5 von 5
Bill Adama
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Kunde seit:
5-10 Jahre
25. Januar 2013
Gesamteindruck:
5,0 von 5
Künstlerische Qualität:
5,0 von 5
Kongeniale Partner vereint
Auch wenn die CD die Brahms-Ambitionen der Staatskapelle Dresden unter Christian Thielemann um das Violinkonzert Op. 77 ergänzt, steht die Solokünstlerin Lisa Batiashvili doch deutlich im Mittelpunkt. Dem Brahms-Werk werden die Drei Romanzen für Violine und Klavier (Alice Sara Ott) Op. 22 von Clara Schumann zur Seite gestellt. Bedenkt man die persönliche Nähe beider Komponisten, ist das ein interessanter Ansatz.
Das Violinkonzert
Zugegebenermaßen war ich nach der Kombination Thielemann-Pollini-Staatskapelle (Klavierkonzert Nr. 1) sehr gespannt, wie sich das neue Projekt mit Batiashvili als Solistin gestalten würde. Allerdings war ich dabei auch ein wenig skeptisch, denn so sehr ich das Klavierkonzert unter Thielemann schätze, kann ich doch nicht leugnen, daß es irgendwie nicht der ganz große Wurf wurde - anders als dieses Konzert.
Die Staatskapelle klingt glasklar und harmoniert dadurch besonders mit dem Soloinstrument. Auch hat Batiashvili recht, wenn sie bemerkt, daß Thielemann wider Erwarten nicht schwer musiziere, sondern wild und feurig. Dabei geht dem Ganzen aber nicht das Seidige verloren, das die Interpretation so faszinierend bringt, ohne der musikalischen Tiefe zu entbehren. Letzten Endes nehmen sich Dirigent und Solist zugunsten des Zusammenspiels und damit zugunsten des Werks zurück, was das Stück kongenial aufblühen läßt.
Insgesamt ist die Live-Einspielung des Konzerts meiner Meinung nach äußerst gelungen: Soloinstrument und Orchester finden sofort zueinander, letzteres trägt Batiashvili regelrecht durch das Werk. Die Künstlerin zeigt dabei ein sehr hohes Maß an Virtuosität und Gefühl. Die Interpretation ist allerdings keine nach dem Format der Furtwängler-Menuhin-Aufnahme von 1949. Wer eine solch monumentale Schwere sucht, wird sie hier nicht finden.
(Das Konzert wurde übrigens NICHT in der Semperoper, sondern in der Lukaskirche in Dresden aufgenommen.)
Die Romanzen
Batiashvili und Ott zeigen sich bei den drei Stücken sehr kammermusikalisch und ernst. Nichtsdestotrotz fehlt es beiden nicht an Einfühlungsvermögen und Wärme. Die Romanzen erklingen so natürlich, daß man sich wünscht, sie gingen endlos weiter.
Fazit
Diese Veröffentlichung der Deutschen Grammophon vereint gleich drei Partner, die gewissermaßen füreinander bestimmt zu sein scheinen. Da sind zunächst Batiashvili und Thielemann mit seiner Staatskapelle, die Brahms' Violinkonzert zum musikalischen Genuß veredeln. Dann Batiashvili und Ott, die die Romanzen Schumanns liebevoll zum Leben erwecken. Zuletzt Johannes Brahms und Clara Schumann selbst, deren Leben doch musikalisch wie privat so verschlungen waren.
Gespielt werden beide Werke übrigens auf der Geige Joseph Joachims, dem gemeinsamen Freund, dem Brahms und Schumann die beiden eingespielten Stücke gewidmet haben.
(Das Begleitheft ist in englischer, deutscher und französischer Sprache.)