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    linusvanpelt

    Aktiv seit: 17. April 2018
    "Hilfreich"-Bewertungen: 83
    12 Rezensionen
    Live At Fabrik Hamburg 1986 (180g) Live At Fabrik Hamburg 1986 (180g) (LP)
    10.05.2023
    Klang:
    5 von 5
    Musik:
    5 von 5

    Vom wahren Schöpfer der Fusion-Musik

    zur CD:
    Die zahlreichen Bewunderer des autodidaktischen Komponisten und Arrangeurs Gil Evans (1912-1988) teilen sich in drei Gruppen: diejenigen, die Evans für den bedeutendsten Jazz-Arrangeur gleich nach Duke Ellington halten, diejenigen, die Evans für den bedeutendsten Jazz-Arrangeur neben Ellington halten, und diejenigen, die Evans für den bedeutendsten Arrangeur noch vor Ellington halten – und das weit über den Jazz hinausreichend.
    Sein Ruhm gründet auf der Zusammenarbeit von Miles Davis mit seinem Freund Gil, der es verstand, „meinen Trompetensound ins Orchestrale zu erweitern (Davis)“. Kritiker hoben Evans‘ Offenheit und gestalterischen Fähigkeiten hervor und stellten diese gleichauf mit den Größen der zeitgenössischen Konzertmusik. Ohne Zweifel gehört „Miles Ahead“ (1957) unwidersprochen zum Besten der orchestralen Musik des 20. Jahrhunderts überhaupt, wie auch die beiden Folgealben „Porgy and Bess“ (1959) und „Sketches of Spain“ (1960), nicht zuletzt wegen der „endlosen Soundmischungen“, mit denen Evans Neuland in der orchestralen Musik schlechthin betrat.
    Während Miles in der Folgezeit sein berühmtes sog. Zweite Quintett aufbaute, experimentierte Evans mit elektronischen Instrumenten und zeigte Interesse an rockigen Rhythmen. Das zahlte sich aus – für seinen Freund Miles. Denn Davis spielte mit seinem zunehmend modal-polytonalen, polyrhythmischen Jazz seine Verkaufszahlen in den Keller, und ihm drohte das gleiche Schicksal wie z.B. den Jazzgrößen Keith Jarrett oder Ornette Coleman, von ihrer Plattengesellschaft regelrecht verstoßen zu werden.
    Die Plattenbosse wollten die immensen Einnahmen der Rockmusik absahnen, und Davis stand vor der Entscheidung, seine Musik nur noch auf einem Nischen-Label für Spezialisten weiter zu entwickeln, oder sie rock-affin zu gestalten, um bei der Firma CBS zu bleiben. Die Entscheidung fiel zugunsten Davis‘ grenzenloser Sucht aus, sich auch weiterhin kostspielige Statussymbole der Weißen leisten zu können.
    Entsteht ein neuer Jazz-Stil, dann liegt dieser in der Regel schon eine Zeit vorher „in der Luft“ und verdichtet sich nach und nach. Nichts davon trifft auf den Jazz-Rock zu. Davis, der die Jazzentwicklung schon mehrmals geprägt hatte, sollte nun einen Hybriden zusammenzwingen, dessen Komponenten immer wieder in die jeweilige Belanglosigkeit aufzusplittern drohte. Und da kamen die feinfühligen Erfahrungen seines alten Freundes Gil Evans erheblich zum Tragen. Schon bei Davis‘ „Filles de Kilimanjaro“ (1968) hat Evans fast die Hälfte beigesteuert – ohne genannt zu werden. Und in den vergangenen Jahren wurden immer mehr Kollaborationen der beiden aus der Zeit vor dem Erfolg von Davis' „Bitches Brew“ veröffentlicht. Mit Fug und Recht gilt mittlerweile Gil Evans als der eigentliche Haupt-Schöpfer der Jazz-Rock-Fusion.
    Und während den wenigen nennenswerten Gruppierungen des kurzatmigen Jazz-Rock, wie z.B. Weather Report, schon bald die Puste ausging (dem Mahavishnu Orchestra bereits nach nur zwei Platten), und Miles Davis in eine schwere Krise stürzte und für Jahre nicht mehr auftrat, spielte unverwüstlich der ungenannte Gil Evans – äußerlich mittlerweile einem weisen Indianerhäuptling immer mehr ähnelnd – seine frische, belebende Musik einer lebendigen Fusion an allen möglichen Orten des Globus, so auch 1986 in Hamburgs „Fabrik“.
    Was er dort mit den (in der Mehrzahl) Jimi-Hendrix-Kompositionen macht, zelebriert - bei formal großzügiger Offenheit - Musik im Entstehungsprozess, wie Evans sie stets bevorzugte. Viel Raum für die (durch die Bank wunderbaren) Solisten, die er mit seinem Gespür für den richtigen Zeitpunkt und für Dynamik in immer neue Sound-Kombinationen des Orchesters einbettet. Wir hören eine Rockmusik, die atmet; das trifft man nicht alle Tage. Und nach über zwei Stunden fühle ich mich leicht wie frisch gewaschen.
    Als Gil Evans darauf angesprochen wurde, dass sein Freund Miles die Lorbeeren und vor allem das damit verbundene Geld erntet, während er selber leer ausgeht, antwortete Evans „Das ist schon in Ordnung. Wissen Sie, Miles liebt doch das Geld. Und ich brauche doch nichts“.
    Meine Produktempfehlungen
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    Der Zoo ist kein logischer Garten (Kindischer Ozean 2) Willy Astor
    Der Zoo ist kein logischer Garten (Kindischer Ozean 2) (CD)
    06.06.2022
    Musik:
    5 von 5

