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    HL

    Aktiv seit: 19. Dezember 2015
    "Hilfreich"-Bewertungen: 323
    69 Rezensionen
    Lieder & Balladen Lieder & Balladen (CD)
    27.07.2021
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Mitreißend

    Als Freund sinfonischer Musik darf ich feststellen: Nach einer ersten fruchbaren Tuchfühlung mit Liedern von Hugo Wolf hat sich auch der Ausflug in Loewes Balladenwelt gelohnt. Mehr noch: Er war ein Volltreffer. Die Lieder dieser CD sind nicht nur großartig in Ihrer Melodik und ihren Texten, sondern auch stimmungsvoll interpretiert. Der Wechsel zwischen Bass und Sopran sorgt für rege Abwechslung. Die Lieder und Balladen vermögen nicht nur zu fesseln, sondern regen auch zum mitsummen oder mitsingen (wenn man es denn könnte) an. Als "Sinfoniker", der selten klassischen Gesang hört und in unserer Pop-Kultur fast immer mit Pop-Gesang konfrontiert wird, musste ich mich vor allem an den Sopran erst einmal gewöhnen. Hat man sich aber auf diese wunderbare Musik eingelassen und etwas eingehört, will man mehr davon. Einfach nur klasse, das Kunstlied wird für mich ein neues Feld der Entdeckungen. Carl Loewe ist ein idealer Komponist, um einzutauchen. Herzliche Empfehlung!
    Adiemus Colores Adiemus Colores (CD)
    29.04.2021
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    1 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    1 von 5

    Hat mit Klassischer Musik nichts zu tun

    Um es vorwegzunehmen: Der Kauf dieser im Preis herabgesetzten CD ist für mich ein Reinfall. Mir war Jenkins mit seinem "Palladio" ein (positiv besetzter) Begriff. Als ich dann sah, dass die Deutsche Grammophon Jenkins eine Plattform bietet, wurde ich neugierig. Mein Problem dabei ist, dass Erwartung und Ergebnis diametral auseinanderliegen. Mit Klassischer Musik haben die Stücke nichts zu tun. Natürlich fesseln Samba- und Bolero-Rhythmen, der Klang ist klasse, die Musik abwechslungsreich, interessant und hervorragend interpretiert. Man sollte aber ein Faible für diese Art von Folklore, Weltmusik oder was auch immer das stilistisch sein mag haben. Ich habe diese Neigung leider nicht, obwohl ich der "Third-Stream-Music" eines William Russo (Drei Stücke für Bluesband und Orchester und Street Music auf Deutsche Grammophon), Jon Lord (Concerto for Group and Orchestra mit Deep Purple und dem London Symphony Orchestra) oder Tony Banks (Seven oder Six Pieces auf Naxos) sehr zugetan bin, moderne amerikanische Komponisten mag und auch sinfonische Fimmusik liebe. Daher kann ich "eingefleischten" Klassikfans nur davon abraten, sich auf diese CD einzulassen. Ein solches Experiment kostet zwar wenig Geld, aber wertvolle Zeit.
    Meine Produktempfehlungen
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    Pelleas & Melisande - Suite op.80 Pelleas & Melisande - Suite op.80 (CD)
    14.03.2021
    Booklet:
    2 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    3 von 5

    Französische "Salonromantik"

    Gabriel Faure war kein Sinfoniker. Er schrieb vor allem Vokal-, Klavier- und Kammermusik, darunter sein bekanntes Requiem. Die auf dieser CD veröffentlichen Orchesterwerke fassen seine wenigen Orchesterstücke zusammen. Am bezauberndsten ist sicher die Dolly-Suite, eine Sammlung von sechs eingängigen Klavierstücken aus den 1890er Jahren, die 1906 von Henri Rabaud orchestriert wurden (worauf das sparsam gehaltene Booklet leider nicht hinweist). Auch die 1893 erstmals öffentlich gespielte Elegie op. 24 für Cello und Orchester war ein Kammermusikstück, das später - allerdings von Faure selbst - orchestriert wurde. Die Suite zu Pelleas et Melisande ist eine 1901 veröffentlichte Zusammenstellung aus Nummern der 1898 uraufgeführten Bühnenmusik, die ursprünglich von Faures Schüler Charles Koechlin instrumentiert wurde. Faure arbeitete die Instrumentierung für seine im Opus 80 zusammengefassten Nummern dann aber selber um. Stilistisch sind die Werke eher lyprisch als dramatisch, großen sinfonischen Tiefgang sucht man hier vergebens. Die Stücke sind eher Beispiele der gehobenen französischen Unterhaltungsmusik jener Zeit. Das soll aber keinesfalls negativ verstanden werden. Die Stücke sehr melodiös und kurzweilig und bieten beste Entspannung. Die Einspielung aus den 1980er Jahren klingt auch nach heutigen Maßstäben gut und Ozawas Dirigat überzeugt. Allerdings sollte die CD in einer Mid-Price-Serie veröffentlicht werden.
    Romantische Suite op.14 Romantische Suite op.14 (CD)
    19.02.2020
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    3 von 5
    Klang:
    3 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    3 von 5

    Ein weiter Bogen

    Die CD enthält ein Jugend- und ein Spätwerk des deutsch-österreichischen Komponisten Franz Schreker. Die zwischen 1900 und 1902 entstandene Romantische Suite op. 14 ist spätromantisch. Harmonie und Klang erinnern an den fin-de-siècle Stil eines frühen Alexander von Zemlinsky (Sinfonie in B-Dur), Franz Schmidt (Sinfonie Nr. 1) oder Erich Wolfgang Korngolds (Sinfonietta op. 5). Die eigentümliche Tonsprache Schrekers wird vor allem im einleitenden Idylle hörbar. Das Intermezzo wurde später vom Komponisten aus der Suite ausgekoppelt und als eigenständiges Opus 8 veröffentlicht. Das Vorspiel zur Oper Memnon entstand 1933, ein Jahr vor Schrekers Tod. Die exotischen melodischen Linien und instrumentellen Klangfarben weisen auf den antiken ägyptischen Stoff der nicht mehr komponierten Oper hin. Hier stößt die Harmonik bisweilen an die Grenzen der Tonalität. Für meinen Geschmack kommt die Tonsprache im Memnon-Vorspiel aber nicht an Schrekers beste Orchesterwerke heran. Werke wie "Das Vorspiel zu einem Drama" oder die Suite zu "Der Geburtstag der Infantin" wirken auf mich (noch) origineller.
    Die dynamische Bandbreite der CD (bei den Marco Polo- bzw. frühen Naxos-Aufnahmen nicht immer befriedigend) ist zumeist ausgewogen, der Klang hätte für meinen Geschmack weniger dumpf ausfallen können. Uwe Mund und das Tonkünstler-Orchester liefern eine durchaus packende Interpretation.
    Gesamtfazit: Die CD bietet einen lohnenswerten Einblick in den frühen und den späten Schreker, ist aber eher etwas für Feinschmecker.
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    17.02.2020
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Eine Entdeckung

