Desert Blues (remastered) (180g) auf 2 LPs

Auf dem Markt von Farafenye taucht man, der Hektik des Straßenverkehrs den Rücken zukehrend, in einen Kosmos intensiver Gerüche und exotischer Klänge ein. Auf buntschillernden Stoffballen liegen die Händler und dösen in der Mittagshitze. Der Tag steht still, irgendwo aus dem Gewirr der Stimmen löst sich eine Gitarre, es könnte auch eine elektrisch verstärkte und völlig übersteuerte Kora sein, ein swingender Rhythmus gesellt sich hinzu, der Sänger verliert sich in ungeahnter Stimmhöhe. Sein melancholisches Lied umwirbt den Hörer, nimmt ihn gefangen in den feingewebten Netzen der Melodie. Man versteht kein Wort, und doch elektrisiert es den Zuhörer, Schauer jagen den Rücken hinunter. Es ist, als ob man zum ersten mal einen alten Blues-Song hört und realisiert, dass aus jeder Zeile die leidvolle Erfahrung eines ausgebeuteten Lebens spricht, aber auch Widerstand und die Erlösung, die es bedeutet, in der Musik diese Erfahrungen mit anderen zu teilen.

Ein oft vervielfältigtes Klischee engt die Musikkultur des afrikanischen Kontinents auf »ursprüngliches«, »energetisches«, »spontanes« oder gar »magisches« Trommelspiel ein. Afrikas musikalischer Kosmos bietet mehr als das Aufklatschen von Händen oder Stöcken auf Kuh- oder Ziegenfell. Das hier wichtigste Instrument ist – wie überall auf der Welt – die Stimme. Und diese steht im Zentrum dieser Sammlung. Es sind Stimmen, die uns seit vielen Jahren begleiten, die uns immer wieder in ihren Bann ziehen, in traurigen Momenten zu uns sprachen und in den glücklichsten jubilierten – »Gesang, wie Wellen bei Nacht« (Bruce Chatwin).