Sehr amerikanisch in der Frömmigkeit der Figuren, teilweise auch an der Realität vorbei.
Buchinhalt:
Die Ehe von Innenarchitektin Claire und Anwalt Stephen liegt nach zwei Seitensprüngen von Stephen in Trümmern. Als dieser kurzerhand eine alte Südstaatenvilla erwirbt und einen neuen Job in einer Kanzlei in Atlanta annimmt, wird Claire vor vollendete Tatsachen gestellt. Nie hat sie in einem so alten Haus wohnen wollen, doch dann findet sie in der Villa ein altes Tagebuch, das einer gewissen Charlotte gehörte, die zu Zeiten des Bürgerkriegs in der Villa lebte. Der Fund setzt Ereignisse in Gang, die Claire zwingen, ihr bisheriges Leben noch einmal neu zu überdenken....
Persönlicher Eindruck:
In dem Gegenwartsroman Mit jeder kleinen Entscheidung erzählt Autorin Tamera Alexander die Geschichte von Claire und Stephen, einer gescheiterten Ehe und einem versuchten Neuanfang in einer alten Südstaatenvilla in Atlanta. Es ist nicht das, was Hauptfigur Claire sich gewünscht hat – ihr Mann Stephen stellt sie mehr oder minder vor vollendete Tatsachen. Zwei Seitensprünge von Stephen haben Claire zu der Überzeugung gebracht, dass ihre Ehe am Ende ist und dennoch geht Claire mit.
Die Geschichte ist ganz okay, doch aufgrund des Klappentextes hatte ich ehrlich gesagt andere Erwartungen. Ich hatte mir erhofft, dass die Autorin einen größeren Fokus auf die historischen Passagen lenkt, doch leider dümpelt alles mehr oder minder in der Gegenwart dahin. Schade, denn die Erzählung aus dem Bürgerkrieg hätte das Zeug dazu gehabt, einen tollen, tiefgründigen und mitreißenden Roman zu ergeben – ja, wenn Frau Alexander dieses Potential genutzt hätte.
Ich gebe offen zu: es wurde mir mit der Zeit einfach zu viel, dass sich der Plot immer nur um die Ehekrise drehte. Claire verzweifelt lange Strecken am Tod ihres kleinen Sohnes, der allerdings schon 13 Jahre vor der Romanhandlung passierte und natürlich am Fremdgehen ihres Mannes. Ob man dafür so viele Seiten braucht, ich weiß es nicht.
Die christlichen Passagen waren sehr deutlich und daraufhin ausgelegt, dass unter allen Umständen an der Ehe festgehalten werden muss, egal, wie schlimm die Verfehlungen auch sind. Claire spricht relativ weit vorne im Buch davon, „Gott gehorchen zu müssen“, als sie immer noch bei ihrem Mann bleibt, statt ihn in die Wüste zu schicken. Das fand ich weniger authentisch. Egal, welche Überzeugungen der einzelne Leser auch haben mag, für mich war die Frömmigkeit und das Verhalten der Figuren doch sehr amerikanisch und gegen Ende sogar relativ unglaubwürdig. Gerade der Schluss war für meinen Geschmack sehr konstruiert und nicht sonderlich glaubhaft und diente mehr oder minder dazu, die vermittelte Ansicht beim Leser zu festigen.
Ich verrate sicher nicht zu viel, wenn ich preisgebe, dass Claire Stephen wieder zurücknimmt, ihm alles verzeiht und an mehreren Stellen im Buch die Schuld sogar bei sich selber sucht. Gut, das hat einfach so sein müssen, aber es geht einfach auch ein Stück weit an der Realität vorbei.
Gut gefallen haben mir die historischen Passagen, auch wenn diese nur sehr spärlich auftauchten und eher schmückendes Beiwerk waren. Ich habe schon viele Romane von Tamera Alexander gelesen, die mir sehr gut gefielen – dass dieser hier aus aus der Reihe tanzt, das hätte ich nicht erwartet.
Letztendlich konnte mich der Roman als Ganzes nicht überzeugen, so leid es mir tut. Im Gedächtnis nachhallen wird er ganz sicher nicht.