    Fürwahr ein reichlich durchgeknallter Zoo

    Ohrwurm, Schluckspecht, Frechdachs, Partyhengst, Miethai und natürlich das Gewohnheitstier kennen wir schon. Aber was ist mit der Eule Eulalia oder dem irgendwie unsichtbaren Ingo Knito, was mit der Katerstrophe, den DickTiergeräten oder mit dem Pubertier?
    18 Lieder, grotesk und surrealistisch, aber auch berührend und dem Leben abgeschaut, locker verbunden, bzw. notdürftig zusammen gehalten durch eine Geschichte, die in die seltsamsten Richtungen mäandert - was ich mir aber gerne gefallen lasse, weil auch diese Zwischentexte wie die Lieder voller Wachspritz sind, oder Sprachwitz, wie die meisten sagen würden. Dazu für Kinderohren bestens passende, ja zündende Melodien in einer eindrucksvollen Bandbreite an unterschiedlichen musikalischen Stilen. Aber es sind vor allem die originellen Lied- und Zwischentexte mit ihrem überquellenden Wortwitz und ihren Sprachspielereien, die Freude aufkommen lassen, und an denen auch erwachsene Zoobesucher sich de-Lecktiere-n können, z.B. wenn es gilt, dass unser Schorf Döner werden soll. 70 Minuten animierende Unterhaltung, die auch bei mehrmaligem Hören nicht langweilig wird.
    Hervorzuheben ist unbedingt noch das liebevoll gestaltete und von Selina Peterson vor-witzig und reichhaltig illustrierte 28seitige Booklet mit allen Liedtexten - unverzichtbar, um Willy Astors überquellenden Sprachwitz umfassend genießen zu können.
    Wie schon Astors erstes Musical für Kinder "Kindischer Ozean" wartet auch sein zoologischer Garten mit vielen illustren Gästen auf, darunter Piet Klocke, Bülent Ceylan, Erkan& Stefan, Gerhard Polt, Olaf Schubert, Harald Lesch.

    Travelin' Thru, 1967 - 1969: The Bootleg Series Vol. 15 Bob Dylan
    Travelin' Thru, 1967 - 1969: The Bootleg Series Vol. 15 (CD)
    11.11.2021

