Wolfgang Amadeus Mozart: Oboenquartett KV 370 on CD

Für viele ist Mozart eher ein »Perfektor« als ein »Innovator«, ein Komponist, der auf ein bereits vorhandenes Vokabular zurückgriff, um einige der größten Werke der europäischen Kultur zu schaffen. In dieser Aufnahme wird uns jedoch Mozart als »Wegbereiter« vorgestellt: der erste Komponist in der Geschichte, der Blasinstrumente ernst nahm. Während seine Kollegen dazu neigten, die sogenannte Harmonie lediglich zur Verstärkung der allgemeinen Klangfülle einzusetzen, nahm Mozart es auf sich, den Charakter jedes dieser Instrumente auszunutzen und ihnen eine viel individuellere, unverwechselbarere Rolle zu verleihen – als Solisten, im Orchester oder in der Kammermusik, dem Thema dieser spannenden Veröffentlichung.

Ein solcher Stil zeigt sich im Quartett für Oboe und Streicher, einem Werk mit weiten Sprüngen und brillanten Passagen, das für den Mannheimer Virtuosen Friedrich Ramm komponiert wurde, und im Flötenquartett in D – geschrieben für den äußerst versierten Amateurmusiker Ferdinand Dejean und in dem die Hauptstimme, die im ersten Satz mit perlenden Läufen ausgestattet ist, mit großer Sorgfalt behandelt wird und nichts von der angeblichen Abneigung des Komponisten gegenüber dem Instrument erkennen lässt. Beide Werke sind Meilensteine ​​ihrer jeweiligen Genres, und auf dieser Aufnahme werden sie durch drei Stücke ergänzt, die ursprünglich für mechanische Orgel komponiert wurden (und für diese Aufnahme vom Flötisten Markus Brönnimann arrangiert wurden) und ursprünglich von Graf Deym in Auftrag gegeben wurden, um als Begleitung für ein neu errichtetes Mausoleum in Wien zu dienen. Unter diesen sticht die Fantasie in f-Moll K608 als die intensivste und dramatischste hervor, da sie strenge harmonische Erfindungsgabe mit einprägsamer Melodie, polyphoner Komplexität und kompositorischer Virtuosität verbindet. Brönnimanns Vorschlag eines möglichen Vergleichs mit den Werken des in Amerika geborenen Komponisten Conlon Nancarrow, wie im Booklet-Hinweis erwähnt, zeigt, wie zukunftsweisend diese Musik für ihre Zeit war.

Für die Aufführung dieser Werke steht das Ensemble Pyramide zur Verfügung, eine Gruppe, deren vielfältiges Repertoire vom Barock bis zum 21. Jahrhundert reicht und deren Konzertprogramme oft auf der Gegenüberstellung von Neuem und Altem basieren. Das in Zürich ansässige und 2006 mit dem Kulturstipendium der Stadt »Werkjahr für Interpretation« ausgezeichnete Ensemble hat Radio- und CD-Aufnahmen (darunter bei Labels wie Naxos und Ars Musici) und ist in ganz Europa aktiv.

Weitere Informationen:

- Aufgenommen 2013 in der Schweiz.

- Im Mittelpunkt dieser neuen Aufnahme stehen wunderschöne Arrangements für Bläserensemble von drei Werken, die ursprünglich für mechanische Orgel geschrieben wurden, Werke von überraschend dramatischem und emotionalem Charakter, von denen zwei in der dunklen und tragischen Tonart f-Moll stehen. Das Arrangement für Flöte, Oboe, Violine, Viola und Cello verstärkt die dramatische Wirkung der Originalwerke, anstatt sie zu verringern.

- In den anderen beiden Werken spielen Bläser als Solisten (eine Spezialität Mozarts, des großen Befreiers der Bläser): das geniale Flötenquartett in D-Dur und das entzückende Oboenquartett, Werke von großer melodischer Erfindungsgabe und instrumentaler Freude.

- Klare Artikulation, warmer Ton und ansteckende Spielfreude kennzeichnen die Aufführungen des Ensemble Pyramide, das bereits eine wunderbare Aufnahme französischer Kammermusik von Koechlin und Maurice Emmanuel bei Brilliant Classics, vorlegte.

- Das Booklet enthält ansprechende Liner Notes zur Musik.