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else
13. August 2013
Gesamteindruck:
5,0 von 5
Künstlerische Qualität:
4,0 von 5
Repertoirewert:
3,0 von 5
Schlankheitskur ohne Richtersches Pathos
Wer sich eine "aufführungspraktisch informierte" Gesamtaufnahme der Händelschen Orgelkonzerte anschaffen will und daher Karl Richter und seine Barock-Auffassung der 60er-Jahre ebenso wenig vermisst wie vergleichbare Einspielungen aus derselben Richtung, wird nur schwer an dieser sehr reizvollen und preislich attraktiven Box vorbeikommen. Die Academy of Ancient Music empfiehlt sich immer noch als eines der führenden englischen Ensembles für Alte Musik und spielt in jeder Hinsicht wunderbar vielfarbig, mit atmender, lebendiger, aber stets geschmackvoller Artikulation und ebensolchen Tempi. Richard Egarr, der auf einem kleinen und wunderbar farbig klingenden Instrument spielt, macht der Solopart hörbar Spaß, und das Wechselspiel funktioniert perfekt. (Eine große Orgel mit entsprechendem Klangvolumen würde wiederum zu einer romantisierenden Auffassung à la Richter passen, wäre aber ansonsten reichlich fehl am Platz.) Egarrs Verzierungen mögen vergleichsweise stark "polarisieren" und erscheinen in der Tat nicht ganz so authentisch und mühelos virtuos wie z. B. bei Ton Koopman, aber das tut der Sache nur geringen Abbruch. Das Klangbild ist für mein Empfinden optimal und begeistert sowohl in Stereo als auch im Mehrkanal-Format mit vollem, warmen und perfekt ausbalancierten Klang. Insofern sei diese Einspielung wärmstens empfohlen (im Zweifelsfall auch als willkommene "Schlankheitskur" für Richter-lastige Plattenregale...).