    Die skandinavische Sinfonik birgt eine Unmenge an Schätzen, deren Entdeckung sich wirklich lohnt. Bei den Schweden ist neben Franz Berwald, Wilhelm Stenhammar, Kurt Atterberg, Hugo Alven auch Ture Rangström zu empfehlen. Rangströms Werke sind etwas moderner als die seiner aufgezählten Landsleute, aber immer noch der Tradition der Spätromantik verpflichtet. Kennzeichnend ist seine Blocktechnik, bei der verschiedene Abschnitte oder "Episoden" etwas unverbunden nebeneinander folgen. Das führt dazu, dass Stimmungen bisweilen recht harsch wechseln und Rangström gerne expressiv, dissonant und mit einem fast schon aggressiven Klang auftrumpft. Diese Kompositionstechnik macht die Sinfonien aber farbig sowie abwechslungsreich und sie gibt jedem Werk einen eigen Charakter. Die Werke lassen sich so gut auseinanderhalten. Bei der 4. Sinfonie ist auch eine Orgel im Orchester integriert. Alle Werke habe ich schon beim ersten Hören als durchweg spannend empfunden.
    Stenhammar schrieb über Rangströms 1914 uraufgeführte 1. Sinfonie, sie sei das "bemerkenswerteste moderne Orchesterwerk, das wir anzubieten haben". Auf der anderen Seite schrieb der (mir bislang leider noch unbekannte) schwedische Komponist Peterson-Berger über die 1919 uraufgeführte 2. Sinfonie Ranströms, sie sei "antiquierter romantischer Müll". Das war aber wohl eher die Retourkutsche auf eine negative Kritik Rangströms über Petersen-Bergers 2. Sinfonie aus dem Jahr 1910. Wer die Sinfonie Ranströms hört, wird dem Urteil Person-Bergers sicher nicht zustimmen. Die hier rezensierten Einspielungen klingen absolut überzeugend, auch im Vergleich zu den alternativen Einspielungen, die für die Sinfonien 1 und 3 auf Sterling (auch sehr empfehlenswert, aber schon 1979 aufgenommen) und für die 4 . Sinfonie (hier wird der Orgel im Klangbild eine größere Präsenz als in der cpo-Einspielung eingeräumt) auf Caprice vorliegen. Das Booklet enthält viele spannende Informationen bereit, auch die von mir angeführten Zitate Stenhammars und Peterson-Bergers. (Da die drei CDs ursprünglich Einzeleditionen waren, gibt es in den Texten zu Beginn allerdings Dopplungen.)
    Gesamturteil: Eine empfehlenswerte Entdeckung mit einem unschlagbaren Preis-Leistungs-Verhältnis!
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    Symphonien Nr.21,30-32 Symphonien Nr.21,30-32 (CD)
    28.01.2020
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Fesselnd und kurzweilig

    Diese großartige CD mit fesselnder und kurzweiliger Musik zeigt, dass Michael Haydn zu Unrecht im Schatten seines älteren Bruders Joseph steht. Die Werke - hier bei cpo anders als bei der Naxos-Produktion (siehe meine Produktempfehlung) ohne Cembalo als "Basso Continuo" eingespielt - sind voller Energie und Esprit. Einen Vergleich mit Joseph Haydns mittleren Sturm-und-Drang-Sinfonien (z.B. Nr. 49, La Passione, um eine der besten zu nennen) brauchen sie nicht zu scheuen - im Gegenteil. Gegenüber den früheren Mozart-Sinfonien wirken sie gar deutlich inhaltsreicher und origineller. Mozart schätzte Michael Haydn sehr. Goritzki feuert seine Kammerakademie zu einer inspiriert-spritzigen Spielweise an, die Lust weckt, mehr von Michael Haydn kennenzulernen.
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    Alpensymphonie op.64 Alpensymphonie op.64 (CD)
    30.04.2019
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    2 von 5
    Klang:
    2 von 5
    Künstlerische Qualität:
    3 von 5
    Repertoirewert:
    3 von 5

    Unbefriedigende Aussteuerung

    Die Alpensinfonie von Richard Strauss ist ein Klangspektakel, das einem Orchester und seinem Dirigenten viel abverlangt. Karajan setzt das Werk interpretatorisch solide um.Bis zum Gletscher (Track 5) überzeugen der packende Zugriff, der transparente Orchesterklang und auch die Balance zwischen den verschiedenen Instrumentengruppen. Allein beim Aufstieg (Track 2) wirken die Streicher ein wenig zu präsent. Nach dem Gipfel (Track 6) geht es aber nicht nur bei der fiktiven (musikalischen) Wanderung, sondern auch beim Klangbild und bei der Interpretation bergab. Das Gewitter (und Sturm) bleiben eher uninspiriert. Das Orchester tobt zwar, aber der Klang wirkt derart kompakt und dynamisch beschränkt, dass sich bei mir wenig Hörgenuss einstellt. Vor wenigen Tagen war das bei einer im WDR ausgestrahlen Einspielung mit dem Bundesjugendorchester unter Ingo Metzmacher ganz anders.Da habe ich noch gestaunt, welche Register Strauss bei der Orchestrierung zu ziehen verstand. Noch unbefriedigender ist dann der viel zu laut ausgesteuerte Streichereinsatz im Sonnenuntergang (Track 10 ab Sekunde 18). Hier fehlt den Tontechnikern (und dem Maestro?) leider jedwedes Gespür für die Proportionen eines Gewitters und eines darauf folgenden Sonnenuntergangs. Muss man beim Gewitter den Ton lauter stellen, bekommt man jetzt Druck auf den Ohren und muss runterregeln. Es klingt geradezu künstlich, wie aus der Konserve. Derartige Eskapaden bei der Aussteurung sind einfach unnötig und für meinen Geschmack auch nicht zu verzeihen. Obwohl die Interpretation insgesamt durchaus befriedigend ist, kann ich diese CD nicht empfehlen. Dazu kommt der hohe Preis. Die Einspielung wurde 1981 erstmals bei DG veröffentlicht (diese Einspielung liegt auch mir noch vor) und sollte sich fast vierzig Jahre später im Jahr 2019 im Low-Price-Segement befinden.
    Symphonie Nr.1 "Ländliche Hochzeit" op.26 Symphonie Nr.1 "Ländliche Hochzeit" op.26 (CD)
    08.04.2019
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    3 von 5
    Klang:
    3 von 5
    Künstlerische Qualität:
    3 von 5
    Repertoirewert:
    3 von 5

