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meiernberg
Top 10 Rezensent
24. Oktober 2015
Künstlerische Qualität:
5,0 von 5
Repertoirewert:
5,0 von 5
Beachtliche Zeugnisse eines Unbekannten
Es gibt diese Menschen, von denen man nicht viel weiß, obwohl sie Bedeutendes hinterlassen haben. Ernst von Gemmingen gehört dazu. Seine 4 Violinkonzerte hat Geiger Kolja Lessing ausgegraben, ohne auf weitere Zeugnisse seines musikalischen Wirkens zu stoßen. Vol.1 mit den Konzerten Nr.1 + 2 (zusätzlich die ironische "Ankunftssinfonie" von Johann Matthias Sperger - ein Gegenstück zu Haydns "Abschiedssinfonie) vermittelte bereits den Eindruck eines versierten Klassikers, der schon manche romantische Einflüsse vorwegnahm und so zu beeindruckenden Ergebnissen kam, die nicht nur geigerisch, sondern auch orchestral überzeugen. Kolja Lessing als musikalisches Allround-Talent war der Entdecker und ideale Interpret im Zusammenwirken mit Ulf Schirmers Münchner Rundfunkorchester. Die 2.Folge nun präsentiert die noch fehlenden Konzerte 3 + 4. Die gleichen Interpreten wie in Vol.1 garantieren erneut eine hochwertige Interpretation und tragen somit zu einer erfreulichen Katalogbereicherung bei. Es ist schon unglaublich, wie ein Autodidakt solch wunderbare Musik zu komponieren verstand. Gemmingens Leben und Werk werden in dem vorzüglichen Booklet erhellend dargestellt. Als Zugabe gibt es in der neuen Gemmingen-CD die kurze Sinfonie op.6,2 von Francois-Joseph Gossec in der einer lebendigen Lesart des Orchesters unter Sebastian Weigle, Nicht ganz klar werden dem Rezensenten die Gründe, die zu dieser Werkauswahl geführt haben. Das Stück ist schön, aber mehr als die Zeitgleichheit der Epoche ist bei beiden Komponisten nicht auszumachen. Egal, schön bleibt schön und das soll genügen für eine neue innovative CD-Produktion.