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JAW-Records
Top 50 Rezensent
19. Januar 2015
Gesamteindruck:
5,0 von 5
Künstlerische Qualität:
5,0 von 5
Repertoirewert:
4,0 von 5
Eine wunderbar stimmige Aufnahme! ... und etwas über die RCA-Aufnahmen
Diesmal möchte ich Sagittarius, dessen Rezensionen ich oft gut verstehe und derem Inhalt zustimme, entschieden widersprechen.
Erstmal zu "Technischen": Am Anfang gibt es nach dem Hornsolo (es ist natürlich EIN Solohorn - vielleicht noch Philip Farkas, der 1960 das Orchester verließ), wenn das Klavier einsetzt, eine kleine Intonationstrübung bzw. Schwebung im Unisono. Der Hornist selbst kann das kaum hören, das Klavier ist einfach zu weit weg und der Pianist kann an der Intonation natürlich auch nichts drehen.
Also ist es eine Sache des Dirigenten bzw des Aufnahmeleiters. Der Moment der Aufnahme des Takes, das Abhören des Takes, die Entscheidung darüber, welcher der alternativen Takes verwendet wird, wenn mehrere vorhanden sind.
Ich vermute, dass - wenn schon Richard Mohr und Erich Leinsdorf nichts dazu gesagt haben - Fritz Reiner spätestens bei der Auswahl der Takes diese kleine Unstimmigkeit nicht hätte stehen lassen (wenn sie denn überhaupt vorgekommen wäre). Allerdings gibt es auch bei Reiner-Aufnahmen ganz bewusst in Kauf genommene "Schwächen" - z.B. in Ravels Rhapsodie Espagnole die beiden deutlich nicht synchronen Klarinetten im ersten Satz.
Allerdings ist das auch schon das einzige, das überhaupt hier "kritisiert" werden kann. Wer sich dran stören mag, kann es gleich nach ein paar Sekunden für drei Sekunden tun ...
Ansonsten hört man hier eine der allerbesten Aufnahmen dieses Konzertes. Ich habe bestimmt 20 Einspielungen des B-Dur-Konzertes und auchte auch schon deshalb auf die vielen möglichen Aspekte der Einspielungen.
In der vorliegenden Studio-Aufnahme sind das ganz Besondere die Intensität in Verbindung mit klanglicher Perfektion, die Synergie der Aufnahmetechnik, die Orchestersoli (eins schöner wie das andere: Horn, Oboe, Cello), das ruhig-lyrisch kraftvollen Dirigat und Orchesterspiel (absolut stimmig von der Aufnahmetechnik Mohr/Layton unterstützt - von wegen "grobkörnig"...) - und natürlich ein Sviatoslav Richter in Hochform. Alles passt zusammen ...
Für mich gibt es in dieser Kombination der Aspekte kaum noch Einspielungen, am ehesten die anderen beiden Chicago-Aufnahmen mit Reiner: die mit Gilels, die natürlich anders, nämlich drängender in der Anlage ist, und gleichwertig dazu die Einspielung mit Cliburn. Dieser gibt dem Stück vielleicht weniger zusätzliches starkes persönliches "Extra-Profil".
Aber genau das war auch Reiners Vorstellung der Interpretation: Die Musik soll einfach von alleine sprechen können- und die "Interpreten" nur alles dazu tun, dass das in möglichster Klarheit und Stimmigkeit mit klanglicher Phantasie geschehen kann ...
Schön, das Menschen Musik so unterschiedlich wahrnehmen - so geht der "Gesprächsstoff" darüber nie aus ... :-)
Also VON MIR eine unbedingte Kaufempfehlung für die Richter/ Leinsdorf-Aufnahme des Brahms 2ten !