4 von 5
gemi:re
Top 25 Rezensent
27. August 2018
Gesamteindruck:
4,0 von 5
Künstlerische Qualität:
5,0 von 5
Repertoirewert:
3,0 von 5
Moderato molto Cantabile
Menahem Pressler,
der in hohem Alter nochmal eine respektable Wertschätzung erfährt als Solo-Pianist, zuletzt mit seinem sanft eindrucksvollen Schubert-Beethoven-Album, ist wohl kaum als genuiner Debussy- oder Ravel-Spieler bekannt geworden, erstaunlich deshalb sein spätes DG-Solo-Debut mit seiner Auswahl dieser französischen Klavierstücke.
Dabei bewegt er sich auf der pianistisch eher sicheren Seite der Piano-Skala mit durchweg verhaltenen Tempi, die keine allzu flinke Fingerakrobatik verlangen, vielmehr den subtilen Anschlag, profunde Phrasierungswissen und -künste und den feinen Sinn für klangliche Valeurs.
Pressler nimmt sich altersweise die Zeit, der Musik (und sich) Atempausen zu schaffen, die klanglich erfüllt die musikalischen Linien nicht unterbrechen, sondern ausfüllen und so ein atmosphärisch erweitertes Klanggewebe schaffen.
Ob sein solcherart andeutungsvolles Spiel den Ideen Ravels und Debussys mehr oder weniger entspricht, sei dahingestellt, bei Faures Trauer-Pavane ist seine moderate Spielweise schlicht überzeugend, Debussys luftige 'Voiles' wehen dagegen klangsatt wie dichter gewirktes Gewebe, der ruhige Beginn der 'Cathedrale' klingt sehr stimmig, jedoch weniger die (komponierte) klangliche Dynamik, die so wie auch manche der negierten Temporelationen altersbedingte pianistische Defizite nicht überhörbar machen können - und wohl auch nicht sollen.
Denn ebenso unüberhörbar ist und bleibt diese klangschöne, freie und souverän-ausgeruhte Musikalität des modest ver-klingenden Atems dieses poetisch-charmanten, eigenartigen Pressler-Spiels.