3 von 5
gemi:re
Top 25 Rezensent
19. März 2021
Gesamteindruck:
4,0 von 5
Künstlerische Qualität:
4,0 von 5
Repertoirewert:
2,0 von 5
Historisierende Klangalternativen
Ich denke, man sollte den so originellen Novitäten-Kult im Bereich klassischer Musik nicht ins hype-Absurde wuchern lassen:
Sicher wie ich mir bin, dass ein Bach klanglich nicht einen Steinway intendierte, denke ich, dass ein Beethoven später durchaus über seinen Broadwood-Flügel hinaus andre Klänge als von einem grossen Hammerklavier im Sinn hatte und ebenso hörte, innerhalb seiner Inventionen, auch die avancierte Notation spricht dafür.
Und seine Klavier-Konzerte für und mit Orchester waren für ein Auditorium, ein (grosses) Publikum bestimmt, nicht für den Salon.
Insofern ist eine solistische Reduktion des Konzertinstrumentariums wie hier zwar durchaus klanglich reizvoll, zumal für den kultiviert-fidelen Hausgebrauch, jedoch keinesfalls im Sinne des Komponisten richtig oder gar "grandios", weil die intendierten Klänge und Klangproportionen des Solisten zu den Instrumentalgruppen nicht mehr stimmig sind, auch die Dynamik ... usf.
Analog könnte man ja auch alle Sinfonien nur in der Klavierfassung hören und dabei durchaus ungehörte Stimmverläufe entdecken, jedoch nicht den doch intendierten, instrumental-orchestralen, den sinfonischen, ev sogar grossen, Klang.
So what? Bleiben wir auf dem musikalisch fundierten Teppich und hören diese arg historisierenden Konzertversionen hier als reizvolle und nicht maßgebende Alternative zum eher konventionellen, aber hochwertigen Bestands-Repertoire.