    Vernunftehe statt Traumhochzeit

    Zugegeben: Karl Goldmarks 1. Sinfonie mit dem Titel "Ländliche Hochzeit" ist kein notwendiger Bestandteil einer klassischen CD-Sammlung. Für Kenner, die abseits der Linie Schumann-Brahms auf der Suche nach romantischen Leckerbissen sind, ist das Werk aber interessant. Stilistisch sind die Einflüsse Schumanns (in der Gartenszene), Brahms und auch Berlioz unverkennbar (das erklärt die drei Punkte für den Repertoirewert).
    Wer Goldmarks Hauptwerk kennenlernen will, steht vor der Frage, welche Einspielung er nehmen soll. Es gibt ältere, hörenswerte Aufnahmen mit Bernstein und den New Yorker Philharmonikern und mit Abravanel und dem Utah Symphony Orchestra. Zu den (inzwischen nicht mehr so ganz) neuen Einspielungen zählt die vorliegende Naxos-Produktion mit Gunzenhauser und dem National Symphony Orchestra of Ireland aus dem Jahr 1993.
    Um es kurz zu machen: Ich besitze diese Einspielung seit 1999 und bin nie damit warm geworden. Zum 22. Hochzeitstag kam mir die Idee, das Werk mal wieder aufzulegen. Trotz einer ganzen Reihe eingängiger Motive und tänzerischer Heiterkeit hatte ich erneut das Gefühl: Irgendetwas fehlt mir bei dieser Einspielung. Also habe ich mir (endlich mal) die Mühe gemacht, der Sache auf den Grund zu gehen. Also verglich ich die ältere (in den frühen 1960er Jahren aufgezeichnete) Aufnahme mit Abravanel und dem Utah Symphony Orchestra Satz für Satz mit Gunzenhauser. Interessant dabei: Die Spieldauer ist fast identisch und doch vermittelt Abravanel ein stimmungsvolleres und abwechslungsreicheres Bild. Fast über die gesamten gut 42 Minuten Spieldauer hinweg werde ich den Eindruck nicht los, dass Gunzenhauser eher eine nüchtern-sachliche Interpretation des Werkes abliefert, während Abravanel - ohne dabei sentimental oder euphorisch zu werden - viel tiefer in die Stimmungen der fünf Sätze eintaucht. Das beginnt schon im variationsmäßig strukturierten 1. Satz. Gunzenhauser zeichnet den Hochzeitsmarsch in vielen Variationen weich, die Interpretation wirkt weniger akzentuiert als bei Abravanel. Dieser bietet mehr musikalischen Fluss bei gleichem Tempo. Ziehe ich die ebenfalls neuere Einspielung (von 2008) mit Gerd Schaller und der Phiharmonie Festiva hinzu, bestätigt sich mein Eindruck. Obwohl Schaller etwas langsamere Tempi wählt, spricht er mich durch die stärkeren Akzentuierungen ebenfalls mehr an als Gunzenhauser. Im 2. Satz, dem Brautlied, wählt Gunzenhauser einen vergleichsweise behäbigen Ansatz. Eine besondere Euhporie kommt bei der Braut da nicht auf. Das gilt auch für die als Scherzo bezeichnete Serenade. Scherzo und Serenade mag ein Widerspruch in sich sein. Gunzenhauser entscheidet sich für das Serenadenhafte, während Abravanel und Schaller auf mehr Scherzo-Feeling setzen. Gunzenhausers Stärke kommt erst im 4. Satz zum Tragen. Die Szene im Garten ist zweifellos der Höhepunkt der Interpretation Gunzenhausers. Hier überzeugt seine Interpretation voll. Überaus stimmungsvoll und ergreifend werden hier die Anklänge an Schumann (ich fühle mich stark an dessen 2. Sinfonie, 3. Satz: Adagio espressivo erinnert) unüberhörbar. Das bieten weder Abravanel noch Schaller, obwohl letzter ein deutlich gemäßigteres Tempo anschlägt. Hier packt mich die weichere, gleichmäßigere Herangehensweise Gunzenhausers. Es stellt sich eine sehnsuchtsvolle und liebliche Stimmung ein, die mich als Hörer noch einmal innehalten lässt, bevor der Trubel im Finale seinem Höhepunkt zusteuert. Beim Finale (Tanz) stellt sich dann wieder das gewohnte Bild ein: Gunzenhauser geht zwar auch mit Esprit an den Satz, er akzentuiert aber weniger und wirkt weniger ausgelassen. Vor allem die Wiederkehr des Hauptthemas aus der Gartenszene bremst im Finale den Spielfluss. Das wirkt bei Schaller einfach flüssiger.
    Ein wichtiges Kritierium zugunsten Schallers ist auch das Klangbild. Die Naxos-Aufnahme ist zufriedenstellend, die neuere Hänssler-Produktion bietet ein wesentlich brillianteres Klangbild. Sie ist allerdings auch teurer.
    Fazit: Wer in Goldmarks Ländliche Hochzeit eintauchen möchte, ist mit der Schaller-Einspielung eindeutig besser bedient als mit Gunzenhausers Darbietung. Die ebenfalls empfehlenswerte Einspielung mit Abravanel ist leider derzeit nicht im jpc-Programm. Die kann man aber im Netz nachhören.
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    04.04.2019
    Booklet:
    2 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    Sentimentale Sinfonik in meisterhafter Interpretation

    Wenn man von Sergey Rachmaninov spricht, fällt uns meist sein 2. Klavierkonzert ein. Der spätromantische Melodiker aus Rußland bietet aber auch in vielen anderen Werken sentimentale Stimmungen auf der einen und rhythmisch-pointierte Kraft auf der anderen Seite. Dies gilt in besonderem Maße für die auf dieser CD eingespielten 3. Sinfonie in a-moll. Dieses dreisätzige Werk besticht durch eingängige Motive (vor allem im ersten Satz), ergreifende Harmonik und mitreißende Orchestrierung. Der sonatenförmige erste Satz fesselt durch sein einprägsames Hauptthema, der liedförmige (a-b-a) zweite Satz enthält einen scherzoartigen Mittelteil, der durch idyllische Stimmungen des Adagios eingerahmt wird, und der dritte Satz beginnt geradezu heroisch und fesselt mit packender Orchestrierung. Natürlich ist dieses Finale - wie auch die übrigen Sinfonien des Komponisten - nicht ganz frei von Leerlauf. Die Spannung ebbt nicht nur ab, sondern verliert sich bisweilen. Dennoch ist die 3. Sinfonie hörenswert und über weite Strecken originell. Die Sinfonischen Tänze beginnen mit einem verheißungsvollen Allegro, verlieren im weiteren Verlauf aber auch hin und wieder an Spannung.
    Leonard Slatkin führt das Detroit Symphony Orchestra aber recht souverän über so manche "musikalische Durststrecke" hinweg. Die Klangfarben der Partituren werden überaus transparent und bunt ausgelotet. Das Klangbild ist wohltuend warm und präsent. Man kommt bei einigen Tutti-Passagen ins Schwärmen.
    Insgesamt eine empfehlenswerte Produktion, bei der allein das Booklet etwas mager ausgefallen ist. Angesichts eines günstigen Preises und tollen Klangbildes sollte das aber nicht negativ in die Gesamtbewertung einfließen.
    Symphonien Nr.3 & 4 Symphonien Nr.3 & 4 (CD)
    28.03.2019
    Booklet:
    3 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Beeindruckendes Spiel mit den Quarten

    Die CD präsentiert zentrale Werke des schwedischen Romantikers Franz Berwald. Die 3. Sinfonie C-Dur gilt als Berwalds beste Sinfonie und als sein zentrales Orchesterwerk. Wer sich mit der "Sinfonie singuliere" auseinandersetzt, wird dies schnell nachvollziehen. Der Komponist spielt in allen drei Sätzen mit den Quarten (der Dozent des Festspielhauses Baden-Baden, Dariusz Szymanski, vergleicht dieses Spiel sehr anschaulich mit der Melodie "Tatü, tata, die Feuerwehr ist da"). Im ersten Satz tragen die Holzbläser dieses Spiel eindrucksvoll fließend vor, im zweiten Satz, der zwischen die beiden Adagio-Teilen ein Scherzo einschiebt, beginnen die Streicher mit einem elegischen Quartenspiel, bevor die Holzbläser hinzukommen, dies übernehmen und durch plötzliche Zwischenintonationen der Streicher etwas gestört werden. Ein prächtiges Klangkoloriert, das in uns das Gefühl erweckt, in eine schwedische Landschaft einzutauchen. Der dritte Satz beginnt vehement, natürlich auch mit Quarten. Neben diesem Highlight der nordisch-romantischen Sinfonik (das inzwischen auch Dirigentenlegende Herbert Blomstedt in sein Repertoire aufgeommen hat) enthält die CD auch Berwalds 4. Sinfonie Es-Dur und sein Klavierkonzert. Während die 4. Sinfonie etwas hinter der 3. Sinfonie zurückbleibt, stellt das Klavierkonzert zweifellos eine echte Bereicherung dieser Gattung dar. Kompositionstechnisch folgt Berwald hier seinen Vorbildern Mendelssohn und Beethoven.
    Insgesamt bietet die CD drei hörenswerte Werke, die von Okko Kamu und den Sinfonikern aus Helsinki erfrischend präsentiert werden. Zu loben ist auch der Solist Niklas Sivelöv, der nicht nur Berwalds Klavierkonzert brilliant interpretiert, sondern auch eine Referenzeinspielung von Wilhelm Stenhammars 1. Klavierkonzert vorgeleget hat (ebenfalls auf Naxos). Da auch der Klang der CD sehr gut ist, ist die CD unbedingt zu empfehlen. Eine absolut lohnenswerte Investition, die für alle, die sie tätigen, hoffentlich den Weg ebnet, sich mit der schwedischen Sinfonik näher auseinanderzusetzen. Denn nach Franz Berwald folgen Wilhelm Stenhammar, Hugo Alven und Kurt Atterberg. Alles Komponisten, die viel zu bieten haben! Beim Booklet musste ich zwei Punkte abziehen, da die deutsche Übersetzung entscheidende Informationen über die Werke nicht enthält. Sie sind nur auf englisch zu lesen. Für mich editorisch ein absolutes "no go".
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    11.03.2019
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    3 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Grandioses Klavierkonzert