    Der Vollständigkeit halber

    Die Bootleg-Serie wird zu Recht hoch gelobt. Das bedeutet aber nicht, dass nun auch alles Veröffentlichte eine Bereicherung ist. Ich denke da an Volume 9 (die Widmark Tapes), die eigentlich nur beinharte Dylan-Fans glücklich macht, und das womöglich auch nur aus sammlerleidenschaftlichen Vollständigkeitsgründen.
    Nur der Vollständigkeit wegen aber wollen sich viele Dylanbegeisterte nicht jedes Album zulegen. Denen kann die neue Box nicht ans Herz gelegt werden.
    CD1 bietet auf ca. 50 Minuten wenig Interessantes an alternativen Takes.
    Die Session mit Johnny Cash nun wird im Booklet richtig als Versuch zweier herausragender Musiker bezeichnet, ob und wieweit sie miteinander spielen können. Und das Ergebnis überzeugt nicht.
    Dylans Versuche, begleitend zweite Stimme zu singen, kommen recht fiepsig daher. Er findet hörbar kein rechtes Einvernehmen mit Cash, der die Session deutlich dominiert, obwohl er sich gar nicht in den Vordergrund spielt. Er macht nur sein Ding und Dylan hängt irgendwie hintendran.
    Schon "Girl from the North Country", der Eingangstitel des Albums "Nashville Skyline" und bis dato einzige veröffentlichte Titel dieser Session, klang damals strange - und das war noch der bestgelungene Titel (neben "Wanted Man"). Einzig die drei Mitschnitte aus der Johnny Cash TV-Show ragen heraus; von denen Cash jedoch nur bei einem mitspielt.
    Die Einspielungen mit Cash, solange sie noch Legende waren, regte die Fantasie zahlreicher Dylan-Fans an. Und so werden auch viele diese Box kaufen wollen - und sie, einmal gekauft, auch behalten. Der Vollständigkeit halber.
    Original Album Classics Vol. 1 Bob Dylan
    Original Album Classics Vol. 1 (CD)
    20.09.2021

    Dylan knocked out

    'Empire Burlesque' lässt uns Mitte der 80er einen Dylan hören, der (in Musik und Stimme, Kleidung und Auftreten) dem Erfolg der Las Vegas-Stars hinterher hechelt, bemüht, den Anschluss an die momentanen Hörgewohnheiten des 'großen Publikums' nicht zu verpassen. Wenn auch nicht alles daneben ist, so bleibt die Platte doch unbefriedigend und markiert den Übergang zu Dylans künstlerisch wie privat unterirdische Zeit. Von den Kritikern wird er endgültig abgeschrieben, als er mit 'Knocked out loaded' (wenigstens noch 1 überzeugender Titel - das fast 12minütige, von Dylan hervorragend deklamierte 'Brownsville Girls') und vor allem mit 'Down in the Groove' (80% Fremdtitel !) den absoluten Tiefpunkt seiner Karriere erreicht. Erst mit 'Oh Mercy' (1989) ist wieder ein Dylan zu hören, der sich berappelt hat -- nur um im folgenden Jahr mit 'Under the red sky' wieder ein textlich wie musikalisch meist belangloses Album zu veröffentlichen.
    Dass gerade diese 3 unbefriedigenden Werke zusammen angeboten werden, kann nur als musikalische Resteverwertung bezeichnet werden, die Dylan in keiner Weise gerecht wird.
    (Nach 'Red sky' ging es übrigens wieder aufwärts. Zwei gelungenen Blues- und Folk-Soloalben (1992 und 1993) folgte 1997 'Time out of mind', das Dylans phänomenales Spätwerk anführt.)
    Tell Tale Signs: Bootleg Series Vol. 8 Bob Dylan
    Tell Tale Signs: Bootleg Series Vol. 8 (CD)
    01.09.2021
    Musik:
    5 von 5

    Für mich die liebste Box der Bootleg-Reihe.

    Sie bietet gleich mehrere fantastische Alternativ-Einspielungen von Klassikern wie Dignity, Mississippi, Ain't Talkin', Ring Dem Bells u.a.. Wenn man sich in Erinnerung ruft, dass Anfang der 90er Jahre noch immer nicht wieder alles Gold war, was Dylan auf Platte veröffenlichte, dann frappiert umso mehr, was damals seinem Gutdünken zum Opfer gefallen war - absolute Highlights, wie das folkhafte, soghafte Red River Shore, das gospelige Marchin' To The City oder das meditativ groovende Cross The Green Mountain. Auch zwei Country-Titel der ernstzunehmenden Art sind zu hören - und 5 intensive Live-Tracks. Keiner der 27 Titel floppt - und Dylans Stimme, meist knorrig und kräftig, geht unter die Haut.
    Davon träumen alle Mädchen Thomas Engel
    Davon träumen alle Mädchen (DVD)
    27.08.2021
    Bild:
    1 von 5
    Ton:
    3 von 5

