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MathiasPack
Top 25 Rezensent
02. Juni 2023
Not too old to Rock’n‘Roll - der Altmeister hat's immer noch drauf!
Der bald 76-jährige Altmeister Ian Anderson, seines Zeichens Jethro Tull Gründer und Mastermind hat's immer noch voll drauf!
Auch im 56. Jahr der Gründung der ursprünglichen Band rockt der meist eher ernst dreinblickende Brite, mit der ausdrucksstarken und markanten Stimme, mit seiner verjüngten Jethro Tull-Bandmannschaft mächtig drauf los.
Von frischer Kreativität und Muse geküsst wartet der Künstler bereits ein Jahr nach Veröffentlichung des grandiosen Albums "The Zealot Gene" nun mit neuem Album und Material auf, mit dem bezeichnenden Titel "RökFlöte".
Thematisch hat er sich diesmal voll und ganz der nordischen Mythologie angenommen. Beim Eröffnungssong "Voluspo" und dem Rausschmeißer "Ithavoll" lässt Anderson die isländische Schauspielerin, Sängerin und Violinistin Unnur Birna in alt-isländischer Erzählweise zur Sprache kommen, was den beiden Nummern eine ganz spezielle und ungewöhnliche Note verleiht – ich mag es sehr, wenn man auch kein Wort versteht, so hat es was und klingt mystisch und sagenhaft.
Mal fröhliche, mal härtere Flötenklänge duellieren sich mit den elektrischen Gitarren in wunderbaren, teilweise schwierigen und ungewöhnlichen Arrangements, die aber immer irgendwie dynamisch, melodisch und vertraut klingen.
Insgesamt gefällt mir das neue Album zwar nicht ganz so gut wie der Vorgänger, aber es kommt wie nicht anders gewohnt in typisch Tulliger-Stilistik daher; klassisch arrangiert im Prog-Rock-Stil der 70er, musikalisch gewohnt folkloristisch geprägt, mal balladesk, mal eher rockig und manchmal sogar barrockig, mit Andersons unverkennbarem Minnegesang und immer einzigartigem Flötenspiel.
Mir gefällt's gut und meine Anspieltipps sind: "Allfather", "Ginnungagap" und "The Navigators".
"RökFlöte" dürfte eigentlich keinen Jethro Tull Fan wirklich enttäuschen – zwölf lyrische und zeitlos erwachsene Songs, die mit viel Energie, Inbrunst und Spielfreude dargeboten werden.