Fumio Yasuda: Kakyoku auf CD
Kakyoku
Herkömmliche CD, die mit allen CD-Playern und Computerlaufwerken, aber auch mit den meisten SACD- oder Multiplayern abspielbar ist.
(soweit verfügbar beim Lieferanten)
+Death Sentiments I-V; Tari; Kain; Tango for November; Things that are missing here; Love Scenes; Gig; In 1930; Blue Ruins; Fragment of Portrait; To the Mark of Dream; Song of Lydia; Last Requiem
- Künstler:
- Drope, Yasuda, Reiseger, European Art Orchestra, Ruf
- Label:
- Winter & Winter
- Aufnahmejahr ca.:
- 2000
- Artikelnummer:
- 3347708
- UPC/EAN:
- 0025091005123
- Erscheinungstermin:
- 2.1.2001
Ein Bild. Ein Moment voller Stille, eine scheinbar eingefrorene Zeit. Doch die Zeit hinterlässt Spuren auf diesem Bild, sie verändert es Stück für Stück. Die Erosion der Zeit selbst formt und wandelt den Blick auf das, was ist. Das ist der Eindruck, den ich von Fumio Yasudas Album »Kakyoku« [Blütenlied] gewonnen habe.
Im Zentrum steht das Streichorchester, das als Hauptklangkörper dient. Anfänglich monochrom, entfalten sich allmählich farbige Nuancen – jedoch ohne Übermaß an Glanz, denn Glanz würde hier fehl am Platz wirken. Es entsteht stattdessen eine intensive Kontinuität durch erhabene Klänge: die Harfe, das Cello, der sanfte Übergang zum Klavier. Jeder dieser Elemente trägt zur Entwicklung der Klanglandschaft bei.
Die Musik ist dabei keine Programmmusik. Sie verfolgt kein übergreifendes Thema, erzählt keine konkrete Geschichte. Es geht um etwas Tieferes: eine rohe, essenzielle Präsenz, die im Zuhörer Bilder entstehen lässt – wenn diese Präsenz ihn erreicht.
In diesem Sinne handelt es sich bei »Kakyoku« um bildhafte Musik. Doch dies bedeutet keinesfalls, dass Yasudas Kompositionen eine bloße musikalische Übersetzung der Werke des Fotografen Nobuyoshi Araki sind. Vielmehr birgt der Klang eine tiefe Kraft, die Assoziationen und innere Bilder freisetzt. Dieser schöpferische Impuls ist Ausgangspunkt und Kern.
Fumio Yasuda, Komponist und Pianist, geboren 1953, hat mit »Kakyoku« ein Werk geschaffen, das seine künstlerische Identität gänzlich widerspiegelt. Es ist nicht notwendig zu wissen, dass er einst klassische Komposition studierte und später Free Jazz spielte, um das Album zu genießen oder zu verstehen.
Heutzutage werden Musiker gerne in Kategorien einsortiert – Schubladen, die nicht selten die Wahrnehmung des Publikums prägen und oft unbewusst von der Musikindustrie diktiert werden. Diese Kategorisierungen können sogar die Künstler selbst beeinflussen. Die Fixierung auf solche Labels führt dann zu Begriffen wie »Crossover« oder »Fusion«, die oft mehr Verwirrung stiften als Orientierung bieten.
Doch es gibt Räume jenseits solcher Begrenzungen. Besonders dann, wenn Musik über sich hinausgeht und auf andere Kunstformen trifft – wie in diesem Fall auf die Fotografien von Nobuyoshi Araki. In dieser Verknüpfung entsteht ein offener Raum, frei von den Zwängen gewöhnlicher Genregrenzen.
Was verbindet Musik und Bilder? Was ist das Ziel dieser Fusion? Welche Ansätze drängen sich auf, und wie hat Fumio Yasuda diese Herausforderung gemeistert?
Yasuda begann seine Arbeit frei von Vorgaben – wie ein leeres Blatt Papier. Sein Wissen setzte er ein, doch er stellte es infrage, löste sich von Konventionen und Erwartungen. Äußerliche Einflüsse schloss er aus. Was zunächst wie eine Nutzung bestehender Stile erscheint, ist in Wahrheit eine völlige Ablösung davon: eine Neuordnung, die in eine außergewöhnliche Klangtextur mündet.
Ausgangspunkt waren Arakis Fotokunstwerke. Sie gaben den Anstoß zur musikalischen Erkundung. Und doch – auch wenn man die Fotografien weglässt und nur die Musik hört, bleibt nichts leer zurück. Yasudas Komposition scheint vielmehr eine Antwort auf Arakis Arbeit zu sein – eine Reflexion über deren Vergänglichkeit. Während Araki den Moment in der Fotografie einfriert, verschiebt Yasudas Musik diesen Moment in einen Fluss aus Zeit und Bewegung. Seine Klänge scheinen mit der Zeit zu spielen: sie anhalten, beschleunigen oder freigeben. Diese enge Verzahnung mit dem Zeitgefühl verleiht der Musik ihre beschriebene »rauh-substanzielle Präsenz«.
Dabei wirft Yasuda ein Licht auf jene unbewussten Gefühle und Prozesse, die Arakis Fotografien möglicherweise auslösen – und schafft Klänge, die für sich alleine stehen können. Diese erstaunlichen Spuren werden schließlich dem Zuhörer wie ein sorgsam bewahrter Schatz überlassen.
Das Album wurde glücklicherweise beim Label Winter & Winter veröffentlicht – einem Label mit langjähriger Expertise in der Zusammenarbeit mit Araki und zugleich einem Symbol für Unabhängigkeit und künstlerische Integrität. Hier zählen keine Kompromisse. Der Produzent Stefan Winter hat immer klar gemacht, dass einzigrelevante Qualität gilt – unabhängig von den Namen oder Marktwünschen der Musikindustrie.
Rezensionen
P. Eckstein in Scala 2/01: »Der Japaner malt mit seiner Musik Zustände, Stimmungen; ausgedrückt durch Tonfolgen, die klingen, als ob jemand am Klavier nur so vor sich hinspiele und seine Befindlichkeit in die Finger lege. Das European Art Orchestra schafft einen konstraststarken Hintergrund für die Tontupfen, eine Sopranstimme oder gesampelte Drums-Collage bereichern die attraktive Ein- samkeit von Yasudas Klangwelt. Wunderschöne Blumenfotos, welche die Stücke illustrieren, zieren die edle Winter & Winter-Produktion.«Disk 1 von 1 (CD)
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1 Kakyoku
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2 Death sentiment I
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3 Death sentiment II
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4 Death sentiment III
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5 Death sentiment IV
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6 Death sentiment V
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7 Tari
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8 Kain
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9 Tango for November
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10 Things that are missing here
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11 Love scenes
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12 Gig
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13 In 1930
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14 Blue ruins
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15 Fragment of portrait
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16 To the mark of dream
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17 Song of Lydia
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18 Last requiem
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19 Kakyoku
