Kreeta-Maria Kentala - Side by Side auf Super Audio CD

Rezensionen

Side by Side – Kreeta-Maria Kentala gewann den Emma Award für das beste klassische Album des Jahres 2016.

»Auf dem neuen Album der Kaustis-Geigerin Kreeta-Maria Kentala verschmilzt Kaustis-Volksmusik mit Bachs Partiten. – Kaustis Musik ist voll von denselben Gefühlszuständen und überraschenden harmonischen Wendungen wie die Barockmusik. Spannend ist auch, dass der Swing des Barock und der Swing der Volksmusik langsam zu einem Ganzen verschmelzen, das explizit miteinander kommuniziert, ohne dass es eine Kategorisierung gibt, was zueinander gehört“, sagt Kreeta-Maria Kentala über das Album.«

Kulttuurihaitari/ 2 / 2016

Rondo wählte Side by Side zum Album des Monats Juni 2016.

»Die Verbindung zwischen Kaustinens Geigermusik und der tanzbasierten Instrumentalmusik des Barock wurde bereits diskutiert, insbesondere im Hinblick auf den Einsatz von Streichern, Ornamenten und rhythmischer Bewegung. Dies könnte die natürliche Beziehung zwischen den Musikern, die aus diesem Umfeld hervorgingen – wie dem Kammerorchester Mittelösterbottens – und dem Barock erklären. Sucht man nach weiteren Gemeinsamkeiten, findet man einen freien Umgang mit der Notenschrift und die intuitive Herangehensweise, die ein Musiker benötigt. Weder Barock- noch Volksmusiker werden in der Schule ausgebildet. In ihrem neuen Album konkretisiert die Barockgeigerin Kreeta-Maria Kentala, die in einer Geigerfamilie in Kaustinen geboren wurde und dort lebt, diese Koexistenz der Stile so umfassend wie kein anderer. Sie hat Bachs Soloviolinenpartien in d-Moll und E-Dur aufgegriffen und für jede Stimme nach Entsprechungen in Kaustinens Melodien gesucht. Die Gemeinsamkeit könnte sich auf eine einzelne Geste, einen Rhythmus oder einen Charakter beziehen. Sie erforderte auch eine Transposition, da Kaustinen kein bestimmtes E-Dur hat. gespielt. In der d-Moll-Partita dienen die von den Spielern komponierten Stücke als Einleitungen, in der E-Dur-Partita vor allem als abschließende Caneten. Kentala hat sich jedoch nicht damit begnügt, die Stücke ohne Pause hintereinander zu spielen, sondern kann sie, insbesondere in letzterem Ensemble, auch in der Mitte überlappen. Das ist schon kühn, doch Kentala tut es mit so natürlichem Musikerinstinkt und Einfallsreichtum, dass es keine Taschenspielertricks sind. Entscheidend ist, wie er selbst die Charaktere der Stücke miteinander kommunizieren und die rhythmischen Atemzüge in seinem Spiel verschmelzen lässt. Wenn auf Bachs tiefe Nachdenklichkeit und komplizierte Linien eine einfachere, aber berührende Caustic-Melodie folgt (wie in der d-Moll-Partita Louvre und Wiljami Niittykoskis Polkkamasurkka), fühlt es sich an, als frage man sich, ob das Leben immer so ernst genommen werden sollte. Die Gavotte en rondeau und Pikkulukkarin sottiisi aus demselben Werk treffen im Rhythmus eines Volkstanzes aufeinander, und Bourée und Ojalas Friitin Polkka sind strahlend im Geiste der Erhabenheit. Das Album beginnt ergreifend, wenn Keltala Peltoniemi Hintriks Trauermarsch wie in einem Trauerzug spielt, der sich leise vom hinteren Teil der Kirche nähert. So wurde er auch in Kaustinen gespielt. Die Allemanda der d-Moll-Partita setzt die gleiche schlichte, traurige Atmosphäre fort. Niittykoski Mollipolska ist Kaustinens melancholischstes Werk, und Bachs Sarabande scheint eine private Gemütsverfassung auf eine allgemeine Ebene zu heben. So wie Bachs Gigue Konsta Jylhäs Walzer für Jaana abschließt, weitet sich das Privateigentum auf die gesamte Menschheit aus. Kentala sagt auf dem Albumcover, dass die Werke auch ihren Spielstil gegenseitig beeinflusst haben. Kaustinens Pelimanni-Musik ist fließend und weitläufig; die Musik erinnert ihn an die weite Landschaft eines Flusstals. Bachs Musik hingegen ist voller feiner, dekorativer Details, die bei genauerer Betrachtung ihnen ist der Gesamtblick möglicherweise nicht sichtbar. In seinem Bach-Spiel strebt Kentala nach weiten Perspektiven: Die Linie bleibt nie in einzelnen Gesten stecken. In Kausti-ähnlichen Melodien unterstreicht er deren reiche Gefühlszustände, wechselnde Harmonien und rhythmische Feinheiten. Zusammen bilden sie mehr als die Summe der anderen und erzeugen erfrischende und berührende Assoziationen. Die Konkurrenz in der Bach-Diskographie ist so groß, dass das vielleicht denkwürdigste an Albas Album die Rehabilitierung der Kausti-ähnlichen Volkskunst ist. Es ist großartig, diese Werke so individuell und subtil differenziert zu hören, denn jeder ihrer Schöpfer war eine Persönlichkeit. Heutzutage hört man sie meist im „Slice, Cross, Stack“-Stil von Gruppenaufführungen, wie Kentala auch erwähnt, was dazu neigt, sie zu verflachen.«

Rondo / Harri Kuusisaari