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Anonym
15. September 2014
Platz 1 in den Album Charts - was brauchst man da noch zu sagen
Für alle, die es noch nicht mitbekommen haben. Der Major schreibt nicht mehr die Musik bei der Band mit den drei Großbuchstaben. Mittlerweile hat sich BAP musikalisch vielfältiger aufgestellt, als in den Major-Jahren. Anders halt.
Nach der eher gemischten Radio-Pandora Tour mit entsprechendem Live-Album, auf der rockige und ruhige Stücke etwas unverbunden nebeneinander standen, zeigen sich Niedecken und Co. diesmal von der absolut ruhigen Seite - und das wunderschön. Als Intro 'Noh all dänne Johre' ist sowohl ein gelungener Opener für die CD als auch eine tolle Begrüßung für alle Fans auf den Konzerten. Danach der programmatische All-time-Hit 'Für ne Moment', der in Kombination mit dem neuen Motto-Song 'Zosamme alt' ein tolles Duo bildet. Gleichzeitig leitet man mit letzterem die Reige der Tina-Liebeslieder ein. Dabei ragt meiner Meinung nach 'Rääts un links vum Bahndamm' klar heraus. Zum ersten Mal kann man den Text des Liedes auch wirklich verstehen. Die erste CD wird dann abgerundet mit dem Block der Lieder über die andere Liebesbeziehung - die Freundschaft. Ob jetzt zum Kumpel ('Frankie un er'), zu den Fans ('All die Aureblecke') oder doch wieder zur Partnerin ('Alles wat ich zo jähn wöhr', frei nach Bob Dylan). Durch die Kombination mit 'Twist and Shout' lässt BAP es am Ende der ersten CD sogar nochmal richtig krachen.
Die zweite CD startet dann mit den Mega-Downern 'Morje fröh doheim', 'Lisa' (nach fast 30 Jahren endlich mal wieder live) und 'Noh Gulu'. Das Doppelalbum geht weiter mit einem Mix aus von den Fans immer noch sehnsüchtig erwarteten Pflicht-Nummern ('Kristallnaach', 'Verdamp lang her' und 'Du kanns zaubere') sowie tollen Neuaufnahmen (u.a. die lang erwartete neue Version von 'Anna') und Songs, die das Konzept des Doppelalbums nochmal aufgreifen und abrunden ('Songs sind Dräume' und 'Sebndeschluss').
Nicht zuletzt durch Rhani Krija (Immer-wieder Leihgabe von Sting) oder Dauergast Anne de Wolff erreichen BAP musikalische Höhenflüge, an die man 1982 noch nicht wagen konnte zu denken. Auch die eigentlichen Bandmitglieder Werner Kopal und Michael Nass zeigen als Multiinstrumentalisten ihr Potential in voller Bandbreite, stets zuverlässig im Takt gehalten vom "Old Man On The Drums" Jürgen Zöller (auf seiner wohl letzten CD mit BAP). Und natürlich fehlt auch nicht der bandeigene Haus-Mundharmonikaspieler Julian Dawson.
Fazit: Neue Besen kehren gut - nicht zuletzt durch den Ersatz für Helmut Krumminga, Ulrich Rohde, erhält die Altherrentruppe neue Klangfarben und überzeugt mit einem Live-Album, das soweit wie möglich, 'Ohne Stecker' aufgenommen wurde. Für alle Fans der bebilderten Musik ist in der Special Edition auch noch eine DVD mit den Konzertzugaben beigelegt. Stimmungsvoll in schwarz/weiß gehalten. Fehlt eigentlich nur noch die ursprünglich angekündigte und dann zurück gezogene Spezialversion von 'Ruut-wiess-blau, querjestriefte Frau'. Wehe. die kommt nicht irgendwann später!!!