3 von 5
Heimacker
Top 100 Rezensent
12. Mai 2021
Gesamteindruck:
3,0 von 5
Künstlerische Qualität:
2,0 von 5
Repertoirewert:
2,0 von 5
Netter Versuch
Hoffmann und Witt sind zwei merkwürdige Charaktere in der Zeit der Wiener Klassik. Der Eine ein wunderbarer Märchenerzähler, der in der Polnischen Provinz als Beamter ständig angestellt und wieder entlassen wird, der Andere ein Musiker, der schnell erkannt hat, dass eine reiche Heirat das Leben deutlich angenehmer macht. Beide lieben Haydn und schreiben ihre Stücke in seinem Stil, ohne dessen Meisterschaft zu erreichen. Schöne, leichte Stücke - heute nicht mehr auf den Spielplänen.
Die Musik dieser Zeit lebt von Leichtigkeit, Verspieltheit und einer gewissen Stringenz. Maestro Willens jagt die Kölner Akademisten durch die Partitur, als hätte die Mutter zum Essen gerufen, und man will noch schnell zu Ende spielen. Stellenweise geht es an die Grenzen des Machbaren. Die Stücke klingen meist nicht rund. Besonders bei Witt mit seinen vielen Wiederholungen einzelner Teile geht mir dies auf die Nerven. Stilistisch ist es in Ordnung - nur viel zu lieblos und zu schnell. Wer's mag...
Das Booklet ist für cpo-Verhältnisse schwach. Musiktheoretische Schwurbeleien versteht der Laie nicht und der Fachmann hört es selber. Die biografischen Auslassungen sind gut. Der Redakteur war vermutlich auf Kreuzfahrt und der Volontär konnte nicht zählen.
Wer high-speed Klassik liebt, wird gut bedient. Der Rest sollte weiter suchen.