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Anonym
13. August 2019
Bewegend
Ein schweres Schicksal, aufgefächert und lebendig erzählt.
Elena ist zweieinhalb Jahre alt, als ihr Vater als angeblicher Wiederständler brutal zusammengeschlagen und letztendlich vom wütenden Mob hingerichtet wird. Die Familie hat nur wenig Zeit, so schnell wie möglich den Hof zu verlassen. Denn die Mörder wollen keinen übrig lassen, der sich am gewaltsamen Tod des Vaters rächen könnte. dreizehn Jahre später kehrt die Mutter mit ihrer fünfzehnjährigen Tochter Elena, einem weiteren Kind und dem neuen Ehemann zurück, in der Hoffnung von der Dorfgemeinschaft reuevoll und ehrerbietig empfangen zu werden. Doch allein das Schweigen herrscht unter den übrig gebliebenen.
Elena hat noch die Stimme ihres geliebten Vaters im Gedächtnis jedoch kann sie sich weder auf den damals fluchtartig verlassenen und nun wieder "eroberten" Ort ihrer Heimat, noch den Stiefvater wirklich einlassen. Und doch verarbeitet sie intensiver als die Mutter, deren Gefühlsregungen auf ein Minimum reduziert sind.
Die Erkundung Elenas Schicksal, wird vom Autor später dem Enkelsohn "in die Hände gelegt". Dieser versteht seine eigene Mutter erst nicht, wie sie handelt, wie sie sich ausdrückt. Ein ständiges Konfliktpotential herrscht zwischen den beiden. Der Vater ist dement und verliert den Bezug zum Jetzt. Eine Reise in die Vergangenheit beginnt. Nur so kann der Sohn verstehen.
Mir hat der Schreibstil und der Aufbau der Geschichte sehr gut gefallen. Das Buch ist sehr dick, liest sich aber flüssig. Nichts wird verkompliziert. Aber es gelingt dem Autor Momente so auszudehnen, dass ich als LeserIn das Gefühl bekomme mittendrin zu sein und die Ereignisse förmlich vor mir ablaufen sehe. Eine Prise (bitterer) Humor ist trotz aller Tragik auch eingestreut.
Ein tolles Buch welches ich unbedingt empfehlen möchte, nicht nur Lesern, welche ihre eigene Familiengeschichte ergründen wollen.