Flickernde Jugend - rauschende Bilder
Flickernde Jugend - rauschende Bilder
Buch
- Netzkulturen im Web 2.0
- Sonstiger Urheber: Birgit Richard, Jan Grünwald, Marcus Recht
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- Campus Verlag, 10/2010
- Einband: Flexibler Einband
- ISBN-13: 9783593393056
- Umfang: 220 Seiten
- Copyright-Jahr: 2010
- Gewicht: 365 g
- Maße: 217 x 144 mm
- Stärke: 20 mm
- Erscheinungstermin: 15.10.2010
Kurzbeschreibung
Voll im Bild - Jugendkulturen im NetzWie kommunizieren "digital natives"? Über das Internet, so die naheliegende Antwort. Doch es geht noch genauer: Sie kommunizieren über Bilder. Flickr, YouTube, myspace und Facebook sind heutzutage für Jugendliche die zentralen Plattformen, auf denen sie sich selbst inszenieren und mit anderen austauschen können. Kommunikation und Präsentation funktionieren dabei vor allem visuell über Bild-Netze, speziell über Online-Videos und "Fotosharing". Die Autorinnen und Autoren analysieren diese Social Networking Sites im Web 2.0. Sie entwickeln Methoden, die auf die besonderen Eigenschaften der neuen Medien zugeschnitten sind, und zeigen, warum der Begriff "privat " für die hier geteilten Informationen nicht mehr passt. Vielmehr geht es im Netz darum, ein Bild von sich zu inszenieren und sich damit in Sachen Mode, Geschlecht oder Musik darzustellen. Die in diesem Buch vorgestellte Grundlagenforschung liefert erstmals ein Instrumentarium, mit dem sich diese jugendliche Netzkultur erfassen lässt, und gibt überraschende und aufschlussreiche Einblicke in die Jugendkulturen im Netz.
Inhaltsangabe
InhaltVorwort9
Einleitung11
1 Einführung in Felder sozialer Netzwerke16
1.1 Problemfelder16
1.2 Privacy Management und Privacy Awareness26
2 Jugendbildforschung: Analyse-Instrumentarien für jugendliche Medien, Bilder, Netzwerke38
2.1 Netzscan38
2.2 Shifting Image, Bildcluster und Schlüsselbild: bildtheoretische Überlegungen39
2.3 Eigenschaften der Bild-Netze im Web 2.0 als Ausgangspunkt für eine Jugendbildforschung47
2.3.1 Das "typische" Profilbild48
2.3.2 Bildsorte, Bildsuche und Bildprinzip50
3 Soziale Netzwerke: medien- und bildstrukturelle Spezifika54
3.1 YouTube: Universum der Bewegt-Bilder55
3.2 Flickr: visueller Hypertext69
3.3 Facebook: Timeflux = Echtzeit-Sharing85
3.4 MySpace: von Musik-Promo zu Profil-Customizing93
4 Inhaltliche Felder der jugendlichen Bild-Netzwerke100
4.1 Posen der Selbstdarstellung bei YouTube und Flickr100
4.2 Fashion Victims: Jugendliche Mode-Bilder125
4.3 Das Böse, die Gewalt und der Tod147
4.4 Kreativ-okkupative Musikkulturen192
4.5 Jugend-Bilder im Web 2.0 als mimetische Selbstdarstellung205
5 Babes in Toyland - Widerständige Geschlechterbilder im Web 2.0210
5.1 Problematisierung des Begriffs der Widerständigkeit210
5.2 Stached Women: Der Bart als Motiv abweichender Inszenierung von Weiblichkeit auf Flickr213
5.3 Dimensionen der Abweichung222
6 Jugend und Kunst im visuellen Online-Medium250
6.1 Neue Formen von Kunst im Web 2.0252
6.2 Klassiker der neuen Kunst auf YouTube254
6.3 Medienadäquate Strategien von Online-Videokunst257
6.4 Online-Video: "Mashup" und Bastard-Kunst von Medienmeistern259
7 Sinnlosigkeit, Künstlichkeit, Pathos und Bastardbilder in
asozialen Netzwerken als zentrale Schwerpunkte der Jugendbildforschung263
7.1 "Identität" als Illusion: Das verdoppelte Spiegelstadium in asozialen Netzwerken269
7.2 Durch das asoziale "shifting image" zum visuellen Wissen271
8Literatur275
Auszüge aus dem Buch
1 Einführung in Felder sozialer Netzwerke"Wie die bisher vorliegenden Daten zeigen, gehören Heranwachsende, d. h. Personen bis etwa Mitte 20, zu den stärksten Nutzern von Weblogs, Videoplattformen oder "Social Network Sites" wie studiVZ. Allerdings gibt es bislang wenig darüber hinausgehende Erkenntnisse zu den Nutzungspraktiken in dieser Altersgruppe sowie ihren Konsequenzen, z. B. im Hinblick auf die Verschiebung von Grenzen zwischen Öffentlichkeit und Privatsphäre, auf die Einstellungen zu Datenschutz oder zum Umgang mit politisch oder anderweitig extremen Inhalten."