    Miserable Bild-Qual-ität

    Von der Story her ist der Film natürlich Geschmacksache. Ich bin auf ihn aufmerksam geworden, als vor knapp 40 Jahren unser (für seine Programmgestaltung mehrfach ausgezeichnetes) Programm-Kino den 1961 gedrehten Film als zeitbezogene, kulturell interessante Ausgrabung aus der vermufften Adenauer-Zeit präsentierte und geschlagene zwei Wochen im Programm behielt. „Davon träumen alle Mädchen“ bietet tatsächlich so etwas wie die inhaltliche und ideologische Essenz des deutschen Unterhaltungs- und Schlagerfilms der anbrechenden 60er Jahre (erfreulicherweise ohne das alberne Getue eines Peter Alexanders). Diesen selten zu sehenden Film gab es für kurze Zeit als Video-Cassette zu kaufen, und ja nun – ich habe sie mir gekauft. Vielleicht verleitete mich ein Anflug von Nostalgie, mir diesen Film nach Jahren wieder zu erwerben, bis ich ihn als DVD jetzt wieder im Programm entdeckte.
    Aber die DVD enttäuscht sehr. Die Bildqualität ist miserabel. Im Ganzen viel zu dunkel (stellenweise bis zur Unkenntlichkeit), dafür mit kontrastlosen, da überbelichteten Gesichtern. Wie der Verlag, der sich Film-Rettung auf die Fahnen geschrieben hat, das zustande gebracht hat, ist mir ein Rätsel. Ironie ist dabei, dass der im Bonusmaterial gezeigte Trailer zwar auch nicht optimal ist, den Hauptfilm aber was Bildbearbeitung angeht um Längen schlägt.
    Donna Leon Collection (20 Filme auf 10 DVDs) Donna Leon Collection (20 Filme auf 10 DVDs) (DVD)
    19.08.2021
    Bild:
    5 von 5
    Ton:
    5 von 5

    Schöön!

    In der Tat. Ich kann Frau bebelle nur zustimmen und kann versichern, dass wer Wert auf elaboriertes Sprechen und anständige Bekleidung legt, mit den Filmen nach den Kriminalromanen von Donna Leon bestens bedient wird - finden sich gefühlte 90% der Schwerverbrecher und heimtückischen Drahtzieher ihrer Geschichten doch hauptsächlich in den besseren Kreisen, wo man auf sowas achtet, sind Stadträte, Opern-Diven, Kunstsammler, Ärzte, Staatsanwälte, Fabrikanten, arbeiten für Opus Dei, in Kadettenanstalten und auf militärischen Stützpunkten und dergleichen mehr; nicht zu vergessen ihr ‚nützlicher Idiot‘ (Zitat W.I.Lenin) Vize Questore Patta, Möchtegern-Aufsteiger und Commissario Brunettis Vorgesetzter. (Michael Degen gelingt das Unglaubliche, nämlich dieser klischeehaft angelegten Figur eines inkompetenten Vorgesetzten ganz subtil Glaubwürdigkeit zu geben.)

    PS: Ich gebe den Verfilmungen den Vorrang vor den Romanen. Die Story wird kompakter erzählt und die Bilder der Schauplätze sind ein gern gesehener Ersatz für Donna Leons literarische Schilderungen. Spannung? Eher weniger, wie in den Büchern auch (deshalb auch nur 4 Sterne). Aber schöön.
    Klaviersonaten Nr.1-32 Klaviersonaten Nr.1-32 (CD)
    04.08.2021
    Klang:
    5 von 5
    Künstlerische Qualität:
    5 von 5

    Die beste Einspielung

    Nach den ausführlichen Rezensionen möchte ich mich leserfreundlich kurz fassen. Das subjektive, aber überaus belebende und auf den Fortgang gespannt machende 'Gefühl von Richtigkeit' der Korstick-Interpretationen (und nicht nur seiner Beethoven-Interpretationen!) gründet meines Erachtens darin, dass Emotion und Intellekt ein vollkommenes Gleichgewicht erlangen durch ihre permanente gegenseitige Kontrolle und Anfeuerung. Das ist den Ohren, die schwelgen wollen, vielleicht zu kühl - aber gerade dieses perfekte Gleichgewicht erzeugt die sprachlos machende Spannung, die Korsticks Einspielung für mich zur bereicherndsten und schlichtweg besten macht.
    Sämtliche Klavierkonzerte Sämtliche Klavierkonzerte (CD)
    18.11.2020

    Zugreifen!