    Kurt Atterbergs zwischen 1927 und 1935 entstandenes Klavierkonzert b-moll ist zweifellos ein Schwergewicht unter den spätromantischen Klavierkonzerten. Es baut kompositorisch (Orchester und Klavier sind streng integriert, weniger im Dialog) auf den Brahms-Konzerten auf, dürfte aber auch von Wilhelm Stenhammars eindrucksvollem 1. Klavierkonzert beeinflusst worden sein, das ebenfalls in b-moll steht. Das Atterberg-Konzert enthält eine Fülle mitreißender Motive, besticht durch seine Rhythmik und lebt von Atterbergs origineller Orchestrierung. Je häufiger man dieses Werk hört, desto tiefer taucht man in Atterbergs Welt ein. Ein Eintauchen, dass sich lohnt, da das Werk zwar von einigen mitreißenden Motiven lebt, aber doch recht komplex und dicht ist.
    Aufgrund dieser Dichte und Komplexität ist es wichtig, Atterberg akustisch ins richtige Bild zu setzen. Vergleicht man die hier vorliegende Einspielung mit Love Derwinger (der auch Stenhammars 1. Klavierkonzert eingespielt hat) und Ari Rasilainen mit der NDR Radio Philharmonie Hannover mit der auf Sterling veröffentlichten Interpretation mit Dan Franklin Smith (Klavier) und B. Thommy Andersson, der das Gävle Symphony Orchestra leitet, wird dies deutlich. Während bei der cpo-Produktion ein recht kompakter Klang dominiert - hier sind die tiefen Streicher oftmals nur erahnbar -, wartet die Sterling-Einspielung mit vielen Details auf. Hier ist der Orchesterklang differenzierter und heller. Derwinger klingt vor allem im ersten Satz auch stellenweise etwas schwerfälliger, Smith kommt nach meinem Empfinden etwas geschmeidiger daher. Dies drückt sich auch im Tempo aus. Die cpo-Einspielung dauert rund 2 Minuten länger.
    Dieser Vergleich soll aber nicht den Verdienst von Derwinger, Rasilainen und den Philharmonikern schmälern. Die Einspielung des Klavierkonzerts ist überzeugend und packend. Editorisch ist zu loben, dass Atterbergs grandioses Klavierkonzert mit der Rhapsodie op.1 für Klavier und Orchester kombiniert wurde, ein kurzweiliges und frisches Jugendwerk. Ein besonderer Hörergenuss ist aber die Ballade und Passacaglia op 38, die auf einem wundervollen schwedischen Volkslied basiert. Diese CD ist daher rundweg zu empfehlen. Das in den Kritiken geäußerte Lob der Klangqualität kann ich allerdings nicht ganz nachvollziehen. Eine Fußnote: Wer das Klavierkonzert schätzen lernt, wird sich ohnehin neugierig der Alternative von Sterling zuwenden. Es lohnt, beide Einspielungen zu kennen.
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    Klavierkonzert op.37 Klavierkonzert op.37 (CD)
    11.03.2019
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    3 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    Beeindruckendes Klavierkonzert

    Die CD enthält mit dem zwischen 1927 und Ende 1935 komponierten Klavierkonzert b-moll und dem schon 1913-14 entstandenen Violinkonzert e-moll zwei der fünf Konzerte für Soloinstrumente und Orchester von Kurt Atterberg. Das Violinkonzert gehört zu den Jugendwerken Atterbergs und stellt einen interessanten Beitrag zur Gattung dar. Im Vergleich zu den großen Violinkonzerten tut sich das Werk meines Erachtens aber doch etwas schwer. Anders das Klavierkonzert: Nachdem Atterberg den ersten Satz 1927 begonnen hatte, legte er das Werk beiseite, um seine geniale 6. Sinfonie zu komponieren, mit der er 1928 den Internationalen Schubert-Wettbewerb gewann. Im Sommer 1933 wurde die Arbeit am Klavierkonzert dann wieder aufgenommen und das Werk Ende 1935 vollendet. Das Konzert beeindruckt durch seine eingängige Melodik, packende Rhythmik und die typisch Atterbergsche Orchestrierung. Für meinen Geschmack gehört das Stück zusammen mit Griegs a-moll Konzert und Stenhammars 1. Klavierkonzert zu den drei großen skandinavischen Klavierkonzerten, die in einer guten Klassiksammlung nicht fehlen sollten. Indem das Klavier ins Orchesterspiel integriert wird, folgt Atterberg kompositionstechnisch Brahms. Klanglich fühlt man sich aber weniger an Brahms denn an Rachmaninow oder die Filmmusik Hollywoods erinnert, vor allem im Finale. Einen Blues-Anklang findet man im 2. Satz.
    Die Einspielung mit Dan Franklin Smith und dem Gävle Symphony Orchestra unter B. Tommy Andersson überzeugt durchweg. Im Vergleich zur cpo-Produktion mit Love Derwinger (Klavier) und Ari Rasilainen (mit der Radio Philharmonie Hannover) fallen in der Orchesterbegleitung mehr Details auf. Insgesamt stellen sich bei Smith/Andersson ein farbigeres Klangbild und eine weniger melancholische Stimmung ein. Letzteres hängt auch mit den etwas strafferen Tempi zusammen. Pianistisch wirkt Smith vor allem im esten Satz etwas gelöster als Derwinger. Das Klanbild ist zwar sehr transparent und direkt, aber leider etwas zu hell ausgefallen. Daran gewönt man sich im Laufe des Hörens aber. Vor allem wegen des Klavierkonzerts eine lohnende CD.
    Meine Produktempfehlungen
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    Symphonie Nr.2 Symphonie Nr.2 (SACD)
    05.03.2019
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Blomstedts Vermächtnis

