Über 400 Seiten gähnende Langeweile - was für eine Enttäuschung!
Buchinhalt:
Elsass-Lothringen zur Kaiserzeit: Die Französin Pauline Martin betreibt im beschaulichen Diedenhofen an der Mosel ein Pensionat für höhere Töchter, in dem sie selbst als Lehrerin tätig ist. Paulines Konzept hierbei ist die Reformpädagogik, doch sie eckt damit mehr als einmal an und hat es schwer, sich den Konventionen der Kaiserzeit anzupassen. Zudem sorgt ihre neueste Schülerin Suzette für Wirbel: das Mädchen trifft sich immer wieder heimlich mit einem Offizier der preußischen Armee und kommt einmal sogar sturzbetrunken nach Hause. Immer mehr gerät das Pensionat in der öffentlichen Meinung in Verruf – und dann ist da noch Vincent, der neue Gärtner, der ebenfalls ein Geheimnis zu verbergen scheint....
Persönlicher Eindruck:
Töchter des Aufbruchs ist der erste Teil einer Trilogie, die sich mit einem Mädchenpensionat für Töchter aus besserem Hause befasst, welches in einem kleinen Moselstädtchen beheimatet ist. Wir schreiben das Jahr 1910, die strengen Konventionen der Kaiserzeit sind im Alltag deutlich spürbar, ebenso die Ressentiments zwischen Deutschen und Franzosen. Mittendrin versucht eine junge französische Lehrerin ihre Schützlinge zu eigenständig denkenden, starken Frauen zu erziehen, die bereit sein sollen für eine Zeit des Aufbruchs.
So weit so gut – das klingt alles sehr vielversprechend, dementsprechend hoch waren auch meine Erwartungen. Leider konnte der Roman diese überhaupt nicht erfüllen.
Die ganze Handlung überschattet eine gähnende Langeweile, die sich von Seite zu Seite zieht und kontinuiertich steigert. So hätte sich der Spannungsbogen gestalten sollen – leider war ein solcher zumindest für meinen Geschmack überhaupt nicht vorhanden.
Die Autorin beschreibt das Setting und die Schauplätze durchaus bildhaft, weist im Anhang eine fundiert recherchierte Hintergrundmaterie auf und kennt sich zweifelsohne aus in der Zeit, in der ihre Geschichte spielt. Allerdings verzettelt sie sich durchgehend in nichtigen Details, anstatt die Handlung an sich voranzubringen und einen spannenden Plot zu entwickeln. Sie beschreibt nahezu jeden Schmetterling auf den Blumen am Wegesrand, jedes Astloch im Holz und jede Tasse Tee, die die Figuren trinken in solcher Ausführlichkeit, dass die Haupthandlung Stück für Stück auf der Strecke bleibt. Ich hatte nicht das Gefühl, dass die Figuren – seien es nun Hauptfigur Pauline oder auch die Nebencharaktere – irgend eine Art der Entwicklung durchmachen. Die meisten Personen blieben durchweg blass und nichtssagend.
Dafür, dass die Reihe auf drei Bände aufgeteilt ist, wirkt die Geschichte für mich an vielen Stellen künstlich aufgebläht. Möglicherweise hätte es dem Pensionat an der Mosel besser getan, man hätte alles gestraffter erzählt und sich nur auf einen Band beschränkt, um zumindest ein Miminum an Spannung zu erzeugen.
Ich muss zugeben, dass mich Band 2 und 3 nicht mehr interessieren. Wenn ich die Geschichte mit anderen Reihen des historischen Genres vergleiche, kann ich nur ernüchtert feststellen: das können andere bedeutend besser. Mag sein, dass ich verwöhnt bin, da ich sehr viel lese – dennoch erwarte ich als Leser, dass mir ein Roman den Grund dafür gibt, weiterlesen zu wollen. Diesen hatte ich hier leider gar nicht.
Eine Leseempfehlung kann ich daher nicht aussprechen.