5 von 5
meiernberg
Top 10 Rezensent
02. März 2017
Gesamteindruck:
5,0 von 5
Künstlerische Qualität:
5,0 von 5
Repertoirewert:
5,0 von 5
Röntgens Irr- und Heimweg
Die etwas prosaische Überschrift kennzeichnet schon das Besondere an dieser nun schon sechsten Folge der Röntgen-Sinfonien bei cpo. Da taucht nämlich mit der Neunten eine - zugegeben - kurze (ca. 17 Min.) und einsätzige Sinfonie auf, die gehörig aus der Reihe tanzt und so gar nicht in das musikalische Röntgen-Bild hineinpassen will. Der gute Julius hat sich nämlich in Bitonalität versucht und atonale Ambitionen in das Werk eingestreut. Der Hörer reibt sich die Ohren und fragt sich, wieso der Röntgen das gemacht hat. Wollte er sich etwas beweisen, dem Zeitgeist huldigen, modern sein? Wie auch immer: Röntgens Versuch ging gehörig schief, was der Komponist wohl auch selbst gemerkt hat. Denn er kehrte danach reumütig zu seiner vertrauten musikalischen Heimsprache zurück. Freunde moderner Musik mögen dies bedauern. Aber Röntgens halbherzigem Modernismus konnte nicht Erfolg beschieden sein. Leider ebenso wenig wie anderen Werken, etwa der folgenden Serenade, die keiner spielen wollte. Seine ebenfalls kurze 21.Sinfonie ist ernst und trotz seiner Kürze gewichtig und in vertrauter Tonsprache. Dirigent Porcelijn ist wieder einmal ein glänzender Sachwalter dieser sinfonischen Raritäten. Die Aufnahmetechnik ist prima, ebenso das Booklet. Hervorgehoben sei einmal die geschmackvolle Auswahl von van-Gogh-Bildern auf den Booklets der Röntgen Reihe. Sehr schön und passend.
Bleibt nur ein kleiner Wermutstropfen: Auf die CD hätte noch ein Stück gepasst. Mit knapp über 55 Minuten Spielzeit ist sie (zu) kurz geraten.