5 von 5
HL
19. Dezember 2023
Gesamteindruck:
5,0 von 5
Künstlerische Qualität:
5,0 von 5
Repertoirewert:
4,0 von 5
Perfekte Unterhaltung
Wie schon so oft war es die Sendung WDR 4 "Klassik Populär", die mich auf ein neues, großartiges Werk aufmerksam machte, das nicht unbedingt im Zentrum der üblichen "Klassiksender" steht: das Klavierkonzert in As-Dur von Eduard Künneke, dem Operetten- und Filmmusikkomponisten. Dass Künneke sich dem "ernsten" Genre des Klavierkonzerte widmete, ist eigentlich nicht überraschend, wenn man in seine Biografie schaut und dort liest, dass er als Erster überhaupt eine vollständige Sinfonie auf Schallplatte einspielte: Im Juni 1911 wurden acht (!) Schellackplatten mit Beethovens 5. Sinfonie befüllt. Als sie erschienen, wurde der Dirigent aber nicht genannt - nur das "Große Odeon-Streich-Orchester". Auch Beethovens Pastorale (November 1911) und Haydns (März 1913) Paukenschlag-Sinfonie wurden von Künneke eingespielt, ohne ihn auf der Platte zu erwähnen. Hinzu kommt, dass ihm der großartige Max Bruch das Handwerk des Komponierens beibrachte.
Aber zurück zur CD: Künneke vollendete sein erstes Klavierkonzert (es gibt noch ein zweites op. 52, das nur in Werklisten erwähnt ist, und ein drittes op. 54, bei den die Solostimme aus einer Sonate Schubert genommen wurde) im Jahr 1935 (begonnen hat er wohl schon 1929). Im Booklet heißt es zur Charakteristik des Stücks treffend: "Dabei ist das Stück das wohl originellste und mitreißendste Gattungsbeispiel, das neben den Konzerten von George Gershwin und Maurice Ravel im Spannungsfeld zwischen Klassizismus und Swing im 20. Jahrhundert entstand". Damit ist eigentlich schon alles gesagt. Das Werk ist überaus kurzweilig und originell. Ein bisschen Swing verleiht "Pepp" ohne zu aufdringlich zu werden. Dabei bleibt alles in einem tonalen Rahmen. Künneke war weder Avantgardist noch Schöpfer neuer Klangwelten. Neben dieser Bereicherung jeder Klavierkonzert-Sammlung enthält die CD mit der Serenade und den Zigeunerweisen zwei Frühwerke, die ebenfalls kurzweilig sind, aber weniger diskografischen Wert als das Klavierkonzert aufweisen.
Interpretation und Klangbild lassen nichts zu wünschen übrig. Auch das Booklet ist ansprechend, bei dieser Gelegenheit möchte ich aber mal einen kleinen Kritikpunkt loswerden: Wieso werden die Tonarten der Werke nur im Begleittext genannt, aber nicht in der Übersicht mit den Satzbezeichnungen? Das ist mir bei CPO nun schon mehrfach aufgefallen. Liebe CPO-Verantwortliche: Ändert das bitte, damit ich für das Booklet nicht einen Punkt abziehen muss.