1 von 5
Kind of Blue
14. November 2023
Gesamteindruck:
1,0 von 5
Künstlerische Qualität:
1,0 von 5
Repertoirewert:
1,0 von 5
Ein "lang gehegter Traum" (Olafsson) geht unglücklicherweise in Erfüllung...
Um es mit einem einzigen Wort zu sagen: Grauenvoll! Zuweilen habe ich den Eindruck, daß jeder, der halbwegs unfallfrei ein Piano bedienen kann, sich an den Goldberg-Variationen versuchen muß. Und die Plattenfirmen, im Bereich Klassik nicht gerade mit neuen Hits gesegnet, müssen so etwas dann als die nächste Sensation, die nächste musikalische Großtat verkaufen. Je schneller die zumeist noch recht jungen Bediener eines Pianos den Bach runterreißen, um so enthusiastischer wird die "Neuentdeckung" gefeiert. Denn der Umsatz muß stimmen. Nur bleibt von der Seele der Musik nicht mehr allzuviel übrig.
Ein gutes Beispiel ist Glenn Gould, der 1955 eben dieses Stück in rekordverdächtiger Geschwindigkeit malträtierte, um dann 1981 eine deutlich gereifte Einspielung mit sehr viel mehr Verstand und Seele vorzulegen. Es gibt so viele Einspielungen der Goldberg-Variationen, einige richtig gute sind dabei. Angela Hewitt versteht es meisterhaft, das Wesen des Stücks herauszuarbeiten und tief zu berühren, ebenso wie Daniel Barenboim, Lang Lang und, mit gewissen Einschränkungen, Andras Schiff. Das ist natürlich eine sehr subjektive Beurteilung und ich kenne auch nicht alle Interpretationen. Das Wort "Vergewaltigung", wie in einem anderen Kommentar geschrieben, möchte ich in diesem Zusammenhang nicht benutzen, aber ich verstehe sehr gut, was gemeint ist und sehe das sehr ähnlich. Wir wissen nicht, was J.S. Bach dazu sagen würde oder ob er Vikingur Olafsson den Klavierdeckel auf die die Hände knallen würde. Deswegen muß hier ein jeder nach seiner Fasson selig werden. Ich ganz bestimmt nicht. Bei aller kalten technischen Perfektion kommt das Wesen der Musik, seine therapeutische Ruhe und innere Struktur, gleichsam die Seele des Stücks, überhaupt nicht zur Geltung. Die Musik rast in meinem Kopf dahin, ich bin nicht mehr in der Lage, ihr zu folgen, mich auf sie einzulassen. So möchte ich Bach nicht hören, es tut weh und ist ganz fürchterlich, nach meiner persönlichen Empfindung. Es steht natürlich jedem frei, das völlig anders zu sehen. Vielleicht bin ich auch einfach nur zu alt für diesen ...