2 von 5
soundsurfer
11. April 2017
Wahre Liebe?
Um ehrlich zu sein: ich kann noch immer nicht recht begreifen, warum ein derart begnadeter Musiker wie Derek Trucks seine eigene Karriere, die u. a. mit der Derek Trucks Band so vielversprechend verlief, opfern konnte, um fürderhin mit der musikalisch eher mittelmäßig begabten Susan Tedeschi (eine Art „Bonnie Raitt für Arme“) als deren Sidekick sein Dasein zu fristen. Außer natürlich, dass es sich bei Frau Tedeschi um die Angetraute des guten Derek handelt – das scheint ihm offenbar Grund genug, sein Licht derart unter den Scheffel zu stellen.
Ja, das muss wohl wahre Liebe sein.
Nach den für mich eher enttäuschenden ersten beiden Studiowerken der „Susan Tedeschi Band feat. Derek Trucks“ (das wäre eigentlich der passendere Name für das Ensemble) gab es zumindest mit „Let me get by“ zuletzt Hoffnung auf Besserung. Gutes, abwechslungsreiches Songmaterial und endlich etwas mehr Raum für Truck´s unnachahmliches Gitarrenspiel sorgten für das bislang überzeugendste Album dieser Truppe.
Indes, das Versprechen auf bessere Zeiten wird mit der nun vorgelegten Live-Einspielung aus dem „Fox Oakland“ im September 2016 leider nicht eingelöst.
Schon der erste Track mit dem bezeichnenden Titel „Don´t know what it means“ ist quasi programmatisch: es beginnt mit einem an sich soliden Southern-Rock-Groove, aber wir hören gleich wieder zu viel Tedeschi und zu wenig Trucks. Und dann löst sich der Song plötzlich ohne jedwede zwingend kompositorische oder dramaturgische Logik in den letzten gut zwei Minuten in eine Art Free-Jazz-Inferno auf, dass ein John Zorn nicht gruseliger hinbekommen hätte.
Und so folgt ein Programm aus Eigen- und Fremdkompositionen, dem schlicht der rote Faden fehlt.
OK, ja, es ist Jam-Rock. Aber muss das dann auch bedeuten, dass manche Songs minutenlang völlig ziellos herum mäandern, bis sich endlich jemand erbarmt und das Stück doch noch irgendwie zu Ende bringt?
Wenig überzeugend auch die Coverversionen, die ihren traurigen Tiefpunkt in einer Art Gospel-/Soul-Version von Leonard Cohen`s „Bird on a wire“ finden, das von Susan Tedeschi so fürchterlich niedergeschrien wird, dass Verschwörungstheoretiker hier möglicherweise ihre ganz eigenen Deutungen zu Cohen´s Ableben im November letzten Jahres haben könnten…
Gnädiger weise wird uns die im Konzert ebenfalls präsentierte Version des John Prine-Klassikers „Angel from Montgomery“ auf der CD erspart – die Fallhöhe zur ergreifenden Interpretation von Bonnie Raitt wäre wohl tödlich gewesen.
Das ganze Unterfangen wäre wohl noch einigermaßen zu retten gewesen, hätte man zumindest für einen transparenten, druckvollen Sound gesorgt. Aber was einem hier aus den heimischen Lautsprechern entgegenquillt, ist eine wahre Zumutung. Ein völlig verwaschenes Klangbild, ein einziger, breiiger Matsch. Die Gesangsparts sind ggü. den restlichen Instrumenten viel zu stark in den Vordergrund gemischt, Drums und Percussions gehen teilweise völlig unter, entwickeln nie das notwendige, groovende Fundament für diese Art Musik und auch den Gitarrenparts fehlt meist die hinreichende Präsenz.
Ein klangtechnisches Trauerspiel, das zu allem Überfluss auch noch Derek Trucks als Produzent selbst zu verantworten hat.
Lieber Gregg Allman, lieber Warren Haynes, bitte reaktiviert die Allman Brothers wieder und gebt eurem Kumpel Derek ein musikalisches Umfeld, das seiner würdig ist.
Onkel Butch hätte das so gewollt, ganz bestimmt!
Das kann so nicht mehr lange gut gehen.