Mitreißende und berührende Familiengeschichte
Mit großer Begeisterung habe ich die ersten beiden Bücher von Alex Schulman, "Die Überlebenden" und "Verbrenn all meine Briefe", gelesen. Meine Erwartungshaltung an "Endstation Malma" war dementsprechend hoch - und ich wurde nicht enttäuscht!
Die Geschichte spielt auf drei Zeitebenen, und es werden drei Zugfahrten nach Malma beschrieben. Ende der siebziger Jahre begibt sich ein Vater mit seiner kleinen Tochter auf die Reise, zwei Jahrzehnte später ein Paar, das sich in einer Krise befindet, und später fährt eine junge Frau auf der Suche nach Antworten mit dem Zug nach Malma. Wie die Schicksale der Personen miteinander verwoben sind, erfahren wir im Verlaufe des Buches.
Im Mittelpunkt des Romans steht Harriet. Sie ist 8 Jahre alt, als sie erfährt, dass ihre Eltern sich scheiden lassen. Durch die dünne Wand hört sie, dass bei jedem Elternteil nur eine der beiden Töchter bleiben soll. Es ist eine große Kränkung für sie, dass beide sich für ihre Schwester Amelia entscheiden, diese aber schließlich mit der Mutter auszieht. Harriet bleibt beim Vater. Als sie nach längerer Zeit endlich ihre Schwester wiedersehen darf, kommt es zu einem Vorfall, infolge dessen Harriet sofort abreisen muss.
Jahre später, Harriet ist mittlerweile Bibliothekarin, lernt sie im Zug den Makler Oskar kennen. Die beiden verlieben sich ineinander, und Oskar ist glücklich, die interessante und faszinierende Frau erobert zu haben. Sie werden Eltern von Yana, doch die Beziehung ist schwierig, sie ist geprägt durch Harriets Vergangenheit.
Auch mit diesem Roman beweist Alex Schulman, dass er ein brillanter Erzähler ist. Sein kluger Sprachstil ist mitreißend, die Charaktere sind überzeugend dargestellt. Er wechselt ständig die Perspektiven, mal befinden wir uns in Harriets Kindheit, dann in Harriets und Oskars Beziehung, dann in Yanas Kindheit. Wir begleiten die Personen, die im Zug sitzen und bekommen Einblick in ihre Erinnerungen und Gedanken. Nach und nach werden Geheimnisse und erlittene Traumata enthüllt. Es geht um Familie und Beziehungsprobleme, Verrat und Verluste, Depressionen - und um Liebe.
Die traurige und zugleich liebevolle Geschichte über eine Familie, in der Schmerz und Verluste über Generationen weitergegeben werden, hat mich zutiefst bewegt und berührt. Besonders nahegegangen ist mir die Szene, in der Harriet hört, dass beide Elternteile lieber ihre Schwester Amelia in ihre neue Lebenssituation mitnehmen wollen. Dieses Gefühl der Ablehnung wird Harriets ganzes Leben prägen.
Der Roman hat mich von Beginn an gefesselt und in seinen Bann gezogen. Absolute Leseempfehlung für dieses großartige Buch, das mich noch lange beschäftigen wird!