    Wilhelm Stenhammar ist (neben Franz Berwald und Kurt Atterberg) der größte schwedische Sinfoniker und der inzwischen 91jährige Herbert Blomstedt der größte schwedische Dirigent aller Zeiten. Blomstedt musste aber fast 87 Jahre alt werden, um Stenhammers sinfonisches Hauptwerk, die zwischen 1911 und 1915 entstandene 2. Sinfonie, endlich öffentlich aufzuführen. In einem Interview mit dem bayerischen Rundfunk erklärte der Maestro, dass er deswegen ein schlechtes Gewissen habe und mit 87 Jahren dachte: jetzt oder nie - jetzt muss es passieren. Und wer das Werk wiederholt hört, der wird mir hoffentlich zustimmen: Diese Einspielung ist eine Art Vermächtnis des großen Dirigenten.
    Stenhammar wollte eine nüchterne, ehrliche Musik schreiben. Frei von der orchestralen Überladung der deutschen Spätromantik eines Richard Strauss und ohne die Klangschwelgerei des musikalischen Jugendstils à la Franz Schreker. Zurück zu Bach und Beethoven war die Devise. Wer die 2. Sinfonie hört, bemerkt das sofort. Das Orchester verzichtet auf üppiges Schlagzeug, Triangeln oder Becken. Selbst Harfen sind nicht vorgesehen. Und die Harmonik ist weitaus weniger kühn als bei Mahler oder Strauss. Stattdessen schließt Stenhammers Werk im 4. Satz mit einer großangelgeten Doppelfuge. Und die Harmonik ist nicht von Chromatik, sondern von den Kirchentonarten geprägt (Ganztonschritte, im Prinzip eine Art C-Dur pder a-moll Tonleiter). Das schafft eine spezifische "nordische" Klangwelt, die für Stenhammars zweite Schaffensperiode (zu der auch die hier eingespielte Serenade zählt) charakteristisch ist.
    Die Musik Stenhammars ist kein Selbstläufer. Ich musste mir die Musik nach und nach erschließen. Mehrfach habe ich mir die 2. Sinfonie angehört, ohne dass der Funke auf mich übersprang. Da schienen mir die Sinfonien von Stenhammars schwedischem Landsmann Kurt Atterberg packender und interessanter. Dann stieß ich im Internet auf eine Einspielung der Serenade mit Herbert Blomstedt. Ich sah mir das Musikvideo an, war begeistert und startete einen zweiten Versuch, mich mit Stenhammars sinfonischem Hauptwerk (der 2. Sinfonie) anzufreunden. Und erneut war es eine Videoaufzeichnung mit Blomstedt, die mir zum Durchbruch verhalf. Diese Live-Einspielung vom 20. Dezember 2013 mit den Göteborger Sinfonikern ist auch zugleich Blomstedts erste öffentliche Aufführung des Werkes. Insofern hat diese CD einen besonderen diskografischen Wert.
    Blomstedts nüchterne, aber gleichwohl fesselnde Art der Interpretation ist einfach großartig. Das Klangbild ist sehr ausgewogen und natürlich. Interessant ist der Vergleich mit einer älteren Live-Einspielung der Göteborger Sinfoniker unter Neeme Järvi vom 16. September 1983, die ebenfalls bei BIS veröffentlicht wurde (und inzwischen günstig in einer Stenhammer-CD-Box bei Brilliant Classics zu haben ist). Einen Unterschied spürt der Hörer vor allem im ersten Satz. Hier geht Järvi das Werk entschlossener an (Spieldauer 11 Minuten, Blomstedt braucht gut 2 Minuten mehr), ohne dabei Details zu opfern. Beide Interpretationen haben ihren Reiz, Blomstedt wirkt etwas distinguierter, etwas nüchterner, Järvi etwas pathetischer, zielstrebiger. Die drei übrigen Sätze sind ähnlich interpretiert. Der als Variationssatz gestaltete zweite Satz unterscheidet sich tempomäßig kaum, gewinnt aber bei Järvi eine größere Intensität. Blomstedt nimmt die Partitur auch hier eine Spur entspannter, gelassener. Die wiederholten Tutti-Ausbrüche klingen zurückhaltender als bei Järvi (bei dem nach dem zweiten Satz noch einmal kurz nachgestimmt wird). Das ländlerartige Scherzo gelingt beiden Dirigenten gleichermaßen gut. Hier stellt sich die Aufmerksamkeit des Hörers automatisch ein. Die Doppelfuge am Ende überzeugt ebenfalls in beiden Einspielungen.Am Ende löst sich die Spannung regelrecht auf und es stellt sich eine überaus feierliche Stimmung ein.
    Im Gesamturteil kann ich beide Einspielungen uneingeschränkt empfehlen. Klanglich fällt die ältere der beiden BIS-Aufnahmen ein wenig hinter der neueren zurück. Dafür ist sie günstiger und enthält auch die 1. Sinfonie sowie die hörenswerten Klavierkonzerte Stenhammars. Für den Erwerb der Blomstedt-Einspielung spricht - neben dem diskografischen Wert - die Kopplung mit der zauberhaften, in Italien komponierten Serenade op. 31. Sie versprüht eine wunderbare Leichtigkeit und gilt in Schweden als Stenhammars populärstes Orchesterwerk. Am besten entscheidet man sich für beide Einspielungen. Es lohnt sich, Stenhammar zu entdecken, auch wenn man sich die 2. Sinfonie nach und nach erschließen muss.
    Meine Produktempfehlungen
    • Symphonien Nr.1 & 2 Symphonien Nr.1 & 2 (CD)
    • Orchesterwerke Vol.1 Orchesterwerke Vol.1 (SACD)
    Symphonien Nr.1 & 2 Symphonien Nr.1 & 2 (CD)
    04.03.2019
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Für den sinfonischen Feinschmecker

    Die CD-Box enthält wichtige Orchesterwerke Wilhelm Stenhammars in durchweg guten bis sehr guten Einspielungen. Leider fehlt die Serenade op. 31, die zu Stenhammars populästen Werken zählt. Bei den beiden Sinfonien handelt es sich jeweils um Live-Aufnahmen der frühen 1980er Jahre mit den Göteborger Sinfonikern unter Neeme Järvi. Die Ende 1903 mit Erfolg uraufgeführte 1. Sinfonie zog Stenhammar wieder zurück. Er bescheinigte diesem Werk, das er Jean Sibelius widmen wollte, dies aber nicht verwirklichte, zu wenig Tiefe. Diese selbstkritische Einschätzung überrascht, da das überaus lyrische Werk bei intensiverer Befassung eine Vielfalt melodischer und klanglicher Reize hat. Stilistisch ist das Werk der frühen, vor allem von Brahms (besondes auffällig beim lyrischen Charakter der Scherzi in Brahms 3. Sinfonie und hier in Stenhammars 1. Sinfonie) und Bruckner (einige Bläserpassagen im 1. und 4. Satz) beeinflussten Schaffensperiode zuzuordnen. Järvi nimmt recht zügige Tempi, was dem Werk sehr gut tut. So kommt Järvi insgesamt auf gut 52 Minuten Spieldauer, während Andrew Manze mit dem Royal Stockholm Philharmonic Orchestra (in einer Live-Aufnahme vom März 2014, leider nicht als CD erhältlich) auf etwa 58 Minuten reine Spielzeit kommt. Die strafferen Tempi nützen vor allem dem 2. Satz. Er zieht sich bei Manze mit 13 Minuten doch ziemlich dahin (Järvi benötigt hier lediglich 10:30 Minuten). Allerdings bietet Manze in den beiden Ecksätzen mehr Liebe zu den Details. Das betrifft vor allem die Blechbläserpassagen. Da die Stockholmer Blechbläser (vor allem die Hörner) diese nicht nur glänzend meistern, sondern regelrecht zelebrieren, fällt die Interpretation Manzes in den Ecksätzen insgesamt ansprechender aus. Dafür muss man aber auch mehr Geduld aufbrigen und sich über die ein oder andere Länge durchhören. Letztlich haben beide Einspielungen ihre Stärken.
    Stenhammars 2. Sinfonie ist sicherlich das Hauptwerk des Komponisten. Auch hier wählt Järvi zügige Tempi, allerdings fällt der Unterschied zu anderen Einspielungen geringer aus als bei der 1. Sinfonie. So kommt Herbert Blomstedt (ebenfalls mit den Göteborger Sinfonikern), der das Werk mit 87 Jahren erstmals aufführte, auf gut 45 Minunten, Järvi auf 42. Die 2. Sinfonie ist packender und lebhafter als die 1. Sinfonie, die Harmonik und Satzstrukturen sind in der 2. Sinfonie spezifischer. Das Werk wird von Järvi packend präsentiert, die Interpretation muss den Vergleich mit der neueren Blomstedt-Einspielung nicht scheuen. Für Blomstedt spricht vielleicht die ausgeprägtere Liebe zu Details und die nüchterne, überaus vornehme Darstellung des Werks. Stenhammar wollte ja bewusst keinen Pomp (er sprach von nüchterner und ehrlicher Musik ohne Klangschwelgerei), was ja auch in der Orchestrierung spürbar wird. Dafür geht Järvis bisweilen energischerer Zugriff im Kopfsatz des Werkes mehr unter die Haut.
    Die Box enthält auch Stenhammars Klavierkonzerte in guten Studio-Einspielungen der späten 1980er und frühen 1990er Jahre. Das 1. Klavierkonzert ist für meinen Geschmack eines der schönsten Klavierkonzerte der Spätromantik. Auch hier sind Einflüsse der Vorbilder (Brahms und Saint-Saens) unüberhörbar, ohne dass es dem Werk an einer ganz eigenen Charakteristik und Tonsprache mangelt. Als Referenzeinspielung des 1. Klavierkonzerts würde ich allerdings die Aufnahme mit Sivelöv und Venzago vorziehen, die vom Malmöer Sinfonieorchester begleitet werden. Neben diesen großen Werken sind noch einige kleinere Stücke zu hören. Besonders zu empfehlen ist die Rhapsodie "Midvinter" op. 24 für Chor und Orchester. Das Werk besticht melodisch wie dramaturgisch.
    Das Klangbild der CD-Box ist sehr gut. Die Aufnahmen sind durchweg transparent, das Klangbild sehr natürlich. Die dynamische Spannbreite ist sehr groß. Für meinen Geschmack hätte es hier ein bisschen weniger sein können. Daher ziehe ich beim Klangbild einen Punkt ab. Insgesamt bietet die CD-Box ein nicht zu toppendes Preis-Leistungsverhältnis, das Klassikfans dazu einlädt, sich auf Entdeckungsreise zu begehen. Eine Begegnung mit Wilhelm Stenhammar lohnt sich sehr.
    Meine Produktempfehlungen
    • Klavierkonzerte Nr.1 & 2 Klavierkonzerte Nr.1 & 2 (CD)
    • Symphonie Nr.2 Symphonie Nr.2 (SACD)
    Ein Kommentar
    Anonym
    24.05.2021