    Diese Aufnahmen stechen durch nichts Besonderes hervor - und sind für mich doch die empfehlenswertesten unter den Gesamtaufnahmen von Mozarts Klavierkonzerten. Nichts Besonderes, weil hier alles so ist, wie es sein muss.
    Kirschnereit spielt in seinen frühen Aufnahmen mit der verblüffenden Selbstverständlichkeit eines alten Klavier-Hasen, der nichts mehr beweisen muss und sich einfach dem Fluss der Musik hingibt - gelassen wie spannend, und sehr lebendig. Hier hat sich ein Pianist sein Musikantentum bewahrt, nur notwendig gezügelt, immer wieder hervorblitzend. Kirschnereits Freude am Spielen spürt man in jedem Konzert. Dabei phrasiert er mit Bedacht nahezu jedes Detail, hält unsere Aufmerksamkeit wach, aber nie klingt es aufgesetzt, wie z.B. Alfred Brendels den Konzerten (unter Marriner) aufgepfropfte ernste (seine Fans behaupten: philosophische) Nachdenklichkeit, die für mich nur eine zunehmend unpassend scheinende Manier ist.
    Die Orchesterarbeit Frank Beermanns passt zu Kirschnereits Spiel wie eine Hand, die in einen perfekt angemessenen Handschuh schlüpft. Manchmal sind beide so im Musikfluss aufgehoben, dass sie regelrecht im Groove zu verschmelzen scheinen. Bei aller Wärme des Klangs bewahrt Beermann unbedingt Mozarts kontrastreiche Impulsivität und scheut dabei auch Schroffheit nicht. John Eliot Gardiner hat das (auf zeitgenössischen Instrumenten) zwar noch einen Tick saftiger gespielt, allerdings wurde seine Verve durch das doch sehr blutarme Spiel von Malcolm Bilson auf einem zeitgenössischen Klavier konterkariert.
    Im Vergleich zu Kirschnereits/Beermanns belebenden Einspielungen klingen auch die von vielen Hörern als Referenzaufnahmen gehandelten eleganten lyrischen Interpretationen Murray Perahias (unter seinem eigenen Dirigat) nur noch wie polierte Mozartkugeln. (Womit ich allerdings nichts Schlechtes über sie sagen will!)
    Nummer 6 (Komplette Serie) Nummer 6 (Komplette Serie) (DVD)
    30.05.2020

    endlich wieder erhältlich

    zeitloser innovativer, trendsetzender, immer noch spannender erstaunlicher Klassiker mit ungewöhnlicher Grundidee und dementsprechend ungewöhnlichen plots. Absolut empfehlenswert! - Wir seh'n uns...
    PS: Die Box enthält 7 DVDs , nicht 2. War wohl 'n Lesefehler des Computers.
    Die Zauberflöte Die Zauberflöte (DVD)
    28.04.2020
    Klang:
    4 von 5
    Repertoirewert:
    5 von 5

    Eine Inszenierung, die das Libretto - wenn auch ein wenig widerwillig - ernst nimmt

