5 von 5
Robinson
03. Oktober 2012
klanglich überragend
aber auch musikalisch ist diese CD wunderbar. Johann Prätorius war ein Schüler Sweelincks und hier ist eine Auswahl seiner immer choralgebundenen Werke. Im Booklet lesen wir: "Erst in jüngster Zeit wurden ihm durch den Musikwissenschaftler Klaus Beckmann Orgelwerke zugewiesen, die bisher unter anderen Autorennamen (etwa Sweelinck) oder als Anonyma firmierten." Daher ist auch das bekannte Stück "Mein junges Leben hat ein End" (bisher Sweelinck zugeschrieben) hier zu hören, und zwar in einer sehr schönen eher ruhigen Spielweise mit sehr guter Registrierung.
Überhaupt sind die nur 7 Register (ohne 16') der einmanualigen Orgel mit bloß angehängtem Pedal sehr gut zu hören und einzeln zu unterscheiden bei den Variationswerken hier. Die Peter-und-Paul-Kirche des Klostergutes Holthausen (erbaut 1764) ist relativ klein und so habe ich in meinem Wohnzimmer den Eindruck, ich sitze in der Kirche auf dem akustisch besten Platz und höre die Orgel live, so gut ist die Aufnahme. Eine Kirchenakustik ist es schon, aber ganz ohne störenden Hall und ich fühle mich nah dran an der Orgel.
Der Klang der Orgel (Temperatur: nach Werckmeister III) ist auf jeden Fall authentisch und kann mit den vielen anderen Aufnahmen an norddeutschen restaurierten Renaissance-Orgeln verglichen werden.
Friedhelm Flamme registriert ziemlich zurückhaltend und zieht keine Virtuosenshow ab. Die Tempi finde ich sehr passend für die jeweiligen Variationen der Choräle.
Hinsetzen, zuhören und genießen.