Vom Künstler signiert
      • Zeitschriften
      • Zubehör und Technik
      • Geschenkgutscheine
    • Anmelden
    • Konto anlegen
    • Datenschutzhinweise
    • Impressum
    • Kontakt