5 von 5
NWB
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Alter:
18 bis 24
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Geschlecht:
Männlich:
10. November 2022
Gesamteindruck:
5,0 von 5
Raum ohne Zeit
Erhard Grosskopf ist seit jeher ein avantgardist, jemand der Grenzen überschreitet, neue Felder in der Musik erschließt und sich keinem Trend unterwirft.
Wie einige von Grosskopf's Werken (u.a. die Plejaden) beginnt sein 3. Streichquartett (Opus 50) mit einem energievollen Stoß der den ,,musikalischen Äther" in Schwingung bringt, welcher in feinen Wellen schwingt, die an Wänden reflektiert werden und mit den anderen Wellen interferrieren. Es ergibt sich ein sehr zerbrechlich fluktuierendes Klangbild.
Die folgenden Werke (1 & 2) sind etwas weniger charakteristisch, hängen sich aber gut an den ersten Titel an und lassen dem Hörer den Bezug zur Zeit in dem Klangraum vergessen.
Großkopf postulierte öfters, dass er im Kopf des Hörers einen Klangraum/-haus konstruieren möchte in dem die Musik einzieht. Bei mir hat er es eindeutig geschafft. Wobei seine Werke für konservative Ohren eher als "entartet" wahrgenommen werden, daher ist diese CD leider eher etwas für einsame Stunden. Die Aufnahmequalität ist sehr gut, man hat das Streichquartett direkt vor einem stehen und kann sehr analytisch den Klängen lauschen.
Besonders positiv fällt die Aufmachung der Hülle auf: edler Karton, ein Bild vom Komponisten, ein Auszug aus der Partitur des Opus 50 und sehr informative Erläuterungen von Grosskopf zu den Werken.
Leider gibt es kaum Einspielungen von Grosskopf auf CD, er hat jedoch einen hohen Stellenwert bei mir neben G. Ligeti, K. Stockhausen, F. Cerha und H. Lachenmann.
Gez.: 10.11.2022