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Anonym
16. April 2015
Geniale Musik gegen Depressionen
Der Glaube, man könne Depressionen (politischer, kultureller, sozialer und psychischer Art) einfach mit leichter Heiterkeit überwinden, wird sicherlich enttäuscht.
Hier nimmt sich ein Komponist dieses Problems ganz anders an, denn er schwelgt in einer Grunddepression, die er dann immer wieder durch eine realistische Erleuchtung aufbricht. Das ist wirklich differenziert genial! So mancher Skandinavier befasst sich mit diesem Thema, allen voran Sibelius, aber Kallstenius hat hier wirklich eine neue und radikale Herangehensweise verwendet. Anstelle von Zwangsoptimismus erkennt er die Realität des Leidens als dauernden Grundsatz des Lebens an und macht den Sieg darüber zur notwendigen erlösenden Grundregel mit scheinbaren Ausnahmecharakter. Also ein Leben mit Leiden mitsamt der kurzen aber entscheidenden befreienden Erleuchtung am Ende.
(Also wirklich nichts für Kaffeekränzchen, wie Meiernberg anmerkt).
Frank Beermann macht seine Sache wirklich sehr gut, die Interpretation wird unterschiedlichen Temperamenten einer unterschiedlichen Zuhörerschaft gerecht.
Ich persönlich meine lediglich, dass der Mittelsatz der Sinfonie Nr. 1 evtl. wesentlich schneller gespielt werden könnte.
(Wer über ein PC-Programm zur Veränderung von Tempi und Lautstärke verfügt, wie etwa Audacity oder Magic Music Maker, kann das ja mal ausprobieren – nur Programmversionen verwenden, die nach dem jeweiligen Windows-Betriebssystem Ihres PCs erschienen sind, da sie sonst nicht funktionieren)
Insgesamt höchstes Lob für Frank Beermann, der nun wirklich innovativste Interpretationen erzeugt hat. Schade, dass seine Interpretation von Pfitzners Rose vom Liebesgarten nicht erschien, denn diese Oper dieses Schumann-Nachfolgers wäre ein i-Tüpfelchen zur deutschen und romanisch-europäischen Romantik gewesen.