5 von 5
Anonym
01. Mai 2018
Gesamteindruck:
5,0 von 5
Künstlerische Qualität:
5,0 von 5
Repertoirewert:
5,0 von 5
Das ist doch eigentlich eine ganz anständig inspirierte Musik
Mir ist jedenfalls bis jetzt nichts negatives aufgefallen. Es gibt immer Kritik an den sogenannten "Konkurrenten" zu Brahms, manchmal sogar zu Herzogenberg. Ich persönlich verstehe das nicht, zumal Herzogenberg ein ganz zuverlässiges Genie neben Brahms ist, den ich gerne als Alternative nutze. Es gab eben doch mehr "Größen", die Welt ist doch reichhaltiger, als manche glauben. Da ist die Welt der klassischen Musik ein guter Indikator.
Die Musik wäre jedenfalls "nur" mit Brahms und Schumann zu arm. Die Welt lässt sich doch eben am besten begreifen, wenn man sie von mehreren Seiten sehem kann. Und so stellt sich heraus, dass die Großstädte wie Berlin, London, Paris und Moskau von Künstlern nur so strotzten. Dass nun neben Beethoven und Brahms neue Cellosonaten von Gernsheim auftauchen, finde ich hilfreich. Und wieder stellt sich dieser besondere Effekt bei seiner Musik ein: scheinbar altbekanntes von Schumann und Brahms erklingt, aber es ist Gernsheim-typisch völlig neuartig eigenständig, wie auch die Einfälle seiner Sinfonien von ihm selbst stammen. obwohl sie gerne anderen zugeschrieben werden. Und es ist auch keine unnötige Wiederholung, sondern der echt gewünschte neue Blickwinkel. Zudem wirken die Stücke auf mich nicht so winterlich wie die von Brahms, sondern frühlings- und sommerhaft wie "frische Luft", mehr unter "freien Himmel" glücklich und klassisch klar. Auch so ein Stück wie das "hebräische" Elohenu wirkt kein bißchen zwanghaft stilisiert oder kitschig verbrämt, sondern wie reines Wasser (könnte sich auch der strengste Wagnerianer anhören).
Aus allen Werken spricht durchgängig die glückliche Lebens-Formen-Sprache, wie man sie aus den duftigen frühlingshaften Nacht- und Morgenzaubern Schumanns kennt (Die erste Cellosonate verbindet dies sogar mit einen stärkeren elegischen Charakter).
Die Interpretation kommt den Geist der Stücke sehr gut entgegen, d. h. es klingt nicht "dahingewerkelt", sondern echt einfallsreich "romantisiert" klassisch solide. Die übliche farbige Klangqualität von CPO tut ihr übriges, das Booklet erschien mir zu jedem Werk üppig informativ. Also echt eine Empfehlung.
Hoffentlich veröffentlicht man noch die ca. 18 Orchester-Chor-Werke von Gernsheim, die von interessanten opernhaften Sujets nur so überborden (bei dem Mangel an Opern der Brahms-Gruppe wäre das doch echt eine Empfehlung!). Denn anders als der obrige Werbetext meine ich, dass seine Sinfonien mindestens so wertvoll sind, wie seine Kammerwerke.