3 von 5
Anonym
04. August 2023
Clivia als Gesamtaufnahme
Endlich diese wunderbare Operette mit so vielen Dostal-Schlagern als Gesamtaufnahme.
Es geht zunächst recht verheißungsvoll los. Mit prächtigem Orchesterklang und stürmendem Temperament wird das Vorspiel intoniert. Doch schon von der Introduktion zum ersten Akt bleibt nur das Hauptthema übrig, ab Melodram bis Schluß der Nummer ist alles gestrichen.
Das Duett Clivia- Juan ist hier nur eine Strophe lang und ein Solo der Clivia. Der Amazonen-Marsch macht Spaß und hat Pfeffer.
Gesungen wird gut bis mittelprächtig, die Buffonummern könnten lockerer sein.
Im zweiten Akt wird die Schere schon deutlicher angesetzt. Nach einer sehr stimmungsvollen Introduktion wird das Duett Clivia-Juan erst ab Ziffer 4 gespielt, sehr schade um die ersten 36 Takte der Nummer. In den Nachtänzen der Buffonummern wird gekürzt.
Track 3 der zweiten CD soll ein siebeneinhalbminütiges Duett sein, ab Minute 5 geht es in das Manzanares-Terzett über. Das wird dann als Track 4 gleich nochmal wiederholt. Wer da was ,wie und warum so geschnitten hat, bleibt das Geheimnis von cpo.
Seit „ Wo die Lerche singt“ bin ich Fan von Sieglinde Feldhofer. Hier finde ich sie nur in ihrer Auftrittsnummer überzeugend. Das große Lied im zweiten Akt singt sie mit schönem Ton, was für diese Nummer aber zu wenig ist.
Gestrichen wurden in dieser Aufnahme die Titel Nr.2a,4a,4b,4c,6a,12a und die beiden Zwischenaktmusiken Nr.7 und 14. Das ist schade, weil das Orchester wirklich gut spielt. Sicher wiederholen die Reminiszenzen bereits gespielte Themen, aber in anderer Orchestrierung. Und in der farbigen Orchesterbehandlung war Dostal wirklich ein Meister.
Problematisch finde ich allerdings das dritte Finale als Abschluß der CD. Die Ziffern 2 und 3 wurden gestrichen. Das Finale endet auf einem leisen G-Dur Akkord, ab Ziffer 7 ist der Rest des Finales weg.
Sicher ist das der Bühneninszenierung geschuldet, aber auf Tonträger ist es sehr unbefriedigend.
Das musikalische Gleichgewicht gerät wegen der vielen Striche etwas aus dem Lot.
Bei einer Gesamtspieldauer von gut 90 Minuten hätte man das fehlende musikalische Material noch mit aufnehmen können.