3 von 5
gemi:re
Top 25 Rezensent
21. September 2017
Gesamteindruck:
4,0 von 5
Künstlerische Qualität:
4,0 von 5
Repertoirewert:
3,0 von 5
Schubert als frohgemuter Wandergesell
Vermeintlich soll Krystian Zimerman Sonnenlicht ins dunkle Schubert-Gewölk bringen als Gelblabel-Offenbarung nach 25Jahren pianistischer Abstinenz.
Und sein Spiel klingt hier auch aufgeräumt von allen Schubertschatten, pianistisch makellos und schön ausgewogen. Allerdings gibt es da in B-(D.960) ein grosses Andante sostenuto und in A-(D.959) ein grosses Andantino mit einem sehr befremdlich herb kontrastierenden und rhetorisch sehr freien Mittelteil, wie ein fantastisch-rezitativischer Aufschrei des Komponisten, der alles andre, als schön ausgewogen (gemeint) ist, und beispiellos in der klassisch-romantischen Sonatenhistorie dasteht.
Dies, von Zimerman ausgetüftelt und klanglich zu schön harmonisierend gespielt, klingt denn leider etwas läppisch und auch unsinnig, weil folgenlos. Denn der Verlauf dieser anfangs leicht schlendernden Pilgerweise (Liedbezug!) in das frei-harmonische Chaos, muss danach verändert, verhalten-zögerlich und resignierend, allemal anders klingen als hier, schon anklingen sollte das B-Andante-sost. der letzten Sonate.
Auch dieses präsentiert Zimerman wie feine, makellos gewirkte Konfektionsware, leider musikalisch ereignislos.
Selbst der eher lichtern-leichte Kempff lässt da mehr dunkle Farben und Schatten Gestalt werden - von Schnabels frühen 'Blaupausen' für diese Sonaten ganz zu schweigen, auch vom gewichtigen Richter. Und ein Sokolov spielt heutzutage seinen Schubert live doch subtiler, auch klanglich noch differenzierter, als diese positivistische Sicht- und Spielweise vom gesund-muntren Wandergesell, was Zimerman uns deuten will. Kein Ereignis.