    Järvis Stenhammar-Einspielungen bei der DG

    In den 90er Jahren spielte Neeme Järvi die beiden Sinfonien Stenhammars sowie einige Orchesterwerke mit den Göteborger Symphonikern für die Deutsche Grammophon ein. Klanglich sind diese Aufnahmen den früheren BIS-Aufnahmen meiner Ansicht nach deutlich überlegen. Zudem sind die Tempi durchweg entspannter.
    Klavierkonzerte Nr.1 & 2 Klavierkonzerte Nr.1 & 2 (CD)
    28.02.2019
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Referenzeinspielung

    Der 1871 geborene Wilhelm Stenhammar komponierte sein 1. Klavierkonzert b-moll op. 1 im Jahr 1893. Die formale Struktur (vier Sätze und lange Spieldauer) erinnert an Brahms (dessen 2. Klavierkonzert ebenfalls viersätzig ist). Auch stilistisch dienen Schumann und Brahms als Vorbild, ebenso wie Saint-Saens. Das Scherzo in Stenhammars 1. Klavierkonzert (der zweite Satz) erinnert stark an den 2. Satz aus Saint-Saens 2. Klavierkonzert. Trotz erkennbarer Vorbilder hat Stenhammars 1. Klavierkonzert einen eigenen nordischen Klang, wobei die typische Stenhammersche Harmonik der späteren Schaffensphase (insbesondere in der 2. Sinfonie und in der Serenade op. 31) allenfalls ansatzweise spürbar wird. Das Jugendwerk spüht vor Leidenschaft, einprägsamen Motiven und pianistischen Herausforderungen. Eingespielt wurde bei Naxos die (bis 1983 verloren geglaubte) Origninalversion des Werkes. Niklas Sivelöv und Mario Venzago legen mit dem glänzend disponierten Sinfonikern aus Malmö für meinen Geschmack eine Referenzeinspielung des Werkes vor. Die Tempi sind zügig gewählt (Spieldauer: 42 Minuten). Im Vergleich mit der 1977 veröffentlichten Einspielung (hierbei handelt es sich nicht um die Orignialversion, sondern um eine Orchesterfassung von Kurt Atterberg) von Irene Mannheimer und Charles Dutoit, der die Gothenburger Sinfoniker leitet, kumuliert sich bis zum Ende des Werkes eine Zeitdifferenz von 7 Minuten! Auch die ebenfalls von mir als Vergleichseinspielung herangezogene Aufnahme mit Love Derwinger und Parvo Järvi (mit den Malmöer Sinfonikern) bleibt bei einer Spieldauer von rund 46 Minuten hinsichtlich Esprit und Leidenschaft hinter der Interpretation von Sivelöv und Venzago zurück. Bei Mannheimer und Dutoit schleppt sich vor allem der 1. Satz doch etwas schwerfällig hin, Sivelöv und Venzago bringen viel mehr Bewegung ins Spiel, wodurch sich auch ein ganz anderer Spannungsbogen aufbaut. Längen findet der Hörer hier vergebens. Die beiden erheben das Klavierkonzert in den Adelsstand der spätromantischen Klavierkonzerte. Neben Griegs Klavierkonzert in a-moll ist dieses Stenhammar-Konzert ohne Zweifel das größte skandinavischen Klavierkonzert der Romantik.
    Das 1907 vollendete zweite Klavierkonzert d-moll op. 23 Stenhammars ist ebenfalls viersätzig, folgt stilistisch aber eher der Tradition der Lisztschen Klavierkonzerte. Auch hier sind die Tempi der Naxos-Einspielung schneller als bei der Konkurrenz (Christina Ortiz und Neeme Järvi mit den Götheborger Sinfonikern). Das wirkt sich aber weitaus weniger auf den Gesamteindruck des Stückes aus als bei Stenhammars 1. Klavierkonzert. Insofern kann ich beide Einspielungen in gleicher Weise empfehlen. Das 2. Klavierkonzert lebt vor allem von seinem melodisch originellen 4. Satz, bleibt aber in der Stimmungsvielfalt und Expressivität hinter dem Jungendwerk zurück.
    Klanglich ist die Naxos-Einspielung mit Sivelöv und Venzago rundum gelungen, vor allem die dynamischen Abstufungen sind sehr angenehm und ausgewogen. Das Preis-Leistungsverhältnis ist somit unschlagbar. Jeder Klassikfan, der Brahms' Klavierkonzerte liebt, sollte seine Sammlung unbedingt um Stenhammars Gattungsbeiträge erweitern. Diese CD ist ein absoluter Volltreffer.
    Meine Produktempfehlungen
    • Klavierkonzert Nr.1 Klavierkonzert Nr.1 (CD)
    • Klavierkonzert Nr.1 Klavierkonzert Nr.1 (CD)
    • Klavierkonzert Nr.2 Klavierkonzert Nr.2 (CD)
    Orchesterwerke Orchesterwerke (CD)
    20.03.2018
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    Romantischer Impressionismus oder Jugendstilmusik?

    Die CD präsentiert drei Werke des weithin unbekannten Komponisten Joseph Marx. "Eine Frühlingsmusik" und "Idylle" sind zwei jeweils 1925 veröffentlichte Orchesterstücke aus dem dreitiligen Zyklus "Naturtrilogie", die Orchesterfantasie "Feste im Herbst" wurde 1946 vollendet. Höhepunkt sind zweifellos die Frühlings- und Herbstmusik. Beide Werke überzeugen durch ihre Melodik und ein enormes Klangspektrum. Stilistisch wird Joseph Marx in seinen Klavierwerken gerne dem Impressionismus zugeordnet, in seinen Orchesterwerken der Spätromantik. Diese Klassifizierung trifft auch auf die hier eingespielten Orchesterwerke zu: Der impressionistische Einfluss ist unverkennbar, der Einfluss der deutschen Romantik unüberhörbar. Allerdings könnte man auch Parallelen zu Franz Schreker, Franz Schmidt oder Alexander (von) Zemlinsky ziehen. All diese Komponisten gehören im weiteren Sinne zur Spätromantik, zeichnen sich aber durch eine sinnliche, ornamenthafte Melodik, die Grenze der Tonalität testende Harmonik und eine farbenreiche Instrumentierung aus (Merkmale der sogenannten Jugendstilmusik). Am besten begibt sich der interessierte Hörer selbst auf Entdeckungsreise. Ein Eintauchen in diese Musik lohnt auf jeden Fall. Der Klang der CD ist exzellent und die Interpretation wirkt stimmig. Und das zu einem reduzierten Preis! Ich kann diese Einspielung daher uneingeschränkt empfehlen.
    Symphonien Nr.6 & 9 Symphonien Nr.6 & 9 (CD)
    22.04.2017
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    3 von 5

