Kamus String Quartet - Different Voices auf Super Audio CD

Album des Jahres 2015 ist »Different Voices« von Alba Records & Kamus Quartet

Inmitten der jahrelangen Verehrung des Sibelius-Monolithen veröffentlichte das Kamus String Quartet ein Album, das Sibelius auf eine bessere Weise würdigt – indem es ihn authentisch mit der Gegenwart verbindet. Die Geiger Terhi Paldanius und Jukka Untamala, der Bratschist Jussi Tuhkanen und der Cellist Petja Kainulainen spielen seit dreizehn Jahren als Kamus Quartet und tun dies in ihrem eigenen, unverwechselbaren Stil: leidenschaftlich, aber kontrolliert, freundlich, aber ehrgeizig. Das Album als Ganzes und die Arbeit des Kamus Quartetts im Allgemeinen vermitteln ein völlig neues Phänomen in Finnland, das junge Hockeyspieler bereits im letzten Jahr auf der anderen Seite der Kultur eingeführt haben. An der Spitze muss man den Schläger oder gar den Bogen nicht allein halten, sondern kann als sich selbst lächeln und es gemeinsam genießen. Kunstmusik, diesmal insbesondere Kammermusik, weist auch in diesem Sinne den Weg in eine bessere Welt, nicht nur als künstlerisches Erlebnis.

Yle Klassik / 10.2.2016

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Das Kamus String Quartet steigert bewusst den Status der Quartettmusik. Auf ihrem zweiten Album setzt die Gruppe (Terhi Paldanius, Jukka Untamala, Jussi Tuhkanen, Petja Kainulainen) den Hit »Voces intimae« mit den neuen Bläsern des Genres gleich. Kamus interpretiert Sibelius auf wahrhaft intime Weise, ohne Gestelztheit oder Pathos. Insgesamt wagt es das Ensemble, das klar definierte, individualisierte Streicherspiel aufzugeben und sich in eine traumhafte, vor Vorahnung bebende Musik zu stürzen, die in winzigen Sätzen voranschreitet, in der aus vier eins wird. Nur wenige Ensembles erreichen ein solches Niveau im Konzertspiel. Der subtile Spielstil erfordert eine besondere Präsenz des Zuhörers, da Kamus lieber fragt und flüstert, als direkt zu antworten. Jukka Tiensuu Rack (2008) und Jouni Kaipainens Streichquartett Nr. 7 »Bathseba« (2013) eröffnen zwei unterschiedliche zeitgenössische Perspektiven auf das Streichquartett. Das von Volter Kilves Kurzgeschichte inspirierte Bathsheba Quartet überrascht mit seiner trägen Romantik, die in ihrer Erzählweise und nächtlichen Erotik Anklänge an Streichgedichte wie »Verklärte Nacht« aufweist. Es verwandelt das Rack in ein elastisches Klangkaleidoskop: Die Glissandi hüpfen spielerisch wie Gummi, die Flötenklänge funkeln wie ein Gedanke.‹

Rondo / Auli Särkiö 11.2015

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Kaipainens Quartett basiert fast programmatisch auf Volter Kilpis anschaulicher Nacherzählung der biblischen Geschichte von David und Bathseba. Der Komponist gibt sogar Hinweise auf die Bedeutung der klar umrissenen Episoden des Werks – nächtliche Liebesszene, Ermordung von Bathsebas Gatten auf dem Schlachtfeld, ihr Tod, ihr Verschwinden in der Wüste und so weiter. Kaipainens Musik ist stark vom vordodekaphonischen Schönberg – dem ersten Quartett ›Verklärte Nacht‹ – und dem Expressionismus, auch von Bartóks Nachtmusik, beeinflusst, in einer durchaus zugänglichen musikalischen Erzählung. Tiensuus Stück ist charakteristischerweise stilistisch weniger einheitlich. Es gibt stark rhythmische Passagen, die aus Bruchstücken harmonischen Flüsterns oder verstreuten Pizzicati bestehen; motorische Tonabschnitte; unheimliche Naturgeräusche. Das Ensemble wird durchgehend als riesiges Superinstrument eingesetzt und erzeugt komplexe, verwobene Klangskulpturen, deren Beobachtung ebenso faszinierend ist wie deren Bedeutung oder Funktion sich einer einfachen Erklärung entzieht.

Was den Titel betrifft, könnte es laut Tiensuus Kollege Kaipainen etwas damit zu tun haben, sich den Kopf zu zerbrechen, auf einem mittelalterlichen Gerät gefoltert zu werden, Gegenstände zu sehen, die auf einer Streckbank aufbewahrt oder ausgestellt werden könnten, oder auch nichts von alledem.

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