3 von 5
rtrechow
31. März 2015
Gesamteindruck:
3,0 von 5
Künstlerische Qualität:
3,0 von 5
Repertoirewert:
3,0 von 5
Bach auf der Überholspur - viel Glanz, aber wenig Tiefe...
Für Menschen, die selten Bach (oder sogenannte "Klassik") hören, ist diese CD vielleicht eine Offenbarung:
diese Musik macht ja Spaß! Plötzlich "rockt" oder "swingt" Bach,
man merkt den Musikern die Freude am Musizieren an - wer Bach bisher "schwer" kannte, gewichtig und ernst, für den könnte sich ein ganz neuer Zugang eröffnen - und das ist natürlich GUT so!
Für Hörer, die schon die ein oder andere Aufnahme kennen (die meisten jpc-Kunden z.B.) und vielleicht wie ich Aufnahmen mit Originalklang-Instrumenten lieben, stellt sich das doch anders dar. Die Betonung des Rhythmus, die Transparenz, die Freude an der Musik ist bei den Originalklang-Aufnahmen ja sowieso selbstverständlich.
Zu Frays Interpretation:
auch nach meinem Geschmack, meiner Hörgewohnheit ist dieser Bach peppig und frisch - aber das ist für mich leider zu wenig...
Frays Klavier dominiert den Klang, das (hervorragende) Orchester ist oft nicht viel mehr als "Hintergrund"-Untermalung.
Der Rhythmus der Ecksätze wird sehr betont, in den langsamen Sätzen "singt" das Klavier auch - aber das Ganze bleibt - für meine Ohren - an der Oberfläche.
Ein Hörer hat bei der Konkurrenz in seiner Bewertung geschrieben, diese Musik liefe bei ihm/ihr den ganzen Tag,
und andere schreiben, "macht gute Laune" -
provozierend könnte man vorschlagen, die CD auf "endlos" im Sportstudio oder im Supermarkt laufen zu lassen.
Um es klar zu sagen: das ist ja nicht schlecht, wenn Bachs Musik gute Laune macht, den ganzen Tag läuft, vielleicht den Alltag "untermalt" -
es ist nur ein bisschen Schade.
Weil in Bachs Musik soviel mehr ist!
Bachs Musik kann - auch die Klavierkonzerte! - tief berühren, still machen, zum Herzen sprechen...
Dazu muss man sich auf die Musik einlassen -
vor allem aber braucht man Künstler, die die Musik nicht "nur" abbilden (so spritzig es auch klingen mag), sondern die durch die Musik sprechen...
Und da ist - wieder für meine Ohren - eine andere Aufnahme so viel bewegender, der Dialog zwischen Klavier und Orchester so viel atmender (und beide klanglich gleichwertiger),
dass ein Vergleich unbedingt lohnen sollte -
vielleicht entdeckt der oder die ein(e) oder andere dadurch noch mehr in Bach:
Angela Hewitts Aufnahmen mit Tognetti bei Hyperion,
von denen es inzwischen mehrere Pressungen mit unterschiedlichen Preisen gibt.
Okay. Hoffentlich klingt das jetzt nicht zu abgehoben oder schwärmerisch - genau das Gegenteil wollte ich:
ich möchte einfach die von dieser CD begeisterten Hörer ermutigen,
noch einen Schritt weiter auf Bach zuzugehen - und eventuell viel dafür zurück zu bekommen...