    Frühromantische Entdeckungen

    Ludwig Spohr galt zu Lebzeiten als einer der erfolgreichsten deutschen Komponisten. Zusammen mit Carl Maria von Weber und Heinrich Marschner war er der Begründer der deutschen romantischen Oper. Seine beiden hier eingespielten Sinfonien - insgesamt komponierte Spohr zehn Sinfonien - sind ebenfalls Zeugnise der deutschen Frühromantik. Vor allem die 9. Sinfonie verdient Respekt. Der Komponist vertont die vier Jahreszeiten schon allein deshalb originell, weil der Sommer durch den langsamen Satz und der Winter durch den einführenden Kopfsatz (Allegro=Lebhaft) charakterisiert wird. Beide Werke sind unterhaltsam, allerdings fehlt ihnen die Frische und Ausgelassenheit, die etwa in Mendelssohns, Schuberts oder auch Webers frühromantischen Sinfonien zu finden ist. Rickenbacher und das Sinfonieorchester des Bayerischen Rundfunks interpretieren die Werke allerdings mit einer Spielfreude, die auch auf den Hörer übergreift. Der Klang ist präsent und dynamisch sehr ausgewogen. Die Aufnahme ist zwar schon etwas älter (20. bis 22. April 1983) und nicht ganz billig. Klangbild und Interpreation rechtfertigen meines Erachtens aber den hohen Kaufpreis. Die CD ist für Freunde der romantischen Sinfonik uneingeschränkt zu empfehlen.
    Requiem Requiem (CD)
    21.04.2017
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Origineller Beitrag zur Gattung

    Ein Requiem des Musikalkomponisten Andrew Lloyd Webber mag bei manchem Freund der "klassischen Musik" auf mentale Vorbehalte stoßen. Wer aber aufgeschlossen ist und ein Faible für "Third-Stream-Elemente" hat, kommt bei diesem Requiem auf seine Kosten. Das dreiviertelstündige Werk ist abwechslungsreich und originell. Im Dies Irae und im Hosanna wagt Lloyd Webber den Gang zwischen klassischen und populären Musikstilen. Hier durchdringen Elemente des Muscial-Webbers die Komposition. Das geht im Hosanna so weit, dass der Stil von einer barock anmutenden Fuge in Pop-Musik mutiert. Dieser stilistische Wandel ist sicher der gewagteste, aber nicht der einzige eines schon fast polystilistischen Werkes, das im abschließenden Libera me auch noch einen atonalen Orgelsolo-Ausbruch bereit hält, bevor es durch ein (hierdurch kurzzeitig unterbrochenes) Knabensolo in Ruhe schließt. Der Klang ist gut, Orgel, Orchestertutti und solistische Gesangspassagen sind dynamisch ausgewogen eingefangen. Das Booklet bietet den lateinischen Text lediglich in englischer Übersetzung. Das sollte für geübte Freunde der Gattung "Totenmesse" aber verkraftbar sein. Eine durchweg empfehlenswerte Produktion mit einem orgininellen Werk.
    War Requiem op.66 War Requiem op.66 (CD)
    20.04.2017
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    3 von 5
    Klang:
    2 von 5
    Künstlerische Qualität:
    3 von 5
    Repertoirewert:
    2 von 5

    Fragwürdige Aufnahmetechnik

    Bei der vorliegende Einspielung des War Requiems handelt es sich um eine Live-Aufnahme, die 1992 in der Lübecker Marienkirche aufgenommen wurde. Die akustische Athmosphäre des Konzerts ist mir ebenso wenig bekannt wie die Kirche und deren Klang. Was die Deutsche Grammophon aber als "4D Audio Recording Klangbild" abliefert, überzeugt mich überhaupt nicht. Die dynamische Bandbreite ist für das Hören zu Hause völlig ungeeignet, da überstrapaziert. Bei den lauten Passagen (wie im Dies Irae oder im Sanctus) muss die Lautstärke runtergeregelt werden, die zuvor aufgrund der extrem leisen Passagen (wie direkt zu Beginn im Requiem Aeternam) hochgeregelt wurde. Hinzu kommt die merkwürdige räumliche Klangdarstellung. Es wird versucht, die Musik räumlich zu differenzieren. Das ist durchaus in Ordnung, wird aber mit einer seltsamen Balance verbunden. Manche Passagen wirken in der Ferne, andere sind präsent. Ob dies immer im Sinne der Partitur ist, kann ich mangels Kenntnis derselben nicht beurteilen. Die Umsetzung durch die Klangtechnik dieser CD überzeugt mich aber überhaupt nicht. Im Sanctus wirkt das Klangbild gar über viele Takte hinweg wie eine Mono-Aufnahme. Insgesamt ist die Aufnahmetechnik für meinen Geschmack fragwürdig.
    Das Werk selbst ist tonal und damit leicht zu erschließen. Das Hören des melancholisch-düsteren Requiems lohnt sich, wenngleich die knapp 84 Minunten Spieldauer einige Längen bereit halten. Originelle Passagen finden sich vor allem im Dies Irae und im Sanctus. Ob ein energischerer Zugriff sinnvoll wäre oder andere Tempi die Längen der Partitur kürzen würden, kann ich leider nicht beurteilen, da ich noch keine Vergleichseinspielung gehört habe.
    Insgesamt eine CD mit durchschnittlichem Repertoirewert, die ich aufgrund einer fragwüdigen Aufnahmetechnik nicht empfehlen kann.
    Symphonie E-Dur Symphonie E-Dur (CD)
    14.03.2017
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    Brückenbauer zwischen Bruckner und Mahler

    Die zwischen 1878 und 1880 entstandene E-Dur-Symphonie des 20-jährigen Hans Rott steht stilistisch zwischen Bruckner und Mahler. Gustav Mahler lobte Hans Rott als "Begründer der neuen Symphonie", wie er sie verstehe. Vor allem das Scherzo nimmt mit einem Rückgriff auf volksmusikalische Formen wie dem Walzer oder den Ländler stilistisch viel von Mahler vorweg. Mahlers 1. Symphonie entstand erst einige Jahre später (zwischen 1884 und 1888). In dem brillianten Werk des jungen Hans Rott ist aber auch der Einfluss Bruckners und Brahms' hörbar (im 4. Satz der Rott-Symphonie fühle ich mich an Brahms Hauptthema im Finalsatz seiner 1. Symphonie erinnert). Das lebhafte Werk sprüht vor melodischen Einfällen und packender Harmonik, die sich von den romantischen Vorbildern löst. Die Interpretation mit Paavo Järvi setzt auf zügige Tempi und Temperament. Das Klangbild überzeugt. Eine uneingeschränkt zu empfehlende CD.
    Orchesterwerke Vol.1 Orchesterwerke Vol.1 (SACD)
    28.12.2016
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Referenzeinspielung mit Referenzklang

    Wer als Kenner sinfonischer Musik zum ersten Mal die 6. Sinfonie von Kurt Atterberg hört, fragt sich, warum dieses Werk hierzulande ignoriert wird. Ich gehe seit Ende der 1970er Jahre regelmäßig in die Bonner Sinfoniekonzerte, kann mich aber nicht daran erinnern, jemals etwas von Atterberg gehört zu haben. Stilistisch wird Atterberg der Spätromantik zugeordnet. In der 6. Sinfonie sind aber viele morderne Elemente spürbar: die bisweilen an Prokofieff erinnerne Rhythmik, die Freude an dezenten Dissonanzen und vor allem die sagenhafte Orchestrierung. Beim Hören meint man an vielen Stellen den Einfluss bekannter Komponisten zu spüren: sei es Korngold (im ersten Satz der 6. Sinfonie), Elgar (am Schluss des dritten Satzes) oder auch Dvorak (im dritten Satz). Aber es ist eben kein Potpourri verschiedener Einflüsse, sondern Atterberg, der Meister der sinfonischen Verarbeitung von schwedischer Folklore. Dieser kompositorische Ansatz sorgt für eine Vielzahl eingängiger Melodien und für eine rhythmisch-harmonische Abwechslung, die in der Spätromantik ihresgleichen sucht. Für mich ist dieses 1927/28 entstandene Werk eines der billantesten und spannendsten Orchesterwerke überhaupt. Interpretatorisch setzt Neeme Järvi mit den Göteborger Sinfonikern Maßstäbe. Die Tempi sind schneller als bei den Vergleichseinspielungen von Stig Westerberg mit dem Sveriges Radios Symfoniorkester und Ari Rasilainen mit der Radio-Philharmonie Hannover. Dadurch klingt das Werk virtuoser, packender und dramatischer. Komplexe Passagen wirken bei Järvi viel frischer, spielerischer und damit weniger aufgeladen als bei der Konkurrenz, die Göteborger Sinfoniker meistern die technischen Herausforderungen brilliant. Hut ab! Der zweite Satz der 6. Sinfonie wirkt vor allem bei Rasilainen etwas schleppend, während Järvi eine unter die Haut gehende Klangidylle hervorzaubert.
    Ein weiterer Höhepunkt der CD ist die 1918 komponierte 4. Sinfonie. Das zwanzigminütige Werk beginnt zwar furios, ist aber weniger dramatisch als die 6. Sinfonie und auch nicht so bunt orchestriert. Gleichwohl ist auch die Vierte unterhaltsam und abwechslungsreich. Auch hier sorgt der Rückgriff auf schwedische Volksweisen für eine Vielzahl toller Melodien und Motive. Die beiden übrigen Werke verblassen neben den beiden Sinfonien. Sie zeigen die lyrische Seite des Komponisten. Da diese Produktion auch klangtechnisch Maßstäbe setzt, ist der üppige Preis gut investiert. Der Kauf dieser CD lohnt sich!
    Symphonie Nr.2 Symphonie Nr.2 (CD)
    05.12.2016
    Booklet:
    5 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    3 von 5
    Künstlerische Qualität:
    3 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    Gelungene Zugabe romantischer Symphonik