    Es fällt mir schwer, in einer Anzahl Sternchen den Wert dieser Aufführung zu benennen. Kaufempfehlung? Auf jeden Fall! Mozart/Schikaneder schrieben die Zauberflöte zur Zeit des gesellschaftlichen Umbruchs der Französischen Revolution. Den Untergang des alten Regimes zwar herbeisehnend, blickten sie andererseits mit großem Unbehagen auf das aufsteigende Bürgertum mit seinen vernunfthörigen, den Menschen als zu optimierende Maschine betrachtenden Sarastros. Das ist das viel-, meist fehl- und in der Regel verstiegen überinterpretierte „Geheimnis“ von Mozarts Zauberflöte. Da diese Inszenierung sich weitgehend an das originale Libretto hält und es keinen ‚Zensor‘ hat überarbeiten lassen, kommt sie diesem „Geheimnis“ sehr nahe.
    Im Detail: Endlich einmal darf die sternflammende Königin ihre (durch den Gang der Handlung nachweislich berechtigten) Gründe darlegen, warum sie Sarastro bekämpft. In der Folge sehen wir diesen willkürlich handelnden, frauenverachtenden, manipulierenden Sklavenhalter und seine sich kasteiende, obrigkeitshörige Männerriege von Charaktermasken denn auch mit weniger ideologie-verklebten Augen – und entdecken nun an Papageno ein hohes Maß an sozialer Kompetenz. Endlich einmal auch wird eindeutig gezeigt, dass das wirkliche Liebespaar nicht Pamina und der seinen Gefühlen entfremdete, also ideologie- und propagandaanfällige Tamino sind, sondern Pamina und Papageno – die sich letzten Endes umbringen wollen, weil sie die Lieblosigkeit in Sarastros Vernunft-Reich der Menschenliebe nicht mehr ertragen.
    Schikaneders Libretto ist - bei allen grammatikalischen Bauchschmerzen, die es verursacht, und dem Vorrang theaterwirksamer Handlungen vor deren Logik - eine gelungene Gratwanderung auf Messers Schneide und lässt es beim Publikum, auf welcher Seite der Klinge es die Wahrheit findet: in Sarastro als ihrem gepriesenen „Abgott“ oder in der Verbindung Pamina-Papageno und der Abkehr von einem ausgewiesenen Despoten. Mozarts Musik ergreift dabei nicht Partei; sie lässt den Personen ihre Integrität, macht aber erhellend deutlich, was und wie diese wirklich fühlen.
    Und da verwischt Levines Dirigat öfter und ebnet ein, wo Mozart erhellende Diskrepanzen von Fühlen und Handeln, bzw. Reden aufzeigt. (Östmans 1992er Einspielung ist da’n gaanz annern Snack.) Und so oft der Regisseur Schikaneder/Mozarts textlich und musikalisch belegte Absichten auch umsetzt, kann er der Versuchung nicht widerstehen, uns wider die sternflammende Königin einzunehmen, wo Text und Musik dies gar nicht hergeben. Hat Mozart z.B. ihre erste Arie, ihren mütterlichen Schmerz über die geraubte Tochter, mit allen musikalischen Merkmalen von Aufrichtigkeit versehen, hintertreibt Ponnelle dies unbegründet, indem er die Königin Gesten einnehmen lässt, die sie berechnend erscheinen lassen. In der Folge scheint uns ihre zweite Arie, die geforderte Ermordung Sarastros, als endgültiger Ausbruch ihres grundsätzlich bösartigen Wesens – und nicht als psychologisch folgerichtige Entwicklung und Ultima Ratio einer Verzweifelten in aussichtsloser Lage. (Sie ist wahrlich nicht die einzige, die in und angesichts Sarastros Reich dem Wahnsinn verfällt.)
    Unverständlich bleibt mir die peinlich an eine Minstrel-Show gemahnende Umsetzung des von Mozart/Schikaneder differenziert gestalteten Monostatos, der „als wahrer Kettenhund des Systems“ (A.Csampai) zwischen allen Stühlen sitzt und dort regelrecht zermalmt wird. Eine verletzte zarte Seele, gehasst von Sarastro, gehasst von seinen Mit-Sklaven, deren Vorsteher er ist, sich selbst verachtend, ist er schließlich zu allem bereit, um der „wahrlich Höllenglut“ des Ungeliebtseins zu entkommen. Was Ponnelle daraus gemacht hat, ist für mich keiner Diskussion mehr würdig. Und so ganz unbearbeitet ist das Libretto auch nicht geblieben. So wurde im Schlusschor das vieldeutige (wenn nicht gar entlarvende) „Es siegte die Stärke…“ ersetzt durch das eindeutigere „Tugend“. Mozart jedenfalls hat völlig folgerichtig einen auf Wirkung zielenden, ansonsten aber völlig belanglosen Jubelchor komponiert, dessen Leere ebenso der Stärke eines Despoten huldigt, wie auch einer Tugend oberflächlichen Glanz verleiht, die nur noch Hülle für seelisch zerstörte Menschen ist.
    Die Zauberflöte Die Zauberflöte (BR)
    17.04.2018