1.1 Problemfelder
Im sozialen Web 2.0 kann die neue Mischung von Öffentlichem und Privatem und dem neuartigen Paradox einer persönlichen Öffentlichkeit Probleme aufwerfen. Mit diesen soll begonnen werden, um dann vor allem in den nächsten Kapiteln die ästhetischen Möglichkeiten und Potentiale der neuen sozialen Webbilder und Webkulturen herauszuarbeiten.
Alle Studien zeigen, es gibt auch Negatives im social web, wie zum Beispiel Mobbing, jedoch überwiegen die positiven Erfahrungen mit den neuen ästhetischen und kommunikativen Möglichkeiten. Das soziale Web 2.0 steht nicht außerhalb der etablierten Medienlandschaft, so die Studien, weshalb Muster des Umgangs mit Medien der öffentlichen Kommunikation für das social web angenommen werden.
Hier genau zeichnet sich das methodische Problem der Forschungen zum Medium Web 2.0 ab: es ist medienstrukturell anders als die umgebenen Medien wie etwa TV, und es bietet ganz andere gestalterische und ästhetische Möglichkeiten, das heißt vor allem ganz neuartige Bildformate, die hier untersucht werden sollen.
Das soziale Netz hat einen hohen Stellenwert im Medienrepertoire jugendlicher Lebenswelten und wird zur Selbstdarstellung, Partizipation, Vernetzung und Beziehungspflege benutzt. Die intensive Nutzung und vor allem die investierte Zeit im Onlinenetzwerk zur digitalen Beziehungspflege anhand von technisch medial bestimmten Kommunikationsformen für interpersonale Kommunikation hat also erwiesenermaßen große Bedeutung für Jugendliche.
Die Studien stellen jedoch ebenso fest, dass das Ideal das persönliche Treffen bleibt. Es waren also keine Verschiebungen ins Netz festzustellen, jedoch zeigt die Studie, dass Häufigkeit und Intensität der Begegnungen im Netz die personelle Kommunikation übertreffen und damit auch dessen Bedeutung für soziale Beziehungen eine wichtige ist. Es kann allerdings auch zu Fehleinschätzungen bezüglich der Reichweite, Dynamik und des Risikos der Nutzung des Angebots kommen, so die Studien, da man sich in geschlossenen und privaten Communities wähnt und Publikum sowie Folgen des Handelns nicht bedacht werden, zum Beispiel bei einem vermeintlich lustigen Foto. Die Nachhaltigkeit eventuell virtueller Jugendsünden wird unterschätzt, da Personalabteilungen, Eltern und Lehrer im Netz recherchieren. Zu Recht wird immer wieder vor der Situation einiger Arbeitssuchender gewarnt, die bei Vorstellungsgesprächen mit privaten Fotos ihrer Online-Portale konfrontiert wurden. Der Blick in die Communities wird zunehmend auch von Arbeitgebern genutzt, um Informationen über mögliche Bewerber einzuholen. Dadurch haben sie die Möglichkeit, mehr von den Interessen des Bewerbers zu erfahren, einen Eindruck von dessen sozialen Kompetenzen zu bekommen, jedoch auch gleichzeitig von potentiellen Verfehlungen zu erfahren.
Die Halbwertszeit der eingestellten Daten sowie die existierenden Dateninseln zur eigenen Person werden nicht reflektiert, und die Eigendynamik der Interaktionen (schnelle Verbreitung von Botschaften über Plattformen, ungewollte Verlinkung durch Andere) wird unterschätzt.
Jugendlichen NutzerInnen wird also eine widersprüchliche Wahrnehmung des Webs nachgesagt: Sie sehen es einmal als eigenen, selbstbestimmten Raum, andererseits kennen sie die Diskussionen der Erwachsenen um den sogenannten Datenexhibitionismus. Das wäre der Extremfall, wo die intimsten In
Biografie (Birgit Richard)
Birgit Richard, Dr. phil., ist Professorin am Institut Kunstpädagogik/ Bereich Neue Medien an der Universität Frankfurt am Main.Biografie (Marcus Recht)
Marcus Recht, Dr. phil., ist wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich "Neue Medien" am Institut für Kunstpädagogik der Universität Frankfurt am Main.Anmerkungen:
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