    Die 2. Symphonie von Gerhard Wetz knüpt in der Melodik und Harmonik sowohl an Anton Bruckner als auch an Johannes Brahms an - ist also eine Synthese der rivalisierenden Stilrichtungen in der deutschen Hoch- und Spätromantik. Vor allem der dritte Satz weiß durch das packende Hauptthema und durch viel Pathos zu überzeugen. Aber auch die beiden ersten Sätze bieten anspruchsvolle Unterhaltung und halten den Spannungsbogen stets aufrecht. Die Interpretation von Werner Andreas Albert ist durchaus gelungen, allerdings gefällt mir die derzeit leider nicht verfügbare Einspielung mit Hiroshi Kodama und dem Osaka Symphony Orchestra etwas besser. Die Japaner interpretieren weniger steif und emotionaler, was dem ernsten Grundcharakter des Werkes vor allem in den beiden ersten Sätzen gut tut. Für den Musikfreund, der abseits des Mainstreams nach guter Symphonik sucht, kann ich aber auch die hier rezensierte Einspielung mit Albert voll empfehlen. Das Klangbild ist zufriedenstellend und das Booklet in gewohnt guter cpo-Qualität.
    Symphonien Nr.68, 93-104 Symphonien Nr.68, 93-104 (CD)
    04.12.2016
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    5 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Packend und mit Verve

    Die CD-Box enthält mit den zwölf Londoner Symphonien Joseph Haydns symphonisches Hauptwerk. Nikolaus Harnoncourt interpretiert die in den späten 1980er und frühen 1990er Jahren aufgenommenen und zunächst bei Teldec veröffentlichten Werke durchweg packend und schwungvoll. "Opa Haydn" war einmal - hier kommt niemals Langeweile oder Leerlauf auf. Vor allem die Menuette gewinnen durch den packenden Zugriff. Dabei kitzelt Harnoncourt mit dem Concertgebouw Orchestra jedes Detail hervor. Die Sammlung ist für jedermann überaus empfehlenswert. Da auch der Klang direkt und transparent ist, ist das Preis-Leistungs-Verhältnis nicht zu toppen.
    Violinkonzert A-Dur WoO 4 Violinkonzert A-Dur WoO 4 (CD)
    25.06.2016
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    4 von 5
    Künstlerische Qualität:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    3 von 5

    Anspruchsvolle Programmsinfonie

    Der österreichische Spätromantiker Heinrich von Herzogenberg schrieb insgesamt vier Sinfonien, von denen eine als verschollen gilt. Die 1872 uraufgeführte Programmsinfonie Odysseus ist von den drei veröffentlichten Sinfonien entstehungsgeschichtlich die erste. Sie steht ganz in der Tradition der Neudeutschen Schule. Der Einfluss Wagners, Liszts und bisweilen auch Bruckners ist nicht überhörbar, sowohl in der Harmonik als auch in der Orchestrierung. Motivisch weiß Herzogenberg aber durchaus Interessantes zu bieten. Alle vier Sätze bieten spannende Unterhaltung, allenfalls das scherzoartige "Die Gärten der Circe" wirkt ein bisschen blass. Die Orchestrierung ist vor allem in den Ecksätzen packend. Für meinen Geschmack lohnt die Beschäftigung mit dieser Programmsinfonie. Das Violinkonzert steht stilistisch in der Tradition von Brahms. Hier ist der Orchstersatz schlanker, weniger ausladend. Das ganze Werk wirkt kontrollierter, weniger dramatisch, weniger emotional. Gleichwohl hält Herzogenberg auch in diesem Werk den Spannungsbogen aufrecht. Die Interpretation könnte meiner Ansicht nach vor allem beim Violinkonzert, aber auch im Scherzo der Odysseus-Sinfonie etwas temperamentvoller sein. Der Klang ist sehr ausgewogen und präsent. Allerdings könnte die Transparenz der einzelnen Instrumentengruppen besser sein. Bei lauten Passagen mit Blech (Odysseus) gehen vor allem die tiefen Streicher oft im Klangteppich unter.
    Symphonie Nr.7 "Leningrad" Symphonie Nr.7 "Leningrad" (CD)
    23.04.2016
    Booklet:
    4 von 5
    Gesamteindruck:
    4 von 5
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5
    Repertoirewert:
    4 von 5

    Sinfonische Anklage gegen die Gewalt

    Schostakowitschs 7. Sinfonie wurde im März 1942 uraufgeführt. Wenige Monate später erklang der sinfonische "Koloss" auch in der von deutschen Truppen belagerten Stadt Leningrad (dem heutigen Sankt Petersburg). Das fast 80-minütige Werk gilt als populärste Sinfonie des Komponisten, wird aber nur noch selten aufgeführt. Das wundert mich nicht, denn im Vergleich zur Sinfonik Mahlers (dieser Vergleich bietet sich aufgrund der gewaltigen Architektur an) stellt das Werk in mancherlei Hinsicht eher einen Rückschritt dar. Die Leningrader reicht weder an Mahlers Kunst der Orchestrierung noch an Mahlers thematischer Vielfalt und Originalität heran. Die mangelnde motivische Inspiration wird durch einen nicht selten lärmenden Einsatz der Blechbläser überspielt. Das marschartige Hauptmotiv (auch Invations- oder Stalinthema genannt) des fast eine halbe Stunde dauernden ersten Satzes wird bis zur Erschöpfung wiederholt. Am Ende des Satzes frage ich mich als Hörer, was ich außer dieser Monothematik überhaupt mitgenommen habe. Auch der dritte und vierte Satz leiden unter einer ausladenden epischen Breite. Natürlich bietet die Leningrader auch spannende und ergreifende Momente. Mir gefällt auch Schostakowitschs tonale Tonsprache. Ich vermisse in dieser Sinfonie aber die thematische Dichte und die Abwechslung, wie sie beispielsweise für Schostakowitschs großartige Klavierkonzerte und für seine Jazz-Suite so charakteristisch sind. Trotz etwas ermüdender "Längen" empfehle ich die Beschäftigung mit der Leningrader aber dennoch - dafür spricht schon ihr geschichtlicher Hintergrund. Bernhard Haiting und die Londoner Philharmoniker interpretieren das Werk auf höchstem Niveau und der Klang der 1979 aufgenommenen und erstmals 1980 bei Decca veröffentlichten Einspielung ist großartig. Es ist der typische Decca-Klang, der zu Beginn des CD-Zeitalters ein von anderen Labeln selten erreichtes Maximum an Präsenz und Transparenz bietet.
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