4 von 5
gemi:re
Top 25 Rezensent
13. November 2017
Gesamteindruck:
4,0 von 5
Künstlerische Qualität:
3,0 von 5
Repertoirewert:
2,0 von 5
Pathetisch affektiert
Ich gestehe frank und frei, mir ist dieses verstaubte und musikalisch abgedroschen klingende Tchaikovsky-russische Pathos mit Pauken und Trompeten (wie einst schon unsere Musiklehrer kritisch anmerkten) inzwischen meist schwer erträglich, zumal wenn es sich dabei neu-radikal auftrumpfend und wie unerhört gebärdet, als hätten wir die ganze Palette div. Interpretationen seit Toscanini, Mravinsky, Fricsay, Karajan u.a.m. nicht längst schon abgehört.
Und es gab und gibt immer wieder ein paar individuell ausgehörte wie ausgespielte Akzente (Mackerras) in der so sentimentalisch-profanen Pathetique-Komposition, kleine klangliche Bonbons, jedoch keine musikalisch distinktiv neuen Aspekte.
Currentzis, der selbsternannte musische 'Gläubige' und derzeit angesagte, auf Festvals kursierende Dirigierstar aus der russischen Fremde, bietet nunmehr nicht nur bei Mozart allen saturierten 'Ungläubigen' radikale Detailaffektionen und noch stärkere Intensivierung des hier schon satt pathetisch Sentimentalischen bis zur klanglichen Manier, jedoch keine wirklich neuen, unerhört strukturierten Offenbarungen.
Letztlich wirken solche phrasierungstechnischen Affekte wie clever platzierte und kurz aufhellende Leuchtraketen, schnell verbrannt und verblasst, im pompösen sinfonischen Feuerwerk, wie ein grosser gefühliger Rausch und zugleich schal tönender Nachhall.