5 von 5
Anonym
21. Dezember 2015
Gesamteindruck:
5,0 von 5
Künstlerische Qualität:
5,0 von 5
Repertoirewert:
5,0 von 5
Obwohl ich kein Bach-Fan bin...
Ich bin kein Bach-Fan und kann mich mehr für andere Komponisten begeistern. Der Grund ist, dass Bachs Musik häufig für meinen Geschmack zu mechanisch klingt. Gnadenlos tickt das Metronom, so scheint es oft, und es fehlt mir in Bachs Werken oft an Dynamik. Ja, vielleicht bin ich ein Banause. Jedenfalls habe ich immer nach Aufnahmen gesucht, die mir Werke von Bach vielleicht doch zugänglicher machen und mich doch so richtig begeistern. Mit dieser Einspielung der Goldberg-Variationen von Irma Issakadze bin ich fündig geworden. Wie Kritiker schon bemerkt haben, ist die Agogik bei dieser Pianistin etwas Besonders. Irma Issakadze drückt dem Werk keinen extravaganten Stempel auf, um die Musikwelt zu revolutionieren, aber sie spielt geschickt mit dem Tempo; mit dem Effekt, dass genau die strenge mechanische Form, die mich bei Bach etwas stört, ein bisschen aufgelockert wird. Die Interpretation lässt mich aufmerksam zuhören, weil immer wieder das Tempo etwas überraschend ist, ins Stocken kommt, wieder anzieht. Nicht so, dass es nervt, sondern wohldosiert. Banausenhaft gesagt, verleiht die Pianistin dem Werk einen ganz leichten Hauch von Jazz. Das Zuhören ist einfach interessant. Zudem beeindruckt diese Aufnahme mit einer hervorragenden Klangqualität. Einen besonderen Touch verleiht auch der Kawai-Flügel, der eine interessante Abwechslung zum bekannten Klang der Steinways ist. Ich kenne übrigens nicht die vielzitierten Referenzaufnahmen von Glenn Gould. Aber ein Vergleich interessiert mich nicht allzu sehr, denn ich wüsste nicht, warum ich außer Issakadzes Aufnahme noch andere bräuchte.