    Die Zauberflöte endlich entmystifiziert

    Mozart/Schikaneder schrieben die Zauberflöte zur Zeit des gesellschaftlichen Umbruchs der Französischen Revolution. Den Untergang des alten Regimes zwar herbeisehnend, blickten sie andererseits mit großem Unbehagen auf das aufsteigende Bürgertum mit seinen vernunfthörigen, den Menschen als zu optimierende Maschine betrachtenden Sarastros. Das ist das vielgeraunte „Geheimnis von Mozarts Zauberflöte“. Da diese Inszenierung sich weitgehend an das originale Libretto hält und es keinen ‚Zensor‘ hat überarbeiten lassen, kommt sie diesem „Geheimnis“ sehr nahe. Allein deswegen schon mal eine Kaufempfehlung.
    Im Detail: Endlich einmal darf die sternflammende Königin ihre (durch den Gang der Handlung nachweislich berechtigten) Gründe darlegen, warum sie Sarastro bekämpft. In der Folge sehen wir diesen willkürlich handelnden, frauenverachtenden, manipulierenden Sklavenhalter und seine sich kasteiende, obrigkeitshörige Männerriege von Charaktermasken denn auch mit weniger ideologie-verklebten Augen – und entdecken nun an Papageno ein hohes Maß an sozialer Kompetenz. Endlich einmal auch wird eindeutig gezeigt, dass das wirkliche Liebespaar nicht Pamina und der seinen Gefühlen entfremdete, also ideologie- und propaganda-anfällige Tamino sind, sondern Pamina und Papageno – die sich letzten Endes umbringen wollen, weil sie die Lieblosigkeit in Sarastros Vernunft-Reich der Menschenliebe nicht mehr ertragen. Schikaneders Text ist eine gelungene Gratwanderung auf Messers Schneide und lässt es beim Publikum, auf welcher Seite der Klinge es die Wahrheit findet: in Sarastro als dem gepriesenen „Abgott“ oder in der Verbindung Pamina-Papageno und der Abkehr von einem ausgewiesenen Despoten. Mozarts Musik ergreift dabei nicht Partei; sie lässt den Personen ihre Integrität, macht aber erhellend deutlich, was und wie diese wirklich fühlen.
    Und da verwischt Levines Dirigat öfter und ebnet ein, wo Mozart erhellende Diskrepanzen von Fühlen und Handeln, bzw. Reden aufzeigt. (Östmans 1992er Einspielung ist da’n gaanz annern Snack.) Und so oft der Regisseur Schikaneders/Mozarts textlich und musikalisch belegte Absichten auch umsetzt, kann er der Versuchung nicht widerstehen, uns gegen die sternflammende Königin einzunehmen, wo Text und Musik dies gar nicht hergeben. Hat Mozart z.B. ihre erste Arie, ihren mütterlichen Schmerz über die geraubte Tochter, mit allen musikalischen Merkmalen von Aufrichtigkeit versehen, hintertreibt Ponnelle dies unbegründet, indem er die Königin Gesten einnehmen lässt, die sie berechnend erscheinen lassen. In der Folge scheint uns ihre zweite Arie, die geforderte Ermordung Sarastros, als endgültiger Ausbruch ihres grundsätzlich bösartigen Wesens – und nicht als folgerichtige psychologische Entwicklung und Ultima Ratio einer Verzweifelten in aussichtsloser Lage. (Sie ist wahrlich nicht die einzige, die in und angesichts Sarastros Reich dem Wahnsinn verfällt. Von Pamina bleibt nur noch eine seelentote Hülle. "Ach, ich fühl's, es ist entschwunden")
    Unverständlich bleibt mir die peinlich an eine Minstrel-Show gemahnende Umsetzung des von Mozart/Schikaneder differenziert gestalteten Monostatos, der „als wahrer Kettenhund des Systems“ (A.Csampai) zwischen allen Stühlen zermalmt wird. Eine verletzte zarte Seele, gehasst von Sarastro, gehasst von seinen Mit-Sklaven, deren Vorsteher er ist, sich selbst verachtend, ist er schließlich zu allem bereit, um der „wahrlich Höllenglut“ des Ungeliebtseins zu entkommen. Was Ponnelle daraus gemacht hat, ist für mich keiner Diskussion mehr würdig. Auch ist das Libretto nicht gänzlich unbearbeitet geblieben. So wurde im Schlusschor das entlarvende „Es siegte die Stärke…“ ersetzt durch „Tugend“. Wie es Despoten halt gerne hören.

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