4 von 5
meiernberg
Top 10 Rezensent
18. März 2016
Gesamteindruck:
3,0 von 5
Künstlerische Qualität:
4,0 von 5
Repertoirewert:
4,0 von 5
Vertane Chance auf den Spitzenplatz
Zugegeben: Bei mir ging bislang nichts über die Leipziger Reverenz-Aufnahme mit Sawallisch. Musikalisch absolute Spitze, aufnahmetechnisch jedoch etwas in die Jahre gekommen, meinte ich nun, mit dieser neuen Aufnahme des von mir sonst sehr geschätzten Rademann eine neue Nummer Eins ins CD-Regal stellen zu können. Die Einleitung mit Elias' markigen Worten (Oliemans reicht trotzdem nicht an Adam heran!) und der kernigen Spielweise der Berliner Akademie für Alte Musik, sowie einem hervorragend eingestellten RIAS-Kammerchor stimmten mich ganz zuversichtlich, bis ich schließlich zur Altistin Lioba Braun kam. Um hier zu einem Urteil zu kommen, muss man als Beispiel nur einmal die Nr.18, das Arioso "Weh ihnen,..." von der Braun im Vergleich zu Renate Krahmer bei Sawallisch hören und man weiß, was ich meine. Krahmers Deutung packt mich noch heute - immer wieder! Die Braun lässt mich jedoch kalt. Ähnliches ließe sich auch zu den anderen Solisten sagen. Vielleicht liegt dieses "Solisten-Manko" auch an der Technik der Live-Aufnahme aus dem Konzerthaus Berlin, die die Solisten benachteiligt und zu sehr in den Raum stellt und nicht präsent genug abbildet. Selbst in diesem Punkt ist die Sawallisch-Aufnahme von 1968 dieser Neuproduktion noch deutlich überlegen. Dabei ist der Interpretationsansatz Rademanns prima, der Chor agiert flexibel und kraftvoll, das Spiel der Akademie ist ja ohnehin fast über alle Kritik erhaben und die knalligen Pauken machen echt Eindruck. Nur eben die Solisten und die Technik nicht im erhofften Maß. Sie verhageln dieser Aufnahme einen erwarteten und erhofften 1.Platz im Elias-Ranking. Schade!