3 von 5
Präzisionslauscher
15. November 2023
Pressqualitaet:
3,0 von 5
Voll enttäuscht von Led Zeppelin IV remastered 180g-LP
Zunächst ein paar Worte zur Musik: Die 1. LP-Seite mit Liedern wie Black Dog, Rock And Roll, The Battle Of Evermore sowie selbstverständlich Stairway To Heaven sind absolute spitze. Vor allem der Übergang von Black Dog, bei dem Led Zeppelin quasi mit angezogener Handbremse unterwegs ist zu Rock And Roll, wo wirklich die Post abgeht, ist echt klasse gemacht. Das ruhigere Stück (Ballade) von The Battle Of Evermore gibt einem die Gelegenheit durchzuschnaufen, um zum Ende hin, das geniale Musikstück: Stairway To Heaven absolut genießen zu können.
Doch, was bitteschön, soll die zwote LP-Seite sein? Belangloses bis zum Abwinken. Lediglich das nette Stück Going To California ist noch gut anzuhören (flowers in the hair – hmm, kennt man doch irgendwie)
In den 1990er Jahren gabs ein geniales Led Zeppelin Dreifach-Vinyl-Werk mit Namen (keine Ahnung – das „Aus der TV- und Rundfunk-Werbung“), eine Kompilation der bis dahin besten Led Zeppelin Songs. Dieses Dreifach-LP-Werk wurde bereits damals von Jimmy Page himself remastered (laut Aufdruck auch digitalisiert) und von J.Page auch produziert. Zum extrem schmalen Preis von lediglich 41,95 DM (ja die gute alte DM war damals noch Trumpf und etwas wert) erhielt man sämtliche damaligen Top-Hits von Led Zeppelin wie Good Times Bad Times, Communication Breakdown, Whole Lotta Love, Immigrant Song und selbstverständlich auch Stairway To Heaven – sowie viele andere tolle Songs mehr.
In Erwartung mit dem Led Zeppelin IV (remastered) (180g) (Limited Edition) (Clear Vinyl) eine klanglich noch bessere Version kaufen zu können – hier zum stolzen Preis von immerhin rund 37,- Euro – also fast das doppelte des 1990er Dreifach-Vinyl-Preises (wo zig Top-Songs mehr drauf sind) – orderte ich dieses Werk.
Nach der Ultraschallreinigung (ist dringend angesagt; sonst knistert und knackt es sehr viel), legte ich die Platte auf meinem guten Plattendreher mit dem hervorragenden MC-System, warf die ultrateure und sauschwere Phono-Röhren-Vorstufe an sowie den schön glühenden Verstärker. Doch was kam aus den fetten Standboxen heraus? Es war kaum ein Unterschied zwischen diesem remastered 180g-Clear Vinyl Led Zeppelin IV vs der identischen Seite der zwoten LP des Dreifach-LP-Werkes zu hören – wie bitte?
Gut, die neue LP hat ein ganz bissl tieferen und präziseren Bass, während das Dreifach-LP-Werk etwas luftigere und schönere Gitarrenhöhen zaubert. Würde sagen, es liegt an der unterschiedlichen Herstellung, weniger an irgendwelche Magnettonbänder oder was auch immer die Vorlage zum Pressen sein mag.
Da ich mir die exakt gleiche Seite (Liedreihenfolge: Black Dog, Rock And Roll, The Battle Of Evermore und Stairway To Heaven) sowohl bei der jetzigen Led Zeppelin IV 180g-Clear Vinyl wie bei dem Dreifach-LP-Werk anhören konnte, war ein Vergleich sehr schnell und sehr gut möglich.
Also Enttäuschung pur. Kaufe mir nämlich keine LPs, nur weil sie schön bunt oder hier farblos sind, sondern wegen den Songs und wegen einer möglichen Klangverbesserung vs. früher. Und da muss man zugeben, dass die aktuelle Pressung keinen Deut besser ist als die von vor über 30 Jahren – sic !!! Sie ist lediglich etwas dicker / fetter (180g) vs den früher üblichen – meine 120 Gramm.
Tja, mal wieder Pech gehabt. Dürfte für lange, sehr lange Zeit der letzte Kauf einer solchen LP gewesen sein. Nachdem ich schon lesen durfte, dass das Label Columbia bei der Amused To Death (remastered) Vinyl von Roger Waters nichts richtiges auf die Kette bekam (Zitat: Musik Top, Pressung Flop) und selbst ein Hi-Res-Download eher nur Schrott ist, schreibe ich hiermit das Thema Vinyl ziemlich ab. In meinem Plattenschrank passen eh nicht mehr allzuviele hinein.
Die Abzockerei der diversen Labels mit dem alten Songmaterial ist eh die absolute Frechheit. Nicht mit mir.
Lustigerweise ist die Pressung des 30-Jahre alten Dreifach-LP-Werkes nahezu identisch mit dem der aktuellen Led Zeppelin IV 180g-Clear Vinyl (bezogen auf der selben Plattenseite). Meine fast, selbst die Knackser und Kratzer sind nahezu identisch. Auch das langsame, eiernde Hochlaufen des Gitarrenverstärkers (oder was auch immer) zu Beginn des Stückes Stairway To Heaven ist identisch. Über 30 Jahre Musik- und Presstechnologie sind also für die Katz' gewesen. Na prima, vielen Dank! Bin mir sicher, dass die selben Masterbänder von 1990 auch diesmal zum Einsatz kamen und NICHTS, aber rein gar nichts geändert wurde – Hauptsache man schwurbelt (erneut) was von remastered - erneut von Jimmy Page himself und auch von ihm produziert; eben wie in den 1990er und kann nochmals Kohle abschöpfen. Hoffentlich schmoren sie dafür lange in der Musikhölle: Modern Talking mit Cheri, Cheri Lady rund um die Uhr.